Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-30
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1S27 — „vre»Haer Nachrschte»* — Kr. 5« r«Ne S der Winterarbett in Senf. (Bon unser«» Rindtgen »enter vertrete«.» Die Ankvaft -er Russen. Gens. den 27. November. Die Nüssen arbeiten mit der in Genf angeblich ver. pSuten Geheimdtplomatie: wenn sie am Sonnabend kommen «ollen, lasten sie in einträchtigem Einverständnt« mit der Polizei des bürgerlichen Staate» Gens ihre bestimmt« An. kuntt ans den Montag ankündlgen. damit, wenn sie wirklich da sind, niemand auf Ne wartet, vor allem auch keine prolc. tarischen Abordnungen mit roten Nelken. Regenmäntel« und dunklen Hüten in verlegenen Händen. Aber man bat Ne trotzdem auf frischer Lat ertappt. Wer am Sonn- abend nachmittag den populären Aussichtspunkt de» Bahn- Hose» Cornavin bestieg, der merkt« bald, daß etwa» sehr Wichtige» kommen müsse: da war reichlich Polizei mit und ohne Uniform, Journalisten, am Debattieren erkennbar, und schließlich ein vereinzelter, sehr distinguiert auSfehender Herr, der allein die Erlaubnis besah, den weiten abgesperrten Raum de» Bahnsteiges ,u Spaziergängen zu benützen. Dieser Herr war Socoline-Schapiro. Direktor im russischen Volkskommissariat de» Auswärtigen. Jetzt fuhren Automobtle aus den Bahnsteig, und dann kam der Zug daher. Am Ende glänzte rin herrlicher Salonwagen, diskret geschlossen, sich vorderhand nicht entleerend, solange der weniger wesentliche Teil des Zuges Mensche» abgab. Die AutvS fuhren an den Salonwagen heran und nahmen die Gäste der Schweiz auf. Und nun begann der Geheimnistuerei zweiter Teil: -er Umweg in» Hotel de la Paix. Dahin suhr man nämlich nicht aus dem üblichen Weg durch die Nur du Mont Blanc, sondern sozusagen hintenherum: Vorsicht. Vorsicht! Wieder war auch beim Hotel ein hermetisch funktionierender Ordnungsdienst, fast wie im Frühjahr. Betrachten wir die Persönlichkeiten der drei Tage zu früh eingetrossenen Delegation, die nun mit den Schneestürmen Rußlands den trockenen, schncelolcn Genfer Winter vertauscht: da ist der Chef der Delegation, Maxim Litwinow, be gleitet von seiner mit ausgesuchter Eleganz und vollendetem Geschmack bekleideten Gemahlin, die als Neberse' crin amtieren wird: Kultusminister Anatol Lunatscharsky. der Dichter des gegenwärtig in einem ganz kleinen Genfer Kino lausenden Films „Die Bärenhochzeit". begleitet von seiner Gattin, einer jungen und schönen, äußerst eleganten Dame, deren prächtiger sibirischer Skunksmantel bewundert wird: die Herren Ougarofs. Boris Stein. Behrens und Pou at- scheff, „stellvertretender GencralstabSchcf der Noten Armee der Arbeiter und Bauern", endlich Egoriekf, Direktor im Auswärtigen Volkskommissariat und stellvertretender Generalsekretär der Delegation. — Generalsekretär ist Boris Stein. Hierzu kommen noch eine Anzahl weiterer Zu gehöriger, darunter, zwei Korrespondenten der russischen Staatspresse, also Journalisten wie alle anderen, bloß dah sie hohe Staatsfunktionäre sind. Man könnte vor Neid platzen. Neuer Anlaus zur Abrüstung. Am Mittwoch also tritt im Schoße des Völkerbundes die Kommission zur Vorbereitung der Allgemeinen Abrüstungs konferenz zusammen, unter dem vollständig neuen Aspekt der Teilnahme dieser Russen. Drei Anläufe gehen diesem vierten bereits voran, ohne daß es gelungen wäre, auch -ie aller, bescheidenste wirkliche Grundlage für eine Abrü ungskon- vention zu schassen. Das einzige bisher Erreichte wird von einer Aufzählung der verschiedenen Vorschläge dargestellt, wobei aber gerade die fast unübersteigbaren