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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.11.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261101028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926110102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926110102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-01
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
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» i» » a c> a k, <> 7. s k l Wissenschaft, der bereit- mehrfache Unterstützung wissenschaft licher Arbeiten zu verdanken ist. Aus Grund der 1604 er lassenen HabilitativnSvrdnung l>aben sich bis letzt sechs Prt. vatdozenten in Tharandt habilitiert, und drei vvn ihnen sind setzt noch am hiesigen Lehrbetriebe beteiligt. Die Dtu- üentenschaft ist durch den litt» errichtete» Allgemeinen Stü de n t e n a n S s ch »ß ein versassungSmäßigeS Glied der Hoch schule geivorde». sie leistet auch ihm im Zusammenwirken mit Rektor und Hochschnlkollegtum wertvolle Mitarbeit. Die sitt lich sehr wertvollen Bestrebungen der studentischen Selbsthilfe haben auch hier sehr fruchtbaren Boden ge- fanden. So steht Tharandts Studentenschaft da als eine auch anfterlich festgefügte, sich selbst verwaltende und von dem Ge danke» der Selbstzucht und Selbsthilfe getragenen Körperschaft. Geheim rat Prof. Grob skizzierte dann in groben Zügen die geschichtliche Entwicklung der jubilierenden Hochschule, die aus unserem Artikel in -er gestrigen Sonntagnummer be kannt ist. ES war nicht immer leicht, das Ziel, an dem die ,Vvrstl>ochkch.»le heute angelangt ist. zu erreichen. Besonders die lähmende llngewistheit. die seit Jahrzehnten über dem Schicksal der Hochschule geschwebt hat. bat ihrer Entwicklung io manche Schwierigkeit in den Weg gestellt. Mit Dank darf man aber dabei anerkennen, das, die LtaatSregicrung berech tigten Anträgen und Wünsche» aus dem Kreise des Hvchschul- kollegiumS in weitem Matze Verständnis und Entgegenkommen bewiesen hat. und man müsse am heutigen Tage auch in Dankbarkeit der Förderung und -es Wohlwollens gedenken, das unser ehemaliges Königshaus der Hochschule hat ange deihen lassen. ..Möge eS ihr gelingen durch Förderung der Wissenschaft und Technik und durch gründliche wissewchastliche Wappnung unseres forstlichen Nachwuchses und Erzielung charaktervoller Menschen dem Baterlande weiter zu diene» und ihren Platz unter den Hochschule» Deutschlands würdig zu behaupten! Der Rektor gedachte dann in Wehmut, aber auch mit Stolz der ans dem Felde der Ehre gefallenen früheren An gehörigen der Hochschule und fuhr dann fort: Nur wenige Tage trennen »ns noch von der Wieder kehr jenes unseligen 6. November, da unser stolzes Reich zusammenbrach. Gott sei's geklagt — noch sieht ö trübe auS in unserem Baterlande, da gilt eS, nicht kleinmütig zu ver zagen, mit ganzer Tatkraft und Lebensmut mitzuarbciten am 'Neubau des Vaterlandes, jeder an seinem Teile, das soll unser Ziel sein, und daran sollen auch Sie. Kommilitonen, denen ineine letzten Worte gelten. Mitarbeiten, mit Kopf und Herz. Die Fugend in's. die die deutsche Zukunft schassen must, und nicht zuletzt ans dem FbealiSmnS der deutschen Hochschulen miis, der Geist erwachsen, der unser Volk wieder bergan führt. Suchen Sie Männer zu werden, die