Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 09.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-09
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.02.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dem Zulammenlegen in größere Güter vorgebeugt werden. Der am me«W. — lHr«e>an«r Sette » — Zulaniniriilegkn Bauer aenuonisirt am areisten. Ueber den Darauw'schrn LandcSverrathSprozeß schreibt die „Franks. Zta": Der schwerste Moment in der Anklage gegen Sarauw ist in de» Bucke» enthalten, welche er auS Kopenhagen aelchrieben und an das ErkundigunaSdiirrau in Pari- denen Erklärungen und Mittheilungen über ungen in Deutschland gegeben werden, drrri welche . --- - gxs„„tzl Hube» toll, in : militärische Unteriiehm ungen in Deutschland aegeben werden, deren strenges Äcliein,halten der prenhiiche» Rrgiening von arößteni Interesse sein nnißte. Die Anklage sucht zu beweisen, daß von Saiauw diele militärische» Nachrichten von den vielen von ihm aelobnlrn, in verschiedene» utsche» Städten «billigen Konespondenten erhalten, WWW ' E> M deni StSdten thätiaen Korrespondenten erhalten, die Mitihcil ungeu bei dem Pariser TrknndignnaSbureau verwerthct und dadurch den LandeSverrath verübt habe. Diele Briefe, die Sarauw unter dem Pseudonym Madien au» Kopenhagen geschrieben haben soll, sind von einem der früheren Pariser Mitarbeiter des Erkundigung-- dureaii«. einem gewissen Boninger, in die Hände der deutschen Ge- lieiwpolizu gespielt worden. Boninger, von Geburt Eidsser. tritt selbst ol» HanptbelastungSzeuge gegen'Tarauw in dem Prozesse aus. Der Zeuge beeidigt, dich der einzige Beweggrund, welcher ihn dazu trieb. Sarouw zu denuuziren, di« Gewiffensbiffe waren, daß er als Ellässer und deutscher Untrrtha» du»ch leine Tbätigkeit im Dienste rkundigungsburcauS zum Schaden seines Vaterlandes haudrlc. ven srstrn Entschluß gefaßt halte, S Als Doninaer 1>en festen Entschluß gefaßt halte, Darauw zu deiinnziren, suchte er in den Besitz der Briese zu gelangen.die Sarauw auS Kopenhagen an da- ErtnndiglliigSbureau in Paris sandte Wo eS ihm nicht gelingen wollte, sich die Originalbriefe zu verirhafseu. begnügte er sich, dieselben au» de» Journalbnchcr» des Bureaus zn lvpiren. AlsBonuiger meinte, genügendes Material zu besitzen, um die Schuld Sarauw S (alias Madien s) zu bciveilk», wandte er sich zunächst an di« deutsche Botschaft in Paris und übergab hier die Briie, welche dann später nach Berlin geschickt wurde». Bald daraus verließ Boninger Paris und reiste »ach Deutschland. Bvn- inger ist Nein von Wuchs, tief brünett, vo» dunkler Gesichtsfarbe, und hat dunkle, unruhig blickende Augen. Er ist sehr elegant und lvrgsältig gekleidet n»d kann hüchstens im Anlnng der Zwanziger sichen. Die in franzilsischer Sprache geschriebenen Bucke werde» ü» Äerichtsiaal vo» einem Guuinasial-Obcrlehrer ins Deutsche über setzt und dann einzeln vorgrlrle». Bevor dies geschieht, trägt de, Präsident den Zeugen Boninger. ob der zu verlesende Blies derielve den der Zeuge i»> Eikundigllngsbnrean vvrgeiniide». was der n« .. „ Zcugc jedcsninl bcstäligt, wätnrnd. der Angeklagte Sarauw. vom iiaekl ob er der^Bricsschreibcr sei, dick m den meislen lk>. Zeuge >e! Piäsidentc» befragt. Fällen eulichicdeii leugnet. Ter zweite Hauplbclastungszeuge ist lainu weniger interessant. Unter den Korrelpondenten. deren Sarauw sich bcdirnle, war rin gewisser Jntobs, welcher, obgleich Nichtmililär uns jung von Jahren, sich hcianderü für die Stellung zu eignen schien, um die er sich bei Sarauw brwvrben hatte. In seinen Be richte» an Sarauw zeigte dieser Korrespondent crslaniiliche