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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927113001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-30
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1927
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Mittwoch. 30. Dov-mb-r 1927 — «Dresdner Nachrichten" — Nr. 5S0 Seile 17 Vermischtes. Ai« 0ttesi»n-Sahrt de» Are«»««» »Berlin". Kapitän Kolbe. der Kommandant de« Kreuzer» ^Berlin*. ber am 1. Dezember von Stet au» eine Ivmonatige Audlanddrrtse antrttt. hat am Dlendta« dem vberbürger- meister Büß in verlin einen Besuch avgestattet. Kapitän Kolb« ist ln diesem Jahre dadurch bekannt geworden, baß er bet der Rette der Flotte nach den westakrtkan Ischen Inseln mit seinem Kreuzer einen brennenden deutschen Dampfer und sväter einen portugiesischen Segler au» Seenot gerettet hat. Der Kreuzer »Berlin* wirb als erste» deutsche» Kriegsschiff nach dem Kriege indische Häken. und »war Karachi, Rangoon und Bombay, sowie da» ostasiatische Festland in Dschemulpo jsriiher Koreas und Australien anlaufen Dem Kreuzer sind u a. auch besondere nautischeAusgaben gestellt worden, vor allem ha? er Im Hinblick aus die LchtfsSrataftroph« der „Prlnclpessa Masalba* den Auftrag, überall aus seiner Fahrt die In den Wegkarten verzeickmeten Untlesen nachzuvrltfen. da Fachkreise bekanntlich die Auttassuna vertreten, daß entgegen -er italienischen Darstellung die „Prtnctpesia Mafalda* auf etn aus den Seekarten nicht oder ungenau eingetragene» Riss aufaeiabrrn sei. Insbesondere soll die »Berlin* ferner die bisher fest, gestellte grNstte Tiefe, da» sogenannte S m d e n t i e f. da» der Kreuzer »Emden* im April d. I. nordöstlich von Mindanao bei Erlebe» im Ttinen Ozean ermittelt hat sorgfältig noch ein mal nachpritsen. Die »Emden* hatte znnüchst eine Tiefe von IllSllll Meter festgestellt. Die in der Heimat vorgenommene Na^nrütttna dieser Messung ergab aber, dass das Emdenties tatsächlich 10 780 Meter Kat. Bei der ersten Berechnung hatte man nämlich die bi» zu Tielen bi» zu 5000 Meter übliche Wasseraeschwindlakett de» Schalle» zugrundgelegt, aber auher a^t gelassen, dass In gröberen Tiefen insolge de» stärkeren Wasserdrücke» und ber größeren Wasserdichte die Geschwindig keit des Schalles zunimmt. D e Deuttche Dauouslkellunq -es wahres 1830. Der Vorstand des Verein» Vauausstellung, in dessen Händen die Durchführung der großen für da» Jahr 1080 ge» planten Deutschen Vauausstellung in Berlin liegt, gab am Dienstag Vertretern der Presse nässere Aufschlüsse über den Erundardanken und die Einzelheiten de» weittragenden, Pro'ekte». Die am 28. November erfolgte Unterzeichnung! -cö Vertrages mit der Stadt Verlin sichert die Durchführung der Vauausstellung in der Retchshauptstadt. Es soll sich da» bet keineswegs lediglich »m eine Berliner und eine Industrie- guöstcllung handeln, sondern um «ine gesamtdeutsche Ausstellung aller am vanwese« beteiligte« Kreise. so baß also Baustoffindustrie Baugewerbe und Bauindustrie. Baumaschineninbustrie. Jngenieurwesen. Handel, Handwerk. Väi'kunst. Kunstgewerbe sowie die einschlägiaen Wissen- schäften vertreten sein werden Alle diese Kreise arbeiten mit und zwar sowohl für 1030 wie auch in den folgenden Jahren. Die Ausstellung ist aus dem Gedanken erwachsen, an Stelle vieler Ausstellungen eine einzige und damit an Stelle laufender finanzieller Beanspruchung eine