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Dresdner Nachrichten : 27.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189401275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-01
- Tag 1894-01-27
-
Monat
1894-01
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.01.1894
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39. Jtihrganq. Ausl. .".tz.OOtt Stück. Julia» SouUor, Itreccileii. VuUstr. 15. emptioblt in g-rv^üter .Viwrra!,!: Libero« ttvkol» un>l Ilenel«», II»u> . I4ütli«>n- ml I.auel- «Irlli»» , «Hi,». Dresden, 1894. »IIM kmck jjot.1vksr»vt. Mwsrkt.8«v»trLLs»1.' 1-',liule: W»ei«i»»tiA»»e tti N u«e ril»edak« un'l Imbrasiw« dlartbirus. L,»»«ld»ar> »».; «oll«»« 8rdl»lä««l»» in einkarbig um! bunt. V»pvt«» KiiztLs Iitmd«I<I, IlontWtrmtz U. 8t. tinliliiinl. II IC»>»i»«r< k Lresäka-L.., 1Vai8kiiIiü,ll88irL886 15 (6akü Löulx) ^ 81el8 moäerne >m i feine keutieitsn 5 in irlleu Arb-n Sill«». 8edrn»eu. Ldllposo, llsuüsvkud«» «R-. » d»^L,in»i»N« LiZk« i» I—2 » l»»««-»»»«««, G»IMv, e Vu«l»vi »«rvi» Oini'üoktt in 8r"LEti8dtvi- -Vu5«nl,1 lst'Ili^t. I'. Iss. ssssS**«», 20 Hiilioudlnii^o 20, Lstltv )1rir^»l'vt1l6N>'li'i»^v (:r Ulllnni). Kanzler. I>n>mut> > K(U Llpelilti'iiuter- KnxenI,Itter v,au N>>»tlrel>c-r 1. Ki et/selriuirr in «.Röm nitz i>!l R-r Iiertte unll ne>U»<Ie!>te Hu^euMriir NerlVelt. Derselbe iUi»edt,Ni»zietit,«1:irI»t »I«>n .il.-iul-n.üii-Vvrchiuuure u.tmil» wr-l'-rl«. Aiizwu. Kt. «Wttli.iiä i.-i i!„ Iiukeo j» ^ll./üj*« «ouclitoreieu, ILsiiidullcUun.gon uu>! I!08tuumtiou<m.''X^^, Nr. Z7. Hosnachrichtcn, Emu, Pascha-Gedächtnißfcier. Siadiverordnetensitzung, Gcrichlsveiliandlungen Tagesgeichichle. „Ter Veilchensreffer". . s Uedcr die Fahr/ vlU, Fricdrichsrnl, nach Berlin und de» Bei- Nit VtNNNlt ^tnk nni NNv j laut -es festlichen Tages in der Reichshanpistadt gingen IMS TomiabenS, 27. Januar. werde» Bestellungen auf di« „Dresdner Nachrichten" für Dresden bei Unterzeichneter Geschäftsstelle zu ll Mark 70 Pfennigen, für auswärts de« den Kaiserliche» Postanstalt«» im Deutschen Reichs gebiete zu t Mark 84 Pfennigen angenommen. Geschäftsstelle der „Dresdner Nachrichten", Marienstraffe.18, Erdgeschoss. Kaiser und Kanzler. „Nun laßt die Glocken — im Inbclstnrm — durch s Land frohlocken — von Thurm zu Thurm. — Des Flammenstoßes — Geleucht sacht an. -- Ter Herr hat Großes — an uns grlhan. — Ehre sei Gott in drr .Höhe!" So sang Emannel itzeibel. als dir Kunde von der wassengewalligen Thai. dir den zweiten sranzö- fischen Kaiserthron zerschmetterte, durch die deutschen Gaue slog. Heute erweckt der begeisterte Tailteshyinnns des Lübecker Sich lings der Kamönen ein freudiges Echo in allen dentichen Herzen angesichts des weltgeschichtlichen Ereignisses, das seht die klugen oller civilisirten Nationen beider Heinilphären aus die deutsche Reichshouptstadt gerichtet halt. Tort feiert der dritte Kaiser des neuen Reichs seinen 34. Geburtstag. Aber nicht das allein ist cs. was die Welt in so athernlose Spannung verseht. Bon seinem kaiserlichen Herrn geladen ist des Reiches erster Kanzler, der mit eiserner