Kenntnisse vo» de» militäiiichen Jnslirutiviien DcnIschlandS und der Mililär- pciwaltung, außerde», bemühte er sich helondcrs eifrig, die von v. Sarauw vcrlnngtru Millheiluiigen Pünkllich und aus angeblich „guter Quelle" zu crlhcile». Tic Sache war nämlich die, dag Jakobs alle Briefe Sarnvw's an das KrieaSniinislermm in Berlin sandte; hier wurden dieselben gelesen und dann an Jakobs zurück- gciaudt. ebenso wurden die von Jakobs an Sarauw abgesaiidtcii und „wclthvolle Millheiluiigen" eiitlxiltcnden Berichte vorerst >n> Klieakniinislrrium kvrrigirt. Daß die „wcrthvollen Mitlhcilungen" nur Mystifikationen waren, ist selbstverständlich. Aus de» Prozeß« vrihandlnugen acht hervor, daß Sarauw seit 1863 von der Ge heimpolizei schari beobachtet worden ist. Nachdem dir bei einzelnen Ulanen,eglmcntern cnrgcstcllten Ver suche mit Mrssingri'igen zum Festhalten deS ArmriemknS am Laiizcnlchost bcsriediarnde Resultate ergeben haben, rst in Preußen durch kciegsmiuisterrellr Pcrsügiiilg vom 24. v. M. die Ernsührulig derartiger Messingrrngr bei allen Ulaiieiiregiuientem migcordnet. Die für den erwähnten Zweck noch vorhandenen Siinge aus Pcc^ druht, Leder oder Kautschuk sind anfziibraucben. L ie iür die griechische Anne« anznfcrtigendcn 25.000 Paar grau blaue Hosen mit dunkelblauen Streiten nvrden von Schneidern »m Odenwald, Spessart, bei Friedbera, im Vogelsberg nnd Frankfurt amu fertigt. Ei» Paar fertige Hosen wird mit 70 Pb (!) bezahlt. Die Arbeit wird schon darnach sein, „billig und schlecht". Ei» Schneider in Dieburg.soll gar sich erboten haben, bei Ertheilmig ciucs Auftrags das Stuck für 40 Pfg. zu liciein. Einer seiner Kollegen soll in Folge dieses Angebotes sich mit dem Gedanken tragen, ob er die Hosen nicht vielleicht auf irgend einem Wege uuuoiisl Herstellen könne. In der 2hat ist man, wen» noch ein Nein wenig abgeichlagcn wird, auf dicier Grenze angelcmgt. Elende, blinde Konkuilkiiz! Ein schreckliches Ereigniß Hai sich in Großvstheim bei Aschasfcn- bürg »getragen Der verhcirathete Pflasterer Valentin Frick, der schon längere Zeit Spuren einer Geistesstörung kundgab, wollte seine» l2jährige» Knaben erschießen. Dieser fand indessen noch Zeit, sich durch die Flucht zu retten. Darauf ging Frick m den Stall, wo seine Frau beschäftigt war, und feuerte einen Schuß auf sie ab. Sie wurde mi Gesicht schwer verletzt und sprang aus dem Stall, Nrl aber sofort zusammen. Der Attentäter, der wohl aniinhni, daß icrue Frau todt sei. ging in das HauS und erschoß sich nun selbst. Leilerretctt. Wie der „Kurier Lwvwski" nieldrt, werden jetzt ni Lemberg Tank- und Zustimmungs-Adressen für Wiiidthorst, Richter, Rickert »nd den Polen v. Stableivski unterfertig:. Znr Versiälkiing des Or>entgk>chivaders wurde das Kasematt- ichifs „Kaiser Mar" m Dienst gestellt. Ungarn. In Keszthely wurden der Kansniann Samuel Her mann. dessen Kind und Wirthschasterin Nachts von Räuber» aus brstialüche Weise ermordet. Die Budgetdebatte hat wieder zwei Duelle im Gefolge. Der Abg. Julius Horvath hat, nachdem die Erklärung von seiner Makellosigkeit von der eingesetzten pnrlanientarijchen Uiiternichuugs- lommission abgegeben wurde, den Schreiber des Artikels im „Bu dapest, Hirlap , Baron Jvor Kaas, fordern lasse». Dann wieder bat Abg. OUo Hermann bei der Debatte über das Budget des Knstiismiiüsierinnis den Kunstreserenten des ,.Nennet", Professor Josei Keßler, angegriffen, weshalb er vom Letzteren Zeugen zngcschickt erhielt. Frankreieh. Die monarchistischen Organe geben sich den Anschein, als ob sie durch den Antrag aus Ansrvcisnng der orleani- stischen und bonapartisliichen Prinzen