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Dresdner Nachrichten : 28.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-10
- Tag 1870-10-28
-
Monat
1870-10
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.10.1870
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Hiückeln; wir müssen Faustpfä«der haben, daß nicht Alles, was jetzt zwischen Bismarck und Thiers vereinbart wird, später von der Constituante einfach über- den Hausen geworfen wird. Bismarcks Standpunkt dürfte nach glaubhaften Mittheilungen der sein, daß wahrend der 4vasienstillstandSu>üerhandlungen die Cerkirung von Paris und Metz keinen Augenblick unterbrochen, das Princip der Gebietsabtretung aber soweit anertannt werde, daß Elsaß und Deutsch Lothringen nicht mit in die Constituante wählt. Welche» die Faustpfänder sein werden, ob außer Verdun und einigen an der belgischen Grenze gelegenen Festungen auch das eure oder andere der Pariser Forts, darüber werden wir hoffentlich bald eher etivas erfahren, als über die Verhandlungen Bismarcks mit Boyer. Unbedingt wird man aber die civilis» torische Absicht Englands anerkennen »»üssen, welches ernstlich die Tourser Regierung aussorderte, durch Nachsuchung eines Waffenstillstandes und Einberufung der französischen Landes- Vertretung endlich den Weg zu betreten, auf welchem allein die Herstellung des Friedens möglich ist. Frankreich mag selbst sein Geschick gestalten, und weder die jetzigen Regierungüinanner, noch der arbeitsame Gefangene auf Wilhelmshöhe haben, gegen über dein Willen des Volkes das Recht, Ansprüche auf eine Gestaltung der Dinge zu erheben, rvelche die Ration verwirft. Wollte man freilich dem Leiborgan Rapoleons, der Londoner Situation, nachgehen, so wäre Niemand, als Eugenik, berechtigt, als Regent!» Frieden zu schließen, und "Napoleon sollte als moralischer Schiedsrichter über die Souveräne zu Gericht sitzen. Wahnwitzige Ausgeburt eines noch nicht gebesserten Hochmulhs! — Die Dinge in Mey drängen auf eine Entscheidung, entweder zur Uebergabe aus Gnade oder Ungnade, oder zum letzten Durchbruchsversuche ZtazaincS, .Wie aus der osficiellen Depesche zu ersehen, hat inzwischen Metz capitulirt.) Selbst wenn man der Aussage der Deserteure nicht Glauben schenken wollte, so entrollt der Schriftenwechscl zwischen dem Maire und dem Eommandanten von Metz ein Bild der Noch, die nicht lange mehr zu tragen ist. In Rietz sind, inclusive der Bazaineschen Armee, LstOZ'Oo Menschen eingeschloffen. Ein Wunder ist'S. daß sie bis jetzt sich halten tonnten-, EossinwreS gesteht offen, daß die Hilfsquellen den. Versiegen nahe sind. Trotzdem kann er in der schwierigen Stellung, im stampfe mit der HungerSnolh und den Bürgern, noch einige Zeit verharren, aber nur. um dann eine dem Hunger tode nahe Menschenheerde zu übergeben. Nur die Garde will sich nicht ergeben und noch einmal den Kamps aufnehmen. Schaaren weise melden sich täglich hungrige Uebcrläuser, doch werden sie zurückgewiesen, wenn sie nicht einzeln kommen: so wurde neulich eine ganze^Compagnie zurückspedirt. — Jetzt liegen auch Eorrespon- denzen über den Ausfall der Pariser vom LI. Setober vor. Sie stimmen darin überein, daß man nicht ersehen konnte, was die Pariser eigentlich beabsichtigten. AIS das Wahrscheinlichste wird gehalten, daß sie einen Handstreich aus Versailles Vorhallen, vielleicht wollten sie gar das deutsche Hauptquartier ausnehmen. Aber an und für sich ist dieses gut bewach., andererseits ist der Weg