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Dresdner Nachrichten : 20.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188711201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22, 32-33 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-20
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.11.1887
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SSI. Seite 2. s» Sonntag. 20. Nov. 1887 akademle in Freiberg einen solchen von 84.270 Ml. o?.135 Ml. weniger. Diese Miudcreinstrllung hat ihre Ursache darin, das; sin de» künftigen Haushalt einige in den lansende» Etat eingestellte Posten für Bauten re. in Wegfall kviiiinen. — Außer de» niitaetheilten GehaltScrhöhunge» der wisseiiichast- lich gcbildclen technischen Beamten des Staatseise» bahn di enst es bringt der neue Etat auch nciincnswcrtheAlnbessrrliiiac» der GehaltSverhälluisse der Bineaudeamten. In de» bclreffeadcn Kreisen wird dies ui» so gößere Freude bervorruse», als diese Be »inten bisher nicht unwesentlich schlechter gestellt waren als i» an deren Staaten. Die Ausbesscriiiig der DiirchschniltSbesoldllng toll zunächst durch eine müßige Echölmng der Rcinuncratio» dieser Be amten erreicul werden. de»aestalt, daß unter Veischmelziiilg der Burcauaisistenten l. und 2. Klasse zu einer Beaintenkalcgorlc und unter Aushebung der Klassen bezeichnung siir die künftigen Burean- assistcnten Dienslaltersstusen vo» l 110, UM. 1800, 1!>80 Mk. gebildet iverdcn. Für die zur Anstellung gelangenden Expeditivushilssarbeiter und die jetzigen Biireanassisleuten 2. Klasse eröffnet sich hierdurch zugleich die 'Aussicht aus gewisse Erhöhung der Bezüge nach .» Jahre», wahrend bisher die Beförderung nur iiucegelinaßig er- rolgte. An die Bureauassistenten reihen sich die Betriebssckretäre, iür welche zugleich die Ältersslusen beteiligt werden sollen, nut Reinuncratioiien von 2100 bis 5700 Mk an. Die DurchichuittS- beioldnug der Burcanaisistculei! erhobt sich hierdiirch von 1611 auf l7lO Mk., die der Belriebssckretäre von 2300 ans 2100 Mk. Ui» icdvch auch die Besörderiingsaussichten günsliger als bisher zu ge nauen. war außerdem daraus Bedacht zu nehme», die Zahl der Höher besoldete» Belriebsiekrelare zu der Zahl der Bnreauanislenten i» ein angemesseneres Berhältniß zu bringen. Während seht auf 78 Be- triebsickretäre in, Ganzen ONO Bureauassistenten l. und 2. Klasse kommen, erschien es anaezeigt. ein icstes, auch in Zukunft einzuhal- tendes Berhältniß zwiichc» der Zahl der Belriebsiekrelare und der- lenigen der Brireaiiassisieuten bo» 1:8 zu schaffe». Der Äesammt- zahl der jetzigen 417 Biircanbeaiiiten würde hiernach die Einstel lung von 112 BetriebSsekrctärc» und kW Burcaiiassistcute» ent sprochen haben. Ta aber trotz der wiederholt eingetretenen Beam- tenvermehrung iminer noch eine Anzahl tüchtiger älterer Expedi- tivnshilssarbeiter der festen Anstellung harrt, war endlich noch eine anderiveite Becinchrung der Beaintenzahl bis ans 500 in Aussicht zu nehmen, von denen nach dein angenommenen Berhältnisse 125 als BetncbSsekrctäre und k!77, als Bnreauajsistcnten eiuzustellcii waren. Mit der Einsührnng strengerer Buchnngsvorschriitcu ist arich die Bedeutung der Ge schätze der Ingenieuibureau-Aisistenle» gewachsen. Ihre Tienstleistuuge>i sind nickt ohne Einfluß auf die prompte und sparsame Geichästosührung in den Abthcilungs tzuge- nikutburcaux. Ta den Ingcnieucbureau-Aisistcuten in der klr'egel c»r weiteres Avancement nicht offen steht, so sind die Bezüge dcr- ielbcn als verhällnißmäßig niedrig anzusehen. und es empsicylt sich daher die pvstulirte mäßige Ausbesserung der Bezüge von durch '.Ork. Werter wirk Bei dem Diner