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Dresdner Nachrichten : 03.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-03
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.07.1899
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- » L 7 »*» « r» ^ -r L» Z »» -- «« »tt 2 K glieder sammt Familien und deren Gästen zu einem am Mittwoch slatlfindenden Aussluge nach Mvritzburg ei». — Die feierliche Grniidstei»legnng znr Lnkaskirche soll Donnerstag den 6. Juli Nachmittags 5 Uhr stattfinden. — Einen geradezu herrlichen Anblick und prächtigen Spazier weg bietet zrir Zeit der Lindenblüthe unsere Brühl's che De rrasse. Schade, daß nicht ein eintägiger außerordentlicher Landtag einbernsen werden kann, um unsere» verehrten Volks vertretern sä oeulo« zu demonslrircn, was sie für ein bitteres Unrecht begingen, wenn sie genehmigen wollten, daß dieses edle Kleinod Dresdens thrilweiie nicdergelcgt und damit seiner Annnffh beraubt wurde. Aach »innchem Herr» Geheimrath aus dem Finanzministerium sei der Weg über die Brühl'schc Terrasse letzt dringend an s Herz gelegt. — Die Kapelle des König!. Sächs. Grenadier-Regiments Nr. 10l unter Leitung des Herrn MusikdirektvrL. Schröder veranstaltet ! eute Nachmittag im Wiener Garten ein Novitäten-Eoneert. — TaS in scslbcgrnndetem Ruse stehende Etablissement der Gebe. Holiack, Königslnückerstraße, trug vorgestern Abend alS äußeren Schmuck ein einfaches Transparent mit den Jahres zahlen „1871—1890", beleuchtet von 25 JllnininationSlämpchcn, die die Zahlen als Rahmen umfaßten. Dieser schlichte Schmuck lvllte einfach daran erinnern, daß die Firma vorgestern gerade .'> Jahre besteht, und somit das Pierteliahrhnudert-J ub ilü iiin feierte. Gern hätte» die Inhaber der Firma den Tag mit einer größeren Festlichkeit begangen, wenn Familicntrauer diesen Vorsatz nicht von selbst verboten hätte. Trotzdem durften die Herren Gcbr. Hollack mit Freuden und Gcnngthunng ans 25 Jahre ehrlichen, fleißigen Sterbens zurnckblicken, auf eine Thätigkeit, die wohl reich an Mühen und Arbeit, aber auch reich an Segen gewesen ist. — Mit dein 1. Juli ging die Besitzung des Rittergutes Jahnishausen, das bekanntlich bisher Eigenthnm Sr. Kgl. "wheit des Prinzen Mar war, in den Privalbesitz Sr. Majestät des Königs über. — Zum Bürgermeister von Rade bürg wurde Herr Referendar Alexander Richter in Dresden gewählt. — In L t r e n in e n gelang es am Freitag, einen Strolch scstznnchmcn, der ein Sitllichtcilsvcrbiechcn an einem Mädchen verüben wollte. Wahrscheinlich ist der Jestgenvinmene einer Der- i enigen, welche seit einiger Zeit die Gegend zwischen Falkenbcrg und Elstcrwerda unsicher mache», so daß sich Frauen und Mädchen kaum noch getrauen, auf's Feld zu gehen. Der Unhold wurde in einem hohen Kornfclde erwischt und an das König!. Amtsgericht Riesa abgcliefert. Ans den Papieren, die sich bei dem noch iungen Menschen vorhanden, ging hervor, daß er wegen Sittlich- lcitsverbrechens bereits vorbestraft ist. — In dem Rittergulstciche zu Naundorf wurde am Freitag die Leiche einer etwa 20 Jahre alten Frauensperson auf gefunden. Die Unbekannte, die Tags zuvor noch gesehen worden ist, war bekleidet mit dunkelblauem Rock, roth- und schwarz- gemusterter Blonsc, einem weißen und einem rothbraunen Untcr- iock. schwarzen Strümpfen, Halbschnhen, schwarzer Tüllschürze, weißem Stehkragen. Die weißlcinene Leibwäsche war mit dem Monogramm L. gezeichnet. Die Unbekannte hatte dnnkel- bloudes Haar. — Ter 44 Jahre alte Eisengießer Krauß in Morgenröthe hat am Freitag im