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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030529010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-29
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.05.1903
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Oertliches und Sächsisches. — Pfinastpartlen. Eine Fülle der schönsten Touren bietet der aus ven Höhen de» linken Eibufer» gelegene Luftkurort Oberwartha-Co!>ebaude. Man besticht von hier den Amiel- und Tünnichtgrund, de» Poeten» und Vemiowea mit seinem ielien-wrrten Hain echter italienischerKastanienbänme und der Ludwig Siichtcrbank sowie daö idyllische Siibertai. — Mit Vorliebe wird auch die liebliche Gegend zwischen Loicdwitz und Pillnitz besucht. Wacbwitz, Nirderpoyritz, Hosterwitz sind stets gern gewählte Aus flugsorte der Dresdner nicht minder die aus den Hoben gelegene» Orllchaste» Nockwitz, Pappritz, Mallchendors, Schöiiield, der Wach- bcrg. Wachwttzböhe und der Stafselstein. Vor allen, gelten der Keppgrund mit der Kevvmkhle, FriedrichSgnind mit dem Gasthaus „zum Melr". der PvrSberg und Pillnitz mit seiner guten Ein-- kcdr im „Gastholc zum Löwen" und dem angenehmen Aufenthalte unter den schattigen Kastanien des SchlohicltauraniS zu den beliebtesten Partie». De» Rückweg nimmt man entweder über Kleinzschachwitz nach Niedersedlitz und von da mit der Bahn, oder man benutzt vo» Laubegast aus die Elektrische. — Etwas weiter liegt die Tharandter Gegend und der Tkarandter Wald. Hier sind eS neben Tharandt selbst Edle Krone. Grüllenburg und Ha>tha mit seinem komfortablen Badehotel, die sich allgemeine, Beliebtheit erfreuen. Auch der Landberg bei Mohorn und die Thalmühle verdienen mit in daS PsingstausslnnSvrogra»»» ein- bezoaen zu werden. — Endlich sei auch des herrlichen Müglitztales mit seine» landschaftlichen Perle» Weesenstein. Finckenfang, Glas hütte. Bärenstei». Lauenstet» und Geising gedacht. Vo» Lauen stein, wo daS Hotel Stadt Tevlitz für Touristen und Vereine bestens zu emvsehlen ist, sowohl als auch vo» Geising aus lässt sich das Mückcntürmchc» in Verbindung mit Tevlitz, oder das reizende Tal der roten Weißeritz mit Kipsdorf. Lchmicdcberg „sw. leicht besuchen. — Die 8. Generalversammlung des Allgemeinen Deut schen Lehrerinnenvereins findet vom stst. Mai bis 3. Juni hier statt. Am 30. Mai erfolgt abends 7 Uhr geselliges Beisammensein i», Vereinsbause. am folgende» Tage, nach mittags 3 Uhr, Begrünung durch die Vorsitzende des All gemeine» Deutschen Lehreiinnenveieius. Frl. Helene Lange, und durch die Vorsitzende des DresdnerLebiennncnvereins, Frl. Thekla Gilbert. Am I. Juni finde» Mitgliederversammlung der Sektion für höhere und mittlere Mädchenschule», Sitzung der Bkus i k i e k t i o n, D e l e g i e r t e n - V erj a m m l u n g und abends 8 Uhr ö f f en t l i ch e V e r s a m m I u ng der Sektion für höhere und mittlere Mädchenschulen (Ort: Aula der hvheieu Töchterschule I) statt. Am 2. Juni werden 2 öffentliche Versammlungen abgchalte». Abends 7>/- Uhr wird ei» Iest der Stadt Dresden zu Ebren der Generalversammlung im Fcstiaale des AusstellungspalasteS veranstaltet. Am 3. In», be schließt ei» Ausslug nach der Bastei mit Sonderdainvicr die Veranstaltung. — Kollektionen der König!. Sachs. Lande 8- lotterie erhielten die Inhaber der Firmen Olivier, Tcchand- luna, Pragerstrabe, CH. Pusinelli u. Co., Bankgeschäft, Wils druffer Strotze, und Joh. Max Uthcmanu, Zigarrcngcschäst der Brüdergemeindehandlung, Lchlotzstratzc. — Heute seiert das Ehepaar Jausch, hier, Trompeterstraße 1, das