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Sonnabend, ZS. Oktober 1>2S 71. Jahrgang. .>» »11 Gegrün-el 18SK I.»0 Mt>. Drad>anlchr,ft »«chrtchl»« Lr«,»«». Fern»»«ch»r-Sainm»Inummrr LS 2^1 Slur ftr 'Nachlgetpräch«: 20 011. ^ vom I«. v>, 3l.OI'>vd.r IV2S »«> ILattch »w«>matts»r JufteUun, >r«, Aau» > Bezugs^GLVUyr p°Iid»zu->spr«>» chr Monvl OI»vd«r s M-r» odn, Poft»uft»llun«,gedUdr. ^ " Ni».,,i»>i«»«r I» Vt»»»t,. D>» »lnz-ia.n werden nach «Soldmard derrchnel: die »inipalvo» 30 mm drell» Avjelgen-Preil-i KSS« «S»»«: ' " ^ offerlenqedüdr w PI«. Au«w. Aufträge aeg. Vorausbezahlung autirrkald 20 Schristleftuna und chaupIgelchäftLfleNe: Marlenftrafte 3S »2 Dnich u. Verlag von ^leplch » Velchardl in Dresden. Posftchech-Aonlo lOSS Dreaden. »lachdruch nur ml, deufticher SueUenanaad» . Dresdner Nachr "> zul-ftlq llnverlangle Schrlilftllch» werden mchi auivrwahrl. 6väsn lisekmittsg 7snr-7ee mit Ssminisn unli v»dskk»»okung«n l euiropäno^ Lonnabsucis SSSSlIse!iLfts-/^dSnc! ISglleU ad 10 UUk adsnris r^ang>o8er kesellseksttstLnr : : Berschörfte Wachtbeftimmungen am Rhein. Scharfe Patronen und MaschinengewehrbereiUchaf'en zur Nachtzeit. Der Dolschaflsral Dufour-Fsronce deutscher Uniergeneralsekretär m Gens. - Die Gemeinden zum Finanzausgleich. Was soll das Heiken? Berlin, r». Okt« Wie aus Main» gemeldet wird, sind durch eine Bersiigung des Oberkommandos der französischen Rhcinarmec die Wachtbeftimmungen siir die Truppe» in der letzte» Zeit wieder erheblich verschärft worden. Alle Posten sind in Zukunft, ebenso wie alle Wachen dcS Nachts mit scharfen Patronen und mit Maschineu- gewehrbereitschaste« anszurüsten, die Wachen austerdem in der Nacht zu v e r st ä r k e n. In Zukunft dürfen in der Nacht nur noch Doppelposten und nicht mehr einfache Posten ausgestellt werden. » Man sucht vergeblich nach einem einleuchtenden Grunde, der diese neuen herausfordernden Maßnahmen auch nur einigermaßen sachlich verständlich machen könnte. Waren eö doch, gorade immer unerhörte Ausschreitungen Bc- satzungsange höriger, die die verschiedene» Zwischen- sällc der letzten Zeit veranlasit haben. Man wird darum wohl nicht sehlgrhen in der Annahme, daß diese Verschärfung der Wachtbeftimmungen mit zu den Mitteln gehört, mit denen die PotticarS ergebenen Militärkreise die Thoirn-Politik hintcr- trciben wollen. Wenn setzt die Posten verstärkt und verschärft bewaffnet werden und die Pariser Blätter diese Tatsache mit den größten Lettern der Welt Mitteilen, so soll offenbar der Eindruck erweckt werden, als ob die B c s a tz u n g s t r u p - pen im Rheinland irgendwelchen Gefahren anSgcsetzt wären und die Franzosen, um diese Gefahren von Frank reichs Boden abzuhaltcn, gar nicht daran denken könnten, das Rheinland zu räumen. Man will die an sich schon starke oppositionelle Stimmung verschärfen, daß Frankreich gar nicht daS Rheinland räumen kann, wenn es nicht seine Sicherheit gefährde» will. Ans deutscher Sette wird man ferner nicht verkennen dürfen, daß derartig verschärfte Machtbcstimmungen leicht zu neuen blutigen Zwischenfällen führen können, die die Lage weiterhin verwickeln müßten. Die Pariser Querkreibereien aeaen Thoiry. Der «nschlnß Oesterreichs als Stet« bcs Anstoßes. Parts. W. Oktober. Die nationalistische „LIbertö" sieht daS Haupthindernis einer zweckmäßigen Entwicklung de, dcutkch.französischen Annäfterungspolitlk In der Schwierigkeit -er österreichischen Anschlnßsrage und meint, dag eS nicht darauf ankomme, welche