Volltext Seite (XML)
71. Jahrgang. ^ 301 AbenS-Ausgabe Mittwoch, LS. Juni »27 Gegründet 1SSS Slrabtanickriti, ittackrtckte« D»««de« Eerirtorecher-Sammelimmmer - 2S 241 Nur tür Nackiaeivrücke: 2O011 v°m l». bi» ». Juni I»N de, läalick Lweimalioer Kuitellun, trei Hau, lpvMK. vLzUZ5*iDLVUl)t Poktbe»ui>svret» tür Mona, Juni 1 Mark okne PosNustellunosaebiUtr. «tu,»>«««««» 10 «Vtenntg Sckriiileituna und Sauvtaeicküttiüell«, Marienttraß« ^-*4^ Druck u. Derlaa von vier, ick ck ikietckarvt m Dresden Postscheck-Konto >OSS Dre.sen Nackdruck nu, m„ deuilickr, Quellenanaadr (.Dresdner Nach».', nilSMa Unverlanaie Lckritlltücke werden n,ck> auibewabri. Byrd zum Curopaflug gestartet. Der Balkan gegen die Sowjel-Propagan-a. — Die Cooli-ge-Konferenz auf -em loten Punkt. vor- znm 1« »n> enbe- taa»»u biaus- un>. »» ohne n. strauk. ndback. rauche, skia.G. ib.a G. ivepfli,, lle des Röble, tlaschke keusch n. 1—250. D,e ticksals, «bd.: Fiaarn. (Von s bi» mi> Auaug »NU» o. 1 Job» ihn. Mene, David Hei» ieinbvck -Müller Pouio Beiden Fenfter. t 4. Juli ,24. Juli on Mit« r Bürg st nimn: erleon Neirl leerback »r»mmo i ktionek. Inlicher, nieiarn, er. Dr »tuen dct bpbercr (sibruna. ,na oder Grunde bat der ivruck a. ,r Rück» »vretse», ür da» Inreiacn rtebenen «stimmt, »eteisiet, aenblati iiten Ein plöhttcher Entschluß. NeNHvrk, LS. Junt. Der Flieger Byrd ist hcnte »ttta, knrz nach 4 Uhr <8 Uhr mitteleuropäischer Zeit) Finge «ach Piris gestartet. Der Start Byrds zu seinem Ozeanflug verlief trotz schlechter Sicht und feinem Regen ausgezeichnet. Das Flugzeug ging sofort in eine Höhe von 200 Meter, umkreiste den Flugplatz und verschwand, begleitet von acht anderen Flugzeugen, unter dem Jubel der Menschen, die trotz des plötzlichen Entschlusses und hastigen Starts von dem Abflug des Fliegers Kenntnis bekommen hatten. Sogar die Be gleiter Byrds erhielten erst im letzten Augenblick Nach richt von dem plötzlichen Entschlüsse, und nur wenige andere Personen waren zugegen. Die kurzen Augenblicke vor dem Start herrschte große Verwirrung, um so mehr, als Byrd und seine Begleiter bemerkten, daß der Motorsachverständige der Automobil-Company Kright, Harlon Kinkade. heim lich an Bord war. Rach Fnnkspritchen Byrds ist der Fing bisher gut verlaufen. fT.-U.) Ehamberlln bei Zürich gelandet. Zürich, 2g. Junt. Die beiden amerikanischen Flieger Ehamberltn und Levine, die um 7 Ubr 80 Minuten in München zum Fluge nach der Schweiz aufgesttvgen waren, find um S Uhr 7 Minuten auf »em Flugplatz Dübendorf bei Zürich glatt gelandet. Es ist nur eine kurze Zwischenlandung in Dübendorf vorgesehen, La der Weiterflug direkt nach Thun erfolgen soll. Wie soeben gemeldet wird, sind die Flieger Chamberlin und Levine heute vormittag 11 Uhr aus dem Flugplatz Thun glatt gelandet. Um 11 Uhr 20 Min. erfolgte die Abfahrt im Auto nach Bern. Die Konvlulu-Flieger gesichter. Paris, 2g. Junt. Die amerikanischen Flieger Matt land—Gegenbcrger, die gestern abend in Oakland zu ihrem Fluge nach Honolulu starteten, wurden drei Stunden nach dem Abfluge von einem Dampfer 600 Kilometer von der Küste entfernt gesichtet. UubeflSligle Siachrichleu über Nungesser Renyork. 2S. Junt. Nach der „Chicago - Tribüne" ist eine unbestätigte Nachricht aus Quebec eingetroffen, wonach die vermißten französischen Flieger Nungesser und Coli lebend in der Nähe von Ghost-Lake in der Provinz Quebec aufgefunden worden seien. Man hält jedoch dieses Gerücht für ebensowenig begründet, wie alle anderen über Nungesser und Coli. IW. T. B.j Der deutsche Kronprlnz fährt nach Dovrn Berlin, 2V. Juni. In Doorn wird der Kronprinz mit seiner Gemahlin und seinen Kindern am Sonntag zu einem mehrwöchigen Aufenthalt erwartet. Auslandsreise des bulgarischen Königs. Berlin, 2g. Juni. König Boris von