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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.10.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271026017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927102601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927102601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-26
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.10.1927
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Ar. 504 Seite 2 — »Dresdner Nachrichten" — Mittwoch, r«. Oktober 1827 halte man sich eindringlich vor Augen: alle diese überquellende Fülle von Schönheit, von Kunst und Wissenschaft wäre nicht da und könnte nicht bis aus diesen Tag benutzt, bewahr» und weiter ausgebant werden, wenn Dresden nicht die Hauptstadt Sachsens geworden wäre. Stoch heute ist hier das geistige Lebe» mit all dem altererbtrn Kulturgut auf» engste lebendig nerbnnden. Stoch hente oulslert hier ei» Knlklirbewubtsetn. das sich ans den liier kristallisierten GeisteSgütern aller Nr» nnsbant, weil die Kraft de» Lande» an diesem Punkte er» Haltend und belebend znsammenströmt. Wenn die staatlichen Theater Dresdens einen Rang einnehmen. dem in gan» Deutschland wohl nur Berlin »nd München ebenbürtig sind, so nur deshalb, weil die Landeshauptstadt al» Kulturzentrum ganz bestimmter Art eine eigene Traditio» entwickeln und weil nur die Landeshauptstadt die Erhaltung und Weiter entwicklung auch dieser Kultnrtradition des Theater» ge- walirleisicn konnte. Würde Dresden Verwaltungszentrum einer Provinz werde», so würden die Kräfte de» Lande» nicht mehr nach diesem Punkte znsammenströme». das Kultur- zeiitrum müßte halt und kraftlos zerflattern und damit wäre znm Tode verurteilt. waS jahrhundertelang zum Wvhle und Ruhme des gesamte» deutsche» Volkes an dieser Stelle schaffend und belebend gewirkt hatte. An dieser Stelle . . . ES gibt »och andere. ES sind noch mehr Länder, die ebenso wie unser Lachsen ihre deutsche Kultur in der gerade ihnen eigeninmlichen Ausprägung bildeten. M ü n ch e n war schon genannt, die Kunststadt König Ludwigs I.. die gleichfalls in ihren Mauern eine überragende Fülle wertvollsten Kulturgutes angehänst hat und in der ebenfalls dicke geistigen Schätze durch Tradition und Erleben eingewirkl haben ans das Sein der Bewohner sowohl Münchens als auch des gesamten BanernlandeS, weil fa alles, was dort in der Zentrale entstand, die gefainmelte Energie des ganzen Landes war. — lind wem fiele nicht in diesem Zusanimeiiliange die kleine Landeshauptstadt Weimar ein, die in ihrem engen Bezirk eine Anzahl der größten Geister einer Zeit fesseln konnte obwohl sie gegenüber der Kaiserstadl Wien nur ein armer Winkel im Deutsche» Reiche war? Die Aushebung der großen deutschen Länder mit eigen tümlicher Tradition und Kultur würde einen unersetzlichen Schaden snr das gesamte Dentschtuin und über die Grenzen de» Reiches hinaus für dl« gesamte Kulturwelt bedeuten. Dl« Quellen, ou» denen deutsche» Eigenleben hervorglng, da» erst ln der Synthese da» Wesen »er deutschen Kultur «»»macht«, verstopft niemand ungestras». besonder» wenn die Möglichkeit vorhanden ist. dem Reiche zu geben, wa» de» Reiche» ist. aber auch dem Lande zu geben, wa» ihm »»kommt. Der Unitort», mn» möge nie vergessen, bah sich seinen Absichten gan» ge- waltige Kräfte de« deutschen Volke» entgegrnftemmen wür den, denen die schöne» Reben der Berliner »sphaltdemokrotie noch nicht den Kops getrübt haben. Dort, wo noch wirkliche» Landesselbstbewußtsein