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Dresdner Nachrichten : 31.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189808318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-31
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.08.1898
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Ve»u-»a«büvr dm» b» »I« »»»«dm- «„ «»»>,«,«n,n, tzir di« iiachü- Kummer rxloliit in d«r Ltaclchäilüsiellk. Manrnnr s». u. rrivnvat- >« .unterm Mrund- Aii «»»eigeutarif. LN ilvaltiq« Grund»«»« lca,» Pi.«»Iund„„n,en «UI I j«itkHk!leroDi, :Dovv«ljr Ekiw <SinoeIo>idl> -o P. . ««>1« kilr Montoac «der nach kielnaaen amiliknnachrichik» ic >. Autwariia« iluitrüae l Boraurbk»adluna. lioDi.berechnkt. landler Schnil- bindlichkcit. KernivrechanISIuh: 1 » «r. 11 u. Nr. SOS«. ' esdiur SiuckuickUcn erscheinen täaltch MoracnS. nur «e«e» rwraurv Eeleabläilerwero M io' vur Rückgabe einaelan Nucke kein, «erbin Kerns« Zt»nt » Nr. Die Dresdner 43. Jahrgang. L.«I»vvlL ÄL ll«»riivlor»vt0L 8r. <Iv» Lünizs vov Lackuga 41»e»o«, L»v8»vrts. Linrslvvilkunf vx»«,l«ii, 4Iiiiii»iwt 2. Telegr-Adreffe: Nachrichten, Dresden. titroliliat- »mxtiodtt H.Sro88LLrL f tiutiwLsekmvll-t'Lbrilc. j Vor!e»ak m äor k'Ldritc f vresSen, 0k»w»1ti»nitr.L<i j »ovi» VrtsvvdLllsstrrss» 8 unä Sirlsieusretr»«» l». visss «tullnsns- msrtk virlconäo ln- W ^ «olctoll-Vvrtilxnox»- 8psrüi»t!tt ist in lAasodvn übers» ru Imbsn.rroHscberlin- I'Ialcats Lusxedünet einü. wciu-!!-»», I j»«x: ULIn Ms»» ^ UnnAtli kortlkus L.ä. LlnißtlinIIo HNallstr. 8 ^ Mit Ms» , L-07*§S5§ nseb Llssss. Srassss I-a^sr von ksris un-1 vrüi»«l. Lelvrlvd klüvl LoiUsksnmt VML SollllvvsedLrmk ",'n, 8kl!iimsrlltt ik 6. L. rvlsvkkv, MI» Petersburger Friedeiiskundgebling. Hofnachrichtcn. Universität Leipzig. Gcncr «n»»» Gesammtralhssitzung, Kritischer Tag. Gewerbe- und Handwerker-Vereine, ! H^tt8<Iruirvrstr. IV. ^»nvnstr. S (8lLö1kLU8). General v. Tettmi r, Verkchrsdildcr. Miiibmaßl. Wittern»»: Trübe, Niederschläge. Mittwoch, 31. August 1898. Politisches. Die Friedensnote des Czaren bildet, wie nicht anders zu er warten war, das A und das O der politischen Erörterung in der Tagcspresse. Voraiizustellen ist allen weiteren Auseinandersetzungen über den Gegenstand ein Schreiben des Fürsten Bismarck vom 2. Mär; 1880, indem der Altreichskanzler dein württembergischen Abgeordneten Herrn v. Vühlcr-Oehringcn gegenüber sich folgendermaßen über die Abrüstungsfrage auslässt: „Ew. Hochwohlgebore» danke ich ergebenst iür die Mittheilung Ihres AbrüstungsantrageS. Ich bin leider durch die praktischen und dringlichen Geschäfte der Gegenwart so in An spruch genommen, daß ich mich mit der Möglichkeit einer Zukunft nicht befassen kann, die, wie ich fürchte, wir Beide nicht erleben werden. Erst nachdem es Ew. Hochwohlgcboren gelungen sein wird, unsere Nachbarn für Ihre Pläne zu gewinnen, könnte ich oder ein anderer deutscher Kanzler für unser stets defensives Vater land die Verantwortlichkeit für analoge Anregungen übernehmen. Aber auch dann fürchte ich. daß die gegenseitige Kontrole der Völker über den Rüstungszustand der Nachbarn schwierig und unsicher bleiben, und daß ein Forum, welches sic wirksam hand haben könnte, schwer zu beschaffen sei» wird." Fürst BiSmarck ver hält sich darnach keineswegs grundsätzlich ablehnend, nur will er Deutschland in der Verminderung der Militärlasten nicht voran gehen lassen und befürchtet auch dann noch praktische "Schwierig keiten bei der Lösung des Problems, wenn eine von anderer Seite gegebene Anregung zu einem gemeinsamen Entschluß