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Dresdner Nachrichten : 27.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192209272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-27
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.09.1922
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de». schriebe» sozialistische Blätter. Hugo Gttnne». brr tu gleichen unb ähnlichen Bahnen wie der z» früh ver blichene Anhenurinister noch wirkt und schafft, wird von der sozialistischen Presse und allen, die hinter ihr stehen, als eine Voiksgcfahr htngeslellt, die nicht scharf genug bekämpft wer den kann. »>al er etwas anderes getan als Nnthenau, hat er nicht rastlos gearbeitet und immer wieder gearbeitet? Sein Werk, das seine Ideen und sein kaufmännisches (.be schick schufen, stellt heute «ine- der grüßten dieser Art auf der ganzen Welt dar. Und da-, was Nathenau nach dem Urteil der Führer auch für die sozialistischen Massen so ver ehrungswürdig machte, die Selbstlosigkeit »nd die Hingabe an die große Sacke der Allgemeinheit, ist auch ihm eigen. Worte. Worte, nicht- alS Worte! wird man drüben bei den vereinigte» Soziaidcmokraten rufen, so wie man das Hamlet-Zitat damals alS Scho in der sozialistischen Presse fand, als Stinnes beim Stapellauf deS Dampfer» ..Carl Legten" von der Volksgemeinschaft und den solidarischen Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sprach. Aber e» sind auch Laten vorhanden, die davon zeugen, daß der Führer der deutschen Großindustrie nicht au- einem an geborenen Egoismus heraus „stinneiiert", sondern sich als ein Diener der Allgemeinheit betrachtet. Man braucht nur an daS große, unlängst abgeschloffene Wirtschaftsabkommen mit dem MargutS de Lubersac zu erinnern. daS allerding- von den deutschen Sozialdemokraten, die für Natkelrau» Wiesbadener Verträge seinerzeit manches gute Wort fanden, in merkwürdiger Verkennung der Tatsachen abgelehnt wird. ÄaS hat denn Ltiniieö davon, wenn er seine Organisation, seine wirtschaftlichen Verbindungen zur Beschaffung von Ausbaumatertaltr» für Nordsraukretch zur Verfügung stellt, zumal er die an ihn Motzend« Provision-lumme «den wirk lich Bedürftigen in Deutschland" zuleiten will? Ist» nicht ein Dienst im Interesse der Allgemeinheit, den er hier voll zieht? Dir Frage wird sich schwerlich ander» alS in be jahendem Sinne beantworten taffen. Da- deutsche Volk dem hier geholfen wird, ans dem ReparattouSelend allmäh. ltch beraugznkommen. wird auch tu seiner Mehrheit gegen diese „Stinnesierung" nichts elnzuivenden haben. Und wenn in derartigen Diensten am Volke wirklich der Gipfel punkt der Sttnne»schen WirtschastSoperattoue» zu suche» ist und gesucht werben muß. dann ist e» unerfindlich, warum die Sozialdemokratie ein Wort verächtlichen Beigeschmack» erfand, um da» LebenSwerk eine» solchen Manue» herab- würdigend zu charakterisieren. Sie kann da» nur in kurz sichtiger partetdoktrlnärer Ueberschätzuna getan haben. To ist eS auch. Da» Wort ..Stinnesierung" stammt au» einer Zeit, in d-r die Führer der Sozialisten noch nicht verkündet hatten, daß der Kampf zwischen internaitonaleu und vo.ter ländischen Regungen innerhalb der Sozialdemokratie sich z» gunsten der letzteren zu entscheiden scheint. In AugSburg bat man au» zahlreichen Lleußcrungen etwa» derartige» herauSlesen können. Eine deutsche Sozialdemokratie aber, die La» gemeinsame Wohl de» Volke» über ihre Partei- intereffen stellt, kann unmöglich länger an -er Verächtlich, machung derer sesthallen die sich dem gemeinsamen Wohl zur Verfügung stellen. Da» Wort „Stinnesierung" und der ihm innewohnende gemeinschaft-feindliche Gedanke wird also wohl oder übel verschwinden oder in seiner Bedeutung wesentlich umgemünzt werden müssen. Das unverbesserliche Frankreich. 