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Dresdner Nachrichten : 09.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-07
- Tag 1873-07-09
-
Monat
1873-07
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.07.1873
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Mittwo«. den v. Juli r»7». «re«»«»» «»«richten, reell» wird «» hoffentlich gelingen, wie wir jetzt zu hoffen Ursache haben, daß der Feuerherd aus seinen jetzigen Umfang werde beschränkt bleiben, und e« ist dies als ein großes Glück anzuerkenncn, da der genannt« Hof mit seinen zwei brennenden Gebäuden in einem Häuser« complex mitten inne liegt, welcher den andringenden Flammen einen entschiedenen Widerstand ans jeden Fall nicht geleistet haben ivürde. Leider sind hierbei die hiesigen städtischen Wasseranlagen einmal genügend in ihrer Mangelhafrigkeir dargestellt worden. Das Feuer ist in der Tischlerwerkstalle auogekommen und hätte bei der Beschaf fenheit der dort so eng znsammenstehenden alten Holzbaracken leicht bedeutende Dimensionen annehmen können, wenn nicht die vereinten Anstrengungen des Feuers noch rechtzeitig Herr geworden wären. Ausdrückliche Erwähnung verdient das verdienstliche Wirken des Tischler« Reichel und des Töpfermeister« Heber, welche in dem rauch erfüllten Gebäude eine halbe Stunde lang thätig waren und denen es zu verdanken ist, daß daSElement nicht weiter um sich griff.— DaS gestern hier abgehaltene Schauturnfest verlief in erfreulichster Weise, von dem besten Wetter begünstigt. Nach den hier abgelegten Proben im Laufen, Springen, Werfen und Ringen berechtigt „Iungdeutsch- land" zu den schönsten Hoffnungen. Das schöne Fest ist auch nicht durch einen einzigen Mißton gestört worden. — In Zwickau hatten Tischler Dotzauer und Weber Flügel berger bei einer in der hiesigen Katharinenkirche vorgenommenen Taufe, bei welcher sie als Zeugen fungirten, auf die übliche Frage, ob der Täufling im evangelischen Glauben getauft und erzogen wer den solle, mir „Nein" geantwortet. Für dieses Vergehen hatte sie das Gerichts«!», wegen Störung einer religiösen Handlung mit! Gesängnißstrafen belegt, und zwar Dotzauer mit 8 Wochen und Flügelberger mit 5 Wochen. Gegen dieses Strafmaß hatte der Ver teidiger der Verurtheilten Einspruch erhoben, doch bestätigte das Bezirksgericht das erste Urtheil aus Grund des tz 167 de« Reichs- strafgeseybuchs.' — Am 5. d. Mittags ist der 19jährige Fabrikarbeiter Keusch in Bautzen in der städtischen Tuchwalke durch den Dachstuhl über dem Wasserbett durchgebrochen und zwischen das darunter befindliche Wasserrad gestürzt, wobei er so unglücklich gefallen, daß jedenfalls sein Tod sofort erfolgt ist. Als um 1 Uhr das Rad in Gang gesetzt werden sollte, war dasselbe nicht in Bewegung zu bringen, und fand man bei dem Nachforschen nach der Ursache der Hemmung den Keusch todt darin liegen. Dem Pernehmen nach ist Keusch auf das Dach geklettert, um ein Paar zum Trocknen von ihm dahin gelegte Stiefel hereinzuholen. — Am 7. d. früh ist in Zittau der 6 Jahre alte Schulknabe Paul Thomas auf der Kuhbrücke von einem Fuhrmann aus Görlitz mit einem langen Transporlwagen überfahren worden, so daß der