trank Kaiser Alexander dem Fürst« besonders sehr freundlich zu. Sonnabend Vormittag war Prinz Wilhelm beim Fürstest ' ' Für die Airkunst d l.kaffende poliz« Ihr zogen die kld ' "" schurttlich l800 aus I89(> . lg' wird in Vorschlag gebracht, rirrler glcicbzcmgcr Aushebung sünuntlicher Kategorien, drei Klassen von Estciibahiiaffisteiileii und Aniiehern zu bilde» und der untersten Klasse mit der Aiffanasrcmüiierallon vo» 1200 Mk. und Zwei Ab stillungen von je 90 Mk., demnach 1290 und 1380 Mk.. die jetzigen Eikcnbahiiassisteiiten 3. Klasse und die Auricher 2. Klasse zweiter Kategorie znzilweisen, wodurch sich die Tnrchichnittsremuiiecativii dieser Klaffe für die Assistenten von 1200 ans 1290. demnach um l>0 Mk , siir die Anffeher von 1170 auf 1200 Alk., um 120 Mk. er höht. Tie zweite Klasse bilden die jetzigen Effenbahnassistentcn 2. Klasse erster und zweiter Kategorie und dre Auricher 1. Klasse zweiter und dritter Kategorie mit Reniuriergtiouen von 1500, 1620, 1710 Mk., durchschnittlich 1620 Mk., gegen letzt 1581 Mk. hei de» Aisisieuteir und 1533 Mr. bei den Anffehem. In die erste Klasse endlich mit 1860, I!M, 2100 Mk. oder durchschnittlich 1980 Mk. Remuneration, gegen bisher rrnr 1939 Mk. bei de» Assistenten nrrd 1716 Mk. bei zwei Anssebern werden die jetzigen Eiseubahnassi- stenteu 1. Klaffe erster und zweiter Kategorie, die Beiriebsobertelc- graphislen und die beiden Anffeher 1. Klasse erster Kategorie ein- gererht. — Ans Antrag deS apostoliichen Bicariats ist im Staatshaus halte die Position für Unterstützung Katholischer Kirchen- gemernden in den Erblanden nm 16,7M Mark erhöht worden. Außerdem wurde cm Posten von 5000 Mark zur Bestreitung des Aiistvairdes iür Kirchenbaulcn und Pep am tu re» trausitorisch einge stellt. so daß die Position stir die genannten Zwecke 35,000 Mk. beträgt. Insgesanmu sind 57,800 Mark iür katholiichc Kirchen und wohlthätige Anstalten in den Etat eingestellt. Zur Unterstützung des israelitische» Eultus sind 630 Mark, als Beihilfe für die dculich- klrtholischeu Gemeinden 3000 Mark ausgeworieu. Hiervon erhält die Ebemnitzer Gemeinde 1500, die TrcSdner 900 und die Leipziger Mark. — Das I n st iz m i n i ste ri n m ist das einzige der iäinmlliche» Nessort-Pi uiislerien. w Ach es nach dem StaatSkanshallsetgt für 1888 89 einen geringeren Zistchußbedars erbeiichk, als in den voraiisgegaii- genen Finanz Perioden. An crhöhleii Zuschiißbcitrügen werden gefordert: 5IV0 Mk. vom Miniffcriiini der auswärtigen Angelegen heiten. 13.925 Mk. vom Geiammtiniiiisleriiini, 66,025 Mk. vom Ministerium dcS Innern, 71,201 Mk. vom Ministerin»! der Finanzen und 615,908 Mk. vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Dagegen ist beim Ministerium der Justiz ein Minder- »- bedarf von 1825 Mk. verzeichnet. — Ter jetzige Kgl. Polizci-Wachtiiieistcr Hoffman», wie bereits gestern genieldet. kommt am I.Tez. in den II. Bezirk als Inspektor, der bisherige Inspektor dieses Bezirkes aber, Opitz, in den 9. Bezirk cAutonstad!) an die Stelle des am 1. Dezember d. I. in Pension tretende» Inspektors Ost. — Tie hiesigen 9 städtischen Volksbibliothcken wurden im Oktober von 8085 Personen benutzt. Dieselben entliehen !X)92 Bücher Damit in alle» Diesdiier Bölksbibliotheken ein vollständig gleicher GcschäslSbetri:b erzielt werde, nach auswärts aber ei» viel fach begehrter Rachgeber geboten werden kann, ist kürzlich eine aiisiührliche Berwalliingsordiiuiig versaßt und in Truck gegeben wurden. Nicht geringe Venvundening erregte es, als kürzlich ein Böhme sich in das Lcsccverzeichniß emtmgen ließ und eine Reiic- beichreibimg m „böhmischer" Sprache verlangte. Als ihm bedeutet wurde, das