Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 01.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188109011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-09
- Tag 1881-09-01
-
Monat
1881-09
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.09.1881
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
fl MM M vM .1 I- L? - tl '4 .? ,4 itv»' viWjLev Mir ,0V0 ü^qL LSUik.'LL^VLM Tageblatt für JolMK. ttnterhaltullg, Eeschästsverkehr. Lör/cnbericht, Frem-mliste. 26. ^alirsLnx. alrrätc «erdrn M»rt«nftr«ßc I l bt» Nachm. » Uhr anarnommen. Sonnlag« hl« MiltagilLUHr. I» Nrustadl nur a» Wochrnlagen: ar. »lollergatze Nr. b disNachm. SNlir. — Die rinivaMge PeuuciU iojlel I» Psge. Eingesandt M Psge. Sine Garantie sllr da» nachsi- »agige Erscheinen der Inserate wird »tcht gegeben. Auswärtige Annoncen »Austräge vo» unbelainiicn Pc> soucn i»ier»e» wie nur gegen Pränumerando- Aalilnug durch Bncsmarte» oder Poiicinzahlung. Acht Siibe» kosten ld Pig. Inserate sür die Montags- Nummer oder nach einen, Festtage die Petitjeite Li) Pi. ««»»ttt,. ^srsävr? ^ ?1ü2sr l6>lO EO» ffff N«m»Ksttttr-W»>r«tt ll. vttnfsolkm«. Kovbdttsn kür ckt» llord»t- uock' Vi»t«r-8»i»o» ill V»»- H»v«Se»«Ie«, »»E« La slvk»od8tell uvä vls- S»llt«t«ll k'a^ov,. »»»»»»»«»t«!, Stüok voll L» LI. «ll. ^tvllvr kür kkot«8r»pl»tv voa 6. ^rarim, 17 ^.maiisvitrUss« 17. ll««t« ärbalt. ll»»«tae l>rei,e. V«r,r»«»erungeu ,»«ä z«,m «licke. ll Vkt8 seit 22 Zsürsu, >VaIIbtrLL80, Loks iler 8ehvüc.-l- ll StrLSLg, dostotlvlllio 7 MsturgtMt vo« Leo MWus!! keünäst siehäettt im sjs Laukkau«, LN Ü61' ?1VM6NLä6N86itO. «r. 244 SMerimg vo« N. In». >a«m,trr nach Vikar lldsold, Ollallknche IL ,«bd«. 7 Na 7i0«tll.satt,el«r« »«. «fallen, rvermomelrogi. n. Reanm.: Lemi. >»«W., .. - » - -->«. L-s«.«»tnd. Vedkckt7»egen. niedr lem«. w" «.. Mfte rem». «7» , Aussichten für den 1. September: Veränderlich» kälter» zunächst noch Niederschläge. Donnerstag, 1. Scptbr. < - wenig stutzen muß. Für den Profeffor Bert hingegen ist die ganze »«rantwonltcher «edactenr für P»ltttsch«O vr. s«tl v terey ln Dretden katholische Religion eine gefährliche Giftpflanze, die man am liebsten Wolkenzug und Rebelflor, diese kühlen Merkmale der jetzigen gleich auSroden sollte, vor der man aber auf jeden Fall die kind- Jahreszeit, die der Kalender unverdroffen als „Sommer" bezeichnet» lichen Gemüther auf's Sorgfältigste bewahren muß. Noch nie ist sie charakteristren auch die politisch« Witterung. Ueberall wallt und in Frankreich von einem Mitglied« des gesetzgebenden Körpers eine wogt eS unbestimmt und unbestimmbar hin und her; Dünste steigen so scharfe Anklage gegen die katholische Lehre gerichtet worden, wie auf, lustige Gebilde ballen sich fester und fester zusammen, ein von Herrn Bert unter dem Vorsitz« und beglückwünschenden Beifall Windstoß fährt dazwischen, zerstreut die Nebelmaffen und das politisch« WolkenbildungSfpiel beginnt von Neuem. Cs ist Alles in Vorbereitung. Man hat das Gefühl, daß hinter diesen Dunst- gebiiden in diesem Augenblick Wichtiges sich einfädelt. Vor Allem ist der Vatikan geschäftig. Die skandalösen Vorgänge bei derUeder- führung der Leiche Pius IX. haben der päpstlichen Diplomatie Anlaß zu ungewöhnlicher Rührigkeit gegeben. Die Flucht des Gambetta'S. Es scheint, daß in demselben Augenblicke, wo Deutschland der Kirchenstreit sich zum Ende neigt, er in Frankreich htftig aufleben soll. Zunächst allerdings fesselt der Ausbruch des Aufstandes in Tunis die Aufmerksamkeit der Franzosen fast ausschließlich. Oberst Nögrier, der das heilige Grabmal des Sidi-Scheikh unter . , . dem Vorwände zerstören ließ, daß die Araber dorthin nur wallfahr jetzigen Papstes nach Malta soll ernstlicher vorbereitet gewesen sein, I tcten, um sich dort zum heiligen Kriege gegen die Franzosen ent als die Welt glauben mochte. Man spricht sogar noch jetzt von flammen zu lasten» leistete seinem Lande einen verhängnißvollen einem solchen bevorstehenden Schritte. Der deutsche Botschafter in Dienst. Allerdings zerstörte er nur das Grabmal selbst, er respek Rom, Baron v. Aeudel, hat «inen längeren Urlaub erhalten, den litte die Gebeine des daselbst beigesetzten Heiligen und ließ er in Deutschland verbringt. Man hält ihn für den Vorläufer! unter militärischem Pompe nach der Moschee von Gernville Irans seiner ernstlichen Abberufung. Von Papst Leo behauptet man, daß! pottiren. Aber den Muselmännern bleibt die Zerstörung des Grab mals immer nur eine Beschimpfung und sie behaupten, der Oberst habe ihren Heiligen „wie einen Gefangenen" mit sich fottgeführt. Die Gruft wurde mittelst fünfhundert Kilo Pulver in die Luft ge sprengt, nachdem die Gebeine Sidi-Scheiks herausgenommen waren Dies geschah am 15. August inmitten einer wehrlosen Bevölkerung Hierauf wurden die Häuser und Palmbäume der ganzen Stadt niedergebrannt. Am 19. führte der Oberst Regner mit seiner Ko lonne den mit Gold und Edelsteinen bedeckten Sarg des Patriarchen nebst der Fahne drS Propheten auf einem Kamee! nach Gernville über, nicht ohne zuvor drei angeblich an dem Kampf gegen den Obersten Jnnoeenti betheiligt gewesene Araber erschießen zu lasten Das Entsetzen und dtt Lrau« W UeiMepmg über die Entweihung des Grabes ihres verehrten Stammvaters ist ungeheuer. An dem weggefühtten Gerippe fehlt der Kopf, welcher nicht wieder auszufinden «ar. Dieser letztere Umstand wird gewiß von den Fanatikern noch ganz besonders ausgebeutet werden, lieber dieses Thema predigen die Mullahs den Gläubigen in ganz Afrika und die Franzose» dürfen sich nicht wundern, wenn sich der in seiner Tiefe verwundete Fanatismus des Islam gegen die verruchten Grabmalschändcr erhebt. Die Franzosen sind eben in ihrer Frivolität unverbesserlich. Vor Jahrhunderten zerstreuten sie in Spcicr und Heidelberg die Asche und Gebeine unserer deutschen Kaiser in alle Winde. Die Welt geschickte wartete mit dem Strafgerichte zwei Jahrhunderte. Unter der heißen Sonne Afrikas scheint die Vergeltung rascher zu reifen. er, was er auch immer vornehme, ob er nach Malta übersiedelt oder in Rom verbleibt und unter welchen Voraussetzungen und „Bürgschaften", nur im Einverständniß mit Deutsch land und unter Billigung deS Reichskanzlers Fürsten Bismarck handeln werde. Unserem König Albert weist man in den Verhandlungen zwischen dem Papst und deutschen Kaiser eine ein flußreiche Vermittlerrolle zu. Und nicht blos bei diesen, sondern auch bei den Verhandlungen zwischen Papst und Italien. König Humbert aber schaut sich nach einem Bündniß mit Oesterreich und Deutschland um. Vielleicht überschreitet er zu diesem Behufe die Alpen. Dieses Bündniß hätte eine deutliche Spitze gegen Frank- «ich. Frwikrrich wiederum möchte sich d«S Papstes al» eines Gegner- des italienischen Königreiches bedienen, da« M der Bsr stztzlntfl von Tunis den Franzosen grollt, weil es sich von diesen um ein sicheres Erbtheil betrogen fühlt. In Frankreich wiederum würde daS Aufkommen eines Ministeriums Gambetta das Signal zu einem neuen Sturm gegen die katholische Kirche geben. Gambetta möchte sich der Güter der todten Hand bemächtigen, um die uner meßlichen Besitztümer der katholischen Kirche zu mobilisiren und als Schacherobjektc seinen