dortigen Karpfenteiche den Tod gesucht und gefunden. Krauß wurde vor Kurzem aus dem Krankenstift Zwickau, wo er sich wegen seiner am grauen Staar erkrankten Augen einer Operation unterziehen mußte, als geheilt entlassen. Er befürchtete aber, gänzlich zu erblinden. Auch hatte ihm der vor Jahresfrist .erfolgte plötzliche Tvd seiner beiden jüngsten Kinder schweren Kummer bereitet. — In den leitenden Kreisen der Stadtverwaltung von Leipzig besteht der Gedanke, noch in diesem Jahre, und zwar bis zum .Herbste, eine Vorlage wegen der Reform der Gemeindesteuern ausznaröeiten und an die Stadtverordneten zu bringen. Von beiden städtischen Kollegien ist seinerzeit für dieses Werk eine besondere Kommission unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürgermeister Dr. Georgi eingesetzt wurden. — Leipzig. 2. Juli. Heute früh wurden in der Nähe des KaiscrparkS nn Roscnthal, sowie im Nonnenholz je ein unbekannter Mann erhängt ausgcsunden. Die Totsten gehören dem Arbeiter- stande an und mögen 50 bis 00 Jahre alt sein. — In seiner in der Grcnzstraßc in Leipzig-Reudnitz gelegenen Wohnung hat sich vorgestern ein -lOjähriger Schriftsetzer in Folge körperlichen Leidens erschossen. — Den Stadtverordneten zu L e ipzig ist der Kaufvertrag für das zwischen der Dresdner-, Crnstus-, Frommann- und Göschenstraße gelegene, für die Erbauung eines zweiten Amts gerichtsgebäudes in Aussicht genommene Areal zugegangen. — Meerane, 1. Juli. Ein Unglücksfall hat sich gestern in der Albanstraße hier ereignet. Die dort wohnende Fabrikarbeiter- samilie Eckart vermißte am Vormittag ihr zweijähriges Söhnchen und glaubte, dasselbe habe sich verlausen : aber alles Suchen nach dem Kinde war unisvnst. Am Abend fand man den Knaben in der Düngergrube erstickt vor. — Ein ähnlicher Unglücksfall bat sich gestern im benachbarten Ponitz ereignet. Dortselbs! ließ die Ehefrau Friedrich ihren l'/-jährigen Knaben aus kurze Zeit allein im Hofe. Als sie denselben wieder betrat, fand sie ihr Kind in der offenen Düngerstätte liegen, aber leider auch tobt. — Bei dem Gewitter vom Frcita g richtete eine Windhose in Oederan arge Verwüstungen an. Es hatte bei Auftreten der Windhose den Anschein, als sei in den Häusern der Ehemnitzer Gasse entlang eine furchtbare Explosion erfolgt, so dicht wirbelten die Rauch- und Staubwolken auf. Ziegel, Schiefer und Holztheile flogen umher, Flammen schlugen ans de» einstürzcndcn Essen. Am meisten gehaust hat das Unwetter bei der Dampfzicgclei von Zimmermann, wo ein vvllgcladener Heuwagen nnigestürzt, Bäume entwurzelt und die Dächer arg beschädigt wurden. In der Chcmnitzer- gasse sind Dächer, Fenster und Thüren der meisten Gebäude zum Theil sehr arg beschädigt worden. Das Thürmchen des Rath- Hauses wurde fast gänzlich der Bedachung beraubt. Tasiesgeschichte. Deutsches Reich. Nach Beendigung des Frühstücks im Lübecker Rathskcller begab sich der Kaise r nach Gravcmünde zu rück und nahm Abends im dortigen Kurhaus die Prcisvertheilung für die Regatta Kiel—Gravcmünde vor. Diese Wettfahrt, die bei Windstärke 3 bis 4, Südast später West, stattfand, hatte folgende Resultate: Klasse I (Krenzerhachten über 16 Segellüngen): ..Mücke" 1., „Eiceltz" 2., „Eharmian" 3.; Klasse II (Rennyachten von 10 bis über 12 Segellüngenf: „Marolga" 1., „Johanne" 2.. „Jngcborg" 3.; Klasse II lKrcuzerhachten von 16 bis über 12 Segellängen): „Hela" 1., „Atalanta" 2.; Klasse III tRennvachten von 12 bis über 10 Segellängen): „Polli,"; Klasse III (Krcuzer- >,achten von 12 bis über 10 Segellüngen): „Luna"; Klasse IVa (Rennyachleu von 10 bis über 0 Segellängcn): „Olga" 1.: ..Hevella" 2.: Klasse IVb (Rennffachten von 0 bis über 8 Segel längen): „Ellida" 1., „Thea" 2., „Swanhild II" 3.; Klasse IVa iKreuzervachtcii von 10 bis über 0 Segellängen): „Nixe" I., „Witta" 2.: Klasse IVb (Krenzerhachten von 0 bis über 8 Segel- langen): „Attila" 1., „Erica" 2., „Mabel" 3.: Klasse In (Renn jachten über 18 Segellängcn): „Meteor"; Klasse Ib (Rennnachten von 18 bis über 16 Segellängen): '„Kommodore." — An die Preisvertheilung schloß sich ein Bierabend des Norddeutschen RcgottavereinS Bei dem Frühstück des Lübecker Nachtklubs am Sonnabend dankte der Kaiser für die Begrüßung durch den Bürgermeister Dr. Klug und begrüßte gleichzeitig den ncnbegründeten Lübecker Nachtklub. Der Kaiser sprach die Hoffnung aus, daß dies ein Zeichen sei für den Zug der Nation, die Zukunft immer mehr aus dem Wasser zu suchen. Es sei selbstverständlich, daß darin die .Hansastüdte vorangehcn, um so mehr als in Lübeck jeder Zoll Boden, jeder Fuß Wasser Bände von Geschichten davon erzählt, was das Nürgerthnm in seiner Kraft zu schaffen im Stande sei. Er erinnere sich an ein altes Wort: „Das Fähnlein ist zwar leicht an die Stange gebunden, es kostet aber viel, es herunter zu holen." Es sei das ein Gedanke, dessen mancher Wettsegler eingedenk sei, wenn cs morgens an den Start gehe. Er hoffe, daß das Auf blühen des Segelsportes dazu beitrage, das Interesse für die deutschen Untenehnnmaen im Auslande zu stärken und die Aus bildung tüchtiger Nachnnat rosen zu fördern. Er hoffe ferner, daß das Fähnlein welches der hochselige Kaiser Wilhelm I., wie dies Nelson einst gclhan habe, nicht nur an eine Stange gebunden, sondern an dieselbe genagelt habe, nur wieder herunter geholt werden könne, wenn es Gott gefalle und hoffentlich auch dann nur mit Ehren. Se. Majestät trank hierauf auf das Wohl der Stadt Lübeck und des neuen Nachtklubs. (Anssuhrlicher wiederholt.) Zu der Berzichtlei st u n g erklärte Minister v. Strenge im Landtag, der Herzog von Eonnanght verzichte, weil er sich von seinem einzigen Sohne nicht trennen könne und durch seine Stell ung genöthigt sei, in England seinen Wohnsitz zu behalten, aber die Berechtigung einer deutschen Erziehung des Kobumer Thron erben anerkenne. Der Minister hat angeblich bei allen Mitgliedern der englischen Königssamilie, insbesondere bei der Königin, „volles Verständnis, und Entgegenkommen gegenüber Koburger Interessen und Wünsche» gefunden." Das preußische Staatsministerium trat Sonnabend Nachmittag 3 Uhr unter dein Vorsitz des Fürsten Hohenlohe im Abgeordnetenhaus« zu einer Sitzung zusammen. I» Anwesenheit des Ministerpräsidenten Frhrn. v. Crailsheim, als Vertreters des Prinzregeilten, fand an der Nottmannshöhe am Starnberger Sec die feierliche Enthüllung des Bismarck- thur m e S statt. Um das Denkmal hatten die Studentenschaft und die Veterancnvereiiie Ausstellung ausgenommen, während den Platz por demselben die Minister, Vertreter der deutschen Bundes staaten, zahlreich geladene Persönlichkeiten, Professoren, Künstler und Offiziere füllten. Nach dem Vortrag einer von Paul Hevse gedichteten Hhmne hielt Frhr. v. Pechmann die Weihcrede. Hierauf »bergab Professor Lenbach Namens des Bismarckvereiiis das Denk mal der Stadt München, als deren Vertreter der Bürgermeister Boricht dasselbe mit dem Gelöbniß übernahm, es für ewige Zeiten in Ehren zu halten. (Wiederholt.) Die Korrektur des Reichtags - Prvtvko 11 s bleibt die Scnsntio» des Tages. Lille Blätter stimmen darin überein, daß der Urbebcr