gerade nach Versailles durch Verhaue und Einschnitte besonders unpassirbar gemacht worden. Durch den starken Widerstand, den sie fanden, waren die Franzosen verhindert, ihren eigentlichen Plan zu zeigen. Bestand derselbe in der Ueberrumpelung Versailles, so ist er gescheitert: vielleicht woll tcn sic auch nur recognoScircn und sich überzeugen, ob und wo wir unsere schon angekommenen Belagerungsgeschütze in Parks, vielleicht schon zu Batterien ausgestellt hatten-, denn ein bloßes Gewöhnen der Tnippen an den strieg muß auch als ausge schlossen betrachtet werden, da die Franzosen nach unseren über einstimmenden Berichten sehr gut gekämpft haben. Unser Per tust betrug 250 Mann. Ter Ausfall selbst ist uns sehr über raschend gekommen und dein Gefühle, daß eine große Gc»ahr von unserem Hauptquartier abgcwendct worden ist. ist der viel besprochene Schluß der Podbielslr'schen Depesche entsprungen. Die Bevölkerung von Versailles und der Umgebung von Paris beobachtete zu Anfang des Gefechts eine drohende, schadenfrohe Haltung und ließ keinen Ziveifel, daß, wenn uns ein Unfall erreichen sollte, sie mit .Knütteln über unsere Soldaten licrsallen würde. — Jetzt berichtet die Provinzial Eorrcspondcnz in Berlin, daß man im deutschen Hauptquartier sich — cs ist das erste Mal! — getäuscht hat. als man das Eintreffen des Belage- rungsparks in kurzer Zeit vor Paris erwartete. Es wird noch geraume Zeit vergehen, ehe das Bombardement beginnt. Allein die Munition wiegt 500,000 Eentner. Zugleich laßt das amtliche Organ der preußischen Regierung keinen Zweifel, daß Paris nöthigenfalls in Grund und Boden geschossen werden wird. Aber darüber ist noch nirgends etwas gesagt worden, warum es nothwendig ist, den Artilleriepark um ganz Paris Herumzufuhren und warum es nicht angeht an einer Stelle Bresche zu schießen und Paris eine Lehre zu geben. Das sollte doch angehe». — Das Werder'sche Corps ist im Vordringen begriffen und läßt Garibaldi keine Zeit, seine "Neubildungen zu vollenden. Die Besatzung von Thionville soll in Stärke von 2000 Mann ausgerückl sein, um die Belagerer von "Verdun im Rücken zu fassen. Berlin, Donnerstag. 27. Oktober. Nachmittags E Nl,r. (OsficicU.) Le. Majestät der König hat an )hrc Majestät die Königin Augnsta in Homburg nach stehende. vom heutigen Tage datirte Depesche gerichtet: Diesen Morgen hat die Armee Bazaine'S und die Festung Metz c.rpitnlirt. Gerangene, inclu- zive Blessirter und Kranker. Heute Nachmit tag wird die Armee und die Garnison das Gewehr strecken. Dies eines der wichtigste» Ereignisse in die sem Monat. Danke der Vorsehung. Wilhelm. Laar b r ü ckcn. 26. Oktober. Die Bäcker und Metzger hier und in St. Johann sind anigcwreert worden, alle Vor räthe von Vrod, Mebi, Fleisch und Wurst bereit zu ballen, denn nächster Tage sollen große Einkäillc gemacht werde». Die Babn und die Behörden sind bereit, sobald die Eapitniation von Metz criolat ist, loiort Züge mit Proviant in die F-csning einlauicn zu lassen. Salz wird ebenfalls bereit gebasten. Einige hundert Bergleute sind bereit, nach der Eapitnlation die Eisenbahn-Zerstörungen zwischen Metz und Eourccilco bcr- znstcllcn. Ucbcr den Nebcriall i» Adliö gicbt der Briet eines Husaren 'der Rathcnauer Garnison, welchen das am letzteren Orte crschei ncnde „KrciSblatt für daö Wcstbavelland" mitthcilt, folgendes Nähere: Rambouillet. 