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Dresdner Nachrichten : 02.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-02
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.02.1874
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MM" >«,"» sril, M»rmiftraßr 18. Adon «»«»prelg vicrlctzshr, «Agr . durch di« «gr. <N«ikl„e »m«ru I N,r. «ulloge. 23000 Ekpl. Atr die gilickgadr etnge< laudier Mauiiscrtple macht sich die Redactton nicht «erdtndltch. Juseraten-Nnnadme au«- wiiN»t L»»»«ll,l»io »»ä Malier in Hamburg. Ber M> Wteri, Uetpelg. Balci, »reglau, tzrankfur, a. M. 7» »ach »«»»» tu «erlin, jjeipgta, kgtc», Hamburg, Frankfurt a, M., Mitn- chrn. — v.ob» td c«. in Frankfurt M. — kr. Voigt tu Ltiemntb, — liu- rao.lmtltt». »oliior » v». in Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Rr. 33. Neunzehnter Jahrgang. M JnIeraleioerdenMarlu »lag» lg augenoinmet big Ab.« Udr. «onniagb dt» Mittag» lg Uhr. In Reultadt. »rot« «l»M- aalli g big «ld » «ir. Der Rau« einer ein lpaUlaen PetUreile koitet IL Pfa. tginaelandt die geile» »lg«. «ine «arantie Illr da» nitchslttigiae Prichei- nen der Inserate wird nicht gegoten. Auswärtige «nnoncen- Aufträge von und unbe» kannten ginnen u. Per sonen tnkeriren wir nur gegen Pränumerando- gablung durch «rief- marken oder Posteingab- lung. » «iiben kosten I>, Ngr. «nbwärtlge können die Zahlungauch auf eine DreSdnergirmtt anwetsen. Dt« Es». Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lieft sch L Neichardt in Dresden. Verantwort!. Rebacteur: Julius Ntlchardt Lresoen, Montag,2. Februar 1874. Mttredacteur: vr. L«»ii >aS Feuilleton: Luavlyz «»i-t»,»»». TageSgeschtchte. Deutsches Reich. Graf Arnim, der deutsche Botschafter in Paris, hat einen einmonatlichen Urlaub angetreten. Die Geschäfte der Botschaft während dieser Zeit führt der Graf Wesdehlen. — In Berlin soll eine Versammlung behufs Kundgebung des Danks -für die englischen Sympathie-Meetings im Rathhause statt finden; als Vorsitzender ist Prof. vr. Gneist in Aussicht genommen. — Staatsminister a. D. Freiherr August v. d. Heydt in Berlin ist bedenklich erkrankt. DaS Abgeordnetenhaus in Stuttgart bewilligte mit 80 gegen 2 Stimmen 7^ Millionen zur Anschaffung neuer Gewehre und Geschütze. In München wurde am 27. Januar der Thatbcstand etneS scheußlichen Verbrechens durch die Detektivpolizei erhoben. Eine in der Sendlingergasse bedienstete Magd, ein Mädchen von 21 Jahren, hat vor einigen Tagen heimlich geboren, das Kind sofort erschlagen und desi-lr Leiche am Herdfeuer vollständig verbrannt; in dem Aschen häufchen wurden die Knochenreste aufgesunden. Die Thäterin.ist geständig und in Haft. Otstrcich. lieber das tragische Ende des verdienten Feldherrn Freiherr v. Gablenz erhält die N. fr. Pr. aus Zürich folgenden Be richt: General Gablcnz ist am 27. Januar Abends zum Besuch seines Bruders in Zürich angelangt und hat in einem Anfall von Melancholie sich in seiner Wohnung in Riesbach (Gasthof „zum Schwan") am 28. Januar Morgens 10 Uhr erschossen. Er hatte zwei seiner Freunde ersucht, ihn Punkt 11 Uhr zu besuchen; als sie kamen, war die Thür versperrt. Der Wirth ließ dieselbe erbrechen. Man fand das Schlafzimmer leer, im Nebenzimmer aber lag der General der Länge nach auf dem Sopha in strammer Haltung. Die Linke hielt fest den Revolver; in der Herzgegend zeigte sich eine tiefe