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Dresdner Nachrichten : 30.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192610306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19261030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-30
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.10.1926
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Sonnabend. 30. Oktober 1826 Dresdner Nachrichten Nr. 511 Seite 8 Einiges über -ie Forstwissenschaft. Jur Ilv.Iatzrseler der lorsttichen Kochschul« Tharandt. Bo» Forstrcferendar Bayreuther, Tharandt. Rauher Novemberbeglun in Si l. Wie erwartet, ist die Witterung der letzten Oktvbermoche vorwiegend kalt geblieben. Wohl war das Wetter vorüber» gehen- sonntg und freundlich,- an seinem durchaus winter liche« Charakter vermochte daö jedoch nichts zu ändern. Auch die Höchsttemperaturen blieben fast durchweg unter 1l). z«m Teil unter v Grad Warme, und nur tm Südwesten nndSüden wurden stellenmctse Höchstwerte von 11 bis 12 Grab Celsius erreicht. Die mittleren Temperaturen überschritten über» Haupt nirgends die normalen Werte: sie lagen zu Beginn der Woehe sogar um 1 bis st Grad darunter. Die zweite Oktober- Hälfte war also um ebensoviel zu kalt, wie die erste zu warm gewesen ivar: man kann sagen bah mit dem Beginn der zweiten Oktvberlmlftc ans einen sehr schönen Nachsommer un mittelbar und fast ohne Uebcrgang der Winter gefolgt ist. In den deutschen Gebirgen hat er sich, wie schon in der Vor woche im Nordvsten »nd Osten Deutschlands, durch starke Lchneefälle sehr frühzeitig zur Geltung gebracht,- im Schioarz- wald liegt von 7lX1 Meter Höhe ab eine Schneedecke, die schon bis zu 80 Zentimeter dick ist und Dauer verspricht, da die Temperaturen in den gröberen Höhen anhaltend unter Null bleiben. Auch in den Sudeten sind starke Schneestttrmc vor- gekommen,- eS sind sogar schon Züge steckengeblteben, und nicht besser lauten die Meldungen a»S dem Böhmc-rwald. Sine echte UebergangSersct>cinung war das schwere Gewitter, daS TtenStag vormittag zu früher Stunde die Umgegend von Frrtburg t. Br. heimsuchte, und bet dem dem wölken, brucharttgen Rege» nach dem Einbruck, der Kaltluft ein kurzer heftiger Schneestnrm folgte. Der BolkSmund sagt von solchen Unwetter», das, sie Sommer und Winter scheiden, ein Ausspruch, der gar nicht so unrichtig ist: denn solche Unwetter kommen meist im Herbst vor. Auch die heftigen Stürme, die während der lebten Woche in Begleitung von elektrischen Entladungen über Westeuropa bingebraust sind, bilden charak- tcristische Aenhernngen des Kampfes zwischen Polarfront »nb Aeguatvrialfront. der seit vierzehn Tagen der Witterung Mitteleuropas seinen Stempel anfdriickt und immer noch nicht beendet ist. Die von dein neuen Tiefdrnckwtrbel zu er wartenden Megenfällc werden sich seiner nach Südosten ge richteten Bahn gemäss wieder vorwiegend im südlichsten Mitteleuropa und im Mittclmecrgebiet geltend machen: wahr scheinlich wird die Regenfront zu Sl-cginn der Woche unser Gebiet schon passiert l>abcn, und cs wind von neuem kalte Luft aus nördlichen Richtungen bei nnS einbrcchcn. die der ersten Nvvembermoche einen rauhen, winterliche» Charakter auf- drncken wird. Demgemäss wird man sich auch, namentlich in den Gebirgen, über neue Schn ec fälle und scharfe Nachtfröste nicht zu wundern brauchen. — Die