goldene Ehejubiläu m. — Verschiedene kleine Mitteilungen. Im Zirkus Schumann findet heute abend Ko m, ker-V o r- stellung statt. — Im Volkstheater lApollothcatcr, Direk tion Emil Conrad) gelangt zum ersten Male am Freitag und Sonnabend „Die Tochter des Herrn Fabricius, oder: 24 Jahre im Zuchthaus", ein Senfationsschauspicl in 3 Akten von A. Wilbrandt, zur Aufführung. Am dritten Feiertage findet die letzte Vorstellung statt uns belchliesst das Bolksthcater damit seine Wintersaison. — Der Unl erst ütznngs verein der Den ts ch-O est erre i ch er veranstaltet am ersten Pfingstfeier- tagc einen Ausflug in die Dresdner Heide und an, zweiten Feiertage einen solchen nach dem Plauenschcn Grunde. Treff punkt nachmittags 3 Uhr in, „Fclsenkellcr" zu Plauen. Am 14. Juni findet im „Jeldschlötzchen" ein großes öffentliches Wiener Prater-Sommerfest mit verschiedenen Uebcr- raschungen und Belustigungen statt. — In Hermsoorf bei Dresden erhängte sich am Dienstag der in guten Verhältnissen befindliche Gutsauszügler Jähnigen. - Döbeln, 28. Mai. Gestern abend gegen 11 Ubr winde ein Vieiwagen führerlos angctrosfcn. De» Führer dieses Geschirrs, den Kutichcr Koche, fand man vo, der Stadt aus der Nvtzweiner Straße schwer verletzt auf. Er war im Schlafe vom Wagen ge fallen und überfahren worden. Er mußte nach dem Skadt- krankenhause gebracht werden. — Leipzig, 28. Mai. Die hiesige Wirtschafterin, welche mst ihren gesamten Ersparnissen von N80 Mr. behusS Ein kausens von Mrtschaftsgegenständen sti der Stadt umhergefahrcn war und dann bei der Polizei das Geld als gestohlen angemcldet hatte, hat jetzt ihr Portemonnaie mit dem gesamten Inhalt vo» der Großen Leipziger Straßenbahn als Fund gegenständ zur ückerhalten: sie hatte es im Wagen liegen lassen. s!!> — Be, dem Umbau der Bahnhofsanlagen in Leipzig macht sich eine völlige Umänderung der städtischen Schleusen-Anlagen, die im Hauptbahnhofsgebiete liegen, erforderlich. Der Rat hat die Mittel in Höhe von 240000 Mark bewilligt. — Um de» Besuch der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden für städtische Beamte zu ermöglichen oder zu erleichtern, hat der Rat in Leipzig ein Berechnungsgeld von 5000 Mk. bewilligt. — Bei einem Tanzvergnügen kam es in Oberschmiedc- öerg bei Annaberg zur Prügelei. Dabei wurde einem Gutsbesitzerssohn die Sckädeldecke zertrümmert und einige Nippen- brüche beigebracht. Mehrere Männer und Jünglinge aus Stcin- bach sind als Teilnehmer an der blutigen Schlägerei verhaftet und „ach Chemnitz an die König!. Staatsanwaltschaft abgeliefert worden. — In Zwickau trafen an, Mittwoch abend 30 belgische Berga kademik er zur Besichtigung verschiedener Schächte des dortigen Kohlenreviers ein. — In Graupzig brannte nachts ein altes zur Ober- wühle gehöriges Wohnhaus, welches von zwei Familien bewohnt war, nieder. — Dem Oberwerkmeister Kuhn in Treuen, bei der Firma Ernst Peßler in Treuen tätig, ist das tragbare Ehrenzeichen für Treue », der Arbeit verliehen worden. — Die Beerdigung des erschossenen Waldwärters Röder erfolgte vorgestern nachmittag unter reger Anteilnahme der Bevölkerung aus dem R a u t e n l, a n z c r Friedhof, der unweit des Schauplatzes des traurigen Vorfalles liegt. — Bädersrequenz. Karlsbad, 26. Mai: 8300 Parteien mit 10 79t Personen; — JohanntSbad, 2S. Mai: 22 Parteien mit SV Per sonen : — Reichenhall. 