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Dresdner Nachrichten : 23.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189004233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-04
- Tag 1890-04-23
-
Monat
1890-04
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.04.1890
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der Ein« «ehr tu bezahlen haben, so hat der Natb beschlossen, von Hebung der Beitrage zu de» Pensionskassen seit.'nS der Beamten der Stadt fernerhin obzuiehe». Der hindurch entstehende Ausfall gesammt jährlich 17P74 Bit. betragen. Gegenüber diesem t in Vorschlag gebracht worden, die Beiträge, welche all en Fonds und von Anstalten mit selbstständiger Finanz- . r. B. den Gasanstalten und dem Wasserwerke, für die e Stadtknsse zu würde inSgesammt . . Ausfall ist in Vorschlw verschiedenen ^ wirihschaft. W Rj ?» . ^ l ! > . . z. B. den Gasanstalten und dem Wach dort allgestellten Beamten und Bediensteten an dlc zahlen und. nicht nur sortzuerdclien, sondeni auch um die Beiträge, die fernerhin von den Beamten und Bediensteten nicht mehr selbst zu zahlen sind, zu erhöhe». Dadurch wird der AuSfall aus etwa l'..730 Mk. ermäßigt. — Der Rath hat für die ncnbegrnndete Stadtbaumeisterslelle den Regiernngsbanmeister bei der Königl. Strafen- und Wasser- banverwillnng Gustav P re ßp r i ch und für die nengegriindete Stadt- baninipektorsielle de» Ingrnicm bei der Wasserwerksverwaltung der Stadt Chemnitz Richard Vetters gewählt. — Gestern besuchten Ihre Hoheiten Prinz und Prinzessin Uieub das Pariliineriegeschilst von Carl Sük. Ptagerslraße, und machten daselbst grökerc Einkäufe. — Geller» Vormittag fand durch eine aus 14 Personen be uchende Commission. Mitgliedern des StadtratheS, der König!. Pottzeidirektiv» und der neuen Stras:enbabiigesellkchast die Bcsich- iianng der letzten zwei neuen S t raken d a h nlin i e n des e'.slen Baaobsst;»ittcs, Ulilandllratzv Theaierplatz und Böhmischer Va>>nbvf-HoIbci,iilu>tze>Stadt;nen;e statt. — Die hiesige Königl. Technische Hochschule begeht heute den Geburtstag Sr. Mai. des Königs mit einem Feitaklns, der Vormittags lO Uhr in der Aula slallsindet. Die Festrede hält >?eir Prot. H. irischer über die Entwickelung der Dampfschifffahrt nur der iüchslichen Elbe. — Eine für ruhige Dre > radsahrc r sehr praktische, geuuß- rciche »nd vergnügte Rundfahrt au> zwei Tage, welche man mit aller Veguemlichkeit unter Ueberwindung nicht groher „Hindernisse'»iit und ahne Beefsteak von Dresden ans anstelle» kann, möge in Folgendem warm empfohlen sein. Unser Ziel ist die freundliche Eidstadt Riesa. Mau fahrt den etwa 7>0 Kilometer messende» 'Weg zunächst ans der alte» Leipziger Landstratze über Meisten. Zehren bis Seer hausen. Von da ad biegt die gute Straße »ach R>esa ab. Bricht man etwa früh um neun Ubr in Dresden aut, so ist man mit den Notlügen Eiholungs Uuterblechiiugeu bei mützigem Fahren 'Abends um 6 Uhr in Riesa. Hier bietet sich in dem ausgezeichneten Hoiel Münch. Wettmstratze. dein ermüdeten 'Radler eine vorzügliche Be- wirlhuug und gutes Raciilguarlicr dar. In der Frühe des andeten eageS iiiiiimt inan eine sehr lvhiiciidc Besichtigung der Stadt »nd ihier zahlreichen vssciitlichen Verbcsseniiigeii vor. La süllt uns zim.uhsl die schöne neue Pferdebahn auf. welche aus der laugen breiten Welttnstraße den Baluihvs mit der allen inneren ^Sladl verbindet in einer Entternnng bvn cüva l'o- Kiloinetcin Sic ist das Unternehmen einer Aktiengesellschaft und sali trotz der Neuheit recht gut renkiren. Ter Aufschwung, den die Stadt seit einigen