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Dresdner Nachrichten : 09.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-09
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.02.1886
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BV. ««grvr«, ! 8äok8. u. Lzl. krsu««. llospkowpI'Lpk, L Vrvsäon, Xnukdaus, Zvestrsfistv Xo. 10. ^ »srlla, LS, s ansrlconiit xrö58ts FmnvLlil vlskiiNtsr 6o8tür,ls. ^nkortissunA A V von 6v8tümen nach Llnasa. V»wlno8ill v«r«cl>ioäell8tentlenre. A « 8vI»l08«8Lrn«liie> rr, II (srükar ßr. Lrückelg- 3) » « künlctlicbo UvkMrxung nach rru8v!irt8. L kl 8ltz l ai'äeeta sineiaii- n Tlianlavirni'/Iaimlm ^ciiiiiio^ in MMlWi giiMM iß x »Rneoit. I. KI Vddib Iiiildkbil II. I livlUvi Kal UVI MV, M' MM M Ja«,,. Nk. 40. 31. Iahrgaus. Auslage: 42,000 «rpl. «Itterniiätnnßfiißt«, »fir »en S. Ar»».: Windstill »der leichte »,n de» örUichrn Berdällnifie» dretnfiußie Ström»»,. Heiter »»» trocke«. Temperriur wäliecnd der ,räßte« Zelt »»«er Rull. Hemer«»«, : Orrtitchr u. zeiiwetje »Irreldildung. jDreäde». I88K. Dienstag, 9. Februar. Lrmnwortlich« Redaltrnr für Politische vr. Emil Biere» in Dresden Die eine des etwa halben Dutzends verschiedener Balkaiffragen. oie Dmerenz zivischen dein Fürsten von Bulgarien «nd vem Sultan ist. wie mehrfach berichtet, aus der Welt geschasst. Damit eröffnet sah die Aussicht, daß auch die übrigen vielverschlungenen Einzel- slreiliäile, deren Gesamiiitheit augenblicklich die orientalische Frage recht bedrohlich innchte, sich ebenso friedlich werden schlichten lasse». Ter Sultan hat sich, nach langem Zögern, zuletzt noch recht beeilt, die Folge des Philippvpeler Staatsstreichs, die Vereinigung Ost- rmnclienü mit Bulgliricn anzuerkennen. Es lag ihm daran, der Türkei, wcnii'S doch zum Kriege mit Griechenland kömc. die Streit macht des Fürsten Alexander als Bundesgenossen vertragsmäßig zn sichern. Ter Sultan verzichtete daher auch noch daraus, dem Fürsten Alexander den Rang eines türkischcn.Muschir zu verleihen, was ans die christlichen Unterthancn desselben einen schlechten Eindruck er zeugt hätte. Fürst Alexander braucht auch als Lehnsherr des Sultan nicht einen türkische» Fez zu tragen. Keine Großmacht wird dem Abkommen zwischen Beiden die Zustimmung versagen können. Am sauersten fällt dies Rußland, da der Bnlgarensürst die Früchte seines Staatsstreichs in Ostrumelien und seiner Siege über die Serben ohne Hilfe des Zarenreichs, ja theilweise im Gegensatz dazu jetzt eingchcimst hat. Wird aber der bulgarischen Vereinigung die Zustimmung der Großmächte zu Tbeil, so kann sic des Segens der Kleinstaaten, Serbiens und Griechenlands, gänzlich entbehren. Diesen erwächst aus der Vereinigung der Bulgaren keinerlei Rechtsanspruch aus eigenen Gebietszuwachs. Im Gcgen- theil bekunden die beim Fricdensschlnß zwischen Serbien und Bul garien jetzt in Bukarest thätigen Diplomaten die Absicht, die zwischen beiden südslavischcn Staaten bestehenden Streitfälle auf cur möglichst enges Gebiet zu begrenzen. Der Sultan hat zudem erklärt: er werde sich in keinerlei Unterhandlungen mit Serbien über seine Hohcitsrcchte und die bulgarische Angelegenheit einlassen. Doch, wie alle orientalischen