Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030215016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903021501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903021501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-15
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.02.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SerugrgkdM: AL"«rLL"k°»!;i1 e» »t «a »;u r»«m-»drett«: ««» »»»«de». Stgriiodrt 1856. L«Vv«lL S«. tioMel«-»»wir Sr. <Ie, LSiuxi ,oa Soelueo. Sokokal»«!«»» IL»k»vs, Vvssv^ls. küurslvorkauk ^Itmsrkt 2. Hauvt » AeschSftSfteüt! Martenftr. »8. ZnLeigen-caris. «nnakme von Nnküttdt,u»,rn AL nochmllla»» » vlir. Sonn- und NricrmaS nur Marienftrabe 2S vou U bi» V»l Mir Die litmlssaeBrund- ««>lc lca. o Stlbrw so V», . A». kk»öt«i»aeii a»< L«r BrivaNru« 3N:c » M, : dtc rweUttae Setlr «I» .L»i- gesandt'' »der aut TrrNeU« «o Llz In Nummern »vck Sonn- und Nein, lagen »- de». LivalNse Bnmd«c>ku so. «o de«, so und so Big nach be sonderem Tarif. Auswärtige Lu>- träge nur gegcn lvornuSbetadiuna. Belegdlätter werden mit IO Na berechnet. S«ru»vrech,nich>Iud: »«»! Sir. U und Sir. »SW. »M« , ttvkNvI'vrant ß Srötttss reinstes M vivIvLrvll- 2 Vr»>ä«n-L.» lkugsnitr. 32 8 UAÄÜ8. ^ dvaaliäNI«»»«»» r>. k'rü d vl-8pt« le. pc,l,st,to tval. 8 D jecksr ärt su» ckon bsckoutsnNstcn Otssküttso ckss ln- unck 8 Xuslsnkis» einpkoltlno in rsiokkalklgsr äusvabl « IVNIl. stiNI Kolm, KONIAl. lloflitstvitmton, ^ U I>. d I. «V8I. K Julius 8ed»cklivk ß ^ 8«e I«, psnt. a. I. L!t. N 1 kekiieliHiM KegmISM ^ (A kür 6kw. «Isiktr. Uiedt, Petroleum, llerrsn. jk üss-üvLLltrs-elitöL tiroler, ßs-Mselisr unL ee^siesr ^.Ixmlönäer Zu Hostüircksstsii ^ gm üstllt ill W LU8 Ulttol, U88V Zs«. pürt uuä I Llri^e Gl» am Balkan. Hofnackirichten, Schlcneiilleseninaen. Frukrmeldungen. Veiein Etz Sa »» V« zu Rai und Tal. Gabel?be>gerseter. Exnrr-Prozeß. Genchtsverh. Börlenwochkiibcilcht. Mutmaßliche Witterung: Wärmer, Niederschläge. Llimitliji, IS. Februar 191)8. Die Lage am Valkan. Der alt« «mrnhvolle „Wetterwinkel" im europäisch«» Osten scheint die Berechtigung seines Namens in diesem Frühjahr der europäischen Diplomatie wieder eindringlich in Erinnerung bringen zu vollen. Die Nachrichten beunruhigenden Charakters aus dem Balkan Hausen sich und betreffen sowohl Tatsachen, wie pessimistisch« Stimmungsäußerungen. die vereint jedenfalls so viel erkennen lassen, daß die Lage gespannt, wenn nicht gar kritisch geworden ist, und die Möglichkeit des Eintritts ernster Ereignisse nicht einfach von der Hand gewiesen werden darf. Der Mittelpunkt der Wirren bildet Macedonien, wö das Unwesen der bewaffneten Banden überhand genommen und fortwährende Zusammenstöße mit türkischen Truppen im Gefolge hat. Das allein wäre nun freilich noch nicht weiter gefährlich, da jeder neue Lenz ähnliche Zwistigkeiten zu bringen pflegt. Was aber diese- Mal der Sache ein bedenkliches Gesicht verleiht, ist der Umstand, daß die macedonischen Banden von bulgarischen Reserve offizieren geführt werden, und daß die bulgarische Negierung selbst in verhängnisvoller Verblendung Ocl ins Feuer zu gießen scheint: wenigstens erhält sich trotz des Dementis aus Sofia hartnäckig das Gerücht, daß Bulgarien im Begriffe stehe, als Gegenmaß regel gegen die Zusammenziehung türkischer