zweite juristische Staatsprüfung haben In der Zeit vom 28. September bis 18. Oktober d. I. 16 Kandidaten bestanden. —* Die Ortsgruppe Dresden deS BnudcS der Hotel«, Restaurant- nnd Cass-Angcstellten feierte am Donnerstag unter zahlreicher Beteiligung im GcwerbehauS ihr 17. Stif tungsfest. Cine stattliche Reihe von Ehrengästen zeichnete die Feier durch ihre Gegenwart ans, darunter Direktor Lachse von der Dresdner Hotclsachschule, viele Dresdner Hotelbesitzer, die Vertreter der Ortsgruppen Bautzen und Freiberg und der befreundeten Vereine. Das ansprechende Festkonzert bestritt das Matzke-Orchcstcr, während die wackere Längerabtcilung der Ortsgruppe des Bundes unter ihrem Chormeister Kirsten durch zahlreiche ernste und heitere Ge sänge die übrigen Darbietungen deS Programms stimmungs voll umrahmte. In warmherziger Begrüstungsansprache hieß der Erste Vorsitzende Dcmelt die Erschienenen willkommen. Cs solle, so führte er aus, kein rauschendes Fest gefeiert werden, da die Zeit dazu zu ernst sei. Aber man wolle einige Stunden gemütlich beisammen sein und einmal auSruhcn von den Sorgen und Lasten des anstrengenden Berufes. Der Redner gedachte znm Schlüsse der im letzten Jahre ver- sturbencn VcretnSmitglicdcr und forderte die Versammlung aus, sich zu ihren Ehren von den Plätzen zu erheben. Nach dem sich dann nach und nach die erst spät vom Dienst ab kömmlichen Vcrcinsmitgliedcr zum Feste eingesunden hatten, entwickelte sich ein fröhlich-buntes Treiben. Klangvolle Lieder leiteten zur Ehrung langjähriger Mitglieder über. Insbe sondere wurden ausgezeichnet: für 25jährige treue Mitglied schaft die Herren Antrack, Wesseln und Wulf, sitr Istsährtge die Herren Bcrtlwld, Dittmann, Krisch, Laube, Motz, Müller, Rolemann, Rössel, Swicdcrsky, Sieger, Thiele und Zschiesche. Ausserdem wurden noch einer Reihe anderer Mtt'ttcdcr Aus zeichnungen für verdienstvolle Tätigkeit zuteil. Es war eine Freude zu sehen, wie schliesslich die vielen, die sonst immer arbeiten, wenn andere sich srcncn, nun einmal auch ihrerseits leichtbeschwingt sich harmloser Freude ergeben dursten. —* Ei» heftiger Zusammenstoß zwischen einem Postanto mit Anhänger und einer Kraftdroschke hat in der Nacht zum Freitag gegen 1 Uhr auf der Grossen Zwingerstrasse statt- gesunden. Hierbei ist der Insasse der Kraftdroschke verletzt worden, so dass sich seine ttcbcrftthrnng in das Frtcdrichstädter Krankenhaus erforderlich machte. An der Kraftdroschke ist erheblicher Sachschaden entstanden. Mit der Klärung der Schuldsrage ist die Kriminalpolizei zurzeit noch beschäftigt. Festtage sollen für die Mitfeierndcn der Anlass sein, ihre im Alltag so vielfach zerstreuten und zersplitterte» Gedanken zu sammeln und ans eine» Punkt, eben den Gegenstand des Festes, zu richten. Wen» also die Sächsische Forstliche Hoch schule zu ihrer Iubilünmsfetcr am l. und 2. Nvvembcr die Oefsentlichkeit eingclnden hat, so darf sie bet dieser das Be dürfnis vornuösetzen, sich über das Wesen dieser Hoch schule und ihres Lehr- und Forschungsgebiets zu orientieren. Ncber wenige Berufe herrscht soviel Unklarheit, wie über den des Forstmannes. DaS ist erklärlich, weil Berufe, deren Vertreter zahlenmüssig in der Menge der übrigen znrücktrctett, das Allgemeininlcr- esse weniger beschäftigen. Ausserdem liegt der Forsibernf dem Grossstädtcr auch rein