genannt und bestraft weiden muß, schon damit man seine Hintermänner kennen lerne, da Niemand eine solche Korrektur „aus Mißverständnis," unternimmt. So sagt beispiels weise selbst der offiziöse „Hamb. Korr.": „Wir gestehen, daß es nnS ganz und gar nnfaßlich erscheint, wie Jemand dazu kommen konnte, an den Worten des Grasen Ballcstrcm die bekannte Korrektur vorzunelniien. Hat er cs gethan, ohne eine Ahnung von der Tragweite dieses Beginnens zu haben, so erweckt cs ein sehr ungünstiges Vornrtheil bezüglich der Vcrstandcskiüste des betreffen den Herrn; hat er aber gewußt, was er that, so hört vollends Alles auf." — Tie „Frankf.Ztg." bemerkt zu der Erklärung desReichstagsbureauS: „Das ist eine sehr unglückliche „Aufklärung"; denn im Ernst wird doch kein Mensch glauben, daß der betreffende Beamte die vor- genonimene Fälschung für eine „kleine redaktionelle Aenderung" gehalten hat. Tie Tragweite dieser Aenderung ist nicht gut zu verkennen, und darum erscheint eine weitere Darstellung des Sach verhalts dringend nothwendig. Wir haben es mit einer Fälschung in schlechtester Absicht zu tyun, und es muß ausgeschlossen er scheinen, daß diese von einem Beamten des Reichstagsbureaus aus eigenem Antriebe und auf eigene Verantwortung vcrgvnommcn worden ist. Mit der Erklärung des Bureaus wird die brache nur ans einen Sündcnbvck abgeladcn, um weitere Nachforschungen ab- znichncideil. Damit kann es aber unmöglich sein Bewenden haben, und der Präsident hat unseres Erachtens die Pflicht und die Mög lichkeit, die Sache weiter zu verfolgen. Würde es sich beispiels weise uni die Frage handeln, ob ein ReichStagsbeanstcr allein oder etwa zusammen mit einem in dem Bureau anwesenden Regiernngs- bcamteii die Einschicbiiiig verschuldet hat. so kann dem Präsidenten die Einleitung der Disciplinar-Untersuchuiig gegen seine Unter gebenen und damit die Feststellung des thatsächlichen Sachverhalts in keiner Weise verschränkt werden. Der Präsident nimmt in dieser Beziehung die Stellung einer „obersten Reichsbchörde" ein, und cs ist schon auffällig genug, daß ihm zu seiner amtlichen Veröffent lichung nicht dasselbe Organ diente, das für amtliche Veröffentlich ungen allen obersten Neichsbchörden zur Verfügung steht. Die Bekanntmachung des Reichstags-Präsidenten ist nicht durch den „Reichsanzeiger" erfolgt, sondern durch die „Nordd. All«. Ztg.". Es ist nicht wünschenswerth, daß der Präsident der deutschen Volksvertretung, wenn er als eine dem Reichskanzler koordinirte Behörde zu handeln hat, auch nur in Aeußerlichkeitcn sich irgend etwas von seinen Rechten vergiebt. Dies zu zeigen, wird die bevorstehende Untersuchung allen Anlaß geben." — Der „Bert. Ztg." wird aus varlamentarischen Kreisen zur Sache geschrieben: „Trotz der unter Umstünden sehr lebhaften Zirkulation des geschriebenen amtlichen Berichts in vielen Händen erscheint eine heimliche Aeiidcrttiig ausgeschlossen. Abgesehen davon, daß wohl Niemandem im Hauic eine solche Handlung zuzutrauen ist, hat auch Niemand ein w großes Interesse an der Aenderung, uni mit seiner Hand schrift Gefahr zu laufen, wegen eurer geflissentlichen Fälschung znr 'Verantwortung gezogen zu werden. Zudem kann Schreiber Dieses, welchem das bctrcstcnde Blatt des bereits korrigirten amtlichen Berichts aus der Sitzung vom 21. Juni Vorgelegen hat, erklären, daß die Aenderung ganz kurz vor Schluß der Sitzung noch nicht vermerkt war. Bei genauer Erwägung aller in Betracht kvmmcn- den Umstände blecht mir die eine Annahme, daß die Aendernng ganz kurz vor der Drucklegung und