Tod augenblicklich erfolgte. — Beim unvorsichtigen Spielen mit einem geladenen Pistol hat am 6. d. Abends in einen: Hause der Grünaue bei Meißen ein Schulknabe den anderen in den Kopf geschossen, so daß dessen sofor tiger Tod erfolgt ist. — Oetkentliche Schwurgerick'ISsltzung am ?. und 8. Juli. Das noch unbestrafte Ehepaar, Jobann Carl Gottbclt Lueas und Christiane Friederike verehelichte Lueas, wo- j Von Enterer seit 1865 in Lommatzsch Getreideoandel betrieb, siebt j unter der Anklage des betrügliche» BankcrottS. Die Verhand- lung endigt mit der Verurtheilung des Erstgenannten zu I Jabr i und 4 Monaten Zuchthaus und der Letztgenannten zu 1 Monat Gefänguiß. Näheres morgen. — Oessentlicye Gerichtssitzung am 27. Juni, j Der meaen Diebstahls und Unterschlagung angcklagtc Haut-! arbeiter Earl August Stcnkcr von hier be'and sich im Mai t.J. in hiesiger Arbeiteanstalt als Häueiing. Am 22. gen. Mon. über hin, ihm beim Llraßenkebren eine Sedniucht nach größerer Frei heit und besserem Verdienst. Er entwich >» den von der Anstalt ihm zur Benutzung gegebenen Kleidern und verkaufte davon noch an demselben Tage eine Lcinwandblouie an einen Arbeiter für 12 Gr., wofür er sich Lebensmittel tarnte. In der Statt umber schlendernd, ohne zu wissen, wo er Obdach finden werte, kam er in Neustadt aut die Antonslraße zum Hause Nr. 16. iu dessen angrenzenden Garten er die darin bestirtliche Gartenlaube sich alö Nachtauartler ausersah: er kletterte über die Gartenmauer und fiugS war er in dem kleinen lulttgen Häuschen. Die Nacht war kalt, eS fror ihn; er riß die Rückwand der einem Herrn Schramm gehörigen Zeltleinwand ab und wickelte 'ich hinein, doch gewährte dieselbe nur ungenügenden Schutz. Bald begann er seine nächt liche Wanderung von Neuem, doch nahm er die abgerissene Lein wand init fort. Lim andern Tage verkaufte er diesen nächtlichen Leinwandmantcl für 8 Gr. Kurz darauf erfuhr er von Bekann ten, daß die Polizei ihn suche; er, des Hcrumirreus müde, kam derselben zuvor und meldete sich freiwillig. Vertreter der Staats-! anwaltschast: Herr StaatSanwalt Vr. Francke, Vertbeitiguiig: z Herr Adv. gräiizcl. Der Vorsitzende des Schönengerichts. Herr Assessor Ur. v. Borberg, verkündet das sür den schon siebenmal / nltz an der Marktaasse; Bericht VeS RechtSall-schusstS über die Naturalisation des Consru Krohn aus Funchal auf Madeira; teogl. über die Befreiung der actiben und nicht aktiven Militärs von den Gemclndelastc»; dcsgl. über den Antrag des Stabt- verordinten Schöne auf Anstellung eines zweite» RatbSmaurer» meisterö;IdcSgl.7llbcr den Entwurf einer Bürgerhospltalordnung: Bericht des Flnanzauvschnsses über cl» Gesuch des Lurnbereino Neu- und Aiitoiistadt wegen Fortgcwäbr cineSDarlchns auö der Stattkasse: kesgl. über die Besoldung der beiden Marktgcld- Eontroieinc; desgl, über de» Stand derrHauöhaltplaiiaiigclcgcn- heit. (Geheime «Itzling.» - Glbhöl,« in Dresden.'«. Juli Mittag»: 1° 3" oder — Met. 63 Cent, unter o. — Bndwelö —' 2" über o. — Prag 1' " über (>. Koltin —' 3" üd. l>. Lcitmeritz —' 10" üb. o. rageSsttschtchke. Deutsches Reich. Die gute» alten Zelten kehren nach der „V.