räumlich besonders fern. Ein besonders triftiger Grund aber für die verkehrten Ansichten über die Tätigkeit des Forstmannes ist der. dass im Forstberus vor reichlich hundert Jahren, also vor relativ kurzer Zeit, eine tiefgreifende Acndernng eingelrcten ist. Vor diesem Zeitpunkt wurde der Besitz des WaldcS vor allem deswegen geschätzt, weil er daö Vergnügen der Jagd bot: von der ans den Wald verwendete» Pslcgcarbcit ivar allein der dem Wild zugute kommende Anteil nennenswert, Waldpslcge im heutigen Sinne war so gut wie unbekannt. Dieses Verhältnis änderte sich nun. als mit zunehmender Be- völkerungSzahl der Wald nicht mehr freiwillig soviel Holz erzeugte, als der wachsende Bedarf erforderte. Erst mit diesem Zeitpunkt beginnt die moderne Forstwirtschaft, in der der Jagd nur ein sehr bescheidener Platz gegönnt ist. Gleichzeitig mit der Jagd ist auch die Technik der Nutzung der Forsterzcngiiiiic, die seit Urzeiten die Forstwirtschaft allein charakterisierte, a» Bedeutung mindestens eingeholt morden durch die Ordnung, die Pflege und den Schutz des Waldes. Die Tätigkeit des Forstmannes liegt demnach jetzt im wesent lichen auf vier Gebieten, dem der Forslcinrich- tung, des Waldbaues, des F o r st s ch n tz e s und der F o r st b c n >: tz u n g. Ordnung in die verworrenen unübersichtlichen Wald- verhältnissc zu bringen, ivar eine der dringlichste,, Ausgaben der junge» Forstwirt schaft. und die Lösung dieser Ausgabe ist für Sachsen eng ver knüpft mit dem Namen Cottas, des Gründers der Tharandtcr Hochschule. Es ist ja verständlich, dass ein so wcit- ansgedehntcs Wirtschastsvbiekt wie der Wald einer strengen räumlichen Gliederung bedarf, um vom Wirtschafter dauernd beobachtet werden zu können, und dass deshalb eine möglichst genaue Vermessung, Kartierung und Invcntarisicriing der durch den Wald verkörperten Kapitalien nötig ist. Nächst der Waldeiirlcilung ist es die Ausgabe der Forst einrichtung. fcslziisiellcn, wann ein Bestand mit dem grössten wirtschaftlichen Nutzen geschlagen werden kann. Der Forstwirt hat cs ja nicht so beguem, dass er den Eintritt der Reise seines Produktes unmittelbar er kennen kann, wie der Landwirt. Dieser Zeitpunkt wird viel mehr dadurch bestimmt, dass sich die jährliche Znnahnic der Hvlzmasse des Bestandes allmählich so weit senkt, dass sie keine genügende Verzinsung des in dem Bestand investierten Kapi tals mehr darstcllt. Die Feststellung diclcS Zeitpunktes lehren die Holzmesskunde und die Waldwertrechnnng. Als dritte Ausgabe hat die Forsteinrichtung fcstziischen, welche Holzinengen jährlich zu schlagen sind, ohne Raubbau zu treiben und ohne übermässige Kapitalien mit ungenügender Verzinsung anznsamincln. Das oberste Gebot einer geord neten Forstwirtschaft ist die W a l, r u n g d c r „ N a ch h a l t i g- keit", d. h. die Sorge, dass nicht durch zu starken Verbrauch in der Gegenwart der Ertrag in der Zukunft ungebührlich geschmälert werde. Die Gefahr der Uebcrnutznng eines Waldes ist um so grosser, als der angcrichtcte Schaden erst nach mehr als einem Mcnschenaltcr zur Auswirkung kommt. Mancher schlcchtgeleitete Waldbesitz, ja. die Forstwirtschaft ganzer Länder, z. B. Italiens, ist aus diese Weise zugrunde gerichtet worden. Als zweites Hauptgebict, auf dem sich die Tätigkeit des Forst mannes bewegt, hatten wir den Waldbau angeführt, kurz