4» V L r? L « »» « Ein neuer Beitrag zur französischen ..Versöhnlichkeit". s i g lr e r TrahIberIcht der .D r c r d n. )i a ch r i ch t e u".1 Paris, LS. Sevt. Gestern traten 2 5 französische Äeneralräle zu ihrer Sommersitzung zusammen. Hm Departement PaS de Calais benutzte Senator Jonnarü die Gelegenheit zu einer Rede, die deshalb anSzugswelse wiedergegebcn zu werden verdient, weil Aussicht besteht, daß Ionnard. der augenblicklich die französische Republik im Vatikan vertritt. R c> ch ' o l g e r DuboiS als Präsident der R e p a r a l i o n s k o m m i s s t v n wird. Sr sagte, daß Frankreich sich um das Schicksal Europas ebenso bekümmern werde, wie seine Alliierten. Aber man dürfe von Frankreich nicht verlangen, daß es die Sorge um seine eigenen Filteren.n der Sorge für die europäischen Interessen hintan stelle. Erste Bedingung für den Wiederaufbau sei die Wiederherstellung der zerstörten Gebiete. Die von Denitschlaud begangene» Verbrechen müßten gesühnt werden. Internationale Verträge dürften nicht ungestrakl verletzt werde». Von Deutschland müsse man viel gröbere Raturalliefernugeu sowie Gelbzahlnaqeu er, halten i!i. die durch die Ausgabe einer internationalen An leihe erleichtert werden können. Aber Völker wir Individuen hätten den Kredit, den sie verdienten. Damit Deutschland Aussicht habe. Anleihen aufznncbmeu. müsse es seine finanziellen Irrttimcr einsehen und aus die Verheim lichungen verzichten. ES müßte eine strenge Kontrolle seiner Ausgaben zulassen und seinen Gläubigern wertvolle Pfän der anbielen. Jedenfalls müsse inan Deutschland sagen, daß die Ftnanzpvltiik seiner Negierung sich gegen Deutschland selbst z» wehren habe, weil die fortdauernde beab sich, tigte s!1 Entwertung der Mark allmählich alle Voransüchten zunichte mache. Diese Entwertung könnte für die produktiven Kräfte tödlich wirken. Infolgedessen ge bieten cs Deutschlands eigene Inlereven. seine Finanzen zu ändern. Deutschland müsse zur Vernunft kommen. ES müßte vor allem willen, daß Frankreich mit ihm zusammen nicht zugrunde gehen wolle. Frankreich werde sein Recht bis zum Ende zu erlangen suchen. Deutsche Reparationswechsel. Paris, 26. Sept. Der OberregierungSrat v. Oertzen von der KriegSlaslenkommtssion hat gestern der Repara tionskommission gemäß deren Entscheidung vom 8l. v. M. zehn Wechsel übergeben, und zwar neun Wechsel über je 16 Millionen und einen Wechsel über 7.1 Millionen Goldmark, die am 15. Februar 1929 fällig sind,' ferner vier Wechsel über ie 16 Millionen und einen Wechsel über 8,6 Millionen Goldmark, die am 15. März 1923 fällig sind. Gleichzeitig überreichte v. Oertzcn ein Begleitschreiben mit einer offiziellen Uebersetzung ins Französische. sWTB.) Die deutschen Sachlieferungen an Frankreich. Paris, 28. Sevt. Wie HavaS erfährt, wird der Aktionsausschuß für die zerstörten Gebiete irr seiner nächsten Sitzung am kommenden Sonnabend die Berichte seines Generalsekretärs und seiner Vertreter, die in Köln mit den Vertretern des Deutsche» BerbandeS sozialer Baubetriebe verhandelten, entgegenuehmen und die Grundlagen eines mit dem deutschen Verbände abzu- schlicßenden Abkommen-? über Sa chlisfer ungen sestlegen. Der Entwurf eines solchen Abkommens ist von den französischen und den deutschen Vertretern ausgearbeitet worben. Seine Unterzeichnung soll am 8. Oktober d. I. in Berlin stattfinden. (W. L. B.) Vule Aussichten für -te Brüsseler Reparallonsksnserenz? London. 