besteht, wird niemand gern sich in die einer politischen Unterordnung notwendig folgend« absoluteAbhängtgkett von BerlincrKnlturstrVmnnaen begeben wollen, deren anmasiende Tyrannei gar nicht etwa ihrer Wertigkeit die Wage hält. Und die. die ihr Land so lieben, sind nicht die Schlechtesten; Ebenso wie dieser Unttartsmus verdient aber auch jene Speztcö ein Nein, die die groben Städte und unter ihnen natürlich in erster Linie die Haupt städte .reichSunmtttelbar* mache» möchte, während bas Land, der Untergrund, ans dem die Städte erst erwachsen und den sie lebensnotwendig habe», zum bedeutungslosen Prvvinztal- verbande berabsinken soll. Zum Schluf, sei noch aus ein Land und eine Landeshaupt stadt ein kurzer Blick geworfen, die auch zu Deutschland ge hören. wenn ihnen auch beute Uebermut de» Auslandes den Anschlub zu vollziehen verbietet: Oesterreich und Wien. Mehr noch als die oben betrachteten Städte Dresden und München ist Wien ein Zentrum deutscher Kultur tn wieder ganz besonderer Ausprägung geworden, denn Wien war Kaiserstadt läbrhnndertclang. und die Kräfte de» Lande», aus die sich Wie» ausbaute, waren gröber als die des kleinen Sachsen und übertrasen auch die Bayern» bei weitem. Der Anschlub Oesterreichs wird kommen. Glaubt aber der demokratisch - sozialistische UnitartSmu». ein Land dieser spezifisch entwickelten Eigenart wie Oesterreich zur blvben Provinz und eine Stadt von der Tradition und Bedeutung wie Wien zur Provinzialhauptstadt machen zu können? Meinen die Unitaristen, die Anschlutzfreudigkeit unsere» Brudervolkes damit heben zu können, dab sic ihm in Aussicht stellen für ein Hand-in-Hand-Arbeiten eine weitgehende Unterordnung, für einen Anschlub ein Berschlncktwcrdeu? Ae Wirkung der Lohnerhöhung im Kohienftreik. Der Preiserhöhunqsanlrag der Arbeitgeber. < Dnrch F u n k s p r u ch.s Berlin, 25. Okt. Morgen werden die Braunkohlen- snndikale im Braunkohlenbaus in Berlin zusanimenlreten, um die Forderungen zu sorinniieren, die dein Groben AnS- schnb des Reichc-kohlenrates am 31. Oktober unterbreitet werden sollen. Es verlautet, dab Erhöhungen bis zu lii v. H. gefordert werden sollen. Ob infolge dieses Lchrittee- ihr den Verbraucher eine Erhöhung der Kohlcnprcise Tatsache werden wird, hä»gl letzten Endes vom Reichswirtschafkominister ab. der den Be schlägen des ReichokohlenraiS die Zustimmung erteilen wird. Möglicherweise wird in dieser Io wichtigen Frage eine Eini gung dahin zusiandekomine», dab die Berdicnsispanncn der Zeche» und auch des Kohlenhandels gekürzt werden, um die Konsumenten nicht weiter zu belasten, lieber diesen Punkt werden in nächster Zeit noch zwi'chen den Syndikaten und dem ReichSwiN'chaslsnnniiterium. ebenso mit dem Vertreter des Kohlengroßhandels Besprechungen gern logen werden. * Franksnrt a. M, 25. Okt. Nach einer Meldung der »Franks. Zig.' wird sich der Prciserhöhnngsanirag des oft- eidlichen »nd des nritleidenischen BrannkohleniundikatS so wohl a n s R o h k o h l e als auch aus Briketts erstrecken. Ter Antrag soll nach de» einzetneu Absatzgebieten verschieden beschallen sein. Eine Prozentnalerhöhnng sei also nicht in Anosicht genommen, lieber die zu beantragende» Sätze werde demgemäfc noch im Lause dieser Woche linier den beteiligten Verbänden verhandelt. Die Forderungen der Reichsbabnarbeiler. Berlin, 25. Okt. Heute fanden zwischen den Gewerk schaften und der .Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn- gesellschasi erneut Verhandlungen über die Forderungen der Eisenbahner statt, eine ziviichentariiiiche Lohnerhöhung vor- zunehmen. Die Gewerkschaftsvertreter erklärten, dab sie trotz der ablehnenden Haltung der -Hauptverwaltung der Reichs bahn unbedingt an ihrer Forderung, die Löhne im allge- m eine n zu erhöhen, sesthalten müßten. Da sie jedoch auS der Einsleünng der Hauptverwaltung annchmen müßten, dab eine allgemeine Lohnerhöhung nicht zu erreiche» sei, verlang ten sie die Einsührung der D i e n st a l t e r s z u l aa e, wie sie bei der RcichSpvst eingesührt sei. Nach kurzen Ver handlungen lehnten die Vertreter der Hauptverwaltung diese Forderung ab. Die Vertreter der Organisationen nahmen dann ihrerseits »och einmal erneut zu der Lage Stellung »nd gaben iin Anschlub hieran der Ha»zptverivaltung der Reichs bahn eine Erklärung ab, in der es heißt, daß den Gewerk- schasten Höhe und Umfang der O r t S l v l> n z u l a g e zurzeit unbekannt sei. Fest stebe, daß ihre Einführung nur einem kleinen Teil der Lohnempsänger der ReichSbghn Hilfe bringe. Die OrtSlohnznlagenregeliing sei keine umsasscnde, sondern nur eine unzulängliche Maßnahme zur Behebung des Not standes. Trotz scharfer Bedenken seien die Gewerkschaften bereit, daran mitz»arbeite». Damit hätten sic aber keineswegs ans die allgemeine Ausbesserung aus dem Wege einer zwtschen- tarislichen Regelung verzichtet. Sie seien von der Notwendig keit derselben so stark durchdrungen, daß sie dieselbe aufrccht- erhalten mühten. Der Gewerkschaflsrlnq warnl vor Preissteigerung. Die Reichsrcgicrung soll eingreifen. Berlin. 25. Okt. Angesichts der Preisbewegungen bat der Vorstand des G e m e r k s ch a f t S r i n g e S an den Reichs kanzler heute vormittag eine Eingabe gerichtet, tn der aus die bedrohliche TeucrungSbewcgnng eingehend hingcwielen wird. Die Eingabe stellt fest, daß namentlich Nahrungsmittel seil Beginn des Jahres durchschnittlich um 20 bis 25 Prozent ge stiegen sind. Es wird weiter der Besürchtung Ausdruck ae- gebcu. bas, durch die Besoldungserhöhnug weitere Preis steigerungen eintretcn werden, die auch die Kauskrast der Lohn- und Grhaltsempsänqer der privaten Wirtschaft hcrab- mindcru müsse«. Ter Vorstand des GewcrklchastöringeS fordert eindringlich von der Regierung die wirknrme gesetz geberische Bekämpfung des preisvcrtcuerndcn MonopoliSmnS durch Erweiterung und Verschärfung der Kartellverordiinng vom Jahre 1V28 und durch Abbau der Zölle. Bratianu gegen Prinz Karols Pläne. Ein Dukareüer Kommunique. Berlin, 25. Okt. Die rumänische Gesandtschaft in Berlin! ccilt mit: Das Ministcrkoiizilinm von Bukarest hat gestern! «üend iolgendeo Kommunia»» ausgegcben: Die von der aus- ^ ländischen Presse wiedcrgegebenen Nachrichten über K a r o l i st i s ch e Unruhen in Rumänien sind falsch. Es handelt sich um eine Aufforderung, welche der Exkronprinz! Karol verschiedenen Parteiführern und auch dem Minister-! Präsidenten zn senden beabsichtigte, um das rumänische Volk § i« seiner Wiedereinsetzung aus den Thron zu veranlassen. Ta »ine derartige Handlung einen Verstoß gegen die Verfassung and die Sicherheit des Staates darstellt, wurde der Neber, mittler der Briese. Birgilius Maniolesc«. verhaftet und dem Gericht übergeben. Die Regierung ist streng entschlossen, die gesetzliche Ordnung ausrccht zu erhalten und die nötige« Maß- »ahmeu zu ergreifen, um derartige Absichten zu verhindern. Einigung Braiianus mil -er Opposition? Bukarest, 25. Okt. Rach einer Meldung des „Abverul" soll Ministerpräsident Bratianu angesichts der gespannten politischen Lage