Jahren ! genommen hat. zeigt sich allerwäris in der ganz hervorragenden Verbesserung. Verbreiterung. Pslahernng und Fnksleigherslcllmig der ertrotzen und Plätze, der Anlaae eines großen neuen Wasser werkes mit elegantem Wasserthnim. an den neuen Schleuien- anlagen mit Svülstütem. die sehr beachtciiswerth sind, vor Allem aber an dem schönen Stadtpark. den der VerschönerungSveiei» mit iei;enden Wegen, Allee» und Plätzen aiisgellatlet hat und dauernd unterhält. In alter Zeit war dieser ganze Eompier einem 'Nonnen- Noiter zugehörig, der Park war zuletzt Eiaeiubnm de§ Freiherr»! v Welch von welchem die Stadt ihn übernommen hat. Inter-' --essaiil ist im Park die schöne aus die Elbe zimiluende Allee, der! Z'og. ..Brandendurger Weg", durch welchen die Preuken vorder L Schlacht von Kelielsdort den Uebergang über die Eibe 'lichten.! ^ Am entgeaenge'etzten Elbuser sicht man d.,S Herrn Rudolph gehö-' ^rige Rittergut Pwmnitz. In dem ehemaligen Noinienkiosler be-^ »'nidct sich zur Zeit die Schiokbranerei und in dem Saale. wo i einst die irommen Schwellern speisten, füllt man zur Zeit die Vier-, ^ wsser auf und spült die Flaschen. Verwundert ist man übrigens, «daß in einem >o amstrebeiiden Gemeinweien von etwa 9000 Ein-^ ^ mohncrii die Kirche dieses ehemaligen Klosters ans dem 13 Jahr- ^ ^ s hundert, die einzige Hcinplkirche der Stadt gebliehc» ist. die i>w 2'.hrem inneren Sitzplätze'' und ankeren Zustande nicht e»t- mehr sür Riesa Pakt und ousreichk. Sehr iehenswerth ist ^r^'Adas im Renaissancestil durch Herrn Dberlandbanineiner Hähnel o-r ^ umgebanrc 'RathhairS am schöne» neuen Kaiser Wilhetmsvlatz, dcc j .iait ö 'Acker Umfang hat. Eui vornchines Schiiigebaiidc für Lediglich böhmische Arbeiter leien cm deren Stelle von den Prinzi palen angenommen worden, denen man 27 Pfg. pro Stunde be zahle. während man den Gehilfen da« Verlange» nach einem Lodn von 2b Pfg abgeschlagen habe. Auch eine Einschränkung der Sonntagsarbeit habe nicht stattgefundrn. Man solle nur Sonn tags einmal durch Einlesen gehe», um zu beobachten, wie dort tn fast allen Geschäften die Leute ganz unnöthigenvetse die schwersten Arbeiten verrichten niüble». — Polizcibrrtcht. Gelegentlich einer Neckerei erhielt am Sonntag in einem Grundstück der Secvorstadt ei» Schlossergeselle von einem Genossen einen Stoß, in dessen Folge er stürzte und einen U »terschenkelbruch erlitt. — Ein Portemonnaie nnl über l3 Mk. bat am 18. d. M. ein Fräulein Marg. Bvriiunin aus der Antvnslrake i» Nensladt gesunden und dasselbe cn» Mon tag der Königs. Polize'direkiwn »vergeben. — In einer Fabrik der Seevorstadl hat am Sonnabend ein Lehrling beim Gießen von Etien eine Verbrennung leichterer Art sich zugezoaen.— Von einen, Handwagen, welche» eine Milchhändlerin a»S Weißlg im Vertraue» auf die Wachiainkeit des vorgespannten Hundes einige Zeit anfsichtSloS aus der Gcrichtsstraßc stehen gelassen hatte, wurde vorgellern früh gegen 8 Uhr ein neuer Handkorb mit 1 Mandel Eter. die ln einen, blaue» Tuche lagen, 1 Blechkrug mlt etwa 3 Litern Sahne und l Knabenjagiiet gestohlen. — Gestern Rachniittag wrang eine an, der Striesenerstroße wohnhasie Frau, welche geistig gestört ist, ans dem dritte» Stockwerke ihres Hanfes. Durch einen Stadlbezirksausseher winde die unglückliche Frau, die keine Verletzungen duvongctraaeii, nach dem Stadtkrankenhause gebracht. — Eke m n i tz, am 22. April. Gestern Abend ereignete sich aut der ziemlich abschüssige» Stvübeigerstrcitze ein recht bedauer licher Unglücksfall. Ein vor einem leichten Wagen, in dein eine einzelne Danie saß, gespanntes