orientalischen Glaubensgenossen aus den Börsenmarkt zu wetten. Der Widerspruch einer zugleich nach Außen hin den Papst schützenden und nach Innen hin der katholischen Kirche feindlichen französischen Politik findet sein Gegenstück in dem Doppelgesichte der italienischen Politik, die dem Papste die Herr- schaft-über Rom unmöglich wiedergeben kann, aber uni die politische Freundschaft Deutschlands und Oesterreichs wirbt, denen sich der Papst, wie eS scheint, vertrauensvoll in die Arme geworfen hat. Kurz, Räthsel, Widersprüche, Unklarheiten, Ungewißheiten aller Orten. Nebelflor und Wolkenzug! An einer Stelle aber ist der dunstige Schleier zerrissen. Sadvmu» Lpwoopuin! rufen, begeistert die Diöcesanen des Bistums Trier und die Freude über die Bestallung vr. Korum's wird von allen Katholiken Deutschlands geteilt. Wir Evangelischen mögen daran einen brüderlichen Anteil nehmen; was uns aber als Politiker daran zunächst interessirt, ist die Frage nach dem Rückschlag des Ab schlusses deS Kirchenfriedens auf die Haltung der Centrumspartei im Reichstage. Bisher hat das Hauptorgan dieser Partei, die „Germania", die bündigsten Zusagen ettheilt, daß sie sich durch Befriedigung ihrer kirchlichen Ansprüche nicht zum Ausgeben ihrer politischen Ueberzeugungen veranlassen wich. Das Centrum hat den Gedanken einer Arbeiterversicherung schon lange vor dem Fürsten Bismarck gehabt. Es wird auch ferner die Hand zu sozialen Reformen bieten, ohne freilich sich aus Kunststückchcn, wie dir phantastische Alters - Renten - Versicherung, einzulasten. Wenn Preußen bisher noch nicht einmal die bescheidenen Mittel besaß» seinen Volksschullehrern nach ihrer Emeritirung an ihrem Lebens abend sorgenfreie Stunden zu bereiten, wie ist daran zu denken, allen Hunderttausenden von Arbeitern genügende Altersrenten zu gewähren? Der Reichstag müßte, schlecht gerechnet, 1000 Millionen neue Steuern jährlich bewilligen. Auch dem Tabaksmonopol wird sich daS Centrum wtdersetzen und dann ist die Möglichkeit, eine blühende deutsche Industrie zu ruinjrcn, überhaupt ausgeschlossen. Präsident Grüvy hat wenig Lust, sich von Gambetta die neuen Minister vorschreiben zu lassen. DaS Ministerium Ferry führt die Geschäfte bis zum Zusammentritt der Kammem weiter und dieser kann nicht vor Mitte Oktober stattfinden. Gambetta sucht neuer dings dadurch seine „Regierungsfähigkeit" zu beweisen, daß er sich von den Rothen und Kommunarden lossagt. Freilich haben diese mit der Absage den Anfang gemacht. Als man vor den Wahlen Gambetta den Rathschlag gab, er möchte mit einem herzhaften Schnitt sich von seinem revolutionären Schwänze befreien, rief er ' »uverstchtlich: „Ich sttze darauf. DaS ist noch besser." Der rothe Schweif GambettaS ist aber stärker gewesen, als dieser selbst ver- muthete und der Erwählte von Bellevillr» in dem sich, nach Roche- fottS boshaftem AstSdrttck „die Grundsuppe hebt," ist nur noch „ein Achtel eine» Deputirten." Sich selbst ein größere- Volumen wieder zu verschaffen» arrangirt« er im Wintercircus «ine Versammlung, in welcher der DSputipte Profeffor Paul Bett, von ihm zum künftigen Unterricht-minister auSersehen, seine Ansichten aber daS künftige . ErziehungSwesen Frankreichs entwickelte. Man erinnere sich, daß das Dolktschulgesetz deS Minister» Ferry in den letzten Tagen der früheren . Kammer nicht zu Stande kan,. Darin hatte Ferry den Organismus der katholischen Kirche wie etwa einen ehrwürdigen, wohl zu pfle genden Baum behandelt, welchen man aber zu seinem Gedeihen nicht allzu üppig .»»wachsen „ffen darf, ondem hier und da «in Neueste Telegramme