von einer Persönlichkeit bewirkt worden ist, in deren Legitimation man auch nicht die leisesten Zweifel setzen zu dürfen glaubte — selbst aus die Oiesahr hin, von der in diesem Falle doch nur allein autoritative» Persvn, dem Präsidenten Grasen v. Ballcstrcm, eine Zurechtweisung sich zu- znziehen." — Die „Vvlksztg." wird von einem parlamentarischen Berichterstatter auch darauf ausmerksam gemacht, daß der „Korrektor" auch noch dem Äallcstrem'jchen Worte „dann ist dies etwas Anderes" hiiizugcsügt habe: Dann können Sie sic (die Ocyn- hauscr Rede) in angemessener Weise erwähnen. In Nordhausen feierte am Feste Peter und Paul der Gustav- Advlf - Berein der Provinz Lachsen sein 55. Jahresfcst. Als Vorsitzender des Provinzialsächsischen Hnuplvereiiis erösfnete Herr Professor Dr. Bei,schlag von Halle diese Versammlung mit einer längeren Rede über die finanziellen Erfolge des Gustav Advlf- NcreinS und über die „Los von Rom"-Bcwegnna in Oesterreich. Nach der Versammlung vereinigten sich die Fesstheilncbmer znin gemciniameii Mittagsmahle im „Riesenhause". Die Saale-Zeitung berichtet darüber: Ten Kaisertoast brachte Herr Professor Dr. Bchschlag-Halic aus, ausgehend von dem Gedanken, daß im Auf blick zu der Höhe des Thrones uns evangelischen Deutschen vst zu Muthe sein könne, als stünden wir in einer schönen Berglcnidschaft. wo doch die höchsten Spitzen von einem dumpfen Nebel umlagert seien. Wir Alle wüßten, welches der Nebel sei, der drückend auf unserem nationalen Leben laste: die ausschlaggebende Macht des UltramvntanismnS. llnser Kaiser habe dies leidige Erbe aus der Vergangenheit überkommen, habe aber diesen ans dem Volksleben ruhenden Bann noch nicht, wie wir einst gehofft, gebrochen. Aber durch den Nebel hindurch würden uns doch wieder sonnige Auf blicke zu Zeiten vergönnt: wenn wir unseren Kaiser in die Schloß kirche von Wittenberg oder in das heilige Land begleiten, sein schlichtes Bekenntnis; zu praktischem Ehristcnthum vernähmen und hörten, wie er, cingewidert durch ein in hohlen Formen und eitlem Prunk erstarrtes Christcnthuin. allein mit sich selbst am stillen Oel berg und im einfachbescheidcnen Bethlehem sich wvhlqefühlt labe, dann schlügen unsere Herzen freudig für den Träger der deutschen Kaiserkrone in der Gewißheit, mit chm uns eins zu fühlen in echt evangelischer Art, »nd in der Hoffnung, daß inner Kaiser endlich doch einmal den Nebel aus deutschen Landen bannen würde. Ein Bataillon des 39. Infanterie-Regiments ist, dem „Dort munder Generalanzeiger" zufolge, nach Recklinghausen abgegangeii, weil im dortigen Reviere Unruhen befürchtet werden. (Wiederholt.) Verhaftet wurde in Berlin der Mitinhaber der „All gemeinen Böiseiizeitnng", der Hanvtmann a. D. Paul Wcndland. Der nunmehr Fcstgenvmmenc gründete vor 4 Jahren das genannte Börsenblatt, dessen Leserkreis aus kleinen Kapitalisten in der Provinz besieht Gleichzeitig betrieb W. eine Vermittclnna für An- und Verkauf von Werthpapieren und übernahm auch solche in Depot. Unter dem Namen „Deutscher Bantvcrcin" machte er für dies zweite Unternehmen eine bedeutende Reklame. Thatsächlich wurde auch Wendland vielfach mit Vermittelungen beauftragt, doch scheint er die eingcsandten Gelder vorwiegend in eigenem Interesse verwendet zu haben. Stach bisher eingclanfencn Meld ungen werden von vielen Klienten Regreßansprüche in Höhe Vvn 68,000 'Mark geltend gemacht. Im Potsdamer Waise nhausprozcß gegen die Schwester Carola und den Aufseher Bastian ist das Urthcil gefällt worden. Der Gerichtshof war der Ansicht, daß die