und bevorstehender wichtiger Ereignisse, wo mit die Karol-Frage gemeint sein dürste, beabsichtigen, mit den Oppositionsparteien, namentlich der nationalen Bauernpartei, tn Fühlung zu treten, um eine Einigung mit diesen Parteien herbciznführcn. Anläßlich des heutigen sechsten Geburtstags des Königs Michael fand in der Patriarchalkirche ein feierlicher Gottes dienst statt an dem die Mitglieder des königlichen HauscS, der Negkntschnstsrgt. Mitglieder der Regierung und des Parlaments, sowie die Spitzen der zivilen und »rllitärtschen Behörden teilnahmcic. Die Stadt hat r-ichen Flaggeiischmuck angelegt Ein Sprenqilvisallenlal in Aybnlk. Rybnik. 25. Okt. In der Nacht vom Montag zinn Diens tag wurden gegen die Beamtenhäuser der Römer-Grube im Kreise Rybnik Spreng stossatte »täte verübt. Men schenleben sind dabei nicht zu Schaden gekommen. Eine Bombe, deren Zündschnur gesunden wurde, explodierte tn der Luft. Eine zweite Bombe grub sich tn die Erde ein und zcrtrüm- merte lediglich Fensterscheiben. Allem Anschein nach handelt eS sich um Anschläge ans hohe Beamte der Grube, die der deut schen Minderheit angchvren. Di« Täter sind bi» jetzt noch Nicht ermittelt. sDU.j Die von Marokkanern enliiihr!en Europäer Besorgnisse wege« Ihre» Schicksal». Paris. 25. Okt Nach Meldungen aus Casablanca bemüht man sich, die Verhandlungen über die Freigabe der von Marokkanern entführten Europäer, u. a. die Familie des französischen Gcneralresibentc» von Marokko, Steeg, zu be schleunigen. Entgegen anderSlaHenden Nachrichten ist man über die Lage der Entführten sehr besorgt, da man da» Ein- greisen des fanatischen Stammführerö Sibu Temga, genannt ..Scheich der Berge", fürchtet, der alle Europäer, dl« ihm in die Hände sallcu, zu Tode martere. ES verlautet, baß die gefangengehaltcnen Europäer Steeg und Maillrt in Kelten gelegt worben sind. Ucber das Schicksal der ent- führten Frauen ist nichts bekannt. Aus Rabat wird ge. meldet, daß gegen die an der Entführung beteiligten Ein- geborenen eine Straserpeditton im Gange ist. Ein Bataillon Senegallruppen ist aus Lastautos z» diesem Stamm unterwegs. lW. T. B.j Französisch-südslawische Dündnis- verhandlunqeri? Belgrad, 25. Okt. Der hiesige französische Ge sandte hatte eine längere Unterredung mit Außenminister Dr. Marinkomitsch. Wie in informierten Kreisen be hauptet wird, sollen dteie Unterredung ebenso wie alle Bt suche des Gesandten bei dem Außenminister in der letzten Zeit einem Pakt gelten, ln dem die freundschaftlichen Beziebun- gen zwischen Südslawien und Frankreich tn einer festen Form zum Ausdruck kommen sollen. Man will sogar willen, bah eS sich hierbei nicht nur um einen FrcundschaftSpakt, sondern um ein Bündnis zwischen den beiden Staaten handelt. Die bolschewistische DlulherrichaN. London, 25. Oktober. Der oberste Moskauer Gerichts hof sprach gestern das Urteil in dem neuen Spionagcprozeß gegen fünf angeblich im Dienste Großbritannien» stehende Personen aus. Drei der Angeklagten wurden zum Tode verurteilt. Reuter weist in einem offiziösen Kommunsgus daraus hin. baß seit dem Abbruch der britischen Beziehungen zu Moskau Hinrichtungen und Verurteilungen wegen Spionage für ausländische Mächte, besonders Großbritannien, eine epidemische Form angenommen hätten. VSlung der südafrikanischen ylaaqenfrage. Kapstadt, 25. Okt. Der Flaggcnstrclt ist in der Weise beigrlegt worben, daß der Unionjack in den Hauptstädten auf den öffentlichen Gebäuden, wie z. P. den Parlaments, gebäuden und anderen, die tn einer