28. Mai: 575 Kurgäste. — Die gestern zu Ende gegangene 3. diesjährige Schwur- gerichtSperiode umfasste 8 Verbaiidlniigstaae und 13 Einzel- sitzungen. Von den letzteren mußte eine igegen den vormalige» Stadibezlrksanffeber Kretzschmar aus Cotta, der wegen versuchten Mordes angeklagt ist) aus unbestimmte Zeit vertagt werden. Vo» den übrigen 14 abgeurteiltcn Angeklagten hatten sich zu verant worten : 4 wegen vorsätzlicher Brandstiftung, je 3 wegen Meineids und Sittllchkeitsverbrechens. 2 wegen Kindcstötnna, 1 wegen betrügerischen Bankerotts in Verbindung mit Meineid. I wegen Verbrechens im Amte. Gefangenenbesreiung und Erpressung Als Strafe wurden insgesamt ausgrworfen 32 Jahre 6 Monate Zuchthaus. 10 Jahre 8 Monate Gefängnis und 65 Jahre Ehrverlust. — Schwurgericht. Vor Beginn der ersten gestrigen Verhandlung richtete der Vorsitzende des Gerichtshofes, Herr Landgerichtsdirektor Jrommhold an die Geschworenen Worte des Dankes und der Anerkennung für die treue Mitarbeit an der Rechtspflege. — Daraus wird in die Verhandlung cingcircten wider das 1882 in Wuischke bei Bautzen geborene Dienstmädchen Anna Bvrtba Wagner wegen Kindcstötung. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Nagler, während die Verteidigung Rechtsanwalt Dr. Thieme führt. Die Angeklagte hat ihr autzerelistich geborenes Kind aus Not unmittelbar nach der Geburt erwürgt. DaS nach geheimer Beweisaufnahme gefällte Urteil kantet auf 2 Jahre 0 Monate Gefängnis: 1 Monat gilt als verbüßt. — Wegen vor sätzlicher Brandstistung bczw. Anstiftung dazu und versuchten Be trugs haben sich in der darauf folgenden Verhandlung zu verant worten der Maurergeselle Ernst Hermann Domsgen ans Böhla und dessen Vater, der Landwirt Trangott Eidmann DomSgen, ebendaher. Domsgen jun. stand in derselbe» Strafsache bereits am 16. März d. I. vor den Geschworenen, legte ein glaubhaftes Geständnis ab. behauptete aber, von seinem Vater zur Brandlegung angestiitet zu sei». Aus arund dieser Behaupt..»» wurde die Ver handlung damals vertagt und Domsgen sei,, gleichfalls in Haft genommen. Die Verdachtsgründe gegen ihn erwiesen sich denn auch als io schwerwiegende, daß nun Vater und Sohn unter Anklage stehen. Domsgen Vater besitzt in Böhla bei Ortrand ei» kleines Anweien, welches gegen FeucrSgeiahr ziemlich hoch ver sichert ist. Er ist zum zweitenmal verheiratet, doch scheint die Ehe keine belorrderS glückliche z» sein. Der Sohn behauptet wenigstens, daß er und lein Balcr von der Frau öfters schlecht behandelt woiben seien; der Mann habe sogar öfter Schläge be kommen. Dieie Behandlung ließ in dem Man» den Entschluß reisen, sein Besitztum anzuzünden, um dadurch die Frau .ausrmreibcn", auch hoffte Domsgen, auf diese Weise die reichliche Versicherungs summe einzuheimlen. Gefährlich erschien es ihm aber, selbst den Brand zu legen, da aus ihn zuerst ein Verdacht fallen konnte. Er instruierte daher seinen Sohn über die Art und Weise der Brand legung, und der Sohn zeigte sich über Erwarten gelehrig, obschon er sonst offenbar nicht zu den Intelligentesten zu gehören scheint. Domsgen se». kaufte zwei Pakete Stearinlichts und mehrere Liter Petroleum, übergab beides dem Sohne und entfernte sich am 9. November 1902 auf zwei Tage aus seiner Wohnung, um in einem Nachbarorte an der Kirmcsfeier teilzunchmen. Ter zurückgebliebene Sohn schloß die Fenster der elterlichen Wohnung, schnitt die einzelnen Stearinlichte in Stücke, stellte die einzelnen Stücke in der Wohnung, aus den Treppen und Böden ans, schichtete Stroh und Reisig in der Nähe auf, goß reichlich Petroleum darüber, zündete die Lickstcr an und entfernte sich. Der sich entwickelnde starke Rauch drang durch die Dachluken und rres hilfsbereite Nachbarn herbei, welche den Brand erstickte», ehe größerer