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Dresdner Nachrichten : 03.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189004031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-04
- Tag 1890-04-03
-
Monat
1890-04
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.04.1890
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M von r,e von sra- ffchmack, ebt, lg, irre. würz« inlagcn n t r». I» al-Figm. r Jahre, h zu »er« utsituirt sten.Adr. Jnvali- derzuleg. n streng ^ildcter. - junger nntschast r kiirber- von 20 en Hun- nmöacii. rin Ge- °KK Gesäll. «18 » Blattes wMrtall«,,. «örlgnbericht. vrrmdenUfte. kimesgen wird Nicht gkgede,,. «ln»- waclige ilnlundigunudaniiwae gegen vvrkerderaliinna durch Vrieunanen „ „„oder Voiieinzaiilnn». hör Rzickaade enmciandler TchriN- „ stucke kein« Verdindlichkeit. klnkunoiaunaen nclinien iän>mtlieb< nanibaite «ermUIeinnasstellcii an. tzer»ivreck>Iielle Nr. li. 35. Jahrgang. Aufl. 48.500 Stück. WUcktzUfAI»'« LellMeLö vor» IT W. an, »»RV V V» k» uUsrnsuvsts xrSuats ^UiMLdl. S. I8«x«r joo., Jimerißr. 1». ü. vro««I>»er Xv8>ak- roe>a-^at»rtIt von Dresden, 1890. rptjiaMI kruullliiikiiell ewpkvdls ruw 0>t«rf«,i» in nnvrllLnnl*) lolnxtor huali- ttir,^unnt«!nnx u. vor- t üx! ivtr lri?clz frünoo m. Vorpncltunx ^vz,vn - . ü ülnrle. ) rnluroncks v. ^nor^vvr»lui8s- I I^anl k^»«tr«?,6onäitor, Nl.tliol^ncnl» I. 8. HM. IIÄlIL i t, !Kx1. LLods. a. Lxl. ?rou88. llofpliotoxrapk, j vresSoo, Lau^dau», Secstrasso lio. 10. vertt», L«»p»»8«rp>»t» t«. Ve?Et//55§5M Z H.1Wd-cksL6-K > UvrMLM» NleritM, ^Itoilu kt. « «»I NNttl t « « Ilt L« Xl i iii»i»I<» (Patent) Üir Riiulor von M 1'f^. an, l'ilr Damen 75- i'ist. vlatt«; I»»„»on- uline Xatli 5-5 Xeu: „MiaervL" Z Dalli selrvarre Iu>II-8ei<ieno « Aark l.2-'-. 15-0 »ncl 1,75-, K ttok. vr. .IgL6l''8 0riLilirt!-^MAl-^ibtN8cktz °'L^»!ch5u2ia^°a-->i^« ^urnvlill! Rr. S3. ;»!<«<!: Nhetnisch-weslphälische Bcrgarbeilerlohilbeivegnng, Kaiserliche Sozialrcsorm. Hosiiachrichteii, Bismarcks GcburtstagSscier, Dicht- l stundenarbeitStag, Osterum,iig. keit ozti . „ . . Gerichlsvrrhandluiigen. TagcSgeichichte. Neue Goethe-Bneie. ^öLn Lcdisins Mclik., 2« X< Iila^-Xl« i»8>8«<» 2«. Tonncrstag, 3. April. L rantworlliSn Nedattenr kür Politisches v,. »mll «I, rev I» »r«»drn. In recht ermüdender Umständlichkeit berichtet der Telegraph den täglich wechselnden Stand der Lohnbewegung im rhcinisch- wcstsälischen Kohlengebiete. Gcsammt-Teutschland erfährt Tag für Tag, wie viel Bergleute bald einen Ausstand beginnen, bald wieder einfahrcn: cS lernt nach und nach die Namen säminllicher Zechen der Nuhrkohle kennen. Für die Allgemeinheit würde es genügen, zu erfahren, ob es zu einer ausgedehnten Arbeitseinstellung kommt. Vorläufig hat eS nicht den Anschein; der griihle Theil der 130,000 > Bergleute umfassenden Belegschaften des Nuhrgcbictes bat geringe, Neigung dazu; die Verkaufsstelle der Gclscnkirchenrr Werke schiebt ^ die Schuld aus die fortwährende Beunruhigung des Bergbaues durch eine kleine Minderzahl von Agitatoren, schäften .verführen und einichüchtern". Es haupten, daß diese unausgesetzten