Proklamation bekannt- gegeben werben sollen, sowie auf allen Schiffen und Dock» gebtftt wird. Wallstreet an- Dowes-Plan. Re«G»rk, Sö. Okt. Der Vorsitzende de» Verbandes omeri- konischer Bankier» M. «. Taylor hlelt aus der Jahres- hauvtverfammlung de» Verbände» tn Houston sLexasj eine Red« über den Dawe»-Plan. Taylor erklärt« u. a., Deutsch land habe sich seit dem Zustandekommen de» Dawe«-Pla»es von Amerika mehr geliehen, al» «» an sein« Gläubiger abzutragen hatte. Infolgedessen habe Deutschland seinen Vcr- pslichtungen au» dem Dawr»-Plan Nachkommen und den er- sorderltchen Transfer auslühre« können. Es sei jedoch nicht auAaeschlafse». da» ei«« Zelt ko»«»«. »« Den«schla«»S Zinien- zahl««,«» sst« feine Auslands»»!-»»«« ,«la«»e» mit den Da»e»-8ahl»«aen di« Fl»anzl»a« d«s Reiche» stark gefähr de« kö»«te«. Der Dawes«Gla» sehe sü» diese» Fall wohl eine Protektors«»»« vor, es dürste »her doch möglich fei«, inder ZwischenzeiteiueSlui,«»« herbeizusühren. die alle Teile befriedige. Erörterungen über dt« Frage, wa» ma» unternehme» könnte, seien im Augenblick überflüssig »nd würden mehr hindern, als vorwärts bringen. Amerika habe et» starkes Interesse an Deutschlands Finanzpolitik, nachdem e» der bestimmende Faktor im Gesamtproblem für intcr nationale Schulden geworden sei. So lange Deutschland zahlen könne, würden auch die Alliierten ihren internationale» Verpflichtungen ohne Schwierigkeiten Nachkommen könne» Sine Diöknssion über die tuternatlonale Schuldcnsrage sei zurzeit wertlos. Sie könne erst einsetzen, wenn eine neue Untersuchung und Einigung über Deutfchlands Reparationo- zahknnge» erfolgt sei. Seydoux über die deutschen Finanzen. Gar««. 25. Okt. Im .Pettt Partsien" beschäftigt sich Iacaue » Seydoux mit der Lage der deutschen Finanzen im Zusammenhang mit dem DaweS-Plan. Er schreib, » a.: Die Anleihepvlitik der Retchsregieruirg habe den Tranoser der Reparationen bis jetzt ermöglicht, stelle ihn aber in Zukunst in Gefahr. Damit die Lage normal werde, müllc das Retchsbudget wieder Uebcrschüssr abwersc» und Deutschland seine Anlcihcpoliltk mäßigen. Eine dritte Bedingung bliebe, damit die Zahlungen des DaweS-Plancs »vrmalcriveise geleistet werden könne», die Natural l e i st u » g e n. Selbst wenn das Reich Ersparnisse mache, fei eS kaum wahrscheinlich, daß der Umsaug des Transsrrs in Geld erhöht werden könue. Die Naturalleistungen würde» mit der Zunahme der Annuitätenlasten rasch zunehmen, so daß auch gewisse alltterte Länder und vor allem Frankreich ihren Anteil an den Naturalleistungen nicht mehr werden absorbieren können. Diese Furcht sek aber unbegründet, den» die französische Regierung habe in der dritten Annuitär ihren Anteil a» Naturallickerungen völlig absvrbiert und werde dank der Anstrengungen PotncaröS und Tardieus ei» sehr ausgedehntes Arbettvprogramm unterbreiten. Wen» als» Schwierigkeiten demnächst in der Anwendung des Dames- PlancS austrctcn sollten, lo wäre das nicht die Schuld der alliierten Gläubiger. Iacgues Seydoux schließt mit der Feststellung, daß die Vereinigten Staaten als Kreditgeber und Regulatoren der Finanzlage Europas gegen ihre» Wille» gezwungen sine», eine Art SchiedSrichterxolle zu übernehmen, deren sic sich durch Verweigerung der Unterschrift unter die Friedcnoocr- träge und ihres Beitritts zum Völkerbund zu entziehe» glaubten. Die Abrüslungskommission auf den 30. November einberufen. Gcuf, 25. Okt. Der Präsident der Vorbereitenden Ab rüstungskommission, der holländische Gesandte tn Paris, London, hat die »irrte Session dieser Kommission siir de» öS. November nach Genf einbernsen. Das Programm umsafn nur zwei Punkte: 1. Prüfung der Resolutionen des Volker- bnndsrateS und der Pölkcrbundsversammlung. 