im St. Josefs-Waisen hause vorgekommenen Züchtigungen sich im Allgemeinen in den in wichen Erziehungsanstalten üblichen Grenzen gebasten haben. In dem Falle des Knaben Steiner sei das Znchtigunasrecht objektiv zwar überschritten worden, subjektiv seien sich die Angeklagten dessen aber nicht bewußt gewesen. Der Gerichtshof erkannte des halb auf Verwerfung der gegen das freispreckende Urtheil des Schöffengerichts von der Staatsanwalt eingelegten Berufung. Die Koste» wurden der Staatskasse und dem Nebenkläger auferlegt. Oesterreick». Infolge Wolkcnbruchs ist in Großmescritz Hochwasser cingetretcn, welches bedeutenden Schaden anrichtcte, der 100,000 Gulden weit übersteigen dürfte. Mehrere Brücken wurden sortgcriffcn: der Verkehr ist gestört. Drei Personen sind umgckommen. Mehrere Häuser drohen cinzustiirze». (Wiederholt.) Spanien. Bei der Eröffnung des Munizipal - RatbeS zu Barcelona wurden aus der Mitte der Menschenmenge heraus Schüsse aus die Räthe abgegeben, wodurch 3 derselben getödtet und 9 verwundet wurden. Hunst und Wissenschaft. 4 Residenrtheater. Herr Richard Alexander ist nach seinem erfolgreichen Auftreten im Frühjahr vorgestern zu uns als Gast bereits wieder znrnckgckehrt mit dem ganzen reichen Schatz seines originalen, znndenden Humors, mit dem er uns so oft er« srent und gefesielt hat. Leider scheint er diesmal seinem litte« rarischen Reisegepäck keine besondere Sorgfalt der Auswahl gewid« mct zu haben, denn wenn zufällig die „Mamselle Tour« billv n". mit der er vorgestern drbntirte. auf den Werth der übrigen Neuheiten seines Repertoire! im 'Allgemeinen oder ins« besondere rathen ließe, so wüßte man heute schon, was man von diesen Rcisegeschcnken zu erwarte» hätte. Diese „Mamselle Tour- lstllvn", ein Kunterbunt unmöglicher Vorgänge, die den Schauplatz eines Irrenhauses ernstester Richtung vomnssetzen, läßt sich weder in das Genre des Schwankes noch der Posse einreihen, vom Lust« spiel gar nicht zu sprechen, vielmehr gehört sie in die Kategorie jener zweifelhaften Erzeugnisse, die man mit „Istrrees", zu deutsch „Füllsel", zu bezeichnen pflegt. Unter dieser Flagge kann natur- qemäß Alles segeln, was für gewöhnlich wenig oder gar leinen Anspruch auf Geschmack. Sinn und Verstand erhebt. Von diesen« Gesichtspunkte benrtheilt, wird, wenigstens in einigen Scene», auch „Mamselle Tvurbillvn" etwas genießbar. Man wird bei solcher Bcnrtheilung nicht verkennen dü-fcn, daß es den Autoren, dem ans den Zettel nicht genannten sranzösischen Urheber und den beiden „Bearbeitern" — ohne zwei bis drei Verfasser geht es heu tigen Tages selbst bei den nnbedentendstcn iitterarischc» Fabrikaten nicht mehr ab —, daß eö diesen vor 'Allem darin» zu thun war. lokale Pariser Vorfälle z» pcrsislircn und unter Anderem mit dein seiner Zeit tranrig berühmt gewordenen „nvtit nucrivr (Uobarckwu) auch die „Maire" hiiieinzilzichen, die gegenwärtig ganz Frankreich bewegt. Wie diese Pariser Lokalercignisse gestreift und verwendet sind, läßt sich ebenso schwer andcntcn, wie die Handlung ohne persönliche Anschauung sich klar machen läßt — genug, wer ans billige Art und unter gänzlicher Abweisung aller und jeder Logik sich amüsiren will, mag seine Rechnung vielleicht finden. Mit der Krititk hat diese „'Mamselle Touibillon" aber in keinem Falle etwas zu schassen. Bietet das Stück somit wenig oder gar nichts Bemcrkenswerthes. so versteht Herr Alexander um so mehr. auS dem Komponiste» Roland eine überaus drastische, grotesk komisch wirkende Figur zu gestalten. Er ist als solcher von außer