Scl,w1e''iake ten in verstärkter Ausprägung demonstriert werden. Eine Der« ständignnq in den wesentlichen auscinandcrgchcndcn Punkten ist anch setzt nicht absebbar. Wie man weiß, soll die Ab- rüstungsvorbereitung auf der Grundlage des aktuellen poli tischen Zustandes gefördert werden, während das grüßte Hindernis für eine Abrüstung, die ungesicherte Lage. die Nn- lieiviiihcit der allernächsten politischen Entwicklung, auf einem parallel laufenden Weg überstiegen werden soll von einem neu zu schaffenden Komitee, dessen Aufgabe also darin be stehen wird. Sicherheit ohne Abrüstung vorzu- bereiteu. Diese ausgeprägt politische Angelegenheit, unter deren weitem Mantel die allergrößten politischen Spekula tionen verborgen sein können, wird natürlich das meiste J'-lerelie an' sich konzentrieren. Wie man will, handelt es sich also bet der jetzigen Konferenz um eine Beransto t >,g durchaus formalen Charakters von angeblich nur ganz "urzer Dauer. Diese Feststellung stammt vom Sekretariat und be ruht aus einem umfanareichen Memorandum. ES scheint nun. bah sich um diesen Sachverhalt «ine btplomatlsche Schlacht entwickelt, dle in der französischen Presse al» die größte seit dem Kriege überhanpt bezeichnet wirb. Alarm wird übrigen» auch in Genf bereit» geblasen, seitdem die Teilnahme der Nüsse« .al» Alliierte Deutschland»* bekannt geworden ist. Mit dem völkerkundlichen Memorandum, von dem der deutsche Delegierte mit- teilt, daß er «» nicht erhalten habe, muß offenbar ein un erklärlicher Irrtum unterlaufen sein insofern, als es die Großmächte in dem Glauben gelassen haben soll, dir jetzige Session habe wirklich bloß formalen Anstrich und könne höchstens vier bl» fünf Tage dauern, trotz dem Hinweis in demselben Memorandum, baß mit Punkt 2 der Tagesord- nung lPrttfung des Stande» der bisherigen Arbettenj eine ganze Serie von Fragen aufgegrtsfen werden könne, was die Diskussion möglicherweise auf mehrere Wochen auSzu- dehnen vermöchte. Da» erstreben Deutschland und Rußland. Deutschland ist durch seine Abrüstung hierzu in vollstem Maße vorbereitet. Während England. Frankreich, Polen und alle übrigen Staaten dieser Gruppe behaupten dürften, für eine derartige materielle Diskussion gar nicht vorbereitet zu sein. Bei der Nervosität, mit der mau iu Frankreich und Eng land die Ankunft der Russen betrachtet, liegen die Schlag- worte „deutsches Manöver" und ähnliche in der Luft und vergiften die Atmosphäre, ehe es noch zu einer Ans sprache gekommen ist. A"dee,.s»A bezeugen die Alarmrnfe von Westen her hinreichend, daß man dort nicht gewillt ist, Abrüstungsarbeite« und StcherheitSbemtihnngen parallel nebeneinander berlanken zn lassen Frankreich arbeitet wieder ans den Sieg seiner These hin und damit auf den Bruch des unter großen Opfern zustande gekommenen Kom promisses. Ganz sicher werben die nächsten Tage voll hoher Spannung und für daS gesamte Problem von entschiedener Bedeutung sein. Amerika nimmt am Sicherhellsausschuh nicht teil. Gens, 20. Nov. Bon zuverlässiger Seite wird heute abend mttgetetlt, daß die amerikanische Delegation ans Grund strikter Weisungen ans Washington sich an der Bildung des SicherheitSauSschuffes nicht beteiligen wird, nnd zwar wird die amerikanische Delegation in den SicherheitsanSschuß weder einen Delegierten noch einen Beobachter entsenden. Der Führer der amerikanischen Delegation, der Gesandte in Bern Wilson, wird voraussichtlich in einer der ersten Sitzungen der Kommission den Standpunkt der amerikanischen Negierung zu dem Sicherhcitsauöschuß bekannt geben. (T.