Schaden entstand. Gleichzeitig wurden auch die noch nicht in Wirksamkeit getretenen Brandlegungen unschädlich gemacht. Der eigentliche Brandstifter konnte nicht lange leugne» und wurde kurz nach der Tat sestgenomiue»; Domsgen sen. als Anstifter erst, wie bereits gesagt, am 16. März d. I. Der An- genagte Domsgen se». verlegt sich im Gegensätze zu seinem Sohne in der Verhandlung hartnäckig miss Leugnen. Von dem als Zeugen vernommene» Vertreter der Versicherungsgesellschaft wird feslgestcllt, daß vor der Brandlegung aus dem von Tomsgen betriebenen Ladengeschäft die wertvollsten Vorräte entfernt worden waren. Im August v. I. noch war das Warenlager mit 1000 Mk. versichert worden, obwohl sein Wert nach dem Brande mit mir 200 Mk. angenommen werden konnte. Wäre der Plan der Brandleger also geglückt, so hätte D. einen sehr be trächtlichen Gewinn eiiiheiiiiseii können. De landwirtschaftliche Feuervcrsicherungsgenosseiischast in Sachsen wäre in diesem Falle Hin !295 Mk. geschädigt worden. Nach dem Spruche der Ge schworenen werden die Beschuldigten im Sinne der Anklage schuldig befunden. Das Urieil lautet: Der Angeklagte Domsgen jun. wird zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus, Domsgen sen. zu 4 Jahren 2 Monaten Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt: erslerem werden 4 Monate, letzterem 1 Monat als verbüßt angerechnct; die Geschworenen be absichtigen, zu gnnsten des jungen Domsgen ein Gnadengesuch cinzureichen, bczw. zu befürworten. — Die letzte Verhandlung richtete sich gegen den Schncidergcsellcn Karl Ernst Nitsche aus Lomnitz, welcher wegen unbefugter Ausübung eines öffentlichen Amtes und Sittlichkcitsverbrcchcns angeklagt ist. Dieie Straf sache musste am vergangenen Dienstag vertagt werden, da die Hauptzeugin unentschuldigt ausgeblicbcn war. Letztere ist erst in der vergangenen Nacht von der Kriminalpolizei ermittelt worden. Nach der persönlichen Vernehmung des Angeklagten wird die Oefsentlichkeit ausgeschlossen. Auf Grund des Wahr spruches der Geschworenen erkennt das Gericht auf 3 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust: 1 Monat Zuchthaus gilt als verbüßt. — Nach Schluß der Verhandlung und damit der 3. diesjährigen Schwurgerichtsperiode sprach noch Herr Geh. Hof rat Schnorr v. Carolsseld dem Vorsitzenden für die instruktive und auch für die Angeklagten humane Leitung der Verhandlungen und die klaren Rcchtsbelehrungen den Tank der Geschworenen aus. — Landgericht. Wegen gemeinsam ausgeführten Dieb stahls haben sich zu verantworten: der Gicßcreiarbeiter Bruno Oskar Kreul, der Eisenschmelzer Gustav Ernst Berger, der Arbeiter Otto Max Glatter, der Metallpolierer Gustav Otto Wahner, der Schmelzer Arthur Oskar Brühm und der Melall- volierer Bernhard Rudolf Lässig, sämtlich aus Dresden. Die Angeklagten arbeiteten Anfang dieses Jahres in einer Metall gießerei in Cossebaude und stahlen daselbst Mctallabfälle im Werte von fast 300 Mk. Kreul, Berger und Glatter erhalten je 3 Monate, Wahner 1 Monat. Bruhm 1 Woche und Lässig 2 Tage Gefängnis. — Ter Baugewerke und Hausbesitzer Ernst Richard Niedlich aus Löbtau wohnte als Pensionär bei einer seiner Mictvartcien, den Kiwblichschen Eheleuten. Am 10. Februar kam es zwischen ihm und dem Ehemann Kn. zu einer erregten Auseinandersetzung, weil R. in einem Streite zwischen den Eheleuten Partei für die Frau nahm. Riedrich ging tätlich gegen Knoblich vor und nötigte ihn zum Verlassen der eigenen Wohnung. Wegen Nötigung wird er zu 3 Monaten Gefängnis vernrtcilt. — Der Bangewcrke Friedrich Wilhelm