um schrieben als die Pflege des Waldes. Die ersten Anfänge deS Waldbaus kann man in die Zeit verlegen, als man begann, für die Wiederanzncht eines brauch baren Bestands auf den abgehol.zten Flächen zu sorgen, Slatt der Natur die Verjüngung der HicbSflächc mit allen möglichen, meist wirtschaftlich wertlosen Holzaricn zu überlassen, zog man es vor, die Hölzer, die einen guten Ertrag versprachen, künstlich anzubauen, oder sie dort, wo sie von 'Natur aus muchicn, von ihren Konkurrenten zu befreien. Diese Ar> der NcstandS- begründung setzt eine genaue Kenntnis der Lcbcnsbedingun- gen und der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Ho lzge wüchse und die eingehende Erforschung der Bodeneige n schäften voraus, wenn man auf jede«, Standort die Holzart anbaucn will, die auf ihm gut gebricht »nd wertvolles Holz liefert. Der menschliche Einfluss erstreckt sich aber noch weiter auch aus die späteren Zetten des BestandVlebenS nnd zielt darauf hin, dass der Bestand zur Zeit der HicbSreise nur aus ge- ninden und wohlgrsormten Stämmen besteht. Bon den Zehn- laiilendcn von Holzpflanzen, die auf einem Hektar zur Zeit der BcstandSbcgründung stehen, gelangt ja nur etwa der hun dertste Teil in den Entvcstand. Alle übrigen werden ivährrird der hundert Jahre des BcstandsivachStnmS in zähem Kampf um Licht nnd Wnrzelraum auSgcschirdcn. Um diesen Kamps, der auch die Kräfte der Sieger erschöpft, abzukürzcn, werben mit der Art die Bestände durchltchtct. und eS kommt dabei we sentlich daraus an, die natürliche Auslese durch eine künst. Ische zu ersetzen, d. h. immer den bestveranlagtcn Stämmen zu Licht und WachSraum zu verhelfen. Während der Waldbau zur Zelt der Begründung der neuen Forstwirtschaft gezwungen war. zunächst zu schemati siere» und einfache und dadurch oft etwas gewaltsame Me thoden cinSzuarbeitcn. geht das Streben der neuen Wal-bbau- ivisscnichast dahin, sich der Natur m ö g I t ch st t n d l v i - dnalisicrend anzupafscn, wodurch die Mittel und Wege natürlich beträchtlich kompliziert werden. Mit den Eingriffen in die Natur wurde aber die Ge. sährdung durch schädigende Einflüsse stark erhöht. Diese« tritt der Fvrstschuk entgegen. Die Feinde des Waldes sind vor allem Elementar- ereig-nissc, z. B. der Sturm, ferner zahlreiche Tiere, besonder? die Insekten, wie die Nonne, unb schliesslich Pflanzen. ins besondere die holzzcrstvrcndcn Pilze, Allen den tierischen und pflanzlichen Schädlingen gegenüber gilt cs die Anfänge zu bekämpfen, da man einem Massenciiistrelen meist machtlos gegenübcrstcht. Welch enorme Schäden dabei entstehen können, haben die letzten Nonnen- und Ktcfcrneiilen>kalami- tätcn in Sachsen und Prcnssen zur Genüge gezeigt. Die letzte Ausgabe des Forstmannes ist es dann, die Waldprodukte der Bolkswirtschast zuzusühre«. Alle die Massnahmen der Ernte und Verwertung der Walöerzcugnisse fallen inS Gebiet der Forsliintzung. Sie sind zur höchsten Vollkommenheit ausgebildct in den Ländern, wo noch riesige Waldgcbiete ungenutzt liegen und mit ihrer be- ginnenden Ausbeutung in kürzester Zeit ungeheure Holzmasien gewonnen werden, z. B. In den Karpathen, im Kaukasus und in den Gebirgen Amerikas. Dort werden die vorteilhaftesten Werkzeuge und Methoden der Holzsällung erprobt und alle technischen Transportmittel, wie Waldeiscnbahnen, Schwebe bahnen nnd