ordentlicher Beweglichkeit, schlagend in den zahlreichen Kalauern und Wortspielen, immer liebenswürdig, niemals verletzend oder grobkörnig in den Momenten, in denen die Verfasser uns den Wildqeruch der vbscönen Znthaten nicht ersparen, kurz, er ist auch als Roland jener eigenartige Künstler, der, halb Bonvivant, halb Eharakterkomilcr. seine Wirkung nie verfehlt. Um noch „voller" wirken zu können, müßte er eine ebenbürtige Mamselle Tourbillon neben sich haben, eine Schauspielerin, die äußerlich und innerlich das Nöthige für dieses Fräulein Wirbelwind nntbringt. Frl. Blanden thnt als Liane zwar Alles, was in ihren Kräften stclst, und Manches gelingt ihr auch ganz annehmbar, aber bis zmn „Tourbillon" bringt sie es doch »nr bedingungsweise. Hervonuheben Vvn den übrigen Darstellern ist vor Allem Herr Friese als treff licher Vater Lebardieu, Frl. Kronthal in der Rolle der keifende» Aurelie, Herr Jaiida und Frl. Brand als Obersten-Ehepaac. Ter „Rnssetrvddel" Gastvn wird dagegen in der Darstellung des Herrn Stillfried unmöglich — solche Figuren läßt die Pariser Polizei in der Oeffentlichleit nicht hernmlanscn. — 'Nock, tief unter „Mam selle Tourbillon" steht ein Einakter „Billa Biclliebche n". mit dem Herr Alexander als Baron-Masseur den vorgestrigen Abend cinleitete. 'Ans diele Ausgeburt von Gcistesarmuth sollte Herr Alexander gänzlich verzichten. Er beeinflußt damit von vor hinein die Stimmung, indem er das Publikum in die gefährliche Lage der Langeweile bringt. 8. 8t. 4 Herr Hosschauspiclcr Paul ist der .BühnengenosscnschaftS- zeitung" zufolge von nächstem Herbste ab für das Stadttheater in Zürich engagirt worden. Bücher - Ncul,eiten. 4 Die Sammlung von „Meper'S Rcisrbückicrii", Beklag deS Bibliogra phischen Instituts in Leipzig und Wien, bat soeben eine dem allgemeinen Bedürfnis entsprechende, praktische und sicher auch nicht unmtereffante Be reicherung erfabren durch die Ausnahme eines umfassend angelegten und äußerst sorgfältig bearbeiteten Führers für die Ostseebäder und Städte der O st s e e k üst c. ES giebt zwar eine ziemlich zahlreiche Litteratur über die in das Buch einbezogcnen Gegenden, aber es fehlte an einem Büchelchen, welches das ganze Gebiet, soweit es touristisch in Frage kommt, ii» Zusammenhang darstellt, einem Werke, welches nicht einseitig diesen oder jenen Landstrich behandelt, sonder» ausnahmslos alle, auch die kleinen und kleinsten „Bäder" in den Kreis seiner Betrachtung zieht und durch eingehende Darstellung derNcisewege und Reisekosten, der unterkunsts- und Verpsiegungsverbällnisse, der Kurinitlel und llnlcrhallungsn, sowie durch sorgfältige Eliarciiteristruna eines jeden Badeortes es dem Leser ermöglicht, sich einen feinen Ansprüchen zusagenden Sommeraufenthalt auszusuchen. Das Buch ist also in erster Reihe dazu bestimmt, als Natbgcber bei der Wahl eines Badeortes, sowie für den Badcaufenthalt selbst und als Führer durch die Umgebung der Bäder, auf den Wander ungen an den Küsten und den Inseln der Ostsee und, last not Ivast, durch die Städte der Ostsecküstc zu dienen. Der bcigegcbene, aus 12 Karte» und 1t> Pläne» bestehende kartographische Apparat ist praktisch angelegt, vorzüg lich ausgcführt und ermöglicht rasche und zuverlässige Orientmmg. 