Angelegenheiten, besitzt auch der serbisch-bulgarische Fall die Eigenthüinlichkert. langwierig und reich a:> Ueberraickungcn zu sein. Es war doch kein Zmall, sondern kannte nur Absicht sein, daß in der ersten Sitzung der Friedens konferenz zu Bukarest der den Vorsitz führende Bevollmächtigte der Pforte, Madjid Pascha, nachdem er die übliche salbungsvolle Be grüßungsrede gehalten, in dem Augenblicke, als er seine Vollmacht vorzcigen sollte, nur ein Telegramm des Großveziers bei sich hatte. Tics wurde natürlich kür unzureichend befunden. Alle Bevoll mächtigten waren überrascht und die Konferenz kann nicht eher ihre Arbeiten offiziell ausnehmen, als bis der türkische Vertreter eine gutbcglaubigte Vollmacht vorweisen kan». Bis gestern sollte er in deren Besitz gelangt sein. Die Pforte brauchte offenbar einen Auf schub von wenigen Tagen, den sie gegen Griechenland auönutzte. In Athen wird sich wohl auch die Kriegslast legen. Die neueste Anleihe ist gescheitert und ohne Geld können auch die santasicvvllen Hellenen keine» Krieg führen. Gladstone trennt sich nicht von den übrigen Großmächten; er führt gegen Griechenland eine feste Sprache und verweist es mit seinen Ansprüchen auf eine spätere, günstigere Zeit. Europa hat ja stets den Griechen großes Wohl wollen bewiesen. Trotz allen Heldenmuths hätten sich in den 20cr Jahren die Griechen nicht ihre staatliche Unabhängigkeit erkämpfen können: erst Europa schuf ein Königreich Griechenland. England schenkte ihm später die ionischen Inseln und auf dem Berliner Frieden erhielt es Thessalien zugcsprochen, obwohl es nicht einmal daS Schwert gezogen hatte. Europa weiß das griechische Element als ein Gegengewicht gegen die Vorherrschaft der Slaven im Oriente zu schätzen. Aber soweit kann die Wohlgcsinunng Europas gegen Griechenland unmöglich gehen, sür dasselbe aus der an dem Philip- popeler Staatsstreich ganz schuldlosen Türkei einen Gebietszuwachs in Makedonien hcrauSzupresscn. Mag doch Griechenland der Türkei die Insel Kreta abkaufen! Der unaussprechliche Türke, dem siebe» Himmel winken, während wir nur einen haben und noch eine Hölle daiieben, kann das nicht als Verlust empfinden. Tröste er sich mit dem Worte: Allah ist groß! Noch weiß man nicht bestimmt den Rainen des Ministers des Auswärtigen m dem Kabinct Gladstonc's. Verbleibt es bei Lord Noicberry oder tritt Sir Charles Dille auf seine» Platz? Gladstone hätte von Haus aus gern den junge», talentvollen Baron zum Amtsgcnvsscn berusen, aber die Königin Viktoria widerstrebte. Dilkc ist in einen ärgerlichen EhebruchSprozeß verwickelt, de» sein eigener Schwager, Donald Cramsord. gegen ihn angestrengt hat. In solchen Dingen besitzt die Königin sehr strenge Grundsätze, während die Politiker darüber ziemlich locker denken. Einstimmig haben vor wenig Wochen die radikalen Wäbler Dilke's ihm erklärt, daß fein skanda löses Privatleben nicht ihr Vertrauen z» ihm erschüttern könne. Dilkc hat inzwischen seine Schuld nach Möglichkeit wieder gut ge macht. indem er die Wittwe Patkisvn heirathcte. Für die Be ziehungen Englands zu Deutschland wäre sein Eintritt in die Regie rung nicbt gerade förderlich, denn er gilt als ein ansgesvrvchcucr Feind Bismarcks und als