Hand den deutschen Cmheitsban znsainniensügte, in Berlin erschienen, um bewegten Herzens Tcm zu huldigen, der bisher in schweigender Kälte ihm gegenübergcstandcn hatte. Schon einmal schien es zwar, als sollte die Kluft überbrückt werden. Als im bongen Jahre die zwingherrlichc Macht einer gefährlichen Krankheit den greisen Kanzler auf das Lager geworfen hatte und Kaiser Wil helm II. dem ersten Paladin seines Großvaters in herzlichen Winten sein Mitgefühl aussprach. zog durch die deutschen Lande ein Wetter leuchten der Hoffnung, dag die von ollen Patrioten Heist erstrebte Aussöhnung zwischen Kaiser und Kanzler nnnmelir zur Thar wer den würde. Aber der psychologische Moment war »och nicht ge kommen. In der stille seines niännlichen Selbstbewußtscins und seiner kaiserlichen Macht mag es dem Monarchen schwer genug ge worden sein, de» Entschluß zu einem entscheidenden Schritt seinem stolzen Geiste abzuringcn. Nun ist es endlich geschehen und damit ein Ereigniß vollzogen, wie es seines Gleichen in der Geschichte bisher nicht gehabt hat. Hier hebt kein Barbarossa einen erst tici von ihm gedemüthigtcn Lvweirl,erzog ttiränendeir Auges aus dem Staube auf, in den er sich Verzeihung flehend zu den Füßen des Kaisers geworfen hat. Ter Kaiser selbst folgt der edlen Regung seines Herzens, die ihm gebietet, dem großen stolzen Einsiedler von Friedrichsruh zuerst die Hand zu reichen zur endgiltigen Be seitigung der trennenden Schranke, die eine unglückselige Verkettung der Verhältnisse zwischen Kaiser und Kanzler ansgerichtet hatte. Der jetzige Träger der durch Bismarcks Staatskunst ge wonnenen Kaiserkrone hat durch sein hochherziges Entgegenkommen seinen echt kaiserlichen Sinn bewiesen und in sein fürstliches folgende näheren Mitiheilnngen zu Bon Fricdrichsrn h n a ch Berli n. Bo» Hamburg sind iii Fnedrichsrnkie nichi hlos die alten Verehrer selben empfing der Kaster, ningedrn von dem gesammien Hanoi' anarlier und ioiii»nlichen Kavineiche's, den Fürsten Bismarck. Tie Begrüßung mar äußerst lierzlicb. Fürst Bismaick war iichflich er griffen. Auch die drei ältesten Iniieilichen Prinzen waren gcgen- ! wäriig. Um ' «2 llbr fand Fiiihstncksiafel von nur drei Gedecken ^'ü> Je. Maiesläl den Kaster, Ihre Majestät die Kaiserin und den eingetrosten, anch seltene Gestalten lassen och huldigend testen und! -rürslrn Bismarck stall, -se. Majestät der Kaster trug die Uniform ru'en mbelnd: „Golk segne Ihre Reiie, Tnrchlanckst !" Auch einige. > dc-> t.e>h Knrast^enegiinenis. Magdebnignche Knrainere, von deren weißgekleidete Jungfrauen flehen im lohlen, ober hellstrahlenden - Regliueot eme r evnvstion eingelronen war. stellen vor der Wohnung Wintennorgen und griisten den Liebling »>!> Blumevz 'AllesI des Zimten ichwarmt in trener Riilnnng, anch die Hambnrger Sch»l>ngend Nach der Aicknnst und de, dem lten, inn das Publikum zu Ans allen Gesichtern lcucl)- Uisniarcl Posten. Empsangc des Fürsten Bismarck bei Ir. Majestät dem Kaster er folgten ans dem Platze vor dem Schlvöc wiederholte begeisterte Knndgebiingrn. Tanicude stimmten an: „Heil Tir im Siegel trän;", „Tie Wacht am Rhein" und „Teniichland, Tenttchland über 'Alles". Ihre Majestäten der Kaster und die Kaiserin, die Prinzen und Fürst Bismarck zeigien sich wiederholt dankend am Fenster. Tie Lvationcn dauerten lange Beit fort. Ihr Korresvo,ident Halle am Pariser PlatzAnistellung genom men inlnillen einer vieltaiisendtöpsigen Menge. 