26. Sept. In politischen Kreisen gilt e» nicht für ausgeschlossen, daß daS freundschaftliche Einvernehmen, das zwilchen England und Frankreich in der Ortentfrage erzielt wurde, sich ebenfalls auf die Reparattonsfrage über tragen laffe und schnell zur Beilegung der Zwistig. ketten, die in dieser Frage zwischen den beiden Ländern herrschen, beitragen werde Man hasst mit zimulicher Sicher heit. auf der bevorstehende» Konferenz von Brüssel greif, bare Ergebnisse in der Reparationsfrage er» reiffw» zu können. Pari». 26. Sept. Die Konferenz in Brüssel, die da» Reparation-Problem endgültig erlebt- gen soll, ist für die zweite Hälfte de» November oder die erste Halste deS Dezember in Aussicht genommen. Vor der Konferenz soll eine Belorechung der ersten Minister über die Reparattonsfrage stattfinden. Der französische Einstich im Völkerbund. Genf. k». Sept. Die vier nichtständige» Mitglieder des Vvlkcrbuudrates sollten aus Wunsch der Mehrheit des Bvlkerbundplennms derart ersetzt werden, daß aüe Staaten der Reihe nach durch sie in dem Völkerbund vertreten wur den. Dadurch hätte Frankreich seine treuesten Mitläufer, Belgien, Spanien und Brasilien, auf die Dauer verloren. Eo setzte daher alle Hebel in Bewegung, um biekeu Antrag hinfällig zu machen, und so erfolgte heute eiu Gegenantrag, die vier bisherige« Mitglieder bcizubchalteu und ihnen zwei ueue anzugli-eder«. Die stuuzüsische Gegeuarbcit hatte so weit gewirkt, d«tz nach Umsall aller Neutralen dieser An- trag, der Frankreich den eutschcideirden Einfluß im Völker» bnnbrat sichert, einstimmig augeuommeu wurde. Diese» Voium bedeutet eineu kaum zu übertrefseudeu Triumph Frankreich» und gleichzeitig die endgültige Abdankung deS Bölkerbundplenum» gegenüber de« Be mühungen des VölkerbuudraleS. die Lcitnug an sich zu reißen. De Iouvenel im Völkerbund gegen Deutschland und Ausland. Genf, 26. Sept. Die VölkerbunbSversamm- lung trat heule vormittag in die Besprechung der An träge der Abrüstungskommission ein. Lord Robert Cecil erstattete im Namen der Kommission Bericht. Seialoja-Italicn stimmte den Anträgen zu. De I o u v c n e l - Frankreich feierte in einer mit starke« Bel ials auigeuommcucn Rede die Verdienste, die Frankreich sich im Weltkriege nm die Kultur erworben habe, erinnerte av die Invasion Belgiens durch Deutschland und die Polen» durch Rußland und forderte, bah durch besondere Garantie abkommen die Mächte sich uud die Schwache», vor neue« Invasionen sowie gegen abenteuerlich« imperialistisch« Re- gieruuaeu schützte». Gleichzeitig aber müsse der Gedanke der allgemeinen Garantieverträae neue Me» thoüen in die Beziehungen zwischen den Völkern trage», da anderseits man sich nicht nur vou künftigen Invasionen schützen, sondern vor allem die Spuren der letzten Invasion auSIöschen müsse. Diesem Zwecke sollten die Resolutionen über die gemeinschaftliche Lösung der Reparationsschulden und der alliierten Schulden dienen. Die Rebe war im Tone bedeuteudkchärser gehalten al» de IonvenelS letzte Rede in der Kommission und enthielt wiederholt direkte Spitzen gegen Deutschland und Ruh la nd. Sie wirkte auf fast alle Teilnehmer sensationell. Gegen das Gesetz zum Schutze der Republik. Eine Resolution des Zenlralvorslands der Denischen Doiksparlei. Berlin, k>5. Sept. Wie wir vou parlamentarischer Seile erfahren, hat der Vertreleriag der Deutschen VolkS- part«, in Breslau den Beschluß gefaßt, eine teilweise Aushebung des Gesetzes zum Schutze der Republik zu verlange». Dahingehende Anträge worden vou der Partei dem Reichstage unterbreitet werden. Mau nimmt in