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Dresdner Nachrichten : 27.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189401275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-01
- Tag 1894-01-27
-
Monat
1894-01
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.01.1894
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— Höchste Oster» tritt Direktor Schneider von der 15. Bc- zirkslchn'e (Görsttzerstraße) in den Ruhestand. Oberlehrer Enkel von der 16. BczirkSschule wurde zu seinem Nachfolger envählt. — Prviessvr Ludw- von Strümvel ist bei der fern von Leipzig stattgeliablen Feier seines. üOjährigen Docemenjubiläums von seiner Vaterstadt dadurch, daß^sre ihn zu ihrem Ehrenbürger ernannt hat, und vom Rathe der «stadt Leipzig dnrch ein Glück wunschschreiben hoch geehrt worden. Ssrtsrt»»« de« örtliche« LbeUe» ««» Geile 4 «.». r«ge»geschtchte. Deutsches Reich. Tie Berliner Plätter entbieten dem Fürste» BlSmarck herzliche Willkmninen Grüße. So schreiben die "8- N. R.": .Auf Wiederseh'n ! aus Wiederseh n! Wiederkvmmen! nun der vieltauiendstimmige Ruß der am 29. Mär; 1890 de», Fürsten Bismarck bei seiner Abreiic von Berlin das Geleite gab; Willkommen, Willkommen, Hierbleiben lvird ihn bei seiner Einfahrt durch das Brandenburger Tbor rin vieltcutieirdstiinnnger Gruß ui» o raufen angesichts der Esfüllung eines Wunsches, an welchem die große patriotische Mehrheit der Ration säst vier Jahre hindurch niit schmerüicheni Sehnen getragen. Fürst Bismarck kvmint wieder, freilich nicht in dem Sinne, um wieder unter uns zu wohnen oder um dein schier stenerloscn Slaatsschffs wieder die feste Richtung zu geben, aber er tritt doch, wenn auch nur kür wenige Stunden. Mieder in jene höchste Sphäre der Ration, aus welcher er vor vier Jahren viel zu früh und gewiß nicht zum Heile Deutschland ge schieden ist." Tie „Nal-.Ztg." schließt ihre» Artikel „Fürst Bis marck in Berlin" : „Ost genug hat cs Hörst Bismarck in den letzten Bahren seiner "Amts'übriing beklage» müssen, daß die vaterländische Begeisterung im Erkalten und der heroische Ausschwung, der nns zur Einheit und zur Macht geführt, im Niedergänge begriffen sei: er selber ist es seht, der am Abend seiner Tage das Naiivnalgefülil und das Sclbstbewußtsein des deutschen Volkes im hellsten Glanze wieder aufleuchtcn läßt. Alle glorreichen Erinncnmgrn rutt lein Anblick mächtig wieder heraus, die nationale Saite klingt in allen Herzen noch einmal so stark wieder, und der Jubel, dessen Wogen ihn in dos Schloß des Kaisers tragen, gilt im tiefsten Grunde dein einigen Vaterlande, scinein Heile und seiner Größe, deren S»ml>ot spürst Bismarck heute ist. wie er vor dem. unter seinem alten kaiserlichen Herrn. ihr Schirmer nnd Mehrer gewesen." In die Begeisterung stinmit auch die freisinnige „BossZtg." ein: ,,.)e weniger von seiner Rückkehr in ein Amt die Rede sein kann, sc weniger die Politik mit einem menschlich schönen und erfreulichen Ereigniß zu thun hak. um so williger kann die geiannnle Bürger schast heute dem Gaste, der Jahrzehnte in ihren Mauer» geweilt hat. Willkommen entbieten. Vor fahren schied Hurst Vismarck von der Stätte langjährigen Willens, und Tliränen rollten über seine Wangeli bei dem, was er..rin Begräbniß erster Aasse" nannte. Wenn ihn heute abermals die Rührung übermaimcir svllle, da»» wird er doch die Uebcrzeugung hege», daß er für die Bevölkerung Berlins, welcher Partei ne auch angehöre, nicht todt ist, sondern daß er als unvergeßlicher