Lehmigen aus Gröppendorf soll sich wegen Betrugs verantworten, ist aber von der Hanptveryandlung schon zum zweiten Male ohne genügende Entschuldigung ferngebliebcn. Es wird deshalb Haftbefehl gegen ihn erlassen. — Der vorbestrafte. Schrift'« per Kurt Osterland aus Banken betrog unter falsmen Vorspiegelungen mehrere bicsige Geschäftsleute um geringe Darlehen: in mehreren anderen Fällen erhielt er das erbetene Geld nicht. Das Urteil lautet ans 7 Monate Gefängnis. — Einen geringfügigen, jedoch im Rück falle verübten Diebstahl hat der Schlosser Friedrich Paul Lahn aus Görlitz mit 4 Monaten Gefängnis zu büße». — Eine um fangreiche Verhandlung, zu welcher 24 Zeugen und ein Schreib- sachverständiger geladen sind, steht vor der 6. Strafkammer unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsdirektors Dr. Becker an. Wegen Urkundenfälschung bezw. Beleidigung und versuchter Erpressung sind angeklaat: der Kaufmann Gustav Otto c^chrodter aus Pose witz bei Liioben, der Handarbeiter Karl Bruno Seifert aus Neichenberg und des Erstgenannten Tochter, die 19jährige Dienst person Charlotte Lucie Adelheid Paula Schrödlcr. Schrödtcr war früher beim Fabrikbesitzer Paul in Radebeul in Stellung. Diesem legte er im Frühjahr 1900 einen mit dem Akzept des Zimmcrmanns Sccligcr in Leubnitz versehenen Weckstcl zum Diskont vor. Der Wechsel war gefälscht und als die Fälschung entdeckt wurde, präsentierte Schr. vor der Staatsanwaltschaft Dresden einen angeblich von Seeligers Hand unterschriebenen Revers, wonach Schr. berechtigt sei, den Namen Sceliger als Akzept auf Wechsel zu setzen. Auch dieses Schriftstück ist ge fälscht. Um sich an Paul zu rächen, richteten Schrödtcr und Seifert an Paul und dessen Familie, an den Gcmeindevorsland und Gemeinoerat zu Radebeul, an die Staatsanwaltschaft und Obcrstaatsanwaltschaft, den Rat und die Bczirksstcuercinnahmc zu Dresden und die Eisen- und Stahlberufsgcnosscnschast unter fingierten Namen eine Unmasse von Briefen und Postkarten be- ieidigenden Inhalts, um Paul am guten Namen und Kredit zu schaden. Auch die Mitangeklagte Charlotte Schrödtcr schrieb im Mai 1901 eine mit Max Roll Unterzeichnete Postkarte an Paul und versuchte diesen unter Anwendung von Drohungen zur Zahlung eines Geldbetrags zu bestimmen. In Rücksicht auf den geradezu unflätigen Inhalt der Schmähbnefe beichließt der Gerichtshof während deren Verlesung die Oefsentlichkeit aus- zuschlicßen. Das nach Wiederherstellung der Oeffcntlich- keit verkündete Urteil lautet gegen Schrödter auf 1 Jahr 5 Monate Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust, gegen Seifert auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Die Mitangeklagte Paula Sch-ödter wird freigesprochen. — Offene Stellen für Militär-Anwärter (Inhaber des Zivil- versoraungSiLeincS). Beim Stadtrat zu Dresden > Juli Lagcrgebilse. >200 M., während der Probezeit lvo M. weniger: 30 M. Bekleidimgs- geld ; — evendasclbst >. Juni Krankenpfleger 800 M., mährend der Probe zeit. darnach 900 M. jährlich, «inschlicistich «00 M. Wert der freien Station. Ueberstcht über de» Inseratenteil. Sette Famtliennachrichten .... 5 Privatbesprechnngen.... 6 Unterrichts-Ankündigungen . 6 Beranügnngsanzeigen . 6, 7, 8 Angeboten« Stellen ... 13 Stellrii-Gcsuche .... 13 Sette Geldverkehr 13, 14 Mietgeiuchc u. Angebote . 14 Pensionen 11 Grundstücks- und GcichäsiS- An-u. Verkäufe. ... 14 Bchördl. Bekanntmachungen 10 Im übrigen Anzeigen vcuschicdcner Art. Börsen» nnd HandelSteil, Technisches. »»ad»«, LS. Mat, «»rmiuogi II Uhr «»Min wen«: Stege,>ia>M er r-,°.