Bulgarien wird nach Parlamentsschluß seine Auslandsreise in Begleitung des Ministerpräsidenten und des Außenministers antreten. Der König wird nicht nur Paris. Rom und London besuchen, son dern wird auch dem Reichspräsidenten und der Reichs regierung inBerlin einen Besuch abstatten. Balkansront gegen Rutzlanü. Eine Konferenz in Athen geplant. i Athen, 2S. Juni. Die griechische Regierung hat nunmehr ' nach mehrmonatigen diplomatischen Vorarbeiten die Regie rungen Bulgariens, der Türket, Rumäniens und Jugoslawiens zu einer Balkankonfcrenz zur Schaffung einer einheitlichen Antisowjetfront, sowie zur Beratung energischer Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Komm» nismus eingeladen. Man glaubt, daß die Konferenz in Athen ober Saloniki stattfindcn wird. In Athener biplo malischen Kreisen wird die Tatsache viel beachtet, daß die Ein ladung auch an die Türkei gerichtet wurde. Immer neue Erschießungen in Rußland. Riga, 2S. Juni. Aus verschiedenen Teilen der Sowjet- Union laufen weiterhin Nachrichten über Erschießungen ein. In Wladiwo stock ist das Gerichtsverfahren gegen dreizehn Personen abgeschlossen worden, die sämtlich wegen einer monarchistischen Verschwörung vor das Gericht gestellt wnrde«. Fünf sind zum Tode verurteilt, sieben zu schwere« Gefängnis- ftrasen und eine freigesproche« worden. In Andtdshan iTurkistanj ist der früher« General Nasarow wegen des Versuches, politische Gefangene zu be- freien, zum Tode verurteilt worden. Nasarow hatte den Posten eines Staatsanwaltes inne. Es sind in der letzten Woche, wie amtlich berichtet wirb, über 4« Personen zum Tode verurteilt worden. Klnrichlung polnischer Spione (Durch Funkspruch.t Moskau, 29. Juni. Zwei polnische Spione, die auf dem Gebiet der Sowjet-Union Spionage zugunsten des pol nischen General st abs trieben, wurden in einer außer ordentlichen Session des Gerichtshofes für Wolhynien in Schitomir zum Tode verurteilt. Das Urteil ist bereits voll streckt. iW. T. B.) Rykow über den Strafvollzug in Rußland. Moskau, 29. Juni. Nykow erhielt ein Telegramm von den Führern der englischen Arbeiterpartei und der un abhängigen Arbeiterpartei, die um Einstellung der Hin richtungen ohne Gerichtsverfahren bitten und darauf Hin weisen. daß letztere ihre gegen die britische Politik gerichtete Tätigkeit erschweren. In der Antwort erklärt Nykow, daß im Zusammenhang mit den Urteilen gegen aktive Weiß gardisten durch die ausländische sowjetfeindliche Presse zahl lose Lügen und Verleumdungen verbreitet werben. Die Verurteilungen entsprechen formell dem Urteil eines Ausnahmestandgerichts der bürgerlichen Staaten mit dem Unterschiede, daß das Sowjetgericht Konterrevolntio- näre straft, während in den bürgerlichen Staaten revolutio näre Arbeiter bestraft werden. In dieser Situation eines er bitterten Kampfes gegen die Sowjetunion sei ein entschiedenes Vorgehen der Regierung gegen aktive Konterrevolutionäre ganz unvermeidlich. Die Sowjetunion glaubt, daß die Interessen der Arbeiterklasse der ganzen Welt darin be stehen können, den ersten in der menschlichen Geschichte be stehenden Staat der Werktätige» zu wahren und hoffe, daß weite Kreise der öffentlichen Meinung auf die Politik der Provokation und der Vorbereitung eines neuen Krieges, die die englische Regierung betreibt, nicht etngehen werden. Die Eooli-ge-Konferenz aus -em koken Punkte. Sine zufriedene Stimme ans London. London, 29. Juni. Die aus Genf vorliegenden Berichte lauten äußerst pessimistisch, und es hat, wenn nicht alle An Zeichen trügen, den Anschein, als ob die Flottenabrüstung nunmehr auf dem toten Punkt angelangt sei. Der „Evening Standard" läßt sich von seinem Genfer Sonder korrespondenten berichten, daß Großbritannien bei seinen Verhandlungen über die Fragen, welche