'Nur mit Mühe perinochle die Tchntzniavincharr den Fahrdginin sreizi.halten. Als aber der Wagen mit dev Fürsten Bismarck daherrollie. gab eS kein .valken ineln : wie mit elementarer Gewalt wurde die Schutzmanns kette gcavrengt und Alles drängle vor dis in die unmittelbare Nähe des Wagens. Tie dem Wagen voranreitcnden Küigssicre milstten ihre Lanzentöpte seitivärts lialten, hindern, nnter die Pferde zu tonnnen. Ans .... . llaegenkoinnieli der obersten Gilenvaliiv i lele Begeisterung. „Wie herrlich er anssieht!" rrescir die Tarnen, behörden ivar siir die Preise reichlich gesorgt. Tie Fürstin liest! „Wie reckenhaft", meinten die Männer, bis Alles vorüber war. sich nicht nehmen, an den Aug hemnsziikommen und schließlich j Und dabei waren die Hurrahrnse lange nicht so brausend als sonst lächelnd mit einem Weißen Fliederstraust glückliche Fahrt zu wehe».! üblich bei derlei Gelegenheiten: Alle standen unter dem Bann des Ten .stna begleitete der tonmnstariiche Tieektionspräsidenl Inngnickel. Anächtigen Eindulcks. Nran Ivar gekommen, i»n den gewaltigen Um ' ,10 Uhr bestieg Fürst Bisinarck. vom Piiblituin mit tebhafler! Siaalsmann, dem Tcnstchland so unendlich viel verdankt, einmal Begeisterung begrüßt, de» Salonwagen. Sechs weißgekleidete i von Angesicht zu Angemht zu ichen, wäre cs auch nur aus einen Iimgsranen gingen vor ilii» her und stieuirn Blumen. Io der tlnchligen Aucsenblick. TaS lvar den Tausenden und Abertauscn- Bealeitnng des Fürsten beianden sich Gras Herderl Bismarck, Prost den. die da -Ltnnde stir Stunde stiUgestandcir hatten, n», einen iLchweninger nna Tr. Elmvander. Tie Abfahrt erfolgte !« Uhr vassablen Platz zu erhalten, offenbar Herzeirsbedürmiß. Müßige 25 Ncin. Um N UbrAi'Min trat FürstBisnlgrckin Wittenberge ein ! Neugier liei da lischt mit unter. So ivar die Stimmung mehr und wurde mit brausenden Hlinahriifen und Blnmenivenden eiiivfan-! tveilievoll als ranichend. Ter Einstig war vom Wetter begünstigt, gen : das Gleiche gnchah oorher in Lildwigstnst. Ter Fürst, im 'Wagen j 'Auct,dieöffeiiilickieiststehäudetrugen ,Aagge>ocb»i»ck, n.A.dasReich-S- sitzend. grüsttcinitlieilererNi iene UiilererneuleiiHnrralmifr!, fuhr der j tagsgebüude. 'Ani dem Ballon der sraiizosiichen Botschaft am Pariser ,^ug nach Berlin weiter. Svandan. wo sich namentlich lehr viel Lffi j Platz stand die Elite der hier lebenden Franzosen, mn den Einzug ziere aut dem Babnhose ejiigestlnden halten, kam um die nrsvl»ng rn ieben. '.stcögen es anch gemischte Geinhlc sein, welche die Herren erfüllten, der wahren Größe vermochten auch sic, das be wies ihr Erscheinen, die Anerkennung nicht zu vertagen. auch die .Hambnrger Sch»singend ist da. denn die Papas dcklülen heule das Ichlvänzen. Und Fürst Bismarck !' Test dein 15. Juni I6!