Pferd ging plötzlich durch. Die Dame war sofort, vom Schrecken erhitzt, ans dein Wagen ge sprungen und pcrletzte sich schwer am Kopfe. Daö durchgehende P'erd schleuderte den Wagen mit solcher Wucht cm cmeil Slraßen- bäum, das, er total zertrümmerte, die Strange risse» und der Kutscher bvu seinen, hohen S'tze aitt die Strotze geschleudert wurde Im rasenden Galopp utüeiNe das Pierd den schon lcbivrrvcrletzteii GeichirrNchcek a» den Zügeln eine weite Sliecke fort, bis die Zügel rissen und dc> Kutscher bewutztlos liegen blieb. Der Schwer verletzte mutzte mittelst Siechwagcus in s Krankenhaus gebracht werden. TaS wilde Pferd wurde erst aus der Laugestraße aus- gehalten — Immer mehr schlimme Nachrichten treffen aus dem Erz gebirge eln über die Verheerungen, die das Gewitter vom 19. d. angcrichlet. In Schellcnberg schlug der Blitz in daöWeich- hold'sche Hans, Vieles zertrümmernd, ohne zu zünde», in Bör nicke» bei Lengefeld wurde» vom Blitze t> Kühe und l Pierd des Gutsbesitzers Karl Heimich Uhlmaiiu gelobtet und >» Wvlkeustein, ttui dem fogeiiaiiiiteii WolfSberge, ivurde der auf dem neben scniem Ha nie besiudticheii Feld beschäftigte Wirthschastsbesitzer Gottlob Met, niit leinen zwei Kühe» gctödtet. Sein dabei gewesener löiahrigcr Sohn iit bedeutend verbrannt worden. Me» hniterlützl l Willwc mit 6 nnerzvgenen Kindern. Fortsetzung des örtlichen Ttzeilcs auf Leite 4 «nd S. ^ .nm c» otcler Unnana hat. Em vornchines ^chntgebandc ttir . 5 iZ UgNüdchen und andere Neubauten, darunter die prächtige Villa des TZr'Z Herrn Tr. med. Festner, ziehen das Auge hier aus sich. Man ver- -L> -2 dankt »Ml diesen Alirschwimg bezüalich der Salnbritär der Stadt .bauvtfächlich der rührigen städtischen Verwaltung, an deren Spitze j ^ ^ sie Herren Bürgermeister Klötzer. Stad'verordne lcnvoc'land Tho'i.! ^ br Stadtrath Hille re. durch ihre tüchtige Initiative ncb grotze Verdienste i 7S ^ cnwarbcn habe». Im freundlichsten Verkehr mit der Garnison der! Stadt (reitende Artillerie. Kommandeur Major Wilsdorfs sehen > Ts - nnr die Eiiiwohnerichart RieiaS und gewnmcn davon ein erauick-! Gliche« Bild. Ist man nach dem Genüsse der Sehenswürdig- ^ M . leite», ivozil selbstverstaiidliR auch der grotze neue .Haien oberhalb j ss L r« des Bahnuor'eS gehört, leiblicher Erholung bedürftig, io. darf man 2 das Restaurant Bret'Rncider .Zur Elbterras'c" aiif'S Veile j ^empfohlen sein lassen. Ebenso lohnend ist ein Besuch der tech- s;niichen L'siiin des Rieiaer Amtsblattes »Clbcblalt", Besitzer " und Redakteur Herr T. Langer. Jeder Freund der edlen! Schwarzkunst wird sich über die intelligenten Einrichtungen! da'elbst erfreuen. — Radfahrer-Brauch ist, datz nian nie den 2üeg! zurücknniinit, den man nach einem Ziele gefahren ist. Wir lhnii! dcSglcichen und brechen nun etwa Vormittags um zehn Uhr auf, fahren über die Elbbrücke auf leidlichen Eominunikalions- wegen über Priestewitz nach Grotzenhain, wo uns in dem Hotel de Sare eine gute Verpflegung winkt. Von da ab hat man auf der St.atze nach Nadelung eme reizvolle Fahrt, bis uns von letzterer Stadt ans die allchcwnrdige gut chausnrte Grotzenhaincrslratze 'Abends gegen acht Uhr in Dresden einlonien lätzr. Sumnia- Summamm hat man in 2 Tagen dann etwa IOC Kilometer auf gutem, ebenem Boden znrückgelcgt, der nur wenig Landschwellungcn zeigt, auf welchen der Radler etwa sein getreues Radwtz am ebernen 'IentZcng auswärts zu bugsircii hätte. Jedermann ist diese Ricsaer Rundrene zur rollenden Nachahmung zu empfehlen! — Das Präsidium von Sachsens M > l i l ä r - V c r e i n S- Bund hat ein