Schußwunde. Gablenz hatte den Oberleib entsteinet und den Schuß ins Herz gerichtet. Vor ihm lag ein Zettel, auf welchem mit fester Hand der Wunsch geschrieben war, daß bei seinem Begräbnisse Fol gendes verlesen werde: „Ich habe zu Gott gebetet und mich gesam melt, aber ich halte es nicht länger aus. Die hohen Stellen, die ich bekleidete, waren mir deßhalb so angenehm, weil sie mich in den Stand setzten, Jedermann Gutes zu thun. Das war mein st« Bestreben und jetzt meine Beruhigung. Seit langer Zeit leide kö! an nervöser Ueberreizung, so daß ich seit Monaten keinen Schlaf ge noffen. Das Maß ist nun voll." Er- bittet dann einen Freund, seine Aufträge genau zu bestellen. Herm Pfarrer Lang ersucht für sein Begräbniß zu sorgen, welches so „einfach und schlicht wie dem einfachsten Mann dieses Landes" hergerichtet werden soll. Den Armen von Neumünster vermachte er hundert Francs. Das Lei- chenbegängniß ist auf Sonnabend Nachmittag vier Uhr festgesetzt Die Leiche wird auf dem Neumünsterer Kirchhofe beigesetzt werden Die N. fr. Pr. bemerkt dazu: daß die vielfach verbreiteten Gerüchte, als ob Gablenz wegen seiner drückenden finanziellen Lage Hand an sich gelegt habe, als ebenso haltlos bezeichnet werden, wie die detail lirten Mttheilungen über angeblich fruchtlose Versuche, die der Gene ral gemacht habe, um bei seiner Familie Hilfe zu finden. Es ist richtig, daß Gablenz sich in finanziellen Verlegenheiten befand, sie waren aber keineswegs so unüberwindlicher Natur, um den Selbst mord begreiflich erscheinen zu lassen. Rumänien. Minister Boerescu bereitet eine feierliche Er hebung des Bruders des bekanntlich kinderlosen Fürsten Karl, Prin zen Friedrich von Hohenzollern, zum Thronfolger in Rumänien vor. Im rumänischen Parlament wird die Sache nicht auf sonderliche Schwierigkeiten stoßen. Wohl weiß man, daß die Pforte lauten Protest erheben wird, aber man ist derZuvcrsicht, daß dieser Protest nicht unbcsicglich ist. Für bedenklicher hält man dagegen, daß auch Rußland dem Projekte feindselig gesinnt ist. Spanien. Das Fort Luchana zwischen Bilbao und Portu- galete hat sich mit der Garnison von 115 Mann und vollständiger Ausrüstung den Carlisten ergeben. Locales und Sächsisches. — II. MM. der König und die Königin trafen gestern Mit tag halb 1 Uhr per Ertrazug von Leipzig kommend nebst zahlreichem Gefolge und Se. K. H. Prinz Georg vorgestern Nachts halb 11 Uhr wieder hier ein. — Bericht über das Cultusbudget. Ref. Starke-Mittweida. (Fortsetzung.) Bei den Postulaten für die evangelische Kirche be kämpft die Deputation die von der Negierung für die Superintenden ten geforderten 30,000 Thlr.; sie wollte, da das Schulgesetz die Aufsicht über die Volksschulen aus den Händen der Superintendenten auf die Bezirksschulinspectoren überträgt, das Institut der erster«» ganz aufheben und die Aufsicht über die Geistlichen einigen Kirchen- räthen übertragen. Nach eingehenden Verhandlungen mit der Re gierung beantragt sie, gegen die Meinung der letzteren, eine Herab minderung der Zahl der Superintendenten von 37 auf 19, die Ab lehnung der Gehaltserhöhung der Superintendenten und die Ein stellung von 28,000 Thlr. so lange als transitorisch in das Budget, als die Zahl der Superintendenten auf 19 reducirt ist. In anderer Richtung empfiehlt die Deputation die Bewilligung von 34,000 Thlr. nw Verbesserung gering dotirter