Truppen an seinen Grenzen eine teilweise Mobilisierung seines Heeres vorzunchmen. Ein zutreffendes Urteil über die wahre Sachlage aus der Ferne zu gewinnen, hält um so schwerer, als die Meldungen viel fach aus englischen Quellen stammen, die bekanntermaßen be flissen sind, möglichst schlechte Darstellungen zu liefern, um dadurch die internationalen Wässer zu trüben und der englischen Politik Ge- legcnheit zu geben, selbst aus der allgemeinen Verwirrung Nutzen zu ziehen. Man muß sich deshalb damit begnügen, einen sachlichen Einblick in die widerstrebenden Interessen auf dem Balkan zu tun und an dem Maßstabc des realen Vorteils der beteiligten Mächte die Frage zu prüfen, ob diese auch heute noch ernstlich gewillt sein werden, einen etwa ausbrechendcn Brand auf seinen Herd zu beschränken und ein Uebergreifen auf das internationale Gebiet zu verhüten. Nach dem Ausfall einer solchen Untersuchung richtet sich der Grad der Friedens zuversicht. <mf den sich Europa angesichts möglicher Ver wicklungen im Orient Rechnung machen darf. Die europäischen christlichen Untertanen des Sultans sind unter sich sowohl durch kirchliche, wie durch nationale Gegensätze getrennt: die eigentliche Triebfeder der bestehenden Feindseligkeiten bildet indessen das nationale Element, das im letzten Grunde auch für die kirchliche Absonderung den Ausschlag gegeben hat. Die christlich« Bevölkerung der Türkei scheidet sich nämlich in ein Balkanslawentum und ein Balkangriechcntum sHellenismuss. Beide Richtungen waren früher kirchlich unter dem ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel als der höchsten geistlichen Spitze der griechisch-orthodoxen Kirche vereint, und in dieser Verbindung hatte der griechisch-nationale Einfluß solches Uebergewicht. daß fast sämtlich Priester und Lehrer innerhalb der griechisch-ortho doxen Kirchngemeinlchaft Griechen waren. Später, etwa gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts, bahnte sich dann unter der stärksten Slawenmacht des BalkanS. den Bul garen, eine Bewegung an, die sich die Entfernung der griechische» Priester und Lehrer aus den Provinzen bulgarischer Zunge zum Ziele letzte Anfänglich war Bulgarien zur Erreichung dieses Zweckes sogar gewillt, sich der römischkatholischen Kirche anzugliedern. Do trat aber das allezeit wachsame Rußland au den Plan und verhinderte die Verwirklichung eines für den russischen Einfluß so gefährlichen Projektes, indem der Zar durch eigene Vermittelung im Jahre 1870 den Sultan zu bestimmen wußte, zu der Gründung einer selbständigen, von dem öku menischen Patriarchen unabhängigen bulgarischen Nationalkirche, an deren Spitze ein sogenannter Exarch mit dem Sitze in Konstan tinopel gestellt wurde, seine Zustimmung zu erteilen. Birgt schon dieser kirchliche Zwiespalt mancherlei Gelegenheit zu gegen seitigen Reibereien zwischen Slawen und Griechen auf vem Balkan in sich, so ist vollends in den rein nationalen Streitfragen, die in dem Verhältnis zu Macedonien ihren Ursprung halben, eine schier unerschöpfliche Menge von Zündstoff aufgehäuft. Bulgaren, Serben und Griechen sind bezüglich Macedoniens darüber einig, daß da- Land unter die benachbarten christlichen Gemeinwesen aufgeteilt werden müsse; wieviel aber jede der drei Parteien für den eigenen Nationalstaat von