>2, da Graf Walderiee znlcist in Uniform hier Ivar. trägt auch ec erstmalig wirder die Uni'orin der Halberstädier. Wirder wie immer schweift das herrliche Auge in die Mc»ae hinein lind doch weit über sie hinweg. Und in der Freude dan ich tagen, daß alle Kranlhcil der letzten Monate »er geblich an der Prachlgeslalt nittelten. Er ist wirtlich und wahr hastig Bisinarck der 'Alle, dee Eine, der eben nach Berlin fährt Lonnengold nmjube» die Fahrt, «steht es wirklich hinaus in den deuliche» Tag! Wie dem auch sei. ein Feiertag liegt über der dentichen Erde. Und nn» noch einige Toasts. Jetzt ist die S ninde der Rücktcchr nicht absolut bestimmt. Uioer Ing. der 30 'Aren hat, ist kein Sondcrzug z trotzdem weiden die Passagiere Nichts vom Empsange haben, weil er in den Berliner riiifcihrt, sich' ibeill und nur mit den fürstlichen Wagen an der 'Anlnnftsseile norfährt. Tank dem glänzenden Entgegenkommen der obersten Eisenbahn sich festgesetzte halbe Ministe Aufenthalt, da von Lndwigslust her, Ivo 20 '.'Iren losgetobvelt wurden, 1l Minuten Zeitverlust einzn- bolen warr». Tie Ein'alnt in Berlin, ans der Alffahrtieiie drs! Lelnler Bahnhiffs, ersvlgte vünltlich au! die Minute, Bei der Ankunft herrschte einen 'Augenblick lictes Schweigen. Erst bei der j 'Ausfahrt ans der Halle in geschloffener Galakntfche erhoben die Aernkchreib- >md Aerm'prech-Berichle vom 2ü. Januar. und nach dem ungezählten Masten stürmische Inbelrn'c Bor Wagen >»l eine Alstheilnng prächtiger Kurastiere. Weiter zurück folgte «straf Herbert Bisinarck, der bei der Begrüßung durch den Prinzen Heinrich nicht ans dem Wagen trat, mit einigen Slads- Ssnzieren. Tie hoclihehelmte Gestalt des Fürsten Bismarck machte überall den tiefflen Eindruck. Ankunft in Berli n. Zu einer gewaltige» Knndgebnng gestaltete sich die heute 12 Uhr 57 Mm. erfolgte 'Ankunft des Fürsten^Bismarck in Berlin. Pom Lehrter Bahnhof bis zmn Konigl. Schloß bildeten die Straßen mit den vielen Fahnen und Flaggen eine via tririm >,halst-, namentlich hatten die Linden -Ml gelegt, und ganz Berlin >,hien sich " ! Brest' Häuser und «ist Emblemen und irffchclir Grün geschmückt. Berli n. 2r e i ch S t a g. mir Tie Verlängerung des Handcls- provstonnins mir -Lvanien bis zum 31. März wird in erster und zweiter Lesung genehmigt. - Es folgt erste Berathnng deS Gesetz enlwurfes bete die Einnahme von 07 Millionen Mark ans dem Iiivalidensvnds zur Verstärkung des Betriebsfonds des Reiches. — Staatssekretär «straf Posadowskn: Ter InvalidensondS sei über * das Bedürfnis; hinaus deckst!, weshalb es tick empfehle, den Fonds zur Verstärkung des Betriebsfonds des Reiches in Anspruch zn neh- mr». Soweit ein Bcdnrtmß zn weiteren Pensionserhöhungen be stehe, könne demselben aus dem Militcstst'iids Geringe geichehen. Mir dem bisherigen Eentralfonds sei das Reich bisher nur deshalb ansgetomnien. weil Preußen stets durch Pränumerandozahlung der dem den letzten Temant^eingestigt. der ihm noch fehlte. Heil deinem ;.i,gniche'Me,sicln»menge drängte ein reichest Fc'igewaiid au Nc'itritiilarbcil'.