-Z." in Berlin wieder — Bruder Micrcke ist wieder aufge taucht und predigt der verstockte» Menjchhcit auf's Neue die Epistel der Bruderliebe. Bel Bruder Zetsch in der Breöiaucr- straße hat er vorläufig ein Unterkommen gesunden und dort ver sammelte sich am Freitag die kleine, aber nette Gemeinde, um de» Worten des Verkünders der wahre» Bruderliebe zu lauschen. Bruder Mlcreke, der während seiner letzten Zurückgezogenheit seinen äußeren Mensche» vorthellbast verändert hat. nahm im Hintergründe des Saalcö an einem Tische Platz, zur Linke» Bru der Poiizeileutnant, zur Rechten Bruder Schutzmann, die übrigen Gläubige» in ungezwungener Haltung davor. Bevor der neue Messias seine Predigt begann, wurde wm von zarter Hand ein Blumcnbouguct, ei» GlaS dampfenden Punsches und ein Glas küblenter Limonade gercichr. Leider wurde der Bortraa wieter- hoicnlUch durch den überlauten Monolog eines streikende» We bers gestört, der aus dic Elnkommcnsleucr schimpfte und die Tilg ung seiner Schulden begehrte; die Unterbrechung, welche die Gcmcindegliedcr natürlich durch noch lautere Zurechtweisungen zu beseitigen iuchten, »ahm sogar siciienwcise io große Dimensio nen an, daß Bruder Pvlizeilcutnairt mit Auflösung drohte. „Ja, ja," »rcintc Bruder Mirrckc, ..des kommt davon, wenn die Men schen keene Liede nich in'SLcib haben; wcrLiebe bat, erbte, wahre Bruderliebe, wahrlich, Ich sage Euch, liebe Brüder, der braucht keene Polizei mit das scharfe Schwert, der trägt den Schutzmann in sich. Aber dct is et. »Na, u» nu wollen wir man die Ver- Die Straßen Londons haben nämlich eine Gesawmtlän kstir Mellen oder 10,640 Kilometer, deren größer« HAltze Mellen» I» den letzten io Jahren erst hinzugekommen ist. Von bedeckt 600 «englische» O.uatratmeilen und bat ein« N kcruug po» 4,025,650 Einwohner», die t» 528,704 Häusern wl ne». 1400 Omnibusse und Vl08 Droschken benutze», im " Jahre außer etwa 150,000 Tonnen Fleisch, die nach der . gebracht worden wäre», 203,000 Ochsen, I,525,»»00 Schate Lämmer, 30.000 Kälber, 8500 Schweine verzehrten und 10,712 Polizisten in Ordnung gehalten wurden. ES kommt ungeiäl'r ein Polizist aut eine Kllometcrlänge der Stra! Türkei. Der neuernamite deutsche Gesandte v. E hat dem Sultan in feierlicher Audienz seine Accredittv« übel Juliuö ClauS auS Siebcnlebn »Aussicht gehabt, wegen int«' ' " ' Helm Schwindeleien beim Kuhhandel In Untersuchung genommen zu werden; in beiten Fällen kam er mit einem blauen Sluge davon, doch heute gebt'ö nicht so ab. Am 3. August vor.J. kaufte ClauS ! aut dem Eucnberger Viehmarkt vom Gastwirts» Hugk in Mübl-! berg an der Elbe zwei Vierte, Schimmel, iür 420Thlr. mit einer Anzahlung von 100 Tblr., angeblich um bieielbcn zu Loynfuhren beim Bau der Eisenbahn zwischen »Nonen und Frcibcrg zu be- j nutzen. Doch dazu kam es nicht. Schon unterwegs verfaulte er das eine, welches kopficheu gewesen sein soll, an den Roßhäntler Reuter in Dresden, welcher bei »Abschluß des Handels aui dem Viehm.wkt mit zugegen gewesen »rar und dem jungen Elans 68 Thlr. zur Anzahlung dargclichcn halte, tür >85 Tbir. Das zweite Pferd kaufte Clausen s »Vater für 180 Tblr., und brachte dieser bei »Bezahlung des Kaufpreises die dem Sohne zur