Streiks von einer Eenlrnlstclle aus in'ö Leben gerufen werden. Vielmehr gewinnt es den Anschein, als ob untergeordnetere Sozialdemokraten aus eigene Hand hier Vorgehen. Sehr zum Verdruß der gesetzmäßig gesinnten Bergleute welche sich fa zum Theil sehr kräftig dagegen zur Wehr gesetzt haben, daß man sie zur Sozialdemokratie zähle. Hiervon wollen sie Nichts wissen; sie erblicken im Anschluß an die Sozialdemo kratie alles Andere, nur keinen Vorthcil für den Bergmann und seinen Stand. Die Sympathie, welche das Publikum gern den Bergleuten cntgegcnbringt. muß ja bei der fortgesetzten Beun ruhigung des Bergbaues schwinden. Die Kohlcnprcisc steigen immer mehr; die Existenzbedingungen für die Industrie werden durch fortgesetzten Preisausschlag der Brennstoffe immer ungünstiger, die Judustrieerzeugnisse immer theurer, der Absatz, besonders im Aus lände. immer schwieriger. Thatsache ist bereits, daß in Deutsch land trotz des Zolles, ausländische Fabrikate vielfach billiger an- gcbotcn werden als deutsche, z. B, gewisse Sorten englischen Eisens sind in Berlin billiger als schlesisches. Jede Haushaltung leidet darunter, auch die der einfachsten Arbeiter. Zuletzt bezahlen die Maurer und Zimmcrlcute, die Weber, Schlosser, Tischler und alle anderen Gehilfen den Bergleuten die erhöhten Löhne; Alles, was sie durch opfervolle Streiks erreichen, müssen sie nachher an die Bergleute wieder abgeben. Wie tief die Sozialdemokratie die Hände bei diesen Bcrg- arbciterstreiks im Spiel hat. ist. wie gesagt, noch nicht aufgeklärt. sicherstellcn. Tic Kranken-, die Unfall-, die Jnvaliditäts-! und Altersversicherung, mit denen Deutschland allen Staaten bahn brechend vorausgrgange», weiden — wie auch die Stimmung dcr Arbeiter gegenwärtig sein mag — sicher im Laufe der Zeit ihre Wirkung nicht verfehlen, weil sie sehr wesentliche Mängel, die sich auf dem Gebiete der bestehenden Wirthschafts- und Gesellschafts ordnung hcrausgebildet habe», beseitigen. Freilich ober ist mit diesen Gesetzen noch kein Mittel gesunden, durch welches die Ver ständigung der Lohnarbeiter und Unternehmer aus dem Boden der heutigen Produktionsweise gesichert wird. Diese Verständigung wird erschwert einerseits durch Jaiderungen der Arbeitnehmer, die über das zur Zeit wirthschaitlich Mögliche hinausgkhen, undcrcrscits dadurch, daß sich die Mehrzahl der (größeren) Arbeitgeber aller welche die Beleg-! Berufszweige nicht an den Gedanken gewöhnen kann, mit ihre» läßt sich nicht bc- Arbeitnehmern als Gleichberechtigten zu verhandeln. plötzlich erkrankt. Die Erkrauk- vohirein und Ohnmachtsansällen Mit Schärfe wird dcr Unterschied zwischen Svzialrcform und Sozialismus betont. „Während der letztere das Privaleigenthum und mit ihm den Unterschied von Arm und Reich aufhcben will, stellt sich die Sozialreform auf den Boden des Privateigenthums, hält an dieser Grundlage fest, sucht sic zu stärken, indem sie fehler hafte und gefährliche Auswüchse dcr bestehenden Ordnung zu ver bessern strebt. Das Mittel hierzu besteht in dem Zwang zu Opfern, zu weichen die Gesellschaft oder einzelne Theiie derselben zu Gunsten