äge Borichnß grleistet habe: laut Schreiben des hier oerfaninieli ^ zn haben ! preußischen Finanzministcis solle das künftig nicht mehr geschehen. .. - ^ Wistde die Vorlage abgelchnl. Kaiser und Heil dem Tcutschen Volke, daß cs io gekommen ist! Nun ist die beklemmende Besorgnis;, daß Fürst Bismarck die klaren, treuen Augen, die allezeit so scharf für des Reiches Wohlfahrt den LrigauS hielten, schließen inüßle, ohne mit seinem kaiserlichen Herrn versöhnt zu sein, von unseren Herzen gewichen. Was das deutsche Volk von Tag zu Tag ungeduldiger ersehnt, worauf es mit bren nendem Verlangen gewartet hat. das ist nun zur geschichtlichen That geworden, deren Glanz das Ende des Jahrhunderts mil fluchendem Licht überstrahlt, die das Herz der 'Nation mit unaus löschlichem. weihevollem Taut gegen iliren Kaiser erfüllt. 'Neider mid Friedensstörer werden zwar versuchen, in den Freudenbecher, den Wilhelm U. an seinem LI. Geburtslage seinem getreuen Volke darrcichk. einen Tropfen Wcrinuth zn schütten durch den hämischen Hinweis, daß cs mit dem politischen Einfluß des Kanzlers für immer vorbei sei und daß er nie wieder an seine alte Stelle im Reich treten könne. Taraus kommt gar nichts an. Tic Lhaisachc der völligen Aussöhnung zwischen Kaiser und Kanzler wird dadurch nicht im Entferntesten abgeschwächt. Geinhnt ist worden, was gefehlt wurde: dies erhebende Bewußtsein läßt im '.Augenblick alle Politischen Betrachtungen und Möglichkeiten in zcrslaltcrndcn Fetzen wie weichende 'Nebel anseinaiidersticbcii und erfüllt ganz Tculschland mit einem lange vcrmißicn Gefühl wohithncndcr Sicherheit im freudigen Genüsse der Gegenwart. Unermeßlich ist der Jubel, der von Berlin herübcrlvnt. Er gemalmt an die Tage der lästerliche» '.'Nacht und Herrlichkeit stn alten Reich, als Friedrich I. nach endlicher Herstellung des Frie dens im Innern einen großartigen Reichstag in alle Lande nach Mainz ausschricb. TamalS wurden die zeitgenössischen Dichter und Schriftsteller nicht müde, von dem großen Nationalsest in Mainz zu erzählen. „Die Blnthe des Ritterthnnis", heißt eS in einer solchen Schilderung, „die Macht des Reiches, die Größe der Nation, die Glorie des Kaijerthums faßte sich in einem hehren Bilde zusammen." Die allgemeine Freude kannte keine Grenzen. Wie das Mainzer Kaiserfest sich der Phantasie der Zeitgenossen mit unauslöschlichen Zügen cinprägte, so werden heule die Epigonen deS neuen Reichs nicht aufhörcn zu singen und zu sagen von der Geburtstagsfeier Kaster Wilhelms II., bei der er vor aller Welt verkündete, daß fortan zwilchen dem Träger der Krone und dem ersten Kanzler des Reichs 'Alles wieder im guten alten Recht stehen und Friede und Einigkeit herrschen solle nach langem Zwist. sich dem schönen! bei tr äge Wetter ichon stii mehreren Stunden in den Straßen. Am den Nevliamen und bei Kranzter sino Trpünen errichtet. Eine Elckcn- tompagnie der Gardelnoaeon und der Gardeniger ist im Sckilvsthose ausgestellt. Als S c. Majestät der Kaiser um II Mir von einer Spazier fahrt zurücttehrle. wurde derselbe überall jubelnd begrüßt. Tic aus alten Gesichtern strahlende Freude »nd de» laute Jubel der Bevöllernng bildeten sicherlich Mer den schönsten Schmuck der Reichsbauvtstadt. 'Ans vielen Schamenstern bückte das Bildnis; des Altreichslanckers Iicrvor, und das Passage Panoptilmn Halle es sich mrbt nehmen lasten, am dem lindenwärls gelegenen Balkon die Figur des gresten Finiten auszustellen. die ein Mmitchor um stellte, tvelehes 'vaterländische Weste» ertönen liest. Tie Hviinuug des Publikums, die Antnmi des Fürsten Bismarck aut dem Lehrter Bahnhof zu sehe», wurde aber arg getäuscht. 'Ans allerhöchsten Beseht wurde der gance Bahnlnck geräumt, ia selbst die Wartesale wurden geschlossen Kein Bvstchaster. keine sonstige hervorragende Periön- lichteit dnnle, mit geringen 'Ausnahmen, den Babnckeig betreten, da der Kaster. der den Fürsten Bisinarck persönlich ahzuhotenverhin- dcrt ivar. der Erste sein wollte, der seinem Gaste die Hand reichte. Als Vertreter des Kasters erschien in offener zweffpänniger Eauipage. in Begleitung des Freiherr» v. Seckendorfs, der Bruder des Kasters, Prinz Heinrickr, in Manncaiirifoini. dann General- Tbcrit Pape und der Siadttominandant, ferner Fürst Radziwill, der Polizeipräsident. Lbcrstallineisler Grat Wedelt und drei Flügel- Adjutanten. Ter Salonwagen des Fürsten war in den Hamburger Schnellzug cingcrciht. der 12 Uhr 7>5 Min. ani dem Lehrter Bahn hof fällig ivar. Kur; vor der Halle »heilte sich der Zug in zwei Hälften, mn zn ermögliche», daß der Salonwagen auf dem Ab fahrtsgleis Anlaufen tonnie. Prinz Heinrich und die gemannten Persönlichkeiten begaben stet, auf die Mitte des Bahnsteiges, und der Fürst entsliea in der Uniform der Halberstädter Kürassiere dem Wagen. Ter Altreichskanzler sah etwas gealtert ans, ging auch etwas nach vorn gebeugt und sehr langsam und mußte sich als «stütze den sticken Arm des Prinzen Heinrich erbitte». Durch das mit Lorbeerbäumen geschmückte Fürstenzimmer veriieß der greise Fürst den Bahnhof, um mit dem Prinzen Heinrich eine geschlossene zwcispännige Hosegnivage zn besteigen. 'Als Fürst Bismarck das Gebäude verließ, erwiesen ihm zwei koinbinirte Züge des Garde- Kürassier Regiments das Honneur und eskorttrten nnter Major Kromsla den Wagen. 'An der Moltkcbrrickc halten der Verein der deutschen Stirdenteir und der Schüler der landwirlhschaftlichen Hochschule in vollem Wichs Ausstellung genommen. Mit donnernd anhaltenden Hoch wurde der Zug auf den» ganzen Wege begrüßt, und die Fahrt glich einer Kette ununterbrochener Huldigungen. Vor dem Schlosse, das in weitem Kreise abgesperrt war. stand eine io müßten entweder die Matrttular- e in stärterrn Raien erngezogen, oder Schatzbons ausgegcben, oder eine 'Anleihe ausgenommen werden. - Abg. Graf v. Triola nl > stimmt der Vorlage nicht zn. Das Bedeuten des 'Abg. Richter, daß das EinnahmebewiUigungsrecht des Reichstags durch diese reichliche Ueberweisung zum Betriebsfonds geschmälert werde, habe nur theoretischen Werst». Andererseits könne man. so lange nichr festliche, daß die 'Anwrüche der Invaliden voll befriedigt werden, dem Invalidensonds nicht 07 Mill. M. definitiv entziehen. 'An l den Fonds treten noch mehr Forderungen heran, so die Erhöhung der Verilüninielungsznlagen. Entschädigungen für 'Nichtbemitzirng des Eivilverioraungsicheiiies ». i w 'Wir haben heule einen großen historischen Tag erlebt, einen Tag. der das Voll mit Freude ersnllt. einen Tag, der uns nn die Vergangenheit und an unsere großen Männer erinnert. Dies sollte uns auch an Tic erinnern, die mit Gm und Blut stir linier Vaterland eingetreten sind. zBriiall.) — 'Aba. Fritzen Eentr.j wnnicht gleichfalls die Beschaffung des Bc- trievssonds ans dem Anlerhewege nicht, aber der Invalidensonds müsse in erster istnre srincin Zweck erhalten bleiben. Ter Fond betrage jrtzt noch 72 MiII. M. Nach Annahme der Vorlage wnr den nur noch 5,Mill. übrig bleiben, mir denen die mannigsackr de rcchligtcn Wnnsche nickst befriedigt werden könnten. - 'Abg. Gras v. Roon ctoio.l tbeilt die Bedenken des Vorredners und wünscht insbesondere die 'Anrechnung zweier Kriegsjahre stir 187071. - 'Abg. Herbert io;.) wendet sich gleichfalls gegen die Vorlage und bemerkt dem 'Abg. Grasen Lriola gegenüber, daß das Bott die. von diesem ausaesprochenen Gefühle anlägstch des heutigen Tages nicht theile. -- Tie Vorlage geht an die Bndgettommiision. Daraus wird die 'Novelle zum Unrcrstütznngswohnsitzge>ctz in zweiter Lesung an genommen, nachdem Staatssekretär vKVöltieher die Ziiststninilüg des Bundcsrallis zu den von der Kommission bearitraaten Aendcr ringen in Anssichl gestellt Hai. Gleichzeitig wird eine Resolution zn Gunsten der Einführung des Unlerstünnngswohnsitzgcsctzcs in Elsaß-Lothringen angenommen. — Montag: ReichSsinaiizresorin. Berlin.^, Tic Anttinst des Königs von Sachsen vollzog sich heute in aller Stille, da der Kaisrr zur Begrüßung seines hohen Gastes ans dem Bahnhöfe nicht erschienen ivar. Etwa mn 12 Uhr ver sammelten sich ans dem Anhalte» Bahnhof der Kommandant von Berlin mit seinem Adintanten und die znm Gcneralstnb hierher kvmmandntcn sächsischen Offiziere. To sächsische Gesandte war seinem Landesherr» entgegengereist. Etwa nin 12 Uhr 22 Min. lies der Zug ei», dessen zweitem Wagrn der König in der Uniform seines 2- preußischen Garde Ulanen Regiments mit dem hellgrauen Paletot und Ezapta entstieg. Ter König nahm zunächst die Meld ung des Kommandanten entgegen, dem er die Hand reichte, und begrüßte darauf die zum Empfang erschienenen Offiziere, indem er jedem einzelnen die Hand darbot. Ter Könic^bestieg sodann einen Wagen und schritt die Ehrenkompagnie ab, die dann in Zügen an ihm vorbcidesilirte. Dann brachte der Hofwagen den Altreichs kanzler in das Schloß. Prinz Heinrich führte den Fürsten in die für ihn bestimmten Parrenc-Gemächcr. Im Innen» der en mit einem Spitzenreiter, der den -Ulc vierspännigen offenen ..... .... kaiserlichen Gast nach der Katerne des '2. Gardc-Ulanen-Regiments brachte, bei dessen ' ' Tie Umgebung dc und das Publikum , und rüstig aus sah, lebhafte WillkommcnsgrüLe. Pfimd's UW «inderiiiilq. KL Skts-ner Aolkcm Gebr. Pfund, Vavtzncr-r. 7S.
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