0. Ortobcr. Das Ercigniß des gestrigen Tageö Ist zu schrecklich, als daß ich euch cö nicht beschreiben sollte. Wie ihr bereits crsabrcn haben werdet, wurde in tcr Nackst vom 7. zum Oktober die 4. Eocatrvn des schlcöwig- holsteinschcn Husarciircgimentö Ist im Eantonncment aus Vor- sten von Mobilgardc» überfallen und biö aus 48 Mann und Morgens 0.-4 Uhr. die vor der ESeadron liegende bairische Feld wache in der Stärke von 60 Mann wurde zurückacdrängt. Die Stadt Ranzens Adilo wurde von drei Seiten nut einem Male angegriffen, die drei Ställe, lorickc die Husaren Inne hcttten. sofort umzlngcst und schon beim Satteln der Pierde wurden Mamischaitkn und Pierde zusammengeschoffen. da sämmttlckzc Schüsse blindlings durch Luken und stark besetzte Stailthürcn gegeben wurden. Die Husaren verthcidigtcn sich durch Schießen mit dem Earaviner so gut cS ging und sie nur konnten; doch endlich die Nutzlosigkeit aller Gegenwehr clnsclwnd, flüchteten sic einzeln, auch mehrere zusammen, über Mauer» kletternd, nach dem nabe» Gehölz und entkamen aus diese Weise diese 48 Manu. Die Oificicrc, weiche ihrc Picrde in einem etwas abieiks liegen den Stall Ersten, haben sick? gerettet, nur ist der Rittmeister verwundet. - Wir wurde», aio diese "Nachricht bei uuo einttas, alarmirt und schon rückte die Brigade nebst "Artillerie und einer Compagnie dairischcr Jäger nach dem 2'-.- Meilen ciitieniten Städtchen. Dort ivmhc der Veicbl zum Plündern und De moliren gegeben, alle Lebensmittel und Fouragc berausgeschafft. ebenso Viel", und Ein» von Miseren Husaren jedes einzelne Haus, auch die in der Umgebung bcstudlichcn Gehörte, Holzgamben und Heu und Strohschober in Brand gesteckt und ist also die ziemlich bübschc Statt in eine» Aschcnbauicn verwandelt. — Den Weibern, .Kindern und Greisen wurde eine halbe Ltuntc vor kein Inbrantsteckcn dies eröffnet, damit sic noch Zeit batten, abznzicbcn. Männer wurden nicht verschont, sviikern erbarm urigöloS erschossen oder nicdcrgcbaucn. Bis spät in die Nacht hinein schlug die Lode ge» Himmel. Es war dicö ein schrecklicher Tag. Doch gerechte S.rase war eS, denn wisset, die noch leben digen Husaren mußten sich gegen Mauern stelicn, wurden er schösse» und dann am Wage» geladen, damit diese Banke sich die am icke preußische Leiche anögeientc» äst Tblr. Prämie konnte auszabic» lassen. "Nur zwei versteckte todtc Husaren wurden anigeiundcn, sonst waren sämmlstchc Husaren, Picrdc und Gepäck aus Wagen iortgcichafft. Ja, es ist schrecklich und vermag die F-ctcr ticie Tbat nicht zu beschreiben. Unser ein zigcr Wunsch ist, daß wir Unterstützung bekommen, um diese Banke zu vernichten w. Aus tic "Anklagen, welche von französischer Seite gegen ken Vertheitiger von Straßburg, General Üblich, geschlenkert Worten sink, bar ticscr mir einem a» eine» Vcrwanttcn ge richteten mik in einem maricillcr Blatte abgckrucktcn Schreiben geantwortet. Daß kcr General seine Schulkigkeit getdan, ist nack' allen unbciangcncn Berichte» zweifellos. Mit Rockst sagt Herr Uhri.h seinen Gegnern, sic möchten bingehen unk sich Straßburg mit ter zerschossenen Zitakclie anscbcn. In kein Anblick von Paris sink merkwürkige Vcräntcr ringen borgegaiigcii. Die große Oper ist in ein Observatorium unk Proviantamt vcrwankcst, kaö Theater Frain.-aiS ist ein Hoipital, unk kasielbe gilt von kcr italicnischcii Oper unk kein Theater tcs "Varickc-s; das Gaictö-Theater ist kcr Aiiic.tigliiig von Uiiiioimcii gewidmet, unk in tcm nach kcr Kaiserin be nannten Eircus ist man mit ker Fabrikation von Patronen bc- schäitigt; tie Paläste — kcr Lurciilburg, kie Elviecs, tie Tni- lerien, kas Palais Roval, kcr Iiiduslricpalasl mit kcr Justiz- Palast sink alle Hospitäler, aus kene» neben kcr Tricolore kie ,-,-laggc mit kein rotbcn Kreuze webt. Die großen Werkstätten kcr Ellcnbahnen sink in.Kanoneiigießcrcie» bcrwankcit. Zwilchen tcn Tbierkäfige» im Iardin kcs Plauts bibouakirt "Artillerie mit ihren Pierken mit Wagen; in kein Lustgarten am ter Spitze kcs Montmartre sink Batterie» ausgepstanzt; i» kein Ballsaale keS ElvsiumS aus kein Montmartre arbeitet "Natar Taa unk "Nackst am seinen RicscnballonS; unk die Gärten dcr Tuilcricn kiencn mehreren "Artiucrieparks zum "Amcntbalt. Paris, Der in Paris mit eingeschlossciic Eorrcsponkent kcr „Dailv r'icws" schreibt unterm >4. Octobcr: Hier sinken »och immer kie verrücktesten "Nachrichten Glauben. Am l I. »lei teten kie Zeitungen, kaß Moltke kokt ist, ter.Kronprinz an einem Fieber in, Sterben liegt, Bismarck sich nach Friercnountcrl'ank- liliigc» iebiit, ststst Preußen aus ke» polnischen Provinzen am 'ranzösisclst Seite übergcgangcn sink, unk kaß kic württcmbcr giichcn link baicriichen Truppen offene Rebellion gemacht haben. Wahrscheinlich werken kie Preußen an ihrem Eriolg verzweifeln unk tic Belagerung binnen weniger Tage am'hcbc». Unter kicicn Umstänkcn - io iäbrt ter Corrcsponkcnt fort — komme i>h mit Bckauern - kenn ich verabscheue ken .Krieg »nt tic Preußen - zu kcr Ueberzengung, kaß tie Parlier ans ticiem Kriege noch "Nichts gelernt haben. Ve» Tag zu Tag überzeuge ich mich »icbr, kaß ein kauerntcr Frietc nur in Paris unter zeichnet werken kann, unk kaß ken Parisern aus eigener Er iabiling tic Erkcnnmiß beigcbrackst werken »mß, wie Sieg aller kings eine Vermehrung ter militärischen Gieirc, "Niekcrlagc aber eine Dcmütbigiing meint, unk wie taS Eine cbcnio inöglich ist wie kas "Ankere. Wenn tic Belagerung morgen auigcbobcn würkc, kann winke diese eitle iribole Bevölkerung nach einem halben Iabre nicht mehr glauben wollen, kaß Elsaß unk Loth ringen je vo» einem Fcinkc besetzt waren. Unk wenn kic kcutichc Armee nicht gcrakczu tie Boulcvarks entlang tcstlirt, sollte cs mich nicht wunkcrn, wenn man nns io'ort nach ihrem "Abzüge sagte, kaß sie nie kageweien sei. In kieicr Statt mit ihre» Einwohnern cingcnhlossen, bin ich in meinen Svmpatbicn ganz am ihrer Seile, aber mcinc Vernunft sagt mir, kaß BiSinarck recht karaii ti'ut, am' eincin Vertragsabschluß in Paris zu be stehen". Antercricikö läßt sich nickst leugnen, kaß kic Organi sation von Paris jetzt beirietigenter ist, als man vor einigen Wochen hätte erwarten sollen Die Bevölkerung verzweifelt zwar nickst, aber langweilt sich nngchcuer, und gleicht einer Schanipiclergriippc. tie man Tag unk "Nacht In einem Tbcatcr cinipcrrt, ohne Zm'chal>cr, kic ihnen entwctcr Bestalle zuruicn okcr iic rock" ansztichen könnten, Audienz bei r:oliiS Napoleon. In kcr Times vcröstcntlickst A. Mclö 'testen wirNichcr "Name Dr. ".'.startin Eohn iii> cinc» Bericht über kie schon erwähnte Alikicnz, welche er bei L. "Napoleon am Wilbelinsböbc batte. Er schickt voraus, kaß er seit >8 Jahren stets tcn iranzösiichcn Kaller trotz aller Feinkschaiten unk Vcrkäckstigungcn, teilen er sich takurch ausietztc, bcrthcikigt habe. Wir entnebinen kein «wie man sich hiernach kcilkc» kan», höchst einseitigen, Bericht Folgendes: Herr Pietri. kcr höchstens kreißig Jahre alt unk seit mehreren Jahren Privatickretär kcs Kaisers ist, führte mich i» kas Kabinct kcs gciaiigcncn L.stoiiarchcn, welches er gleich Haram verließ. EL war ein iebr kleines Gcmach. Ei» erster Blick zeigte mir aist kein Bureau ein reizentes Bilk kcr Kaste rin. ein gleiches tcs Prinzen unk eine Photographie eines reich verzierte» Kruzifixes. "Nickst ohne Erstaunen sab ich eine Bibel liege». Der.Kaiser stank »eben ken, Kamin - ich verbeugte mich, unk wie ein Blitz zuckten trei Worte kurch mein Hirn .... Ham - Solieriiw — Wilbclinshöbe — kcr bleiitcutc, Alicö hinreißende Triumph zwischen zwei Geiangeiischaiten!... Unk immer ticier beugte sich mein Haupt vor kicier verkörperten Tragödie! . . . Man weiß, kaß ter Kaiser in seinem trei unk sechozigstcn Jahre steht, unk vo» "Neuem sab ich, wie scbr man sich in "Ackst nehmen muß, allen flüchtigen Einkrüstcn, kie dcr Ocffcntlichkcit übergeben werbe», Glauben zu icheiucn. Ich habe selten, last nie ein besser konscrvirtcS Gesicht gcicbe», und man kann lick, denke», wie genau ich es mir währenk kcr Ltunte, welche ich ihm gegenüber saß, ansah. Icker»,ann würke ihm wenigstens zehn Jahre weniger gebe». Sein Schnurrbart ist »och gänzlich blonb und spielt io wie der Kncbclbart leicht ins Röihlichc — an der Wurzel des Letzteren sangen einige graue Haare an. Sein Haupthaar ist aschblond und nur leicht von weißen Haaren durchweht; — sei» Teint ist leicht gebräunt und seine Stirn, die satt »och ohne Runzeln, ist matt weiß. "Nichts von der "Apathie irühcrer Zelten lag aus diesem Gesichte, und von all der GreiicnEiitigkclt, von der man so viel gelesen, fand ich keine Spur. Da ich den Kaiser nie in einer solchen unmlt- ov die, welche uuS so viel von dem gebrochenen Man» mit dt« verloschenen Blicke erzählten, unv Phantasleftücke zum Bellen gaben, oder ob daS Unglück, daö ihn betroffen, ihm eine ne»! Widerstandskraft verliehen hat. Mit einem freundlichen Lächeln bcwillkommte er mleh, dankte mir sür meinen Besuch und mn einer hohen Handbcwegung wlcö er mir einen Sessel wenig? Schritte von dein, aut welchem auch er Platz nahm. Einig? Fragen über mein literarisches Schaffen, über mich selbst uiv dann .... als wenn cö diese Frage wäre, die ihm aus de» Lippen seit meiiiem Eintritt schwebte: „Erzählen Sie mir, wcP Sie über Straßburg wissen." Ich mußte ihm lange von km eroberten Statt erzählen und von der zerschmetternden Wirkung unserer Artillerie. Er litt augenscheinlich während meiner Erj zählinig, und mehr alö einmal hörte Ich die Worte: „Unglück selige Statt", von seinen Lippen, »Aio ich sagte, daß jeder gu»i Deutsche, nachdem der Friede» einmal geschloffen, daö Vergesse,! der Vergangenheit und eine amriclstigc Versöhnung mit den französischen Volk wünschen müsse, iragtc er mich, ob ich nag Anncrion von zwei Provinze» cinc solche Versöhnung sür mög lich hirltc. und alö ich hiiizmügte. daß der Krieg dermaßen kor geschritten und die öffentliche Meinung I» Dcntichland säst ein stimmig sei, um die Annexion zu verlange», so daß die prcußi schc Regierung, selbst wen» sie ro wollte, kaum mehr ankett! handeln könnte - da änderte der Kaiser tic Unterhaltung unk! sprach vo» der ircmdcii Presse, die so hedarrlich seine Regierung befeindet hätte. . . . Er lächelte, alö ich Ibm erzählte, kaß Heu Tlstcrö kein Kaiser Alcrankcr gesagt habe, cö gebe in Frankreich keine boiiaparkislllche Partei mehr. -- Herr Tbierö hätte Recht, meinte Er, cs hätte auch nie eine bonapartlstischc Partei in! Frankreich gegeben: kao ganze Volk sei bonapartistisch. Alle! ankeren Parteien bestände» nur aus Gencralc» ohne Anneen., "Nack' dem. was ich von tcm Kaiser gehört, kau» ich Ihne» tie Versicherung geben, kaß kcr General Trockni am 4.Seplcintm eine, gelinde gesagt, schnöde st!olle gespielt bat. Biö zum leinm Augenblicke batte er kcr Kaiserin kic Versicherung gegeben,'t,iß cinc Revolution nicht möglich sei, kaß nichts zu befürchten imc. Unk mit ein Paar Hundert Mann hätte er auch wirklich AM bc melken könne». Der Kaiser war sehr bewegt, aiS er mir», zählte, welchen ticie» Eindruck kaö Unglück Frankreichs aus kn kaiserliche» Prinzen gemacht habe; er war wirklich In tcinAu-j gcnblickc ein Vater, welcher vo» seincin einzigen Sohne sprach, Ich tbat keine Frage über den Tag von Sckau, so interessant, co iür mich auch gewesen wäre, einige Dctallö von ihm üdcq kiesen sür unscrc Waffen so glorreichen Tag zu criahmi. . ..j Was sollten kcr Welt Alles kic angeblich bei Frau von Reißq konflözirlcu Papiere beweisen! Unh waö hat man eigentlich biohcr bewiesen? Wenn man in tcm Leben teö Herausgeber« nachsuchcn würde, meinte kcr Kaiser — glauben Sic, man tarauo ein „Leben ker Heiligen" machen könne? Ui, denkt darüber kcr Gras von Kcratrp? . . . wenn man inst Ü-ni selbst anniigc? Ich erzählte dem Kaiser, kaß ich schon im Ialr« 1867 bei Gelegenheit einer biographischen Studie über MI Favre im „Dabcim" kic Rolle last wöttlich vorauögesagt Ml kic dieser berühmte Atvocat jetzt spiele unk ich zitirte ibmlis Worte, tic ich kamalö schrieb. Lächelnd erwiderte er mir,! könne mir hierüber kein allzu großes Kompliment machen,! kieö zu leicht zu erratben gewesen wäre. Der Kaiser ist dül Lob und Dankbarkeit für tic Art unk Weise, wie man Ihn ßl handelt; „er wisse sehr wohl," sagte er. „was er kcm Kni» unk ter Königin schulde, io wie allen denen, kie man ihm M Umgebung gegeben hat, mit kic darin wcttciicrn,.ihu so wem wie inöglich suhlen zu lassen, kaß er ein Gefangener sei." M glaube tie Zeit noch nicht gekommen. Über andere GegcnM zu spreche», über kic ter Kaller kic Güte batte, sich mit mirn unterhalten. Während ticscr über eine Stunde kaumtii Audienz war kcr Kaiser ruhig, liebenswürdig und oft stick,MD aber ein weniger scharfer Beobachter, als ick" cs bin, hätte Ms gut den Schleier ticscr löktlicher Traurigkeit bemerkt, wem über ih» geworfen war. Er war tici erschütternd! Ich ßuil den Kaiser wie ich ibn^mir vorgeskcllt batte, trotz allem, ml kie feindliche Phantasie über ihn veröffentlicht hat. — ffriß ein Mann in ker ganzen Bedeutung kcö Wortes — wM unk ruhig im Unglücke, wie er cs am kcr Höhe seiner Mt gewesen, Währenk kcr ganzen Zeit, kaß ich mit ihm spm börste ich keine Klage, kein bitteres Wort von ken Lippe» kim Mannes, tcm ein einziger Feldzug seinen ganzcn sti»hNn>»> den schönsten Thron kcr Weit gekostet hat. * Näheres über die Erbswurst. Wie bekannt, hat Berliner Koch, Grünberg, eine sogenannte Erbswurst crm! unk sein Gebcinmiß kein Kriegsmmistcrium sür tcn Preis v :;7,<><>0 THaler» vertäust. Das Fabrikat ist nickst sowohl« Erbswurst, sondern ein vollständiges Erbsengericht, in m Darm gestillt, getrocknet unk kaucrhait gemacht. DaS (Mi niß besteht in kcm Zusätze von Salzen re,, welche vcrhM kaß tic „Wurst" säuert. Die Vichheerken brauchen kcmO nickst nachgetriebcn zu werken, man ist also nickst in GeiM setzt, kaß Seuchen unter kein Viel» auöbrechen, unk die vic! Tauicnk Eentner Knochen und Häute bleiben zu Hauicm am großen Markt. Diese Wurstiavrik bcschäitigt ein Ardciii personal von nicht weniger alö ILOtt Personen, von denen Köche an je 2 