dergleichen, zur Abbringung des Holzev ver wendet. Von den übrigen Teilgebieten der Forstbenutzung ist vor allem die Technik der Harznutzung mährend deS Welt krieges auSgcbant worden. Ans den eben geschilderten verschiedenen Gebieten bewegt sich also die Tätigkeit des Forstmannes, und naturgemäß bilde« sie auch die HanptgcgenstSnde des forstlichen Studiums. Für die Lehre und Forschung werden sie nun gestützt durch eine ungemein breite Basis von Grundivisieiischastcn, die sich vor allem aus ualurwisscnschastlichen und wirtschaftswissen schaftlichen Disziplinen znsammcnsetzt. Von den Naturwissenschaften standen auch im System der Forstwissenschaft, was ja der allgemeinen Entwicklung dieser Wissenschaft analog geht, die mathematischen Gebiete zunächst an erster Stelle. Ausser den ganz allgemeinen Fächern der Mathematik, Physik und Ehemic kommen für die Forstwissenschaft vor allem Geodäsie, Meteorologie und Geologie in Frage, welch' letztere ihre ganz spezielle Aus bildung zur Bodenkunde im wesentlichen den forst. und land- Mer je mit Seiserkeil behoste! war. Und wer ihn hennl» den bösen Fein» Slatorrh, Der soll zu Sering in den Laden eilen Und soll sich schleunigst durch „Sanussa" heile«. I SckxverkÜOige!!! Können selbst in sisctntlck>ken unct vvrrilteton bSIIeo mit unser«« neuesten Srrtsiccki empfohlenen Fppnisten »o»»o«r gLI« Debercaschencke Daut- u. Pernvoickung. ltnvordinckl. Vortütinmg am dlontap unct Dienitax rtem 1. u. 2 dlov. von S di» 6 Ul» im llolel „8tsckt Vkvimar" in Dressen. K vsukeke oiopkone-Lomp., k. m. d. Buddhijlische Fette in -er Mongolei. Bon Iivan Iakomlemitsch Korostovctz. Ter Verfasser war von 1007 bt» NI12 russischer Ge sandter in Peking und führte als solcher vielfach Ver handlungen mit den Mongolen tn Urga. Dort beobachtete er auch religiöse Feste der buddhistischen Mongolen. Seinem Buche „Von Ehinggts Khan zur Sowjetrepublik" ist die folgende Schilderung entnommen. Am 1. Slpi il begingen die Mongolen das Fest der ,.U m - d r e h u n g e n M n i d a r i s" sdcS Bobhisattvas Maitrcuaj, einer der angesehensten Gottheiten deS lamaischen Pantheons. Als ich von dem bevorstehenden Feste erfuhr, bcggb ich mich »m die Mittagszeit ans den Marktplatz. Hier drängte sich die dichte Menge der Pilger, die ans den Hosun gekommen waren, um dem Hntnktu und den hiesigen Heiligen zu hulbigcn. Um den Platz nahmen mongolische Soldaten, Infanterie und Artillerie, tn neuen, nach chinesischem Muster zngcschnittenen Wasfenröckcn Ausstellung: die Infanterie war mit Border ladern nnd Steinschlvssgemchrcn bewaffnet, moderne Gewehre hatte nur die Abteilung Tvktohos. Jeder Zug hatte sein Ab zeichen oder seine Fahne. Auf einigen Fahnen waren Hiero- glnphcn zu sehen, die mit dem Blute der bei Kobdo gefallenen Chinesen geschrieben n>aren. Vor den Truppen gingen Lamas in dunkclrvtcn und orangefarbenen Mänteln und eigen artigen Fellniützcn nnd Filzhclmcn ans und ab. Sic batten mit gelbem Brokat anSgcschlagene Wagen mitgebracht, tn denen der Hntnktn und seine Gemahlin in vergoldeten Ge wändern, mit Kronen aut dem Häuptern, fassen, lieber den Wagen wurden seidene, mit Psnucnfcbcrn geschmückte Ehrcn- ichirinc gehalten. Ringsum drängten sich Fürsten »nd LamaS der höchsten Ränge, ebenfalls in grellen Geivänbern. Die Zeremonie der „Umdrehungen" deS Burlzaus Motdari war schon