Staatslciter auch denen lebt, die nur zu oft genöthigt waren, in dem Kampfe der Geister mit ihm Lanzen zu brechen." Auch die ausiüildische Presse schenkt dem großen Ereigniß der Versöhnung zwischen Kaiser und Kanzler die lebhafteste "Ansinerk samkelt. Die französischen Zeitungen beobachten nicist eine aner kennenswerthe Zurückhaltung. Hier und da klingt zwar zwischen den Zeilen die Furcht durch, der eiserne Kanzler könnte an die leitende Stelle des Reiches zurnckkehren, im Allgemeinen nimmt man aber mit Befriedigung Kenntniß von den Auslassungen deutscher Blätter, die diese Möglichkeit ablehiic». gesteht aber zu. daß die „Versöhnung'' eine beträchtliche moralische Kräftigung der Reichsgewalt darstellc. Sv schreibt die „Liberia": „Wenn Fürst Bismarck auch nicht wieder Kanzler des Reiches wird, so kann er doch fortan dessen Berather sein und dadurch aus den Gang der Ereignisse im Innern wie nach Außen mächtigen Einstuß üben. Wenn er wirklich einer der großen Geister wäre, die von oben herab die Bewegung ihres Zeitalters lenken, so könnte er dem Buche seines Lebens eine ruhmreiche Seite hinzufügen, wenn er «un Ende seiner Tage der Friedensstifter in Eurova wurde, nachdem er den Dämon des Krieges entfesselt und es unter die Geißel des sinnlosen Militarismus gezwungen hat" re. „Moniteur" meint: „Die Versöhnung hat nur die Bedeutung einer Hcrzensgenng- thuuilg für die Deutschen und der Befriedigung für Kaiser Wilhelm, der ill Zukunft voraussichtlich weniger den vergifteten Pfeilen aus- gesetzt sein wird, die bis jetzt jeden Morgen die Offiziösen des .Einsiedlers von Friedrichsruh aus ihn cibschossen". Der „Jour" glaubt aus dem Ereigniß Wrlaß nehmen zu müssen, daran zu er Innern, daß Frankreich besser gerüstet sei, als 1870 und überdies wieder Freunde in der Welt habe. „Bismarck", io schreibt das Blatt, „braucht kein Mluistervorteseuille. um seine Rathschläge zu rrtheüen und welcher Art die Rathschläge sind, die er seinem .^errn geben wird weiß alle Welt. Seme Volkstlmmlichkeit, die seinen Rücklritt überdauert bat. wird in der öffentlichen Meinung das Ansehen der kaiserlichen Politik erhöhen und wenn Kaiser Wilhelm II. dem Kriege zuneigen sollte, so wäre es ein ineisterhailer Zug, wenn er sich vorher der moralischen Hilfe und des Rathrs des thcitsächlichcn Urhebers der deutschen Einigung versichert hätte. Erregen wir uns nicht, aber erwägen wir, daß wir in einem Augenblick, wo »nsercin schlimmsten Feinde verziehen wird, daß er gar zu groß war. und wo er a» einen Hof zurück- kehrt, der uns stets verabscheut hat. Anlaß haben, unseren Gurt fester zu schnallen und uns für jeden Fall bereit zu Hallen." Der Londoner „Standard" schreibt: „sollte der Kaiser dem Fürsten einen Ministcrposten anbieten so würde der Letztere er widern, daß er schon genug für Deutschland gcthan habe und jetzt wohl eine würdige und ehrenvolle Ruhe verdiene. Während aber die direkte Verwaltung der "Angelegenheiten u»d die damit verbun dene Arbeitslast jüngeren Händen anvertraut bleibt, wird sich für de» Fürsten Bismarck reichliche Gelegenheit bieten, seinem Souverän und seinem Larrdc zu diene». Der Kaiser würde in der Thal seine Fähigkeiten, so groß sie auch sind, überschätzen, wenn er meinte, nichts von dem Nestor der europäischen Staatsmänner lernen zu können. Deutschland kann nicht irgend eine patriotische Histe, welche sich ihn« bietet, von der Hand weisen. Solange der Mann, welcher das Reich geschaffen Hai. nicht als vertrauter