-U.) Das russische Abrii tumisprogramm. Genf. 29. Nov. Uebcr daS Programm der russischen Ab- rüstungSdelcgation wissen Gerüchte, angeblich von bestinsor- mierter Seite, weitere Einzelheiten anzugeben. Danach wird die Erklärung Litwinows eine in der Sache ziemlich scharfe Kritik an der bisherigen Abrüstnngsarbcit des Völkerbundes und besonders auch der jetzigen Abrüstungskommission ent halten. Sie wird vor allem die miliiärtcchnische Begrenzung des Abrüstungsproblems zum Gegenstände der Kritik mache» und an Hand der kommunistischen Ansicht darauf Hinweisen, daß die Gestaltung und die Notwendigkeiten der internationalen Politik kapitalistisch regierter Staaten immer wieder zn kriegerischen Zusammenstößen führe. Lttwinow wolle dann durch eine genaue Charakterisierung der heutigen Weltlage die bestehenden Gegensätze erklären, die nach der Moskauer Auffassung zum großen Teil in dem Gegensatz der eng- tischen Politik gegenüber Sowjetrußland be gründet seien. Litwinow werde dann rin konkretes Ab rüstungsprogramm entwickeln, in dem erklärt wird, daß zurzeit keine Sicherheit bestehe, nnd daß anch eine allge meine Vcrstävdignna über die Sicherbeitskraaen hente aus sichtslos erscheine, weil die Gegensätze als Gegensätze der kapi talistischen Wirtschaftsordnung zu schroff seien. Durch eine teilweise Abrüstung könnten die akute« Gcsahrcnqncllen vermindert werden. Litwinow werde dann zum Schluß eine Resolution ein- bringen. nach der die russische Delegation eine vollständige Abrüstung oder, wenn diese nicht möglich sei, eine stuscnwcise Abrüstung fordere, nnd ferner effektive Garantien für den Frieden durch den Abschluß von Nichtangriffspakten vorschlage, die Rußland allen Staaten teils direkt, teils indirekt bereit? angeboten habe. Furchtbare Stürme aus -em Schwarzen Meere. Insgesamt 170 Schiss« «ermißt. WspSka«. 20. November. Südrubland ist von einem furcht» baren Orkan heimaesucht worden, gm Schwarzen Mee« hat der Orkan ungeheuren Schaden angerichlet. Etwa hundert Schiffe de» Staat»sischiruste» sind im Eis stecken aeblieben. Die Besatzungen konnten noch nicht gerettet werden. Bei Logo» wurde ein Schiss mit l2ü Mann Besatzung von einem EtSblpch mitten durchschnitten. Das Schiss sank. Dir Besatzung konnte gerettet werden. Bet Astrachan sind drei kleine Dampfer, elf kleinere Schiffe und sieben Motorboote Im Eise stecken ge blieben. Wie groß die Katastrophe ist, gehl daraus hervor, daß tnSgesami nicht weniger als 17ü staatliche nnd genossenschast» liche Schisse »erschollen sind. Die Nettungsarbciten sind durch den Orkan lehr erschwert, teilweise sogar unmöglich geworden. Auch aus derWolga herrscht starker Eisgang. Ein Kutter mit neun Personen ist untergegangen. Dle Uederschwemmungskalaslrophe in Algerien. Nach einer HavaS-Meldung aus Algier wird der durch dle Ueberschwemmungökatastrophe angerichicle Schaden aus 500 Millionen Franken geschätzt. Am häriestcn Ist der Bezirk vv« Oran betroffen worden. Die Zahl der Toten beträgt in Mostaganen gegenwärtig ISO. in TcncS 88 nnd in Ain-Tenn« scheut L. Nach einer Blättermeldung ans Oran hat ein Teil der Stadt geränmt werde« müssen, weil bas Hochwasser die HSuser ernstlich bedroht. Schwere Strafen im Kaniburger Sprik- srkmuimel-Prozeh. Hamburg, 2g. Nov. Hier gelangte heute nach mehr, tägiger Verhandlung der Sprttschmuggelprvzeß zum Abschluß, in dem sich zehn Personen zu verantworten hatten, die große Mengen Weinbrand, Weingeist und dergleichen aus Holland über Köln nach Hamburg eingeschmuggeli hatten. Das Ge. richt verurteilte den Hauptangeklagten Kaufmann