nicht nur ihren engeren BerusSvflichten gerecht zu werden wissen, sondern auch fähig sind Volk und Vaterland in der Not -es politischen un sozialen Lebens treu zur Seite zu stehen. Gerade der forst liche Berus, der seine Jünger i» stete Fühlung mit dem Volksleben bringt, gibt dazu, wenn auch in engerem Kreise, reiche Vetätigungsmöglichkeit. Der beste Dank der Hochschule für all die vielen Wünsche, Stiftungen und Ehrungen sei ein erneutes Gelöbnis, dem Wohle des Vaterlandes in Treue zu dienen. Und nun folgte eine schier endlose Zahl von Begrühunqsansprachen. Ministerialdirektor Dr. Inst versicherte, da» die sächsische Regierung, insbesondere das Finanzministerium, an dem Jubiläum -er Forsthochschule herzlichen Anteil nehme. Leider sei Finanzniinistsr Dr. Dehne am Erscheine» verhindert, da er dienstlich in Berlin weile. Die Regierung srene sich, daß die Hochschule als selbständiges Lehrinstitut Tharandt er halten geblieben ist. und hoffe, das; das Zusammenarbeiten mit der Technischen Hochschule für beide sich zum Segen aus wirken möge. Die Forsthochschule Tharandi blühe, wachse und gedeihe auch im zweiten Jahrhundert. Weidmannsheil! — Ministerialrat v. Lcydewitz überbrachte die Grüne und Glück wünsche des VvlksbildungSministcriums,' für die Landessorst- direktion und die Beamten der Ltaatsforsten sprach Landforst meister Roth den Dank aus für das, was Tharandt den sächsischen Forstbeamten gegeben, und lieh Erinnerungen an die Studentenzeit mach werden. Namens der Technischen Hochschule Dresden gratulierte Rektor Prof. Dr. Müller und gab seiner Freude über die Arbeitsgemeinschaft zwischen Tharandt und Dresden Ausdruck. Tie engcu nachbarlichen und sreundschanlichen Beziehungen zwischen Forst- und Bergakademie -betonte der Rektor der Freibcrger Hochschule, Prof. Dr. Wanbhosf. Namens der Landeshauptstadt gratu- lierie Oberbürgermeister Dr. Bliiher, zugleich im Namen der sächsischen Städte und Gemeinden. Dresden freut sich mit der Schwcsterstadt Tharandt, dah es gelungen ist. den alten Forst- banm an seinem bisherigen Standort zu belassen und zwischen den beiden Hochschulen eine glückliche Verbindung kerzustellen. Dir Forstlichen Hochschul«« Vbertzivalh« und Hann-MUnden lieben durch ihre Rektoren, die Professoren Dr. Mder« «nd Dr. «odherfe«. Glückwunsch und Grub übermitteln. Ferner hielten «»sprachen «mtdhauptmann Dr. Schul,e für die «mtshauptmannschast und den Lanbbe,trk Dresden. Prof. Dr. Nor,«««» für die Forftabteilung der Universität Gtehen. Prof. Dr. Fabrieius für di, forstlichen Fächer der Universität München, «ras ,« G,l«S'Wil»«u»elS für die Fachkammer. Oberforstmeister Panse für den Sächsischen Forst- verein, Oberbürgermeister Dr. Hartenstein namens der Gesellschaft für forstliche Forschung und schließlich noch die Vertreter der Feststadt Tharandt, Bürgermeister Ltndner und Fabrikbesitzer Bernstein. Mit Fansarenklänge» fand der Festakt seine» Abschluß. Hierauf begab man sich nach dem gegenüber gelegene» Platze, wo di« Srun-f1»inl»gung zum arwetterunqsbau der Aorflttchen Äochschule ersvlgte. Ministerialdirektor Dr. Inst dankte dem Landtag für die Bewilligung der Mittel zum Neubau, der für die forstliche Hochschule ein direktes Lebensbedürfnis sei, und tat als Ver treter des Bauherrn, des sächsischen Staates, die erste» drei