Rundschreiben au die Eiineluercine gerichtet, in welche»! es dieie uiiffoidcrl. mit aller Eneiaic gegen diejenigen Mitglieder vorzugehcn. welche sich der Sozialdemokratie zunclacn. »ES ist uns unbegreiflich", heitzt es in dem Aufruf, „wie ein Mit glied eines Miiltacvereins die Schwachheit besitzen konnte, sich von unseren gegenteiligen Versvrechuiiczen, von den statutarischen Ver pflichtungen loszu'agen und sich einer Partei, die wir bis uns den letzten Monn zu bekämpfen haben, anziuchlietzen. wie ein solches Mitglied mit 'einem Gewitzen z« F«che kommt, wenn es sich lagen mutz, durch feilten Treiibinch gleichzeitig eines Meineids sich schul dig gemacht zu Kaden. Fort mit einem solchen Kameraden aus unseren Kleve»; er hat sich uuferer patriotischen Vereinigung durch »eine Untreue unwüidig gemacht! Wir sind keine polnische Ver einigung und auck weit entfernt, uns in das Getriebe der Politik zu begeben, «bei den Patriitismus und die Vaterlandsliebe zu pflege» uns zu fördern, mutz uns heilige Pflicht lein, umioniehr, .s wir uns aus Manneswort verpflichtet haben, patriotische Be strebungen unter allen Umständen zu unterstützen." — Von den beiden für den Awertblatz bestimmten Zier den» neu ist seit .Kurzem das vom Bildhauer Dietz hier heme- iiellie Modell des einen zum Gutz fertig gemacht worden. Der Rath nbcrgiebt die 'Ausführung in Brvnzcgntz der hiesigen Erz- gietzcrci von 'Albert Vierling. Die sür den Gutz und die feincr- zeilige AunleUnng zu zahlende Summe, die aus dem Verschöne- cniigsioiids der Günb'ichcn Stillung entnommen wird, betrügt 'chIItt Mk — Das Ehrlich 'sche M n s i k I nst i t n t hält heute Abend eine Voripicl'Üebung seiner Schüler und Schülerinnen ab. — Die Vorführungen der Beduinenkarawane im Zoo logischen Garten ziehen stets «in zahlreiches Publikum an und unterhalte» eS auf's Köstlichste. Jahrelang hat die Völkerwiel« keine so interessante Nationalität beherbergt. Die Tanze sind k und phantastisch; wer tn Paris war. hat aus der Well ltouS« ' . > - :t'' i. S Palchatrst > . , lerischer Wirkung dar. Mit dieser Beduinen truppe hat unser zoolo gischer Garten eine Anziehungskraft ersten Range« gewonnen. — ÄlS Entgegnung auf die vor einigen Tagen gebrachten Mittheilungen über den Verlauf drS Gärtner st rrlkS erhalten wir eine Zuichrisl der Lohnkommission, in welcher bestritten wird, daß der Streik beendet lei. Der Zuzug seitens fremder Gehilfen 'et nur ein geringer gewesen, lobun «in Ersatz der Streikenden durch fremde Gedusen tn keinem Geschäft stattgefundrn Hab«. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Bei den, Festmahl im Rathhans zu Bremen dantte der Kaiser in feiner Rede zunächst herzlich für den ihm seitens der Bevölkerung Bremens bereiteten Empfang. Ec habe wohl empfunden, datz dieser Empfang aus warmem >>crzeu gekommen sei, und der Jubel der Bevölkerung habe seinem Herze» wohigelhan. Bor 21 Jahre» sei er in Bremen gewesen; diese fest liche Halle habe ichan damals einen unauslöschlichen Eindruck am lim gemacht. Die Tradition seines HanieS sei immer die gewesen, datz der.Herricher sein Amt von Gott erhalle» und dak er dessen Willen aiiSlninhren habe. Als er damals in diesem Saale geweilt, Hab? er nicht geahnt, datz er einmal als dcntlchel Kaiser hier stehen würde. Die höchste Pflicht des Herrschers lei. für die Erhaltung des Fliedens zu sorgen. Im Inland? lühle man sich hingezogen zu den Seestädten, er könne sagen, man habe gcosen Reipell vor Biemen. wo Solidität unter den Handelsherren und treuer denticher Bürgern»» wohne. Davon hatte» auch der ihm