Betrei bung keS Handels dargeliehcncn 100 Tblr. in »Abzug. DcrSchim- mel gelangte kurz daraus durch Kau! an die Posthaiterci zu Frei-- berg. Dem jungen Pferdehändler blieb der leidige Trost: „Ein-i gebüßt tit auch gehandelt" und zur Zeit der Zahlung sah er sich^ außer Stande, die schuldenden 320 Tblr. zu berichtigen. Dem' Gläubiger ward später kund, daß Claus nicht einmal volljährig sei (obwohl man ihn dem äußern »Ansehen nach dafür halten konnten, also dcr Kaufsvcrtrag gar keine rechtliche Giltigkeit hatte. Der jugendliche Kärricr hatte vor dein KauiSabschluß dem Mühl berger Gasiwirtb einen Gcwerbcsteucrschcin, ausgestellt für „Wil helm Juliuö Claus in Siebcnlebn" itcr für »Angabe des Alters bestimmte Raum war unausgeiüllt» vorgezeigt. »Vater undSohn führen ganz gleiche Vornamen, beite sind Fleischer und dleS kam Claus iun. damals scheinbar zu statten, indem er de» iür seinen Vater ausgestellten Schein als Legitimation mit den Worten be nutzte : „Damit Sie sehen, daß ich auch Der bin". Ferner hatte sichS der junge Mann ganz ruhig gefallen lassen, von dem schon erwähnten Reuter dem Verkäufer als Sohn eines wohlhaben den »Mannes, der eine große Wirthschast besitze, vorgestellt zu werden >R. will geglaubt haben, es sei dem lo», während in Wirk lichkeit der »Vater tcS Angeklagten nur ein Grundstück im Wcrthe von 2500 bis höchstens 2800 Thlr. besitzt, »vorauf 1075 Thlr. Hvpothekcnichuldcn lasten. Herr Staatsanwalt Reiche-Eisenstuck hält den Ltra'antrig in milder Form ansrecht; einen Vertheldi- ger Hai der »Angeklagte nicht. Der Vorsitzende des Schöffen-! gerlchtS, Herr Appe'gationsrath Wöllncr, verkündet 6 Monate Ge- säugniß. — Ocilentliche Sitzung der Stadtverordne ten, Mittwoch, den 0 Juli, »Nachmittags 5 Ubr. Fortgesetzte Beraihnng über den »Bericht tcö RechtauSschusseS über das Re gulativ betreffs Bebauung des Terrains zwischen »Blasewstzer- u»d Pirnaiicherstraße; »Bericht des PerwaltungsauSschusses über die Eorrcckion und Chauisirung der Radeberaersiraße; deSal. über die Erbauung eines neuen PrlbatgebäudcS iür die 5. De- jirkSschnle (Waldgasse: teögl. über die ileberbrückung der Prieß- sammluiig ullöscn." Spraebs, »Bruder Obrigkeit klappte taö Notizbuch zu und die Mehrzahl der »Anwesenden entfernte sich in gepöbener Stimmung. — Nach Schiu'r der ordentlichen Ver sammlung vereinigte ec die Eiligcwcii'lc» zu einer vertraulichen Besprechung um »ich und siellte ihnen den Bruder Sachs vor, der an Stelle des unter die Trapptsten gegangenen »Bruder Schirner (derselbe spielt nur noch zum Tanz aus» zum ersten Apostel ernannt ist. »Bruder Sack'S versicherte, Bruder Micreke würde viel schöner gesprochen haben, wenn nicht die eklige Polizei dageweien wäre, hielt einen längeren Vortrag über den Men schensobn CbrlsluS, feierlichst wurden die »Brüter Piaffen auS der allg, meinen deutschen »Bruderliebe-Landeskirche ausgestoßen, weil sie uns „was von das Himmlische vonckev" und die Kauflcute doch keine österreichischen Gulden nebmen wollen, und mit dem Ltede „Heil Dir den siegerkranz" schloß die heitere ErbauungS- stunbe. Die deutsche PolarschifffahrtSgesellschaft in Hainburg hat ein Telegramm auS Tromsöe «in »Norwegen» vom 6. d.M. erhalten, wonach 18 »Norweger, welche au» Spitzbergen überwintert haben, durch den obiger Gesellschaft gehörigen und vom Capitän Mack geführten Sä'ooner „Tromsöe" alö Leichen aufgelunten und vom Capitän Mack beerdigt worden sind. Die Cbolera schreitet in Tborn immer noch vor, wenn auch in der inner» Stadt biS jetzt sehr unbedeutend. Im städtischen Lazarclhe haben bis gelter» etwa 50 Kranke »Ausnahme gesunden, von denen ungefähr 2 Drittel gestorben sind. Außerdem ist aber auch eine nicht ganz kleine Zabt Leichen aut polizeiliche Veran lassung direct von de» Flößen aus beerdigt worden. Ern höchst skantalöicr Fall macht in Baieru nun schon wie-! terl'oit das größte Aussehen und ist für die ultramentane »Partei ^ ein schwer zu überwindender Schlag. Ein fanatischer Infallibilist,! Pfarrer Antra aus »Welken im KrciS Schwaben, lebte notorisch! in einem Konkubinats-Verhältnisse mit zwei Schwestern, deren eine er sehr jung zu »ich nahm und noch im zartesten »Alter per iührte und ging schließlich in seiner Schanrlosigkcit gegenüber" seiner Gemeinte so weit, daß er nicht nur die Kinder stinerKon-! knbinen, »reiche er bisher auSwärtö auiziehen lick, cdeinalls zu sich l nahm, sondern auch die eine Schweiler zuletzt im Pfarrhause selbst Wochen harten ließ. DaS wurde nun dem »Publikum doch zu arg,' eö erschien daher in einem »Augsburger Lokalblatt ein größerer »Artikel, welcher die »cankalösen Vorgänge unter deutlicher Kennt-! iichmachung des pflichtvergessenen Pfarrers besprach. Plärrer Andra batte nun die Stirne, der Notorität in s Gesicht zu schlagen unv die ganze Sache iür eine unwahre Verleumdung erklärend, eine Jnjuricnklage gegen den Rcdackcur zu stelle». Natürlich war cd diesem ein Leichtes, die »Wahrheit und die evidenten Lügen der vom Pfarrer vorgesührten Entlastungszeugen durch einige ffcugen nachzuwciien. Da nun mittlerweile jene geistliche »Wöch nerin schnell fortgcichafft und >» Folge dessen am dein Transporr gestorben »rar, wurde zugleich mit der Freisprechung deö Redac- tcurS gegen den »Pfarrer und seinen »Anhang eine strafrechtliche Untersuchung »regen Meineides und falscher »Versicherung an Eites- statt, »regen »Anleitung hierzu, sowie »regen fahrlässiger Tödtung etngeleitet. »Bei der am »Bezirksgericht »Augsburg gepflogenen Verhandlung stauben nicht nur dem Publikum, sondern sogar vem Gerichte die Haare zu »Berge über die unbegreifliche Frechheit, welche der »Pfarrer noch in öffcmli.-bcr Gerichtsverhandlung, sowie seine schon seinen Zeugen gegenüber angewcncete Theorie über „unschädliche", d.h. nicht vor dem Kruzifixe bei brennenden Lichtern abgelegte Eide unk eidlichen Versicherungen auöeinander- znietzen wagte. Er ging hierin so weit, daß ihn endlich der Vor sitzende Richter avhaitcn inm-tc, die Entwickelung solcher Theorien- biö zu Ende zu verfolge». Was außerdem de» aiierichlcchtesten I Eindruck machte, »rar daö echt jesuitische, schcinheilig-dcmülhiae! Gebühren des HauptvcrdrcchcrS, im »Vergleich zu welchem die »flicht- und ehrvergessene Mutter der beiden Konkubinen und die überlebende Kcnttibine selbst noch als wahre Engel der Unschuld erschienen. Die