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Dradla«lchr<ftl »»chrlchl«» Dr«»«». S»rnlpr»<tz»r-Samm»lnumm»r> 2S 241. IN» tür Hiachlgtzpritch» > 20 011. »om l. dt» IS. Juli l»2S d»t läaUch iw«>mullg»r Iuitellun» >r»l Ftau» l.SV ^VrllUyt Pokd»j»s»pr»i» iür Wo»«! Juli 1 Mark adn» PoN,uN«llungsg«t>ul>r ckt»z»I»»««»» I» PI»»»t,. D»» «nz-tox, w»rd«, noch Soldmark derrchn»!. d>» «nlnaw« 30 m» dr»t>« 3»it» 3V vla„ wr au»wdrt» 3L M». yomil>»nanz»ig»n und SIrllenoriuch» odnr LIIL. BadatI lo PI»., audrrdald 20 PI«., d!» SO mm dr»il« 2i«Niomrz«ilr ISO Pt«.. aut,»rdald 200 PI« VII»rI»na»dudr 10 PI«, vuaw tUuNrüq» kirnen P»rnu»d»»adl SchrtsUettun« und ItaupiqrlchLtt»»»», M»rtr»IIr»I»» 3S 42. Druck u. vxeaq von Lteplch » 2l»tch»rdl m Dr»»d«n. PoMchrck-AvnIn 1OSS Dr«»d«n. NachdruN, nur mi> »»»tttchrr Su»ll»nvnandr .Drr»k>n»r Hochr " lulitlliq. Unorrlnn«,» SchrNIIIuch» werden ntch> nuldewadrl. O eien unci Hercls baukt mim preidiven im ssneligsneliSN kril'M« ^ keksili, 6f. rRiingentf. 13 «SIII » AIltl IIIO t'ernis>r«cd«rk >»2d2 »I«k» l'oxpiotz. rl«,or>»e,I»s»e, «ile rreol»r»«rel»t>» — NoXI»x- llr,ol «»»- pi^ksor IttMNkk Kunstspislpistios »sll 1624 dsstdsvvstti'iss (ZuslitLisiLdr-Ikst »4eiasn I. Ls., klsrtinrtrske 12 Rnanzdebatte in der sranzöfischen Kammer. Ablehnung des Sachverstandigenplanes durch die Sozialisten. Um die nationale Arbeitsgemeinschaft. — Grobe Sokol-Demonstralionen in Prag. — GrasBrockborss-Aanhau über -ie Russen-Kredile. AeineDotlmachlen! Keine Ausländsanleihen! Die Kritik des Abgeordneten Vlum. Paris, 7. Juli. Die Kammer beschäftigte sich »u Beginn der Sitzung mit bei Interpellation des Zlechtoradikalea Franklin Bouillon, der über das S ch u l d e n a b k o m m e n mit den Vereinigten Staaten sprach. Seine Aus führungen richlcten sich in schärfster Weise gegen das Ab kommen Mellvn-Bcrcnger. Das Abkomme« sei unannehmbar, ivcil rS drei Gefahren enthalte. Die erst« betreffe die Hölu der Schuldsumme, die zweite die nicht vorhandene LicherhcitS- und Transferklauscl und die dritte die Möglich- leit, daß in den Vereinigten Staaten die Schuldscheine in Umlauf gebracht würden. Italien habe eine Reduktion von 7N Prozent, Frankreich nur eine solche von 50 Prozent er halten. D«r Abgeordnete nahm sodann von der Absicht der Regierung Kenntnis, neue Verhandlungen ein-ulelten. Ministerpräsident Nriand unterbrach den Redner, um zu erklären, die Negierung werde zu gegebener Zeit dem Par lament die gesamten Akten Uber den Ursprung der Schulden und über deren Bemessung im Vergleich zur Bemessung der Schulden der anderen alliierten und assoziierten Mächte unterbreiten. Ter Führer der Opposition, Abg. Marl», be- merkte, die Regierung habe in ihrer Kabinettserklärung ge sagt, das, sic hinsichtlich des Abkommens Mellon—Berengcr die Vertrauensfrage stellen werde. Marin verlangte, daß die Kammer besser ausgcklärt werde über die Stellung der Regierung in dieser Debatte. Man müsse vor allem wissen, ob bei der fetzigen Debatte über die Finanzsanierung die Frage des Abkommens als ein wesentlicher Bestandteil der Debatte betrachtet werden müsse. Das sei um so notwendiger, als -ic Regierung erklärt habe, wenn das Schuldcnabkommcn nicht ratifiziert werde, könne man keinen auswärtigen Kredit erlangen. Briand erklärte nochmals, dass er zur gegebenen Zeit klar und offen sich vor dem Parlament aussprcchcn werde. Hieraus fuhr Franklin Bouillon in seiner Rede fort: Die Versailler K a l a st r o p h e, so habe er seinerzeit er klärt, verurteile Frankreich für 50 Jahre zum Elend. Mit dem Washingtoner Abkommen werde dies« Zeitdauer um zwölf Jahre verlängert. Der Fehler liege daran, -ab man es beim Friedensschlüsse versäumt habe, di« Frage der alliierten kchnldcn z« regeln. Im Augenblick der Friedens-Verhandlun gen sei er von der Rechten, wie auch von der Linken bekämpft worden. Der sozialistische Abgeordnete Nenandel rief dazwischen: .LSegcn der Annexion dcS linken RhcinufcrS!" Franklin Bouillon erwiderte: Sie haben nicht das Recht, derartige Dinge inmitten einer solchen Debatte zu behaupten, weil sie im AuSlande unrichtige Anschauungen verbreiten konnten. Ich habe niemals die Annexion des linken Rhcin- uscrs verlangt, sondern durch den KammerauSschub für aus wärtige Angelegenheiten den Text annehmen lassen, der als Grundlage für de» Versailler Vertrag gedient hat und der sich dahin ausspricht, dass Frankreich niemals daran denken wird, einen Fußbreit nicht französischen Gebietes zu annek tieren, Was Sie, Herr Renandel. soeben gesagt haben, Ist nicht schön und ebenso töricht wie unwahr. Franklin Bouillon schloss seine Ausführungen mit dem Hinweis darauf, dass Mellon dafür sorgen müsse, dass Europa wieder zum Wohlstand gelange, damit der Sieger ein guter Kunde der Vereinigten Staaten werde. Man müsse also vom schlecht nnterrichtctcn Amerika an «in besser unterrichtetes Amerika anpelliercn. Die Regierung könne Frankreich, das aus dem Kriege siegreich, aber vollkommen verblutet hervor- gegangen sei, nicht in eine Lage bringen lassen, in der unter drn Fordernngen seiner Alliierten znsammcnbräche. Nach Anhörung der Rede Franklin Bouillons gewann man den Eindruck, dass der Abgeordnete mit seiner Inter pellation vor allem der Regierung einen Dien st er» weisen wollte, was ihm besonders durch Seitenhiebe ans Tardien, der nur noch das Wort zu einer persönlichen Recht fertigung, aber nicht zu einem wirksamen Angriff auf die Negierung ergreifen wird, gelungen ist. Nach einer Unterbrechung begründete der radikale Abg. Aeeanbray seine Interpellation über die Finanz- sanierung, i» der er sich in der -Hauptsache mit den ver hängnisvollen Folge» des sinkenden Franken beschäftigte. Nach ihm ergriff der Abg. Blum das Wort. Er führte a»8, die Kammer solle sich nicht für den Sachverständigcn- plg», sondern für den sozialistischen Plan aussprcchcn. Die Debatte dürfe nicht zu einer Ministcrkrisis wie sonst führen. Eie könne mit einem deutlichen Wink, der dem Lande zeigen wurde, maS das Parlament wolle, zu Ende gehen. Die sozialistische Partei lehne es ab. sich dem Plan der Sachver ständigen anznschlicßcn. Der Abg. Vlnm kritisiert sodann die Vorschläge der Sachverständige» über die Erhöhung der in direkten Steuern. Es set übrigens nicht rinznschen, warum dir Sachverständigen die Schaffung ausbausäht» ger Einnahmequellen Vorschlägen, da sic doch eine unver zügliche Stabilisierung sür notwendig hielten. Setze die Stabilisierung nicht die Beibehaltung der bisherigen Höhe der Einnahmen voraus? Vlum bemängelt dann tm allgemeinen die von Eatllaux angckündigten Steuerent würfe. Die Rede Eaillaux' enthalte aber Schlimmeres. Danach beantrage die Negierung, ihr hinsichtlich der vorgcschlagencn Steuern die Vollmacht zu übertragen. „Das tun wir niemals!" rust Blum ans. (Seine Worte werden nicht nur aus der Linken, sondern auch aus einigen Bänken der Rechten und des rechten Zentrums mit Beifall ausgenommen.s Der Fehdehandschuh ist «ns hingeworsen worden. Wir sind bereit, ihn auszu nehmen. Das Parlament hat nicht das Rech«, ans sein Recht, Steuern anzunchmcu oder abzulehnen, zn verzichten. Wenn notwendig, werden die Sozialisten allein das Recht des Par laments verteidigen. Der Ausgleich des Budgets hat nur eine relative Bedeutung. Schon viermal hat ein Finanz- minister erklärt, die Lage des Schatzamtes sei verzweifelt. Das kommt eben davon, dass man seit einem Jahr nichts unternommen hat. Jede Verschärfung der Infla- tton wird meine Partei ab lehnen. Das Ziel war die Konsolidierung. Im weiteren Verlaufe seiner Rede erklärte der Abg. Vlum, die von den Sachverständigen angekündigte Wirt» schastSkrtse lasse sich vermelden, wenn man vor der Stabi lisierung des Franken bis znm jetzigen Stande der Index ziffern auswerte. Dies könne Frankreich ans eigener Kraft ohne