Karl , Schwa rtz wegen wiederholter Zolldesraudation unter er. schwersten Umständen, in Tateinheit mit Hinterziehung des Monopulausglciches, und wegen wiederholter Urkunden. ! fälsch»»« zu 2 Jahren G e f ä n g n i s, 5 477 »00 Mk. Geld. ! strafe und zum Wertersatz von 812 000 Mk., den Angeklagten jBest wegen der gleichen Delikte zu 4 Monaten Gefängnis und den gleichen Rcbcnstrafe», den Verwalter Schilling zn 8 Monaten Gefängnis, 8 054 000 Mk. Geldstrafe und 417 000 Mk. Wertersatz, den Betriebsleiter Friedrich Junker wegen Begünstigung zu 1 Monat Gefängnis und den Kaufmann Wilhelm Schneider wegen gewinn.: süchtiger Urknndensälschung zu 4 Monaten Gefängnis. Sollten die Geldstrafen nicht etngetrieben werden können, so müssen Schwartz noch weitere 2 Jahre, Best noch 78 Wochen und Schilling noch 52 Wochen Gefängnis verbüßen. Drei Angeklagte wurden fretgcsprochen. D 'eslerberl» kandidierl nirftk. Berlin. 20. November. Wie die Stahlhelm-Pressestelle mit teilt, entsprechen die Blätlermeldungen. wonach der zweit« Rundesführer Duesterberg bei den kommenden Wahlen kandidieren werde, nicht den Tatsachen. Beide Bundessührer haben erklärt, daß sie niemals kandidieren werden. Aus dem Krieqsbeschüdlqlen. Ausschutz. Berlin. 20. Nov. Der NcichstagSauSschuß für Krieg», bcschädigtenversorgung setzte in seiner heutigen Sitzung die zweite Beratung der Novelle zum Vcrsorgnngsgesctz fort. Einstimmig anacnoinmen wurde ein Antrag, wonach die Schwerbeschäbigtenzulage bei Erwerbsunsähigkeit von 144 auf 160 Mk. erhöht werden soll. Im übrigen wur den die Beschlüsse der ersten Lesung bestätigt. In der morgigen Sitzung hofft der Ausschuß, die zweite Lesung -er Novelle abschließen zu können. Berutsschulpslichk. Knab n und Mädchen weiden ür Ostern ausgenommen. Prosp. ss. Rackows Handelsschule. Ailmarßl IS Jnb. Dir Rich Rackow u Dipl -Kc» delsl. l)r pbil. Frist Rackow. 8 Ikr Sesiekt *i!i<l öuicii ein reinig sNrsnils» dvgsnglss nie i elsüi, «onosin gestoben. kigsns IR Oamen gelsrigl» No4»l!« reigi innen Ssttlsn-iUosMr, Prag«, Ste»S« LS I Sächsischer Kunttverein. Ktinstlcrvereinignng Dresden. Die Dezemberausstellung des Sächsischen Kun st vereinS auf der Brühlschen Terrasse ist. wie alliähx. sich, der einheimischen Kltustlerschaft gewidmet, die vor der Weihnachtszeit damit in Erinnerung bringen will, daß Bilder gemalt werden nicht nur. um sie In Ausstellungen zu be trachten. sondern auch, um sie zu verkaufen. Die Hinteren Säle sind von Gemälden wohl der meisten bekannten Maler Dresdens angeküllt und io bunt und mannigfaltig der Ke- samteindruck dieser Schau Ist. !o vielfältig ist die Qualität und der Charakter dieser Werke so daß für iedermann kehr wett gespannte Möglichkeiten der Wahl gegeben sind. Die vorderen Räume sind der Künstlerveretntgung Dresden überlassen worben, die ausschließlich Zeichnungen. Aquarelle und Kleinvlasiik ansgewählt und ausgestellt hat. Und zwar hat sie dem 80 jährigen Ltebermann. der »0 jährigen Käthe Kollwiv und Robert Sterl und dem kürzlich verstorbenen Sascha Schneider besondere Ehrenplätze eingercinmt. Es sind da allerhand Kostbarkeiten und Seltenheiten von Meister hand zu finden, die den intimen Netz der unmittelbaren Niederschrift haben. Mar LtebermannS Hankneich- nimgen bilden eine wertvolle Ergänzung zu der Ausstellung seines graphischen Werkes im Knpfcrstichkabincti: die Blätter entstammen der Sammlung von Hermann Müller in Dresden, der sich mit dem wählerischen Blick des Liebhabers die schönsten Zeichnungen aus den Mappen des Meisters von 1874 bis >025 gesichert hat. Die fabelhaft