nicht beunruhigt seien, da die Annahme dieses Antrages durch die Mehrheit der Teputirtciikainmer nicht zu beiurchren sei. In Wirtlichkeit hat aber der Antrag in ' gleich man likaner de» gefährlicher erachtet als im Jnlande, wo die Ucberwachuna leichter sei, andererseits aber die Rovalisten gezwungen würden, sich eine größere Zurückhaltung mifzuerlcgen, um nicht Maßregeln der Regierung zu veranlassen, linier den Ministeni soll in Bezug ans die AiistveistinaSsragk Un einigkeit herrsche», sodciß dieselben möglicherweise beschließe» werden, neulial zu bleiben und de» Kammern die Entscheidung zu überlassen. Nonrrit, der wegen Ermordung eine- General- rin Jahre 16t8 zu lebenslänglicher Zwangsarbeit veruriheilt wurde, ist begnadigt worden. Belgien. Das noch im Dan begriffene Fort von Nripelmonde bei Anlwcrpei» ist wegen ungenügender Festigkeit deS BodenS bei nahe vollständig cingkstürzt. Der Schaden wird aus über 2,000,000 Fc. geschätzt. Er wird eine lange Untersuchung ersordem, um die Verantwortlichkeit festznstellen. doch ist da- Errigniß gerade nicht beiechnct, um den enthusiastischen Bewunderern des General- Brial- mont, Gencraliiispektors der Festungen und Ingenieure zu erlauben, demciben noch ferner al» den ersten militärischen Ingenieur Europas ausznschrcien. »bauten gc.„u.. ^ Belgier die Kongv-Uiikernelttiinng zu Wege gebracht. Infolge der dafür gcniachtcii großen Ausgaben müssen letzt große Ersparnisse in der Cwilliste gemacht werden. Ein Thcil des kgt. Maistalles ist bereits z»m Opfer gefallen und der bisherige Glanz der Hofscste wird durch dicielbcn sehr getrübt werden. England. Der neue Lordkanzler, Sir Farres Heckchcll, ist nicht, wie gemeldet wurde, ein Enkel des großen Astronomen Hm'chcl, sondern jüdischer Abstammung. Sein Urgroßvater hieß Hütet. lein Großvater Juda Hcrschell, Beide lebten als angesehene Männer in dem kleinen polcnschcn Städtchen Strelno. Sein Vater wanderte als junger Mann nach England aus »nd trat da selbst zum Ehristcnthnni über. Sir Herschell, ein ausgezeichiicter Jurist, ist jetzt ei» guter Vierziger. Eine Schivester von ihm, die nach einer Großiniitter den jüdstchen Namen „Gietel" fuhrt, »st die Gattin des Physiologen Burdon-Saiiderson. Zmn Finauzielretar im LneaSmimsterium ist Herbert Gladstone ernannt worden. nicht zu beiurchken sei. In Wirklichkeit hat aber der S ronalcstochen Kreisen große Erregtheit hervoracrufen, obgl daleltzsi anniinnit, daß ein beträchtlicher Dheil der Republi! Auieitthall der Piätcndrnten im Auslände >ür gc'ährlichei London. Eine Deputation, an deren Spitze der reiche Handelsherr I. M. Kelly stand, betuchte Lord SaliSbum in Ar linqton-Strect, um dem Ez-Premier die taurige Lage des eng iischen Handels vorzulege» und ih» von dem Niedergang aller Ge schäfte in der Hauvtstadt zu unterrichte». Sie glaubt, daß sie die Ovier des Freihandels seien und fügte» als VcwciS an. daß seit >681 der Export »ach Frankreich um 17 Proz,, der nach Spanien 44 Prox, Italien 4l Proz.. Rußland 10l Proz., Nmnänien 600 Proz., Schweden und Norwegen 22 Proz^ Griechenland 2l Proz., Holland 57 Proz., Dänemark >54 Prm., Deutschland 32 Proz. und Belgien 24l Proz. abgenoimne» habe. Der Import von diese» Ländern stand migrsähr im gleichen Berhältniß, so von Frankreich 124 Proz. Eme Abhilfe sei daher driiigcno nothwenvia. den» England köniie sich doch nicht aus den Handel mit seinen Kolonien beschränke», wo man nicht die Preise wie ans dem Kontinent zahle. Lord Salisbury sagte, daß er jetzt nicht mehr lm Stand« sei wie vor einige» Monaten, srlbstthätig einziiareisen, aber er werde im Parlament dafür