düste er doch jedenfalls hiersclhst nicht erwarten, war er noch ganz verwundert. — Einer der bedeutendsten sächsischen Industriellen. Kommer zienrat Johann Gottlob Dielet in Wilkau bei Zwickau, ist 'Anfang dieser Woche in Montreux gestorben. Dietel war Besitzer der großen Kommganispiimcrci in Wilkau und Aussichtsrathsmitglied der Leipziger Wollkämmerei. — Tre beiiicrkenöwcrtbe Auslegung, welche das sächsische V e r e i ii S g e > c tz unlängst durch das Eheninitzer Schöffengericht eniihr, welches den Leiter des sozialdemokratischen Eenlial-Wnhl- kvinilces s>ir die Landtagswahlen z» 10 Mk. Geldstrafe resp. 3 Tagen Hast vernrtheilte, weil er sich geweigert hatte, der Ehern- nitzer Polizeibehörde die Statuten des Komitees »vrzulcgci!, das seitens jener Behörde als ein politischer Verein iin Sinne des 8 19 des sächsischen Bereinsgel'encS angesehen wurde, ist in der Bcrustliigs- Jiistauz. d. h. durch das Chemnitzer Landgericht, nmgestoßen worden. Ter Eiicndrehcr Karl Ricmann. der mit zwei anderen Genossen jenes Komitee bildete, wurde kostenlos sreigewrochen. — Beim Beginn der Wmtcrianon bat auch der rege „Verein der Ost- und Westpreußen", der übricienö zu seinen Mitglie dern auch Burger aus anderen deutsche» Gauen zählt, das Pro gramm seiner W»iter;il!anniienki>»ste ausgestellt. Neben Tanz- und musikali'chen Belustigungen werden, ähnsich wie im vorigen Jahre — wir erinnern nur an die sinnige Rcinick-Fcicr im Februar — auch i» diesem Jahre Vortragsabende im VereinSlokal. Rcstiiiraiit Alißeiidorfi, veranstaltet werden. Angemcldet sind bereits: „Simon Tack" und „Acmicbcn von Tharan". „Kovernikuy", „Tie Marien- burg" re. Dazu ist u. 21. auch eine Eniineriingsseier an Ulrich von .Hutten, dessen Name in Westpreußen polonisirt als v. Hullcii- EzapSk» vorkommt, zniil Beste» desHiltteii-Teiiknials, das bekannt lich »n nächsten Jahre ausgestellt werden soll, in Aussicht genommen. — 'Auf dem Neubaue in der Wilsdrus > erstraße ist ein Mann heute Nachmittag vom Gerüst gestürzt und alsbald verstorben. — In der dieser Tage wiederholt genannten Verkanishalle stir billiges Brod ist ein 4-Pstinddrot als vollwichtig mit verkauft worden, welches ein Fehlgewicht von 72 Gramm auszuweisen hat. Dieser Fall ist zur Anzeige gekommen. , — In einer Wohnung in Fciedrichstadt hat sich am Donner stag der Iljährige Sohn einerWittwe beimKaffeekochcn mit sieden dem Wasser derart am Oberkviper nerbrüht, daß er im Sladt- kraiikenhaiise nntcrgebracht werden mußte. Dieser Vorsall hat sich >n Abwesenheit der Mutter zugetragen. - Fortsetzung deS lokalen LsteileS Seite v. e» Bismarck noch zu. . iSmarck de- Clären in Berlin waren erNärlicher Weise »».»affende Polizeiliche Maßregeln getroffen worden. Kurz nach 9 Uhr zogen die ersten SchntzmannS-Kolonnen zu Fuß und zu Ptcrd aus. ES begann nunmehr eine Absperrung, so umsanareich, wie sie in Berlin wohl selten bewirkt worden sein dürfte. Die ganz- Streck« der Linden vor drin Botsckiastepalais wurde vom Publikum gesäubert. Die Umgebung des Lcbrter Bahnhofs zeigte schon in de» frühen Morgenstunden eine ganz eigenartige Plwsiognvmie. Von acht Uhr Morgens an zogen ganze Schaare» von Schutzleuten rn Fuß lind zu Pserde über den KönigSpIatz nach dem Bahnhof hinaus, um denselben nach und nach von allen Seiten zu ceriiircu. Fast cbeiilo zahlreich wie die unisorinirte» Schutzleute wäre» Ge heimpolizisten i» Eivil erschienen, unter denen ina» auch eine ganze Menge russische Detektive-; beinerken konnte. Schon seit etwa acht Tagen Pgtrouittirtcn übrigens bei Tag und bei Nacht Geheimpoli zisten beider Nationalitäten dort draußen herum, damit nur ja keine verdächtige» Elemente ans