«on, »l»/„!l«-,7er Monopol ««'/,>O»°nu>ntant >« Benecue-a: L„che. St..«nl «0>. IJlaNener WL>,. «hi.neird »>°/,,^°„tot-: S»/^lrg-n,.«l.Id. l„u,ees D«d„r; ri',, Lurvl-.w-rle: »nieche IM". L-/, lo„I M«l». we 7> , Amrrilaner : v>/, » . NN'/, Iu°/„ Hiortug. kt'/, >ito rinlo Argemtnter: .. 7z-/, l89 Rügen 4°/, ltanadarae. t:t0>/, Lüdasr Mmeo: s»/»aht».»nl. >«»,,' r. ««. I0!>-, c5I,,r-MUw. ,54 ,r«Ild«I»: Stuhl». 4'/,°ö> - St Dränier M >!o»t«»tlle lt»,/,! Ster tprtech.ilnt ILt/, rürke» >»,/, Narih Somm.TH. 70 I NilSwetr der ölterr.-unaar. Liant vom 22. Mai' Notenumlauf Nroneii I «k»8 E Llbnaljme es >rs ooc. Stlberkuraut Ll b kit! <»-» «7^ 000 Goldbarren 1 I«'Z<xxr 2 7«5 000 In Gold zahlbare Wechsel. 60 000 000 unverändert Portelru-.Ue 102 L82 000 Almak)„,e Aronen 14 4!2 000 Lombard :io 021 ooo '.'Ibnahme , 2 28 t 01,0 Hypotbeken-rarlelme . . 200 67 l 006 148 000 Planddrtese im Umlauf. . 208 081 s»00 200 OK Eteuerlrete Noteure,croe . «20 652 000 Zunahme „ »I 376 0«. und Zunahme gegen den Stano oom li. Mat Hamburg, 28 Mai. <8 Ucker. !t!oriiiluag«bcrtck».» Rüben-Nohmcker l. Pro».-Balis 88°/. Rendem. neue Utance frei an Bord Hamburg per >00 Kilo ver Ma> 76.6S, per Juni 10.68. per August Ii,.95, per Oktober 18,—, per Dezbr. >8,05, per Mär, >8,48. Tenbc»;: Nuhia. Breme». 28. Mai. Baumwolle 59,75, ruhig. Magdeburg. 28. Mot. st uckerb ä r>e. Kornzucker «kt. 92°/, —. Konuucker atme F. 88',. —. Nachprodulte ohne 8. 75°/, —. Lenden-: Still. ftriita» - Zucker I. mit Sack 30,07". Brot. Raffinade I ohne Fab 29.82",. Gem. Raff, mit Sack 29,82",. (Lem. Metis mit Sack 29,32'Tendenz: —. (Die Preise verstehen tick bet einer Mtnbcstabnakme von 100 Ztr.t Rohzucker >. Prod. Tranllto frei an Bord Hamburg ecr >00 Kilo ver Mai >6,70 G >6,75 B. >6,75 b;., per Juni 16,65 0t. >6,70 B. per August >7.-- 0). >7.05 B. >7,05 Hz., ver Oktober- De-ember >8.— G >8,05 B.. per Januar-Marz >8,30 Ä. >8.40 B, - Tenbcm: Behauptet. Liverpool. 27. Mai. <Naä,m. 4 Uhr >0 MI Baumwolle. II»,iah 5000 Balten, davon für Spekulation und Ervor» 500 Ballen. Tendenz: Ruhig. Brasilianer 4 Punkte hoher. Egpptia» brown good sair 9" do. good iO'Amerikanische good ordinär» Lieferungen: Kaum lteiig. Ma, 6,12, Mai-Jnnt 6,09-6,>0, Juni-Juli 6,05-6,06, Jnli-Auausl 6,01—6 02, Angult - September 5,87—5 88, September - Oktober 5,52. Oktober-Rnvcmber 5,22, Rovember-Dc-ember 5,N, Dezember-Januar 5.08 bis 5,09. Januar-Februar 5,07—5,04 d. Rew-Aort. 27 Mat, (WarenbertchtJ Baumwolle in Rew-Nork >1,70, do. Lieferung per Juli >1,-/9 ver Seplbr, >0,09, vo. New-OrlcanZ >l"'„. Schmal, Woslsrn stsam 9,20. vo Robe <?- Brothers 9 35, Mais ver Mai 56' „ oer Juli 52",, per Scxtbr. 5>n,. Roter Winterwcücn loco 83",,. Weizen per Mai 84',.. p«r Juli 79"„ per September 76, oer Tccbr. 76'/,. Oielreidcfracht nach Livervool >",. Kaffee (kajr lila) Nr. 7 5'1, vo, kirtof Rr. 7 per Juni 3,70, do. vo, ver August 3,05, Mebl cfipi-ins-zvkoat alears) 3,05-3,10, Zucker 3". Zinn 28,45 bis 28,65. Kupfer 14,75. « r - >«- 7, ° >> er u n g - n >nr Petroleum am 27. Mat «mngeinn non «Lass L Rölmrr, Akt -Geh, Dr.-Sdin-N-uSadv. New-Pork. Ra». Metroleuni 8 55. -Vdi!ad»wht- S.bv. P-Irote„m In Nisten I0.S0 Mp» Nv« 'Ortlktcatoo >50. 3 - p r o z. N ü r n b e r g e r S t a d 1 a n l e i h e. Die Stadt Nur». be"g erhielt die Genehmigung zur Ausgabe 3-proz. Schuldverschreibungen im Betrage vo» l> 340 000 M. Brau »schweig. 28. Mai. <PrIv.