geführt haben sollte. ES ist im Wesentlichen der gleiche Standpunkt, der sich fast ausnahmslos in den Betrachtungen der deutschen Presse wider- spiegelt: theoretische Zustimmung und praktische Bedenklichkeiten. Sogar ein so ausgeprägt demokratisches Organ wie die „Franks. Ztg.", die gewiß über jeden Verdacht der „Militärfrommheit" thnrmhoch erhaben ist, erklärt: „Für uns Deutsche liegt die Sache ziemlich einfach. Wir können uns allen Vorschlägen anschließen, die eine Verringerung der schweren Militärlast bezwecken, sofern alle Mächte gleichmäßig zu dieser Verringerung schreiten. An unser militärisches Grundgesetz, die allgemeine Wehrpflicht, lassen wir jedoch nicht rühren." Die „Deutsche Tgsztg." äußert sich folgendermaßen: „Wir Deutsche müssen vor allen Dingen, allen Träumen vom Weltfrieden gegenüber, nüchtern, besonnen und auf der Hut bleiben. Wir wollen keinen Krieg, aber uns auch nicht in's Hintertreffen drücken lassen. Wir sind im Allgemeinen satt, wollen uns aber bei der Vertheilung der Welt nicht über» Ohr hauen lassen. Unser Heer ist nur bestimmt, Frieden und Ehre zu wahren, drinnen und draußen. Das neue Jahrhundert wird ja voraussichtlich Manches anders gestalten; aber wir glauben uns nicht zu täuschen, wenn wir behaupten, daß auch im kommenden Jahrhundert der alte Satz seine Wahrheit behalten wird: „Willst Du den Frieden, sei zum Kriege gerüstet!" Deshalb möchten wir dringend rachen, die Sache an uns kommen zu lassen und nicht einen Anfang zu machen, der recht wohl der Anfang vom Ende sein kann." Der württembcrgische „Staatsanzeiger" meint, man habe in der Kundgebung vielleicht eine Frucht des französisch russischen Bündnisses zu sehen. Gerade in der letzten Zeit habe sich der Franzosen wieder eine starke Beklemmung bemächtigt, in folge der Gerüchte über die Schaffung eines neuen Armeekorps und über die Ergänzung der Regimenter mit zwei Bataillonen zu solchen mit drei Bataillonen. Der „Schwäbische Merkur" be fürchtet, daß aus der Initiative des Czaren, der er augenscheinlich sehr ablehnend gcgenübersteht, emsthafte Verwickelungen entstehen könnten. DaS Blatt sieht nur in der starken Anspannung der Vertheldigungskräfte die Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens. Die „B. B. - Ztg." glaubt annehmen zu dürfen, daß aus die Initiative des Czaren die Wahrnehmungen des Krieges zwischen Spanien und Amerika nicht ohne Einfluß gewesen seien. „Eine alte europäische Macht mit einer der ältesten Armeen wurde von dem Krümcrvolk ohne Drill, ohne Paraden und große Friedens manöver, ohne greise Generalität und abgeschlossenes Osfizier- korps im Handumdrehen niedergeworfen. Wozu alio die ungezählten Millionen aufwenden und die nationale Kultur hemmen, den wirth- schaftlichen Fortschritt stören, die Erzeugung von Werthen lähmen? Bei den freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen dem deutschen Kaiser und dem Czaren ist es nicht unwahrscheinlich, daß dieser, bevor er mit seiner Anregung hervortrat, sich mit Wilhelm H. in's Einvernehmen gesetzt hat. Kommt eine Kon ferenz lediglich wegen des Widerspruchs Frankreichs nicht zu Stande oder bleibt die beschickte Konferenz aus demselben Grunde rejultatloS, so ist doch ein wcrthvoller Erfolg insofern erzielt, als Frankreich hiernach hoffnungslos isolirt sein würde." Der „Vor wärts" endlich meint in seiner Art: „Wir sehen in dem Erlasse des Czaren nichts Anderes als die Andeutung, daß die Kriegs gefahr so groß und so nahe ist, wie seit Jahrzehnten nicht. Als der Anbruch einer Periode fürchterlichen