Schiffe bei seinem Begrenzungsplan unberücksichtigt gelaffen werden sollten, außerordentlich gut abgeschnitten habe. England habe bisher keinen einzigen Rückschlag zu verzeichnen gehabt. Die Japaner zeigten ihren ehemaligen Verbündeten be merkenswerte Loyalität. Die Amerikaner legten mehr Elastizität, aber nicht die genaue umfassende Marinekenntnis und Staatskunst der Japaner an den Tag. Die Japaner drohten mit einem möglichen Fehlschlag der Konferenz an gesichts des festen Entschlusses Bridgemans und feiner Kollegen, daß alle Karten offen auf den Tisch gelegt werden sollten. — In Genf feien Gerüchte von einer möglichen Vertagung -er Konferenz in Umlauf, falls die Konferenz nicht innerhalb von zehn Tagen abgeschlossen sei, aber an verant wortlicher Stelle konnten diese Gerüchte nicht bestätigt werden „Amerika kann Europa nichk helfen." Borah über die europäischen Friedensstörer. Denver, 29. Juni. iReuter.s In einer hier gehaltenen Rede forderte Senator Borah die amerikanische Regierung auf, sich lieber um den Wiederaufbau im Jnlande als im Auslande zu kümmern, und sagte: Wir helfen den Völkern Europas nicht, wenn wir ihnen ihre Schulden erlaffen oder ihnen Gelb leihen. Wir helfen damit nur den europäischen Friedensstörern. Die Geschichte Europas während des letzten Monats habe dieselbe« streitsüchtigen Elemente gezeigt, die die Zeit vor Ausbruch des großen Weltkrieges charakterisierten. Als Beispiele führte er an die Rede, in der M u s s o li n i eine Armee von 6 Millionen Mann forderte, den Bruch zwischen roßbritannicn und Rußland, die Ermordung des russischen Gesandten in Marschau, die Hinrichtungen in Rußland und die Rede PoincarsS in Luneville, die durchtränkt von Erbitterung gewesen sei. Eine inkernakionale Wührungskonvenkion. Der Plan des BölkerbundskomiteeS gogeu WährnngS, fälschungen. > Genf, 29. Juni. Das vom Dölkerbundsrat eingesetzte Komitee zur Prüfung von Maßnahmen für die Bekämpfung der WährungSfälschungcu hat seine Arbeiten abgeschlossen. Das Komitee hat einen Entwurf für ein« internationale Konvention ausgearbeitet. Es wird am 10. Oktober noch mals zusammentretcn, um den endgültigen Text des Ent wurfes herzustellen, der dann dem Völkerbundsrat vorgolegt werden soll. Der KonvcntionSentwurf sieht ständige Kon ferenzen vor, in denen die Maßnahmen zur Bekämpfung der WährungSfälschnngen geprüft und verbessert werben sollen. Ferner sieht der Entwurf die Schaffung eines internationalen AuSkunftSbureauS vor. Die englische Oberhausresorm als Kampfmittel gegen den Sozialismus. Die englische Innenpolitik steht zurzeit im Zeichen deS Kampfes gegen den Sozialismus, der von der dortige« bürgerlichen Auffassung durchgängig in einen Topf mit dem Kommunismus geworfen zu werden pflegt. Die erste scharfe und zielbewußte Maßnahme der Regierung Baldwin auf diesem Gebiete war die Gewerkschaftsbill, nach deren In krafttreten die britischen Behörden nunmehr eine Handhabe besitzen, um die Wirtschaft vor General- und Sympathie streiks zu bewahren. Auch ist dadurch die Möglichkeit eines staatlichen Zugriffs auf Streikgelder eröffnet, sofern diese nicht der Unterstützung der notleidenden Ausständigen, son dern der politischen Agitation zur Aufreizung der Streiken den zum weiteren Widerstande dienen sollen: eine sehr dehn bare Unterscheidung, die der Behörde eine umfassende Macht vollkommenheit verleiht. Der diplomatische Bruch mit Ruß land spielt ebenfalls in das Kapitel der gegen den Sozia lismus und die revolutionäre Gefahr überhaupt gerichteten Bewegung mit hinein, da die Regierung Baldwin sich zu ihrem Vorgehen gegen Rußland auch durch die Erwägung drängen ließ, daß sie dann in der Maßregelung der bolsche wistischen Wühler völlig freie Hand bekam. Als weiteres Bollwerk gegen