fest um- grenzte Aufgabe zu sehen. Die» laßt sich dadurch ermöglichen, daß die sonst nach wenigen Monaten übliche Niederlegung -er Baulichkeiten und Anlagen vermieden wird, daß diese vielmehr für eine Reibe von Jahren Verwendung finden, wobei iähr'iche Aktualisierungen verhindern sollen, daß die einzelnen Austtellungszwcige einen museumsarttgen Cssarakter bekommen, ohne etwa dadurch an Zugkraft ein- zubüßen. Im gleichen Sinne soll die vorgesehene wissenschaft liche Ausstellung durch Lehraänge und Borträge wirken. Besonder» sollen dazu auch die geplanten Sonberver- anstaltungen bettragen. Die Dauerausstellung soll sich aus bauen auf vier große Gruppen: Baustoffe. Bauausführung, Baukunst und Wissenschaft und Lehrwefen Z«, ErlanguN- geeigncter Entwürfe kür die baulichen und sonstigen Anlagen ber Ausstellung soll, sobald die Stadt Berlin die Borarb tten abgeschlossen hat. vom Verein Bauausstellung ein allgemeiner Wettbewerb unter den deutschen Architekten au», geschrieben werben. Don einem Pötten erschossen Am Montag abend hat ein Posten der Fahrabtetlung 2 tn Altbamm bet Stettin am früheren Tastkdepot einen Zivilisten erschossen, der aus mehrfachen Aiirus nickt antwortete. Der Posten mußte bet der Dunkelheit einen Einbruchsverluch an- nehmen. Die Untersuchung ist sofort eingeleitet worben. Sin Denkmal sür Ionel Brattanu Das Exekutivkomitee der Liberalen Partet Rumänien» bat die Einsetzung eines Parteiausschusses beschlossen, der eine Sammlung von Geldmitteln sür die Errichtung eine» Denk- malz sür Jonel Bratianu veranstalten soll. Auf dem Denkmal sollen als Charakterisierung der Tätigkeit Brattanus folgende Worte stehen: »Groß-Rumänien — Agrarreform — Wahlresorm." Reootte in einem DuSapesler Iuchlhau» Nach einer Meldung aus Budapest kam e» t« dem dortigen Zuchthause am Dienstag früh zu einer Revolte der politischen Gefangenen. Die Gefangenen bauten aus Decken. Stühlen und Tischen eine Barrikade, begannen zu lärmen und zn schreien und verlangten ihre Freilassung. Es waren durchweg Anhänger der Vagtpartei, die die Kund, gebung veranstalteten. Die Budapester Polizcikvries'wndenz meldet dazu ergänzend, baß bei ber Abführung ein Ge. fangener den Polizisten entfloh und vom zweiten Stock tn den Hof sprang, wo er tot liegen blieb. schwere» Stsenbahnunalüch in Onlario Wie ans Torent» gemeldet wird, ereignete sich i« Staate Ontario ein schweres Eisenbahnunglück. Der Expreß,«g Mo«, treal Chicago stieß mi« einem Äüterzug zusammen. Sech» Personen morden getötet und 2« »ernmndet. Bier Wage« de» Srvreßznge» eut, leisten. Ein Wagen »nrbe »nrch Feuer völlig zerstört Man befürchtet, daß sich die Zahl der Opfer «och er» höhen wird. ** SchisfSnnfSlle infolge Nebel». Au» Hamburg wird gemeldet: Der 12 000 Tonnen große französische Dampfer »Docteur Pierre Benoit* ist auf ber Fahrt elbaufwärts auf Grund geraten, ebenso ber italienische Dampfer „Monte Bianca*, nachdem er zuvor im Nebel mit einem unbekannten Dampfer zusammengestoben war. Am Sonntag ist ber nach Memel bestimmte Hamburger Dampfer »Maggie* im Kaiser- Wilhelm-Kanal mit einem unbekannten Dampfer zusammen- gestoßen und beschädigt zur Reparatur tn Hamburg wieder etngclaiifen. ** Frecher RanltttderfaN in Berlin. Als Montag vor mittag ber Kassierer des LombarbhaukeS an der Ecke der Friedrich, und Mohrenstraße in Berlin noch allein war. be trat ein Mann den Büroraum und rief ihm zu: ..Hände hoch oder du bist eine Leiche!