dein Bahnhoi sich auch nur daS Geringste zu schassen mache» konnte». Im Innen, des Bahnhofs war stir die Aiikuust deSEzaren die allerstir»gs1e Ablveir»»g augevrd»et worden. Um bald zehn Uhr wurden selbst die Nkstanraiwnssäle polizeilich geräumt, und der Wartesaal vierter Klasse wurde sogar vollständig gesperrt. Ja die Borsichtsinaßrcgeln ginge» io weit, dgß selbst die Kellner ihre im ersten Stock gelegenen Zimmer, deren 'Fenster nach dcui Perron hinausaehe», räumen und die Schlüssel dem Wirthc ablieier» mußten. Kurz vor halb elf Uhr begaben sich alle znnr Emviang erschienene» Perlcstilichkeiten aus de» Perron. Genau drei Minuten vor halb eli Uhr fuhr der kaiserliche Zug in die Bahn hofshalle c>». und die Kapelle des zweite» Garde-NeannciiteS intv- niite die russische Nationalhymne, deren Klänge den Ezcrre» beglei teten, bis er den Perron paisirt hatte und i» die Kaiserziminer ein- getrcten war. Dem Zuge entstieg zuerst die Kaiserin von Rußland, enic schmächtige Dame mit blassen, nervösen GesichtSzügen. Ihr folgte Kaiser Alexander lll. Der Ezar ist eine hochgewachseiie, überaus stattliche Erichciimng. deren ganzer Habitus »nS a» die ritterliche Gestalt unseces Kconprinzeu gemahnt. Ein goldblonder, kmilser Bvllbau nnnahmt daS regelmäßige, schön geschnittene Ge- sicht, dessen Ausdruck crnsl und doch liebenswürdig erscheint. Dein Ezare» folgte unmittelbar General v. Werder. Gui» Moltke war in russischer Uniform erschienen, und die schwarze Pelzmütze gut» dem scharfgeichnittenen Profil des greiien Feldmacschalls ein ganz eigenartiges Gepräge. Als der Kaiser und sein Gefolge vom Lehr te» Bahuhoie abiuhre», führte sie ihr Weg zuliächst nur an den Schutzleute» vorüber. Der weite Platz vor dem Bahnhos war voll kommen menschenleer, denn das Publikum war durch das starke Ainaebot von Polizeiiuailnschaitcn aus der einen Seite bis an die Stadtbahn ziirückaestaut ivocdcn, wahrend ans der andrrc» Seite diesseits deS Wassers überhaupt keine menschliche Seele in Eivil geduldet winde. AIS bei der Einfahrt i» die russische Bvlschast einige verschämte Hurrahrittc aus der Mitte deS Publikums ertön ten. erhob sich plötzlich der Rus: „Es lebe Prinz Wilbciiu!" und dieser Rur laud schnell lauten Wiederhatt. Zwei Zwischeurälle erregten großes Aiistehen. Als der Wage», in welchem sich der rmsiiche Ka, er und Prinz Wilhelm befanden, den Königsplatz paisirle, stürzte sich an der Stelle zwischen Siegessäule mid Reichslagsgebüiive plötzlich, ohne daß er von den Umstellenden daran gehindert werden konnte, ein aiisländig gekleideter Herr vo» lüdüchem russiicheil ThpuS direkt vor den Rädern des Wagens aus die Knie und warf mit großer (Geschicklichkeit dem Kaiicr eine zusammeugesaltetc Bittschrift in den Sckovß, die dieser entgegennahm und unter seinem Mantel verbarg. Das plötzliche Ereignis hatte die Umstehenden in große Aufregung versetzt. Mau stüi.zle von allen Seiten, während der Wagcuzug in seinem iuhigcn Gange ohne jede Stockung sich fvrt- bewcglc. ans den Russen zu »nd durch mehrere Schutzleute wurde er i» Gewahrsam gebracht. Fenier stürzte aus dein St. Peters burg-Hotel plötzlich aus der am Trottoir stehenden Menge ei» Manu heraus und lief i» wilder Hast direkt auf die kanerffche Eguipage. Es war em Augrubllck gewaltiger Aufregung im Publi kum. Schnell sprangen die Schutzleute hinzu, um den Tollkühne» zurückznhallen; aber noch ehe sie ihn gefaßt, war er selbst, luimit- lelbar an dem kaiserliche» Wagcn^ zu Boden'gestürzt. Zugleich war er von einem halben Dutzend Schutzleuten umgebe», die in ihm iialürlich eine» ganz gcsähclichcn „Atwniüwr" vcriniithetcii: der gleiche» Meinung war auch die umstehende