der „Dresdner Na«r." vom 31. Aug Berlin. Der Kaiser empfing heute Mittag den neuen Bischo von Trier, I)r. Korum, in Audienz. Vr. Korum wurde dem Kaiser durch den Kultusminister von Goßler vorgestellt. Komm begicbt sich zunächst nach Straßburg, von wo er einen Hirtenbrief an seine Diöcesc richten wird. Gestern ist er hier interviewt worden. Er sagte: er werde nach nichts so eifrig trachten, als nach Beruhigung der Gemüther; er werde allen Geboten der Kirche und den Gesetzen des Staates Nachkommen. Berlin. Das Charlottenburger Schöffengericht vcrurtheilte wegen genieinschastlichcn Hausfriedensbruchs und einfacher Körper verletzung I)r. Försters gelegentlich einer Besprechung in der gegen seitigen Ducllafsaire den früheren Studenten v. Schramm zu einer Woche Gefängniß und dreißig Mark Geldstrafe, sowie den Stu denten Roland zu einer Woche Gefängniß und 20 Mark Geldliche. — Das Kriegsschiff „Vineta" wird gründlich desinfizirt und sind die Erkrankten bereits soweit hergestellt, daß die Heimreise Anfang September erfolgen kann. Berliner Börse. Die gestrige Besserung war zu übereilt gewesen, was zur Folge hatte, daß die Haltung heute ziemlich ge drückt mar. An Kauflust fehlte cs fast vollständig und die Conrse gingen zurück. Die Notirungen von den fremden Plätzen lauteten gleichfalls recht matt und das Nichtettckeinen der Publikation wegen eines der Oberschlcsischen Eisenbahn- gesellschast gemachten Verstaatlichungs-Angebots stimmte auch de- vnmirend. Schluß hatte besonders starkes Angebot. Deutsche Bahnen geschästslos. Oberschlesifche belebt, l'/s Proc. schlechter. Oesterr. Bahnen ziemlich belebt und verhältnißmäßig fest. Franzosen 615—9—6—8. unverändert, Lombarden 255—7'/e—6'/-, 1'/.' Mark schlechter. Banken warm meist nickt unerheblich schwächer. Crcditactien 611—13—9, 8 Mark, Disconto 220'/-—Ä), 2, Deutsche Bank I, und von Caffawcrthen Leipziger Disconto 2'/«, Dresdner neue ca. 2. alte ca. ^/«, Leipziger Credit und Sächsische Bankgescllschaft je 1V- Proc. niedriger. Fonds nachgebend. Rust. Noten gut behauptet. Bergwerke lustlos. Von Industrien notiren höher Sächs. Gußstahl 2'/«, Wiede 2'/r, Sächs. Webstuhl 1-V», Hartmann "/« Proc., niedriger Chcmn. Färberei 2, Zimmcrinann 1"/« Proc. Oestcrreichische Prioritäten nachlastend. Lokales u«r Sächsisches. — Ihre Maj. die Königin wird morgen nach Pillnitz zurück kehren. Mit Rücksicht aus das Verfastungsjubiläumsfest in Meißen, ist die Rückreise etwas beschleunigt worden. In Meißen selbst wer den die hohen Herrschaften eine kurze Umfahrt durch die Straßen halten und eine Ansprache des Bürgermeisters 0r. Hirschbera cnt- gegennehmen. Die Herren vo», Landtage fahren m,t Dampfschiff nach Meißen. In der Albrechtsburg findet dann große Galatafel (ca. 150 Gedecke) statt. — Der allgemein geschätzte König!. Leibwundarzt Hofrath vr. Ullrich ist in Pillmtz am Sonnabend Nachmittag von einem Schlaaanfall bettoffen wordm. Se. Majestät stattete demselben persönlich einen Besuch ab, um sich nach dem Befinden zu erkundigen. — Der türkische General Sxcellenz von DrigalSki weilt seit einigen Tagen wieder in Dresden und hatte am Montag Audienz bei Sr. Maj. dem König. — Dem Hauptkaffcnrendanten deS Amtsgerichts Leipzig. Friedr- Aug. Ledig ward der Charakter eines Kommissionsrathes ,n der 5. Klaffe der Hofrangordnung »«liehen. — Legationssekretär Gras Wodzicki hat die Leitung der Geschäfte der hiesigen k. k. österreichischen und ungarischen Gesandt schaft wieder übernommen. — Im Dienste der sächsischen Staatsbalmen waren Anfang August 8361 Beamte und 15.607 Arbeiter thätig. Hiervon