Rath beim Kaiserl. Throne stellt, wird stets das Gefühl bestehen bleiben, als ob etwas fehlt. Man darf sich deshalb herzlich Glück wünschen, daß der Kaiser so hochherzig gehandelt und Fürst Bismarck mit gleichem Edelmuthc diese Handlmigsweise erwiedcrt hat." Ter ..Tasty-Telegraph" bemerkt: ES steht im Einklänge mit aller Schick lichkeit des politischen Lebens, daß ein Mann, welcher seinem Vaterland? so große Dienste geleistet hat, sein Alter geehrt und ge tröstet finden sollte durch die Anerkennung seines Souveräns und die Dankbarkeit des Volkes." Tic „Times" beginnen ihren Artikel folgendermaßen: „Alle Freunde Deutschlands uird Alle, welche Interesse an dem Ruhme seiner großen Männer nehmen, werden über die Versöhnung jubeln. Dieses Resultat ist offenbar durch die Initiative des Kaisers erreicht, welcher sich bis zum Acilßcrstcn gnädig rurd srcinrdlich gezeigt hat." Von den, Halberstädter Kürassicrregünciit „von Scidlitz" ü In kui'ta dessen Fürst Bismarck steht, ist am Frestag aus telegraphischen Befehl des Kaisers eine Abordnung nach Bcrlrn abgercist, welche, aus dem Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant Graf v. Klinckowström. einein Rittmeister, einem Premierlcutnant. einem Selondcleutnan«. dem ältesten Wachtmeister und fünf Unteroffizie ren besteht. Dieselbe batte sich gestern Mittag in feldmarschmäßiger Ausrüstung bei dem Kaiser zu meiden. Als c»ie Ncnbeit wird ausgctisclit. daß dem Kaiierl. Hand schreiben an den Fürsten Bismarck eine Renialirsgrainlalioil des Fürsten an den Kaiser voransgcgangcn sei. Das ist richtig: aber sic ist alle Jahre erfolgt. Am l. Januar 1891 wurde das Glück wunschschreiben des Fürsten von» Kaiser noch persönlich beant wortet. dann durch den Ehef des Geh. Civilkabinets. Wie bereits kurz gemeldet, ergriff am Schluß der TonncrStagS- sitzuna des preußischen Abgeordnetenhauses der Abg. Tr. Ahrendt das Wort zur Geschäftsordnung. Er sagte: Ich bitte die Sitzung aus 10 Uhr anznberaumen (Widerspruch), um sic frühzeitig zu Ende zu bringen, da morgen ein Ereigiuß eintritt. bei welchem wir mit unseren Herzen betheiligt sind (Lachen links), sodaß es fraglich er scheint. ob wir ffrr die Eitzung den »ölbigeir Ernst und die nöthiae Ruhe haben werden. (Lachen links.) Abg. v. Evncrn (nat.iib.): Auch ich wünsche mit Herrn Dr. Ahrendt einen frühen Schluß der Sitzung. Darum aber braucht sic nicht schon um 10 Uhr zu be ginnen. sondern Herr Ahrendt, der auch aus der Rednerliste ver zeichnet steht, braucht sich nur kurz zu fassen. (Heiterkeit.) Das Haus beläßt es bei dem Vorschläge des Präsidenten. Leider hat die „Freii. Ztg." nicht ganz Unrecht, wenn sie hierzu in ihrem bos haften Acrger bemerkt: Als seiner Zeit Fürst BiSmcirck iir den Ruhestand versetzt wurde, da war von solchen.Kundgebungen zu Ehreil desselben im Reichstage und Landtage nicht das Mmdeste zu bemerken. Jetzt aber nach den Ehrenbezeugungen des Kaisers gegenüber dem Fürsten Bismarck wissen die Verehrer des Letztere,r sich in Purzelbäumen und Kcrpriolen nicht zu lasse». — Ein un gemein lehrreiches Bild bot sich nach der „B. B. Ztg." im Preußi sche» Abgeordnelenhause und im Reichstag in jenem Moment dar, als einer der Redner die Aussöhnung dcs Kaisers mit dem Fürsten Bismarck berührte. Im Reichslag war es der sreitonservative Ab geordnete von Kaidorff. im Preußischen Abgeordnelenhause der uationalliberalk "Abgeordnete von E»»eni. welche an den Besuch des Fürsten Bismarck in Berlin muionale Hoffnungen