Menge. Der Boriall klärte sich jedoch gleichfalls als harmlos aus. Der Mann, ein Russe, hatte nur eine Bitticdrift dei»Cza>en in die Eguipage weisen wollen und seinen Zweck auch erreicht, obwohl er -abci aui die Erde siel. De» Schutzleuten erklärte ec, daß das in Rußland so Mode iel, und wurde ec denn auch sofort entlassen. Der Becwegcue hat beim Fall nur eine ganz unbedeutende Berletzung davvliaclrageii. " ' " Ä ' TastrSstcschichte. Dkntstste« Reich. Ter russische Botschafter Gras Schn- -cilow einvsina noch Sonntaa Abend den Schwarzen Adlerordeu. Von dem Besuche des russischen Kaisers in Berlin wird auch ein lustiger Zwischenfall berichtet: Zu den zahllosen Personen, welche Unter den Linde» standen, gehörte auch ein Reuender aus Hamburg, welcher unter dem rechten Arm ein kleines Muste,kästcheu, m schwarzer Packleinwand eingewickelt, trug. Wohin er sich auch wendete und wo er stand, wurde er von einem Manne im Eivil- anzlige schar' ins Auge gefußt. Endlich wurde ihm diese Beobach tung doch lästig und das Päckchen «greifend, trat er auf den Obier- vator mir de» Wollen zu: „Bitte, »chmcii Sie das Packet in Ver wahrung, bis der Kaiser von Rußland vorübergesahren ist!" Der Kriuiiiialbcamte — den» ein solcher war es — wies das Ansinnen lächelnd zurück und sagte: „Na behalten Sie es nur. Sic thun dein Kaiser doch nichts!" Unerwartet und überraschend ist der Beseht ergangen, daß aut der Gewelirtabrik zu Spandau der Betrieb in vollem Umfange ihrer ganzen Leistungsfähigkeit wieder ausgenommen werde. Sofort nach Eingang des Befehls wurde »ach Suhl, Berlin und allen Octen, wo der Aufenthalt der früher in Spandau beschäftigt ge wesenen Gewchrarbeiter bekannt ist, telcgrapbisch und brieflich Anf- iorderiliigcn gesandt, daß die Leute io schnell als möglich sich c»i- fiudcii sollten. Vvm Montag ab wirb wieder Tag und Nacht ge arbeitet. Es werden im Ganzen wohl ca. 1000 Mann eingestellt. Auch in den staatlichen Gewehrfabriken in Danzig und Erfurt werden überall vom Pion tag ab grüße Ni enge» von Arbeitern, in Erfurt allein Tausend, eingestellt und Voikehrnngen getroffen, daß der Betrieb Tag und Nacht vorgche. Man wird schwerlich sehl- gchcn, wenn man annimmt, daß es sich um die Umwaiidclung dcs launi aiigeschasscen neuen Gewehrs handelt. Tie iiuerträtzlicke SeniativiiSmacherci der ,.Mackenzie-Blätter" ist schon wieder im Gauge. Nachdem das „Berl. Tgbl.", welches in diesem Stücke mit der „Voss. Ztg." um die Palme ringt, soeben erst enieni leider völlig iliibercchstgtcn OvffniiSmiiS m Beziehung aui die wahre 'Natur des Leidens des Kronprinzen Vorschub ge leistet, läßt cs sich »uii wieder ganz gegentheilige Nachrichten ans Sun Remo tclegraphiren, die gerade in dieser Form besonders ge eignet sind, neue Unruhe und Trauer zu erzeugen. Darnach ge stattet die neulichc Entlecrnna eines ÄbsceffeS im Kehlkopfe die Prognose ans den weichen Krebs. Alle unteren Gewebe seien nn- geglizfcn, voll Krebszellen. Die Erscheinung sei pathologisch un günstig, west eine solche Eliininiriing zahlreicher Krebszellen andere, oft unabwendbare Folgen habe. Mackenzie selbst ist augenblicklich nicht i» Sa» Rcmo; es scheint aber, daß er in dem dort hausenden Eorrespondente» des „Berl. Tgbl." eine» würdigen Stellvertreter besitzt, der, wie gesagt, die Ausgabe bat, die öffentliche Meinung m Deutschland niit Zuckerbrod und Peitsche zu bearbeiten. Wann endlich wird eine regelmäßige amllich beglaubigte Berichterstattung «»treten, ohne die es unmöglich ist. deni empörenden Treiben der Seniatwnsplesse einLicl zu setzen? Das dculiche «chistgeschwader, bestehend aus S. M. S. „Stciii" (Flaggschiff). „Moltke" .