sorgen, daß ein neues Ausfuhr- und Einfuhrgesetz bearbeitet würde, den» er habe während der kurzen Zeit seines Amtes Gelegenheit gehabt, die Mangelhasligkeit der jetzigen Legis latur zu prilsen. — In Walnerhainpton wurde eine Znlaimnenkunfl der englischen Fabrikanten und Eisenhändler adaebalten. um die fremde Konkurrenz im englischen Handel zu besprechen. Es wurde festae- stellt, daß kein Land England so viel Schaden zusiiae, wie Deutsch land und znmal in Indien und Australien. Jetzt sind die Bedürf nisse nach tremdci» Metall ln de» Kvtvnien stärker als je »nd gerade die englische Einfuhr eine viel geringere. Das liegt daran, daß die Denlichen billiger produzirc», bessere technische Werkzeuge, längere Ar beitsstunden und geringe Abgaben »nd Lohne haben. Der starke Zoll, der aus den Knnnlsrachteil mi mittleren England liegt, hindert auch viel de» Wassertransport der Waare», was in Tc»Ischla»d nicht der Falle wäre, daher wurde beschlossen, daß eine Petition an das Par lament ilin Erhöhung des Einfuhrzolles dcnlicher Produkle ge richtet werde» solle, sowie den Arbeitern gegenüber ähnliche Ver hältnisse. wie in Dcntstand geschaffen weide» müssen, da sonst der englische Handel niinirt sei. Es ist sehr ergötzlich zu sehen, wie die katholische Geistlichkeit i» Irland sich mit der Ernennung des uiialänbigen Journalisten Morlcy zum Obettckretär von Irland absindet. Der katholische Erchischm von Dublin erklärte nämlich einer Devlttntion, er wisse wohl, daß der neue Obersekretär den KlerctaliSiinlS als den schlimmste» Feind der Wisscmchatt erklärt und in seiner Zeilichrist .Fvrtnightl» Review" geschrieben habe, die Kirche nütze sich ans die Unwissenheit und suche mit allen Mittel» das Weck der Er ziehung zu hindern — aber „unter den außerordentliche» Um stünden". unter welchen Air. Morlcy »ach Irland komme, müßten sic ihn doch srenndlich cmvlangc», „denn er soll die Pvlil k des großen StaalSmanncs Gladstone aussiihrcii. sie (die Irländer) frei zu machen, soweit dies mit Sicherheit geschehe» kann — sie z» dc- srcicn, um sich selbst zu regiere». Unter diesen Umständen wolle er als katholischer Bischof sagen, daß sie sich dem Willkommen an- lchließcn sollten sür einen Mann, welcher für dieien Zweck vo» dem Staatsniann-Veterciii eriiamtt ist.... Er habe nie an dem Erfolge ihrer Bcstrrbuiigcn »ach Unabhängigkeit gczweifelt und er vertraue darauf, daß der Streit von Jahrhunderte» geschlossen und die beide» großen Nationen versöhnt werden I" Auch Parnell's Blatt United Jreland" erwartet von Morlcy große Dinge. Der Fondsmaklcr Sydney Mvntagiie Wood, der vom Londoner Bönen-Komitee für insolvent erklärt wurde, hat bedeutende Unter- schlcife verübt und sich der Verhaftung durch die Flucht entzogen. Ein Klient allein erleidet einen Verlust von 80.000 Psd. Slcrl. Rußland. Uebcr die bereits mrtgctheilte Verhaftung eines hervorragenden Nihilisiensübrers meldet man deS Weiteren: Iwa now wurde bei dcni Verlassen eines am Ncwski-Prospekl gelegenen c>stn»rants verhaktet, in einen bereit gehaltenen, geschloffenen Lagen gesetzt und nach der Pekerpaulsicste gebracht. Welche Wichtigkeit ma» seiner Habhattwerdlli'g beilegt, dünke anS dem Um- lande c,Hellen, daß die bei dem Fang belyeiligtcn Unlerbcamtcn Mort 3O0O Rubel Belohnung erhielten. Iwanow war in früheren Jahren bei der Auffindung einer geheimen Druckerei bereits einmal veihastet und wurde damals in Kiew zur Verschickung nach Sibirien veruttheilt. Es gelang ihm, mit zwei Genossen zu entspringen und in'S Ausland zu entkommen. Er hielt sich brs vor Kurzem in Paris am. Driiicrkenswerlh ist noch, daß