knüpfte». Beide Male geschah die Erwähnung der Angelegenheit unter dem lauten Jubel, der Konservativen und der Nationalliberale»: beide Male saßen Eentrum und Freisinnige, im Reichstag natürlich auch die .Sozialdemokraten. „still und in sich gekehrt" da. ähnlich de» Gerber», denen die Felle sortgeschwommen. Tiefe Wendung des neuen Kurses scheint den Herren doch »ehr unangenehm überra'chend gekommen zu sein. Ter von Berlin nach München ziiruckgekelnte bäurische Finanz- minister Dr. Frhr. von Riedel hat im Finanzausschuß der bäurischen Kammer bei der Erörterung der Finanzlage Bauern» zugleich die "Begründung und die Aussichten der Reichssteuerpläne dargelcgt. Er erklärte, die Wrinstcucr sei so gur wie verloren, für die Tavat- tabrikatstcncr habe er noch einige Hoffnung. Wenn die Bvrscn- steuer ohne QuittungSstcmvel 20, der Knust- nnd Schaumwein 5. und die Zollerhöhung aus impvrtirte Tabaksabrikate 2 Millionen rinbringe, io träfen bei 66 Millionen Reichsbedars aus Bauern »och 4 Millionen Erhöhung der Matritularbeiträge. Die Er- übriguugkii dcs bäurischen Staatshaushalts aus 1802 betrugen 12. ii» Budget 1899 10 Millionen. Wenn die Wein- und die Tabat sabrikatsleuer sielen, kounne die Bielsteuer. Dann sei für das nächste Budget eine Erhöhung der direkte» Steuern unausbleiblich. Die „B. R. R." schreiben: Herr v. Mittnaclsi, der sich von Berlin wieder in die Heimath begebe» hat. wird das Verdienst für sich in Anspruch »ehmen dürfe», der in den letzten Jahre» erheb lich gesunkenen Autorität des BundesratheS eine» kräftige» Schwung nach oben gegeben zu lmbcn. Der Grundgedanke, der der Schöpfung des Bundesrathes innewohnl. sit »nzmei'elhast der bes Schutzes der berechtigten Interesse» der Eiu.etstaate» gegen die Mawrisimng durch die Allgemeinheit. Die Biireankratic hat hier ihre Spuren in den letzten Jahren io mächtig eingedrückt, daß der Bnndesrath nachgerade, in der Schätzung der Ration wenig iteus. als eine Maschine galt, die nur >» der „Präsidialincinung" ihren Motor halte, dem sie geräuschlos folgte. Mir seiner wunder baren Feiinülsiigkeit siir die Entwickelung der deutschen Verhältnisse hat Fürst Bismarck schon lange vor anderen betont, daß mit der Miuderuug der Spitze der Rcichspolitil der Moment getommen sei, >vo die Mitarbeit der Bnndesregieniiigeil schärfer und entschiedener sich betbätigen miisse. Diese Mitwirkung zum Segen des «ganzen kann sich ja nur dann erfolgreich geltend machen, wenn,ede deutsche Regierung den M»th ihrer Meinung bat. ohne dabei von dem alles und alle verbindenden Grundaedanken des Reiches abzu- weiche». Daß der württembcrgische Ministerpräsident diesen Mnth halte und in voller Lopalität ;»m Ausdruck brochte, sichert ihm die danlende Anerkennung im Süden wie im Norden und »nr die Kreise werden sie ihm versagen, die den beschränkten Unterthanen- versland als das erste Grundrecht des Tcuiichen Reiches etablire» wolle». Es verdient übrigens noch eine besondere Aiierteiininig. daß die „Norddeutsche "Allg. Ztg." dem voUlvmmeii eiiiwandsreien Charakter des Auftretens des Herrn v. Mittnacht das rechte Ber- ständniß zu vermitteln bemüht gewesen ist. Tie Reichstagsersatzwahl in Neustadt (O.