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-1. Fahrgmrg. «S14 Menv-Msgabe Woalag, 1. November ISA! Gegründet 1836 »mblanschrV: »achvchi«, »reibem 8«mg,i»ch»r»SainM«lnumm»r: »»Sckl. Nur w» NachlmiprSch»: SV 011. D-,°g-.S«b«hr -t» lllomt«« «erd«« nach »oldmark o»r»chn»>. dl» «lnipaMa» ^o MI An,«>gm^l>r«II-: «L"» S.L»: auh»rdald 2Ü0P>a. Vft»rl»ne»dllhr w PK». Au»w. Siullr««» g»a»n Doro> ^0 mm dr«it» » »kn« >M». Dorou«b»zakl. SchrMrlNing und Laup>a«schlft^«»»i Marlönftra^« SS <e^. Druck u. D«rlall von Ulapsch » A«ichar»l ln Dr»»d«n. PoVIchrck-AonIo 10SS Dr»»d«». Dachdruck nur mll d«u>ltch«r Vurllrnanaad« >,Dr«»»nrr Nachr."> »ui»M«. Unmrlanal» SchrifMilck» werdrn nicht aulbrwadr». Das vorliiufige amtliche Wahlergebnis. 47 Sitze der Rechtsparteien gegen 4S Sitze der Linken. .» -»ach de» vorläufigen Feststellungen von amtlicher Seite stellt sich da- Endergebnis der Landtag-wahl wie folgt: 14 Deulschnattouale (bisher 1») » Demokraten (») ir Deutsche Dolkopariet (»») 4 AUse-iaiisteu (2S) 10 MUtetstaub »1 So-taidemokraNsche Partei Deutsch. 2 vattoualsoziatisten taub» (1») 4 Reichspartet sür «ufwer'nng 14 Kommunisten (») Fm ganzen wurden 2857699 gültige Ln.umen abgegeben, und zwar entfielen auf den 1. Wahlkreis 875 429, den 2. Wahl» kret- 649 998 und den S. Wahlkreis 8SS172 Stimmen. i. VN» s»» » s. DruIIch- na>. kosmaim s. Deutsch, Bolk»p. «wd»r «omni. Ä»nn«r «. D«mokr. D»hn» ». «»lk. Llmn«n- NNi o. 3»«N. «rüg». lo. vallonol.. ».WÜck» u. rr«ich»p. j-vasw. »»nnann >r. Sau». «. vrundbel M«n»r 1. Wahlkreis S. I 48227 24 824 24975 144128 86 987 1099S0 102 155 101 200 88724 299234 212384 246524 83 632 >06896 151584 47 414 33123 30814 97 663 36I3I 103668 S57S 3095 >712 >5655 3907 4497 7587 5 755 24394 21779 34796 41683 2380 4647 zusammen Sitz«: 98026 4 L41065 14 292 079 12 758142 31 342112 ,4 111351 s 237 462 10 10382 24059 37 736 r 98258 4 7027 Danach ist daS im Mantag-Morgenblatt veröffentlichte Verzeichnis der neuen LanbtagSabgeorbneten insofern ab- zuändern, als bei der Sozialdemokratischen Partei im Wahlkreis« Leipzig noch Lehrer Nun Vogel. Oberranschütz bet Döbeln alS gewählt hin,»kommt. Dagegen ist bet der AufwertungSpartet im Leipziger Wahlkreise der Dentist Max Lahr 1 ü », Leipzig, in Wegfall zu stellen. 49 gegen 47. DaS nunmehr wohl endgültig feststehende Bild des neuen Landtages, in den die radikalen Sozialisten einen Ab geordneten mehr, die Auswertungspartei aber einen weniger entsenden wird, als eS zunächst errechnet worben war, ver. mag an der im Montag-Mvrgenblatt miedergegebenen politi schen Beurteilung des Wahlergebnisses und der Ausdeutung der stimmunaSmäßißen Verschiebungen in der Wählerschaft wenig ober nichts zu ändern. Es stehen allerdings im neuen Landtage nach den genauen Feststellungen 49 marxistischen Abgeordneten aller drei Schattierungen nur noch 47 bürger liche Abgeordnete gegenüber, und damit erfährt das von uns zuerst wiodersegebene Ergebnis von 48 zu 48 eine Korrektur zuungunsten der bürgerlichen Parteien. ES must aber daraus hingewtesen werden, bah diese Verschiebung nicht etwa in folge «lner höheren Sttmmenzabl der LtnkSsoztaltsten erreicht worbe» ist, sondern daß sie lediglich der Ausfluß der eigen- artig« Äahlarithmettk ist, mit der bet der Landtagswahl die an der feststehenden Abgeordnetenzahl von 96 noch fehlenden Mandat« auf die Reststimmeu verteilt werden. Dieses Er- gebot- ändert also an der von uns festgestellten Tatsache nicht-, daß der von de» radikalen Sozialisten mtt Sicherheit erwartel« Zug nach links nicht nur nicht rtngetreten ist, s«»d«r» sich vtelmehr trotz der Aenderung des Ergebnisses etne Besserung der bürgerlichen Position ergeben hat, da dem bisherigen Verhältnis von insgesamt 50 Sozialisten und Kommunisten zu 46 Bürgerlichen im neue« Landtage et« solche- von 49 zu 47 gegenübersteht. Auch in vezug auf die «uSwirkung dieser Aenderung der Abgeordnetenzissern auf die praktischen RegierungSmvglich- keiten ändert sich gegenüber unseren Feststellungen im Morgenblatt nichts. Gewiß in der Theorie könnte nun etne rote Zwei-Mann-Mehrheit angenommen werden. Eine Arbeitsfähigkeit in der Praxis ergibt sich aus dieser theore tischen Feststellung aber schon aus dem Grunde nicht, weil, wie die Dinge heute liegen, ein Zusammengehen der Altsozialtstcn mit ihrer einstigen Mutterparte« oder gar mit den Komm»- nisten ausgeschlossen ist. Ob sich die Lage später einmal ändern könnte, muß dahingestellt bleiben, eS darf aber nicht übersehen werben, daß schon einmal in dem Landtage, der zeitlich vor dem eben erledigten liegt, eine derartige Zwei- stimmenmehrhett sich alS nicht arbeitsfähig herausgestellt hat, obwohl damals dt« jetzigen RechtSsoztalisten noch an dem gleichen Strang« zogen wie ihre radikalen Genossen. Eine MehrhettSregterung bleibt auch nach dem berichtigten Wahl ergebnis praktisch unmöglich, und eS wird schwieriger un- langwieriger Verhandlungen bedürfen, um überhaupt mtt Hilfe etwa einer wohlwollenden Neutralität der beutschnatto- nalen und der übrigen bürgerlichen Parteien, soweit sie eine Beteiligung an der Koalition nicht für angängig halten, irgendeine Koalition mtt Einschluß der Altsozialisten als Minderheitsregierung zustande zu bringen. Bon einer Stabt- lität der künftige» sächsischen Politik aber kann leider nicht im entferntesten die Red« sein, wobei eS die völlig ausge fallenen Gplttterparteicen des Zentrums, der Bölk. Soz. Arbeitsgemeinschaft und der Hausbesitzer mit sich auSzu- machen habe«, wie sie den Ausfall von 40900 bürgerlichen Stimmen vor ihren Wähler« verantworten wollen. Autzlan-s VerhSllnis zu Englanö. Ein Inleroiew mtt Krassin. verli«, 1. Nov. Der Londoner Korrespondent der »Indu strie- und HanbelSzettung" hatte ein Interview mit dem russischen Botschafter in London, Krasstn. Auf etne Frage bezüglich der Zukunft der engltsch-russischen Beziehungen wies Krasstn auf die Ansicht gewisser konservativer Kreise Groß- brttannien» hin. wonach der schädliche Charakter der Sowjet- regterung eS unmöglich mache, die Existenz Sowjetrußlands mit den Interessen Großbritanniens auf etne Linie zu bringen. Krasstn bezetchnete diese Ansicht als größtes Htnder- «tS für die Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen beiden Ländern. Dagegen seien die britischen Industriellen- und Handelskreise durchaus gewillt, mit den SowjethanbelS- oraantsationen Geschäfte abzuwickeln. Der Handel zwifch« beide« Länder« habe i» de« letzte« Jahre« fortgesetzt zu- ar»«««««. Die Einstellung beS Handel» zwischen beiden Ländern würbe einen beträchtlichen Schlag gegen Groß- brttannien selber bedeuten. Rußland lege Wert auf dt« Ge- Währung von langfristigen Krediten und Anleihen. Di« Frag« einer Regel««« der Russe« sch«lde« gebe «S für Sowjetrußland nicht. MoSkau beabsichtige nicht Berhanblunaen aufzunebmen. deren Atel dt« Anerkennung ober die Zahlung der sogenannten russischen Schulden wäre. Bemühungen, ein praktische» Kom- »romtß zu erreichen, würden wahrscheinlich zu einem Erfolge führen. Voraussetzung dafür wäre die bereit» obenerwähnte finanzielle Hilfe. Etne deutsche Zusammenarbeit mtt vowjetrußlanb mtt dem Hinblick auf die Herbeiführung einer Annäherung zwischen Großbritannien und Gowjet- rnßland halt« er für möglich. Zum Schluß erklärte Krasstn, daß bi« Bildung von Konzernen wichtiger internationaler Industriezweige für Towjetrutzland bi» zu einem gewissen Grade gefährlich sei. Rußland werbe versuchen, sich durch die Entwicklung seiner eigene» Industrien gegen eine solche Ver letzung seiner Interessen zu schützen. lTU.) Bombenanschlag ans bea Vizepräsidenten der Lschesta. MoSka«, 1. November. Auf daS Automobil des stell vertretende« Präside«t«»der Tscheka w«rde eine vombe ge schlendert. durch die der Eha»fse»r de» Wagens leicht ver, letzt w«rde. Das «ttenlak auf Mussolini. Bolo««a, 1. Nov. Der Täter hat unmittelbar, nachdem es ihm gelungen war, dt« AbsperrungSkette zu erreichen, den Revolverschuß auf Mussolini abgegeben. Ein Karabinieri und mehrere Faschisten stürzten sich auf den Täter, ko baß er keinen zweiten Schuß abgeben könnte. In dem Kraftwagen Muffo- ltntS wurde die Kugel gefunden, die auf ihn abgefeuert wor den war. Die Durchsuchung de» Leichnams de» Täter» ergab nicht», wa» zu seiner Identifizierung hätte dienen können. An de« Leichnam wnrde« Würgemerkmale und 14 tief« Dolchstiche festgestellt. ES wird anaenomme«. daß »»» de« Augenblick de» ««schlage» bi» z«r Tvt»«g de» Tater» IX M«»«te« »er gangen sind. Um 7 Uhr abend» trafen Mussolini und sein« Familie, von begeisterten Kundgebungen empfangen, in Forli rin. Der König erklärt« in einem Telegramm an Mussolini, daß er mtt tiefster Empörung von dem neuen Anschlag erfahren habe und ihm di« herzlichsten Glückwünsche in seinem Namen und im Namen der ganzen königlichen Familie dazu übersendet, daß er der Gefahr glücklich entronnen ist. Der neue Finanzausgleich. Von Mintstertaldtrektor Lorey. * Am Dienstag, dem 2. November d.J., versammeln sich l» Berlin tm Reichsfinanzminlstertum die Ftnanzminister der deutschen Länder, um mit dem Rcichssinanzmtntster über den Finanzausgleich zu verhandeln. Ein Gesetzentwurf der Reichs- regterung liegt noch nicht vor,- die Grundlage sür die Er örterungen bürste aber ein sogenannter Reserentenentwurf sein, der den Regierungen der Länder bereits vor einiger Zeit zugänglich gemacht worden ist und über den schon eine Reserentenvorbesprechung während des Urlaubs de» Reich», finanzmtnisters unter dem Vorsitze des Staatssekretärs Dr. Popitz im ReichSfinanzmintstcrtum stattgefunden hat. Ueber den gegenwärtigen Maßstab, nach dem die Ber- tetlungssteuern zwischen dem Reich und den Ländern verteilt werden, gibt nachstehendes Schema Auskunft: Einkommen, und Kürperschaststeuer: 25 Prozent RetchS- antetl, 75 Prozent Länderanteil: , Grunderwerbssteuer: 4 Prozent RetchSanteil, 96 Prozent Länderantetl ltn Sachsen 100 Prozent, da die Ver waltung den sächsischen Gemeinden obliegt«: Umsatzsteuer: 70 Prozent RetchSanteil, SO Prozent Länder- antetl: Kraftfahrzeugsteuer: 4 Prozent RetchSanteil, 96 Prozent Länderantetl: Rennwettsteuer: 4 Pryzent RetchSanteil, 96 Prozent Länderanteil: SufwertungLsteuer: 0 Prozent Reichsanteil, 100 Prozent Länderantetl idavon 50 Prozent für den Fiuanz- bedarf, 50 Prozent für den KleinwohnungSbau). An diesen Betetligungsmaßstäben will daS Reich fest- halten. Unter Hinweis auf die großen Lasten, die ber Reichs- Haushalt zu tragen hat, insbesondere auf die von Jahr zuJahr anschwellenden Leistungen aus dem Dawes-Plane, behauptet das Reich, etne weitere Minderung seiner Anteil« an der Einkommensteuer und Körperschaftssteuer sowie an der Um satzsteuer nicht vertragen zu können. Die Länder und Ge meinden anderseits machen geltend, baß sie ihre Haushalte mtt den Steuerüberwcisunge» nach den bisherigen Maßstäben nicht mehr ausrecht erhalten können, und sie verlangen statt der Quote von 75 vom Hundert der Einkommen, und Körper schaftsteuer 90 v. H., ferner Aufrechterhaltüng ber nur bi» 1. April 1927 vom Reiche übernommenen Gewährleistung eines Mindestaufkommens an Ueberwetsungen aus der Ein- kommen-, Körperschaft- und Umsatzsteuer nach 8 4 de» Gesetze» vom 10. August 1925 über Aenderungen deS Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, das das Reich be schränken will, sowie die Aufrechterhaltüng von § 85 de» FinanzauSgletchsgesetzes, durch den steuerschwachen Ländern auf Kosten des Reichs ein Minüestbetrag an Einkommen- und Körperschaftsteuer auf den Kopf der Bevölkerung gewäbrleistet wird: diesen 8 35 will das Reich ganz beseitigen. Ueber diese drei Punkte wird voraussichtlich zunächst ver- handelt werben. Ihre finanzielle Bedeutung ist groß. Machen doch z. B. 15 v. H. Einkommen- und Körperschaftsteuer sür bas Jahr bei einem Auskommen von 2,WO Milliarden Mark einen Betrag von W2H Millionen Mark au», und die Garantieleistung de» Reichs aus 8 65 de» Finanzausgleich», gesetzes geht nach ber Entwickelung, die die Steuerüber- Weisungen in mehreren Ländern s, B. Bayern) neuerlich ge- nommen hat, in viele Millionen Mark: Sehnlich steht «S mtt der Garantieleistung für etne Mindestüberweisung von 450 Millionen Mark Umsatzsteuer, die da» Reich nach Senkung de» Umsatzsteuersatzes auf X v. H. und dem damit natürlich verbundenen Herabsinken des Umsatzsteueraufkomm«"^ unter 1500 Millionen Mark nicht mehr aufrechterhalten zu könne« glaubt. Wie das Reich sich zu den Wünschen der Länder t» diesen drei Fragen stellen wirb, ist — insbesondere nach de« Beobachtungen bet den Vorverhandlungen in Berlin über den Referentenentwurf — kaum zweifelhaft: überall ablehnend. Damit würde man aber auf dem toten Punkt angelan»t sein, ein Ergebnis, das doch im Interesse des Reichs wie der Etnzelstaaten und Gemeinden unbedingt vermieden werden muß. Das Reich wird nicht umhin können anzuerkennen, daß die Länder mit denjenigen Einnahmen, die ihnen jetzt zu- fließen und die ihnen teilweise noch beschnitten werden sollen, nicht auskommen können. Aus allen Staaten, von grüßten bis zu den kleinsten, kommen die mtt Ziffern belegten Not- schreie, daß die Staaten ihren Haushalt nicht mehr auSgleiche» können und in die Fehlbetragwirtschaft htneinkommen, trotz Uebernahme erheblicher Ausgaben vom ordentlichen in den außerordentlichen Haushalt, also auf Anleihe. Und ebenso steht es mit den meisten Gemeinden. DaS Reich wird an dieser unleugbaren Tatsache nicht vorübergehen und die Länder und Gemeinden ihrem Schicksal nicht überlassen können. Dies wäre eine Politik, die einmal unmittelbar oer ReichSverfassuna widersprechen würde und dann auch unklug wäre. Also geholfen werden muß, aber wie. Daß daS durch 8 8 des Gesetzes über Aenderungen beS Finanzausgleichs vom 10. August 1925 für den 1. April 1927 in Aussicht gestellte Recht der Länder und Gemeinden zur Er- Hebung von Zuschlägen zur Einkommen, und Körperschaft- steuer beim jetzigen Finanzausgleich« noch nicht in Wirksam- kett treten kann, darüber sind die Meinungen tm grobe« und ganzen wohl einig. Man wirb sich damit abfindeu müssen, daß auch ber jetzige Finanzausgleich wiederum nur eine UebcrgangSregelung bringen wird, und daß ein« Rege- lnna auf längere Dauer, wenn schon sie alsbald mtt allem Nachdruck vorbereitet und nach Borliegen ber jetzt noch fehlen- den statistischen Unterlagen baldigst durchgesührt werden muß» doch keinesfalls vor Beginn deS übernä^sten Rechnung», jahres ll. April 1928) kommen kann. Immerhin wirb ma»