Paris seit neuerer Zeit diesseits als der Sitz der Führer der revolutionären Bewegung in Rußland angcschen wird. Z Urtel. Die Vertreter der Großmächte m Konstantinopel habe» dieser Tage den Empfang eines Deleginen der Kretenser Namens Philcmon, welcher eine auf die Insel bezügliche Denkschrift überreiche» sollte, verweigert. Es war nämlich schon vor einiger Zeit den Vertretern der Mächte eine Denkschrift ans Kreta zngc- gangen, welche die Vereinigung Vieser Insel mit deni Königreich Griechenland forderte, und welcher viele Unteckchriften bcigcfügt waren. Die letzteren erklärte die türkische Negierung für gefälscht. nun L:e Unterzeichner ihre Unterschritten be- es sollte mit denselben eine neue Abschrift die Vertreter der Mächte überreicht werden. Außerdem batten in den Hauptorten der Insel die christlichen Kretenser Versammlungen veranstaltet, welche Resolutionen im Sinne der Denkschrift faßten. Die letzteren, welche die Unterschritten aller bürgerlichen und kirchlichen Notabeln der Insel aiistveisen, tragen fast den Charakter eines Plebiscits. Auch eine Abschrift dieser Ncsvliitioiiril sollte der Delegirte Philcmon überreichen. In Konstantinopel wurden indessen von keiiiem der Vertreter seine Dokumente entargeiigenoinincli, und bei der französischen Gesandt schaft fand er im wörtlichsten Sinne die Hansthüre verschlossen. Die gaiize Mission mit allen ihre» Vorbereitungen ist also gänzlich erfolglos geblieben. Eine identische Mittheiluiig der Botschafter empfiehlt der Pforte betreffs der Jriedensvcrhandlimgen in Bukarest, de» Berliner Ver trag absolut z» rcspektircn, >edc» Gedanke» an eine Kriegsentschädig ung zu Gnnstcii Bulgariens anfzngcbcn, ferner die vstrnnieliiche Frage als rein iitterne nicht zu beuilneii und die Vertreter der Mächte in Bukarrst über die diesbezüglichen Verhandlungen auf dem Lausenden zu erhalten. Bulgarien. Die ostrumelischen Soldaten sind ans Bulgarien wieder in Philippovel cinaelwfsen und verabschiedet wvrden. Diese Sieger habe,, gewiß die^Behandlnug nicht verdient, welche ihnen waren, me icyieren ci Infolge dessen hatten m gläubigen taffen, und c des Dokuments an die so verwahrlost, l Der Anblick der im eigenen Lande zu Dheil ae> die Mantel abgenvininen, mit bene» sie bei Eintritt der giinimigeii Kälte versehen worden, traten sic den Rückmarsch nach Philippovel an. Hier kamen sie in einem Zustande an, der aller Bcschreibuiia spottet. Die »leisten zogen fast ohne Uniform, fast nackt, mit Fetzen bedeckt, daher, andere, hohläugig vor Hunger und Strapazen, bettelten in den Straße» um Vrod und um Kleider, die eisvrciien Glieder einzuwickeln. Viele Verwundete, oberflächlich verbunden, bunipelten mühsam an Stöcken weiter. So muß des ersten Napo leon große Armee ans dein Rückmärsche in Polen a»Saesehe» haben, buntsclssckig und körperlich und geistig gebrochen, annen Teufel war herzzerreißend. Zn Pyilippopcl man sie ko rasch als möglich los zu werden und sie zu ihren Ettern »ach Hause zu schaffen. Wer Geld batte, fuhr auch gleich mit der Bah» ab, wer aber keins hatte, und das war weitaus die Mehrzahl, konnte sehen, wie er nach Hause kam. auch wenn ihm der ThphiiS aus den Augen schaute. Wer diese Zustände aut dem Gewissen hat. ist schwer zu sagen. Rumänien. Die Depntirtenkammer votirte die Regierungs vorlage betreffend die Befestigung von Bukarest. Zur Deckung der Kosten soll cinc Nciitecinissio» bis zum Betrage von 6 Millionen erfolgen. Die Albciteu sollen bis zum Jahre 1800 fertig gestellt werden. Trrbtcn. In Belgrad überreichte der deutsche Gesandte Gras v. Brctt)«Steinb»rg dem Ministerpräsidenten