irgendwelche fremde Hilfe zustande bringen. Die sozialistische Partei lehne Ausländsanleihen, aus denen der ganze Sachverständigenplan beruht, ab. Blum bemängelte, dass Eaillaux einer klaren Aeuhernng über die Frage der Ratifizierung des Washingtoner Abko m mens anS dem Wege gegangen set. Er erklärte, Frankreich müsse seine Verpflichtungen anerkennen, nachdem auch Belgien und Italien Schuldenregelungsabkommen ab geschlossen hätten. Rlums Worte, „ich betrachte mich Amerika gegenüber für stärker gebunden, als sich Deutschland uns gegenüber als gebunden betrachtet", wurden links mit Bei fall, aus der Rechten mit Unruhe ausgenommen. Blum be schäftigte sich sodann mit dem Ursprung der Wirtschaftskrise, für die er den Versailler Vertrag in erster Linie verantwort lich machte. Schuld sei ferner die Illusion über die Zah lungen Deutschlands, der Plan Bonar Lawö, die Ruhr, bcsrtzung und der Rcparationsplan. Die sozialistische Partei habe von jeher den Standpunkt vertreten, dass die aus dem Kriege entstandenen Probleme nur auf internationalem Boden durch eine internationale Anstrengung gelöst werden können. Aber dieser Gedanke sei unerfüllbar geworden, weil die Politik der letzten Kammer eine solche Anstrengung un- möglich gemacht habe. Blum entwickelte nun baS bekannte sozialistische Lanie» rungsprogramm, das in der Forderung nach einer Kapi. talSabgabe gipfele. Es handele sich heute darum, eine wettere Inflation und, was noch gefährlicher sei, eine Ausländsanleihe zu vermeiden. Nach Beendigung der Rede BlumS wurde die Weiter beratung aus Donnerstag vormittag vertagt. <W. T. B.) Amerikanisches Entgegenkommen? Paris, 7. Juli. Ans zuverlässiger Quelle verlautet, daß die Vereinigte» Staate« die Genehmigung eines Kredites an Frankreich nicht von der vorherigen Ratifizierung dcS Washingtoner Abkommens abhängig machen. Die Regierung der Vereinigten Staate» begnüge sich mit der formellen Zu sage der französischen Regierung, -atz die giatifizicrung so bald wie möglich crsolgeu wird. Rekordliefstand de» französischen Franken. London, S. Juli. Der französische Franken erreichte heute an der Londoner VSrse «tt 18k »um Pfund eine« »ene» Rekordticfftaud. Dr. Schacht reist nicht nach Parts. Verlin. 7. Juli. In der AuslandSprcsse sind In der letzten Zeit vielfach Meldungen erschienen, nach denen Reichs- bankpräsibent Dr. Schacht beabsichtige, in der nächsten Zeit nach Paris zu reisen, »m mit der französischen Rc- aicrung Verhandlungen über eine Teilnahme der Rcichsbank bei den Stützungsaktionen für den französischen Franken a»s- znnehmcn Hierzu wird von zuständiger Stelle erklärt, dass der NeichSbankpräsident sich gegenwärtig in einem holländi sche» Seebad zur Kur befinde. Er trifft am 15. Juli wieder in Berlin rin. um die Amtsgcschäfte zu übernehmen. Non einer Reise des Netchsbankpräsidcntcn nach Paris ist an zu ständiger Stelle nichts bekannt. Die elsösstsche Ketmalbewegung. AIS nach dem Zusammenbruch im November 1918 die französischen Heere als Sieger in Strassburg einzogen, da ivar es in all den Bitternissen jener Tage besonders schmerzlich für jeden Deutschen, zu hören, mit welcher Gleichgültigkeit sich das Volk Elsaß-Lothringens in sein Schicksal fügte, wie hier und dort sogar aufrichtige Freude und Begeisterung die „Befreier" begrüßte. So wenig also, schien es. halte das unaufhörliche Werben des Reiches um die Seele dieses urgermanischc» Volkes gefruchtet, so schwach und locker sassen di« Wurzeln, die mehr als 40 Jahre deutscher Kulturarbeit in diesen spröden Boden getrieben hotten. Dieser beschämende Eindruck hielt auch vor während der folgenden Jahre, in denen Frankreich die eroberten Provinzen dicht abgeschlossen gegen Deutsch land hielt, so dass cs säst unmöglich war, ein zutreffendes Urteil über die Lage und Stimmung der Bevölkerung unter dem neuen Regime zu gewinnen. Tie französische Propaganda tat noch dazu ihr