2. Stand der Arbeiten. Die sehr späte Einberufung der Kommission war nach der ganzen Haltung ihres Präsidenten, dev französischen Delegier, ten Boncour, und anderer maßgebender Persönlichkeiten zn erwarten. Tie Kommission hat nur vier Arbeitstage vor sich, da sie sich vor Zusammentritt des Bölkerbundsrates am 5. Dezember bis nach Weihnachten, also wohl biS Anfang Februar, vertagen dürfte. Die Deralunqen der Mandatskommission. Genf, 25. Okt. Die Ständige Mandatskommission des Völkerbundes richtete an den britischen Vertreter Sir Frede- rick Lngard, der infolge einer erneuten Erkrankung seiner Gattin an den Genfer Beratungen nicht tcilnchmc» kann, ein Telegramm, tn dem angefragt wurde, ob er eventuell an den Sitzungen teilnehmen könne, wenn sie in London statt- fänden. Diese Anfrage wurde durch den Umstand Heiner- gerufen, daß aus der gegenwärtigen Tagung der Kvmmiisicn, neben anderen Fragen auch die Tätigkeitsberichte über einige Mandatsgebiete Großbritanniens geprüft werden sollten. Die Kommission beschloß ferner, die Prüfung des Berichtes über die Verwaltung der S a m o a »I n s e I n . die unter dem Mandat von Neuseeland stehen, aus die nächste Session zu vertagen. ES sind gegen die Regierung und die Verwaltungsbehörden de» Gouverneurs sowohl von der einheimischen wie auch von der weißen Bevölkerung Klage» beim Völkerbünde etngelausen. Die neuseeländische Reale- rung hat eine Untersuchungskommission eingesetzt, welche die Verhältnisse an Ort und Stelle prüfen und kür die Mandats kommission einen Bericht ausarbeiten soll. Die Tatsache, daß bet Lngard wegen einer möglichen Verlegung der MandatSverhandlnngcn nach London an gefragt worden ist. hat Anlaß zu verschiedenen Kombina tionen gegeben, besonders angesichts des Umstgnde«. daß der König des Iraks sich zurzeit In London befindet, »nd daß die Aufnabme des Iraks tn den Völkerbund Gcgensiand geheimer Verhandlungen sein soll. Wie verlautet, widcr- setzt sich England der Ausnahme des Iraks mit der Be gründung. daß sie unmöglich sei. solange nicht Aegnoten in den Völkerbund ausgenommen werbe. Auch der Wunsch Syriens nach Aufnahme tn den Völkerbund gestalte dis Verhandlungen schwierig. Doch ein Dlploma! für Washinqkvn. Der Madrider Botschafter als Rachsolger v. Maltzano? Berlin. 25. Oki. Wie in unterrichtete« parlamenla- rischcn Kreisen verlautet, steht, nachdem es sicher ist, das> Staatssekretär v. Schubert ans seinem bisherigen Posten ver bleiben wird, unter den Kandidaten sÜr die Nenbcsetzuna des Botschafterpostens in Washington der Ramcn des derzeitige» Botschafters in Madrid, des Grase« Welezck. im Vordergrund. Berlin. 25. Okt. Wie wir aus parlamentarischen Kreise» erfahren, wird sich das ReichSkabinett am Donnerstag mit dem deutsch, pol Nischen Handelsvertrag beschäftige». Ferner ist damit zu rechnen, baß die Entscheidung über die Besetzung beS BotschastcrpostcnS in Washington noch Im Laufe dieser Woche fällt. Wie verlautet, handelt eS sich mir noch um die Erledigung einiger formaler Fragen, wie sie mit drr Besetzung eines solchen Posten» gewöhnlich vcr- blinden sind. lW. T. B i Aa»«0m- u. öä«n»«ta»ork« on» Zeit 54 /atieen tüe eute (Zualilll unci »I» billig delcmnü 8 Otto 2kckocke vr»«äa«-ä^ Velletr. 25. Scice »rette 5>r.
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