* Bevor der Angefallene sich von seinem Schreck erholt hatte, riß der Unbekannte 4 000 Mark an sich, die auf dem Tische lagen, und ver- schwand damit. . , ** Kommission»»«» Bnsch gestorben. Kommissionsrat Paul Busch, der Besitzer und Begründer de» Berliner Zirku» Busch ist am Montag an de« Folgen einer Blinddarm- operatlon gestorben. Busch hat ein Alter von fast 78 Jahren erreicht. ** Schlägerei vor der Berliner Unioerstttit. Me die »Deutsche Zeitung* meldet, kam e» am Montagabend vor ber Berliner Universität zu einer Prügelet zwischen rechts stehenden und linksstehenden Studenten. „Ittove." 18, viel »u wenig bekannt, daß dt« kleine deutsch« nicht au Bord, den Hamburger Hasen verließ, um tu den Retchsmarlne auch ein Segelschiff im Dienst hat. Sin Segel- Kreis ber anderen Schisse eingereiht zu werden. Es war eine schiff, werden da die Alten sagen, gibt es den» noch so etwa» det, schön, Zett für ihre mit Dienstgraden bespickte Besatzung, io der Marine? Lauge ist es her. seit die letzten Segelschiffe auch ganz eigenhändig Janmaai sein zu können. ..Niobe* wurde au» den Reihen der »chulschttfe der Kriegsmarine ver- bann in Eile soweit zurecht gemacht, daß sie IS22 als Schul- schwundeu find. Und «eich unsagbar erzieherischer Wert in schtss Verwendung finden konnte. Ein HanbelSschiss sür solche dieser Art Schiffe liegt. « rd nur der fühlen, der selber mol Zweck« Nmzuvauen. ist gar nicht io einfach. Einmal mußte oben auf der Bramrah gestanden, bet Wind und Vetter und bei» nunmehr ohne " - - ftocksinsterer Nacht da oben mal so einen widerspenstigen Lappe« sestgemacht hat. der dies schauerlich Schöne, der GeWtzr verachtend Ins Auge sehend, miterlebt und durchgesithrt hat. „Niobd" war ursprünglich ein skandinavischer Biermast- gattelichoner. der während des Krieges als Prtie aufgebracht - wurde. Lange lag der damals „THIolm* heißende Segler öde und verlassen im Hamburger Hasen, und als dann die graue Zelt kam. in der alle Güter und Werte meistbietend ..ver» treuhandelt" wurden, ging dieser Sturm erfolglos an unserer „Niobe" vorüber, wohl weil sich kein Käufer fand, der au» dem damals alten und plumpen Kasten etwas zu machen wagte. Da kam dann die inzwischen wieder erwachte Reichs- martnc und leistete auch hier fruchtbringende, aufbquende Arbeit. Heute ist ans dem alten plumpen Schiff eine stattliche Bark geworden, die sich allenthalben sehen lassen kann, und der vom Schicksal eine d«r schönsten Ausgaben, die Ausbildung des jungen Nachwuchses, beschieden ist. Damals vor fünf Jahren war's. als „Niobe" mit zehn Leutnants und Fähnrichen bemannt, anderes Personal war Ladung fahrende Schiff mit Ballast be- scheuert, dann mußte» Wohnräume und Lehrmittel klar ge. «acht« werden, und was es sonst noch alles zu tun gab. Ein Handelsschiss ist la nach ganz andere» Grundprin'ivten ge baut: möglichst viel Raum für die Labung, große Luken, um löscht löschen und laden zu könne» die Takelage so, daß sie mit wenig Leuten bedient werden kann, sür Wohnräume bleibt vorn und hinten nur ein kleines «och übrig: tn irgendeiner »uanSgenntzten Ecke sind dann noch Laste» usw. untergebracht. Das ganze Schiss wird als Biermastgassellchoner bei keiner Tonnage von rund 100 Tonnen mit höchstens neun Mann, einschließlich Kavitän. Koch »iw., bewohnt. Und nun tollen Plötzlich 4» bis SO Mann dort einen seemännischen Schliss be- kommen! Die Laderäume