großer Franzofensrcnnd. Gladstone hat femcr, indem er den Earl Aberdeen zinn Vicekönig von Irland er nannte. die Irländer selbst stutzig gemacht. Die Aushebung dieses Postens ist eine der hauptsächlichsten Forderungen Parnells: der von ihm an» den Posten berufene Earl Aberdeen aber gilt als ein eifriger Protestant, -seine Ernennung wird den irischen Katholiken daher doppelt unwillkommen sein, wiewohl es hcrvorgehoben zu werde» verdient, daß sie dieLeitmig ihrer Unabhängigkeitsbewegung häufig Pvtcstantc» anvcrtraucir. Ist doch selbst Paruell, der „un gekrönte König Irlands", ein Protestant. Auch sonst haben ehren- werthe. barmlicizige Protestanten sich in großer Anzahl der Roth des irimM Volkes angenommen und niannigsache Verbesserungen eingesührt, was dir überwiegend katholische Bevölkerung der Insel niit Dankvarkcit anerkennt Im Ganzen weiß Niemand etwas Näheres über das irische Programm Gladftones. Man kennt nur die allgemeinen An deutungen. die sein csohn Herbert über die Pläne seines Vaters srül-er veröffentlicht hat. Auch in der Adresse an seine schottische» Wähler äußert sich der alte Gladstone in vieldeutigen Unbestimmt heiten. Man argwöhnt daher, daß es ihm »mr dämm zu thun ist. sich im Parlamente die Zustimmung der irischen Abgeordneten so lange als möglich durch tröstende Versicherungen zu erhalten. Etwas mehr Licht wird aus die irischen Pläne Gladstone's fallen, wenn man lveiß. welcher Frage er den Vorrang einräumt: der Landvertheilnng oder der Gewährung von lokaler Selbstregierung? Parnell verlangt, daß die politischen Reformen den Vorzug vor der Befriedigung der sozialen Wünsche der Massen in Irland erhalten. Die Frage verwickelt sich aber noch dadurch, daß auch in England, Schottland und Wales die Pächter und landwirthschastlichen Ar beiter alsbaldige agrarische Reformen svrdem. Tie irischen Pächter haben schon seit mehreren Jahren sür sich, wie die Nationnl- Zeitttng ins Gedächtnis; zurückrnst, freien Pachtvcrkaus, billigeil Pachtzins und feste Pnchtzcit erkämpft. Nichts der Art besteht in den übrigen Thcilen des vereinigten Königreichs. Im Gegentkeil sind hier die Pächter noch ganz abhängig von der Willkür der Großanindbesitzer. Noch vor wenigen Iabren wurde den Pächtern und Kleinbauern in Schottland von den Grundberren das gemein same Weideland durch Einhegung entzogen. Warum, sagen die Pächter und Kleinbauern in Schottland, England und Wales, sollen unsere StandeSgenoffen in Irland bevorzugt werden? Wir ver langen das gleiche Recht lind ehe in Irland jetzt von Staatswegen dir Großgrnndbcsitzer cuisverkanst und ihre Güter zerschlage» werden, wolle» wir zunächst auch soweit kommen, wie die irischen Pächter! Es wird ein spannendes Schauspiel sein, wie Gladstone diese von den entgegengesetzten Seiten an ihn herandrängciwcn Ansprüche bemcistcrt. Die sranzösüche Kammer hat mit großer Mehrheit den Rochc- fort'schen Amneflieanlrag abgclchiit. Es war auch eine cigenthüm- liche Zumiithmig. Verbrecher, deren Hände noch vom irischen Blute ihrer Opfer rauche», deshalb zu begnadigen, weil ihren Schaud- thaten ein politischer Mantel nmgchängt wird. Die Straflosigkeit der Verbrecher, ihre ehrenvolle W ledereinsetzung in