Möglichstes, um den Anschein zu erwecken, daß eitel Freude und Wonne herrsche in den ehemaligen Neichslanden, dass sich das Volk inniger als je ans Herz der „Mutter Frankreich" goschmtegt habe und sich freue, von der „preußischen Knute" befreit zu sein. Tie aus allen diesen Gründen in Deutschland allgemein verbreitete Auffassung, daß die Elsässer und Lothringer im Herzen für Frankreich optiert hätten, hat auch den für das deutsche Nationalcmpfinden so schmerzlichen Verzicht des Locarno-VcrtragcS ermöglicht,' denn viele durchaus national empfindende Deutsche sagten sich, daß cS sich nicht verlohne, eine Gesamtrcgelung unserer unmöglichen außenpolitischen Lage scheitern zu lassen aus Rück sicht auf einen VolkStcil, dessen Sympathien ganz offenkundig auf der anderen Seite sind. Frankreich aber machte sich die Kirchhofsruhe, die über dem Lande lag, zunutze, um die voll ständige Verwclschung der Provinzen mit allen Mitteln bru taler Gewalt und in kürzester Zeit zu erzwingen. Heute wisse» wir, -aß diese Bemühungen gescheitert sind, daß sie im Gegen- teil im elsässischen Volk den Willen zur Selbstbehauptung alS deutsche Minderheit geweckt haben und daß das Bewußtsein der völkischen uud kulturellen Gemeinschaft mit dem Deutsch tum unauslöschlich versenkt ist zutiefst in der elsässischen Volks seele. Mögen die Pariser Gewalthaber darüber mit de» Zähnen knirschen, die Tatsache läßt sich nicht mehr ablcugneu dank dem Vorgehen -cs elsässischen Heimatbundes. Die jetzt schon zu ansehnlicher Stärk« angeivachsene Be wegung entstand vor einem Jahre in Zabern mit der Grün- düng der kleinen Wochenschrift „Zukunft", die in -er Zeit ihres Entstehens nur eine kleine, unbedeutende Sekte hinter sich hatte. Sie führte einen unerbittlich scharfen Kamps für die Erhaltung der deutschen Eigenart im Lande und gegen die Ausrottung der deutschen Sprache in der Schule, sie trat unerschrocken, trotz allen behördlichen Verfolgungen, für eine vollständige Selbstverwaltung Elsaß-Lothringens ein und sandte in den letzten Monaten wiederholt dahingehende Bitt gesuche nach Genf. In überraschend kurzer Zeit hat es die Zukunft-Gruppe verstanden, den alten Kampfgeist der Be völkerung zu wecken und ihr Werk durch die Gründung dcS „Heimaibundcs" und neuerdings durch die Aufstellung einer auSaesprochen antonomisiilchcn Partei, dcS „Elkässerbundes", zu krönen. DaS Programm der Bewegung ist zuiammengcfaßt in einem „Ausruf an alle Heimattreuen Elsaß-Lothringer", mit bcm der Hcimaibund Mitte Juni an die Oeffcntlichkeit ge treten ist. „Länger zögern wäre Verrat am VolkStum, denn das Maß ist voll bis zum Ueberlausen", sagen die Unterzeich ner, 15 katholische Priester, ebensovicle evangelische Geistliche und 70 andere angesehene Männer des Landes zur Begrün dung ihre» ersten Schrittes. Sic kennzeichnen mit scharfen Worten die siebenjährige Entrechtung der Heimat, den Bruch aller gegebenen Versprechungen uud den grausamen Vernich. tnngSfcldzug Frankreichs gegen die Nasieneigenschaftcn und Sprache, gegen lleberlieferungcn und Gebräuche. Sie ver langen politisch „als nationale Minderheit die vollständige Autonomie im Nahmen Frankreichs", religiös volle Achtung und ehrliche Respektierung der christlichen Weltanschauung und kulturell Wiedereinsetzung der dciiti'chen Sprache in der Schule und im öffentlichen Leben in de» Rang, der ihr als Muttersprache des weitaus größten Teiles des Volkes und als einer der erste» Kuliursprachen der Welt zukommt. DaS ganze Programm aber wird hineingcstcllt in den großen Rahmen der europäischen Politik durch die Jictoniing der historischen Mission Elsaß-Lothringens mit den Wort-n: „Unser Land soll als Treffpunkt zweier großer Kulturen in die Lage versetzt werden, seinen Anteil an der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland und an der zivilisato rischen Gemeinschassarbeit von West- und Mitteleuropa bei« »rttrageu."