der Beute einheimsen soll, darüber liegen sie sich auf da» Erbittertste in den Haaren. Die Haupt ansprüche macht Bulgarien, da» auch «in eigene» Hauptquartier de» macedonischen Agitationskomitees in Sofia besitzt und von den macedonischen Revolutionären und Geheimbünden dermaßen be herrscht wird, daß die Regierung in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen da» agitatorische Treiben von Jahr zu Jahr sichtlich mehr erlahmt. Da» genannte Komitee, dessen zweite» Hauptquartier sich zur Zeit in Genf befindet, ist gerade in der letzten Zeit außer- ordentlich tätig gewesen ES hat Agenten an allen bedeutendere» Plätzen Bulgarien« und Macedonien». die gewerbsmäßig schauder erregend« Berichte über angebliche türkische Greuektoten fabrizieren Don der Zentrale in Sofia werden dies« Berichte der bulgarischen Regierung direkt übermittelt, in Genf dagegen erfahre« fi« erst «ine gewisse Bearbeitung, damit sie dem europäischen Geschmack zu gänglich werden. Die tiefere Absicht der ganzen Agitation läuft daraus hinau», dir bulgarische Regierung zum Kriege mit der Türkei onzuslacheln und die öffentliche Meinung Europas durch planmäßige Beeinflussung im macedonischen Sinne von der uner läßlichen schicksalsvollen Notwendigkeit eines solchen Schrittes zu überzeugen, damit die Mächte womöglich gemeinsam sich für die bulgarischen Nationalinteressen engagieren. Es liegt auf der Hand, daß die Rechnung des macedonischen Komitees, wenn sie stimmte, dem europäischen Frieden schwere Gefahren bringen müßte; indessen sprechen gegenwärtig alle An- zeichen dafür, daß sie ohne den Wirt gemacht ist. d. h. ohne klare Erkenntnis der Beweggründe, von denen die Mächte sich leiten lassen. Grundsätzlich ist ja ohne Zweifel die Fortdauer der türkischen Herrschaft in Europa eine politische Unregelmäßigkeit, die nicht ewig dauern kann. Aus der anderen Seite darf aber auch nicht verkannt werden, daß die Pfortenregierung bei der ihr heute noch innewohnenden Lebenskraft gegenüber den zahllosen unruhigen und vielfach halb barbarischen kleinen Völkerschaften des Balkans eine überlegene Größe bildet, deren Erhaltung vorläufig noch im wohlverstandenen Interesse der Mächte liegt, well diele dadurch der gefährlichen Mühe überhoben werden, selbst in die unaufhörlichen Händel auf dem Balkan einzugreifen und die ganze orientalische Frage mit ihren unabsehbaren Wirrnissen aufzurollen. Hier gilt in hervorragendem Maße der Leitsatz: „Zeit gewonnen, alles gewonnen!", damit der Konflikt, wenn er schließlich einmal ausbricht, eine möglichst geklärte internationale Lag« vor sich findet und dadurch von vorn- herein in seiner Wirkung auf ein Mindestmaß beschränk bleibt. Daß nun die Mächte den Augenblick zu einem gemeinsamen Vor gehen gegen die Türkei gerade jetzt für gegeben erachten sollten, dafür lassen sich keinerlei überzeugende Gründe ansühreu. Zu leugnen ist zwar nicht, daß die Berliner Signatarmächte zur Zeit mit der türk.schen Wirtschaft unzufrieden sind, well die Pforte die verheißenen macedonischen Reformen, von denen die europäische Diplomatie eine teilweise Beruhigung der Gemüter er hofft, noch immer nicht in die Tat umsetzen will. Gleichwohl denken die Mäclste nicht daran, ihrer Unzufriedenheit in diesem Punkte irgendwelchen anderen als diplomatischen