den bürgerlichen Stand hat die Zahl der Verbrechen selbst grauenhaft in der Republik gesteigert. Die cingcschüchtcrlc Polizei verliert ihre Sicherheit, sic wagt schon nicht mehr, de» Verbrechern entgcgenzntreten. lVMord- thaten i» dem einen letzte» Monat blieben in Paris nncntdeckt. Blut. Schmutz. Unrath. Messerstiche, Nevvwericynsst, »»sittliche Maueranschläge. Gesindel. Sudelschri'Icn ansschrcicnd, Horden von Prvstituirten, Banden von Zuhältern. Schwindler. Wegelagerer. Bettler — das ist das Paris der Republik, sagt Mr. Ed. Drmmnond im /Monde". Man mordet in den Häuicru, aus der Straße, wie ini Waggon. Man schaut unter die Möbel, che man sich schlafen legt, man lugt ängstlich »m die Straßenecke, ehe man ausgeht. Unter dem Kaiserreiche schrieen die Republikaner, die Polizei sei z» zahlreich; ihre erste Sorge war. sie zu vermehren. Tw Polizei kostet 16 Millionen mehr als 1869; die Zahl de: Agenten, damals 9332, beträgt beute 16,000. Demoralisirt, cntmittkngt, aufgebracht über die Straflosigkeit von Allem, was einen Fuß am Gouverne- menr hat, langen dicie 16,000 Agenten zn nichts mehr. Ent durch die Journale haben die Beamten des Ministeriums des Jnnem Kenntnis; von der Ermordung des Präickten erhalten! Das Spiel fnnktionirt in Paris, wie es nie im früheren Palais Royal oder in Frascati betrieben wurde. Aus sehr genauen Ziffern des „Matin" reiultirt, daß innerhalb 5 Jahren 15,9 Millionen Frcs. von den Spielhöllen verschlungen wurden Ganz Paris hat lange Jahre hindurch gesehen, wie ein früherer Minister des Innern, ein Vieepräsidenk der Kammer, öffentlich eine regelrechte Spielhölle hielt, einen „Eerclc". der Jeden, zugänglich war: der „Cercle artistiaue de la Seine", gewöhnlich Eerclc Lepöre genannt. In allen Hotels. Ivo reiche Fremde absleigcn. in allen Casts vertheilte man Einladungen zum Diner und „zu einer Partie", und diese Einladungen trugen die Unterschrift des Viceprüsidcnlc» der Kammer! Selbst in der Geschichte des Direktoriums findet man nicht Ana loges. So weit sind die Republikaner gekommen, die unter den „Tyrannen" nur Moral und Tugend im Munde führten. Diese Enormitäten beachtet Niemand mehr; sie sind in die Sitten nber- gcgangen: Niemand entrüstet sich heute noch darüber. Wie will man unter diesen Verbältniffen verlange», daß die unglückliche» Polizeiagcuten ernsthaft Jagd aui die Uebellhütcr machen! Sie werden selbst vom Strome mitgerisseu. Mr. Macs (früherer Clics der öffentlichen Sicherheit) schickte Rapporte auf Rapporte an den Polizeipräieiten, um die Erlaubniß zu erhalten, Paris zu sänber»; er erhielt eine formelle Weigerung und erklärt den Grund hiervon folgendermaßen: „Die Majorität des Munizipalrathes steht mit den Ausbeutern des Lasters im Einvernehmen: die Besitzer infamer Häuser sind die Reinsten unter den Reinen vom republikanischen Standpunkte ans: sie dienen der „guten Sache" nach ihrer Fa«,'on, indem sie die Fäulniß in der junge» Generation befördern und in den Massen jedes ehrenhastc Gefühl zerstören, das dazu Helsen könnte, das Land aus dem Abgrund empor zu ziehen." „Sic werden sehen," sagte 1817 Eugen Pclletnn zu Pontmartin, „wenn es nus jemals gelingt, die Republik zu begründe», wird deren erste Sorge »nd erste Äohltbnt sei», Frankreich zn iiiorglisiren." Schöne Moral, die republikanische! Neueste Telegramme ver..DreSdntrRackir." vom 8. Februar. Leipzig. In LandeSverrathS-Prozesse fanden heute die Plaidoycrs statt. Rechtsanwalt Treplin bcautrugte gegen Saranw 12 Jahre Zuchthaus und 12 Jahre Ehrenverlust, gegen Röttger 1 Jahr Geiäuguiß »nd ein Jalir Ehreuverlust. Die Vertheiknger plastinen prinzipaliter für Freisprechung event. nir mildernde Um stände. Tie UrcheilSverkündigung wurde auf Dviincrstgg Mittag 12 Uhr festgesetzt. Berli n. Das Abgeordnetenhaus setzte die Berathung des Etats des Ministeriums des Innern io.t. Die Äbg. v. Rauch- Haupt und Barlh beklagten sich hierbei über die Zigeuiiervlage und forderten cm energisches Vorgehen gegen dieselbe. Ministerial direktor v. Zastrow theilte mit, daß Verhandlungen über ein ge meinsames Vorgehen der BnndcSstaaten in der Zigcuncrfrage im Gange seien. Berlin. Der Reichstag nahm heute die dritte Berathung des Gesetzentwurfs betrestcnd die Bürgschaft des Reichs sür die Zinsen :c. einer egyptischen Staatsanleihe vor. Abg. Kayser (Svz.) erklärt sich gegen die Bewilligung. Wie komme der deutsche Bauer und Arbeiter dazu, kür die große Finanz Garantie zu leisten. — Abg. Dr. Windthorst beantragte, die Vorlage zur Voiberathnng an die Bndgetkonimijsion zu verweise». — Abg. Dr. Baniberger sprach sür die Vorlage. Ter Antrag Windthorst wurde angenommen. Es folgte die dritte Berathung des Etats. Liebknecht (So;.) tadelte die russeiisrcniidliche Politik, durch welche das Kapital veranlaßt wurden sei, sich in riffnschen Anleihe» icslzulcgen. Für die Hille, die damit Tculschlaud Rußland leistete, hätten erhebliche Beding ungen gestellt werden können, z. B. Einruhr»»» eines Parlaments in Rußland, Beseitigung der Grenzsperre und Einstellung der Ver folgungen der Deutschen in den Ostsee-Provinzen. — Abg. v. Kardorff: AuS der Rede gehe hervor, daß die Sozialdemokraten die Geschäfte der Nihilisten besorgten, indem sie die russische Re gierung überall zu diskretiren suchten. Redner wendet sich ferner gegen die Abstriche bei Militär- und Marine-Etat. Die Linke wurde wohl die Marine-Abstriche nicht vorgenoinmen haben, wenn Stosch noch Marinechef wäre. Die Abstriche beseitigten nicht das Defizit, es müßten neue Einnahmen geschaffen werden. Das Be- dürstüß nach Entlastung der Kommunen werde immer dringender. Die Freisinnigen sagten früher, keine neuen Stenern bevor nicht der Spiritus höher bestcnert wird. Jetzt agilsten die Freisinnigen nicht nur gegen das Monopol, sondern gegen jede höhere Brannt weinsteuer. Redner bedauert die Obstruklionsvolitik. die bei der Polen-Debatte, in der Tiätenfragc w. hervoigetrcieu sei, eine Poli tik, die cs rechtfertige, wenn der Reichskanzler daran denke, das Schwergewicht in den Einzellandtag zn legen. DaS Ansehen des Reichstages sei geschwächt, weil die Parteien mehr die Punkte, die sie trennen, hervorheben, anstatt zusgmmenzngrbeiten. Tie Zu kunft gestalte sich unter solchen Verhältnissen «wenig erfreulich. — Abg. Dr. Windthorst: Deutschland stehe nicht auf den zwei Augen des Reichskanzlers. Es habe immer die Männer gehabt, die es brauchte. So werde es auch in Zukunft sein. Es scheine sich jetzt eine Ilmlehr zn vollziehen, man suche dem Föderativstaat näher zn kommen, »ist den er immer eingelreten sei. An eine Abänderung der Reichsvers.issiüig ohne Zustimmung des Reichstages lei nickst zu denken. Aba. Hänel: Das Ansehen des Reichstages sei durch die allzugrvße Nachgiebigkeit desselben geschwächt worden. — v. Lenz (nalionallib.) bedauert im Hinblick auf den noch herrschenden fron- zösöchen Ebanvinismus die Abstriche beim Militäretat. — Abg. L/T Rickcrt vcrlheidigt den vom Reichstage in der Polcnfrage gefaßten O, Beschluß und kviistalirt, daß Caprivi mehr bewilligt worden sei alS Z Stoich. — Nachdem noch v. Helldorff den Stand der Rechten Prä- ^ g—» zisirt. wurde die Generaldebatte geschloffen. Spezialdrathung morgen, xp xr» Berlin. Der Erzbischof von Frcibum. der schwer erkrankt ^ ist, hat die Sterbesakramente erhalten. — Die aus die polnischen Z A-»» Provinzen bezüglichen Vorlagen gehen morgen dem Abgeordneten- xckk- hgiffc zu. Neben der Ansiedelung kleiner Lundwirthe, wofür eine A Geldbewilligung verlnngr wird, hgndclt cs sich um Vermehrung g von Schulen und Lchrerstcllen. Beförderung künstlerischer und ^ JA) wissenschaftlicher Bestrebungen. 11 Ä. soll die Subventionirnng ^ einer Anzahl deutscher Theater erfolgen. Die Neichstagskommission K L—» zur Vordemlhung der Ackermcmn'schcn Anträge zur Gewerbeordnung » nahm mit 9 gegen 11 Stimmen den Befähigungsnachweis an. Der L ^ cmgckündigtc bimetallistischc Antrag wird nicht cingebracht, dagegen » ein vom Ecntrnm fvrmnlirter, welcher die Verbündeten Regierungen ! znm Studium der Währungsimge nusfordert. Nom. Ter Koffer von China ersuchte den Papst, eine päpst liche Vertretung in Peking zn errichten und den Vertreter Chinas beim Papststuhl zuzulcffscn. TieBerlincrBörse eröffnete belebt und fest. Die Spe kulation ging im Anschluß an flüssigen Geldstand theils mit De ckung?-. theils mit Meinunaskäiffen vor. Weitere bedeutende Kurs- -- ^ steigcunigcn der russischen Anleihe wirkten anregend au» den Ge- ^ W sammtmarkt. In russischen Psundanleihen fanden große Umsätze stntt: spekulative Banken verkehrten höher, deutsche spekulative Bahne» waren abgeickwächt: üslerreicludche still, Bergwerke be hauptet. Im Kassavcrkehr waren deutsche Bahnen eher »chwächer, österreichische etwas fester. Banken waren fest, Bergwerke behaup- j tct; in Industrien war ein lebhafter Umsatz. Deutsche Fonds waren etwas abgcschwächt. östemichische Prioritäten behauptet, 5proz. Lombarden gekragt. Privatdiskont 1-V«. Frmtfurt a. M., 8. ffebrnar. Crkdl» S1»',. StaatSbad» L1Z«Lom- bartrn —. Galtzter —. Eauvtcr KS.2». «proc. Unaar. Eoldrrnte 81,»». Sondnrddahn —. DISr»nw I»S,8«. Darmtiädter —. Fest. ( Wie». 8. grbrnnr. Credit 2SS,l>». SiaaiSdadn 2ÜL.LS. Lombarden lZ2,y». Nordmesib. 1k»,iw. Morinoie» KI.»7",. Unq. Crcdll MK,»a. SN». » « riS . 8. ssedrnar. Schind. Rente 8I.S7. -inleibc I0S.22. Italiener »7.7S. Staatsbahn bZI,2S. Lonitardcn 277,5». d». Prioritäten . Sbanier 5K.V». Lest. Goldrcnte —. Egbdter N7.M. Q«t»manen 485,00. geft. « infi«r»am <Prod»kten>. s. Februar. <T<i>I»s!> Weinen ver März ML ver Mai —, (iciaend. Roaam ver Marc 132. ver Mai 134, steigend. London, 8. Fcdruae. Schloß, «italischer Weizen träge zu Gunsten der «Suscr, sremder stetig. Mais, Madlgorfic ", Sch. gegen »orige Woche besser. Hafrr mitunter Sch. «deurrr, Malzgerste ruhig. NedrigeS striig. Wetter: Frost. um vom c. vis o. .nammcrijcrr v. ririiim au; .'crieviicm. — Der Direktor der medizinischen Universitäts-Poliklinik i Leipzig. Prof. Dr. A. Strümpell, erhielt einen Riff als o deutlicher Professor und Direktor der medizinischen Klinik an d Lokale- u»d Sächsisches. — Sc. Kgl. Hoheit Prinz Georg versammelt beute die Di rektorien beider Kammern des Landtags zn einem parlamentarischen Diner in seinem PalaiS aus der Langestraße. — Den Kamm er Herrn dien st bei Se. Mas. dem König hat vom 7. bis 20. d. Kämmerherr v. Arnim aui Kriebstcin. or- die Universität Erlangen. — Landtag. In der gestrigen Sitzung der 2. K a m m c r gab der Rechenschaftsbericht der Brandverslchemnaskommffiion über die Verwaltung der Landes-Jii»iobiliar-Braiidvcrslchcriiiigskom- miision (Res. Matthcs) nur in geringem Maße zu Bemerkungen Anlaß. Abg. Hermann bittet, den Gesuchen um Unterstützung zur Ausführung von Hartdachbanten möglichste Berücksichtigung zu Thcil werden zu lassen. Abg. Bartholomäus verbreitet sich über die an mit Blitzableitern versehenen El-cliäudcn durch Blitzschlag ver ursachten Schäden und Brände und kommt hieibci zn dem Schlüsse, daß es cingezeigt sei, Gebäude, welche Blitzableiter Iiaben, bezüglich der Beitragspflicht zur Immoliiligr-Versichrruiig günstiger zu stellen, als die ohne diese Sicherheitseiurichtung, daß jedoch die Blitzableiter vorher sorgfältig geprüft sein müßten und von Zeit zu Zeit einer weiteren Prüfung zn unterziehen seien. — Zu längeren Erörte rungen führte der Etat des Jnstizdcpnrtcmcnts, über welchen Abg. Bönisch refcrirte. Abg. Schreck übt eine scharfe Kritik an der Art und Weise, wie die Presse die ihr durch die Oesfcnllich- keit des Gerichtsverfahrens ermöglichte Berichtcistattuiig über Gc- richtsakte ausübc. Eine ganze Anzahl von Blättern friste ihr Da sein durch Referate über Privat- und Kriminalstrcffsachkn. Es sei ohnehin schon zn bedauern, daß sich Gerichtshöfe mit schmutzigen Beleidigungsklagen zu beschäftigen hätten, noch bedauerlicher aber sei es. wenn die Presst aus diesen schmutzigen Affaircn noch Kapital schlage. In vielen Fällen lasse cs die Gehäsngkeit des Privar- klägerS mir deshalb zur Klage kommen, damit die betreffende Sache noch in der„Prcsse verbreitet werde. Wenn es die Vertreter der besseren Presse versuchte», die Sittlichkeit im Volke zu heben, dann sollten sie auch bestrebt sein, diesem Unfug zn steuern. Ferner fände man bei schweren Kriminaliälle». daß die Vorgänge, »och ehe die Untersuchung geschlossen sei, öffentlich in der Presse be sprochen würde», wodurch der glückliche Erfolg der Untersuchung oft gefährdet werde. Bedauerlich sei cs auch, daß oft die Ver wandten der Verdächtigen durch Veröffentlichungen aller Art schwer gekränkt würden. Bei den Berichten über die Vechandlunacn gäbe sich weiter ei« T-eil der Presse dazu her. die stechen Aeutzerungen der Angeklagten weiter zu verbreiten, wie die- im Anarchisten- H i- U 8
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