Blutvergießens und nicht als der Beginn einer Aera ewigen Friedens erscheint unS daS Manifest de» russischen Despoten." Dabei ist offenbar der Wunsch der Vater de» Gedankens. Auch die erste offizielle ZustimmungS- erklänmg zu der russischen Note liegt bereits vor. Wie nämlich au« Rom gemeldet wird, versprach Kardinal Rampolla im Auf träge des Papstes telegraphisch dem Czaren für daS Gelingen seines Vorhabens die volle Unterstützung des heiligen Stuhles. Von bcsmidercm Interesse für uns Deutsche iit die Wirkung der Kundgebung aus die Franzosen. Es darf als ausgemacht gelten, daß unsere westlichen Nachbarn nicht sonderlich von dem Vorgehen des Czaren erbaut sind, wenn sie vorläufig anch noch nicht recht wissen, wie sie ihrem Unmuth Ausdruck geben sotten und deshalb eine iür alle Fälle präparirte süß saure Miene hcrausstccken. Eine offene Absage an die Revanche Idee enthält der Petersburger Erlaß für Jede», der nicht ganz unter dem Einfluß des Vogcsenhypno- tismus steht, zweifelsohne. Die Bedeutung der Kundgebung nach dieser Richtung tritt noch schärfer hervor, wenn man sie im Verein mit verschiedenen Symptome» würdigt, die in der jüngsten Zeit an dem Organismus der miiisch-französiichc» Frcnndschaft hcrvor- gctretcn sind. Französische Blätter hatten Klage darüber geführt, daß Frankreich von Rußland „gefoppt" werde, und von Petersburg aus war darauf erwidert worden, daß Frankreich nicht hoffen dürfe, von Rußland ermnthigt und unterstützt zu werden, nachdem es „seinen Fuß hart an die benachbarte Grenze gesetzt habe." Es muß ferner ansfalle», daß Kaiser Rilolau-s 11 in seinem letzten Telegramm an den Präsidenten Faure nur von der ,,befreundeten" französischen Nation spricht, während seiner Zeit m dem Trink- spruch an Bord des „Pothuau" ausdrücklich die befreundete „und verbündete" Nation gefeiert wurde. Das Alles scheint inzwischen den Franzosen schon selbst im Kopse hcrumgegangen zu sein. Eine »euere Meldung besagt bereits, daß Mißvergnügen und Be stürzung über die Petersburger Kundgebung in Paris deutlich hcrvortretcn. Daß der Weltfriede erst »ach Losung gewisser die „Rechtsordnung" störender Fragen verkündet werde» könne, würde überall entschieden znm Vorbehalt gemacht. Ausdrücklich würde dabei von einer Mehrheit von Fragen gesprochen. Tie Einen rechneten dazu neben der elsaß-lothringischen auch die egyptische, Andere die polnische Frage. Ter „Matin" bemerkt, dem Ab- rüstungsproiekt müsse eine Umgestaltung der Karte Europas voraugehe». Diese Umgestaltung aber sei eine Utopie, folglich sei es auch die Abrüstung. Die Hauptrolle bei den französischen Vorbehalten spielt natürlich Elsaß-Lothringen. Die „Nat.-Zlg." meint in Bezug hierauf, wenn die Franzosen ans der Anregung des Kaisers Nikolaus entnehmen würde», daß die Absichten des Czaren, weil auf die Erhaltung des Weltfriedens gerichtet, ihren Revanchcplünen keineswegs günstig sind, dann allerdings würde er bereits einen ersten Erfolg erreicht habe»: aber die Erwartung wäre wohl zu kühn, daß die französische öffentliche Meinung sich rasch zu solcher Erkcuntinß entschließen sollte. Man werde darüber durch die Stellungnahme der französischen Regierung zu dem russischen Vorschläge Ausschluß erhalten. Die wichtige Frage, ob der Veröffentlichung der Kundgebung eine Sondirung bei den übrigen Großmächte» voranfgcgangen sei, behandelt die „Rhciii.