4 Als ein stattlicher Prachtband liegt vor uns die diesjährige Ausgabe des bekannten Netsebuchcs „W o h i »?" von A n n y Wothc. Verlag von Adolf Mahn i» Leipzig. <520 S.) Herrliche Illustrationen aus den schönsten Bäder». Sommersrischen re. zieren de» Test, der einige Hundert Artikel umfaßt. Schriftsteller von Beruf, Gelehrte, Pädagogen, Damen und Herren aller Kreise haben mitgewirkt, jeder bot seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Anschauungen. Dadurch gewann das Buch eine woblthuend- Abwechslung und Reichhaltigkeit des Inhalts. Nicht trockne Angaben, son dern lebendige Schilderungen sagen, was hier und dort geboten, wem dies, wem jenes frommt. Der Preis von 2M. ist bei der eleganten Ausstattung auffallend gering. 4 „Frau Magdalena". Roman von H. Oehmke. Berlin. Verlag von Rudolf Mosse. Ein gar eigenartiges, wechselvolles Fraucnschick- sal ist es, das der vorliegende Roman mit hoher dichterischer Kraft i» straffer- und spannender DarsteUungSwcise schildert. Der interessante, ja beinahe tragische Konflikt hat seinen Ursprung in einer heimlichen Ehe, welche die Heldin der Erzählung, ein schönes gebildetes 'Mädchen, gegen den Willen der beiderseitigen Angehörigen mit einen, inittelloicn adeligen Marine-Offi zier eingebt. Hierbei wird die moderne Gesellschaft in ihren Licht- und Schattenseiten so wahrheitsgetreu geschildert, daß schon aus diese» Photo graphie» nach dem Leben die glänzende Begabung Oehmke's unzweideutig bervorgebt. Zurlgegenwnrtige» Reisezeit ist der Roman als eine anregende Lektüre ganz besonders zu empfehlen. Vermischtes. * Tod durch Blitzschlag. Es ist leider durchaus nicht selten, daß Menschen und Tlstere Vvn einem Blitze tödtlich getroffen werden, aöcr trotzdem giebt beinahe icdcr derartige Unglücksfall ein Räthsel ans, da die Erscheinungen jedesmal andere sind. Ein neues, merkwürdiges Beispiel berichtet ein englischer Arzt imLancct von zwei Brüdern, die er Seite an Seite todt aus der Landstraße fand, der Sitz des Wagens, auf den, sie gesessen hatten, lag gvch unter ihnen, der Tambour, der ebenfalls mstgerissen war. über ihren Köpfen. 'An dem älteren der Brüder, einem jungen Manne von 28 Jahren, war nicht die geringste Spur einer Verletzung er kennbar, desto mehr dagegen an dem jüngeren. Dessen Haut war über der Brust und dem Leibe vom Hals bis zu den Lenden ver brannt, aber nicht fortlaufend, sondern in einer Unzahl kreis förmiger Löcher von '/n> bis V« Zoll Durchmesser. Der metallene Kragenknvpf war geschmolzen und unter ihm die Haut tief ein gebrannt. Ein Geruch von verbranntem Fleisch war ans der ganzen Breite der Straße bemerkbar. Ter Rücken vom Halse abwärts war ebenfalls verbrannt, aber minder stark als die Vorderseite. Die Jacke und das Hemd waren verkohlt, die Weste und der Ucber- rock aber unverletzt. In die wollenen Unterkleider war nur auf dem Rücltheile ein Loch eingebrannt. Andere Beschädigungen waren nicht bemerkbar, auch war nichts an den Kleidern zerrissen. Anderthnlbe Stunde nach dem Tode war noch keine Leichenstarre eingctrctcn. Die Taschenuhr des Jüngeren war noch in gutem Gange und schien wunderbarer Weise auch nicht vom Blitze magnetisirt zu sein, da sie die Zeit ganz richtig angab. Das win zige Mcnschen-Kunstwerk hatte also die Gewalt des Blitzes besser ausgehalten, als der Mensch selbst. Der Bezug des Kissens, auf dem der Jüngere gesessen hatte, war außen verbrannt, aber der hölzerne Sitz darunter war unversehrt. An der Nücklehne des Wagens war die Farbe etwas versengt, unmittelbar hinter dem Platze des einen der Insassen, sonst wies das Gefährt nicht die geringste Blitzspnr auf. Das Pferd endlich war ganz unverletzt geblieben und war allein mit dem Wagen nach Hause getrabt. Auch auf dem Wege waren Spuren des Blitzschlags nicht zu be» merken.
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