wurden zu großen Woßnränmcn für Schüler umgestaltet. vorne und achtern wurde mehr Raum für die Stammbesatzung geschaffen, ein besonderer Ballastk,el mußte angebaut werden, um die Segeleiaenschaft zu ver- bessern. Im Laufe der Jabre wurde die ganze Takelage um. gemodelt. Von den vier Maste» verschwand einer. Aus dem Gaffelschoner wurde endlich ein sür Schulzwecke günstiaes Rahschttf. eine Dretmastbnrk. wie sie Im Hamburger Haien und an ber Westküste zu Hanse sind, im Dienst der Salpeter- fahrt. Es sei nicht verheimlicht, daß diese Barken doch meist eine größere, zwischen 600 bis l-100 Tonnage haben. Segel- schiffe von 250 bis SW Tonnen mit kombinierter Nnh und Schonertakelage — drei Masten mit einem vollgetaketten oder einigen Rahen versehenen Fockmast —, fand man. sofern sie ans „Große Fahrt" zu Hause waren, hauptsächlich in West, indien und Rio. „Niobe" stellt nun ein alle schönen seemännischen Dinge in sich vereinigendes Schnlschisf dar. das mit gutem Willen und Fleiß zu einem schmucken Segler geworben ist. All jährlich wird dort einer große» Anzahl junger Leute die grundlegende seemännische Ausbildung zuteil, eine Er ziehung. die nicht hock genug bewertet werden kann. Eng mit dieser Tegelschifsausbildung verbunden ist die unendlich wich tige Erziehung z»m deutschen Mann mit sauberem inneren Wert, die nirgends besser erreicht wird als draußen bei Wind und Wetter. Not »nd Gefahr, fern von den Lieben daheim. Dort legt die rauhe Hand des Schicksals den Grundstein zu einem gesunden Herzen, meißelt tn den Zügen des werdenden Seemanns unbarmherzig die Spuren reinen Denkens und Entsagens. Lehrt den Menschen, daß es eine höhere ur« gewaltige Macht gibt, die gebietend das Weltall lenkt. An» Sen Jahrgängen, die die Schifisplanken der „Niobe* tn den letzten Jahren betreten, sind der Marine eine ganze Reihe braver Ossiziere und Unteroffiziere erwachsen. ** Kohlenoxydgasoergiftung t« einer Kirche. Infolge Einatmen vvn Kohlcnoxydgasen waren am Sonntag sieben Kinder während des Advcntgvttesdicnstes in der evangelischen Kirche z» Nieder-Jngelheim ohnmächtig geworden. Unter dem Beistand eines Arztes und einer Krankenschwester er holten sich die Kinder bald bis aus zwei, die erst im Kranken haus wieder zum Bewußtsein gebracht werden konnten. Der Vorfall soll aus das Ansströmen von Kohlenoxydgalen aus einem Koksofen entstanden sein. ** Ta» Lcnnawerk um 1 Million Mark geschädigt. Der Geschäftsführer eines Kieler Vereins, etn Ingenieur, soll mit mehreren anderen Ingenieuren das Leunawerk um rund l Million Mark geschädigt haben. Obwohl der Betrug bereits tS2S begangen wurde, gelang es erst jetzt, die Angelegenheit aufzuklüren. Bisher wurden fünf Verhaftungen vor- genommen. ** 38S000 Mark Geldstrafe wegen Steuerhinterziehung. Meldung aus Trier: Das Schössengertcht verurteilte den Branntweinbrenner Hubert aus Groß-Ltttgen wegen Steuer- Hinterziehung für 40 000 Liter schwarz gebrannten Brannt wein zu 830 000 Mark Geldstrafe. * Licht-Kanonen, die neueste Reklame. Die ln Amerika bereit» zu großer Vollkommenheit gelangte Himmclsschrift hat durch eine Erfindung des Direktors Rvan von der General Electric Company einen neuen Fortschritt erfahren. Mit Hilfe eines mit mehreren Linsen verbundenen Scheinwerfers wird es nämlich möglich sein, in Zukunft Himmelsbilder ent stehen zu lassen, die bis auf eine Entfernung von sieben Kilo- Meter sichtbar sein