-S.) wo ein Pole und ein Ullrnmoiitancr zur Stichwahl stehen, bietet ein Schauspiel, das selbst die bekannte» Vorgänge bei der Wahl Fiißanaels weit hinter sich läßt. Ist cs doch so weit gekommen, daß sich in dem Eeiitrumövrgan des Wahlkreises, der „Neiisiadter Ztg.", zwei hoch- gestellte katholische Geistliche öffentlich gegenseitig der Lüge nnd Verleumdung bezichtigen. Eine große Anzahl von deutschen Ver trauensmännern des Eeiitrilms erklärt sich für den Polen Strzoda. dessen Wahl, wenn nicht die Konservativen, welche sich vorher der Wahl enthalten lnrben, jetzt für Teloch. den offiziellen Ecnlrums- kandidatc», cintrctcn. gesichert erscheint. "" eipzig verwarf die Revision deS Rc- Ällacmeincn Zeitung" Dr. Klescr, der _ , ndacricht Köln wegen Beleidigung des Kaisers und Caprivis zu 2 Monaten Festungshast vcrurthcill wor den war. Tie Berliner Stadtverordneten - Versammlung genehmigte sämmtlichc zu den sozialdemokratischen Nothslandsanträgen von der Kommission gemachten Vorschläge, in denen unter Ablehnung dcs gegebenen die Unterstützungssätze zu überschreiten. Dem Acllcstcn-Kvucginm der Berliner Kaufmannschaft lag ein dringender Antrag hervorragender Berliner Firmen vor, am Frei tag die Vörie zu Ehren der Ankunft des Fürsten Bismarck zu schließen. Das "Acltesten-Kvllcgium har jedoch in der eilig des wegen einberufenen Plenarversammlung beschlossen, dem Anträge nicht stattzngeben, da Fürst Bismarck nicht als offizielle Persönlich keit zu betrachten sei und auch der Geburtstag des Kaisers nicht durch den Schluß der Börse gefeiert werde. Das Militär Ehrengericht des Bezirkskvmmairdos Teltow ver handelte gegen den Rechtsanwalt Tr. Hertwig aus Charlotten burg. Hertwig soll durch verschiedene Handlungen in seiner Eigen schaft als Berilieidiger Ahlwardts die Ehre des OffizierstandcS, dem er als Reserveoffizier angehört, nicht in der erforderlichen Weise gewahrt haben Das Vergehen Hertwigs besteht nach An sicht der Militärbehörde in der Ucbcrreichuna zweier Bewcisaniräge an den Gerichtshof im Iudeiislintenpwzeß, dnrch deren Inhalt die militärischen Sachverständigen und der Krjegsministcr beleidigt icrn sollen. Rechtsanwalt Hertwig war zur Verhandlung nicht er schiene»: das Urtheil, das aus Ausschluß Hertwigs ans dem Offi- zierseorps lauten toll, bedarf der Kaiierlichen Bestätigung. Am Veranlassung des Kaisers ist der „Schics. Ztg." zufolge bestimmt worden, daß die henle Sonnabend zum Geburts tage des Kaisers beranstalteten öffentlichen Lustbarkeilen und Milsitanffühmnaen in» 12 Ubr Nachts ihr Ende Erreichen und nicht über die MiltcmachtSslnnde hinaus ans den Sonntag aus gedehnt werden. Zur Platzfrage siir das Kaffer Williellndenkmal lvird der „Bois. Ztg" bestätigt, dag neuerdings Vvn maßgebendster Seite für die Errichtung »eben der Schlvßfrcrheit auch andere Stellen in Betracht gezogen worden sind. Vor allem gehört zu diesen auch der Opern- vlalr, der durch seine nahen Beziehungen zu den Linden als der via tri»mpkalj.-c deS preußischen Heeres sowie zu dem Palais mit dem historischen Fenster doch eine gavz andere Bedeutung be anspruchen dar», als die vor der Seitenfront des Schlosses bc legene Freiheit, für die nach dem Wasser zu erst eine lliilstlichc Er Weiterung geschaffen werden muß. Die Wahl deS Ovcrnplatzes würde voraussichtlich die ganze Angelegenheit in andere Bahnen lenken, da die hervorragende architektonische Umgebung des Platzes durch die Bibliothek, das Opernhaus u. s. w. die Anlage der setzt geplanten Ehrcnhalle in diesem Umfange wenigstens verbietet. Damit würde aber der. Bildhauer gezwungen, deir Hauptwerkh in stärkerem Maße als bisher auf das eigentliche Denkmal zu legen und somit auch die Vertreter der großen Zeit und die Mitarbeiter deS hochseligen Kaisers mit dem Postament