Hainmerschläge mit den Worten: »Der Jugend zur Lehr, der Wissenschaft zur Wehr, dem Vaterland zur Ehr." Dann gab der Leiter des Staatlichen HochbanrvesenS, ObcrregiernngSrat Koch, dem Wunsche Ausdruck, daß der Bau eine würdige Stätte zur Erfüllung der hohen kulturelle» Aufgaben der Hochschule werden möge. Nach einigen weiteren kurze» Ansprachen dankte nochmals Rektor Geh. Fvrstrat Prof. Groß für alle der Jubilarin bar- gebrachte» guten Wünsche und Geschenke. Oertliches un- Sächsisches. Kin-enbura an den Dresdner MSnnergefanaoerein. Reichspräsident von Hindenburg. dem der Dresdner Mannergesangverein anläßlich der Feier seines üOsährigcn Be stehens eine künstlerische Huldigungsaidresse überreicht lzatte. sandte dem Jnbelveretn folgendes Schreiben: „Dem Dresdner Männergesangverei» spreche ich für die freundliche lleberscndung der Hnldtgnngsschrift anläßlich der Feier seines 56jährigen Bestehens meincn herzlichen Dank aus. Ich verbinde damit meine besten Wünsche für eine» schönen Verlauf Ihres Jubelfestes und kür eine lveitere erfolg, reiche Tätigkeit Ihres Vereins. Mit freundlichem Gruß v. Hindcn'burg." KeimaNchutz und Schlosspark Moritzdurq. Der LandcSverein Sächsischer Heimakschntz hat zu den jetzt im Moritzburger Schloßpark vorgcnommcnen Aenderungen »ach zweimaliger Ortsbcsichttgnng und Beratung im Kreise von Sachverständigen wie fvlgt Stellung genommen: Der LandcSverein Sächsischer Heimatschntz erkennt an, daß die vorgenvmmenen Abholzungen und weiter geplante» Aenderungen im Schlvßpark von großzügigen künst lerischen Gesichtspunkten ausgehen. Durch Be seitigung vieler in den letzten Jahrzehnten vorgenommencr, dem künstlerischen Gcsamtausbau widersprechender Neu anpslanzungen soll und wird erreicht werden, daß die einzig artige Ban- und Gartenschöpsung viel klarer und mirkungs- voller in Erscheinung tritt. Man muß bedenken, daß der ge wattige Aufbau deS Ganzen nicht durch kleinliche Erhaltung einzelner dekorativer Pslanzenwerte geschädigt werden darf. ES muß vom Standpunkt des Heimatschutzes und der Garten kunst aus dankbar begrüßt werden, daß hier feinsinnig fühlende Hände am Werke sind, die den Geist der alten Schöpfung unter Erhaltung wirklich charaktervoller Natur- male klar heransarbeiten wollen. Man lasse sich nicht durch den vorübergehenden jetzigen Zustand der Umgestaltung den klaren Blick für das wirklich Große, das hier erstreut wird, trüben. Wer die allgemein anerkannte, wohlgelungene Neueinrichtung der Porzellansammlung im Schlosse kennt, wird dem Verein Haus Wettin und seinen Beratern auch bei der Garten- umgestaltnng das vollste Vertrauen schenke». — Der Landesverband Sachsen des Bundes Deutscher Justizamtmäuucr hielt vor einigen Tagen seine Herbsta-us- schusfsitzung in Dresden ab. Die Versammlung beschäftigte sich vornehmlich mit beruflichen Fragen. Insbesondere wurde über die am 1. Oktober in Kraft getretene Rechtspfleger verordnung eingehend beraten. Es kam zum Ausdruck, daß diese die durchaus müßigen und sachlich begründeten Wünsche des Verbandes i» ganz ungenügender Weise berück sichtigt lmt. In wirtschaftlicher und personeller Hinsicht sei eine weitere Uebertragung bisher richterlicher Geschäfte auf den Rechtspfleger durchaus gerechtfertigt. Die Verbands- Monkog. 