-Tel.) DaS Syndikat deutscberZuckerrafsinerien gab weitere 10 >L des Koniin gents frei, mit der Maßgabe, daß, fobald eine Fabrik 73 °/« ihres Kontin gents verkauft Hai, sie den Preis um 25 Pfg. erhöben muß. °Zu"Lageder dcutfchen Jute-Industrie. Gegen über dem neuesten Bvrhaben, in Landsberg n. d. W. eine Jutespinnerei und Weberei zu gründen, hält stch der Verband deutscher Jute-Industrieller, K. m. b. §>., für verpflichtet, di« gegenwärtige Lage der deutschen Jute- Spinnerei öffentlich bekannt zu geben und dazu zu bemerken, daß sich die Angaben auf sickere, in allcrneuesler Zeit vorgciiommenc Erhebungen und Feststellungen stützen. Von den in Deultchland ausgestellten 148764 Spin deln und 7106 Webstühlcn sind in dem Verbände vereinigt >34 306 Spindeln und 6758 Webstühle. Der Verband bat sich im Jahre >901 gebildet mit dem einzigen Ziele, tunlichst das Gleichgewicht zwilchen dem Bedarf und der Erzeugung von Julc Fabrikaten herzuftellen. Zu dem Zwecke haben die Milglieder des Verbandes seit dem 1. Juli >90> vertragsmäßig 22 830 Spindeln, N48 Wcdstühle bis aus den heutigen Tag stillgestellt bezw, di« Produktion dieser Spindeln und Webstühle dem deutschen Markte entzogen. Außerdem sind von einer Anzahl von Mitgliedern wegen Mangels an Ab satz freiwillig »och !4llv Spindeln 247 Wcbslühle stillgestellt, so daß die Einschränkung überhaupt 26 940 Spindeln, >395 Webstühte oder mehr als 20 °,i> der gesamten Verbondsspindeln und Webstüble beträgt. Trotzdem besteht in Deutschland noch heute eine Ucberproduktion, die stch, die frei, willigen Einschränkungen eingerechnet, aus 4,7> 7» bezw. aus 5,62 °/o der in dem Verbände vereinigten Spindeln und Webstüble beläust. Die gesamte Ucberlastung des deutschen Marktes beträgt demnach reichlich 25 7o der Verbandslpindcln unv Webstüble. Es kann unter den geschilderten Um ständen der Pia» zu der Gründung nur unter völliger Verkennung und Unkenntnis der Lage der Jute-Industrie entstanden sein, sachliche Beweg gründe wenigstens gibt es nicht. Durch die Auiiotung des Verbandes, die i» Folge der Ncugründung mit Notwendigkeit erfolgen muß, wird, wie jeder unschwer erkennen wird, die bis dahin mühsam ausgchaltene Kata strophe unauibaltsam «inirctcn. Zusammenschluß mitteldeutscherSSgewerke und H o l z i n d u st r i e l l e r. Vor wenige» Tagen haben die Hol,Händler Mitteldeutschlands beschlossen, stch zu einem Verbände zu vereinigen. Dieser Verband soll sämtliche Betriebe östlich und westlich der Elbe, in Thüringen und der bayerischen Oberpfalz zusammensaffcn. Die Vereini gung bat beschlossen, Normalpreise sestzulctzen, unter welchen die dcriclbcn angehörigen Industriellen nicht berechtigt sein sollen, ihre Waren zu ver lausen. Außerdem ist ein gemeinsames Vorgehen beim Einkauf von Roh- Holz geplant, durch welches die vorhandenen Mißstände und die oft über triebenen Ueberbietungen der korstlicben Taxen vermieden werden sollen. Dadurch wird die Herbeisübrung einer allmählichen Gesundung der Ge schäftslage und die Beseitigung der außerordentlich scharfen Konkurrenz im Einkauf und Verkauf erwartet. Zuckerfabrik KörbiSdors. Für das Geschäftsjahr >902 03 kann der Vorstand über ein wesentlich günstigeres Ergebnis berichten. Es beträgt der Bruttogewinn der Fabrik 3l3 968 M. ti. V. 46 214 MO, der Landwirtschaft >20 474 M. <193 508 M.s. der Ziegelei 44 655 M. >10 738 M.> und der Kohlengrube >3 519 M. t>4 728 MO, zusammen 462 6>7 M. <265 >88 MO. Die als Ueberkontlngcnt rm Bestand befind lichen ca. 9000D.