sichere Natur- ersassung LtebermannS tritt besonders in den holländischen Studien hervor, unter denen wieder die Skizzen zur Juden, gassc in Amsterdam sesielnde Zeugnisse beS zeichnerischen Im» prcssionismus sind. Den scharfen Blick für die Wirklichkeit vficnbaren auch keine beiden Selbstbildnisse aus den letzten Fakiren: aber in ihnen findet man anch die große psycho logische Klärung keiner AlterSreife. Wie anders die Zeich nungen der Käte Kollwitz. -such da Natiirstudium und NainraliSmuS, aber doch immer sofort die Abstraktion, die Weitung des Motivs ins Große und Allgemeingültige und vor allem überall der ticke und ernste Gemütsanteil. Gerade auch in dicker sicheren und ruhigen Technik der Hand liegt schon ein Stück des seelischen Wesens der Künstlerin. Ten ko unerwartet a»8 dem Leben geschiedenen Sascha Schneider verfolgt Berkennung und Mißgeschick auch nach dem Tode. Gewiß In der Absicht, ihn zu ehren, und doch mit einem unglücklichen Griff hat man Schiilerzeichnnnaen a»S dem Anfang der neunziger Jahre ausgestellt, al» Schneider „nach Vorschlägen" von Große oder Schilling Entwürfe z» Karton« und Wandbildern schuf, die zwar ein fabelhaftes zeichnerisches Können und eine sormsichcre KompositlonSaabe knndtnn. natürlich aber so gut wie jeder persönlichen Wesens, seile ermangeln. Der junge Sascha Schneider benutzte in einziger Weise jeden Zetchnungsstil: er konnte Michelangelo ebenso wie Gcnellt. Cornelius wie Overbeck. Rethel wie Schnorr nachahmen, baß man's vom Original kaum unter scheide» kann. Wohl sieht man Eigenes schon hier und da aus- blitzcn, aber keine Genicleittung kam doch erst nach diesen Schülerarbeiten mit den aufsehenerregenden Phantasie kartons. Man mag von Schneiders Entwicklung und Be- deutung denken wie man will: baß man aber seinem Angedenken keine» guten Dienst erweist, wenn man ihn in seinen un selbständigen Anfängen zeigt, ist keine Frage. Bet welchem Künstler hätte man so etwas getan, wen« nicht bei diesem Stiefsohn des Glücke»? Allerdings auch, wie wenige hätten so außerordentliche Leistungen als Akademiker aufzuweisenl Glücklicher liegt der Fall bei Robert Sterl, der noch rüstig unter uns schasst. Ihm ist die Zeichnung nur Vorarbeit für seine Malkunst und alle Schwarzweißblätter sind im Grunde farbig empfunden. Wohlweislich beschränkt auf wenige Gebiete, entwickelt er sich aus der Impression ,»m Monumentalen. Man sieht da» am deutlichsten bei den Studien zu seinen Steinbrechern und Eisengießern. Blätter, auf denen immer schon die Farbe zum, btlbmäßigcn Eindruck mithllft. Nnd tn den köstlichen Bildchen von der russischen Reise ist auch schon im kleinsten Format die ganze funkelnde Farbfleckeiitechntk der Sterischen Gemälde. Dazu kommen die Studien zu den Musikantcnbildcrn. die im Flug erhaschten Bewegungen des Dirigenten Schuch, die flotten Impressionen aus dem Dresdner Hoforchester, das Menzellche Ltchtgeslirrc einer Hoftafcl tn Moritzburg — alles Kleinknnstwerke eines Malers, zu belauschen am Ouellpunkte des schöpferischen Bor- ganges. Es liegt tm starken Zug der Zeit zur Betonung der Farbe, daß auch bet den jüngeren Künstlern das Aquarell eine ge- wisse Bevorzugung genießt. Es wird natürlich auch viel fließender, viel malerischer behandelt als früher, wo es der „Illumination" der Zeichnung näherftand. Bei einem Meister wie Ludwig v. Hofmann dient die Farbe natürlich der reinen Bildwirkung der Komposition (Ariadne unter rosa Blütenbüschen schlafend auf dem braunen Felsen steil überm blauen Meer): bet Josef Hegenbarth dagegen ist um- gekehrt die Farbe