die Ausbreitung der politischen Macht des Sozialismus soll nun die Reform des Oberhauses dienen» die seit ihrer Ankündigung <m Parlament durch den Premier minister die öffentliche Meinung lebhaft bewegt. Die trei bende Kraft sind hier ebenso, wie bei der Gewerkschaftsbill und dem Russenkonfltkt, die sogenannten Diehards, die Ver- treter des äußersten rechten Flügels der Konservativen Partei, der von dem Herzog von Northumberland geführt wird. Dieser Lord verfügt infolge seines großen gesellick^ilichen Einflusses, der in der englischen amtlichen Politik einen stark wirkenden Faktor barstellt, über eine solche Macht, daß er eine Art Nebenrcgterung bildet, deren Bedeutung sowohl auf innen- wie auf außenpolitischem Gebiete erheblich ist. In der auswärtigen Politik ist er ein fanatischer Franzosenfreund, dessen Einwirkung hinter den Kulissen es hauptsächlich zu- zuschrciben ist, daß die offizielle Londoner Politik trotz aller grundsätzlichen Anerkennung des deutschen Standpunktes sich nie zu einer energischen Einwirkung auf Frankreich zur Er- füllung der berechtigten deutschen Ansprüche auf Grund deS Locarno-PakteS entschließen kann. Dieser Lord Northumber- lanb hat über den eigentlichen Zweck der Oberhausreform eine sehr offene Sprache geführt. Er sagte im Oberhause, England sei unter allen Ländern am meisten von einer sozialen Revolution bedroht, da es die stärkste sozialistische Partei habe, deren Macht so groß sei, weil sie die Gewerk- schäften ganz in der Tasche habe. Deshalb müsse das Ober haus so reformiert werden, daß es im Falle der Bildung einer neuen Arbetterregierung den ruhenden Pol des Staates darstellen könne. Lord Birkcnhead stimmte ihm bei mit der Erklärung, die Notwendigkeit zur unverzüglichen Durch führung der Reform „sei einfach in der Tatsache gegeben, daß eines Tages die Arbeiterpartei die Plätze der Kon- servativen im Unterhause einnehmen werde". Daraus geht klar hervor, was die Regierung Baldwin mit der Um gestaltung des Oberhauses beabsichtigt: Nach dem Schlage gegen die Gewerkschaften soll nunmehr auch die Arbeiter partei lahmgelcgt werden, indem man ihr die Möglichkeit nimmt, eine abermalige Vormachtstellung im Unterhause zu revolutionären politischen Experimenten zu benutzen, in deren Mittelpunkte die völlige Beseitigung des Oberhauses stcffen würde. Unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, erscheint als der springende Punkt der Reform die Bestimmung, baß das Unterhaus nicht mehr die Befugnis haben soll, für sich allein eine Vorlage zum Gesetz zu machen, durch welche die Boll- machten ober die Zusammensetzung des Oberhauses geändert werden, sondern daß hierzu in jedem Falle die Zustimmung der Lords erforderlich ist, ohne daß das Unterhalts das Recht hat, hier seinen Willen gegen die Lords durch mehrmaliges Beharren auf seinem Veschlusse dnrchzusetzcn. Das be deutet eine grundlegende Aenderung des von Lloyd George durchgebrückten Gesetzes von 1911, kraft de'sen das Veto recht -cS Oberhauses durch die Vorschrift indirekt ab geschafft wurde, daß ein dreimal wiederholter Beschluß des Unterhauses es unwirksam macht. Außerdem wurde durch das Gesetz von 1911 dein Obcrhausc die Mitwirkung in tnanz- und stenerpolitischen Angelegenheiten überhaupt ent- zogen, so daß die Lords gegenwärtig in allen derartigen Fragen gar nichts zu sagen haben und auch bas Budget in der vom Unterhause beschlossenen Form lediglich zur Kenntnis nehmen müssen. Lloyd George ging sogar noch weiter, indem er dem Gesetze auch die Bestimmung ein- itgte, baß jede Vorlage, die, ohne an sich finanz- ober tcuerpolittsch zu sein, größere Gcldansgaben mit sich bringt, wie z. B. soziale Reformen, als sogenannte Money-Bill der Zuständigkeit des Oberhauses gänzlich entzogen wird.