Volltext Seite (XML)
55. y«hr§an> A» IS. Fr»Il«>, 15. Iaonar 1524 »n>»k«n,»rlft! «»chrlchl«, I«rnlpr»ch»r-Sammeln>>mm»r SS 241. «ur ftir <N»chI,e,»rt4.: 20 »11. Bezugs^Debühr »om «LN. d^ie^c. w« «mzrlnummer lS Soldpsenntg. Dt» «erd», nach EoldmaN» v««hn,l! dt» »mlnallio» K> mm or«ü« Anzeigen-Preise: «ub»rd«Id Avv>>. vft»r en-»dud» b PI,. Ilu»«. AuIirL»« a»o»n Doraaidr adl. >m» »«Mh,«tcht»«*«>d> M«1«Pr»tzr SS/40. ». „n M»p«ch » «rlch»r»> >» DMchmk^nt, IO«» 2r»»»«m «M»dnu» nur mtl d»ul>icher QuUkningad» «,4»«»dn»r Dachr.'i »ulLIstg. — Unv»rlai>zl« SchrMiicki wird»» nicht auldrwadn. 2v6»ignis6srlLssung: Dresdner Hanäekbank A.-8. 8s»»a»»«1«E 1872 im „iisus lisk IlsulmsnnsekLft" ln üfssüsn: Släätisvlisr Visk- untl 8elilsv!i1kof — k!iS8plsk s — ÜÄZSnInvs 11 — OslinsttLÜs 8 — vnkmsskllislls Die englischen Liberalen gegen Balbwin. -squith erklärt die Regierung Baldtvin für unfähig und uabeftäudig iu jeder Hinsicht. Die Liberalen «nlerslühen bas Mtztraneasoolum -er Arbeiterpartei. Ae Niederlage der Regierung ist unvermeidlich. Land»«, 17. Jan. Am Uutcrhanfe tcilie Asqnith «lt. daß die Liberale« den Mißtraucusantrag der Arbeitcr- »artci unterstütze« würde«. Die Niederlage der gicgic- r»«a erscheiue daher ««vermeidlich. Am Montag wird das Unterhaus über die von der Arbeiter partei und den Liberalen eingebrachten Abändernngövor- schlüge zur Thronrede abltimmen. Dieser Beschluss wurde »on den Einpeitschern der Parteien nach zahlreichen Verhand- langen im Lause des gestrigen Tages gefaßt. Man erwartet, daß, wenn Baldwin Montag abend geschlagen wird, am DienS- tag früh ein KabinettSrat zusainmenbcrnscn wird und dah Baldwin dem König sein R it ck t ri t t S g c s u ch sofort ein- ieichen wird. Am Nachmittag wird er seinen Entschlnh osfi- -s«R dem Nntcrbansc Mitteilen und dieses wird sich dann ver tagen. Man glaubt zu wissen, dah. wenn Ramsan Mac- banqkd vom König aufgefordcrt wird, ein Kabinett zu bilden, das Parlament etwa drei Wochen vertagt bleiben wird. » ASguith, Llond George und Namsan Mac- -vna ld sahen auf der vordersten Ovvositionsbank nebcnetn- an^er, als sich Clnnes unter großem Beifall seiner Partei erhob, um den Mßkrauensanlrag der Arbeiterporkei gegen die Regierung «inzubringen. Während der Rede Clnnes' nahmen der Prä sident von Wales und der Herzog von Aork aus der Tribüne Platz. Elyucö sagte, die Thronrede erkläre, dah die Beziehungen zu den auswärtigen Mächte» freundschaftliche seien. Verhalte sich das so'? Seiner Ansicht nach nicht. Seien die Beziehun gen zu Ruhla nd frcundschastlich'? Wenn England freund schaftliche Beziehungen mit Ruhland unterhalte, wie komme es dann, dah cs noch nicht beschlossen habe, diese Freund schaft so weit zu führen, dah die russischen Vertreter hier empfangen werden, ebenso wie England die Vertreter Deutsch lands seit langem empfangen habe. Sei eS, weil Rnhland sich nicht verpflichtet habe, seine Schulden zu bezahlen? Wenn dies ein Hindernis für die Anerkennung sei« sollt«, wie komme cs dann, dah «ran die Vertreter Frankreichs hier sein:? kVeisall bet der Arbeiterpartei.) Tie Stellung Englands im Auslände sei schwächer als >c zuvor, und der Einslutz Eng land- in auswärtigen Angelegenheiten sei fast verschwunden. Der Anspruch Englands, die Friedenspolitik zu beeinflussen, sei gerechtfertigt durch die Opfer, die es gebracht habe. Frank- reich sei für England ei» treuer, naher und mächtiger Freund. England habe in Frankreich und für Frankreich gefochten. Dauernde Freundschaft in Europa sei nur möglich, wenn Denischlnnd und Frankreich im Frieden lebten. Drulkchland werde jetzt schlimmer behandelt, als Deutschland Frankreich vor 50 Jahren be- handelt Hab«. Das bedeute eine monströse vor- berelkungfürdennSchstenllrleg. und daher könne England nicht nur Zusehen und ab- warten. Die Empfehlungen Englands mühten beherrscht werden durch die Dringlichkeit einer wirklichen Regelung in Europa, die sich gründe auf angemessene Berücksichtigung der wirtschaft lichen Rechte und Bedürfnisse GrohbrilannicnS. England zahle seine Schulden. Es habe gekämpft und geopfert und leide trotzdem mehr als die Länder, die es verteidigt und gerettet habe. Es gäbe auch eine Grenze für den Preis, den Eng land zn zahlen sich leisten könne. Bezüglich der auswärtigen Politik bestände ein .Hoffnungsschimmer infolge der amerika- nischen Beteiligung an der Rcparationsfragc. Amerikas Mitwirkung sei nicht nur willkommen, sie sei wesent lich. ClnncS verurteilte die mangelnde Unterstützung des Völkerbundes Lurch die Negierung. Asquikh, der nach ClyneS sprach und die Opposition zu g r ö ß r e r Be llt tsiej UNS entfachte, erklärte, er werde zugunsten des ein- gebrachien Abändcrungsantragcs stimmen und werde allen feinen Freunden anraten, dasselbe zu tun. Ls sei ein klares und uneingeschränktes Miß trauensvotum gegen die Regierung not- wendig, gegen die man sich wenden müsse wegen ihrer Unbeständigkeit und Unfähigkeit sowohl im Inneren als auch nach außen, keine Regierung habe bisher größeren tatsächlichen Schaden angerichtet. Auöqnith sagte, er lehne es ab. zu glauben, dah die Sonne »utcrgcheu werde für die Wohlfahrt Großbritauniens am Abend des Tages, an dem die Arbeitcnpartci ins Amt komme. Es lei die Pflicht aller patriotischen Männer und Franc« alles zu tn», was sie könnte«, ahne Grundsätze z« opfern, om die Ausgabe der Arbeiterpartei zu erleichtern. Von einer Koalition oder Fusion zwischen Liberalen nnd Arbeitern kö««e jedoch keine Rede sein, weil der Unterschied, der sie trenne, in sundamcntalen Frage« nationaler Politik nicht übcrbrückl »der verschleiert werden könne durch unaufrichtige Anpafsuug. Aber in zahlreichen Frage« iei Platz für ein Zusammen wirken vorhanden nnd zwar nicht nur der Liberalen »nd der Arbeiter, sondcru. wie er glaube, auch der Konservative». Wir Hallen das Reichs Zom 18. Januar. An daS Dunkel der Gegenwart leuchtet uns der 18. Januar l87l als Heller Hossnungsstern herüber und gibt unserem Zu- kunftSpsade Licht. Ein überwältigender geschichtlicher Augen blick von unfahbarer Grübe, als im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles die Begründung des Deutschen Reiches in Gegenwart der deutschen Fürsten und Heerführer durch den ersten Träger der deutschen Kaiserkrone feierlich verkündet wurde! Tie neue Macht, die damit tn der europäischen Ge schichte auf den Plan trat und später auch die Weltgeschicke entscheidend zu beeinflussen bestimmt war. begann ihr Dasein mit einem Beweise der höchsten Mäßigung nach, den ge» wattigsten militärischen Erfolgen, da die Proklamation, die Kaiser Wilhelm I. tn Versailles verlas, die ewig denkwürdigen Worte enthielt: „Uns aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Reiche- zu sein, nicht durch kriegerische Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, auf den Gebieten nationaler Wohlfahrt und Gesittung". Dieses Kulturprogramm hat die deutsche Politik redlich 48 Aahre lang innegehaiten, und nicht deutsche Schuld war es, wenn diese segensreiche Friedensperiode schließlich in den Weltkrieg auömündete. der über Deutschland nicht nur den militärischen und inneren Zusammenbruch herausbeschwor, sondern cs durch die Tücke seiner Feinde auch in die moralischen Fallstricke der durch niederträchtigste Ge walt erpreßten Kricgsschuldlüge hineinzcrrte. Inzwischen hat dieser ungeheuerlichen Lüge gegenüber die Wahrheit sich all gemein durchgebohrt, so daß kein normal denkender Mensch mehr an den robusten Unsinn von der deutschen „Alleinlchuld am Kriege" glaubt. An diesem Erfolge muß unser Glaube an die Zukunst sich htnaufranken und unserer dauernde» Mission in der Welt froh und gewiß werden. Wie gegen über der Schuldlüge endlich doch die Wahrheit gesiegt, wie ihr Helles Licht alle Nebel vertrieben hat, daß sic in zcrflattcrn- den Feyen davonsticben mußten, sv wird auch der Glanz de- 18. Januar einst wieder mit unwiderstehlicher Kraft die Welt erleuchten und einem neuen, großen und mächtigen Deutsch- lanö voranstrahlen! Bon dieser Zuversicht nicht zu lassen, an ihr mit jeder Faser der Seele zu hängen, sie im tiefsten Gemüte zu hege» «und zu pflegen und sic unserer Heranwachsenden Jugend cin- Der konservative Gcsundheitsmintstcr Johnson H i ck S ! zuimpfcn. daß sie ihr völlig in Fleisch und Blut übergeht. — erklärte, die Verantwortung für den Sturz der Konservativen falle auf dir Liberalen, lieber die Beziehungen zu Frankreich sprechend, erklärte Hicks, es sei unmöglich, sich mit Frankreich zu streiten, und er vertraue darauf, daß, wenn die Arbeiterpartei zur Macht gelange, sie sich in ihren Verhand lungen mil Frankreich an die großen Opser erinnern werde, die Frankreich gebracht habe. Der Frieden Europas würde nicht gefördert und nicht gebessert werden durch Streitigkeiten unter den Alliierten. Alles, was Macdonald tnn könne, um den Frieden Europas sicher,»stellen, würde die Unter stützung der konservative« Partei erhalten. Alles müsse getan werden, um die Mitwirkung Amerikas zu sicher«. lW. T. B > Die Unterhausdebatte über die Ruhrpotittk. Tom Shaw gegen Frankreich. London, 18. Jan. Im Unter Hause erklärte Mac Neil! ans die gestrige Beschwerde Lloyd Georges, dah die Regierung Gelegenheiten vernachlässigt liäbe. die Rcpara- tionSfragc mit Unterstützung der Vereinigten Staaten in Uevcreinstimmiiilg mit dem Vorschläge des Staats sekretärs Hughes zu behandeln. Die Vorschläge von Hughes seien überhaupt der britischen Regierung niemals offiziell mitgeteilt worden. Als sie der französische» Regie rung gemacht wurden, seien sie verworfen worden. Mac Neill erklärte, wenn das Land wirklich unter einer Mißwirtschaft in auswärtigen Angelegenheiten gelitten hätte, so trage die Icviae Regierung ein Fünftel, die Negierung Llond Georges aber vier Fünftel der Verantworlung. Hinsichtlich der Frage der «Separatisten in Deutschland habe die britische Regierung von Anfang an gesagt: Wir können keinerlei Separatismus gut- heißen, der auf die UnabhänglgkeitScrklärung von Staaten hinauSläust. die Teile des Dentschcn Reiches sind. Dadurch würde die gesamte Lage mit Bezug aus de» Versailler Be trag verändert werden. Sollte es sich aber um die Bildung autonomer Staaten iilnertmtb des Dcntscken Reiches Handeln, so würde England sich nicht einmischen. vorausgesetzt, haß cs genügend Beweise erhalte, das» es der Wille der «e. ,»lk«rung selbst lei. Darauf erklärte Shaw, es gebe keinen Mann «nd keine Or<n a«f de« Banken der Arbeiterpartei, die Feinde Frank, »eich« leie«; trn GegeutcU wünschten sie alle die herzlichsten Beziehungen zu Frankreich. Was meine icdoch Mae Neill, wenn er von einem Zusammenwirken mit Frankreich spricht? Dieses Zusammenwirken mit Frankreich gehe dahin, letzterem stets zu gestatten, das zu tun, was cs wolle. Wann wäre Grohbritänntcn so tief gesunken, wie jetzt, da man ihm aus seine Vorschläge sage, wir werden deine Vorschläge nicht er wägen? Dies lei kein Zusammenwirken. Ls sei sicher richtig. Frankreich mit der größten Freundlichkeit zu sagen. England erwarte, daß eS bet der Erörterung internativualer An gelegenheitcn als vollkommen gleichberechtigt behandelt werde. Das bedeute nicht die Entente zu brväu'n. es bedeute vielmehr, sie zusammen zu kitten. Run aber höre man kein Wort mehr über die Erwägung der britischen Erklärung über die Uri ge s e tzl i ch k e i t der Rnhropcratio« Frankreichs. Frankreichs Politik im Ruhrgcbiet habe Frankreich selbst nicht das aebrack«. waS es erwartet habe. Frankreich habe nickt die Reparationen erhalten, die cs beanspruche. Europa sei vom Friede» weiter entfernt, als 1Sl8. Wtc lange soll da nach sortdauern? Es würde kein Mangel au Frenndschast sei», wenn man sage, das, die gesamte Frage der richterlichen Entscheidung des Völkcrbuudcs unterbreitet werden solle. Frankreich könne England keine Schulde» bezahlen, weil eS keine Reparationen erhalte. ES könne aber zur gleichen Zeit anderen Nationen Geld für NüstungSankäufe leiben. England könne Frankreich gegenüber ganz gilt Vor stellungen in der Richtung erheben, daß dies nicht der beste Weg sei. nm den Frieden »u sichern. das ist heiligste vaterländische Pflicht jedes Deutschen, der auf diesen Ehrennamen Anspruch erheben darf. Darum muh der NeichSgcdanke das Sinnen und Trachten jedes deutschen Patrioten gänzlich erfülle» und beherrschen und der heutige hohe Gedenktag »ns alle, die wir dem Deutschtum mit Leib und Seele ergeben sind, in dem Treuschwur vereinigen, den wir, im Geiste zu der stillen Gruft im Sachscnwalde wall fahrtend. vor den Manen -eS Altreichskanzlers ablegen: ..Wir halten das Reich!" Und diesen Willen, diese stahlharte Energie wird kein Feind brechen und beugen können, hier wird auch der französische Imperialismus aus Granit beißen und mit seinem Bernichtungswillen uns gegenüber Schiff, bruch leiden. Alles, was wir seit dem Versailler Fricdens- vcrtrage an nationalen Demütigungen erlitten haben, waren nur Stationen aus dem Wege, an dessen Ende nach französischer Hoffnung das Ziel der dauernden Ohnmacht Deutschlands liegen soll. Dieses Letzte aber sollen und werden die Welschen nicht erreichen. Ein Volk von 60 Millionen ist in seinem nationalen Selbsterhaltungswillen nicht lahmzulegcn, wenn sich alle seine Glieder einmütig in dem Bekenntnis zum Reiche zusammenfinden, in dem alle Werte unseres völkischen Lcbenö vereinigt »nd festgewurzelt sind, in dem die tausendjährige Kultur der deutschen Volksstämme tn harmonischer Ver bundenheit znm Ausdruck kommt. Diesem obersten Gesichts punkte. der Erhaltung des Reiches, muß alles andere be dingungslos untergeordnet werden Wo cs die Erhaltung des Reiches gilt, darf es keine parteipolitischen Meinungs verschiedenheiten, keine Weltanschaiiungügegensätze. keine auseinanderstrebcnden Triebkräfte irgendwelcher Art geben, sondern nur das einheitliche Ausgeber, in der festen Ent schlossenheit, dem die deutsche Einheit verkörpernden und gc- währletstendeu RctchSgedankcn keinerlei Schaden zufügen zn lassen. Nur so kann auch das Bestreben, zum alten Bis- marckschen Bundesstaate zuriickzukehren, richtig verstanden und begrenzt werden. Die Neichsfrcudtgkeit soll dadurch er höht, die Hingebung der einzelnen Gliedstaaten an daS große Vaterland von jeder Hemmung befreit werden. DaS Reich aber ist tn jedem Falle die Hauptsache, mit ihn, stehen nnd fallen wir. und darum ist echt national alles, was wahrhaft der Kräftigung des Rcichsgedankcnö dient, dem nationalen Interesse dagegen abträglich, was direkt oder indirekt da- feste Gefüge des Neichsbaneö lockern könnte. Aus dem Grunde dieser Auffassung ruft der 18. Januar jedem deutichen Patrioten das gewaltige Mahnmort des Großen Kur- fürsten zu. ^ D« «t« Deutscher »ist! 4 .