werben. Da der röhrenförmige Apparat, in der der Scheinwerfer eingeichlossen ist. die Gestalt einer Kanone hat. bezeichnen die Amerikaner ihn als „Lichtkanone". Nachdem die Lichtkanone, »m ante Bilder erzeugen zu können. Wolkenbänke als Hintergrund haben muß. werben, wie die „Pharmazeutische Presse* meldet, wenn der Himmel gerade wolkenlos ist, sogar auch die Wolken eigen» geschaffen, und zwar mit Hilfe von explodierenden Rauchbomben. — Und so was muß der Himmel sich gefallen lasse»! * Im Eifer des Gefecht». Der Auktionator, mit dem eben etn Herr aus dem Publikum aufgeregt gesprochen hat, bittet um Rübe: ...Hierdurch teile ich mit. daß ein Herr soeben seine Brieftasche mit 10 000 Mark verloren hat. Er bietet dem 500 Mark, der sie ihm wieberbringt." Nach einem kleinen Stillschweigen ertönt eine Stimme: „Ich biete 600 Mark." * Bestätigt. „Du mußt nicht denken, daß du Immer so großartig warst. An dem Abend, an dem du um mich an hieltest. sahst du direkt blöde auS" „Ja. seufzt der Gatte. „Ich sah nicht bloß so y»s. sch war eSl" Don -er Hochzeit levensiänallch in» Jnchlhau» Ein Mann mit Namen Edward Glaser hatte tn Neuyork einen Hotelangestellten ermorde» und war dafür zu Zuchthaus für da» ganze Leben verurteilt worden. Glaser kam fetzt darum ein. leine Braut im Gefängnis heiraten zu dürfen. Da die Braut «instetzstanden war. wurde die Hochzett »ugelassen. utid die Trauung ging unter dem Beiseln von GefängniSbeamlrn vor sich. Nach Beendigung der Zeremonie Entfernten sich sämtliche Männer, die bei der Trauung zugegen waren «nd ließen daS'Paar fünf Minuten allein. Dann aber traten die Aufseher wieder ein: der junge Ehemann kam zunächst wieder in seine Zelle und unmittelbar darauf In das Zuchthaus Sing- Slng. Wird Glaser später einmal nicht begnadigt, so wird das die einzige Gelegenheit gewesen sein, wo die Ehefrau mit ihrem Ehemann ein Wort unter vier Augen wechseln konnte. Der «SekeMchattstmzug vo» 1997 In jedem November erscheint die neue Herrenmode, nicht so aufsälltg begrüßt und so leicht erkennbar wie die neuen Toiletten der Damenwelt, aber doch sür die Auguren der männliche» Eleganz von größter Wtchttgkett. Dann werden jene wichtigen Gesetze scstgelegt, wieviel Knöpfe der Herr an den Aermeln trage» darf, wieviel Knöpfe an seinem Ober- Hemd sichtbar sein dürfen, welche Höhe dem Kragen zukommt und wie bi« Einzelheiten de» FrackschrttteS beschatte» sein müssen. Und an diesem Kenirzetchen vermag der Lachver- ständige sofort fcstzustellen, ob sein Nachbar finen neuen Frack trägt ober den vom vorige« Jahre oder einen gut gebürsteten alten Frack votn Jahre 1VW. Der GeseÄschastSanzug von 1027 trägt deutliche Spuren an sich, die ihn von jedem älteren unterscheiden. Eine Hauptsache dabet ist die Weste. Die doppelreihige, wctße Weste ist ganz ^»uS der Mode gekommen. Die neueste weiße Weste haf einen Andfchnttt in Form eine» V/ «ft rtnrethig. besitzt gerollte Aufschläge und drei Knöpfe. Auch die schwarze Frackweste hat drei Knöpfe, aber der Ausschnitt Ist in Form eines Schildes gehalten und mit Setdenbesatz versehen. Der moderne Frack hat eine Außen- lasche, dessen sich seine Vorgänger nicht zu erfreuen hatten, ist doppelreihig mit drei Knöpfen auf jeder Seite und sehr eng auf Taille gearbeitet. Die Beinkleider, deren Falten sehr genau gebügelt sein müssen, sind etwas weiter als die der letzten Saison, ohne freilich in das Uebermaß der