vorüber,- ich sah nur einen Wagen mit einem etwa 'echS Meier hohen Ricicngaiil von grüner Farbe. Einige LamaS zogen den Wagen, zwei Mönche standen aus der Platt form neben dem Pferde und segneten das Volk. Andere LamaS rührten Trommeln unb Pauken, die ans kleineren Wage» standen. Der Donner der Trommeln vermischte sich mit dem Heulen der riesigen znlindrischcn Posaunen und der Muschel- Hörner und mit der Litanei der Geistlichkeit. Diese Musik bildete die Begleitung z»m Gottesdienst, der bereits einige Stunden dauerte. Die ältesten Lamas fassen im Mittelpunkte des Platzes ans hohen Kissen unweit des Wagens deS Hntnktns, der grössere Teil marschierte jedoch in der Prozession mit. Die Zeremonie gina feierlich nnb sittsam vonstatten, ohne Gedränge, trotz der grossen Menschenmenge. Die Ordnung «nrdc von Polizci-Lamas ausrcchterhalten, die mit Stöcken unb Knuten versehen waren und mit diesen ziemlich rücksichts los die Menge in Zucht hielten. Ehincscn waren nickst zu sehen, unsere russischen LanbSlente gingen jedoch inmitten der LamaS und Hvfivürbenträgcr umher nnb iahen sich den Hutuktu und dessen Gefährtin an. Einer der Kanslcitte stellte sogar einen phviogravhischcn Apparat auf, um die Prozession anszunchmen. Im Publikum bemerkte ich in festliche Gc- niändcr gekleidete Mongolinnen, Frauen nnb Töchter der Fürsten. Sie gingen überall frei umher: die Aiinwscnheit der Männer schien sie gar nicht z» stören. Als der Hutuktu uns bemerkte, schickte er uns Hädafs »nd befahl, uns Tee und SUssigkeitcn zu reichen. Die Beobachtung einer solchen Prozession gibt Gelegen heit. sich von der Autorität des Bogda Gegen bei -den Mongolen zu überzeugen. Er hat bei den Lamaisten eine nicht geringere sivenn nicht grösseres Bedeutung, als der Papst bei den Katho liken. da er die Gottheit selbst verkörpert. Zweifellos scheu ihn bie Mongolen als ein übernatürliches Wesen au, das mit göttlichen Eigenschaften begnadet ist. DaNn besteht die Macht des Hutuktus, aber auch seine Schwäche, denn der Nimbus als Hubilgan lähmt seine Tätigkeit als nnsttlicher Herrscher. Die Anwesenheit der Gattin Hutuktus bei den religiösen Zeremonien u»b Liturgien stört die Mongolen in keiner Weise. Der Glaube an die Göttlichkeit bcs Hutuktus ist so gross, dass verschiedene Widersprüche, wie z. B. daö Zusammenleben mit einer Frau, die Empsinblickikeit für Krankheiten nnb sogar Schwächen tTrnnksuchts keinerlei Ziveiscl aufkommcn lassen. Zur Erklärung des Ehclcbcns deS Bogda haben die Lamas ausgeklügelt, dass die Gattin des Bogba eine wiebcrgcborcnc Gottheit ist. die nur in den Augen von Sündern die Gestalt eines Menschen von Fleisch »nd Blut annimmt, und nur diesen als Menschcnwcib sichtbar ist! Eine andere Festlichkeit religiöser Art, bie sehr volks tümlich ist und zahlreiche Pilger nach Urga lockt, ist der T s a m. DaS ist eine geistliche Pantomime oder Tanz, der zur Sommerzeit ansgcsührt wirb und Ereignisse anS der alten Geschichte des Buddhismus in Tibet darstellt. Die Darsteller dieses geistlichen MnstcriniiiS drehen sich nnb Hüpfen in theatralischen Kostümen mit TierkvpsmaSscn ans einer Estrade vor dem Tempel unter den Klängen von Gesang, Trommeln und Trmnpeten umher. Der Tanz wird von einer Prozession begleitet, welcher cine Piiramidc anS Teig, sogen. „Sanr", vorangctrage» wird, die mit einem Menscheiischädcl