anderer Theile verpflichtet werden. Einen anderen Weg giebt cS nicht, um die fehlerhaften Konseaucnzcn deS auf dem Judividual- prinzip beruhenden Wirlhschafls-Systcms zu corrigireu. Ein jedes Prinzip In seiner Ucbertreibung führt zu Auswüchsen, die nur durch Anwendung eines anderen Prinzips beschnitten werden könne». Aus sich selbst heraus konnte das jetzt bestehende Wirthschasts- Shstem kein Heilmittel gegen seine Schäden zur Welt bringen. Das hat die lange bestehende Freiheit auf diesem Gebiet zur Genüge bewiesen; je weiter und je ungehinderter sie schaltete und je freier sich iomst daS auf dem Jndividualprinzip bcrnhcnde Wirthschastslcbcn entfallen konnte, desto offener traten die ichlcr- haften Conscguenzcn zu Tage. Das Mittel des Zwanges dcr Gesellschaft oder einzelner ihrer Theile zu Opfern zu Gunsten anderer Theile ist aber weder an sich sozialistisch, noch bereitet eS dem Sozialismus de» Boden. „Sozialistisch" ist cs nicht, weil es die Nechtsform des Privatcigenthums als zweckmäßige und berech tigte Grundlage des Wirthschaftslebcus anerkennt. Ter Zwang zu Man wird aber gut thun, sich vom vorigen Jahre her zu erinnern, Lpscui ist mit dieser Grundlage völlig vereinbar. Tie gcsainmte daß auch die Börse daran belhciligt war. Die auf den Kurssturz Wirthtchaft-.vrdnung bis zu Anfang dmes Jahrhunderts war von von Kohlcnpapicren spekulirerrdcn Börsianer haben damals Agenten i diesem Tuirzip durchdrungen, -vre Bcicciung des Bauernstände-., und Berichterstatter in die Kohlcngegcndcn geschickt. Die ^-^stcrcu!dauerlichc» Wirthen daS Recht auf den Erwerb des hetzten an den ohnehin aufgeregten Bergleuten herum und zettelten > OstenthumS an ihren deiistsutSherren gchoreuren stellen zusprach, Streiks an; die Berichterstatter aber bauschten jedes kleine Ereiguiß ! ebenfalls miruntcr trister» mögluh. dieser Zwang zu Optern aus. um die Börse zu beunruhigen und die Besitzer von Kohlen-!''-- >7° durch die Ge ch.chte, so auch durch daS Ehrrsleuthrrm und werthen zum Verkaufe Ihrer Papiere zu treiben. Dann bemächtig-i d'e -ehren der Litt!lästert geboten. Ter (.rngrisf in das Prrvat- tcu sich die Baissespclulauten der abgegraulten Kvhlcnpapicre. Es ^gcnthum, wie rhu z. - die Expropriation darstcllt, ist ein voll ist recht wohl denkbar, daß auch heute etwas Aehnlichcs mitspielt- berechtigter Zwang zu eurem Opfer „n Interesse der Gcsanrmlhert. Tie Bergleute werden daher gut thun, sich die Herren anzusehcu. j ^ „Sozialrcform bringt nur rnioser» etwas RcucS, als sie Or- die ihnen zu neuen Lohnerhöhungöansprüchcn Zureden, daS Wohl! tzannalronen schätzt, welche die priva.wirthichafllichcn Kratte zur Stunden demselben ans Wegen zuschreitet, die Umwege scheinen und nicht immer begriffen werden. Alles, was Sie für Frankreich thun. thun Sie glcichzcitig für die Wiederausrichlung des Elsaß. — In Besä»',-v» kam eS g-stern zu neuen blutffieitzEvnslstrcn zwischen italienischen und tranzösischcn Arbeitern. Tie Behörden ergriffen strenge Maßregel». London. Emin Pascha ist mit einem JahreSgehalt von 20,M» AU. desmtiv in deutsche Tieusle getreten und wird am 20. April