-Wcstf. Ztg.". Das Blatt meint, es spreche Einiges dagegen. Die Plötzliche Rückkehr des deutsche» Staats sekretärs des Aeußeren Freiherr» v. Bülow zu den Geschäften lasse vermuthc», daß auch die deutsche Regierung durch die Regierung des Czaren überrascht worden sei, und ebenso wenig dürfte Eng land darauf vorbereitet gewesen sein, da die Sprache, die der eng lische Gesandte Macdoiiald noch dieser Tage in Peking geführt hat. durchaus nicht nach Frieden schmeckte: wohl aber oeitte die plötzliche Versetzung Pawlow s, des russischen Gesandten in Peking, darauf hin, daß Rußland znm Nachgcben in Ostasien, von wo die größte Gefahr der Friedensstörung drohte, bereit sei. Im Gegen satz dazu weiß der „Hamb. Korr." aus Petersburg zu melden, daß ein Gedankenaustausch zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser Nikolaus über die Herstellung eines dauernden Friedens zustandes die Identität der Wünsche beider Monarchen fest- gestellt habe. Die „Rbein.-Westf. Ztg." faßt des Weiteren ihre Zweifel an der Möglichkeit des Erfolges der Konferenz in die Frage zusammen: „Wie soll abgerüslct werden?" und führt dazu aus: England ist zu Lande wenig bedroht, Rußland hat gefährliche Gegner mir in Europa und einen mächtigen Nachbar nur in Dentichland. Frankreich hat mir die Ostgreiize, Italien nur die Nordgrenze, wir baden an allen vier Seiten Gegner, zum wenigsten mächtige Nachbarn. An dem Deutschen Reicht, der europäischen Eentralmachr. könne Jeder etwas verdiene»: Rußland, Oesterreich-Ungarn, Italien, Frankreich, England, Dänemark. Da sei es klar, daß wir stets und zwar auch nach der Abrüstung möglichst so stark sei» müßten wie das Quadrat der Gegner. Vor Allein sollte man sich hüten, der Absicht der Kundgebung eine weitere Deutung zu geben als nöthig ist. Das thut z. B. das vorerwähnte rheinische Blatt, wenn es schreibt: „Welches Ergebniß wird die Konferenz haben? Wird sic verlaufen wie jene internationale Arbeiterschutzkoiiferenz, die Kaiser Wilhelm zu Be ginn seiner Regierung einberief, um aus diesem Wege die soziale Frage zu lölen und den Völkern den inneren Frieden zu geben ? Ist es derselbe ungeklärte jugendliche Thateiidrang, der jetzt den Czaren Nilolaus treibt, einen so außerordentliche» Weg zu betreten, um den Völkern den äußeren Frieden zu sichern? Der >krieg ist so alt wie das Mcnschengcichlecht, so alt wie der erste Brudermord, von dem die Bibel erzählt, er ist zum Naturgesetz geworden, zum unvermeidlichen Nebel, aber auch znm Völkeraewittcr. das die Luft reinigt, und nun sollte der Federstrich eines Menschen genügen, ihn mit Beginn eines neuen Jahrhunderts für immer ans der Welt zu schaffen? Wir glaube» nicht daran." Es dürfte wohl überhaupt keinen verständigen Menschen geben, der einen solchen Glauben hegte. Daß ein Federstrich des Czaren nicht das furcht bare Erbübel des Krieges ganz beseitigen kann, ist so augenfällig, daß es nicht erst eines Beweises bedarf. Ein Ziel wenigstens aber kann und muß erreicht werde», wenn Europa sich selbst erhalten will: es besteht in oer Hinwegräumung der Möglichkeit, daß die kontinentalen Mächte einen allgemeinen Vernichtungskrieg gegen einander führen und dadurch Europa als solches gegenüber Eng land und Amerika zur quantitö nsslixssbls, zur verächtlichen Masse erniedrigen. Wenn die Friedenskonferenz nur diesen einen Zweck erfüllte» daß sie Europa zur Erkenntniß und praktischen Bethätignng seiner Jnteressensolidarität gegenüber dem Angelsachseiltbilm brächte, so dürsten ihre kontinentalen Theilnehmer mit dem Be wußtsein auseinandergehen, daß sie einen weltgeschichtlichen Akt von unabsehbarer kultureller Tragweite vollzogen hätten. Keruschreib- und Ferns-rech-Berichte vom 30. August. Berlin. Die vom Reichskanzleramt inspirirte „Nordd. Allg. Ztg." sagt zu der Kundgebung des Czaren: Wenn letzt aus dem Munde eines befreundeten Herrichers der Ruf an die Welt ergeht, dem fast ein Menschenalter behaupteten Zustand der Waffenruhe aiis'S Neue mehr Sicherheit verbürgende und weniger Opfer fordernde Grundlagen rn stellen, so wird das so starke wie friedliebende Tculsche Reich die dargcbotene Hand gern ergriffen. Schwierig keiten, die jeder große Kulturgedanke auf dem Wege von seiner Enlstehilng bis zur Verwirklichung durchlaufen muß. sollen von uns »nr um so eifrigere Bemühüngen finden, daS hochherzige Programm des Kaiser Nikolaus, soweit es an uns liegt, durch führen zu helfen. Aus dem redlichen Bestreben. Widerstand ge meinsam zu überwinden, werden die beiden Kaisermächte aus ihren wechselseitigen Bcuehungen neuen Gewinn schöpfen, wäre es auch nur eine unzweifelhafte Bekräftigung der werthvellcn Einsicht, daß weder Rußland für Deutschland, noch umgekehrt Deutschland für Rußland ei» Hindcrniß auf dem Wege bildet, der zum Weltfrieden führen lönnle. — Von Rom aus wird jetzt offiziell bestätigt, daß Kaiser Wilhelm in Venedig, wo er sich zur Fahrt nach Palästina enischisfcn will, eine Begegnung mit König Humbert haben wird. Aus diesem Anlaß werden sich außer dem Ministerpräsidenten Pellonx der Minister des Aeußeren Eanevaro und der italienische Botschafter in Berlin nach Venedig begeben. Im Gefolge des deutschen Kaisers wird sich in Venedig der deutsche Staatssekretär v. Bülow befinden. — Aus Köln wurde vor 14 Tagen berichtet, der Weihbischof Dr. Schmitz daselbst werde zur Vertretung der katholische» Interessen Deutschlands in den Tagen der Anwesenheit des Kaisers in Palästina dort zugegen sein. Davon ist indessen nach der „Voss. Ztg." in berufenen Kreisen nichts bekannt. Berlin. Ter Kvnigt. Sächs. Minister v. Metzsch und der Königs. Sächs. Obcrceremonienincister v. Metzsch haben sich nach kurzem Aufenthalt hicrselbst nach Heringsdorf begeben. Köln. Tic „Köln. Ztg." schreibt über den Vorlchlag deS Czaren, der „Tcmps" erwidere mit einem recht deutlichen Ava P088UMU8. Die Begründung sei so kennzeichnend, daß uns ein unüberbrückbarer Widerspruch in der ganzen Anschauung der beiden Verbündeten entgegentretc. Der Ruf nach Revanche lasse Deutsch land kalt, um io mehr, als der „Temps" sich weniger gegen Deutschland als gegen Rußlands Vorschlag wendet. Nicht Deutschland, sondern oer Czar habe den Äbrustungsvorschlaa ge macht. ihn treffe es in erster Reihe, wenn durch den französischen Widerspruch sein hochherziger Plan nicht ausgeführt werde. Nach Mittheiliinge» ans Kreisen der Berliner französischen Botschaft wurde die Friedensbotschaft mit wahrer Verblüffung vemommen, man glaube nicht an ihre Ausführbarkeit. W i e n. Die deutsche Volkspartei beabsichtigt in der ersten Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses eme Trauerkund gebung für den Fürste» Bismarck als den Schöpfer des deutsch österreichischen Bündnisses zu beantragen. P e sl. Ter Dichter Maurus Jokai berief eine außerordentliche Versammlung des ungarischen Friedensvereins ein, uin eine große internationale Aktion anläßlich des Friedcnsmanifestes des Czaren einzuleiten. Paris. Der Dcputirte Mirman hat die Regierung davon verständigt, daß er bei dem Wiedcrzusammentritt der Kammern eine Interpellation über die Kundgebung des Kaisers von Ruß land einbruigen werde, um der Regierung Gelegenheit zu offiziellen Erklärungen zu geben. Paris. Der Herzog von Broglie, General Barack und mehrere republikanische Exminister erklärten übereinstimmend, Frankreich hätte, bevor es zur Friedenskonferenz Stellung nehme, eine authentische Aeußerung des deutschen Kaisers abzuwarten. Mailand. Der in Stazione Nuova in Turin etnlaufendc Schnellzug aus Agosta durchbrach die Sicherheitsvorrichtung. Die Maschine wurde zertrümmert. 