in Verbindung bringen. Der Künstler selbst soll der Wahl eines anderen Pie nicht abgeneigt sein. Oeuerreim. Der langjährige R'eichslagsabgkvrdiictc Tr. Heinrich Iagues (Jude), der m einem Ansalle von Geistesstörung seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht bat, war icbon seit längerer Zeit in Folge geistiger Ueberaiistrengung gciiinlhslcidciid nnd konnte deshalb auch an den Verhandlungen dcs Abgeordneten Hauses in der letzten Zeit nicht mehr thcilnrhmcn. Tic Acrztc fanden Tr. IaaneS todt vor. Dr. IaaurS deiaiid sich ans einem Fauteuil, in b.sib liegender, halb sitzender Stellung, ein Revolver log ans seinem Schoost Aus dem Revolver fehlten drei Projektile, cs konnte jedoch »nr konstatirt werden, daß Tr. Iaancs zwei Schüsse gegen seinen Kops abgeseuert hat. Die Statthalterei in Prag hob den Beschluß des Stadtvcrord- netenkollegiumS, betr. die Einreichung einer Petition an den Landtag wegen Aushebung des Ausnahmezustandes auf. In Sachen dcs Prager LmladinaprozeffcS wurde das Verhör der Angeklagten beendet; es beginnt die Vernehmung der Sach verständigen und der Zeugen. Als der Angeklagte Redakteur Hain wegen der unter Anklage gestellten Sätze seiner mit Beschlag be legten Artikel zur Rede gestellt wurde.lberief er sich aus den inng- czechitchen Abgeordneten Jando, der solche Worte im Landtage ge sprochen habe. Frankreich. Man fühlt sich in Paris durch die Zusammen- zichnllg von 60,000 Mann aus Eizilien sehr beunruhigt. Einige Blätter behaupten, CriSpi plane einen Handstreich auf Tripolis (.). „Tebats" wollen an ein solches Abenteuer nicht glauben, erklären Platzes aber, sich nicht Vvrjlellen zu tonnen, wir Erisvi einer w statten Truppemnachl zur Unterdrückung örtlicher Unruhen bedürfe. >»,(> weinen, es würde aus Europa beruhigend wirken, wenn Erisvi sich über seine Ziele offen ausspräche. Ein Telegramm des Gouverneurs des Sudan meldet, daß Oben! Bonnie», nachdem er Vvn der gefährlichen Lage der Niger- floltille bei Kabaka Kenntniß erhalten habe, nach Dimbntlu »larsllsilt und dort am 10. Januar eiiigctrvffen sei. Die Tuaregs bätteii am 28 Deeember eine Abthrilung der Floltille veninbiei. Ei» neuer Ziviicheniall sei nicht zu befürchten. Eine usiizn-lle Meldung vvn der Besetzung TimbultuS fehlt noch. Ter „Temns" bestätigt jedoch die "Nachricht mit dem Bemerke», das; die Besitzung bereits vor mehr als 11 Tagen erfolgt sei. Italien. Nachrichten aus Maisa-Carrara und Sizilien melden, das; in beide» Gebieten vollkommene Ruhe verricht. Es wilrde eine erhebliche Benniiiderung der Zurückziehung van Einlagen bei der Sparkasse in Rom »estgestellt. Tie neuen Ein lagen mehren sich. Tie Studenten der Universität Pavür ocr- anitalteleu Kundgebungen gegen die Verweigerung von »ußer- ordenttichen Pu>»iinaslerinine». Sie zertrümmerten die Fenster scheiben der Universität dnrch Tchnecbüllc und stießen die Tlmr des großen Universttätssaalcs ei». Man glaubt, die Studenten würden den Borleiungen fern bleiben. — General Hensch in Man» erklärte in einer Unterredung init dem Unkerpräsetie» und Bürgc-r- meister der Provinz, seine in "Aussicht genommenen Handlungen zielten nicht blos daraus hin. die öffentliche Ordnung zu sichern, sondern seien auch daraus gerichtet, bei der Regierung Maßregeln zu beantragen, die geeignet erscheine», die Verhältnisse der Bevöl kerung einstweilen besser zu gestalten. Spanien. Ans den Eivilgünoerneur von Barcelona wurde, als er ans seinem Hause trat, ein Revotvcrschuß abgegeben, der ibu verwundete. Die Aerzle. halten die "Verwundung nicht mr schwer. Ter Mörder nennt sich Thomas Murrull und ist Amnchist. Ta das Räuberunwcsen in Andalusien an Ausdehnung ge- winui, ist ein besonderer Richter zu dessen wirksamer Unterdrückung ernannt worden. Gnalcttid. Eme Menge arbeitslosir Juden >» London begav sich in die große Snnagoae in Duke Street im Ostende Londons nnd verlangte mit dem Overrabbiner Tr.Adler zu sprechen. Vor stellungen initzte» nichts Die Leute erklärten, sic würden bleiben, bis sie Arbeit oder Brot bctommen hätten. Endlich innßtc die Polizei herbeigeholt werden. Erst als diese ausgiebigen Gebrauch von ihren Knüvpeln gewacht batte, gelang cs. die Lärmer ans dem Gotteshaus zu entkernen. Diese verhal-rten >edvch bcc ihrer Störrigkeit nnd sihriecn auch noch vor der Shnagoge, daß man ihnen entweder Arbeit oder Brot geben solle. Sie würden ihre Kundgebung wiederholen. Serbien. Die Amnestiluiig dcs angeklagtcii liberalen Mini sterinins soll bcvorstehen. — Gegenüber den Gerüchten, das; die Königin Natalie in Belgrad erwartet werde, verlautet von unter richteter Seite, das; dieselbe gegen Ende dieses Monats sich nach Biarritz begeben werde. Knust und Wissenschaft. l- König!. Hvsschauspiel. „Ter B ei l ch e n sr e s s e r (Gastspiel des Herrn Elandius.) Als Reinhard vo» Feldt in dem liebenSwürdigeic Mvsertchen Lnstsviel hat Herr Claudius vom Großhcrzvgl. Hostheater in Oldenburg ganz entschieden gefallen und durch seine angenehme, leichte Komik, durch sein frisches Sprechen lind ionstiae gute ichanspielerische Eigenschaften gar sehr angcsprochcn. Tie Mädcheiimaniereii. welche er in der „Grille" brachte, waren hier getilgt; der junge Künstler hat Humor und Phantasie und wenn da und dort man auch Manches sich anders deuten könnte, so hat er doch eine Hauvteigenschast bewiesen, welche für sein Fach, das der sogen. „Naturburschen" von be sonderer Wichtigkeit ist, nämlich Geschmack. Er ist ein sehr lebendiger Gegenspieler, reagirt mit frischer Routine aus die Ab sichten seiner Mitspieler und dürste sich dem hiesigen Zusammen- ipielc auf's Beite cinsügen. Es wäre gewiß vvn Borthcil, wenn diese lunge Kraft air Stelle des Herrn Stesster für Dresden ge wonnen werden könnte. Daß er mit den, berühmten „R" noch etwas auf gclpanntem Fuße lebt, ist ein Fehler, den er in der Schule der hiesigen Regie leicht ablegen wird. Es wäre mit dieser Anstellung ein erster Schritt gethan zur höchst nothwendigen Komplettirung des Herrenpersonals an der König!. Hosbühne, nnd sollten in diesem Sinne noch mehr Schritte gethan werden, woraus man ein Recht hat zu hoffen, so würde die nächste Saison, wenn Herr Waldcck, der neue Hctdenspieler. eingctroffen sein wird, endlich die ersehnte Regeneration des Repertoirs ermöglichen. — Die Vor stellung des „Beilchenfressers" enthält sehr viel Annmthiges. Be sonders üherraichtstvar man über Frl. Ulrich, die sehr gut gestimmt schien nnd sehr viel künstlerischen Reiz als Frau von Wiidenheim entfaltete. Awch Herr Schubert ist sehr köstlich als Unteroffizier. Wenn die Schecre übrigens, mit welcher der „Bcilchcnfresscr" das seidene Bvugnctband abschneidet, etwas kleiner sein könnte, so würde die an sich so prickelnde Situation bedeutend an Wahr scheinlichkeit gewinnen und aus dem Gebiete einer unwahrschein lichen Posse in die Sphäre einer wirklich humorvollen, möglichen »nd aiiiiinthigcii Situation gerettet sein. IV. K s- Vesper in der Kren zkirche. heute Nachmittag 