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gm „Prometheu«- und „Divlna Lomödia- aufführte, hatte pch einer ungemeine» Theilnahme von Seiten de« hiesigen Publi kum« zu erfreuen. Nickt nur daß da» Theater in allen Mu. men gefüllt war und man nur mit Mühe ein Billet zrlavgen konnte, auch der Erfolg den Litzt al« Komponist errang» watz ein glänzender zu nennen. Wir milchten hier in Versuchung Am- men, de« bekannten, heftigen und gehässige» Streite« zu gedenken, welcher seit dem Austret-n R. W«gnerS«-»ie musikalische Welt in zwei Lager gespalten hat. Da dieser Streit aber so allgemein bekqnnr und-zu gleicher Zeit in so vitlfacher Weist mißgkdeutkt worden ist. so wollen wir, um nicht neuen Mißdeutungen Raum zu geben, denselben und seine Berechtigung auf sich gestellt sein lassen und un« blo« an die vorliegenden Thatsacken Hallen. Die sen zufolge müssen wir offen bekennen, daß Liszt unserer Meinung nach mit vollster Berechtigung sein Viriuosenthum bei Seite ge setzt hat, da in ihm «ine Componistennatur ersten Range« schlum merte, welche nur der, in Weimar gefundenen Ruhe harrte, um zum AuSbruch zu gelangen. Sein »Prometheus- giebt ein voll gültiges Zeugniß hierfür. Doll deS neuesten, frischesten, an vie len Stellen wahrhaft genialen Inhaltes, auSgestattet mit einem unendlichen, stetigen Wohllaute, gearbeitet in rein musikalischer Beziehung mit solcher Meisterschaft, daß gar mancher sogenannte gutgeschulte Künstler davon lernen könnte, ist daS ganze herrliche Werk, daS als künstlerischer Ausdruck einer der ernstesten Ideen in der Poesie, noch ein allgemeines Interesse dar- bietet, wohl zu den größesten Leistungen zu zählen, welche auf diesem Gebiete vorhanden find Im Wesentlichen waren die ver sammelten Zuhörer auch dieser Meinung, wie dies di« enthusiasti sche Aufnahme mehrerer Chöre, besonders deS Schnitterchores, welcher äa oapo verlangt und gegeben wurde, zur Genüge bewies. Ueberhaupt schien da« Publikum, welches so viel von der Un schönheit der „ZukunftSmufik" gehört hatte, etwas erstaunt zu sein, als es den Wohllaut und die Klarheit dieses Liszt'schen Werkes kennen lernte. Hatten wir auch nie erwartet, daß Dresdens Kunstfreunde, wie dies leider an andernOrten geschehen, die einem großen Mann schuldige Achtung und Ehrerbietung aus den Au- g-n setzen würden, so überraschte uns doch die vielseitige warme Theilnahme welche dieselben bekundeten und die wir als Zeichen musikalischer Gesundheit, Naivetät und Empfänglichkeit mit Freu den zu begrüßen und yach Gebühr anzuerkennen uns nicht enthal ten können. Auch der zweite Theil des ConcerteS, welchen die nach DanteS , Divina Comödia" entworfene symphonische Dich tung ausfüllte, fand eine von unS kaum gehoffte Aufnahme. Die se« Werk ist in der That al« eine der größten musikalischen Of fenbarungen unserer Zeit anzusehen und überragt den „Prome theus" in mancher Hinsicht noch um ein Beträchtliches. Die Schauer der Hölle, die Gluth maaßloS überströmrnder Liebe, die Zerknirschung der im Fegefeuer weilenden Seelen und ihre um Schluß mächtig anwachsende Hoffnungsfülle, — alle diese Momente sind von Liszt, nicht allein erschöpfend und außerordent- ich treu, sondern mufikalischsschön wiedergegeben, durch ihre mei sterhafte Aneinanderreihung und Gruppirung zu einem harmo nisch einheitvollen, künstlerisch überwältigenden Ganzen vereint worden. Der Totaleindruck ist demnach ein mächtiger, großar tiger, über daS Genie deS Künstlers keinen Zweifel lassender. — Trotzdem fürchteten wir aber für das gewaltige Werk, da eS zu complicirt und ausgedehnt erscheint, um gleich das erste Mal voll ständig erfaßt und verstanden werden zu können, vielmehr für die Bewältigung seine- immensen, erhabenen Inhaltes eine genauere Bekanntschaft voraussetzt; — ferner aber auch der zum Theil so grausige Stoff selbst und seine getreue mustkalische Wiedergabe (in welcher allerdings der naheliegenden Versuchung, Unmufik zu macken, in keiner Weise nachgegeben worden ist), bei der bekann ten Antipathie gegen „graffe Vorwürfe" eine abstoßende