UrtheiiS-Verkündigung ist auSgesetzt worden. Frankreich. Die amtlichen statistischen Ermittlungen über den iranzösischen Handel in den ersten 5 Monaten d. I. liegen jetzt vor. Danach beträgt die Gcsamintcinfubr 1284 Millionen, 118 Millionen weniger als in der entsprechenden Periode tcS »Vorjahres. Tie GeiammtauSiubr beläuit »ich am 1635 Millionen, 102 Müiir-nen mehr als in dem gleichen Jahresabschlüsse von j 1872. Die Gesammtauikunst auö den Grenzzollen und den in- dirccten Steuern erreicht, den amtlichen »Angaben zuiolge, dlc j Summe von 424 Millionen, 06 Millionen mehr alö die vorsäh-! rige Einnahme in der gleichen »Periode. - In der Nationalvcr- j iamminng brachte der Dcpnlirte Lamp eine Interpellation ein j über die Am'rcchterhaitung des BciagcrungöziisiantcS in »Paris und in den Departements, deren Beantwortung aus de» 15. No vember d. I. festgesetzt wird. Eö erfolgt daraut die erste Lesung deö Gesetzentwurfs über die Reorganisation der Armee. Die zweite Lesung wird die »Versammlung bereits am Freitage vor- Keutlleton. ff In her Vorstellung des Wintermärchen- von H kesprare trat Herr HoltbauS als SlntolvcuS auf. ES ist vcrkennbar, daß daö productiv komische Element der übrigens scbr kurzen Rolle sür den Gast nicht ebeu paßt, der einen äutzrß agilen, verschmitzten und cliimengerischcn Mensche« auS de« AK ten »nachte, nicht aber die von Herrn Dessoir meisterhaft skizzirtt behagliche Launerfigur, noch tcS Herrn Räder derb possenhattq Gesicht erreichte. Somit befriedigte Herrn Holthau«' Auffassung durch technische Gewandtheit, ohne in den Rahmen d«S Gtückeq zu passen oder gemütbllch zu berühren. Ausgezeichnet ist de» LeontcS des Herrn Port eine durchaus edel männlich« o» einpsiiidungSwarme Figur; icrner sind Frau Bayer alS Pan, line und Fräulein Ulrich alS Hermione rühmlich hcrvorzuhebe» Da- Theater war nur schwach besucht. ff ES wird den vielen Freunden Wagner'scher Musik anae» nebm sein zu hören, daß Hr. Riese augenblicklich mit dem Mn- dium dcS „R tenzt" sich befaßt. Nach Art seiner temperamentr volle», leicht ansprechenden unv zündend wirkenden Stimme, da« man von dieser Rolle dcö KünsllerS etwas sehr HervorragendeS erwartcn. ff Der Dresdner Wagnervercln hatte den Plan, für di« Zwecke in Bavreuth ein Soinmericst liebende Bilder, Orchester, gemischte Chöre» am dem Llncke'schen Bad zu veranstalten. Trotz dem cS an regster Bcthciligmrg nicht gefehlt haben würde, hat man äußerer Umstände halber doch setzt von dem Plan abgesehen und wird ihn September oder October erst realiiiren. ff DaS Zieglersche BIrnencitat im Carltbcater zu Wien ecz hält eine hübsche Verewigung durch folgendes von vr.W.Buiv? holz in Leipzig nach Wien gerichtetes Epigramm: „Den Wiener Kritikern. Wer böö von eurem Tadel spricht, Dem könnt zum Trost ihr sagen: Die schiccht'sten Wespe» sind eS nicht, Die an ten ..»Birne»'' nagen." ff Die Sängerin Frau FabbrI-Mulder auSFrankfurt O-Vtz Ist in San Francisco am gelben Fieber verstorben. ff Ei» hübsches Gekichtchen cittrt die „Wiener Ig. StG* von der Hosschauspielerin BaudiuS: „Ohne Lieben,*ohne Streben — Wozu leben? Ohne Liebe rastlos streben — Halbes Leben. Liebend streben - Selig Leben!" Auguste Milbrandt (vchldiutzl^ ff Eda. Spiegel schreibt im „N-Fr.