beute bereitete Einv'ang und die beute gcbvrten Rede» von Neuem Zeugnis; ab gelegt. Was an ibm liege, so wolle er dafür sorgen, datz Bremens Eittw'ckclung flcb uiigcslörl vollz>eben könne. Er rrbcbe lein GlaS, ge'üllt mit dculschem Wem. auf das Blühen. Wachsen und Ge deihen Bremens. Er wiederhole, das; er Alles eiinetzcii werde, den Frieden zu erhallen. In dieser Gesinnung leere er das Glas und rufe: „Tic Stadt Bremen und ihr Senat, sie leben hoch!" — Ter Kai'er bat Bremen mittelst Sonderznges Montag nm 1' s Uhr Nachmittags verbissen und ist in Bremerhaven um 0 Uhr eingc- Irosicn. Er schritt die Front der als Elpcnkomvagnie vor dem Bahnhöfe amgesiellieii Matrosen-Ariillerle-Ahlheilung ab und erwiederte aut die Ansprache des Stadtdircktors Gebhardt, dak er dec Entwickelung Bremerhavens mit Iitteiesse folge. Unter dem Jubel der Bevölkerung fuhr der Kaiser alsdann durch Bremerhaven und Geestemünde nach den.Haicn-'Anlage». Bei dem an Bord der „Fulda" m Bremerhaven staltgehabten Diner erwiederte der Kaiser ans die Ansprache des Vorsitzenden des Lloyds etwa Folgendes: Jeder Erfolg des Llohd erfülle ihn mit Stolz, denn die schisse des Lloyd, weiche von den, groben Empo rium nach allen Windrichtungen ansgingen. seien Gegenfland nicht nur ilmerer, sondern auch fremder Bewiinecriing, sie feien Zeugen der tüchligen Leistungen in der LchlssSbantechnik der Handeis- marine. überall konnte» sie sich mit Stolz blicken lassen. Lelbst- versländlich sei sein Stieben ans den Frieden gerichtet. Handel und Wandel könnten nur blühen, wenn durch de» Frieden der sichere Geschäftsgang verbürgt wäre. Als Freund des Seewesens verfolge er die Erscheinungen der Natur. Als er zum erilen Male die Lilsee mit einem Geschwader befahren, habe cs sich um einen Kurswechsel gehandelt. Derselbe habe stattgefimdeil. aber die Schisse seien dabei im Nebel getrennt worden. Mil einem Male sei aus dem Nebel hoch über den Wolken die deutsche Flagge anfgetancht — cm überraschender Anblick, welcher Alle zur Be wunderung der Naturerscheinung hingerissen habe: später sei daS ganze Geschwader, tadellos den neuen Knis sleueind, ausgetaucht. Ties 'ei ihn, als Bild erschienen, nachdem der Nebel sich zerstreute. Welch' dunkle Stunden auch über unser Vaterland kommen möch ten. wir würden dennoch in rüstigem VorwartSstteben unser Ziel erreichen nach dem ichönen Grundsatz: .Wir Deutsche fürchten Gott, ionst Niemand aus der Weit." Wenn in der Presse und dem öffentlichen Leben Anzeichen von Gefahren hcrvortreten, so solle man getrost denken, dak cs lange nicht immer so schlimm sei. wie es miesche. Man solle ihm vcrtroucn, dak er de» Frieden schützen werde, und wenn in der Presse mitunter seine Worte anders ge deutet würden, so solle man des alten Wortes eingedenk sein, daS einst ein Kaiser gesprochen: .Ein Kasierwort solle»,»» nicht drehen noch deuteln". Er bitte die Anwesende», auf das stete Vorwärts- sirebcn »nd das Gedeihen deS Lloyd ein Hoch zu dringen. Die Worte des KaiielS riefen stüiiniichc Begeisteriliig hervor. " Zur Bcgrllkung deS Kaisers in Bremen ivar n. A. auch der Ncalcrungspräsivent Gras Wilhelm v. BrLmarck erschiene». Iit enter Notiz über den am Sonnabend abachaltenen Kron- rath halte der .Neicbscmz." in etwas unverständlicher Form ge ankert, daß auch die Schulfrage zur Berathung gelangt sei. Wie bereits gemeldet, hat es sich hierbei jedeiitalls um die Enquete über die Frage deS höheren Nnlerricbtswesens gehandelt, weiche der Kultusminister bei der zweiten Lesung des Etats schon ange- kündigt hat- Die Frage ist schon vor vierzehn