2 Uhr zur Feier dcs Geburtstages Sr. Majestät dcs Kaisers Wilhelm II. Nach einleitendem Orgelvorspiele 11 „Salvunr kae. rexsnr" für Chor und Orchester (op. 7-1) von Georg Vierling: 2) Kommt, laßt uns anbeten und knien", Psalm 95 für Chor, Solostimmen und Or chester von Felir Mendelssohn-Bartholdn. Tie Soli haben ge fälligst übernommen die Eonccrtsängeriiinen F-rl. Marie Götze und Margarethe Lcngnick und der König!. Hvfopernsängcr Herr Georg Antlics. s- In der Königl. Hoioper gelangt heute Webers romantische Over: „O bero n" zur Aufsülming. Den Hüon, bisher von Herrn Ricke dargestcUt. singt zum ersten Male Herr Gritzingcr. Das Rep er toi r der Königl. Ho so per siir nächste "Woche ist nach vorläufiger Zusammenstellung wie nachstehend be stimmt worden: Sonntag: „Tie Entführung ans dem Serail": Dienstag: „Cornelius Schul": Mittwoch: „Rigolctto"; Donners tag. neu cinstudirt: „Heinrich der Löwe": Soiinabeiid: „Zar und Zii»»iermaiin": Sonntag deir 1. Februar: „Oberon". K vnig l. skriptionsball statt. s Wir werden ersucht, darauf ansmertsam zu machen, das; Frl. von Iaczinowska, welche sich an dem nächsten Montag stattsinden- dcn Eoncert des akademischen Klubs „Lechitia" betheiligl. nicht zu verwechseln ist mit Frl. von Iakimovsko, der ausgezeichneten Pianistin, die in dem Eonccrte für Zante und i»r Neustadter Kasino bereits mit großem Erfolge coneertrrte. Frl. Iaczinowska ist aller dings auch Schülerin von "Anton Rubinstein. Die Frls. v. I a - tim ob Sk» und Ierebzoss geben, wie mehrfach erwähnt, dem nächst ein eigenes Eoncert und treten nur in diesem öffentlich hier ausi tz Die erste "Aufführung von Lconcavallos „Medici" in der Berliner Königl. Hoioper soll am 5. oder 7. Februar statlsinden. s^Tas Berliner Theater wird »n Mai und Juni eine Serie von Gastspielen in London geben. s- Am 22. d. M. ging erstmalig im Städilhcatcr zu Köln ein patriotisches Stück: „P riuz L o u iS F cr d i n a ir d" von Dr. Io Hannes Iacvbi über die Bülme und fand durchschlagenden Erfolg. Tie Kol». Ztg. jagt: „Das Zeitbild drängt sich mit solcher An schaulichkeit vor "Augen und die Gestalt deS Prinzen macht sich mit solcher Warmhcrsigkeit geltend", daß das Publikum mit voller Tbeilnahmc folgte. Tr. Iacobi ist Sachse, ans Schncebcrg ge bürtig. -i-Im Gc»iäldc-S> a l o n von Lichtend erg Nachfolger findet heule die Eröffnnng der Ausstellung von "Werten des hiesigen Landschaftsmalers P a n l B a n m statt. Gleichzeitig be ginnt die Ausstclluiia des künstlerischen Nachlasses des im vorigen Jahre vmlvrbenen Oricntmalers Adolf v. Meckel. tz "Wie der römische Berichterstatter des Tail» Ehrvniclc meldet. Wird der P a P st demnächst seine Ansichten über K irchcnmusik in einem Hirtenbriefe darlegen. Er hat die miisitalffchen Autori täten der gelammten Christenheit, Laien wie Geistliche, über de» Gegenstand befragt. Fast "Alle sprachen sich zu Gunsten de« Gregorianischen Kircbengesanges und der böheren.Formen von Palestrina, Viktoria. Soriano und Anderer aus. Keine Frauen in den Chören und keine theatralische Musik, wie die Hahdns oder Mozarts, das ist das Ideal des Papstes. Derselbe hat häufig in feiner "Weise seine Mißbilligung der letzteren Musikgattuiig geäußert. Einmal sagt er: „Man stelle 'ich nur vor, wie der heilige Augustin, der "Afrikaner, in »einen Konfessionen bekannt habe» sollte, das; sein Herz durch hohe Noten und Fiddeln gerührt worden wäre!" Auch ein Standpunkt! 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