1. November 1V26 lettung wurde beauftragt, durch Zusammenarbeit mit Wirt-1 schaft-vtrbänden und Inanspruchnahme de» Landtages wettere Verbesserungen herbelzuführen. OrganlsationSsragen. Staat». hauShaltmünsche und Einrichtung einer UntersttttzungSkasse bildeten ferner Beratung-gegenstände. Als Ort der nächsten Hanptversammlung wurde Bautzen bestimmt. § Mas brinqen dle Kinos? Nammer-Lichtspiele Die neue Tria non-Woche zeigt u. a. den längsten Menschen der Welt. 2.66 Meter. Die Ver-1 Wüstungen tn Florida, die kokett-graziöse Themse-Brücke. I »Junges Volk", ein reizender Kulturfilm, führt in diel Kinderstube der äußerst scheue» Rohrdommel und der ko I mtkchen Käuze. „G u m m n tm Wilden Westen" erregt! laute Heiterkeit durch nnerwartete Hervorkchrnng witziger! Beziehungen zwischen den Gegenstände» und ihrer Ver I wenduna. ..Wenn junge Mädchen ältere Män.I ner heiraten." Der Film will nichts als unterhalten nndl tut daö unter vorsichtiger Umgehung tieferen Eingehens ans! das Eliedreieck-VerhältniS, mit Antbtetnng allerneuester! amerikantscher Uebcrraschungen. iBornrtetlSfrete Dame»! als Noulettegewtnn und sonst allerlei KtnvtdeS.) Ein älterer.! berühmter Ehtrurg heiratet eine Inngc. hübsche Frau. Der! Regisseur glaubt »un. daß ein solcher Ehtrura Gehirn-I Operationen Engros anssübrt a>S Unirersalmittel gegen! Ohrensausen. Schädclbrüchc' usiv. wie in der Regiments ! rcvicrstiibe Gnrgclivasier gegen Hals- und Rcinschädcn ver-I schrieben wurde. Der Vielbeschäftigte hgt ngtürlich keine Zeit! kür die Ggttin. die darum bald in den Besitz seines Pslege-I svhneö. eines bodenlos leichtsinnigen Mensche», übergeht. In! diese Tatsache auch begreiflich, so doch nicht weniger schmerz ! sich kür de» Gatte». Doll, rächt er sich nicht: nur wegen der! Verführung der Sekretärin läßt er ihm eine auch für! amerikanische Verhältnisse ausgiebige Züchtigung »»gedeihe».! Da der Amerikaner aber ein gutes Recht ans einen glücklichen! Ausgang, wenigstens im Film zu haben glaubt, io bemüht! der Autor einen Lift, der seine dreistündige Panne dazu ver-I wenden muß. um Gatten und Gattin endlich einmal die! Zeit zu neben, sich auszusprechen und ansznsöhne». Womit! eS wieder mal nichts ist mit einer Nutzanwendung aus das! Leben. Ramnvnd Grissith ist der TvnglaS Fairbanks de, I Leichtfüße: dreist, beweglich, hübsch Legiere Eigenschaft besitzt I Elaire Windsor in noch höherem Maße. Mordversuch tn Dresden-LoNa Am gestrigen Sonntag gegen 7 Uhr nachm, wurde die! 44 Jahre alte Schlvsiers-ehefrau Frieda Köppe a-uf freiem! Felde hinter dem Eottaer Friedhof auf ihrem auSgcbrcitete» I Mantel liegend mit einer Anzahl Schnitt- und Stichwunden I am Halse, in der Brust und am linken Arm schwer verletz: I und in bewußtlosem Zustande ansgcsiinde». Als Täter komm: I der 66 Jahre alte Barbier Schulz von hier in Frage, der! mit der Köppe schon seit längerer Zeit tn intimen Beziehungen I gestanden hat und mit ihr in den gestrigen Nachmtttagssttindei, I weggcgangen ist. Wahrscheinlich hat er die Tat mit einem I größeren Brotmesser ausgesührt, denn -dieses wird in seiner! Wohnung vermißt. Das Motiv zur Tat ist zurzeit noch nicht! bekannt. Schulz ist flüchtig. Er wird beschrieben: Mittelgroß, I untersetzt, volles Gesicht, starken, graumelierten ungepflegten I Schnurrbart, volles graumeliertes Kopfhaar, mehrere