Tagen in einer Vor-Konfcrenz im KillluSminlstcrinm berochen, dann dem Staots- ministerillm vorgclcgt und Im Kronrathe endlich zum Beschlüsse erhoben worden. Zur Ausführung des Vorschlages soll eine Kom mission wahrscheinlich im Herbste von ungefähr 40 Mitgliedern, ans Pädagogen, Parlamentariern und Anderen bestehend, einbe- rufen werden. In künstlerischen Kreisen verlautet nach der „Voss. Zka ". daß Plvf. Reind. Begas an einem neuen Entwürfe für das Denkmal Kaller Wildelms I. schon seit längerer Zeit arbeite, nachdem sein sür die Eonkurrrnz gelieferter Entwurf von der Jury nicht mit einem Preise bedacht worden war. Außerdem sind vier Bildhauer mit der Herstellung von Entwürfen beauftragt worden, nämlich Prof. Schaper, Schilling. Lllaers und tzildedrand tn Florenz. Die sämmtltchen Entwürfe solle» dem Vernehmen nach daStzTerrain der Mi und zwar sollen sie zuerst von einem '' > »rich Kreisen, und zwar sollen sie zueicst von einem bekannten hannll verlchen Magnaten, der seinen Frieden mit der prenbischen Re" gierung gemacht bat. angeregt sein. Ueber die Stell»»» de« Herrn v. Bennialcn. der de» Vorsitz der VerwaltliiigSkonimissivn sür das mit Beschlag belegte Vermögen König Georg'« führt — der eigent liche Leiter der Geschäfte ist der Generalleutnant v. Kotze — ist aus seinem Anträge im Provinzial-Landtagr und auS seinen Reden bekannt, dak derselbe für die Aufhebung der Beschlagnahme Ist. In ähnlichem St,nie hat sich auch der Abgeordnete der Stadt Hannvvcr, Senator Tramm, ausgesprochen, und man kann wohl annebmen, dak alle Hannoveraner eine Aushebung der Beschlag nahme wünschen. In Mühlhausen i. E. sind wieder neue Ausschreitungen zu verzeichnen und bald weiden alle Fabriken unter die Zahl der un Ansstaiide mit inbegriffenen zu zählen sein. Eine unabsehbare Menschenmenge war Freitag aus den Sttaße». alles eilte den, Ezerzleiplatzzu, ausdeiildie VersammluiiaderArbeiterstottbaben sollte In Reih und Glied standen sie dort in langem, langem Zuge ge ordnet, und die Führer eilte» bin und her. um die letzten Anord nungen zu gebe». Der Strake entlang zogen zinrächft lange Nethen von singende» Schulbuben, welche die Neugierde hinau-gelockt hatte, und die »»», bevor der Zug sich I» Bewegung setzte, fort zur Schule mutzten. Man hielt sie ansailgs für die Vorläufer de« Zuges. Dicker setzte sich »der erst etwas nach 2 Uhr in Bewegung. Bora» ein junger Mensch in schwarzem Anzüge, intt Stehkragen lind Eylinderhnt. Hinlec ihm in Reih und Glied die übrigen zu vier und fünf in einer Reihe. Die Arbeiter von Heilmann-Kochlin- Kuileyl crösfneten den Zug. Einer von ihnen trug einen Stab mit einer daran befestigten Jnichrlst, die den Namen Heilman» trug. Jede Fabrik bildete eine Gruppe für sich und jeder Gruppe schrlit ein Anführer, meist in ichwarzem Anzüge und hohem Hut, voraus. Alle anderen Arbeiter waren in ihren gewöhnlichen Kleidern. Der durch ielnc unabsehbare Länge ausfallende Zug bewegte sich der Kolmar-Voistadtslratze entlang. Zuerst stimnilen die Arbeiter ein Lied a», dann durchschritten sie schweigend die Stadt. Der etwa 0000 Arbeiter zahlende Zug. dem sich selbstverständlich nicht alle Stieilendeii auschlvise», loste sich allmählich aus. Wurde im Zuge einmal Einer enva über die Gebühr laut, so eilten gleich tue zu Seilen de« nnab'ehbarcn ZngcS schreitenden Führer herbei und ver wiesen dem Ueberlanlen sein Gebühren. Sie wollen de» Kaiser benachrichtigen, sagen sie. Ueberiinnpt setzen sie groke Zuversicht in die Hilfe der Regierung nnd des Kaisers. Letzterem brachten sic bereits zu