geistlicher Stellen. Es giebt jetzt m Sachsen noch 209 Geistliche, die unter 600 Thlr. Einkommen haben; mit 15,000 Thlr. Zulage erhöht sie ihr Einkommen auf 600 Thlr. Mit nicht minder freigebiger Hand empfiehlt sie denZuschußzum Emeritirungsfonds für Geistliche auf 113,882 Thlr. zu erhöhen. Eine Petition von emeritirten Geistlichen, die auf ihre klägliche Lage hmgrwiesen haben, wird durch diese Mehrbewilligung günstig erle digt. In warmen Worten weist die Deputation darauf hin, daß jenen alten, um Staat und Kirche treuverdienten Männer diese Wohl- that gewiß zu gönnen sei. Reichhaltig ist der Etat der Gelrhrten- schulen. Auch hier knausert die Deputation nicht. Die Lehrerge halt« sollen nach den bereits bekannten Regierungsvorschlägen unver kürzt bewilligt werden. Heber die Landesschule Meißen erfolgt später ein besonderer Bericht. Für die Landesschule Grimma sollen bewilligt werden 11318 Thlr. Zuschuß, für die Gymnasien in Bautzen und Chemnitz 12228 und 14423 Thlr., für das in Freiberg 11943 Thlr. (letztere Summe nach einem Anträge des Abg. Sachße erhöht); für den Neubau eines Gymnasiums daselbst, das 81000 Thlr. kostet, wozu die Stadt Freiberg außer dem Bauplatze noch 10,000 Thlr. zu- schleßt, in dieser Finanzperiode 21,500 Thlr.; für das Gymnasium in Zwickau 12,409 Thlr., für das neue Staatsgymnasium in Dres den 13,745 Thlr. Das Schulgeld wird hier etwas höher sein als in den übrigen Staatsgymnasien der Provinz, der Rektor erhält auch einen höheren Gehalt ; die Schaffung von 20 Freistellen wird abgelehnt, hingegen für Erlasse 15 pCt. des Schulgeldes anstatt der sonst üblichen 10 pCt. gewährt. Zur Vollendung des Gymnasial baues selbst, für den bereits früher 80,000 Thlr. bewilligt wurden, sind noch 68,700 Thlr. zu genehmigen. Gymnasium und Real schule zu Plauen erfordern 23,234 Thlr., zur Errichtung eines Uebungsgebäudes bei diesen Anstalten werden 11,500 Thlr. bean tragt. An eine Trennung beider Anstalten denkt die Regierung nicht. Für Gymnasium und Realschule in Zittau beantragt die Deputation 23,900 Thlr., für die Realschulen in Annaberg und Döbeln 17,300 und 16,950 Thlr., für den Bau eines Neben gebäudes zur Aufnahme der landwirthschaftlichcn Abtheilung in Döbeln 8000 Thlr. als Berechnungsgeld. Eingehend behandelt der Bericht die Realschulen 2. Ordnung, die in zahlreichen Städten des Landes geschaffen wurden. Da sie nicht blos den betr. Städten, sondern wesentlich auch dem umliegenden platten Lande zu Gute kommen, so greift die Regierung unterstützend ein. Diese höheren Schulen, ein wesentlicher Hebel der Volksbildung, sollen nach ein heitlichem Plane geleitet, unter eigne Direktion gestellt und die Ge- haltssrage so geregelt werden: Der Direktor erhält 1200 Thlr., die 6 Oberlehrer 900, 800, 750, 700, 650 und 600, der provisorische Lehrer 500 Thlr. Diese Realschulen 2. Ordnung sollen 5 Klassen zählen und die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig-freiwilligen Dienst erhalten. Schulen bestehen jetzt schon in Reichenbach, Glauchau, Crimmitschau und Mittweida; in nächster Zeit treten Schnerbrrg und Bautzen dazu, während Borna, LeiSnig, Wurzen, Stollberg und Pirna mit der Errichtung sqschx, Anstalten beschäftigt sind. Die Realschulen Dresdens und Leipzigs bedürfen keinerStaatsunterstützung; für die in Chemnitz und Zwickau soll der Staat 5000 Thlr. Zuschuß gewähren. Die