deutsche Gegenleistungen Frankreich erhalten könnte, daß Rheinland früher zu räumen, sondern daß in erster Linie die Rückwirkung einer Räumung auf die mit Frankreich befreundeten Länder berücksichtigt werde« müsse. So würde man derzeit am Ouai d'Orsay, wo man die Notwendigkeit einer Aussprache mit dem Italic. Nischen Diktator empfinde, scsthaltcn können, daß Mussolini bennrnbigt sei über das deutsch-österreichische An- schlustproblem. Wenn die Franzosen ans Mainz abzögcn, so werde Frankreich keinerlei Mittel mehr besitzen, um den A n - schluß Oesterreich» an Deutschland zu verhindern. Frankreich habe also die Unzufriedenheit Italiens heraus- gefordert. Wen» 'aber Frankreich anderseits vor der Räu mung des RheinlandeS von Deutschland eine Garantie gegen den Anschluß verlange, so würde diese Niaranlic eine trüge rische sei», denn der Anschluß nähere sich seiner Rerwlrklichiing ans unsichtbare Weise tagtäglich. Dix österreichische Anschlnß- frage bleibe ein Stein dcS Anstoßes der gegenwärtigen poli tische» Lage. Frankens abili'ierung ohne Anleihe? Tendenziöser Optimismus zu dnrchfichtige« Zwecken. Paris, 29. Oktober. Wie in französischen finanzpolitischen Kreisen verlautet, gibt man sich der Hoffnung hin, eine Stabili sierung des sranzösische» Franken im BerMtniö von 1«» zu einem englischen Pfund ohne anSwärttge Anleihe durchführen zn können. Mit dieser Absicht der französischen Regierung wird die ablehnende Haltung in der Frage der Verwendung der deutschen Eisen bahnobligationen erklärt, La man sich der -Hoffnung hingibt, daß durch den noch vorhandenen Devisenfonds der Morgan Anleihe und durch die fortgesetzten Dcviienkäufe der französischen Negierung innerhalb der letzten Woche» ein ausreichender Fonds vorhanden sei, um bei einer Stabilisierung den französischen Franken gegen die internationalen Angriffe der Spckulgtion schützen zu können. Kammersitzung am S November Paris, 2». Okt. HavaS glaubt Mitteilen zu können, daß der Zusammentritt deS Parlaments höchstwahrscheinlich am l>. Nvvc m bcr erfolge» werde. Die Tcnatswahlcn wurden vom heutigen Ministcrrat auf den ll. Januar dcS kommenden IahreS festgesetzt. England und die Enkwassnungssrage. Sein deutscher Schritt in London. Berlin, 29. Oktober. Der „Daily Telegraph" berichtet über eine Demarche deS deutschen Botschafters i» London, um die englische Regierung zu bewegen, in der Frage der Militärkontrolle de» deutschen Standpunkt gegenüber der Bvtschasterkonscrenz zu vertreten Wie an zuständiger Berliner Stelle versichert wird, ist eine derartige Demarche dcS dcntschcn Noilchafters in London überhaupt nicht erfolgt. Damit entfällt auch die Kombination de» Blattes, daß der deutsche Botschafter sich eine Abfuhr geholt habe. Im übrigen kann daraus hingewiesen werden, daß die Frage der .Investigation mit der Lösung der noch schwebenden kleineren Differenzen i» der Abrüstniigssrage nichts zu tun hat. Eine Mitteilung über eine Enisclicidnng der Botschasterkonfcrenz ist bisher auch »och nicht erfolgt. Dusour-Fsronce deutscher Vertreter ln Genf. Der -eulsche Unierqeneraisekreiür Kucnzcr, der »ene Pressechef. Berlin. Sl». Oktober. Die Entscheidung über den deut schen Unter-Generalsekretär sür daS Nölkcrbnnds- sekretariat dürste in dielen Tagen veröffentlicht werden. Wie man in unterrichteten Kreisen erwartet hatte, ist die Wahl Sir Eric Drnmmonds. deS Generalsekretärs, aus den bis herigen Botschaftsrat in der deutschen Notschast in London, de« Gesandten