Garaschanin eine Zu» stiiiiinnngserklärnng zur Note Rußlands bezüglich der Begrenzung der Friedensvechandlungcn in Bukarest. Derselben sind somit alle Großmächte beigelreten. Australien AuS Madrid wird geincldct. daß Fürst Bis marck dem Koinniandanten des deutschen Südleegeschwaders Beseht ertbeilt hat, sofort die deutsche Flagge aus allen Karolinen-Jnseln, welcl-e dnrch Vermittelung des Papstes Spanien zugesallcn sind, wieder ciiijnzichen. A-kttlllklon. ß Am Sonntag war die zweite Aufführung des Moscr'schcn „Biircankrat", welche vor ansvertnustei» Hanse stnttsand, durch den Besuch der beide» Majestäten beehrt. Das heitere Stück schien de» höchste» Herrschaste» viel Vergnügen zu bereite». ß Nächste» Tvn»c>stag, t>. I I. d., kommt die Over „Heinrich der Löwe" von E. Kretschmer im Kal. Hosthrater wieder zur Aussühlnng. Wie sie vor wenigen Wochen vollstenAnNnngmi Publikum gesunde« batte, Io werden auch diesmal die effcklreiche VI«r»11»L ä«n st. kodruar 1886 Musik, die schöne ttv-stattiiiig. insbesondere dteherrlicheii Leislniigei- deS Frl. Malten und deS ' Frl. Malten und deS Hem, GudebnS die Hö 7 Bezüglich de» AnstallcS. der Glilck'schen Hörer »miiiiren. 7 Bezüglich de» AnSlallcs ver Gluck lcyen „A rmidc" uw Sonntag ist z» konstalire». daß derselbe lediglich durch die Ec krankniig deS Herm Lorenz» Riete verursacht worden ist, während Irl. Malte» vollkommen bereit war. die Titelrolle zu singe» ß Außer der „Eurnuitthe" und der „Hochzeit des Figaro" (zum Gedenktage der rrlle» Aufführung vor 100 Jahren) kommt i» eini ger Ze>t der viclerlehnte .. D o n I u a n " zur Aufführung Vor läufig sind freilich die Peno»alverhält»iffe der Hoioper infolge von Erkrankungen ic. so ungünstig, daß ein bestimmter Termin de: Aufführung noch nicht angegeben werden kann. 1 Reiidenztheater. Herrn Mikiell's interessantes Gast spiel findet innner mehr Anklang »n Publikum. Vorgestern beide zweiten Aufführung der Einakter: „Scheuertest" von E. Trowitzlch, „Nicht fluchen" von (?) „Ein delikater Auftrag" von Ascher und „Ein moderner Barbar" von Moier, welcher Se. Kgl. Hoben der Großherzog von Oldenburg beiwohnte, iah man aus den meisleu Plätzen volle Besetzung. Vier Male hintereinander verlobte si.l der liebenswürdige Künstler — daS ist Viel, fast invriiioiiisch! Ave es geschah stels in animtthigster Weise und mit anziehendstem Hu nior. Sein Rittmeister Eurt v. Rave» in „Scheuertest" batte so viel lebenswahre Eigenart und honette Offttierlichkeit, daß inau ti v! der Schwachheit der Handlung und des Dialogs in sehr behaglich, fröhliche Stiinnning versetzt wnrde. Lustig, aber gar nicht anstößig, wurde der Knßraub an der Leiter vcrüvt, sehr drollig später d,e originelle Liebeserklärung vollbracht. Alles hatte teincn Sul nirgends drängte sich burleske Uebcrtrcibung vor. Recht hubich sckundirtc Frl. Stahle als militärisch erzogene und doch dezente Vu> bara. Ebenso gefielen die geschäftige Frau Hellborn der Frau Bauer und der champagiiersidcle Hellboru des Herr» Brummer, noch mehr aber Herrn Fiichbach's jovialer oller Husar Hemnann, eine wohl gettosseue Gciirefigur. Das „Nicht fluchenist nur eine leichte Plauderei mit thcilweise gelungene» Pointen, welche freilich bei »ich! virtuoser Ausführung kühl lassen würden. Den Seekapiiän von Donnerkeil, dem das Fluchen zur andere» Natur wurde, denkt ma. sich robuster, derber und grogkiiiäßiger, olS ihn Herr Mittel! äußr. sich vvrstellt. Ter Darsteller versteht es aber bestens, den Humi der Rolle wirksam, die Paiiisirung zündend zu gestalten. Fä Gamber bemühte sich um ihrer Barum» nicht ganz ohne Eriolg sollte aber schärfer