Abg. Uhle, Mannsfeld und v. Wagner beantragen für die Städte mit fertigen Realschulen 2. Ordnung, in Berücksichtigung der von ihnen zu brin genden Opfer Zuschüsse von 4000 Thlr., was auch die Minorität der Deputation (Oehmichen, Starke-Mittweida, vr. Minckwitz) vor schlägt, während die Majorität (Uhlemann, Haberkorn, Beck,v.Oehl schlägel)nur 3000Thlr. geben, jedoch die Regierung ermächtigen will, nach Bedürfniß 4000 Thlr. zu gewähren. Außerdem werden 5000 Thlr. zu unvorhergesehenen Bedürfnissen und zur Förderung des Realschulunterrichts 12,000 Thlr. bewilligt; schließlich noch 20,000 Thlr. für Neubau einer Realschule in Reichenbach. (Schluß folgt.) — Die beabsichtigten großen Gefängnißbauten in Dresden und Leipzig, über welche der Landtag zu berathen haben wird, sind für die gerechte Ausführung des Reichsstrafgesetzbuchs und besonders fift die Vollziehung der Gefängnißstrafe von großer Wichtigkeit. In Sachsen ist nämlich die Einrichtung getroffen, daß Gefängnißstrafen bis zu vier Monaten in den Gerichtsgefängnissen, welche unter dem Justizministerium stehen, bei längerer Dauer dagegen an Männern in der Strafanstalt Zwickau, wo auch zugleich Zuchthaus mit ver büßt wird, weil Waldheim die ihm zugedachten Insassen gar nicht alle fassen kann, und an Frauen in Hoheneck, einem Landcsgefäng nisse bei Stollberg, vollstreckt wird. Diese Anstalten aber, welche unter dem Ministerium des Innern stehen, haben mit nur ganz un- merklichen Unterschieden dieselben Bestimmungen wie das Zuchthaus, dieselbe Kost, dieselbe Kleidung und was besonders wichtig ist, die selben Vergünstigungen, wie sie das Zuchthaus gestattet. Auch dort muß der Gefangene die Arbeit übernehmen, zu der er bestimmt wird, gegen einen Verdienstantheil von höchstens einem Groschen für das höchste Pensum, während im Gerichtsgefängnisse der Gefangene nach Belieben arbeitet oder nicht, und auch, wenn er bemittelt ist, sich selbst beköstigen darf, so weit sein Geld reicht. Man will nun da hingestellt sein lassen, welcher Einrichtung der Vorzug zu geben ist; jedenfalls aber thnt es noth, daß in den Vollzug der Gefängniß strafe, die sowohl bei längerer wie bei kürzerer Dauer doch im Sinne des Gesetzgebers nur ein und dieselbe Strafart ist, völlige Gleichheit gebracht werde. Jedenfalls erscheint es nicht ganz gerechtfertigt, «inen Gefangenen, der 4 Monate.und 1 Tag zu verbüßen hat, gan; ähnlich wie im Zuchthause zu behandeln, während ein Gefangener, 3er nur zu 4 Monaten verurtheilt ist, verhältnißmäßig viel weniger Beschränkungen seiner Freiheit erfährt. Beiläufig gesagt, soll es in kleinen Gerichtsämtern nicht selten Vorkommen, daß Dienstmäd chen ihre Gefängnißstrafe zum großen Theile in der Küche der Frau Amtntännin verbüßen. Zur Durchführung völlig gleicher Hand- ,abung der Strafgesetze scheint es fast unvermeidlich zu sein, die ge- atnmte Gefängnißverwaltung in Gne Hand zu vereinenHei es nun MS Ressort des Justizministeriums, sei eS das des Ministeriums des Innern, welches letztere allerdings seine Anstalten unleugbar in musterhaftem Zustande erhält. — ckt. Wie dem am 2. Januar d. I. so solenn gefeierte» silbernen Amtsjubiläum unseres Herm Oberbürgermeisters Pfo tenhauer eine Vorfeier vorausging, so folgte demselben vorigen Sonnabend auch eine Nachfeier, welche in der Erinnerung aller dabei Betheiligten sicherlich stets ein Lichtpunkt