sozusagen zeichnerisch verwendet, um ietn« phantastischen, teilweise grotesken Figuren noch stärker der Wirklichkeit zu entheben. Otto HeltnerS Aquarelle wiederum sind reine, duftige, in Flecken hingehauchte Ge- mälbe. Wie stark auf Jüngere N«lbeS Farbenglut gewirkt hat. verraten die Aquarelle Otto Meister» mit ihren schönen Splegelungen und Opalisierungen ebenso wie dte Fritz WtnklerS tn Ihrer Naturromantik nnd die Tem. perabtlber Bernhard Müller» (biblische Motive) in ihrer an altdeutsche Buchmalerei erinnernden innerlichen Gkut. Impressionistischer verwendet Ernst Richard DIetze die Wasserfarbe zur Festhaltung landschaftlicher Eindrücke ans Albanien und Mazedonien: Arno Drescher verbläst die Farbsubstanz fast bis zur bloßen Andeutung beS Tone». Farbenfrohe Buntheit belebt die Aquarelle von Franz Richard S ch o l tz, die etwas FriibllngdsrtschcS haben. Da gegen liebt Erich Fraaß noch immer erdhaft dunkle Nntertöne, erreicht aber schöne Lichtstimm»ngen damit s„Abendsonne">. Schönsarbig ist auch immer Paul Wtl» Helm tn keinen Blütenbildern: mit freieren Formgesehen verbinden Siegfried Bern dt und Pol Cassel ihre aguarellistische» Phantasien. Noch wären Richard Birn- stengels saubere Aquarelle aus Südsrankreich, Hermann Te ubers weiche und stimmungbaste Bildchen („Gehöft im Mondschein"), Otto Schuberts Immer mehr ans alt- sächsische Traulichkett gestimmte Landschaften siervorz »sieben. Diesem vorwiegend malenden Klcinkünstlcr fügen sich die zeichnerisch gerichteten Otto Fischer, der seine Form modernisiert hat. Walter Ze Ising. Georg Gelbke, HanS Nadler. Malter Nehn (mit Idealen Akten) an. Werke der K l e i » p l a st i k vervollständigen diese Aus lese von Arbeiten der Künstlcrvereinigung. ES sind besonder- feine Köpfchen von Karl Lü decke und Georg Kind, dte angenehm aufsallen, von dem letztgenannten ist auch dte Büste de» Pianisten Schaufnß-Bonlni durch ihre plastische Schärfe bemerkenswert. Selmar Werner stellt eine edle Porträt- Herme in Marmor. Arthur Lanae einen weiblichen Bronze, köpf von starker Charakteristik. Unter dem Drang der Ver. hältnisie geht die Plastik offenbar ans verfeinerte Psychologie und Ausdrucksschärse in der kleinen Form aus. Dr. Felix Zimmermann. Kunst md Wissenschaft. ? Dresdner Theater«Spielplan für hente. Oper«. ha US: „Der Waffenschmied" (^8): Schauspielhaus: „Ein idealer Gatte" (^8): Albcrt-Theater: „Der Kaufmann von Venedig" (l^8); Residenz.Theater: „Rübezahl" (K4): „Jungfer Sonnenschein" k^8): Di« Ko- mödte: „Ollapotrtda" (X8); Central-Theater: „Schneewittchen" ()44)r Noeder-Nevue i8). ? Urgentina-Gastsplele im Albert-Theater. Heul« Mittwoch »s» ginnt dcr Vorverkauf bet F. RteS. Seestr. 21, für die weitere« Argemlna-Gastsviele im Albert-Thealer am 9„ 10. und U. Dezember. ? «lbert-DHeater. Freitag, den 2. Dezember Erstausführung: „Der Stern von vethlehem", rin deutsche» Weihnacht», und Krippen- spiel In vier Bildern von F. A. Geißler, Musik von Georg Pittrlch. Für Sonnsbend, den S. Dezember, muß eine Splclplonänderung ein» treten. S« wird dcr .Fausmann von Venedig" aegebcn. ? Di« »«midie. Die Uraufführung der „SlelSkllppen" von Han« Alfred Kihn sinke« Montag, den K. Dezember, statt. In den Hauptrollen Nnd die Damen Bergmann. Svalkc, Zeißig und die Herren Earlmaqr. Haas». Koch »nd Ottbcrt bcschiiiligl. Regie: Friedrich Tarlmavr. — Tie Uraufführung de» Weihnachtsmärchen« „Der blinde Groschen" Nndei Mittwoch, den 7. Dezember. ^44 Uhr nachmiitagg statt. Regie: Hann» Fischer. Musikalische Leitung:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)