betone» und noch schalkhafter vlauder». — In dein unverwüstlichen Lustspielchcu: „Em delikater Auftrag" gönn! sich letzt Herr Mittel! lEhamp-Touriw) manche Ausschmückungen im Naiv-Ko»üschcn, die früher nicht bcincrklich waren. Die Rolle ,sl so nngclegt, doß kleine Uctzcrtteibiinac» nicht schaden können. Keck heit und Verlegenheit in reichem Wechsel wurden recht amüsant vor geführt. Die Partnerin Frl. Thallcr spielte ihre Frau v. Ehaleuay gewandt, nicht gar zu vornehm, atzcr mit der nöthigen Reserve, und wo cs angedracht war, mit voller Munterkeit. In Fra» Baue, war ihr das passendste Ka»»»crkätzchen zugesellt. — Die virtuoseste Leistung des Herrn Milell kam zuletzt: der moderne Barbar Kon staiitin. Leicht ist diese Rolle des russischen Vetters zu vergreisen wenn possenhafte Znthrtten hiiicinkoimnen. Davor hütete sich Her. Mittest und zeichnete den zartfühlenden Moskowilen mit größter Feinheit sowohl in der Diktion als im eleganten Spiel. Selbst beim auswallenden Zoni bcivahrte er das richtige Maß. Sein ge mütbvvlles Wesen berührte unnuttclbar sympathiich, wobei die Könnt der Unbeholscichett nirgends zu kurz kam. Nochmals bewährte sich Frl. Thallcr (Eugenik von Horst) recht glücklich. Herr Brm»»ie< traf den junkcrhatten To» des aufdringlichen Vetters Alfred meist beiiallswerth und auch die kleineren Rollen waren genügend ver treten. B. SenberIich ß Die alte „Fledermaus" des Walzerkünigs Strauß ist am Sonntag zt healer ^ LV Fledermaus" des Walzerkünigs Strauß ist am gänzlich auSverkauttem Hause im Reuden z ngeii. Die animirte Stimmung des Publikums W --- gegenüber dem flotten Eisenstein deS» U- ilmde deS Frl. Brentano, dem urkomischen 2 ^ ? und der Adele des c„. — Frl. Aliprandi, so- . . .... .. m Goedecke, deren S M-Ü.T vielseitiger erscheint, recht freigebig im Beifall. Z *°li ircktion des Nesidenztheaters recht oft vergönnt sein, » »2 ^ ril ieben! K ^ ,7 dem sehr netten Prinzen Orloffsky des Frsi Goedecke, - . .. . . „„ .... * Das große Bodensce-Danipstraiektboot, der schweizerischen Nordvslbnh» und der würltcinberg,scheu Stoatsbahnvcrwattnng ge hörend, ist »in 25,000 Francs an Herrn Bäuinli in Zürich veikantl und zunächst nach Rvinandhm» gebracht worden, wo eS iu Siii-ke zerlegt wird; keine kleine Arbeit, da im Rumps des Kolosses sich an die 250,000 Niete» befinden. Das schiss kostete ursprünglich 5i0,000 Francs, renlirte sich aber bei seinem enormen Kohlenver- alüolut nicht. Fortsetzung d«tz „lv»ruilstl,ten" Seite N. brauch M c.ll 8 s Nachniitlag por j m Szene gegangen. Zeigte sich namentlich xrrn Eornelli, der Rosa! Frosch des Herrn Jn'chba wie den ' ' Talent »inner Möcze es der Tn so volle Häuser zu sehen! ßJm Reiidenztheater währt da- Gastspiel des Herrn Mittel! nur noch einige Tage. Herttc Abend werden die vier am » ^ - Sonntag ausgesührten Einakter wiederholt. Morgen (Mittwoch) » § s SiaPiiiitlaa gelangt die Operette „Der Bettelstudrnt". die bei der l"" L letzten Anssührrma vollsten Beifall fand, zur Wiederholung. « ßJm Residenz-Theater steht ein seltenes hochinler« essantcS Gastspiel bevor. Eriiesto No>n, der berühmte italienische — § Schauspieler und ebenbürtige Rivale Salvinis, wird dort in scincu Glanzrollen als Hamlet, Othello und König Lear auflretcn. Ross, s « war der erste, wclrtzcr die uiisterblichc» Meistenverke Shakespeare'-H -Vtz- aut der italleiiischen Bühne möglich gciiiacht hat: von dem gelehrten 2 ltzW-r' Bologna und deni kritischen Mailand aus hat er Italien dein großen » 2 Briten dnrch Ausdauer. Genie und Kühnheit erobert. In seinen I jüngst erschienenen mich ins Deutsche übersetzten üitcressanten