Oxfordhose zu verfallen, und haben au jeder Außenseite einen Seiden besatz. Das Oberhemd darf nur zwei Knöpfe zeigen. Weiße Ptkeeweften sind ebenso- unmodern wie weiße Pikeeschlipfe. Bier Knüpfe am Fraüärmel zeigen deutlich, daß man es mit einer alte» Fasson zu tun hat. Die Blume im Knopfloch, die schon im vorigen Jahre sehr modern war, erhält sich auch tn diesem. Man trägt Gardenien, Kamelien und Nelken. Zum Smoking soll man eine rote Nelke, z»m Frack eine weiße oder eine Kamelie tragen. Die Strümpfe sind von schwarzer Seide: der Abendschuh des Herrn ist ein Schnürschuh — „Pumps sind seit wenigstens fünf Jahren ausgcstorben — bas Taschentuch ist weiß und ebenso der kleine seidene Schlips. — Gott sei Dank, daß wir das nun alles missen! Wir lauern ja nur darauf, uns endlich wieder modisch kleiden zu können. Und Geld ist ja bei uns in Deutschland immer — „das wenigste"^ Mein Schnupfen. Nein, ist der Mensch , ein ungenügsames Geschöpf! DaS ganze Arsenal von Grippe. Katarrh, Husten. Schnupfen, Heiserkeit und ähnlichen Annehmlichkeiten genügt ihm nicht einmal. Der Mensch muh sein eigenes, ihm höchst persönlich gehörendes Leiden haben. Darunter tut er es nicht! Und so wählt er sich denn aus der Nebersülle des un erfreulich Gebotenen seine Spezialität, die ihm besonders zu sagt. Das wird seine Achillesferse, in die ihn das Schicksal vor allem zu stechen liebt! Nehmen wir zum Beispiel einmal „meinen" Schnupfe« an! Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, meine eigene Spezialität, sozusagen meine Hausmarke, zu führen! Dieser mir persönlich gehörende Schnupfen ist eben mit keinem an deren Schnupfe» der Welt zn vergleichen. Mögen Millionen Menschen husten, niesen, kurz, den Schnupfen haben —. das hat mit meinem Prioakschiinpien nichts zu tu»! Dieser, mein persönlicher Schnupfen/ ist von jener er schreckenden Pünktlichkeit, wie er sonst nur der Steuer und dem Wechsel eigen ist. Witterungswechsel — peng. Ist er da! Zugluft Im Nacken — peng, ist er da! Unzeitgemäße Bekleidung — peng, ist er dal UebrigenS richtet er sich gleich häuslich ein, macht es sich direkt gemütlich bei mir! „Aha!", konstatiert der Mensch.-„da habe ich einmal wieder meinen Schnupfen!" Merkwürdiger >v.ei,'.e stellt er das mit einem gewissen Unlerlo» der Befriedigung fest. Daher be kommt auch dieser Schnupfen, herausgehoben aus der un geheuren Menge säniilicher Erkältungserscheinungen, etwas geradezu vertrautes. Anheimelndes! Man behandelt ihn. wie etwa eine Respektsperson, mit ber nötigen Rücksichtnahme! ES gibt Menschen, die sagen „mein Schnupfen", wie andere etwa „mein Orden" sagen würden! Irgendwie dekoriert sich -er Mensch mit dickem, feinem Schnupfen. Viele halten sich einen Hund, eine Katze, einen Vogel, an- dere begnügen sich mit Blumen. Büchern usw. ES gibt aber Menschen, die nur Ihren Husten. Schnupfen, ihr Kopfweh und ähnliches als LebenSüekoration besitzen. Nimm einem solchen Menschen „seinen Schnupfen" — und du nimmst Ikm ineben dem Wetter natürlich!« leinen Haupt- aesprächsstottl Ja. noch mehr — eines keiner hauptsächlichsten vebensinieressen überhaupt! 7^ 2urn Lcku/r vor «oe/ -at L/cL/üMjfSAe/o/ir V!e//oi»enck/a«H von ckvn-Irrkan Fckiu/r- »nck 0s»/n^zMn,-n,,«o,/Sc h/iwck onck Anoden, ck?» v/s/oc , ckon»nker lstvsp»« von Ktit/sonkN'»««»»--», »ack onckar«, i H ! N MD KD ,11 ' A l «S § 1 > r
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