Dnsonr-Föronce gefallen. Eine amtliche Bestätigung liegt zurzeit in Berlin noch nicht vor. Wenn Dr. Dnsour seinen Posten in London »erläßt, wird wahrscheinlich der gegenwärtige Pressechef der NeichSrcgie. rang. Dr. Kicp, sein Nachsolgrr werden. Das Zentrum be absichtigt dann, als Pressechef der ReichSrcgierung de» Direktor dcS Berliner Zcntralorgan» der ZentrumSpartci. die „Germania". Ge he im rat Sncnzcr, vorznschlagen. Das Programm -er -eulsch-englischen In-uilrekonierenz. «Durch st u » k 1 o r u ch.i London. 7t». Okt. ..Wcstminster »azcttc" will wissen, daß die Konferenz zwischen dem ReichsvcrbanL der deutschen Industrie und dem Verband der britische» Industrie in London sich in der Hauptsache mit den Möglichkeiten eines Zusammen wirkens zwischen den führenden Export» und Finanzhänscrn der beiden Länder a»f den Märkten, wo ein gemeinsames Vorgehen zum gegenseitigen Vorteil sein würde, befassen werde. Die Frage dcS Handel» mit Rußland werde, wie man erwarte eingehend geprüft und insbesondere die Bildung einer deutsch , englische« Handelsgesellschaft nach Ueberwindung der noch bestehenden beträchtlichen Hindernisse erwogen werden. lW. T. B.) Die guten deutsch-amerikanischen Verletzungen. Ncuyork, 2N. Okt. „Sun" meldet aus Washington, baß die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika seit dem Kriege niemals freundschaftlicher gewesen seien als jetzt. Bei Differenzen sei Deutschland stet» zu einem Ent- gegeiikvinme» bereit gewesen. ES läßt sich natürlich nicht vermeide», daß unter großen Nationen zeitweise Streitfragen austanche». Deutschland sei aber ln allen Fällen, da» müsse betont werben, stet» bestrebt gewesen, etwaige Differenzen anS der Welt zu schaffen. iT. U.) Internationale Svzialislenkonserenz »der Ltzoiry London. 2ll. Okt. „Times" zufolge hat die britische Ar beiterpartei die Einladung der deutschen sozialistischen Partei zu einer Zniammcnkunft zwischen Vertretern der sozialistischen Parteien Deutschlands, Frankreichs, Groß, britannicns und Belgiens angenommen. Nus biewr Zusammenkunft soll die Frage erörtert werden, wie eine An- Näherung zwilchen Deutschland und Frankreich, die zwischen Briand und Dtrescmann erwogen wurde, am besten gefördert werden könne. Die Zusammenkunft werbe in Lnxembnrg Anfang nächsten Monats stattfinden. jW.T.B.j Die Gefahr -er Splitterparteien. Die Hoffnung aller Roten bei der morgigen LaudiagSwahl gründet sich aus die Zersplitterung der Gegner mehr als aus die eigene Siegeszuversicht. Ihr Triumph ist eS, daß sich die einigenden Kräfte der Sammlungspolitik noch als zu schwach zum Durchbruch erwiesen haben gegenüber der Starrheit der Partcisysteme, daß als Folge davon neuer und größerer Zer splitterung Naum gegeben wurde. Diese Erwartung der Marxisten gründet sich leider ans durchaus reale Grundlagen, und jeder sächsische Wähler, der mit seinem Stimmzettel gegen die Wiederkehr der Zcigiicr-Zcit wirken will, muß sich in letzter Stunde der schweren Verantwortung bewußt werden, die er a»f sich lädt, wenn er durch die Unterstützung gewiß berechtigter Toiidcrinteressen die Erreichung dcß übergeordneten Zieles, der bürgerlichen Mehrheit, gefährdet. Sechs bürgerliche Wahl vorschläge rangen schon bei der letzten LandtagSwahl um die Gunst der nichtmarristischcn Wähler,- deren nenn erscheinen morgen ans dem Stimmzettel und tragen zusätzliche Ver wirrung in die Reihen derjenigen, die gute» Willens sind, aber zu wenig vertraut mit den