Nachdruck zu geben. Das entscheidende Merkmal der Lage bilden vielmehr die wiederholten feierlichen Bekräftigungen ihrer uneingeschränkten Friedensliebe, die von den beiden unmittelbar interessierten Staaten Rußland und Oesterreich ausgegongen sind. Rußland und Oesterreich sind beiderseits im Innern, und das Zarenreich außerdem noch in der Weltpolitik so stark in Anspruch genommen daß sie alle Regeln realpolitischcr Vernunft über den Haufen werfen müßten, wollten sie unter solchen Umständen um der schönen Augen der Bulgaren und Macedonier willen die Kriegs fackel im Orient entzünden. Es ist eine schlechtweg beweislose Unterstellung, wenn behauptet wird, Oesterreich-Ungarn schüre im Verein mit Rußland den macedonischen Brand, um die Teilung der Türkei in die Wege zu leiten. Für Oesterreich ergibt sich das Haltlose einer solchen Verdächtigung schon aus den weit- auSschouenden innerpolitischen Maßnahmen, die gerade jetzt im Zuge sind, der Reorganisation der Wehrmacht und der Kon vertierung der Rente im Verein mit der Aufnahme der Bar zahlungen: kamst belastet sich doch kein Staat, der kriegerische Absichten hegt. Es darf deshalb als sicher angenommen werden daß Bulgarien im Falle eines Friedensbruchs von Oesterreich und Rußland gänzlich im Stiche gelassen und ebenso wie seinerzeit Griechenland der Wucht der türkischen Waffen allein und hilf los überantwortet werden wird. Man sollte meinen, das Beispiel Griechenlands sei noch in io frischer Erinnerung, daß eS die Bulgaren abbalten müßte, sich kopflos und blindlings in ein gleich gefährliches und aussichtsloses Abenteuer zu stürzen. Ge schieht das dennoch, so muß auch Bulgarien die Folgen seines unbesonnenen Tuns unverkürzt aus sich nehmen; Europa wird seinetwegen keinen Finger rühren. Vielleicht wäre es gut, wenn man von Wien und Petersburg eine energische Mahnung in diesem Sinne nach Sofia richtete: das könnte die dortigen Heißsporne wohl noch am ehesten zur Vernunft bringen. Neueste Drahtmeldungen vom 14. Februar. INachtS eingehende Deveichen befinden sich Seite 41. Berlin. sPriv.-Tel.j Der Deutsche Kaiser und Prinz -einrich sind in zwei Generalversammlungen deS Newyorker tachtklub» einstimmig zu Ehrenmitgliedern gewählt worden. — pic Meldung des „Daily Expreß^', der Kaiser beteilige sich an Unternehmungen einer großen Schlachtfirmo in Torondo-Junc- tion zum Zwecke der Fleischversorgung de» deutschen Heeres wird "iziös als unsinnig bezeichnet. — Der Grobherzog von ^ ecklenburg-Schwerin hat sich heute vormittag von Schwerin nach Kopenhagen begeben. — Der englische Minister resident in Dresden B'Scount Gouah ist hier angekommen. — Der Flüaeladjutaut de» Kaiser». Kopilan zur See v. Müller, erhielt da« Komthurkreuz 2. Klaffe deS sächsischen AlbrechtSordenS der sächsische Oberleuinant a. D. Huhle, zuletzt im 7. König»- Infanterie-Regiment Nr. 106, den preußischen Kronenorden Berlin. iPliv.