-Zlr. Zucker find zur Augusllicserung zu gutem Preise vci- kaust. Die Anlage eines Tagebaues zur Kohlengewinnung ist nunmehr beendet, wodurch ein Kostenaufwand von 2I3S1S M. entstände» ist, welcher durch entsprechende jährliche Quoten ainortisiert werden muß, und sind z» dem Zwecke in diesem Jahre aus dem Gewinn 25 000 Dl. zur Abschreibung verwendet worden. Zur teilweise» Bezahlung der vorgenannten Aufwen dungen sind dem Bestände des Reservefonds ca. 79 000 M. i» Wertpapieren entnommen und verkauft worden. Von dem Reingewinn soll, wie bereits gemeldet, eine Dividende von 8 7, zur Verteilung gebracht werden. Deutscher Weinhandel. Der Verband rbcinhessischcr Weiu- bändlcr versendet folgendes Rundtchreibe» : Ein kürzlich am Landgericht Mainz gesübrtcr Prozeß gegen den Weinproduzentcn Dr. Schlamp vom Hofe aus Nicrstein, der mit der Verurteilung des Genannten zu einer »gmhasten Geldstrafe endigte, hat der in- und ausländischen Presse mehrfach Anlaß zu irrigen Ausführungen und starken Uebertrcibimgcn gegeben. Es sei deshalb einer hierzu in erster Linie bcruscncn Körpmchast gestaltet, zur Klarstellung folgende Punkte hervorzuheben. >. Der Besitz des Dr. Schlamp vom Hose an crtragsfäbigen Weinbergen bezifferte sich zur Zeit des Pro zesses ans noch nicht 10 Morgen, also noch nicht 2'/, Hektar und war cs deshalb ganz saltch, thn, wie geschehen, als einen bedeutenden oder gar als einen der bedeutendsten WeinautSbcfitzer am Rheine »u bezeichnen. Dem beschränkten Besitz entsprach auch seine Bedeutung für den Weinbandel und kann deshalb schon von einem großen Andrang des Handels zu den Ver steigerungen des Betreffenden keine Rede sein. 2. Der von dem Angcklag tcn durch Aufgebot zahlreicher Entlastungszeugen beabsichtigte Beweis, daß die von ihm geübten Manipulationen bei der Weinbebandlung allgemein gebräuchlich seien, ist gänzlich mißlungen, indem sowohl durch die Zeugen aussagen bewiesen, als auch durch den Staatsanwalt ausdrücklich fcstgcstellt worden ist, daß cs stch um eine vereinzelte Ausschreitung bandelt, die von niemand schärfer als von den Weinproduzentcnl und -Händlern verurteilt wird. 3. Die bcutlche Gesetzgebung gegen die Weinvcrfälschung ist — haupt sächlich aus Vcranlaffung von Weinbau und Weinbandel selbst — wohl die strengste in der Welt und wird in dem Bezirk Nbeinbeffcn. zu welchem Nier- stein gehört, besonders scharf durch eigene staatliche SlussichtSbeamtc gc- handbabt. Hierin liegt die beste Garantie sür die Recllität der Wein- Produktion und des WeinhandclS in ihrer Gesamtheit. Oesterrcichische Südbabn. In der gestern abgehaltenen Generalversammlung der Südbah» wurde über das Uebcrcinkommen mit den Prioritäten-Jnhabern verhandelt und der VcrwallungSrat ermächtigt, das Ucberctnkommen abzuichließen. LbemnttzcrSchlachtviebmarkt vom 28. Mai. Austrieb. 29 Rinder kund zwar 2 Ockfen, 22 Kühe, 5 Bullens, 98l Kälber, 65 Schafe, 503 Schweine, zusammen >568 Tiere. Unverkauft blieben zurück: 39 Schale und 28 Sckweine. Bezahlt in Mark sür 50 Kg in Lebendgewicht rcsp. Schlachtgewicht. Kälber: 1. feinste Mast- (Vollinitchmastt und beste Saug- kälber 46—48, 2. mittlere Mast- und gute Sangkälber 44-45, 3. geringe Saugkälber 40-43. Schweine: >. vollsleilchige der feineren Raffen und deren Kreuzungen st» Aller «bis zu >'-< Jabrcn 49 resp. 52, 2. fleiichige 46—48 resp. 49—51, 3. gering entwickelte, sowie Saue» und Eber 43—45 resp. 46-48. (Bei Schweinen verstehen sich die Lebendgcwichispreise unter Gewährung von 20-25 Ka. Tara sür je 1 Schwein, die Schlachtgewtchts- vreiie ohne SchmcrgcwichtO In der nächsten Woche findet der Hauptmarkt Dienstag, d«n 2. Juni, statt. Dvesöi-ev Nachrichten. Nr. L48. Seite S. d Freitag. SV. Mai 1V03
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