„Prinz Adalbert" und „Gneisenan". Geichwadcrche' Cvntrccidmiral v. Kall, ist am 18. Novbr. b. I. in Neapel cingetroffen. In Slrnßbiirg ist. wie schon gemeldet. Bischof Andreas Räß gestorben. Er war im Jahce 1<94 in Sigolsheim (Obeccffaß) ge boren, hatte im Mainzer Seminar Theologie stiidirt, bethciligle sich spater bei der Redaktion des „Katholik", war sonst literarisch thätig, wurde im Jahre 1810 Koadjutor und zwei Jahre später Bischof der Diöceie Straßlmrg. Potilstch war Naß ein Opportunist. Im Jahre 1818 segnete er die sranzösischcn Frciheitsbalimc ei», bc- ailcnitc sich aber einige Jcchre später lehr leicht den Berhältnisscn des zweiten Kaiserreiches an. Nach dem 1870 71er Jahre überblickt«- Räß sehr rasch die neue Lage. Zum Reichstagsahgeordneten ge wählt. hatte er die Protesterklärung der elsaß-lothringischen Mit glieder mit berathe», doch nur in dem Sinn genehmigt, daß nicht gegen den neuen völkerrechtlichen Zustand, wohl aber gegen die Art iiild Weise, wie derselbe ohne Beiragen des Zlinächst betheiligten neuen Rcichsl,indes zu Stande getvmmen war. Verwabrniig ein gelegt werde. AlS aber der Abg. Tenlick durch seine Rede dem gemeinsamen Protest eine zu ausgedehnte Deutung bcigclcgt hatte. L' ab Bischof Räß jene bekannte Erklärung ab. durch welche er. ge- lützt ans geschichtliche Vorgänge und den Völkcmiede», die Folgen cs Fkciirlsurter Vertrags als vollgültig Irückhaltsios anerkannte. Diese Erklärung brachte ihn in Zerwürfntß mit der jüngeren, fran. zösisch gesinnten Geistlichkeit: koch wußte Mb seine bischmlich« Autorität In geschickter Weise geltend zu mache». Mit der Möller- scheu Negierung lebte Räß, ovschon deutsch gesinnt, aut etwas gespanntem Fuße, doch lebte er. nachdem Manteuffel da- Priester- srminar zu Zillisliein wieder eröffnet, mit der LundeSrcgleruiia i» Frieden. INI erhielt er in der Person de- Dr. Slumps enien Koadjutor und 3 Jahre später gab der greise Bischof die Adinmi- strotivn der Diöcese vollständig auf. Bon leinen literanlchcn Ar beiten ist namentlich sein Buch über die Konverttten bekannt, in welchem er »achwieS, daß Shakespeare alü Katholik gestorben sei. Der Nachfolger. Koadjutor Dr. Sliiinpf, ist keine streitbare Natur. Er lebt mit der Regierung aus gutem Fuße und den größte» Kummer verursacht ihm mvhl der intransigent und französisch ge sinnte Theil des reich-ländischen KleruS. Stach Milthcllnng des OverbürgerineisterS rn Stuttgart in der GeinrinderathSsitzung wird der Gemmintschaden bei dem Brande der Hopsenniaikthalle (Stadlmagarin) «ruf weit über 100,000 Mk. geichätzt, wovon die Eigenthüiner des HopsenlagerS mit cu. 17M1 Mk. betroffen werden. An Haler sind über 1000 Centner ver brannt. Die Mckstände sind nicht verbrannt, wohl aber viele Ge- räthlchaslen der städtischen Straßenhaiiverwalluiin und namentlich auch viel DekoialioiiSmatcrIal. Eine Verwandte des städtischen BanverwalterS Liner »nd eine Magd ,mißten mittelst Leiter» aus den Fenstern des brennenden Gebäude» gerettet werden. Versichert war die Hopsenhalle bei der Brandveisichkrilüg mit 68,000 Mk. Man vcrimilhet Brandstiftung. Bo» den Feiicrwchilmtcn haben einige a» Händen und 'Armen Brandwunden davongetrage», doch ist ein ernsterer Uiilall nicht zu beklagen. Der Asrikareilende Wißmaun hat leider auf ärztlichen Rath Berlin verlassen müssen und sich zur Stärkung seiner Gesmidheü nach Madeira begehen. Ter jähe Uebergang aus der twvüchei, Sviiiieiiglilth in nniecc jetzt sehr aciährliche rauhe, winterliche Witterung habe» iein körperliches Befinden beeinträchtigt und ihn gezwungen, sich noch vor dem Eintritt größerer Kalte nach der ge nannten Insel, deren Klima schon cininal >v wohlthuend aus seine Gesundheit gewirkt hat. z» begeben. Eine sozialdemokratische Versammlung von ca. 100 Personen wurde in Hamburg in dem Vororte Varinbeck in einer entlegenen Wirts,ichaft überrascht, als sic hinter verschlossenen Thüren ihre Becathnng pflogen. Die Polizei hatte wiederholt auf den oster beobachteten inasseiihaiten Bestich des Lokals geachtet, ohne indcß etwas Verdächtiges zu ermitteln. Am 15. d. Abends wurde das nnmeiitlich auch unbemerkt durch eine Hinlerthiir zu erreichende Hans »mstrllt und es gelang, ca. 70 Personen sestziinehmeii, während die anderen durch die Fenster entkamen. Tie bekannten Agitatoren wurden in Uiiteriilchlingshatt genommen, die andere» Pecioncn wurden nach Feststellung ihrer Personalien entlassen. In dem Versammlungslokal wurden Listen, verbotene Schenken ,c. mit Be schlag belegt. Dem Kvpcnhagencr Magnetiseur Hansen, welcher in Hamburg wieder, wie vor mehreren Jahren, Vorstellungen geben wollte, wurde dies aus Anhalten des Medijinalkvllegiuins polizeilich unter sagt. Angeblich sind mehrere Personen, welche Hainen als Medien beilutzte, ernstlich erkrankt. Vom Reichsgericht Leipzig wurde auf Rcvisionsantrag des Staatsanwalts ein Erkenntiiiß des Landgerichts von Saalgemiiiid vom 12. August :c. miigchoben, durch welches drei junge Leute wegen Absingens der Mariecklaiic auf Grund deS fcaiizösffchen Ge setzes wegen ainrilhrerlschcr Riffe vcnirtheilt worden wacen. Der Staatsanwalt hatte geltenv gemacht, daß jenes Gesetz veraltet wäre. Der evangelische Obec-Kircheiirath PcellßcnS hat in Lachen der Berliner Kirckeistioth in einer seiner letzten Sitzungen den Beschluß gc'aßt. den Berliner Kreisstmoden das Recht der 'Anleihe zu ver- leihen. Es bedarf jedoch zur Ausführung dieses Beschlusses eine» StaatsgesepeS, welches in der bevorstehenden Session zur Annahme gelangen bürste. Auch den „Hamb. Nachr." wird gemeldet: „Der Gesetzentwurf über Erhöhung der Getreidezöllc ist sertigaesteUt und gcht sofort dem Biiiidesralh zu. Er schließt sich dem Vernehmen nach ena an die Beschlüsse des Landwirthschcfftörathes an und schlägt die Ver doppelung des bisherigen GetreidezollcS vor. Ebenso haben die Spcrcmaßcegeln nach dem Anträge von Below Salcskes Zustim mung gesunden. In Königsberg ist die Schifffahrt für Segelschiffe geschlossen. In Raakviv (nn Arnswalder Kreise) hat am 16 d. M. der pensionirlc Gendarm Thiele ans Küstein aus seine fünf Kinder und die Schwiegermutter geschossen. Er betrat bei Anbruch dcs Tages das Haus seines Schwiegervaters F. Mellnitz, begab sich in das Schlasgemach seiner Kinder im Alter von '/r vis 6 Jahre» und fragte diese, ob sie niit ihm gehen wollten; als dir älteren Kinder dies verneniten, gab er ans zedes Kind, de» Laus gegen den Kops gerichtet, einen Ncvvlvecichuß ab und beim Verlassen auch noch aus die Großmutter den sechsten. Die älteste Tochter verstarb bald, der jüngsten ist rin Auge anS seiner Höhle getrieben. Das dritte und bas vierte Kind sind schwer verletzt, wühcend das zweite unter die Bettdecke geschnellt war und unversehrt blieb. Kail Thiele, welcher steh einige Jahre nach seiner Belheiratlmiig im besten Alter in Aiiiswalve prnsioiliren ließ und dort ein Eigenthum von seiner Frau besaß, wurde im vorigen Jahre von derselben zum zweiten Male verlassen: Kinder, Mitgift, sowie die Häfftc der Pension mußte er ihr gehen. Die Trennung von seinen Kindern soll der Beweggrund zur That gewesen 'ein. Oesterrcieii Bei den Verhandlungen der österreichischen Delegation über das Budget deS Ministeriums de» Aeußecen verwies der Telegirte Ed. Sueß aut die Theiliiahme, welche über die Er krankung des deutschen Krvuprlnzeu in allen Kreisen der