vericliiebeilc» Malen Hochs anö nnd fangen Lieder wie „Heil Dir im Sicgcrkranz". „Die Wacht am Rhein" ic. Elgen- Ihüinlich ist. dak, sobald die Arbeiter oder Arbeiterinnen einer Fabrik ansstchen, dieselben eine Aboidiuing an die Polizeidirektion abien den nnd in» deren Vermittelung bitten. Von trüh Morgens vor 7 Uhr bis Abends ist d>e Kreisdirekiivn von solch' Bitlenden um lagert. Hoffentlich wird cS den Bcmnlniilgen des Kreis- und Poiizcidirckir'rS gelinge», ein baldiges Einvernehmen zwischen Arbeitgeber» »nd Arbeitern zu erzielen. In der großen Fabrik Schlniiibelger stellen die Weberinnen das Verlangen, daß ein ihnen sehr initzliehiger Direktor, ein Welscher, wie sie Ingen, entlassen werve; ilnn schreiben sie alle ihnen während der letzten Jahre i»i>p liebig crnbeiiiende» Anordnungen zu Die Umzüge der Arbeiter sind durch Maneranschlag jetzt verholen. Hinsichtlich des ZwncheniaÜS on der Elsässer Grenze bei Mar- kiich bestätigt es sich zwar, dak derselbe keineswegs von Bedeutung war, doch sind einige Einzelheilen deshalb von Interesse, weil sic ein eigenlhümliches Sittenbild bieten. Französische Arbeiter, die am Lfleimoiuag ans Wisseilbach und St. Dio in der Wirthschast nahe der Grenze sich eiliges,»,de» hatten, begannen damit, von der Grenze uns deutschen Soldaten Stücke Weißbrotzuzuwerse», damit sie „waS zu fressen Hütten". Da die Soldaten ruhig ihres Weges gingen, wandte sich die 'Neckerei gegen die deutschen Arbeiter aus Markirch. Tic Frainosen singen dann an mit Steinen zu weisen, was die Dcusiche» erwiederte». Tic französischen Gendarmen ver hafteten darauf zwei Deutsche, welche aus französischen Boden übcrgetrctcn waren, doch rissen sich diele los; darauf wurden zwei andere Teulichc verhaftet, deren Frauen sich nicht von ihren Män nern trennen wolllen nnd durch Fußtritte mikhandelr wurde». Am wülhendsten gcberdete sich ein französischer Soldat aus St. Diö. der sich ans einen vorübergehenden deutschen Dragoner (Urlauber aus Markirch» stürzen wollte, da,an aber noch gehindert wurde. Dabei ließ er sich ebeiiiowcing durch die Ainveienbeit eines Vor gesetzten. eines iranzviischeu Iäger-LeutnantS aus St. Diö, stören. aiS dreier Herr sich veranlatzt fand, den Untergebene» zur Ordnung zu verweste». Wie die Steine flogen die Nn>e: „Viva la Pranee" und „Vivo ln 1'iii^o" n. s. w. über die Gienzc hin und her Dieses wüste Treiben dauerte von 0 bis 8 Uhr Abends. Die beiden Verhafteten sind angellagt, mit Steinen geworfen zu haben. Wel ches der Grund dieses plötzlichen nnd allgemeinen Wuthausbruchr gegen die eliassischen 'Nachbarn war, darüber ist nichts Sichere« bekannt. Ein Gefreiter der 7. Kompagnie des 13. Infanterie-Regiments wurde dieser Tage von dem Militärgericht in Münster i.W. wegen Mißhandlung von Soldaten in 2l Fällen zu 3 Jahren Festung vcrnrtheilt. TerVergarbeitcrstreik in Rheinland-Westfalen war im vorigen Jahre, >o schreibt der „Wests. Merkur", in seinen Anfängen wie in seniem Verlaute von den vereinzelten Slreikvcrsuchen dieses Jahres grundvcrsihleden. Damals durste man in der Thal Ziemlich all gemein von unzureichenden Löhnen und mangelhafter Behandlung ver Bergarbeiter reden, ohne ans nachhaltigen Widerspruch zu stoßen. Die öffentliche MeinniH stand deshalb trotz des zu verur- thcilendcn Kontrakibrilches der ^streikenden aus der Seite der Berg lente um so mehr, als die Mehrzahl der Zechen sich der Lage nicht ent'ernt gewachsen zeigte, vielmehr durch lchrofses Verhalten diele noch schärfer znspitzlcn. Die diesjährigen Einzelstreiks entbehren dieser öffentlichen Synipathieen vollständig — und dies mit Fug und Recht. Gemeinsam mit dem großen Streik haben sie nur den Kviitraktbruch. durch welchen die Bergleute ihren besten Freunden es schwer gemacht haben, sür sie einzutrcten. Dagegen würde man der letzten Streik-Episode mit dem Titel Lohnbewegung viel zu viel Ehren anthun. Um eS kurz und klar herauszusagen: die Motive der jüngsten Arbeitseinstellungen s»rd nicht mehr vorwie gend materiell, sie sind politischer 'Natur, und zwar sind sie ohne alle Einschränkung auf das Eontv sozialdemokratischer Agitation zu schreiben. Man glaubte in der sozialdemokratischen Partei, die Bergarbeiter bereits in der Tasche zu haben. Dem Kleeblatt Bunte- Schröter-Siegel war cs ja ausgezeichnet gelungen, alle Welt über seinen wahren Pcirteislandpunkt zu tüuichen nird die Leitung der Bewegung an sich zu reißen. Aber, wie das io häufig geschieht, das Gefühl der Macht und der eigenen Erhabenheit war den Leuten so sehr In den Kops gestiegen, daß sic noch lange vor den Wahlen den dummen Streich begingen, ihre Gesinnung zu demaS- kiren und auf diese Weise rechtzeitig die ruhigen Elemente unter der Bergarbeilerschait auf den wahren Charakter des neugegründelcn Bergarbeitcr-VerbandeS aufmerksam zu machen. Der Verband und seine sozialdemokratische Leitung stand vor dem unvermeid lichen Krach. — Tie Wahlen haben dann gezeigt, daß die Sozial demokraten unter der Bergarbeiterschast bei Welten« nicht so viel Anhang habe», als man vorher vermuthe» konnte. Ja, eine cnl- efolge. Vor den VolkSblatt" vom ln dem sozialdemokratischen Feldzugsplan tm Wahlen halte selbst das sozialistische „Berliner . Streik abgcrathen. Die Gründe dafür waren sehr durchsichtig: die gutgesinnten Bergleute durften nicht noch mehrkopfscheu gemacht weiden, »nd das schöne Geld, welches beim Streik verloren geht, konnte nian zur Wahlagitation viel besser brauchen. Das Ziel dieser jetzt beliebten Wühlerei Ist dasselbe, wie überall. Dem Ar beiter muß seine Zufriedenheit gestört werden, er darf nicht zur Ruhe kommen. So bildet sich durch die sozialdemokratische Ver hetzung der ursprüngliche Lohnkamps znm Klassenkamps auS — aus dem an sich nicht unerlaubten Streik erwächst allmählich ein Strelkfieber. Und dieses Streilfieber ist augenblicklich . .... Iergarbelterstand eine große Gefahr. Wohl haben sich die Besonnenen zuletzt ruhig verhalten, insbesondere die christlichen Arbeiter verdienen wegen ihres Verhaltens alle» Lob. aber Wrkt der im Sande verlaufenen Einzelstreiks ist etumal der, er den Brrgarbeiterstand als solchen t> leine» Interessen so jetzigen Schloßfrrlheit zur Grundlage haben. Im An . die Konkurrenz war der Geheime Over-ReairnmaSrath Jordan im Kultusministerium beauftragt worden, eine Denkschrift anzufertiae», ln welcher er ein Gutachten über die DrnkmalSsrage und Insbe sondere über den geeigneten Platz abgebe» sollte. Rach seinen Dar legungen sollen, wie verlautet, andere Plötze den Vorzug vor der jlokfreiheit verdienen. leb« dir Frage der Aushebung de« WrlfeufondS schweben be reit» Kit vorige« Sommer Verhandlungen in den betheiligte» >bzr ohne jede t worden. ! Forderung«» snrd no kennrnrß und m ganz die Bergleute doch bedenken, daß der Kotier ihnen ganz Jnteiesfen'chntz verheißen hat. daß einzelne Maßnahmen getroffen sind, daß aber dlr Wirkung derselben sich unmi heute auf morgen geltend machen kann, und dak dar Saö »cduld vor Allem nothwendig ist! zr de« Beraorbelterstand wird . ich von darum etwas .. DaS Wohlwolku deS Kaisers naturgemäß auch nicht Verfehlen.
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