Zahn- I lückcn, im Oberkiefer falsches Gebiß, bekleidet mit schwarz- I und ivcißgestrcifter Hose, grünkarierter Weste, rötlich-brauner I Strickweste mit rehfarbener Umrandung, dunkelgraii- in I Jackett, grauem Filzhut, Gu-mmistehkragen, gestricktem Selbst- > Kinder, grau mit braunen Streifen, und schwarzen Schnür- I schuhen. Sachdienliche Angaben, die zur Festnahme des Schulz I führen können, werde» »ingehend nach der Kriminalabteilnng, I Tchicßgassc 7, Zimmer 14». erbeten. empliekli als lanßiäkrige 8s>er!alititt ru Vortcriegs- p,eisen In grober Auswahl Knill Wlinvlm 11, nskH« dlaumsrkl - - ' Oegrllnciet 1865 II> Betlsedern-Damps-Reinigung übernimm! »nl«r Daran»» -ür auderll» und rchnellsi» Lieferung Dampf-Wasch-AnNatt Max Schütze Fernsprecher SchllerNea», «0 Frei« Abdvlung ihn zn dramatischer Gestaltung. Er schreibt ei» richtiges „historisches Schauspiel", mit einem „Helden" im Mittelpunkt, der durch tragische Konflikte hindurchgeht und schließlich den Sieg erringt. Er zeigt Bismarck in den Jahren von 1868 bis 1866. vo» der Ausrottung der schleSwig-holsteinischcn Frage an bis znm Abschluß des österreichischen Krieges. In Deutsch land und im Ansland hält man BiSmarck für eine» poli tischen Pantasten und Abenteurer, während er mit unge heurer Energin das eine Ziel verfolgt: die Einigung der deutschen Staaten unter Führung Preußens. Die Gescheh nisse des Dramas spielen sich in acht lose aneinander gereihten Bildern ab. Wir befinden »ns ans dem großen Wetttheater: eine Fülle von Personen tritt auf, die meistens nur mit leichten Strichen, aber doch sehr anschaulich skizziert sind. Alle über ragt ^»ie mächtige Gestatt Bismarcks, in der Wedekind wirklich eine Synthese vo» Scharfsinn und Weitblick. Selbstbeherr schung und Offenheit, Humor und Güte geschaffen hat. Als echter Wedekind zeigt er sich in der satirische» Darstellung der zünftigen Diplomatie. Er läßt Brahms und Johann Strauß austreten und hält in einer anmutigen Szene die Begegnung mit Pantine Lucca fest, als Bismarck sich mit der Kammer sängerin photographieren ließ. Das Stück enthält manche trockenen und nüchterne» Partie», »nd die politischen Dis kurse sind nicht zu vollem Lebe» gelangt. Man erhält doch den Eindruck, daß das Ganze mehr ein Entwurf und eine erste Niederschrift als ei» fertig anSgereiftcs Drama ist und die erlahmende Kraft den Dichter an der Vollendung gehindert hat. Aber einzelne Szene» sind vo» packender Frische, die Grnndstinimnng ein tiefer Ernst, »nd warme Liebe zu Deutsch land dnrchströiiit daS Werk. Mit sicherem Geschmack hat Wcde- kind jedweden Kitsch vermieden. Oberspielleiter Dr. Sebrecht hat die Aufgabe, das Stück der Bühne zn geiöinnen, in aus gezeichneter Weise gelöst. Er kürzte das Schauspiel mit großein Geschick und arbeitete die Grundgedanken klar heraus. Drei hinter- und übereinander liegende Szenen ermöglichen rasche Szenenfolge. Das Ziisammenspiel der etwa 46 Per sonen war alle» Lobes würdig. Eine bedeutende, kraftvolle, repräsentative Leistung bot Earl Schreiner als Bismarck, auch in Erscheinung »nd Diktion der Rolle gewachsen. Neben ihm seien Max 'Brock als kerniaer Roon, Hans Jlliger als edler, warmherziger von der Psordten, Bernhard Voll mer als eleganter Karolni. Gaertner als drolliger Photograph genannt. Der Eindruck der Ausführung war stark, der Erfolg groß. Fra» Till» Wedekind wohnte der Auf führung bei. Dr. L. Stettenhc! in. z«, Der Rektorwechscl an der Leipziger Universität vollzog sich am gestrigen Sonntagvormitiag in de» üblichen Formen. 