Wirkung auf einen großm Theil der Zuhörer auöüben konnte. Aber glück licher Weise wußte da« Publikum Stoff und Künstler zu scheiden, den gewaltigen Total rindruck nach Gebühr zu würdigen und als maßgebend kür sein Urtbril zu betrachten. Der Applaus, welcher beiden Sätzen folgte, war ein allgemeiner und steigerte sich nach dem zchZtzL. zu einem Hervorrufe deS gefeierten Meisters. Die Leistung^, des CgpeÜe selbst muß man vorzüglich nennen, wenn auch Einzelheiten noch präciser hätten erecutirt werden können, ebenso befriedigten die Chöre, um deren Einstudirung Herr Chor« dtrrctor.Fischer fich. ei» großes Verdienst erworben, in hohem Maaße. ldie HÄfepparthittN wurden von Frau v Pohl sehr glänzend, von Frl. Dtttmer recht befriedigend wiedergegeben. Die Solo-GrsangSstimmen endlich, unter die Herren Tickatschek, Mitterwurzer, Holtmann, Conradi urid die Däwen Stieger und KrebS-Michalest vertheile, befanden sich sonach lyeilweiS ebenfall in den besten Händen. Herrn Dawison gebührt cme auszeich- nende Anerkennung für die glückliche Art und Weise, mir welcher er daS verbindende Gedicht zu „Prometheus" von R. Pol l dem allgemeinen Bcrständniß zugänglich machte. Herrn Mitterwur- zer« köstliche Wiedergabe seiner schönen Parthie aber schließlich noch besonder« hervorzuheben, können wir, ohne ungerecht zu sein, nicht unterlassen. Möchte er bald Gelegenheit haben, in einem ähnlichen Concerte wieder mitzuwirken, der verehrte Meister Franz LiSzt aber, Dresden für nicht zu lange Zeit fern bleiben. S. (Eingesandt.) Die Einweihung des großen Hörsaales im Zwinger kann am 10. Novbr. nicht stattfinden. Wenn dieser Tag das ganze Publikum auSschlirßen wollte, für welchen der Saal dem Allerhöchsten Willen gemäß immer bestimmt war, so blieb nichts andere« übrig, als für die offizielle Feier der Einweihung einen andern Tag wählen zu müssen. Aber welcher Tag könnte hierzu passender sein, als der Tag, an welchem d«S ganzen Sachsenlandes Bewohner, jeder in seinem Berufe von Dankgcfühlen durchdrungen, diesen Gefühlen so gern ihre lebendigen Worte verleihen, der Tag, an welchem auch die Direktoren der Museen sich insbesondere bewußt werden, durch Wessen Weisheit und alles Gute und Schöne durchdringende Theilnahme sie daS, was etwa durch sie geschieht, zu wirke» ver mögen. An diesem Tage wird, wie wir zu Gott hoffen, kein Hlnderniß eintreten, nach mehr als neunthalbjähriger Unterbre chung und sehnsuchtsvoller Erwartung der Vollendung deS Saa le«, daS freundliche Publikum, welches hier vormals heiter un terhaltende Abende verlebte und die jungen Männer von mehr als einer wissenschaftlichen Anstalt, deren Vorgänger hier vormals durch tägliche Vorträge ihre Belehrung erhielten, in diesem, vor zugsweise ihnen bestimmten Saale wieder versammelt zu sehen und sie den Dank Mitempfinden zu lassen, von dem Alle t urch- drungen find, welche mit den naturhistorischen Museen, zu denen unmittelbar dieser Saal gehört, jemals in Berührung gestanden oder noch stehen. Wissenschaften und Künste find gegenwärtig das Eigeiithum der ganzen gebildeten Welt. Durch die unbe- dingte O'ssentlichkeit ist auch diesen naturhistorischen Museen die Theilnahme geworden, deren fie sich in den lraurigste» Zeiten ihre- Bestehen« erfreuten, diese OeffentlichkeÜ wird ihnen auch ferner ihren Segen erhalten. Also auf Wiedersehen, zum 12. December! — ' Rchb., GeschichtSkatenoer. 9. November. Auflösung des Direktoriums zu Paris von General Bonaparte (18 Brumaire) 1799. —Geburt von Sup. M. Chemnitz, nächst Luther und Melanchthon der vorzüglichste unter den Protest. Theologen des 16. Jahrh., 1522. — Prof. Conring, vielseit. Schristst. u. Dichter, 1606. — Georg II., K. v. Großbrit., 168S. — Arzt Akenfide, Dichter, 1721. — Ama lie, Prinzessin p. Pr., Schwester. Friedrich- d.. Gr., iKenncrin u. Desördeiim d* Tonkunst. Kochponistin .^-. l.72). —r Melanhcr- hielm (gen. Melander), schweb. Astronom u. Geometer, 17^6. —Obrrbaudir.Wtinbrennkr, Architekt, Schristst., Menschenfreund, 8 SMÄl - -- §1 co < ^ >- *4 t . ^ 'MM. 7-* 1 - >«»>« — W « di«