-Bl." über Baun »rMdt e RE so eine »Art moderne» Fault, der statt im dumpfen Kellerloch ittz einer wohlbestallten Fabrik voll Lebensüberdruß darüber vergehen möckste, daß er daö Innerste der Welt nicht erschauen und GotteS Wohnsitz nicht errathen kann. Durch daS ganze Stück gebt eln Zug von VerzweifiungSbumor, der den Dialog so spitzig wie in teressant macht. Mau muß staunen ob der Schärte unv Gcvnei- digkcit dieses Tones und darf dem Dichter, der doch über die Knabemahre hinaus, zu solcher Frische Aufrichtig gratulir««. ES ist im Grunde kein rechtes Stück, das er diesmal geboten» ab« wobt ein tüchtiges Charakterbild, taö überdies — und daS ist wohl die Hauptsache, mag die Kritik was immer sagen — taö Publikum energisch zu packen »reiß. Der Bestall klang echt win terlich und Regisseur La »loche mußte dreimal portreten, um für den »Autor zu danken.. ff Neuerdings sind — wie uns von dem Contrahenten selbst mitgctheilt wird — zwischen diesem und den Herren Gebrüdern Heller hier, »reiche bekanntlich Besitzer deö Herminia-, jetzt Resi- dcnz-TbcatcrS sind, Unterhandlungen gepflogen worden, nach deren Abschluß möglichenvcste dieser bereits früher am Herininlis- theater thätig gewesene Man», taö Theater aus einige Jabre pachtweise übernehmen wird. Im Innern des Theaters wird rüstig gebaut; ein großer Tbetl des Zuschauerraumö wird ver» ändert, bcz verbessert, ebenso ist die »Buhne vertieft und mit ver schiedenen praktischeren Einrichtungen versehen worden, z. B. hat man »Versenkungen angebracht u. s. w. Die Herren »Besitzer scheuen keine Gcitopfer, um ein hübsches, praktisches und bc auemcs Theater herzustellen und lasten schon setzt, da die frühere Decoration und McuhZcmentS verkamt sind, flott Coulissen und Prospectc malen. »Am 1. October, ganz bestimmt aber am l5„ »oll das Rcsitcnzthcater wieder eröffnet werten, und hat sich der fetzige Eontrabent vorgenommcn, dem »Publikum mit guten Kräf ten VolkSschauspiel, VolkSposse und Operette zu biete». ff In Tübingen sind tle Vorbereitungen zu dem Fest der Enthüllung deS Uhla » d - Denkmalö in voller Thätig- kclt. Man erwartet eine große Sima,hl von Gästen; a» mehr al« hundert Personen sind besondere Einladungen aiö Ehrengäste er gangen. Bei der Ausführung deö Programms werden die schwä bischen Gesangvereine in großer Anzahl Mitwirken. Taö Fest findet am 14. Juli statt. Ilm 0 Uhr bewegt sich der Festzug durch die Siraßcu der Stadt. Aui dem Platze vor dem Denkmal wird zuerst eine eigens zu dem Fest componirte Cantate von Falßt arstgefübrt »nb nach der Festrede von Professor Karl Köstltn daö Denkmal enthüllt. Hieraus Festmahl im Mmcum. am Nach mittag eine Art Volksfest in der dem Denkmal uabcgclcgenen »Platancn-Alicc, endlich Beleuchtung, Bankette re. DaS Stand bild selbst, von Kitz in Dresden, ist vortrefflich ausgefallen. nehmen rwiuna . - Sl in 7. hat unweit Bcttcmbourg lm Lurcmburgiscl'cn ein Duell zwilchen dem flüchtigen französischen Deputirten Rane und dem bonapartisttschen Journalisten Paul de Eassagnac statt- Eassaanac ist nicht unerheblich verwundet worben. Neapel drobtcn nun auch die Tottengräke waS großen Schrecken verbreitete, doch wurd itig besci geiunken. Eassaan Italien. In mit einem Streik, i daS Unheil noch rechtzeitig beschworen. Gnftland. An dem letzten Tage seines Londoner Aufent halts hat der Schah noch einen Besuch empfangen, von dem er sür die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit seines Reiches reckst viel hätte lerne» können, wenn nicht dcS Lernstoffes schon ein solches Ucbcrmaß aus ihn eingednmgen wäre, daß sein armer Kopf schwerlich Raum sür inehr hat. Es war das Oberhaupt der Polizei, Oberst Henterion. Der König aus dem Morge»- lanbe sprach seine Bewunderung über die Einrichtung der Polizei unv die Art, in welcher sie ihre Obliegenheiten verrichte, zugleich auch seinen Dank iür die ihm selbst geleisteten Dienste aus, woran er einige statistische Fragen knüpfte. Nicht wenig war er erstaunt zu erfahren, daß die von der Londoucr Polizei bewachten Stra ßen, in gerader Linie aneinander gelegt, nicht nur bis Teheran, seiner Hauptstadt, sondern noch bis nach dem 3800 Miellen von Teheran entfernten Point de Galle ans Ceylon reichen würden. Vermischtes. » Eine seltsame HeirathSgeschichte erzählt der „GauloiS". Derselbe schreibt: „»An der Börse, auf dem Boule vard, in ten Clubs unterhielt inan sich von nichts »Anderem, alö von der sür einen der nächsten Tage bevorstehenden Vermählung der Tochter eines unserer reichsten Bankiers mit einem der japa- iicsischcn Gesandte», die sich vor einigen Monaten bei uns aui- hicitc». Die Geschichte dieser Verbindung ist sonderbar genug. DaS Mädchen sollte eine Persönlichkeit der hohen Finanz hei- rathen. Diese »rar in den Unternehmungen eines »Bankinstituts compromittirt, gegen »reiches jetzt eine gerichtliche Untersuchung eingelötet ist. Schon wollte daö sungc Mädchen sich aus Scham und Kummer in ein Kloster zurückzlcben, als der Japa nese ihr vorgettelit »vurde, von ihrem Mißgeschick erfuhr und ihr seine Hand cmbot. Seine Bewerbung wurde bald erhört. Der »Bräutigam ist, obgleich Japanese, durchaus nicht häßlich: er ist ei» Mann von Geist, am europäische Art erzogen und ein vor trefflicher Musiker: auch besitzt er, was nicht schaden kann, ein sehr bedeutendes Vermögen." * Wagnerisches. Die Berliner „Montags-Zeitung" parodlrt in köstlicher Weise die Grabschrist, welche Richard Wag ner in dem ihm cigenthümlichen Style für das Denkmal auf dem Grabe deö Clavicrvirtuosc» Tausig gedichtet hat: „War es Dein LooS, war cS Dein Wagen," O Tausig. Eine Grahschrlst, so grausig, Die, geistlos gedichtet, Dich und Dein Wirken vernichtet, Von Richard Wagner sricdhöstich zu tragen: „So muß ich Dein Loos wie Dein »Wagen beklagen." * Ein unermüdlicher Bittsteller. Unter den so genannten alten Kunden der PetitionSeommissione» unserer Par lamente, b.b. solcher Personen, welche regelmäßig In scdcmJahrc sobald der Reichstag oder der Landtag Zusammentritt, »ist ihren Bittgesuchen erscheinen, befindet sich schon seit langer Zeit der ArelögerichtSrath Buchholz In Helligcnvell, welcher sich über ihm Seiten« der preußischen Behörden zu Theil gewordene Justiz«
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