waren 240 Beamte und 314 Arbeiter bei der Hauptverwaltung, 2952 Beamte und 6859 Arbeiter auf den Stationen, 2217 Beamte und 4075 Arbeiter beim Bau rcsp. Bahnunterhaltuim und endlich 2952 Beamte und 4359 Arbeiter in den übrigen Dienstzwcigcn, also Maschinen- und Magazinverwaltung und Fahrdienst, beschäftigt. Die Länge aller sächsischen Bahnen beträgt 2,147,512 Kilometer und nehmen dieselben einen Jlächenraum von rund einer Ouadrat- Meile ein. — Das Ministerium des Innern hat eine Verschärfung des bisher bei Ausweisungen mit gebundener Marschroute, bez. Zwangspaß beobachteten Verfahrens verfügt. Während bisher die von dieser Maßregel betroffenen Personen zugleich mit de», Zwangspaffe ihre Legitimationspapiere eingehä'ndigt erhielten, wird ihnen Hinfort nur noch der Zwangspaß übergeben werden, während ihre Papiere (Reisepässe, Mftitärpästc, Dienstbücher rc.) derjenigen Behörde zugesandt werden sollen, an welche die Exilirten zunächst gewiesen werden. Bei Entlastung aus Straf- und Besserungs anstalten sind die Legitimationspapierc an diejenige Verwaltungs behörde zu senden, welche die Ausweisung verfügt hat. — Nächsten Dienstag, an, 6. d., findet zu Ehren des .Herrn Generalstaatsanwalts 1)r. von Schwarze in Bach's Sälen, Königstraße, ein Festmahl statt, welches ein Comitü aus den Wäh lern des 4. Reichütagswahlkreises arrangirt hat und laut heutigen Inserates einladet. Es soll das Fest eine Kundgebung des Dankes für den bewährten Volksvertreter sein. — V. Vor fünfzig Jahren. Aus den Erinnerungen eines alten Dresdners. In Dresden waltete vor 50 Jahren eine doppelte Gerichtsbarkeit: das Munizipal - (Stadt-) gerietst, dem die Altstadt und Neustadt bis auf eine Anzahl cxcmtcr Gebäude unter geben war, und das König!. Justizamt, welches über Friedrichstadt, den neuen Anbau rc. regierte. Das Stadtgericht befand sich aus dem Ratkhause, auch die Knminal-Abtheilung und das Gefängniß auf der Frohngaffe in den beiden Frohnvesien. Das Vorführer, zun. Verhör war also mit dem Passtren des Altmarktes verbunden und Manchem war dieses moralische Spießruthenlaufen eine härtere Strafe, als die vom Stadttichtxr dittirte. Vcritable Verbrecher von Angesicht zu Angesicht' zu'sehen, war schon da»,als ein begehrtes Ziel der Neugierde, und wenn diese zum Verhör auf dem Rathhause waren, stellten sich stundenlang Hunderte von Neugierigen auf dem Wege zur Marktgaste und Frohngaffe auf, bis endlich der Delin quent kam. Nicht feiten mußten die Gerichtsdiencr eine List ge brauchen und die Gefangenen auf großen Umwegen zum und vom Rathhause führen. — Die Versorgung der Armen war von fünfzig Jahren in den Händen einer Kömgl. Armenkomniission; und gegen Vagabunden und Bettler hatte man einen sehr einfachen Apparat, in levem Stadlviertel gab cs einen Bettelvoigt, der in Eivil ging und einen großen Bambusstock als das Zeichen seiner Würde tnig, durch welchen er auch manchmal der tuinultuircndcn Straßeniugcnd gefährlich wurde. — Die innere Bürgcrwicse war mit einer Mauer umgeben, lag 2 Ellen tiefer, als die jetzige Promenade und wurde von dem Wicsenvoigtc (an oer Ecke der Langegassc lag. die Voigtei) als ein Kleinod der Stadt gehütet, was nicht hinderte, daß die Sprösslinge der umwohnenden Patrizier vom Wicsenvoigt durch ein Pförtchen eingelassen wurden und (am Rande der Wiese) ihre Spiele treiben dursten. Die äußere Bürgerwiese war im Winter für Hunderte von Knaben der Tummelplatz sür Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen. Ter Jüdenteick (jetzt Georgplatz) war aut mit Karpfen besetzt und wurde aller 2 Jahre im September spät