-Tel.) Reichstag. Das Haus ist wieder schwach deicht, es sind anfangs nur etwa 20 Abgeordnete an- we'end. Auf der Tagesordnung steht Fortsetzung der Beratung des Etats desReichsamts desJnnern, Titel Staats sekretär. — Ada. Peus <Soz.): Scheu Sie, wie das Haus jetzt aussieht, drei Mau» aus den Bänken der freisinnigen Volksparte.', edemoviele bei den anderen Parteien. Da sollte» es sich doch die Herren am Bundesratstische »och einmal überlegen, ob es ohne Listen noch so weiter gehen könne. Was Ahlwardt anlangt, so empfinde ich Mitleid, wenn ich sehe, wie die Umwälzungen iu der Welt sich in seinem Kopse !o eigentümlich wiederspiegeln. Wir haben ein Reckt darauf. Republikaner zu icin, und beanspruchen von der Regierung Achtung auch für dieses unser Reckt. Tic Monarchie ist die Krönung des Flvttenstaates, aber nicht etwas notwendiges: olles was besteht ist wert, daß es zu gründe gebt. Stehen etwa die Franzosen, Amerikaner und Schweizer sonderlich un günstiger da als wir? Wir haben Freiheit in der Partei und entwickeln uns und ändern uns, und gerade das ist unsere Stärke. Herr Stöcker sprach von den reichen Leuten in unserer Partei, das sind doch nur scbr wenige, bei den meisten von uns ist Schmalbans Küchenmeister; aber von den wenigen Besitzenden, die uns bestreten, zu verlangen, daß sie tun, waS Herr Stöcker von ihnen fordert daß sie etwa, wie das Märchen von Rotschlld lautet, „teilen" sollen, das können Sie nicht erwarten. Tuk denn Herr Stöcker dos? Handelt Herr Stöcker nach dem Mat- thäusckrvonacl um 6, 19 fHelterkeits: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln aufErden.da sie dieMotten und derRost fressen und dadie Diebe nachgrabcn!" sHeiterkeit.s Herr Stütze! hat uns Vorwürfe wegen unserer Stellung zur Religion gemacht. Was muß das für ein schwacher Glaube sein, den schon die einfachsten Arbeiter, und das sind wir Sozialdemokraten doch, zerstören können. Redner erklärt für unerläßlich, den Arbeitern vorbehaltlos das Koalitions recht zu gewähren, auck den ländlichen Arbeitern, denen nicht einmal die Koalition zur Erlangung höherer Löhne zugestanden werde. Nachdem im Unternehmer-Interesse der neue Zolltarif beschlösset! sei, müsse unbedingt den Landarbeitern das Vereini gungsrecht zugestanden werden, um sie zu befähigen, höhere Löhne zu erzwingen. Der Unterschied zwischen Stadt und Land in bezug auf das Koalitionsrccht erkläre und rechtfertige zur Genüge das Abwenden der Leute vom Lande nach den Städten. — Abg. Sittart iZentr.s: Das Zentrum nehme im Gegensatz zu den Sozialdemokraten nicht die Interessen bloß einer Klasse wahr, sondern die aller Klassen. Es werde den Kampf gegen die Sozial demokraten bei den Wahlen aufnehmen und den Wählern sagen, wie die Sozialdemokraten den Haß gegen alles predigten. lWidcr- spruch links.s Ja, der Vorredner hat doch vorhin selbst den Haß gegen alles für berechtigt erklärt. sRufe links: Den Haß gegen olles Schlechte!! Also gegen alles Schlechte?! Halten Sie denn das Zentrum auch für schlecht. sNufe links: Ja. Große Heiterkeit.! Abg. Albrecht sagte gestern, die Sozialdemokraten wollten den Arbeitern den Glauben nicht rauben; sie wollten ihnen nur Wissen beibringcn. Nun, wer verlangt den stärkeren Glauben von den Arbeitern als gerade die Sozialdemokraten mit ihrem Zukumtsstaote und mit ihrem Kladderadatsch? jBeifall im Zentrum. Lochen links.! Bei den, Zukunftsstaate handle es sich doch keinesfalls um Wissen, sondern nm einen bloßen Glauben, und dabei wolle die Sozialdemokratie bei den Arbeiter» den Glauben an den Himmel vernichten. En! gegen der Sozialdemokratie, welche den Mittelstand beseitigen will, ist das Zentrum für die Hebung de« Mittelstandes. Wenn der Staatssekretär aus diese Hebung durch Förderung des Genossen schaftswesens hinwirken wolle, so rufe ihm das Zentrum zu, nni diesem Wege mutig wcilerzugehen. Redner rechtfertigt schließlich die Wohlfahrtscinrichtungen der Firma Krupp, die tatsächlich musterhaft seien. Die Angriffe dagegen seien durchaus unhaltbar — Abg. Francken lnat.