gekrönt ist. Die im ersten Monat im Pekinger Lama-Tempel ?)»ng-hv- tiing statisindendcii „Tcnielsanstreibnnge»" haben denselben Charakter und Ursprung. Die Verbrennung von innibvlischcii Figuren ans Papier unb Teig als Ersatz früherer Menschenopfer, wird von den Mongolen bei der Feier aller wichtigen Ereignisse vor- gcnommcn. So fand eine ähnliche Zeremonie am k>. Dezember des vorhergehenden Jahres ziiw Clebächtnis deS Iah re 8 festes der Unabhängigkeit unb der Ausrufung deS Hutuktus zum Eien Khan statt. An diesem Tage begab sich der Bogda zu sammen mit seiner C^attin in seinem goldenen Wagen, vo« LamaS gezogen, in das Siadtschloß. Am Wege stand das Volk ans den Knien Spalier. Am Ziele wuvde der Bogba von den geistlichen Würdenträgern empfangen und in die Thron- jnrtc geführt. Dort begrüsstcn die Fürsten, Acbte und Hos- cliargcn ihren Herrscher und brachten ihm von jedem Aim<rk Kaltas silberne Schalen mit der Abbildung deS Weltalls, Gelb- opfcr und einige ivcissc Pferde dar. Die Zeremonie wurde von Opicrbarbiciiliigeu unb Liturgien begleitet. Bücher un- Zeittchrif!en. X »Die KuvsC, Monatshefte für bildende Kunst sVerlag F. Nriickmann N.-G, München). Novemberbest. Aus dem text lich büchst mannigfaltigen, illustrativ wieder überaus reichen Inhalt nennen wir zuerst die Veröffentlichung über Tiroler Maler. Vor Jahresfrist hatte die Ltadt Gelsenkirchcu, als Dankesschuld für die Ausnahme ihrer Kinder durch Tirol In den Zeiten der L» näbiungSschwicrigkeiien, eine Tiroler Ausstellung veranstaltet, die von den Tiroler Künstlern alS ihre erste Vertretung lm Ausland mit besonderer Auswahl beschickt wurde. Diese dann in verschiede nen deuischen Stadien gezeigte Ausstellung ist Inhalt der tetzige» Verössenilichung der „Kunst", die so ein überaus anschauliches Vit» der Kunst eines uns politisch un» innerlich lo nahestehenden Volke» gibt. — tLtncm ganz Grossen ist ein ausgedehnter Aussatz in diesem Heft mit herrlichen Illustrationen gewidmet, dem französischen Bild hauer M a i I l o l, der, ähnlich wie Htldcbranb, ein Trbc der grosse» antiken ttebcrlicsernng, nicht nur tn der französischen Btldftaiicrci für immer cine beherrschende Stellung eiiiniinmt. — Der Kultur deS schönen Heimes, die in der „Kunst" stets breitesten Maum ern- ntmmt, dient die Veröffentlichung über die Inneneinrichtung eine» Hauses in Dresden durch den bekannten Münchner Architekten Ernst Hniger. Eine schöne Brunnenfigur de» Nürnberger Bildhauer» W. Ntda Rümelin, Gemälde von C. Eh. Hurtig, Silber- nnd Messtug- arbciten von Kurt Vacr, Plorzbeini, sowie zwei sehr hübsche Tier plastiken der ältesten Volkstedter Porzellanfabrik ergänzen be» reichen Inhalt deß Helles. X Eisenherz und EdeljaspiS oder die Geschichte einer glückliche» Gattciiwahl. Ein Roman aus der Ming-Zctt. Ans dem Ehincsischeu übertragen non Franz Kuhn, Gestaltung der eingcstrcuten Verse von Albrecht Schneller. tInlel-Verlag. Leipzig.! X Hebungen im englischen Tonfall. Für Lehrer nnd Studierende. Von H. Klinahardi und G. Klemm. Zweite verbesserte Auslage. tVerlag non Quelle X- Mener in Leipzig.) X Qberschlrstscher Bolkokaleuder lSk". HerauSgegeben vo« Karl-Leopold KranS. Mit einem IahrmarktSnerzeichniß der östliche« Provinzen und einem Wandkalender. lDerlag L. Hrege, Schweidnitz.!
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