bleiben wird. In freund lichster Weise hatte der genannte Jubilar als „Obervater", wie er scherzweise genannt wurde — sämmtliche „Väter der Stadt" in den beiden städtischen Lollegien, sowie einige der ihm am nächsten stehen de« Kammermitglieder, ferner Vertreter der Kunst, des ärztlichen Lehrer- und Beamtenstandes, wie überhaupt die Spitzen der Körper schaften, die seiner bei jenem Jubiläum ehrend gedacht, zu einem Mittagsesien in die Räume der Harmonie geladen, und gegen 150 Gäste waren diesem ehrenvollen Ruf gefolgt. Mit gewohntem feinen Takte und großer Liebenswürdigkeit bekundete sich der Fest- l 4 geber als aufmerksamer Wirth, und die gewählten Worte, womit derselbe seine Gäste nach Eröffnung der Tafel „willkommen" hieß, kamen sichtbar von Herzen und gingen deshalb auch zu Herzen. Mit schönem Vlumcn- und Blätterschmuck umgeben, war hinter dem Sitze des Heim Oberbürgermeisters die künstlerisch ausgeführte werthvolle Votivtafel aufgestellt, die ihm die Stadt durch ihre Ver treter gewidmet; vor ihm stand der kostbare silberne Tafelaufsatz, eine Gabe des Vereins städtischer Beamten, und indem der Jubilar auch der großen und herrlichen Porzellanvasen dankmd gedachte, die ihm das Stadtverordnetencollegium insbesondere verehrt, ergriff er den prachtvollen silbemen, inwendig vergoldeten Pokal, die Festgab« seiner Herren Kollegen im Stadtrathe, füllte denselben mit edlem Rebensäfte und erklärte, daß er dieses kostbare Gefäß heute ein weihen wolle, trinkend auf das Wohl von Kaiser und Reich, von König und Vaterland, auf dasjenige seines lieben Dresdens und aller seiner Bewohner. Diesem schönen und ergreifenden Weihe-und Trink spruche folgte nun eine Reihe geist- und gemüthsvoller, emster und humoristischer Ansprachen, in gebundener und ungebundener Rede, wie die Namen der Sprecher: Bürgermeister Neubert, Hofrath Ackermann, Hofrath vr. Papst, Stadtrath Heubner, Stadtrath Teucher, Präsident der 1. Kammer von Zehmen, Bürgermeister Martini, der Stadtverordneten vr. Wigard, Adv. E. Lehmann, Buchdruckereibesitzer Lehmann, Schmiedemeister Wolfram („von Eschenbach", wie derselbe scherzhafterweise angekündigt wmde), Schuldirector Heger u.A.m., solches schon von selbst erwarten ließen. Die Pausen zwischen den Trinksprüchen wurden durch G«- sangsvorträge der eingeladenen Liedertafelmitglieder und der Kapelle des Musikdirektors Ehrlich aufs Angenehmste ausgefüllt. Nachdem unter diesem Geist und Gemüth erhebenden und erquickenden Bei sammensein, wobei auch durch ausgewählte Gerichte und treffliche Weine der Leib seine Rechnung vollkommen fand, fünf Stunden ver flossen warm, schied man mit freudigem Danke von dem hochgeehrten olcker westaeber, und eine größere Anzahl der Tischgenossen ließ in dm» ipzlgss benachbarkn MRsy HE M Machkttlngeder schönen Fejernoch, weiter auf sich wirken. Auch hier wurde noch manches zündende Wort aus warmem Herzm gesprochen; insbesondere faÄen hier di-> Ansprachen der Herren Hofrath Ackermann, als neugewählter Reichs tagsabgeordneter, und Fabrikbesitzer Jordan, als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, reichen Beifall. — Zur Einweisung und Antrittspredigt des Herrn Pastor Icke, tdeol. vr. Dibelius hatte sich gestern Morgen in der Annm- kirche eine überaus zahlreiche andächtige Gemeinde versammelt, Al tar und Kanzel waren geschmückt mit Blumm und