Bevölke rung herrsche. Ter Redner Pries de» Grasen Aiidrassi,. welcher das Biindiilß mit Denffchlaud geschaffen und die jetzige Oncntpoli- tik eingcleitet habe; der Redner billigte die Politik des Grasen Kalnoki,, welche eine Rückkehr zur Politik Audrassu's bedeute. Abt Hauswnlh anerkannt«: mit Besnedigiiiig. daß durch den Hmzu- tritt Italiens zur deutsch-österreichischen Allianz eine «höhte Friedensgewähr geboten worden sei, bedauerte aber, daß der Papst selbst keine ruhige Heimstätte und unabhängige Stellung besitze: er wünschte daher eine bessere Gestaltung dieser Verhällnisse. Der Dclcgirte Tr. Demel polemisirle gegen den Vorredner ; im italieni schen Einheitsstaate, nicmte er, sei die päpstlich: Weltherrschaft un möglich: der Papst habe auch ohne die weltliche Herrschaft eine arvge Macht: dies zeige gemve der gegenwärtige Papit, welcher mit der Papst habe auch ohne die weltliche Herrschaft eine „ge"" Teutichtand einen siegreiche In Stockem» hat sich der Rittmeister Ludwig Lang des Ulaiicn-Ncgiiiiciits Nr. 11 m seiner Privativohnuila mittelst eines 'Revolvers erichossen. Das Motiv dcs Selbstmordes ist noch un bekannt. In der galizischen Festung Pczcmhsl wurden neue Verhaftungen Vvrgcnonimeii, welche mit der E»»vc»dung einzelner Tkeile der Bescstigiliinsvlänc im Zusammenhänge stehen sollen. Der Dieb stahl war von russischer Seite bewirkt worden. Fr»,nkreia». Die Zustände sind geradezu kläglich. Der Prä sident Grcvy wird täglich von den Journalen vor vielen Millionen Leiern angrtlagt und beichinipst und sein Rücktritt verlangt, die Minister werden von denselben Journalen als Spitzbuben und Schurken behandelt, und der Polizeipräsect. welcher so sehr noth- wendig dcs Ansehens »»d der Autorität bedarf, um im Stande zu sei», die öffentliche 'Ruhe ausrecht zu erhalten, wird eines acmcmkn Verbrechens beschuldigt, das er in Gemeinschaft »lit einem seiner Untergebenen und mit deni Schwiegersohn des Präsidenten der Republik begangen haben soll. Und dazu die Enthüllungen über die Generäle Enfsarcl, Audion und Thihnudni, der offne Cviiflict mit dem Krieasnlinister und dein General Boulanger, waS Alles von den Festiocn der Republik möglichst ausgebeutet wild, um be züglich der Armee Beunruhigung hervorziirilien. Und um Allem die Krone auszuietzen: diese UiitersuchnngScoininission, welche be schlossen hat, selbst anonyme Lcniiiiciationen nicht unberücksichtigt zu lassen. Vor ihr finden sich Wahnsinnige, Historiker. Bater- landSretter und Schwätzer dutzendweise ein, macken mit eiserner Stirne haarsträubende Enthüllungen, geben mit größter Geläufig keit und Sicherheit Cigeiiiiamen, Adressen. Daten an: der Aus schuß suhlt »c»i Blut gerinnen, giebt entsetzt einzelnen reiner Mit glieder den Anitrag, nach den Adressen dec genannten Personen zu gehen, und erfährt in der Regel Togs darans, daß die wichtigen und mchütteinden Enthüllungen entweder gänzlich aus der Luft ge griffen oder vhcintastisch übertriebene nnd umgedeutete sehr einfache Tbatsachen waren. Grcvy'S Unbeliebtheit nimmt mittlerweile von Tag zu Tag zu. DaS bezeugen die Witzblätter, deren Zerrbilder des „Alten vom Elysee" beim Publikum großen Bestall finden, daS bezeugen die Angriffe der politischen Zeitungen und die höchst »nchicrbictigen Gespräche der Abgevrdneten und Senatoren. Das Publik»,» sieht in seiner ungeheuren Mehrheit einem Wechsel im höchste» Amte der Republik nicht nur ohne Beiorgniß, sondern sogar mit einer gewissen Ungeduld entgegen. Die Minister waren nach der Kaniniersitzuna am Freitag bei Gleich, der sehr niedergeschlagen war. aber die Möglichkeit seines
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