Kesseln, also an 40 Wurllbrci-Keffeln, dieM bereiten, kie von 15>o Wurstipritzcn, von je einem Arbeitn dient, in kie Därme getrieben wirk. Verarbeitet wertend lick" 225, Eentner Speck, 450 Eentner Erbsmehl, 28 C Zwiebeln, !!2 Säcke Salz (st >25» Pfund>. "AnsangS «k täglich nur R>,000 Würste «oder Mittagöpvrtionen» iertizu nur tic zweite "Armee versorgt. Jetzt bat auch der Krewel iür die dritte "Armee Bestellung gemacht, so daß täglich Stück Würste ("ereilet werken, verpackt in 600 Kisten,»1 biö 150 Stück, von 18 Böttchern tranoportiähig gemacht.! Soldat braucht kie Wurst <l Piundl nur in seinen FM zu legen unk kaö Wasser fickend zu machen, so ist das Gell icrtig. Die Löhne in kcr Fabrik, welche viele broklos M kene Frauen cingczogcncrLankwchrlcutc beschäftigt, sind»! lich bemessen. Ein Kock" erhält täglichst'« Tlstr., ein M an kcr Spritze IW TGr., ein Fleiichschncikcr l'.i THIst gewöhnlicher "Arbeiter unk ebenso eine Aulicherin "h bis l rh kie Gci'a»»nta»sgahcn betragen täglich st7,öoo Tbalcr, Fabrik ist nicht Prlbatuiitcrncbmcn. sondern taü Krieg«»' stcrium hat iic selbst übernommen unk ken Erfinder wie s kcrc iBuchbastcr -e.i als Beamte eingestellt. Die Präparir kcs Erbömcblco bat tic Brauerei von D'Hcurcuie unk P übernommen. ' Der „Watertown Rcpublican" und preußische» Ulanen. Der in Watcrtown im Lt Wisconsin erscheinende ..Rcpublican" schreibt in einer ie letzten Nummern cinc Epistel über kie preußischen M worin er meint, kie Ulanen seien ein „Rcitervolk aus Ai und wären von den Preußen extra iür den deutsch-iranM Krieg angcworbcn worden, unk zwar auö dem Grunde,' Frankreich auch "Barbaren in seinem Heere besitze unk cS c päischcr KricgVbranch sei, kaß gegen Barbaren wieder Bart geschickt werken müßte». Und dieser Unsinn ist von ei großen Tbcil der westlichen angloamcrikanischcn Presse ie Arg abgckruckt worden. ' B n n t c G c s e l l s cha f t. Auü Versailles schreibt der Krenzzeitung: ES ist nahezu unglaublich, welche Mj von Personen sich unter den verschiedensten Vorwänden ht Versailles clnzunistcn suchen. Gcsandtschastü.Agcntcn, Zeit" Korrespondenten, Projcctcnmachcr. seldstbcanitragte kB lltathgeber. sogar Dainen, die gern irgendwie Einfluß gcwis möchten und In Ihren Zirkeln Politik zu machen suche kurz. cö. verlangt die ganze Wachsamkeit eines erfahrene! amten,' i»n dieses Treibens Herr zu bleiben. Denunzt Spionerie, Ckldspckulationcii. Androhung von Attentateni! sich den Rang abzulauicn, werden aber sannntlicb in aller unschädlich gemacht, und man hört erst von Ihnen, wei ^1 Ol> vrssä Lage» Tisck au» unsrer Fabrik Meng tn allen «Ist»«« »ach Vrool»«» rerEoiini übernimmt Wan gen Bebingu, Palmen;» l8N^1 mit einiachc» HanSsch in allen Sorte zu enorm dil UV« r krolos „Ta von iE Monovrt am klingen a 4 "Ngr HVolelvmnr Ittloinliolck Ikrauvr, »ri Die Herren spiel : Nor X «. s(. I Itnre 81 indem dieses S wnn und "Auge lito^zraphirt iiitt slcn Anspruch k Bel "Nichtbl Dresden. ist die erste unk mictbcn und O Eine jede Eta 4 zweifenstrigen mer, Mädchens Bodenraum nn Näheres zu c 1 für allcinstel und Ein junger < aui diesem, ofi Wege eine B Selbiger ist i Acußcre, (Pr einein offenen eher Branche. Schnitt-, "Wo schäit. Sliich tigung, welche zu einem Kln! eine männlich ihremGcschästl ' haberinnen schästS, vier ebcten, ihre erhältnlffc i Suchenden bi zu kaffen unt. l Strengste Ver W «i Wo kaust r Obersccrg. 5, «lu < roird -um ff Pangestrckbe '-a
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