Pflanzen. Herr Pastor vr. Dibelius trat sein Seelsorgeramt mit Würde an und dürfte seine Erscheinung und sein Auftreten wohl allgemeine Sym pathie erweckt haben. Nach der Einweisungsrede des Superinten denten u. s. w. betrat der neue Pastor die Kanzel; er benutzte nicht das Sonntagsevangelium, sondern wählte seinen Text aus der Epistel Pauli an die Römer, Kap. 1, Vers 16: „Denn ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht rc.", nachdem er vorher seine Sendung an die Annengemeinde mit Freude und Stolz begrüßt und in schwungvollen Worten erklärt hatte, wie reiche Liebe er seiner nunmehrigen Gemeinde entgegenbringe und wie er all'seine Kraft daran setzen wolle, daß er Jedem seiner neuen, lieben Gemeinde den Segen und Trost des Evangeliums bringe. — Der Circus Herzog-Schumann war Sonnabend der Schau platz eines betrübenden Unfalls. Nachdem Herr Schumann den vorzüglich schönen, in Freiheit dressirten Rapphengst Borvieu vorge führt und Fräulein A. Ducos ihre kühnen Teinpospiünge beende hatte, führte Herr Boom, bekanntlich der fermste Springer der G' sellschaft, auf dem Kopse stehend, wohl 5 bis 6 RundtoureN um den Circus aus, so daß Jeden» bangte, der auf dem athemlosen Pferde den tollkühnen Gymnastiker unverwandt vertikal stehen sah. Es ging indeß Alles gut ab, nur stark geröthet erhob sich Boom, enthu siastisch applaudirt und ritt noch einige Pirouetten. Leider mochte er doch etwas von Schwindel spüren, konnte sich schließlich nicht hal ten und glitt so unglücklich vom Pferd zu Boden, indem er auf den Arm fiel, daß dieser schwer gebrochen schien und der Unglückliche taumelnd herausgeschafft wurde. — In Wien ist am 29. Januar die Gattin des früheren säch sischen Finanzraths, jetzigen östreichischen Hofrathes Max Maria v. Weber, einem Gehirnschlage erlegen. Frau Baronin Weber be- .. fand sich mit ihrem Gatten Abends noch in einer Gesellschaft, ver langte aber gegen 12Uhr nach Hause zu fahren, da sie ihreMigräne bekommen. Sie war kaum zu Hause angelangt, als der Kopfschmerz sich in außergewöhnlichem Maße steigerte, es traten convulsivische Erscheinungen hinzu, und trotz aller sofort vom k. k. Leibarzte Vr. Kunze angewendcten Hilfe erlag die vortreffliche Frau bald ihrem Leiden. Sie hat dreißig Jahre an der Seite ihres Mannes in friedlicher, glücklicher Ehe gelebt, hqt dem geistvollen Schriftsteller, wenn er den Ernst und die Last der Arbeit von sich werfen konnte, ein anziehendes Heim geschaffen, wo er im Kreise der Kinder, deren sorgliche Erzieherin die Gattin war, Ruhe und Erholung fand — Viele unserer Leser werden sich noch aus ein piwtographl- cheS Atelier besinnen, welches vor vier, sü»t Jahren, hier, wenn s wir nicht Irren, aus der Lüttlchaustraße exisitrte und einer Frau von O.uilfeld gebürte. Diese Frau Anna Marie von O.nllfeld geb. Kortkampf ist nach dem Cottbusser Anzeiger ln cincn vor dem Schwurgericht zn EottbuS am 2». und 24. d. Mtö. verhan delten Falschmünzerproces! verwickelt und hat eine Strwe von k Monaten Gefängniß zuerkannt erhalten. Auch hier in Dresden hat sich die FalschinünzergescUschaft niedergelassen gehabt, beste hend auS kein Gatten der Genannten, rem Oberstlleutenant von Ouilfeld aus Stralsund - welchen, sie 18',2 in Amerika gebel- rathet, im Jahre 1862 aber wieder y.-rlasse» hatte und »un allein ^ 4
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