von Bagamoyo aus in Begleitung einiger deutscher Offiziere lind 200 sudanesischer Soldaten mit einer großen Karawane nach dem Juucrcn nufbrecheu. Tie engagirten Träger berichten, daß ihnen besonders hohe Löhne zugcsagt seien, wenn sie so schnell als möglich den Viktoria Nianza ecreichlen. Petersburg. Ter Zar ist ung soll sich in allgemeinem Unwohl! äußern. — Ter junge Mann, dcr durch das Loos erkoren war, den Zaren zu ermorden, aber Selbstmord verübte, war ein Marine offizier anS vornehmer Familie. Er erstickte sich durch Kohlcndampf. In seinem Schuldbekeuniniß erklärte er, er habe die That aus Rücksicht gegen seine Familie nicht verüben können. Seine Mrt- vcrscinvorcneii hat er nicht verralhen. Ehri st iani a. Hier trifft man bereits Vorbereitungen zum feierlichen Empfang des deutschen Kaiierpaarcs in der norwegischen Hauptstadt. Tic Pacht „Hobenzollcm" wird von einem Geschwader von fünf Panzerschiffen begleitet werden. Eine Abtheilung der norwegische» Flotte wild dem deutschen Geschwader entgegcudampsen und dasselbe dann auf der Fahrt in den Fjord begleiten. Die? Kaiporatioiirn der Stadt werden oufgefordcrt, mit ihren Abzeichen^ und Fahnen Spätrer zu bilden. K Tre Berliner Börse crössnete In matier Tcndcnz. Sie? setzte etwas höher ein, doch zeigte sich zu den besseren Notlrungen^ bald RcalisationSlust. In der zweiten Börscnhälfte fanden um-? sangrciche auswärtige und lokale Käufe statt, welche in Verbin-v dring mit der zuiiehmcndcu Gctdslüffigkeit eine ziemlich erhebliches Befestigung herbeiführte», namenllich für Banken und fremde Renten, v Auf beide» Gebieten entwickelte sich ein lebhafter Verkehr; deutsches ' Bahne» vernachlässigt, österreichische fest. Bergwerke waren? schwankend, gegen Schluß gleichfalls fest. Im Kassavcrkchrc waren S, Banken lebhaft, deutsche Bahnen schwach behauptet, österreichische „ fest, Bergwerke und andere Jndustrieen belebt und vielsach höher,-, deutsche Fonds fest und anziehend, österreichische Prrontötcn gut. bchauvtet und lebhafter als in den letzten Tagen. Privaldrscont-> 3V» Prozent. Nachbörse sester. — Wetter: Bedeckt und kühl,L Westwind. Z" »raukfurt M. ivbcndS» SrtdU LLÜ.l». eia»»». IW.R. ko»». ^ >a:>,ra. «aNjicr —. ikinvicr SL.l». -dr»k. Nu«. Goidr. 87,ag. Lileomo ^ 22i».M. Dressn. vk. irtzgil. Laura —. Grlfeuktrchcn —. HandrlSg. —. 2 Leuischr «k. Ratzig. 2 7L i « I>. iAikndS., itre»n M2.2». «iaatSdaha M7.7S. L-«r,r»e» us.zo. L Noldwcft 20I,au. Viorkuolrn Ü8..-.2.». Uiiq. «rrdit MM. gctz«. S iv a r i «. .Schlich.! Rciitt 88,07. eiuicib« IUV.82. Ataltearr 92,65. StaatS-o badn <66,25. LomHarok» 281,25, »o. ipriorliätcu —. knallte» IL-„ ikaarter s <81,25. Onomaacn 50,25. Eücomuie >,18.75. grst. M Pari«. Vr»duiiru iSchl»».» irseizeo »er Avril 2<.ru, »er Sept.-Dectr. 29.IU. rul,>a. SvirUuS vcr AVr» 51.75, ver ZrVtcmdkr-Dccemter.37,00, ruhig. L Rüböl Vcr '.>ip>il 7IM, Vcr Scvicmbcr-Dcccmbcr 67,25. ruhig. »r ?> »> n e r d a m. vro»uklca rschlul». wkiren vrr Mai 199, der Novhr.» 192,UU. bchanvrei. Moaaru vcr Mai liu.ou, vcr Lctober I32M, sicigcnd. L London <Produrtr» Bcr>ch». Engigchrr Wcizcn stktiger. ffrrmdc» Mrhl ch und Grrsie siciig, ruhig. Hascr und Mais arsragicr. Nussilchrr Hafrr anzichend.- Bohncn nnd Erdsr» siciig. — Wcttcr: Schon. 2X2 e-k> des Bergmannes habe» sie nicht im Auge. Tie Geldmächte haben daran sehr wenig Interesse. Ein viel zu wenig beachtetes Kapitel dcr wirthschastlichcn Kämpfe ist ja die Abhängigkeit der Industrie von den Geldmüchten. Ter Ncichsanzeiger veröffentlicht unter der Neberschrift „Sozial politik, Sozialreform und Sozialismus" drei Aussätze, welche den offenbaren Zweck haben, die sozialen Bestrebungen des. Kaisers zu erläutern. Es Ist ein Fortschritt, daß diele Aussätze in dem nmt- lichen Neichsanzeiger erschienen und nicht einem „irffpirirten Offi ziösen" zum Verschleiße übergeben worden sind. Ter Reichskanzler Eaprivi hält cs für angemessen, dem deutschen Volke klaren Wein einzuschänken, damit Jedermann weiß, wie entschlossen dcr Kaiser ist, die Dahnen sozialer Reform zu wandeln, anderer seits aber auch, damit nicht falsche Wahnvorstellungen sich »esl- sctzen und unerfüllbare Hoffnungen erweckt werden. Tie Reichs- anzelger-Aiifsätzc beginnen damit, kurz darzulegen, daß gegenwärtig die sozialen Fragen die politischen Erörterungen in den Hintergrund gedrängt haben. Dann wird ein Rückblick auf daS französ. König- thlim des vorigen Jahrhunderts geworfen, welches die Mängel dcr Gesellschaft nicht rechtzeitig wahrnahm und beherzigte, sich vielmehr mit den herrschenden Klassen iiidentificlrte, die Klagen der niederen Klaffen über den Druck dcr höheren Gcsellschaflsichichten überhörte und damit den Sturm gegen das Königthlim selbst herausbeschwor. Ter Relchsanzcigcr stellt dieser sranzösiichen Vernachlässigung der sozialen Reform-Aufgaben des Staates die Sorgfalt entgegen, mit welcher die preiißischen Monarchen, vom Großen Kurfürsten bis zur Gegenwart, diese großen, wichtigen, sozialen Ausgaben des StaaleS und dcü KönigthriniS erfüllt haben. DaS prcnßische König- thum trat allezeit In dem Kampfe der gesellschaftlichen Interessen auS- gleichend und versöhnend auf und nahm sich besonders der leidenden Klaffen an. Nun sind die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft durch die industrielle Entwickelung völlig andere und neue geworden. Es ist eine Klasse entstanden, welche sich von der Ucbermacht der kapitalkräftigen Unternehmer bedrückt fühlt und sich allmählich in einen bewußtlosen Gcgensatz zu allen übrigen GesellichaftSklassen, wie überhaupt zu dcr bestehenden Gesellschaftsordnung gesetzt bat. Hierdurch sind dem Könlgthuni und dem Staat neue Aufgaben erwachsen. In dieser Erkennlniß hat Kaiser Wilbclm I. eine Po- lilik der Berücksichtigung der Interessen der wirthschaftlich schwachen Klaffen inaugurirt: wir verdanken ihm die Gesetze, welche daS LooS der arbeitenden Klaffen gegen die Folgen von Arbeitsunfähig« Leistung dieser Opfer im Juleresse einzelner Individuen oder einer ganzen Klaffe obligatorisch zilsainmcnsaßt, ohne damit die RcchlL- form des Privaleigeiithunis an sich ausznhcben". Zu welchen Schlüssen der Neichsanzeiger gelangt, wie er ins besondere davor warnt, sich nicht durch Schrcckbildcr von sozialen Reformen abhalten zu lassen, wie er andererseits aber auch die Macht mittel betont, um fantastischen Wettperbcssernugsplänen cntgcgcii- zutreten, das sei dem morgenden Aufsätze mitzuthcilcn Vorbehalten. Fernschreibs und Fcrusprcch-Berichte vom 2. April. Berlin. Als Termin für die Berufung des Reichstags wird jetzt dcr 21. oder 22. April und selbst Anfang Mai genannt. Als Grund dcr Verschiebung verlautet, daß dcr Bundcsrath bis z»m 14. die Vorarbeiten nicht bewältigen könne. — In der gestrigen Sitzung des StaatSininisterliiins wurde über eine Novelle zur Ge werbeordnung Beschluß gefaßt, die als Antrag Preußens beim BiiiidcSrath ciugebracht werden soll. — Der dem AiiiidcSrnih zu- gcgangciic Entwurf einer Verordnung zu KriegSleisturigSzwecken setzt den Tages-Forirageind für die schweren Pferde kaltblütigen Schlages aus 1200 Gramm -Hafer, 3000 Gramm Heu und 5000 Gramm Futterslroh fest. Berlin In dem Dankschreiben des Fürsten BiSmarck ans die Adresse des Bundcsrathes empfiehlt Fürst Bismarck dem Bnn- desrath, daß er die Stellung eines gleichberechtigten gesetzgebenden Körpers fkstlurlte und eine voiwicgend ministerielle Behörde bleibe. — Die „Nvidd, Allg." verzeichnet die Wiener Meldung, daß Fürst BiSmarck und Graf Herbert am 1. Mai nach Helenenthal unweit Baden bei Wien kämen, wo Fürst Bismarck die Scbweielciuellcn zu gebrauchen gedenke. — Hiesige Blätter berichten über eine an geblich elwaS erregte Szene bei dcr Abschiedsanvienz des Fürsten Bismarck beim Kaiser. Die Veranlassung hätte die Ablehnung deS Herzogstitels seitens Bismarcks gegeben. Der Kaiser habe aus der lliiwiderriffttchkeit einer von ihm erlassenen Bersiigniia bestanden. — Ter „Post" zniolge wäre ein Bericht des russischen Botschafters Grasen Schnwatow über eine Unterredung, die dcr Kaiser niit ilun »ach dem Rücktritt deS Fürsten Bismarck gehabt, aui Kaiser Alexander von günstigem Einfluß gewesen und Halle an maßgebender Stelle etwaige Bedenken über den Rücktritt des scheidenden Staatsmannes vollständig zerstreut. Homburg. Die Kaiserin Friedrich trifft in der zweiten Hälfte dieses Monats Zinn Sommerausenthalte Hier ein. Es beißt, die Königin von England, die am 19. Apnl Aix-leS-Bains verläßt, werde in Homburg mid Darmstadt kurze Besuche nbslatte». Paris. JuleS Fcrry hielt gestern bei der Preisvertheilniig in der Elsaß-LvthiHiaisclM Gesellschaft eine Rede, in dcr er sagte: Lieben Sie das Elsaß wie eine Verbannte Mutier, die Sic mir von Weitem sehen können, die aber lebt, leidet und wartet. Wir bleiben in allen Lebensstunden der heiligen Sache getreu. Man verliert daS Ziel nicht aus den Augen, weil man zu gewissen Oertliches und LiichsischeS. — Ihre Majestäten der König middle Königin unter nahmen in Mcnkvne bei dem dmt herrschenden günstigen Wetter vielfache Ausflüge in die Umgebungen des OrtcS. Ihre Königl. Hoheiten dcr Kroiwriiiz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen, sowie dcr Graf und Gräfin von Cascrta, welche zur Zeit in Nizza bez. in Eannes verweilen, haben Ihren Königl. Majestäten Besuche abgeslaitct. Auch sind neben anderen Pcrsön- lichkcilcn der Reichstagsabgeozdncie Dr. v. Frege und Tr. Pseifser- Bnriersdors mit Gemahlinnen von Ihren Maiestäten empfangen worden. — AnS Frcibcrg verlautet, Se. Königl. Hoheit Prinz Fried- r i ch A u a n st werde nach dcr Rückkehr aus dem Orient das durch die Verletzung des Oberstleutnants Freihcrrn von Hamen er ledigte Kommando des in Frcibcrg garnisouirendcn I. Jäger- bataillons Dir. l'2 übernehmen. — Pfarrer Job. Friedrich Zel> lert in NamSdorf erhielt das Ritterkreuz 1. Kl. vom Albrechtövrden. — „Zweitausend Bürger Dresdens, aus Einladung des deut schen RelchSvercius zu Eurer Durchlaucht 75. Geburtstag festlich versammelt, senden deni Schöpfer der deutschen Einheit bei seinem Scheiden aus dem ruhmvoll geführten Amte des Reichskanzlers die Versicherung begeisterter Verehrung mid unauslöschlicher Dankbar keit für seine unsterblichen Verdienste um das deu.tsche Vaterland", in dicicm a» den Fürsten Bismarck abgcsaudkcn Telegramm gipfel- len die Gefühle, welche eine mehr als zwcilansendköpfige Schaar patriotischer Männer vorgestern Abend zu einer Dankeskund- gebuug kür den scheidenden Reichskanzler im Gewerbchanö znsaimueiigeführt hatten. Es war ein echt bürger liches Fest. Alle Stände der Bürgerschaft waren vertreten, ohne Unterschied dcr Partei, Beamle und Kauslcuie. Künstler und Gcwcrlstreibcude, Männer mit dem Silbcrschmuck des Atters, die das Werk des großen Mannes hatten yercinreisen sehen, wie die brgeisterie Jugend, die berufen ist, in Zukunft die Trägerin seiner großen Ideen zu sein und das vollendete Werk treu zu hüten und weiter anszubaiie». Ten Veramiaiter» des Feste«, in erster Linie dem Vorstand des Deutschen Reichsvcrcins, Herrn Generalagenten Schwarz, gebührt ungcthciitc Anerkennung. Sie halten cs verstanden, daü abwcchieliiugörciche Programm zu einem harmonisch gefügten Ganzen zu gestalten, in welchem;-.>cs Glied uir seinem Theile dazu beitrug, das patriotische Fest z» schönem Gelingen zu sichren. Auch die äußere Ausstattung des Festes war eine würdige. Ter effektvoll dekorirte Saal gab einen prächtigen Rahmen sür dasselbe ab. Dins der roch aiisgerchlagenen Orchester- iimschcl schaute aus grünem Lorbccrgebüsch eine Kvloffalbüste des Kanzlers auf die bcgcrsterle Menge herab, beschirmt von zwei alle gorischen Figuren, die den Ruhm mid des Volkes Liebe dar- ftclltcii. Geichickt anangirtc Fahncngruppen, Farben- und Guir- laiidcndrapiermigen vollendeten den gelungenen Schmuck. Die Jubeloiivcrlüre »on Weber crössnete die Feier. Kaum waren ihre letzte» patriotischen Klänge verhallt, bestieg Herr Rathsarchivar Dr. Richter die Nednerbühiie, um die Reihe dcr Ansprachen mit nachstehendem, in seinen lapidaren, wnchligcn Sätzen mächtig packenden Feslspruch zu eröffnen: „Der Dttistchtii viclLtchtt «iUiirciidslcr AblchuM, V»S gcUaltcr Wilhelms lies «rohen, ist zu Enve. Vom 2>I»iuploh trllt Ser letzte und gewaltigste »er ipeiue», die vor »cn Äuge» der staunenden Milwell ihr Vaterland zu un geahnter Maiht und Herrlichkeit geführt. Der des gleiches Bonner rnllaite»
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