Abends bei Vollmondschein gefischt. Ob die Karpfen in die Küchen der ftau Senatorinnen kamen, ist mir nicht bekannt. — Zum Gregorius- ngcn (um Ostern) gingen in Altstadt die Kreuzschüler (Alumnen), n Neustadt das donige Chor und in Friedrichstadt die Semina risten Gaffe auf Gasse ab, um vor jeden, Hause einen Vers zu Ingen. (Die cingesammclten Geldspenden gehörten den Kantoren.) — Die Waisenkinder (aus dem Stadtwaifenhause) zogen in der Fastenzeit ist der Stadt umher, fangen Choräle und Arien und hatten oft improvisirtcr Bcwirihungen von Seiten wohlwollender Menschenfreunde zu erfreuen. 'Nach 1831 wurde dieser Sing- llingang ft, die Zeit von Ostern bis Pfingsten verlegt und 12 Fahre '"'"?r ganz aufgehoben.) — Allsonntäglich standen beiiir^Schlusie Vormittags - Gottesdienstes Spittetsraucn aus den Spitälern Bartholomäi und „Zum Heilgen Geift" an den Kirchthüren der Stadtkirckicn, um milde Lsabel, für das Spital zu sommeln. — Die Nachtwächter hatten aWcr der polizeilichen auch eine musikalische sion. Bei fröhlichen und betrüblichen Veranlassungen sangen beim ersten Umgang um 10 Uhr einige paffende Liederverse, vorausgesetzt, daß cs bestellt war oder sie wenigstens ein Honorar erhoffen konnten. Aber ein schlechter Spaß wurde die Ursache, daß se Ständchen verboten wurden. In der Pirnaische» Vorstadt finfte in einem Gartengrundstück cm hoher Staatsbeamter, der alleinstehend und in mancher Beziehung ein Sonderling mar. i Nachtwächter des Reviers, der die Vormittage gern dazu be- . !c, Singkundschaft zu erspähen, wurde beim Frühkiimmcl weiß gemacht, jener Beamte sei verstorben. Am Abend in der elften Stunde, bei stockfinsterer Nacht, aber mit großer Laterne und mit Gcsangbuche versehen, erschien unser Nachtwächter und begann möglichst sonorer Stimme den Gesang des Sterbeliedes. Kaum der erste Vers vollendet, so öffnete sich die Tbür und eine Gestalt mit aufgehobenem Stocke drang auf den Sänger ein, der eiligst fick rückwätts concentrirtc und mir mit Mütze die Garten ''": fand. Der für todt Erklärte lebte noch mehrere Fahre; aber Nachtwächter durften nicht mehr fingen. — Der Brückenzoll ist neulich in Versammlungen und in der Presse heftig diskutirt worden. Vor '>0 Jahren mußte aber von allen Geschirren vom Lande Pfiaster- Geleite bezahlt werden und die Einnahme dieser Abgabe war ini Eckpartcrre des Rathhauses; nur die Prediger und Schullehrer waren rci. — Wenn Feuer ausbrach, wurde nicht blos gestürmt, sondern auch aus allen Hauptwachen wurde Fcuerlärm getrommelt und ge blasen und die in der Stadt vertheilt wohnenden Tambnure der 35 Kompagnien der Konimunalgarde thaten ihr Möglichstes, ihren Nensteifer zu bekunden. Bei jeder der 50,-Innungen batten einige üngere Meister (Jungmcister) das Feuerzeichen /ei» Blechschild, niit mein Riemen an den linken Arm geschnallt). Wenn das Feuer zu Ende war. nahmen die Viertelsmeister die Feuerzeichen ein und kontrolitten sic; westen Zeichen fehlte, mußte 6 Groschen Strafe ahlen. In jedem Stadttbeilc gab es mehrere Spritzen und Feuer eitern, aber bei großer Kälte fehlte es nicht selten an Wasser, ja , als yn der Ecke der Mittclgassc in derWcihnachtswoche «zwei läge vor Sylvester) mehrere Häuser abbraimteii. Die Schornstein feger hatten vor 50 Jahren den. Löwenäntheil beim Löschen von Schadenfeuern (würden wohl auch noch jetzt gut zu brauchen sein, trotz der städtischen Feuerwehr). — Landpartien, Fcrieiirciscn und Sommerfrischen batte» vor 50 Jahren, wo es noch keine Eisen- reich, Den, nutzte, dem mit war weiße der ei" thür
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite