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71. Jahrgang. ^ 310 Abenö-Ausaabe Freitag. 29. Oktober 1928 Gegründet 1838 Dradlanlchnft -«chrichl», Dr»»d»,. Aerniprecher-Sammrlnummer LS 2^1 Nur Ur Nachlaeloräck« 20 Oll "t, 31. OKIoder 1028 er, laalick <we»naii«er ZuNelluni, Irei Kau» I 80 Mt, »Ndewasprel» tür Mona, Oktober I Mara ohne PojtzuNeUuncisaevüdr Sinz, nummrr Io Olrnnt,. Dl» Nnzeiaen werden nach Gotdmun oerechnet: die elmpattla» tu mm areit» silnioieion-sistroiio- 3'"' 'O P>L ör auowärt» ZS Pt«, yannttenan^etgen und Slellengetuch» ohne zolctic. Nadal 10 PIg., aukerbalb 20 PIq., die OO min dreNr Retitamezeile ISO psft., lukerhald LOO Pta Oftertenaedtih, to Pia Nusw, iultriig» aeg. Dorau.be,ahtung Schrifttettuna und Kauptgelchiistbftelle: MartenIIr.tir 28 <l2 Druck u. Vertag oon -trplch «-Detchardl in Dresden. Pofttcheck-Äontv 1OSS Dresden Nachdruck nur mit deutttchei Quellenanaabe Dresdner Nachr uiILIItn Unoertanal» SchrtnNUck» werden nick, aulbewahrt l^ole! Vsllevus dl SOO cri > tlsg - 7«s Olli Kor>r:srr. dckittsg- uirict /xd«Oct-T»ts> >rr> Tsressssri-Sss> SO ctsc Ltds SstzSOOtS vOriislirns DstsieOOSitz ksrtattt« M« Xonk«r«nnimm«r ^sclsn l^/IiNwocli ^denc! k^Sl^IIIOII Jas Echo der Konferenz Hoesch-Briand. Pariser Stimmen gegen die Mobilisierung der Eisenbahnobligationen. Deutschland soll eine innere Befreiungs- Anleihe auflenen. Pariser Prcstestimmc» zu der Konferenz Hoesch—Rrianb. Paris. 29. Okt. Der „M a t i »" schreibt zu der gestrigen Besprechung Hvclch—Briand, cs sei ein Irrtum, zu glauben, -aß die vorläufigen Besprechungen bereits zu praktiiclzen Re sultaten geführt hätten. Man verhehle sich nicht, das« die Ver handlungen noch lange dauern würden und man müsse sich darüber freuen, daß man sich sowohl in Berlin als auch in Paris über die Schwierigkeiten im klaren lei. Da die Mobili sierung der Elscnbahnobligattoncn zurzeit nicht tu Frage komme, müsse man andere Vcrständigungsgrundlagen suchen. Diese würden sich allmählich aus dem Gedankenaustausch er geben. Wichtig sei, daß die notwendige Atmosphäre für den Fortgang der Verhandlungen bereits vorhanden sei. Die französische Negierung habe einige Beweise des Bcrständi- gungswmenö der Reichsregicrnng erhalten, die sie nicht miß achte. Deutschland werde nicht verfehlen, eine entspprcchende Gegenleistung für die Näumnng des Rheinland«» zu finden. Der „Excelsior" glaubt, daß Deutschland die Schwierigkeiten der Mobilisierung der Gisenl>ahiiobligationen umgehen könne, indem es eine innere Besrciungsanleihc auf lege. Dr Schacht habe vor kurzem verraten, daß ei» beträcht licher Vorrat an fremden Devisen in Deutschland vorhanden sei. so daß der DawcS-Plan nicht in Frage gestellt zu werden brauchte. „Petit Partiten" schreibt: In französischen diplomati schen Kreisen zeige mg» sich außerordentlich zurückhal tend. ES sei wenig wahrscheinlich, daß Herr v. Hoesch wäh rend seines kurzen Aufenthaltes in Berlin Instruktionen er halten habe, die sich weit von den früliercn entfernten. ES handle sich um eine neue Sondierung. Die dcutsch-französüchen Unterhandlungen scheinen sich auch bis aus weiteres in allgemeiner Linie zu bewegen. — DaS .Journal" verweist gleichfalls darauf, daß man sich in französischen Kreisen über die gestrige Unterredung außerordentlich reserviert zeige. Wenn man an die Möglichkeit einer schnellen Entwicklung der deutsch- französischen Verhandlungen glaube, so verkenne man will kommen dir Lage. Wenn Deutschland seinen guten Willen zeigen wolle, so brauche cS nur die EntwasfnungSbcdinguiigen auszuführen. „Oeuvre" glaubt, das Kompromiß, das in Thoirn inS Auge gefaßt wurde, sei nicht aufgegcbcn worden. Die Grund lage sei immer noch die Räumung des Nhcinlandeü durch Frankreich nnd die Abtretung der Saarminen an Deutschland, während Deutschland bei der Mobilisierung der Eisenbahn- obligationen mithelse. Deulsche Aukomobil-Ansflellunq. Berlin, 29. Oki. Die großen Autohallen des Berliner Messegcländcs sind heute vormittag in Gegenwart dcS Reichspräsidenten v. Hindcnburg als deS Protek tors der Deutschen Automobil- und Motorrad- Ausstellung ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder übergeben worden. Die Ausstellung ist gleichzeitig eine In- btläumsausstellung, insofern sic dem Gedanken des 26jäh- rigcn Bcstchcnö d c S R c i ch S v c r b a >, d c s der A n t o- m o b i l in d u st r i c. deS früheren Vereins deutscher Motor. fahrzcilgindnstricNe». gelten soll. Es sind n. a. in einer be sonderen Abteilung Autosahrzcngc von 1891 an ausgestellt, darunter ein Lastkraftwagen, der 25 Jahre unausgesetzt im Be trieb war. Hier sind auch die V o g t l ä n d i s ch c M aschinc n- s a b r i k, vorm. I. C. und H. Dietrich A. G.. Abteilung Anto- mvbilbau. in Planen i. V. mit einem 9- bis 4-Tonncn-Last- krastnmgcn ans dem Jahre 1916. die W a n d e r e r w c r k c A. G.. Schönau, mit einem Wagen aus dem Jahre 1912, nnd die 3 schopauer Motorenwerke I. S. RaSmusien A. G„ Zschopau, mit einem Fahrrad mit Hilfsmotor von 1919 bis 1921, einem Scsselrad von 1921 bis 1922 »nd einem Sport modell vertreten. Ausgestellt ist ferner ein Teil dcrscnigen Preise, die die Industrie und Fahrer in den vergangenen 26 Jahren errungen lmbcn. darunter solche von Alexander G r a » m ü l l c r - D r c S d c n. Audi-Wcrke A. G„ Zwickau. Presto-Werkc A. G. in Ehemnitz und Vogtländischc Ma schinenfabrik Planen i. V. Obgleich noch nicht ein volle» Jahr seit der letzten dcntichcn AutomobtlcniSsteilnng verflossen ist stellt baS Gebotene eine Arbeitsleistung dar. die sich mit de» Leistungen dcS Vorsahres nichi vergleichen läßt, sondern sic bei weitem übersteigt. Die deutsche Lastkrastwagenlndilst,ie stehl jedenfalls, wie die Aus stellung beweist, nach jeder Richtung ans voller Höhe der inter nationalen Ansorderungen. Ebenso »nd noch In verstärktem Maße zeigt sich der Fortschritt im Pcrsoncnkrastwagcwba», vor Die Ankworl aus Berlin. Die Eiscnbahnobltgationcn die einzig mögliche Hilse. Berlin, 29. Oktober. Die gestrige Unterredung zwischen dem deutschen Botschafter in Paris, Herrn v. Ho e sch, und dem französischen Außenminister Briand hat naturgemäß das lebhafteste Interesse in de» Berliner Ncgierungökreise» gesunden, und das um so mehr, als bereits heute die Pariser Presse am Werke ist, ihre Stimmungsmache gegen die Politik von Thoiry in noch crhöhterem Maße sortzusctzcn. Zur Aenßc- rung des „Matin", daß die Mobilisierung der deutschen E i s e u b a h » o b l i g a 1 i o » c» nicht diskutiert werden könne, erklärt man in den Berliner Ncgieruugskreiscn, daß, wenn die französische Presse setzt die Mobilisierung der Eiscnbahn- obiiaationen als nicht diskutierbar hinstcllc, sich nichts au der Anfsastung der deutschen Regierung ändere, daß gerade dieser Vorschlag der zweckmäßigste und der am besten zu realisierende sei. Es gebe keine andere Möglichkeit für Frankreich, von Deutschland eine Mithilsc an der Stabilisierung seiner Wäh rung zu erhalten, als aus diesem Wege. Entgegen sranzösischen Pressemeldungen sei fcstzustellen, daß Deutschland irgendwelche n c u e e Angebote nicht ge macht habe. Wenn jetzt in den Berliner Blättern davon die Rede ist, daß in Deutschland eine Anleihe für Frankreich auf gelegt werden solle, die es zur Stabilisierung seiner Währung benutzen könöte, so müsse betont werden, daß eine solche An leihe unmöglich erscheine. Deutschland leide selbst unter Kapitalmangel und sei aus Anleihen aus dem AuSlande an gewiesen, um wieder zu wirtschaftlichen Kräften zu kommen. Wenn sich nun die Frage ergebe, was dann als Sicher heit für diese Anleihe in Betracht kämmen sollte, so käme man doch nur wieder ans die E i s e n b a h n o b l i g a - tionen zurück. Natürlich wolle Deutschland irgendwelche anderen Möglichkeiten nicht von Anfang an abweisen, aber der Gedanke einer solchen Anleihe für Frankreich erscheine doch sehr wenig praktisch. Deutschland bleibe auf dem Standpunkt stehen, daß die Mobilisierung der Eisenbahnobligalionen schnellste, zweckmäßigste nnd praktischste Form der Geldbeschaf fung darstcllc. Wenn man allerdings offiziell in Frankreich wünschen sollte, daß der Weg einer Anleihe bcschritten werde, so würden sich die dentschcn Sachverständigen natürlich diesem Wunsche nicht verschließen; aber welche technische Gestaltung enie solche Anleihe erfahren müßte, sei gegenwärtig wirklich schwer zn übersehen. Im Grunde genommen stelle die Debatte um diese Fragen lediglich eine Erörterung akademischen Charakters dar. Auf die politische Seite der Frage brauche nicht eingcgangen zn meiden, weil augenblicklich die Erörterungen über die Mobi lisierung der Eiscnbahnobligationcn noch längst nicht abge schlossen sind. allen Dingen In der Anpassung der Konstruktion an die so stark in die Angen fallenden guten Fahrcigcnschaften der aus ländischen Wagen. Der Ausstellung ist das Gepräge durch den Vi c l f a ch z y l i n d e r ausgcdriiekt. Der Bicrznlinder tritt ln den Hintergrund. Der Sechszylinder beherrscht die Lage, und selbst der Achtzylinder wird ln den KreiS des Serienbaues cinbczogcn. Der Motorradbau zeigt die glänzende Ent wicklung des Motorrades. Aus dem relativ primitiven Fort- bcwcgnngsmittel ist eine fast künstlerisch durchgcführte Ma schine geworden, die dem Fahrer alle Negucmllchkcitcn über mittelt, deren er benötigt, und zwar zu einem Preise, der auch international nicht mehr unterboten werden kann. Unter den ausgestellten Wagen befinden sich 17 Neu konstruktionen. Davon allein lg Sechszylinder. Alle Er fahrungen dcS Motorenbaues während der letzten Jahre sind berücksichtigt und 16 Modelle weisen Einschcibenkiippclnng auf. Im K ü h l c r b a n hat sich allgemein die flache Form wieder durchgcsctzt. Bon den neuen Sechözylindcrkvnsiruktlonc» weisen sechs einen Inhalt zwischen 2 und 2,8 Liter auf. Sic sind durchweg für fünf Personen karossicrt. Der Rest der SechSzylinderwagen hat einen Znlindcrinhalt von mehr als 9 Liter und einen Ausbau für 6 bis 7 Personen. Durchweg sind die Personenkraftwagen mit Vierradbremse aus gerüstet. weisen ebenso als selbstverständlich die elektrische Ausrüstung a»f und zeigen gegenüber dem Borjabrc eine Erweiterung dcS S t a n d a r d z u b c h ö r s aus, der im LicscrprciS cingcschlosscn ist. Auch bc! den Nutzwagen zeigt sich die allerdings lang, samcrc Entwicklung zum Sechszylinder, besonders bei den Typen, die für Omnibusbclrieb in Frage kommen. Ver schiedentlich findet der Schmcrölmotor und kompression-lose Dieselmotor Verwendung. Rcichl»altig wie immer ist die Z u b c h ö r i n d n st r i e ver. treten, insbesondere natürlich die Ncifenfabrikation und die Bergas« rlndustrte. Sammlung -es Relchsrechls. Bon Ministerialdirektor Geheimer Rat Dr.-Ing. Just. Am 14. Oktober d. I. ist dem Reichstag ein Gesetzentwurf zugegangen, der, so unscheinbar er auf den ersten Blick ist, doch allgemeine Aufmerksamkeit verdient. Er betitelt sich „Ent wurf eines Gesetzes über die Sammlung des Reichsrechts". Seitdem der Kaiser Iustinian das gellende Recht des damaligen römischen Imperiums zum Locpu; juri, civüir, der Kurfürst Friedrich August l. tAugust der Starke) das seinerzeit gel- lende sächsische Recht zum Kodex AngusteuS vereinigen ließ, ist kaum ein derartiger umfassender Versuch zur Sammlung deS in einem Staatswesen geltenden Rechtes gemacht worden. Daß für das deutsche Neichsrccht ein Bedürfnis hierzu besteht, wird niemand bestreiten wollen, der als Richter, als Verwaltung», beamter oder als einfacher Staatsbürger an der Handhabung dcS Retchörechts beteiligt ist. In geradezu unheimlicher Weise hat der Erlaß reichs- rechtlichcr Vorschriften seit dem Beginne des Weltkrieges zu- genommen. Das Reichsgcsetzblatt für 1918 zählte nur 280 Ver» össentlichnngcn aus 799 Seiten, das Reichsgesetzblatt für 191g aber 634 Veröffentlichungen auf 2297 Seiten, das NeichSgesetz» Zeigner-Regierung und Sachsenpolilik. „Wir haben «ns «m die Lan-eSpolitik Sachsens de« Tenfel gekümmert!" lAussage des sächsischen StaatSkanjlerS — und Zucht- Häuslers — Brandlrr.) Sachsen! Wollt Ihr Euch diese schamlose Wirtschaft wieder gefall«» lasten? Alle znr Wahl! Wählt die grotzen Rechtsparteien! blatt für 1920 694 Veröffentlichungen aus 2818 Seiten! Erst von 1921 ab beginnt die Sturmflut etwas zu verebben. Immer hin enthält das Retchsgcsctzblatt für 1926, Teile > »nd II, außer den Druckfehlerbcrichtigungcn noch 307 Veröffentlichungen auf l636 Seiten. Die Gesamtzahl der Veröffentlichungen tm Ge- sctzblatte des Norddeutschen Bundes und im Reichsgesetzblatte beträgt nach dem Stande vom 1. Oktober 1926 nicht weniger als 11140! Von diesen 11140 Veröffentlichungen haben sich 8228 durch Aufhebung oder durch Zeitablanf erledigt, so daß nur 2890 — unter Vorbehalt weiterer Sichtung — noch in Geltung stehen und sür die Ausnahme in eine Sammlung de» RcichS- rechts ln Betracht kommen. Die Sammlung soll sich aber nicht auf einen bloßen Ab druck der noch geltenden Vorschriften beschränken. In dieser Beschränkung hätte die Sammlung auch als Privatarbcit her gestellt werden können. Die in die Sammlung aufgenom- mencn Veröffentlichungen sollen vielmehr eine Fassung er- Halle», die der Rechtslage am Stichtag, insbesondere den staatsrechtlichen Verhältnisse» an diesem Tage entspricht. Zahl reiche Veröffentlichungen werden deshalb neu zu redigieren sein. Beispielsweise sollen die aus der Zeit der früheren Ver fassung hcrrtthrcndcn Begriffe Kaiser, BundeSrat, Bundes staat usw. dem gegenwärtigen Vcrsassungsrccht entsprechend er setzt werden. Auch darin soll der Wortlaut der bisherigen Ver öffentlichungen bereinigt nnd vereinfacht werden, daß inhaltlich zusammengehörige Vorschriften einheitlich zusammengcfaßt und nötigenfalls in der Paragraphenfolgc geändert werden. Der Gesetzentwurf geht aber noch ein erhebliches Stück weiter. Die NeichSregierung hat sich vergegenwärtigt, daß die mit der Ttaatsummälzung und dem Erlasse der neuen Rcichs- vcrfassnng eingctretcne Veränderung der staatsrechtlichen Struktur deS Reiches zn zahlreichen Zweifeln über die Fort- gcltung und Auslegung früherer Veröffentlichungen gibt. Hier soll die Sammlung reinigend eingrcisc». Die RcichSrcgicrung wird deshalb durch den Entwurf ermächtigt, ZwcifclSsrageii, die in dieser Richtung bestehen, zu entscheiden und die Ent» schcidnng dem Abdruck in der Sammlung zugrunde zu legen. Die Sammlnttg gibt sonach eine sogenannte authentische Aus legung des bestehenden Rechtes. Nun kann aber eine authentische Auslegung von Gesehen nur wiederum im Gesetzwcgc erfolgen. Der Entwurf zieht hieraus die nötige Folgerung. Er bestimmt, daß an die Stelle deS gesamten bis zum Stichtag im Bundes- und Neichsgeseh- blatte veröffentlichten RcichSrcchts vom Inkrafttreten der Sammlung an sür die Zukunft ausschließlich die Sammlung des ReichSrechtS tritt. Hierzu bemerkt die Begründung des Entwurfs mit Recht, daß der Entwurf mit dieser Vorschrift