'Nachdem der abtrctende Rektor Le Blanc den Jahresbericht vcrle'cn hatte erfolgte die Vervslichtnng des neue» Rektors. Pros Tr. Heinrich S i b c r. Dieie, hielt die Rektorats- rcde über das Thema: ..Schranke» des Privatrechtes". wobei er auch auf die vrivatrcchtlichen Willkürlichkcjtcu des Ver sailler Diktats etnging. Gesang der Panlincr beschloß die Feier. Max-Neinhar-l-Feier in Berlin. Zum SSjährigen Bühnenjubiläum Mar Reinhardt». Schon die Einladungen spannten die Erwartungen hoch. Als „Patron" waren da verzeichnet: Kultusminister Dr. Becker, Oberbürgermeister Dr. Boeß, G erhärt Haupt mann. Max Slcvogt, Richard Strauß und ver- schiedcne bekannte Ausländer. Ta ist Frankreich vertreten durch Tri st an Bernard und Firmin G6mier, Eng land durch Bernard Shaw, Amerika durch Davis BelaSco. Skandinavien durch Georg Brandes, Oesterreich durch Hugo v. H o f f m a n n s t ha l. Rußland durch Maxim Gorki und Stanislawski. Zu 11 Uhr war geladen. Aber auch wer sich rechtzeitig aufgemacht hatte, kam nicht so leicht zu-m Atel, denn auf der Anfahrt znm Deutschen Theater stauten sich die Kraftwagen, als wäre die Automobilausstellung plötzlich hierher verlegt worden. Und bei dem Regenwctter mochte niemand vor zeitig aussteigen.- so war es schon kurz vor Mitternacht, als sich der Vorhang hob und unter Kleibers energischem Feld herrnstab das Staatsorchcster die Mendelssohnsche Ouvertüre znm „Dommernachtstranm" anstimmte. Das festliche Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt mit Vertretern der Berliner Kunst und der Gesellschaft, Mitgliedern der Regie rung, Botschaftern, Professoren. Finanzmännern usw. Als sich nach kurzer Zwischenpause der Vorhang wieder hob, saßen sämtliche Schauspieler der Reinhardt-Theater auf der Bühne und vorn an einer Längstafel das Ehrenkomitee. Als Max Reinhardt erschien, erhob sich das ganze -Haus und klatschte stehend minutenlang Beifall. Sichtlich ergriffen ver beugte sich Reinhardt wieder und wieder und setzte sich auf den Ehrenplatz inmitten der Längstafel, um einer beträcht lichen Anzahl von Festreden zu lauschen. Zuerst las der Schauspieler Otto nach ein paar einleitenden Worten eine Reihe von Glückwunschschreiben aus allen Ländern, darunter besonders warme Anerkennung' und herzliche Wünsche von Maxim Gorki, von Stanislawski und dem Moskauer Künstler- Theater, das Reinhardt z»m Ehrenmltgliede ernannt hatte. Es folgten Kultusminister Becker und Oberbürgermeister Bö ß in längeren Ansprachen, dann erhob sich ein untersetzter Herr mit langem graue» Vollbart und sprach französische Be- grnßungsworte, humorvoll und witzig: Tristan Bernard, dessen Lustspiel: „Der gefällige Thierry" gegemvärtig auf dem Spiclplan der Kammerspielc steht. Intendant Ießner über reichte im Namen des Verbandes künstlerischer Bühnenleiter ein Dokument in schöner Lederkapsel, das Reinhardts Er nennung znm Ehrenpräsidenten enthielt: es folgten andere Theatcrdircktorcn. Barnowskn, ein Holländer »nd endlich die Schauspieler. Während dieser Ansprache» lmttc Max Reinhardt sichtlich Mühe, sich der Tränen zn wehren. Man merkte es schon z» Anfang, wie mitunter die Angen mit der Hand be schattete, »m seine Ergriffenheit zn verbergen, aber als dann seine geliebten Schauspieler in künstlerischer Begeisterung ihm ihre Treue, Liebe »nd Dankbarkeit versicherten — besonders schön Frau Ensoldt und Alexander Moifsi, der dringend zur Wiedcrübernahme des Großen Schauspielhauses riet —, während v. W t n t e r st c i n eine schöne Mappe überreichte, in die sich sämtliche Schauspieler Berlins eingetragen hatten —. mußte der Gefeierte ein paarmal mit dem Taschentuch über die Augen fahren. Er bekannte denn auch sogleich in sein'v ebenso seinen, wie warmen Erwiderung, daß er nicht zum Jubilar geschaffen sei: „Ich traue mir wohl zu, jemand die Nolle des Jubilars einzustndiercn, aber sie selber zn spielen, das habe ich noch nicht gelernt." Reinhardt gab dann inter essante Aufschlüsse über sein Werden. Als er, ein junger Schauspieler, unter des unvergeßliche» Otto Brahms' Leitung begonnen habe, sei ihm von einem Marschallstab in seinem Tornister nichts bewußt gewesen, er habe nur seine Knab.n- liebhnberci gleichsam als Künstler weitcripielcn wollen. Ganz allmählich und nach und nach, von kleinen Versuchen aus gehend, habe er sich als Spielleiter entdeckt. Mit leichtem, versöhnlichem Sarkasmus ging er über die Widerstände hin weg, die er gesunden snnd die tatsächlich vor ein paar Jahren noch in einem gewissen Teil der Presse oder vielmehr von feiten geivisier Kritiker so stark waren, daß sie ihm Berlin verleideten),- um so länger und herzlicher verweilte er bei seinem Zusammenarbeiten mit den Schauspielern. Eine hübsche Anekdote erzählte er aus dem Kriege. Im Winter 1614/15 hatte Schaufpieler L. eine kleine Rolle zugewicscn erhalten. Auf geregt kommt er zu Reinhardt: Das wäre keine Aufgabe für ihn. .Mas wird die Weit dazu sagen, wenn ich diese kleine Roll« spiele." Lächelnd erwiderte Reinhardt, die Welt habe augenblicklich andere Sorgen, er möge die Nolle nur ruhig übernehmen. Aber, so folgerte der Redner, er habe sich doch über diese Aeußcrung gefreut. Denn nur, wenn der Schau spieler glaube, sein Spiel sei das wichtigste, was cs gäbe, könne er auch das Höchste erreichen. In herzlichem Dank an die Schauspieler, seine treuen Mithelfer, gipfelte die Rebe. Es war schon nach ein Uhr, als der offizielle Festakt, der ohne jode Pose »nd Gemachtheit ganz iw Geiste der Kunst stand und wirklich bedeutend war, zu Erde ging. Es folgte ein Imbiß an kleinen Tischen, bei dem nur Max Reinhardt schlecht weg kam, er fand keine Minute Muhe, jeder einzelne wollte ihm die Hand drücken »nd set»c Glückwünsche a»s- sprechc», und »ncrniüdlich dankte der/liebcnsivürdigc „erste Spielleiter der Welt", wie ihn ein Rc/ncr genannt hatte; für eden fand er ein freundliches Wort /-er doch ein dankbares Lächeln. Wieder ein Stunde spätcr/rat der Tanz in seine Rede. Aber wenn die Tische in den »richiedenen Räumen des Deutschen Theaters und der Kainirrrlpicle auch beiseite ge rückt worden waren, es blieben »/> genug Nichttänzer beim Glase »nd bei der Zigarre heiter»' Geplauder. War dies anregende Fest doch ein wahres setldlcheln des klinsilerischen Berlins, und jedem TeilnehmerB'trd cs sicherlich »nvcrgcß- lich bleiben. Karl Strecker.
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