20 Reisende wurden mehr oder minder schwer verletzt. Der Lokomotivführer, Heizer und Bremser wurden verhaftet. Zürich. Die Deutschen Zürichs hielten heute in Groß- mnnster eine Bismarck-Trauerfeier ab, an der 3000 Personen theck- nahmen. Prof. Blümner hielt die Gedächtnißrede. i Brüssel. Der König hatte eine lange Unterredunamitdem hiesigen englischen Gesandten in der chinespche» Frage. Der Ge sandte versicherte dein Könige im Namen Salisburv's, England werde sich weder der Konzession der Peking-Hankow-Bahn an ein belgisches Syndikat, noch der etwaigen Erwerbung chinesischen Gebiets durch Belgien widersetzen. Brüssel. General Bojalmvnt verneint, daß die allgemeine Abrüstung eine Bürgschaft für dauernden Frieden lein werde. Der Wunsch Frankreichs, Elsaß-Lothringen zuruck zu haben, werde den Frieden dauernd gefährden. Erst Frankreichs Ansprüche nöthigten Deutschland zu kolossalen Rüstungen, die übrigen Staaten mußten dem Beispiele folgen. Die Verminderung der Militärlasten könne das innere Glück oer Staaten fördern, nimmermehr aber die fried liche» internationalen Beziehungen stärken. Haag. Das Staatsblatt veröffentlicht in einer besonderen Ausgabe folgende, von sämmtlichcn Ministem gegengezeichnete Proklamation der Kömgin-Regentin: „Die Aufgabe, welche mir im Jabrc 1800 anvertraut wurde, ist dato zu Ende. Ich habe das unschätzbare Glück, meine heißgeliebte Tochter das Alter erreichen zu sehen, in welchem sic nach der Verfassung berufen ist, die Regierung zu übernehmen. In den Tagen des Schmerzes und der Trauer habe ich daS Amt als Regent!» des Königreichs über nommen ; heute vereinigt sich das ganze Volk freudig um den Thron der jungen Königin. Gott hat mir geholfen, meine theuersten Wünsche sind erhört. Ich danke Lilien, welche mich mit ihren Rathschläge» unterstützt haben und mir in hingebcnder Liebe halfen. Möge das Land mit seinen Besitzungen und Kolonien unter der Regierung der Königin Wilhelminä gedeihen, möge es groß sein in Allein, in dem ein kleines Volk groß sein kann. Ich ziehe mich von der hohen Stelle, die ich in dem Staate eingenommen habe, zurück mit dem heißen Wunsche, daß Gott die Königin und das Volt segnen möge, die durch die engsten Bande verknüpft sind, gez. Emma." London. Nach einer Kopcnhaaener Meldung der „Daily News" sei in dortigen Hoskreisen oas Gerücht verbreitet, die Friedenskonferenz solle in Kopenhagen tagen. Der Vorschlag sei eine Wiederholung eines von Alexander III. und Kaiser Friwrich kurz vor dessen Tode unterbreiteten Vorschlages, welcher damals wegen der französischen Rcvancheaclüste aufgegeben worden sei. Kopenhagen. Der Minister des Aeußern sprach sich sehr skeptisch über die Verwirklichung des Planes deS Czaren und deS Resultats der internationalen Konferenz aus. Tromsö. Der Dampfer „Frithjof", welcher die Aufgabe hatte, die Wcllmann-Expcdition in s Polareis zu führen, ist hier- Teaetboff. ans Land her rnrückgekehrt, nachdem er die Erpcdition am Kai der Südspitze der Halbinsel Franz Joses-Land, glückst gesetzt. dem Rückweg traf Frithjof" die schwedische krieSn«!, L «M LL KSHLK .. > >— troekso- karden. Lvinxer- str. 15. Ledükersti. 13, Lsuwvsrstr. 27d. kieoeilon nock Löbtau.
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