Feinheiten dieses politischen Ent- schcidiingSkampfes. Man braucht aber nur die Lehren der Vergangenheit zu erkenne» und z» beherzigen, um zum richtigen Entschluß zn kommen. Drei von den jetzigen Wahlvorschlägc» allein habe» bei der Wahl zum verflossenen Landtag an die 19 990 bürgerliche Stimmen wirkungslos verpuffen laßen, weil cv damals keiner dieser Gruppen gelang, auch nur eine» ihrer Kandidaten durch- zubriiigcn. Dazu komme» jetzt drei weitere Liste», mit dem wahrscheinlichen Ergebnis, daß der damals schon empfindliche Stimmenverlust noch vergrößert wird, wenn sic den von den Einreichern erwarteten Znlaus bekommen. Auf diese Entwicklung der Dinge i»> bürgerlichen Lager aber hat die Linke spekuliert — wie man sieht, mit guten Grün den —, als sic kürzlich »och die Einführniig der Listenoerbui- dung verhinderte, wie sie im Reiche und auch in einzelnen Ländern üblich ist. Diese Maßnahme hätte eS den bürgerliche» Parteien ermöglicht, vcrlorengcgangcne Stimmen auf ihren einzelnen Listen anderen befreundeten Gruppen zugute konimen zn laßen und somit jede Stimme bei der Auswertung dcS Wahlergebnisses zur Wirkung zu bringen. Die Marxisten, ihrerseits in drei Gruppen gespalten, hätten a»ß einer solchen Listcnvcrbindung selbst Vorteile ziehen können,- sic haben den Antrag aus taktischen Erwägungen trotzdem zu Fall gebracht» weil sie wißen, daß der Schaden der dreimal höheren Zahl getrennten Listen im bürgerliche» Lager ungleich größer ist, als der Nutzen verbundener Listen im eigenen. Dieses Verhalten des gemeinsamen Feindes allein sollte den Bürgerlichen zeigen, wie sie sich nichi verhalten dürfen. Wie gestern an dieser Stelle auf Grund von einleuchtenden Berechnungen dargclegt wurde, fallen bei jeder einzelnen der bürgerlichen Listen rund 19 999 Stimmen wirkungslos unter den Tisch, ein Verlust, der, aus neun Listen ausgedehnt, de» wahrscheinlichen Ausfall von drei, vielleicht sogar vier Mandaten zur Folge hätte. Diese wenigen Mandate aber sind eS, die bei der eigenartige» Schichtung der Wählcrmaffen in Sachsen erfahrungsgemäß die Mehrheit auSmachcn. Im Landtag von 1929 standen 17 bürgerliche Abgeordnete 19 sozia listisch-kommunistischen gegenüber: in dem von 1922 war daS entsprechende Verhältnis gleich -tll zu 511. Die bürgerliche Zersplitterung war jedeömal die alleinige Ursache sür die geringe rote Mehrheit nnd ihre für das Land so verhängnisvollen Wirkungen. Und auch die ReichStagöwahlcn zeige» das gleiche traurige Bild. Im Mai 1921 z. B. erhielt die Sozialdemokratie iu Sachsen ebensoviel Mandate wie die bürgerlichen Parteien, ob gleich dir Bürgerlichen insgesamt mehr Ltimincn aufgebracht hatten al» die Sozialdemokraten. „DaS liegt daran, daß die bürgerlichen Stimmen sehr stark zersplittert waren und bet vielen der kleinen Parteien nicht soviel Stimmen abgegeben wurden, daß cö zu einem Mandat reicht," jo jubilierte die „Dresdner VolkSzcitiing" am 5. Mai >921. Sollen die LinkS. radikalen auch am Tage »ach dem RcsormationSsest den Triumph habe», daß sie zusammen mit de» Genossen knall roter und rosaroter Abtönung mit einige» Sitzen in der Mehr heit bleibe», daß ihnen von »cnci» die Gelegenheit geboten wird. daS mühsam wieder in Ordnung gebrachte Sachscvland mit ihren Erpcrimciilc» i»S EhavS zu stürzen, b'oß weil die Bürgerlichen die Wucht ihrer vereinigten Stostkrast verkannt haben, weil sie wieder in selbstmörderischer Splittcrwnt die ausschlaggebenden Kräfte von der entscheidenden Stelle ab-