-lib.> bezeichnet die vorliegenden An träge als einen Wcttlaus in Wahlreklamen. Er mache dielen We'-.' laus nicht mit und werde das vor seinen Wählern zu verantworte» wissen. Redner wendet sich gegen den Befähigungsnachweis durch den der Handwerkerstand nur m seiner Freiheit beschränkt würde .Herr Albrecht habe gestern getagt, in der sozialdemokratischen Par- tei wären Katholiken, Evangelisch«. Inden usio: da« sei richtia, aber wer dieser Partei bei trete, Werse seinen Glauben wie ein abgenutztes Schnupftuch beiseite. Die Arbeiter verdankten übri gens das Koalitionsrecht, das sie hätten, nicht dem Zentrum, sondern dem Liberalismus. — Aba. Crüaer stress. Volksp.N Hoch habe neulich den Ausschluß sozialdemokratischer Genossen schaften aus dem Genossenschastsverbande zur Sprache gebracht, dabei aber den Hauptgesichtspunkt unerwähnt gelassen: Wenn mau politische Parteizweckc in die Genossenschaft hmcintrage, trete der Genossenschastszweck zurück und man setze die Genossenschaft dein Verdachte aus. eine politische Vereinigung zu sein. Die Wirtschaft--, politische Tendenz der ausgeschlossenen Konsumverein« sei )eden- falls mit der Tendenz der Genossenschaft überhaupt unverernba, sNufe links: „Allgemeine Redensarten!"! Wie manche andere, io seien auch seine Aeußerungen über die gewerblichen Bundesratsver ordnungen von den Sozialdemokraten entstellt worden. Er wolle nur, daß die Ruhezeiten so gelegt würden, wie cs dem praktische» Bedürfnis entspreche. — Abg, Paulv -Potsdam swildkons.) drück, seine Genugtuung ans über das Kinderschuhgesetz. Bei weiteren' Ausbau der sozialen Gesetzgebung müsse aber jedenfalls eine weiter' Belastung des Mittelstandes unterbleiben. Für eine durchaus ge meinnützige Einrichtung halte er die Arbciterwohnhäuser von Unternehmern: der Segen davon zeige sich in Spandau. Der Befähigungs-Nachweis solle wenigstens für das Baugewerbe ein- geführt werden, damit man aus den hiermit zu machenden Erfah rungen sehen könne, ob es ratsam sei, den Nachweis allgemein ür das Handwerk einzuführen. — Aba. Dr Barth lfreis. Verein ! iestreitet dem Staatssekretär Graf Posadowsky gegenüber, daß >ie Landwirtschaft in England durch den Freihandel ruiniert worden ei; daS Gegenteil sei der Fall: die landwirtschaftliche Kulturfläche ei von 1667 bis 1902 in England, in WalcS, m Schottland ganz außerordentlich an Umfang gewachsen: in Enkchuro allein »m 1^ Millionen Acres. — Abg. Molkenbuhr (Sozi erklärt die Wohlfahrtscinrichtungen der Unternehmer als im Gninde weiter nichts wie einen Lohnanteil, den man sonst in bar geben müßte. Hätte Herr Paasche in seinen Tabellen über dir Firma Krupv neben die Kurve für die Löhne auch eine Linie 'ür den Unterneymergewinn einarzeichnet, dann erst hatte man er- eben können, wie eS hier mit den angeblich hoben Löhnen steht Stöbe! Hab« gestern in seiner Polemik gegen die Sozialdemokraten S Llounvr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite