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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.04.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010403023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901040302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901040302
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-03
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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Diese» Blatt wird dm Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» als öerugrgedühr: vt»^DreRmer Na-brtLtm' rr<ck>edi»» tt»>8 dk Be»te»er in vrewm «id der nüLite» wnaedmi,. t« die üutraamig durL etoene Bot« oder LommiIüanLrr ertolat. erbaUeo dot Blatt an Wotentaaen. dt« »tLt aut Sou», odp Ketfrtaa« tot««, t» »»-> rdetlaudaab« «k«»« und «,»»»«»< v>,etrellt. Abend-Ausgabe vi,e«reM. ade «t»,e<o»dtrr ScklNt- l<ie kctrie verdt-ldttEt. V«ru>dr«e>a»>»l»t: »«tI Nr. U und Nr. Nelearamm-Ndrets«: Nachrichten »r«»d«n. zugestellt, während cS die Post-Abonnent«, avt Morgen iu einer Gesammtausgobc erhalten. Anreizen Lari!. GegvünSst 18S« Verlas von Kiepsch L Reictzardt. Die Lnnadme von Ankündiounae» ertolat in der dlmvtaeichüstÄlcllc und den Ncdmimnadmrjlelleli in Dresden Ins NaLmiltaa-'uUbn Sonn end tteiertags nur Martcaltraße <« von n did V.i Uür D.e I ivaltrac «eile <ca. s Eildeu> zn P»u Än- tlilidiaunaen aus der Privat'eN c Leit« 4L Ptg.^ die uivallrae ttettc als Lmaeiandt' »der out LertleNe r-o Pi». Zn Nummern „aäi sonn und Zeter- losen I de. iipalüge Gnind»etlm so. eo de» so und so Pig. nach dewnderem Tür». -üiswärrioe ülu>!rL«e nur ae»«u BorauSdeiublun,. BetegdWter werden mit 10 Bit. Vervlmet. Lvrvvu-LolÄvll jsä. ^.rt sovis vlatarmatd, VIsloü. »uoUt, 8cyeeLotiarii»tlln«lo varäsn sedosU gsbssssrt uuci xriiuälioh dsssitigt änred dis bsrüdmtso 8aaltitt«i-atk vr. 8an«I'o >/, öebLeLttk^ LL ?äLr1c uoä »/, ^edacdt«! >.»0 r. xlvosria ti. 8. v»1stt.- vitvvpd. m»v8o 1v, Ailolis. 2. rul-kiaiu V.8, kkakLrdor b. 5alsmsni5./ipöllseke. irnS84tvo-^., !X>uo»snIit 8- VsxrÄiLiIct isvo. Lodert VSKmo juu. swpüsklt LIo!äor8toüo in L Wt«r Lo miii LoorMlotL 18. Nr. SS. Zpie-el: Neueste Drahtbertcht«. tzosnachrlchten. Gc!ammttätdSslbuiig. Bismarck-Feier, Bezirksobstbauveretn. Gerichtsveihandlangen. Die Malerin. Parlier Maden. Mittwoch. 3. April 1S01. Reuest« Drahtmeldungen vom 2 April Berlin. Das Panzerschiff »Kotier friedlich III.- stieß in der verflossenen Nacht nach dem Paisiren deS Adleryrund-Feuer- schiffeS. östlich von Arkona plötzlich aus bisher unaufgeklärte Weise aus und erlitt einige Havarie. Dos Schiff befand sich in freiem Fahrwasser in der gebräuchlichen Wasserstraße mit westlichem Kurse, .'lach der Karte soll auf der Hovariestelle eine Wassrrtieie von 13 Metern lein. Der Grund des Aufstokens ist aus der naviga- torffch seftzustellendeii Position des Schiffes nicht herzuleiten und bedarf d« näheien Untersuchung. Der entstandene Schaden be steht. soweit sich bisher zeigt, in einer Verletzung der Außenhaut in 3 Äbtbeilungen des Schiffes und in einer Beschädigung des RuderkokrS. Das Schiff ist in Begleitung des Panzerschiffes »Kaiser Wilhelm II.- nach Kiel weiter gegangen, um zu näherer Untersuchung zu docken. Köln. Einem Kapstadter Telegramm der »Köln. Zta". zu folge ist die Pest in weiterem Zunehmen begriffen, auch m den Europäerbezirken. Alle angewandten Schutzmaßregeln haben sich bisher als unzureichend erwiesen. München. Laut Polizeibericht wurde die letzte Nummer des . Si m p l ic i s s i i» uS" mit dem Koloortageverbot belegt. Lüneburg. Frau v. Tungeln geb. v. Tremchke, die ihre drei Kinder vergütete und dann selbst Glst nahm, ist trotz der ärztlichen Bemühungen gestorben. Cherbourg. An Vord des Panzerschiffes „Terrible" wurde ein Obermaschtnist durch eine Kessclexplosion schwer ver wundet. London. Dag »Reuter'schc Birrcau- meldet vom 1. d. M. auS Tientsin: Ein indischer Posten wurde Sonntag Nacht in den Obertchenkcl geschossen. Er giebt an. er habe zweimal wieder- geichossrn. und glaubt, die Angreifer seien fremde Soldaten. — 300 deutsche berittene Infanteristen sind heute zur Verfolgung von Räubern nach dem Bitai-Distrikt abgegangen. — Kapitän Bornett von der indischen Armee wurde gestern Abend von 7 Franzosen angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Eine Untersuchung über den Vorfall ist angeordnet. Lausanne. Das Bunbesciericht bewilligte die Auslieferung des Anarchisten Bittorio Jaffei. welcher von der itolieni'' Behörde wegen Theilnahme am Morde des Königs Iltstbettö folgt wurde. London. Tic „Times- melden aus Middelburg, daß im Hinblick aus das Herannahen des Winters eine allgemeine Nord- wärtSbewegung der Puren nach deni Buschveldt stattsindet. daß aber auf beide» Seiten der Bahnlinie herumschwärmende Ab theilunyen zurückbleiben. London. Wie den »Times" aus Montevideo von gestern nemeldet wird. hat der wissenschaftliche Kongreß des lateinischen Amerika einen Beschluß zu Gunsten der Errichtung eines obliga torische» internationalen Schiedsgerichts für die Südamerikanischen Republiken gefaßt: nur der Vertreter von Chile stimmte dagegen. London. Der »Dalli, Erpreß" meldet: Ein englisches Kon- 'ortium erhielt eine Konzession in Schon si und Honan, die 7l 000 englische Quadratmeilen groß ist und eine unerschlossene Kohlenzone von ,'MX) englischen Quadratmeilen, sowie große Eilen- und Petroleumselder enthält. Die Konzession stammt bereits aus der Zeit vor der jetzigen Krisis und ist vom englischen und italienischen Gesandten in China ratifizirt worden, sowie vom Tiungli Hamen mit seinem Siegel versehen. Dj eddah. Das türkische Transportschiff »Aslam" ist in der Nähe von Aembo untergegangen. Einige zwanzig Soldaten sind ertrunken. New - Nork. Mit demDamvfer »Kaiser Wilhelm der Große" soll eine halbe Million Dollars Gold nach Europa verschickt werden. Die Hälfte davon ist für Berlin bestimmt. ———— : ——— OertlicheS und Sächsische». —* Se. Majestät der König neuernannten Kammerherrn Major z Residenzschlosse zur Meldung. Dresden. 2- April, empfing gestern Mittag den D. v. Carlowitz-Maxen im —* Mit Schluß dieses Schuljahres schied der langiährige Direktor des Friedrichstädter Seminars. Herr Oberschulrath Pros. Dr. Pohle, wegen Krankheit aus seinem Amte, das er last 27 Jahre mit großen, Segen kür die Anstalt und für das sächsische Schulwesen verwaltet hat. Ta ihn Krankheit verhinderte, einer größeren Feier beizuwohnen, geschah es in schlichter Form, indem der evangelische Hofchor unter Leitung des Herrn Hofkantors Oberlehrer Knödel ein Ständchen brachte, darnach das Lehrer kollegium durch eine Abordnung sich verabschiedete. Ei» geschmack volles Album mit den Bildnissen der gegenwärtigen Lehrer und ein anderes mit den Bildern der acht Seminarklassen wurden ihm zum bleibenden Gedenken überreicht. —* Der Kassirer der Generaldirektion der Königs. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Herr Friedrich August Roßberg, trat gestern in den wohlverdienten Ruhestand. Gelegentlich seines Rücktritts wurde er von seinen Vorgesetzten und Kollegen durch mannigfache Wünsche und Spenden geehrt. Er erhielt den Civil- verdienstorden 2. Klaffe. Der Jubilar ist weiteren Kreisen als Vorstand des Mililärvereins Sächsische Artillerie. Pioniere und Train bekannt. -- Gestern beging der erste Krankenpfleger im städtischen Versorghauie, Herr Nanmann, sein 25jähriges Diensliubiläum. Bon Vorgesehen und Kollegen wurden ihm Zeichen der Wcrth- schätzung zu Theil. —* Der in, König!. Hausmarschallamte angestellte Schlosser, Herr Bruno Lange, feierte gestern sein 26jähriges Jubiläum, aus welchem Anlässe ihm ein Ehrengeschenk zu Theil wurde. —" Mittheilungen aus der Gesammtraths- sitzung. Die Stelle des KaffirerS am Krankenhause Johannstadt wird dem Buchhalter Sekretär Pasig übertragen. — Die von dem Sektionswärter Geißler im Krankenhause Friedrichstadt für 1. Juni erbetene Pensionimna wird unter Gewährung des gesetzlichen Ruhegehalts genehmigt. — Banveiwalter Adam ist aus sei» Ansuchen aus der BeamtenprüfungSkommission entlassen: zu Mit gliedern dieser Kommisiiv» werden die Standesbeamten Lemcke und Dr. Zunge ernannt. — Der Rath nimmt davon Kenntniß, daß der Schulausschuß den Oberlehrer Mever zum Direktor der 21- Bezirksichule gewählt hat. — In der Frage der Festsetzung der Ladengeschäftszeit an Sonn- und Festtagen ist, nachdem die Stadi- italienischen verordnet»., bet ihrem Anträge oqf Beseitigung dxr Abendverk»«,-- »Utto IVE bKH-stMchkn gMeren Städten Deutschlands Umfrage gehalten worden, die ergeben hat. daß in der Mehrzahl derielben (in 24 von 32 befragten Städten- .die Ver kaufszeit sich nicht über 3 Uhr Nachmittags erstreckt. Gemäß dem Vorschläge des Wohlsahrtspolizei-AuSichuffes beschließt der Rath, den K 6 seiner Bekanntmachung vom 4- April 1894 dahin ab- zuändern. daß für -die dort aufgefuhrten Woarengattungen die sonntägliche Verkaufszeit, wie bereits nntgetheilt. auf die Stunden >/?7 bis >,'r9 Uhr Vormittags und ll Uhl Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags festgesetzt wird, dabei jedoch die Ausnahme bestimmungen des 8 14 aufrechterhalten werden. — Der Rath beschloß, für die weitere Behandlung der Rathhausbau- angelegenheit einen besonderen gemischten Ausschuß von 6 Rathsnntgliedern und 6 Stadtverordneten einznsetzen und »einer seits in diesen Ausschuß Oberbürgermeister Beutler, Bürgermeister Leuvold, Stadtbaurath Bräter und die Stadträtbe Bauratb Richter, Kaiser und Haebler abzuordnen. — Durch die Einverleibung von Gruna ist eine Vermehrung der Personales des Steueramtes 8. insbesondere infolge Einrichtung einer neuen Hebestelle an der Tolkewitzerstraße in Neugruna. nöthig Auf Antrag des Steuer- amteS 6 beschloß der Rath, vom 1. Mai ab Stellen für einen Einnehmer und für vier Steuerausseder zu begründen und die Mittel hierfür in dem für Gruna oufzustellenden Haushaltplan- nachtraae vorzusehen. — Für das Gebiet zwischen den Flurgrenzen mit Löbtau und Plauen und der Staatseisenbahn (Guterbahnhos Altstadt) ist ein Bebauungsplan sammt Bcbouungsoorschriften aus gestellt und von der I. Rathsabtheilung autgeheißen worden. — In dem Verfahre» zur Enteignung von Land zur Durchführung der Straße k. in Vmstadt Strehlen, zwischen Residenz- und Joief- siroße. sind die Entschädigungsbeträge aus insgesammt 130137 Mk. 32 Pfg. festgesetzt worden. — Die Deutsche Bauaus- stelluna Dresden 1900 Hot mit einem Fehlbeträge von fast 200000 Mk. abgeschloffen. In Genehmigung eines Gesuches der Ausstellungsleitung beschloß der Rath, die von der Stadt zum GarantiesondS gezeichnete, im vorjährigen Haushaltspläne ei» gestellte Summe von MOOOMk. voll zur Auszahlung zu bringen. — Vom l. April ob soll in de» von den hierzu ermictlieten Räumen des Hanjes Pohlandstraßc 36 eine zweite Kinderbewahr anstalt für die Vorstadt Stricken eröffnet werden, deren Verwaltung wiederum durch den Jiauenverein der Vorstadt Striesen besorgt werden soll. —* Daß unser todter erster Kanzler noch unter uns lebendig ist, bewies die Bismarck-Feier, die gestern Abend der All deutsche Verband, der Deuffchbund und der Verein deutscher Studenten zur Erinnerung an den Geburtstag des großen Ew samen von Friedrichsruh km Weißen Saale der »Drei Mben" ver anstaltet batten und deren Erlös der Dresdner Bismarckiäule zu Gute kommen soll. Der geräumige Saal sowohl wie die Neben räume waren von Herren und Damen, die an großen Tafeln Platz genommen hatten, dicht gefüllt und die veranstaltenden Korpora tionen dürfen nach jeder Richtung hin mit dem Verlaufe des prächtigen Abends zufrieden sein, denn er brachte nicht nur eine Reihe fesselnder Darbietungen seitens der Redner des Abends, solidem ihm wurde auch durch die künstlerischen Produktionen seitens des Mannergesangvereins »Liederkrcis--Harmonie" unter Führung ihres ausgezeichneten Leiters, Herrn Kantor Borrmami, des Herrn Hosschauspielers Blankenstein und des Herrn Real- gymnasioloberlehrers Dr. phil. Lohmann eine Wethe verliehen, die in den Thcilnchmcrn die rechte Feststimmnng hervvrrief. Der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes. Herr Dr. med. Hopf, be grüßte die Erschienenen in herzlichster Weise, hatte aber gleichzeitig auch die Ausgabe, den Festtnellnehmer» anzuzeigen, daß der in AuS- sichtgenommcne Festredner. Herr Rcichstagsabgeordnetcr Liebermann v. Sonnenberg, in Folge Erkrankung leider verhindert sei. an diesem Abend zu erscheinen. An seiner Stelle sei eS aber ge lungen, den allezeit hilfsbereiten früheren Vorsitzenden der hiesigen Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes. Herrn Oberlehrer Dr. Baffenge, für die Festrede zu gewinnen und der Sprecher durfte sich von vornherein versichert halten, daß dieser Ersatz die volle Zustimmung der Anwesenden fand. Die Begrüßungsansprache klang aus m ein dreifaches Hbch auf Kaffer, Kömg und Vater land, dem sich der allgemeine Gesang des Liedes »Deutschland, Deutschland über Alles" anfchloß. Die Reihe der künstlerischen Vorträge eröfstrete hierauf der genannte Männergesangverein mit der prächtigen Wiedergabe der Lieder »Mein Lieben" von Adam unh „An daS Vaterland" von Kreutzer, die gleich den später folgenden „Botschaft" von Jüngst und „Ties ist die Mühle verschneit" von Podbertsky lautesten heylichen Beifall fanden. Mit schöner Baritonstimme bot Hiemus Herr Oberlehrer Dr. Lohmanu zwei Solo-Lieder „Heinrich der Vogler" und »Rbeinlied" von Löwe und später »Die böse Farbe" von Schubert und „Horch auf, du träumender Tannenforst" von Gunkel dar. Die sodann folgende Fest rede des Heim Dr. Bassenae gestaltete sich nicht nur formell zu einer hervorragenden oratoriichen Leistung, sondern auch materiell zu einer glänzenden Entwickelung der Ideen unseres größten deut scheu Staatsmannes und einem hinreißenden Appell an alle deut schen Patrioten, in seinem Sinne unentwegt weiter zu arbeiten Einen prächtigen Erfolg erzielte, trotz des tiefen Eindrucks, den die Rede des Dr. Baffenge auf die Anwesenden sichtbar gemacht hatte, doch »och hierauf Herr Hofschaw'pieler Blankenstein nnt dem Vortrag derDahn'ichen Dichtung „Germanen-Untergang", welche iin Jahre 1859 gedichtet ist. als sich die politische Konstellation für Deutschland besonders emst gestaltete. Der mit hinreißendem Schwünge und sprachlicher Vollendung voraetragenen Dichtung folgte ein so stürmischer Beifall, daß sich der Herr Vortragende zu einer Zugabe veranlaßt sah in Gestalt einer reizenden Dichtung „Zum 1. April", welche svermuthlich von Trojan, seinerzeit im „Kladderadatsch" erschienen ist. — Den zweiten Theil der Feier bildete ein von dem Verein Deutscher Studenten geleiteter Kommers Alles in Allem hatte die Feier einen Verlaus daß jeder Theil uehmer den Veranstalter» aufrichtigen Dank zollen wird. —"Der Bezirksobstbauvereiu zu Dresden hielt gestern in den ..Drei Raben" seine 4- dicsiährige Bezirksversamm lung ab. Nach Aufnahme eines neuen Mitgliedes machte der Bombende Herr Professor Dr. Sankel einige geschäftliche Mil- theilunaen. Auf seinen Vorschlag erklärte der Verein seinen Anschluß an die an den Reichstag gerichtete Petition des Deut scheu Pomologenvereins, in welcher dieser gegen die starke Be- Knnst und Wissenschaft. f* Mit dem gestrigen letzten Kammermusik-Abend der Herren Henri und Egon Petri, Svitzner und Wille sind nun auch die Darbietungen aus diesem Gebiete für die Saison ab geschlossen worden. Die Herren hatten für ihren letzten Abend ein durchaus klassisches Programm aufgestellt, die Streichquartette: Mozart (L. V. Nr. ÄO), Haydn, Ls-äur, c>^ der großen von Beethoven: Us-woll, op. U die gewohnte sorgfältige Aufführung und Beifall ausgenommen. f* Morgen und Donnerstag findet Zittau em Ensemble-Gastspiel Die 64 Nr 2 und eines !1. Die Werke erfuhren wurden mit großen« :«dner Hoftheaters statt. zur im Stadttheater zu von Mitgliedern des Ausführung Jordan'» Lust^iel „Durch'S Ohr" und Ibsen s Schauspiel „Nora unter Mitwirkung der Damen Diacono, Gasny und Griebel, sowie der Herren Froböse, Rens und Guoz. Die Malerin. Bild aus dem modernen Leben. Ich werde immer wehmütbiger gestimmt, wenn ich an die gute anny denke. Wenn eS jemals einen echten und rechten Prügel nden gegeben bat auf dieser Welt, so war Fanny dieser Prügel knabe : Menschen und Schicksal wetteiferten darin, ihr Püffe und Stöße zu versetzen, und daS Sonderbarste war, daß sie sich darüber weder verwunderte noch beklagte. Ihr Vater, ein wenn auch nicht hervorragender, doch ganz tuchtiger Landschaftsmaler, war früh gestorben und hatte seine Familie unversorgt zuruckaelaffen. Fanny hatte sein Talent geerbt, und so arbeitete sie für sich und ihre Leute. Daneben rackerte sie sich aber auch im Hause. Die beiden lungeren, schönen und zarten Schwestern mußten natürlich geschont werden wrd durften, zart wie sie waren, keine gwbe Arbeit ver richten. Und die Brüder, zwei elegante, leidlich untüchtige Jungen, fanden eS ebenfalls ganz selbstverständlich, daß Fanny für sie ar beitete und sie bediente. Die Mama, auch «ne Elegante und sah dem Treiben zu und hätschelte ihre vier Lieblinge, >d sie für Fanny nichts übrig hatte. Fanny war. wie ihr . derb, brav und unschön. Sie sah beinahe lächerlich aus: ein und dick, mit ein« komischen Stumpfnase, feisten Wangen und verschwindend winzigen Augen. Ihre Geschwister mußten immer lachen, wenn sie an der Staffelet stand und malte. »Das will eine Künstlerin sein!" riefen sie kichernd. »Mit der Figur und diesem Gesicht!" Und Fanny lachte ohne jede Empfindlichkeit gutmüthig intt. Dennoch war sie eine Künstlerin und erwarb viel Geld mit ihrer Kunst. Für sie blieb freilich nicht viel davon übrig: aber sie gab willig und fand es ganz in der Ordnung, daß die Mama und die Geschwister sie ausraubten. Vom Pkilvsophen Nietzsche batte sie selbstredend nur einen vagen Begriff. Aber von seinem „Ueber- inenschenthum" hatte sie reden gehört, und sie pflegte mit einem guten Lächeln von sich selbst zu sagen: ..Na, ich bin eben ein Untermensch. Damit die Uebermenkchen bestehen können, muß es dock, auch Untermenschen geben!" Im Kreise der Ihren wurde sie denn auch »der Untermensch" genannt. Und wenn Ausgebeutet werden sich mit dem Begriff des Untermenichenthums deckt, dann hatte Fanny alles Recht, sich so nennen zu lassen. Sie malte und schuftete, entbehrte und sorgte für Andere, und man hätte glauben können, daß sie an sich selbst niemals dächte. Und dennoch dachte si«l auch an sich. Sie trug, was sie vor ihren Leuten wie eine Schande geheim hielt, ein zärtliches Herz in der Brust und war immer verliebt. Immer! Und liebte immer ohne Gegenliebe. Aber auch das nahm sie gelassen hin und sagte oft mit einem geheimnißvollen Lächeln zu mir: »Meine Zeit mich kommen. Jetzt ist es noch zu früh." AIS sie mir das zum ersten Male sagte, »vor sie sünsunddreißig Jahre alt. Erst als die schönen Schwestern verheirathet und auch vie Brüder in Stellungen waren, begann Fanny, sich ernstlich mit Heirathsaedankett zn befassen. „Ich bin nicht schön und bilde mir nicht ein, daß Einer mich weg«l meines Gesichtes und meiner kugelrunden Gestalt nehmen wird", sagte sie. »Ich muß mich nach Einem umthun, der eine Versorgerin braucht. So viele Männer werden nur geheirathet. weil sie einer Frau eine anständige Versorgung bieten. Warum sollte ich es besser haben wollen als diese Männer? Der mich heirathet. soll sich in ein warmes Nest setzen können. Und dann wird er mich auch lieben, verlassen Eie sich darauf!" Und sie suchte nach einem Mann, der Lust hätte, sich von ihr versorgen zu lassen. Dann aber kanien ihr plötzlich neue Bedenken. „ES geht noch immer nicht", vertraute sie nur mit kleinlauter Miene an. „Versorgen kann ich ihn — ja: so lange ich lebe und arbeite. Was aber geschieht nach meinem Tode?! Sehen Sie. in eine Altersversorgung bin ich eingeschrieben. Auch für meine letzte Krankheit und mein Bearäbniß habe ich Vorkehrungen ge troffen. um Niemandem zur Last zu fallen. Aber was hilft ihn, das? Wie gut sind doch die vensionssähigen Männer daran' Wie ruhig können sie sterben! Sie lassen ihre Frauen und Kinde, nicht hilflos zurück. Aber ich! Denken Sie. wenn wir Kinde» kriegten und lch stürbe, jo lange sie noch klein wären'. Was thäte dann mein arnier Wittwer mit den unversorgten Kleinen? Kraul könnte ich werden, wenn ich mir dieses Elend blvS vorstelle!" „Aber muß er denn ausschließlich aus Ihre Kosten leben?" warf ich ein. „Ec kann doch auch seinerseits Geld erwerben Energisch schüttelte sie den Kopf. »Das thut er nicht. Da kenne ich ihn besser. Einer, der Geld erwirbt, nimmt mich nicht. Und unversorgt mag ich ihn nicht zurücklassen. Das wäre gewissen los. Sehen Sie denn nicht ein, daß es ganz gewissenlos und niederträchtig wäre?" Sic schuftete weiter und darbte und sparte, um — für ihren Witiwer. weil sie ihm keine Pension sichern konnte, ein kleines Vermögen zu erübrigen, von dessen Zinsen er. wenn sie gestorben wäre, sollte leben können. Aber da die Mama, die Schwester» nnd lieben Brüder noch immer zurAeltesten kamen, um ihr größere oder kleinere Suinmen abzuverlangen, wollte das Vermögen nicht wachsen. Das betrübte sie sehr: seinetwegen. „Armer Mann!" scusztc sic oft. »Wie wird es ihm und den Kleinen ergehen, wenn ich unter der Erde liege und er allein bleibt — ohne Pension nnd ohne Vermögen?" Sie fuhr fort, zu lieben, doch ohne den Muth zu haben, einen der geliebten Männer zu heiratben. „Ich bi» nun einmal ein Untermensch", sagte sie, wehmüthig lächelnd, „und kann nicht egoistisch handeln. Ich mag meinen armen Wittwer nicht in s Unglück bringen." Dennoch yoffte, sparte und arbeitete sic weiter, bis sic vor ei» paar Jahren nach kurzem Krankenlager der Influenza zum Ovfe, siel. „So war es doch am besten", flüsterte sie weniae Stunden vor ihrem Tode. „Was würde er letzt sagen! ? Ich hmterlasse ja nichts..." EmilMarriot.
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