pariameniorischen Kreisen au, daß dieser Antrag nicht unr die Unterstützung der Dcutschnationalrn. sondern auch Teile der Demvkraiijcheu Partei uud des Zentrums finden wird. Die Entschließung gegen das Schutzgesetz Hai folgenden Worllaut: Da» Gesetz zum Schutze der Republik hat eine Aus führung erfahren, die weder dem Zwecke des Gesetzes noch seinem Geiste entspricht. Vor allem haben die Regierungen verschiedener Länder durch Ausführungsverordnungen, durch Maßnahmen gegenüber der Presse, durch Verbote von Vereinigungen, die durchaus auf dem Boden der Ver fassung standen, die Gefühle weitester Kreise des deutschen Volkes aufs tiefste verletzt, ohne daß solche Maßnahmen zum Schutze der Republik begründet sind und ihre Grund lage in dem Gesetze finden. Die Begründung der Aus lösung des Iungdeutschcn Ordens in der Entscheidung des preußischen Ministers des Innern entspricht dem allge meinen Rechtsempfinden nicht und rechtfertigt diese Maß nahme keineswegs. Die von mehreren Landesregierungen unternommene Knebelung der Gesinnnngsfreihcit der Beamten bedeutet einen unerhörten Vorstoß gegen die den Beamten durch die Reichsverfassung gewährleisteten politischen Rechte and findet keine Rechtfertigung selbst bei analoger An wendung des Gesetzes über die Pflichten der Beamten zum Schutze der Republik. . ^ . ... Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei erhebt deshalb gegen die Handhabung des Gesetzes zum Schutze der Republik den schärfsten Widerspruch. Er bedauert weiter aufs tiefste, daß auch die von der Reichs regierung diesen Maßnahmen der Länder gegenüber beob- achr-te Haltung die erhoffte sachliche Anwendung -e- Ge- sH»e< vermissen läht« Der Zentralvorstand erwartet von der Fraktion des Reichstages und den Fraktionen der Landtage, bah sie, nachdem sie dem Gesetze zum Schutze der Republik durch ihre Stimmenabgabe zur Annahme verholten haben, mtl aller Schärfe auf eine seinem Geiste entsprechende und ins besondere paritätische Durchführung hinwirken. DaS Gesetz zum Schutze der Republik ist an die Stelle der Verordnung deS Reichspräsidenten getreten. Soweit cS Bestimmungen enthält über da» Verbot von Vereinen, Zeitungen und Organisationen kann eS nur aus kurze Zeit in Geltung bleiben. Der Zcntralvorstand hält es für die Aufgabe der Partei, dahin zu wirken, bah diese Bestimmungen, deren Aufrechtcrhalten bet Beruhigung der Verhältnisse nicht notwendig erscheint, vielmehr zu berech tigten Beschwerden geführt hat. sobald als möglich aufgehoben werden. Der Reichsparleikag der Deulschnastonale» Doiksparlei. Zum 1. Parteitag der Deutschnaktonalen Volkspartei ladet der Parteivorstand die Nditgltebcr der Partei- vertrctung. die bculschnationalcn Abgeordneten des Reichs tags und der Landtage, sowie je einen Vertreter für jedes angesangcne Tausend der MUglicder jede» KreisverelnS der Partei auf Freitag, den 27. Oktober, unb Sonnabend, den 28. Oktober 1922, vormittags 10 Uhr, nach Görlitz, Stadthalle, ein. Tagesordnung: 1. Ervsfnungsansprache des Parieivorsitzcndeu, Reichs- und preußischen Landtags- abgcoröneien Hergt. 2. Begrüßungsansprachen. 8. Unsere Grenzmarken im Rahmen der äußeren Politik Deutsch land». sBerichterstatter: Rcichstigsabgeordneter Dr. Hoetzsch.j 1. Verfassung und Recht in der deutschen Republik. sBerichterstatter: Neichstagsabgeordneter Graef-Thüringen.)! 5. Die deutschen Parteien am Scheidewege. sBerichterstatter: l Preußischer Landtagöabgcordueter Wallraf.) 6. Geschäfts-! bericht der Hauptgeschäftsstelle. 7. Ncudcruiig der Partei- satzung. 8. Anträge. Das grvhe Jettungsflerben. Berlin. 26. Sept. DaS vierteljährliche Ergänzung». Heft der amtlichen Zettung»ltste verzeichnet abermal» 226 Zeitungen und Zeitschriften, die ihr Erscheine» einstelle» muhte«. Pottkische Briefe -es österreichische» Aronprinzen Au-olf. Im Wiener Rtkola-Berlag sind politisch« Vrtef« ße» Kronprinzen Rudpls erschienen, die an- der Zelt von 18öS bi» 1888 stammen und knapp an di« Katastrophe von Mayerling heranretchen. Sie zeigen, dah der Kronprinz ein wankelmütiger SlimmungSmeusch war, der, ab. aesehen vou einer freiheitlichen Grundrichtung, t» seinen Ansichten und Urteilen fortwährend hin und her schwankte. Ueber Kaiser Wilhelm ll. äußert er sich tn den Briefen sehr aülprechend, so baß der Herausgeber ganz« Stelle» nur durch Punkt« angedeutet bat. Gelegentlich seiner Reise zur Taufe bei Prinzen Wilhelm, de» nunmebrtaeu deutschen Sykeonprinze«. schreibt er im Jahre 1882, baß bi« tn diesem Maße noch nie dageweseuen Zärtlichkeiten zwischen dem Wiener mrb Ver- liuer Hof hervorgerufeu seien durch dt« Allianz der West- machte, durch die glückliche, reiche, sich lebenSfähia er- weisende, mächtige französische Republik, die nun, kau« zwölf Jahre nach dem Tage von Sedan, al» unleugbar deutliche» Beispiel dastehc, dah Republiken t« Europa Große» leisten können, während Rußland tn sedrem Säuferwahnsinn tu schweren inneren Konvulsionen liege. In einem anderen Brief gesteht er. daß er für Frank, reich große Sympathien habe. Diesem Lande sei al» bem Urquell aller liberalen Ideen und Institutionen aus de» Kontinent doch «norm viel zu danken, und t« alle» Momenten, wo große Gedanken zum Durchbruch komm«» sollen, werde e» un» immer al» Muster voransei». Va» sei dagegen Deutschland? Nicht» al» eine enorm er- weiterte preußische Soldateska, eiu purer Mtlttärstaat. Wa» habe da» Jahr 1870 Deutschland genutzt? Zu de» kleinen Königen und Fürsten haben sie noch einen Kaiser bekommen, und ein von Soldaten, Polizei und stramme« Beamtentum erhaltener und gedrillter Reich»- unb Etn- hettSgebanke schwebe auf den Flügeln eine» anbefohleneu und unerzogenen Patriotismus an den Spitze» der Bajonette. Er schreibt auch: „WaS ist da» heutige Deutsch land nach einer verlorenen Schlacht gegen da» republt- konische Frankreich, wa» tut e», wenn die Armee zu wanken beginnt?" Und dann heißt e» wieder: „Deutschland ist nur auf seine Bajonette basiert, besteht auch au» zu viel Staat«« und einzelnen Häuptern und ist nicht getragen von einer fortschrittlichen und zivilisatorischen Richtung. Darum ist e» nie so einflußreich, wie Frankreich eS tn seinen guten Tagen war." Im Oktober 1885 hat der Kronprinz de« total falschen Eindruck, dah BiSmarck über Frankreich her- fallen wolle. „Er soll nur achtgeben." schreibt er, „ich halte da» heutige Frankreich für viel gefährlicher al» jene» von 1870. Kriegführen ganz ohne Grund, nur weil eine Republik dem Kaiser, seinem Kanzler und einigen prea- ßtschen Junkern nicht zu Gesichte steht, also eine kleine Promenade nach Part», ist immer gefährlich: die Sache rächt sich meisten»." Au» dieser grundfalschen Auslassung über BiSmarck geht die Urteilslosigkeit de» Kronprinzen drastisch hervor: BiSmarck war bekanntlich, wie au» ver schiedenen amtlichen und privaten Erklärungen, u. a. auch auö den „Gedanken und Erinnerungen", hervorgeht. «bl ganz entschiedener Gegner jede» Präventivkriege», Neuwahlen in England. London, r«. Sept. Die „Pall Mall Gazette* ersLHrt. Lloyd George sei entschlossen, allgemein« Wahl«» noch'vor Ablauf von 10 Tagen zu veranlassen. Aabinettrsihung ln London. kKIgner Drahtbertcht der „Dre»bu. Nachricht«»".) London. 25. Sept. TS hat hier heute eine bedeutung»- voller SabtuettSrat stattgefunden, der über zwei Stunden bauerte. Im Namen deS englischen Kabinett» hat Lloyd George Lord Eurzon für di« Erfolge seiner Mission in Pari» gedankt. Man mihi dem Umstande besondere Be deutung bei, daß der Truppenführer tn Aegypten Admiral Beattq und Lord Lee bem KabinettSrat beiwohnte». Llovd George ist heute nachmittag wieder aufS Land zurück- gekehrt. Verkauf englischer Dampfer au deulfche Reedereien. Berlin, 26. Sept. Sech» englisch« Dampfer, bk« in den Jahren 1018/19 erbaut wurden und durchschnittlich eine Tragfähigkeit von 600 bi» 610 Bruttoccgistertouuen haben, sind au deutsche Reedereien verkauft worden. Demission -es französischen Botschafter». Berlin, 25. Sept. Wie wir zuversässig hören, bestätigt ick die Pariser Nachricht, bah der französische Botschafter in Berlin, Laurent, seine Demission eingereicht hat. Laurent hat bereit» vor einiger Zeit um seinen Abschied nachgesucht, wurde jedoch von Poincar» bewogen, länger auf seinem Posten zu verbleiben. In Berliner politischen Kreisen behauptet man, baß der Rücktritt deshalb erfolge, weil Lanrcnt nach genauer Kenntnis der Lage Deutschland» sich nicht «ehr in der Lage sehe, die srauzöslsche Politik ,» vertreten. Dle Parteien im Saargebiel gegen Teuerung und polnische Knebelung. Berlin. 26. Sevt. Aus dem Gaargebiet wird gemeldet, dah sich die drei sozialistischen Parteien des Saaraebtet» »u- sammengetan und einen AktionSauSschuh gebildet haben, bem je ein Mitglied der sozialdemokratischen, der unabhängigen und der kommunistischen Partei, sowie zwei Mitglieder de» Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunde» angehöre«. El« Llstündiger Generalstreik gegen Teuerung und politische Knebelung wurde beschlossen. Außerdem wurde verlangt, bah ein Saararbetter-Kongreh einberuse» werde, der den NetchSbetriebSräte-Kongreh beschicken soll. Der Jenlralverband christlicher Fabrik- und Lransporlarbeiler mit seinen Berufsverbänden trat am 24. September t» Köln zu seiner neunten Berbandögeneralversammlung zu sammen. Mehr als 100 Delegierte aus allen Gaue» Deutschland» waren herbeigeeilt. Die Holländer-Ver bände hatten drei Vertreter entsandt. Zahlreiche Be- grttßungSschreiben waren einaelaufen. so vom ReichS- arbeitSmintsier BraunS, Postmtnister GieSbert». dem Regierungspräsidenten, Oberbürgermeister Dr. Ade nauer und auch au» Oesterreich. Au» zahlreichen Be- grt'ßuiigsansprachen der Gäste war zu entnehmen, daß der Verband eiu bedeutender Faktor im wirtschaftlichen und öffentlichen Leben geworden ist. Der Staatsminister a. D. Ltegermald hielt alS Vertreter deS Deutschen Gewerk- schaslöbundcS eine größere Rede volkswirtschaftlicher Natur. Die ch-istliche nationale Bewegung will mehr sein al» Ar- dciierbcwegnng. Wir wollen erst Christen, Deutsche unb dann Arbeiter sein. Und wenn bjese Idee auch anderen Ständen aufgezwungen worden ist, dann wird e» besser stehen um daS deutsche Vaterland. 14 Milliarden für die Verfilmung -cs Oberammergauer Passionsspiels! IBon unserem Sonderöeriibierft-ttrr.s München, 26. Sept. Die „Münchner Ztg." bringt die sensationelle Mitteilung, dah der Gemeinde Oberammer« aa« 14 Milliarden Papiermark sür die Verfilm»«, be2 Oberammergauer PassionSspieleS angeboten worden sind, wovon sofort VVl> Milliarden ausbezahlt werden sollen. Die Gemeinde Oberammergau wird unverzüglich die Ent scheidung treffen. Man darf schon heute annehmen, daß sie ablehnend sein wirb mit der Begründung: Wtr wolle» UM »u Judasse« an unserem Spiel werden.
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