Me- A nioiren hat er dem deutschen Wesen und Geist seinen tiefsten Respekt Le»? bezeugt. Ob er bei seinem hiesigen Gastspiel auch den „Kenn", " M» eine unerreicht dastehende Leistling, vorsiihre» wird, wisse» wir nicht, wünschen eS aber sehr. Ende dieses ober Anfang nächsten Monats - 27 wird er auktretcu. Inzwischen kann man sich also »och an den in A ihrer Art einzig -astelMden schcinspielerischcn Leistungen Mittell'S er'relieii und Direktor Kack i» jeder Richtmig dankbar sein. ß Die zweite Ka »i merin ns i k s o i re e (Lanterbach), welche ' nächsten Montag, den 15. d., im -Hotel de Taxe slcrtlfindet, bietet in ihrem Piogramm Weike hohen Wcrthes: Är'veart's 0-cI»r- Quartett, Beethoven's L-clur-Trio lop. 97>. in welchem die Kgl. Kmninervirtuosiii Frl. Mary Krebs den Klavierpart übcrnmiint, und das v-moll-Quartett von Schubert. Die drei Qnartettinil- glicder Herren Kvnzcrtnieislcr Lnuierbach und Grütziiiachcr »nd Herr Knniincrmusitns Göring sciern a» diesem Abend das 25jährige Jubilänin ihres harinonischen Zusaninicnwirkens. ß Die erste Aufführnng des Trauerspiels „Lorelei" von A L'Arronge i»> denlschcn Theater z» Berti n hat am 6. d. stnttge- snnden und dein Autor einen bcachteiiswcrlhen Erfolg, auch viele Hervorriise eingetragen. Tie 3 crllcu Akte des etwas ph.rittassischen Dramas, namentlich der theatralisch-cssektreiche zweite Alt, haben das Publikum sehr gefesselt, dagegen sollen die letzten Aufzüge viel schwächer und wirkungsärmer sein. Der Hckd wird ans einem schwär- merischcii Mönch ein wüthender Tyrann und Kirclrenfcind, die Heldin (Marin) ist eine Kopie der Elisabeth im „Daniihänser" »nd der Lo- releiipuk erinnert an den Bennsberg. An dem phantastischen Au>- putz der nnklare» Hanolmig haben Viele Anstoß genommen. f Ueber das in Berlin aufgesührte Schauspiel „Treu dem Herm" von Rich. Boß sagt K. Jrenzcl in der „Nat.-Ztg". Folgendes: Trotz seines peinlichen Vorwuris hat das Schauspiel bei seiner ersten Aufführung im Schauspielhaus«: am Sonnabend den 6. Febc. namentlich in den beiden letzten Akten bei dem Publikum eine sehr sreundliche Ausnahme gefunden. Es ist dies ein Rührstück uul starken, zinn Theil melodramatischen Effekten, viel Treue und Edel- milth auf der einen, der echte Theaterbösewicht aut der anderen Seite. Um seinem Kurfürsten die Kaffe zu reiten, verspricht rin sächsischer Rath, bei dem Einmarsch der Preuße» in Dresden 1756, einem seiner Untergebenen, einem schlimmen Schufte, seine Tochter zur Frau zu gcbeii: um das Mädchen vor dieser Heiratb, und ikren Herrn vor dem Selbstmord zu bewohre», zeigt die Haushälterin dem preußischen Koinniandanten die Sache an; das Eckcdkinen des Generals Joachim von Ziethen, dessen Wärterin die Haushälterin gewesen, bringt Alles z»ni guten Ansaang. ß Marie Seebach hat in Amsterdam dnrch ihr künstle risch nnd im äußeren Eriolg bedcutciideS Gastspiel einen großen Triumph geerntet. Mit Fanfaren, kostbaren Blumenaussätze» re. begrüßt, verabschiedete sich die berühmte Künstlerin unter gleichen Ovotioncn und unzähligen Hervorrulcn. Fackelziige, silberne Lor- beerkränze, Kunstwerke, Kupferstiche re. wurden ihr zu Theil „Maria Stuart", Eliiabcth im „Essex" und die Gcneralm in „Mutter nnd Sohn" waren ihre Glanzpartien. j- Ter französische Dichter Ludovico Halrvy ist'am 4- d. unter Feierlichkeiten in die Akademie Francaise auigenonimrn worden. Unter de» Anwesende» befanden sich die Töchtcr deS denlschen Botschafters. Der Lnstsvieldichtcr Paillcron cinwort.tc aus die Siede Halcpy'S. Beide Sieden saiwcn großen Beüoll. 8. ß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)