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Dresdner Nachrichten : 16.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189608162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-16
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.08.1896
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Hohn Hot bisher nur von den chauvinistischen Artikeln im. und von den Veileumdungen der Genossen gelebt, und er t charakteristilch für die ganzen Anarchisten. Den sittlichen Des«! wollte ich eben kennzeichnen. Nebligen- hat Herr Landauer gar kein Recht zur sittlichen Entrüstung wegen der jüdischen Lttteraten: denn er hat gerade in einer der lebten Nummern seines Blatte» kiber die indische Abkunst Singer'» aewitzelt." (Pfuirufe.) Nach weiteren Auseinandersetzungen zwschen Sozialdemokraten und Anarchisten, wobei aus beiden Seiten mit ziemlich schwerem Geschütz geschossen wurde, gelangte eine da» Treiben der Anarchisten der- urtdellende Resolution zur Annahme. Gegen Liebermann von Sonnenberg setzt der antisemitisch« Redakteur Han» v. Mosch seinen Feldzug in der .Deutschen Reform" fort. Al» Probe. In welcher Art Liebermann v, Sonnen- brrg mit. der . . mich zuvor an ihn gewandt mit der Bitte mir er einen Vortrag hier übernehmen möchte. Ich g zu organisiren pflegt, tbeilt Molch eine» Brief au» Insterburg . in dem folgende Stelle verkommt: .Ich hatte gelegentlich Anwesenheit de» Herrn v. Lieberman» in Königsberg i. Pr. mitzutbelb b erhielt > anznsehen. da seinerzeit Brüssel beigetreten lel. en. ob Zutage. «Mart gedeckt wurden : er müsse aber, um die Schulden isr Osnabrück Im Lause des Sommer» regeln zu An die Bitte batte ich gleichzeitig jedoch^ unter der Bedingung, daß leine Unkosten (25 bis «deckt würden von K. nach hier) auS dem Wablkre können. lOo Mark nehmen i'kk). . . ^ die Bemerkung geknüpft, das; ich im Anschluß hieran einen Berein gründen wolle. I'X) Mark eine schöne Summe! Der Bortrag fand nicht statt und ans der Gründung eines Nereins wurde nichts, da wir dann gleich zu Beginn schulden gehabt Hütten. Diese Art Agitation bezeichnet Mosch als Raubbau. Liebermann handele nach dem Grundsatz: kein Geld, kein Schweizer! Die groben Vereine gingen an Schulden zu Grunde, und die kleinen tönnlen nicht auslonimen. 2m Uebrigen nennt Mosch Lieber mann's Bertheidigung .dumm und kindlich" und wirst ihm „grobe Unwahrheiten" vor. In Ulm hatte eine Abtheilung Pioniere eine Pontonübung auf der Donau Beim Auswersen eines Ankers wurde ein Mann von den Schlingen des Taues ersaht und über Bord in's Wasser gerissen. Bis es gelang, das Tau wieder emporzuziehen, war der BcdauernSwerlhe nach dcnr „D. Blksbl." erstickt. Sein Name ist Bernhard Cchweinbenz von Obernau bei Rottenburg. Tic Kölner Polizei hielt bei sümmtlichcn bekannten Anarchisten Haussuchungen ab. Es soll sich um eine geheime Verbindung handeln. Wegen Wechsclialschung wurde Heinrich Magnus. Inhaber der Getrkideiilma Heinrich und Emil Magnus in Lübeck, zu drei Iiihrc» Gcrängnitz vernrlbeilt. Wege» Maicstäisbeleldigung befinde! sich nach der „Volksztg.' seit einiger Zeit ein Soldat vom l. Gardcregiment z. F. in Unter snchiings Arrest. Derselbe war wasserscheu und konnte nur mit vieler Mühe dazu gebracht werden, aus der Schwimmanstalt in's Wasser zu gehen. Ais er wiederum zum Schwimmdirnst komman dkl war, machte er im Wasser Bemerkungen, die als Majestät» belridigung galten. Er wurde sofort i» den Arrest abgeführt. Das Cedanscst. daS in Hanau bisher alljährlich begangen wurde, wird nach einem Beschluß des ..Sedankomilces" dort nur »och von fünf zu süns Jahren gefeiert werden Der wegen Verichwendiing entmündigte Gemeindevorsteher .Hornburg in .Henneckenrode lBrailiischweig) erschoß nach vorhec- gegaagcnen Streitigkeiten seinen zwanzigjährigen Sohn. Der Thäler wurde verhaftet. Im Gefängniß machte ec einen Selbst Mordversuch. Bei eine»! kürzlich von Eudtluhncn nach Iodringkebmen ver zogenen jungen Manne wurde vom Amtsvorslehcr aus Anzeige, das; sich derselbe mit dem heimlichen Vertriebe verbotener Schrif ten befasse, eine Haussuchung vorgenoinme». Dabei wurden ganze Stotzelilthauischer. polnischer und deutscher Druckwerke in den verschie densten Verstecke» vorgeiunden und beichlagnahmt. weil sie theil- wciie nihilistischen Inhalts sein sollen. Tie Drucksachen waren von Leipzig gesandt und zum Eiivchmnggeln nach Rutzland bestimmt. In: Walde zu Wilkowh unweit Plcs; (Schlei.) ist eine Magd Namens Lcduda mit schrecklichen Wunden an, Unterleib todt aus- aeiundcu worden. Als Mörder ist der Mühlenbauer Banzik aus Nicolai ermittelt und nebst seiner Mutter verhaftet worden. Oesterreich. Die Wiener „N. F. Pr." schreibt: „Man scheint in »»lcrem Auswärtigen Anne Werth daraus zu legen, dntz gegenwärtig unsere Vertreter im Auslände aus ihren Posten sich stttinden. Auch der Botschafter in London, Gras Tcym. hat seinen Urlaub, den er aus seinen Gütern in Böhme» verbrachte, unter brochen und begiebt sich wieder auf seinen Posten aus Belgrave Sguare." Der Kaiser »ad die Kaiserin von Nutzland werden sich nach einer offiziöse» Wiener Meldung de» 2!>. d. M. von Wien nach Gniu- den zum Besuche der Königin von Hannover, sowie des Herzogs und der Herzogin von Cumberland begeben. Das Wiener „Fremdenblatt" betont: Die Haltung Oesterreich- Uuga.rns in der kretischen Frage war durch die von dem Grasen tMluchowski in de» Delegationen dargelcgten leitenden Grundsätze der ötlencichitch-tingarischen Orienlpolitik klar vorgczeichnet durch Grundiätze, welche sich zusammenfasseit lassen in der Ausrechterhnlt- »ng des territorialen Status g»o und gleichzeitig in der Einführ ung zeitgemäßer Reformen zum Zwecke der Schärfung erträglicherer Verhältnisse tür die christlichen Bewohner der Türkei. Durch das rn'olge der Bedenklichkeit Englands hervorgernieue Scheitern des Blokadevorichlages sind einerseits eine Beiestigung des Wider slandes feilens der Ehnste», andererseits die rücksichtslosesten Re pressionen der Türken z» befürchten, wofür England sich der Ver antwortlichkeit kaum gänzlich wird entziehen können. So unbe rechtigt die Annahme sei, datz die Biokade eine der Türkei freund liche Matznahme fci. ebenso unberechtigt iei die seindielige Haltung der griechische» Presse gegen Oesterreich-Ungar», welches von der I na tisio« der griechische» Regierung vollkommen überzengt sei und ihre schwierige Lage gegen ein Vo.gehen in Kreta zu würdigen wisse. Tie Ereignisse drängten nach vorwärts; wenn noch etwas geschehen solle, um ihnen Einhalt zu thnn, so müsse es bald ge schehen. Wie da? ,.N. W. Tgbl." mitthcilt, hatte Botschafter Graf Enlenburg eine lange Betprechung mit dem Mlnister des Aus wärtigen Graten Goluchowski. in der verschiedene Einzelfragen der motzen Lricntsrage eingehend erörtert wurden. Bezüglich Kretas dü ste sich vollkommene Uebereinstimmiinq der beiden Staats männer darüber berausgestellt haben, datz Englands Ablehnung des Vlockadevorsthlags die übrigen Mächte nicht von der Pflicht entbinde. Alles anfzrlbielen. um mich ohne England auf Erhaltung des Friedens und Herstellung der Ruhe aus der Intel hinzuwirken. Vklhandl,ingcn zwilchen den Mächten hierüber sollen zwar schon ktirgelcitet sein, es scheint aber für den Augenblick ein Ruhevunkt darin eingetreten zu sein, da man sür angemessen hält, wenigstens sür kurze Zeit zu warten, ob der neue Spezialbevollmächligte der Pforte. Zibni Pascha, nicht doch einigen Erfolg mit seiner Auf gabe in Kreta haben werde. Auch die Lage Bulgariens bereitet gegenwärtig den Kabinetten nicht geringe Sorge. Tie durch die Entlassung der Minister Natschevitsch und Petrows herbeigeführle Krise dürste klärend wirke» zwischen dem Fürsten Ferdinand und denjenigen leitenden Staatsmännern Sofias, die eine gewisse Selbstständigkeit Bulgariens gegenüber Rutzland anstecht basten möchten. Jedenfalls siebt mit der Orientfrage im Zusammenhang, dntz sich Eulenbiirg »ach Berlin begeben hat, von wo er Ende nächster Woche nach Wien zurückkehren dürfte. Der Ebef der chemischen Produkten- und Zündkapselfabnk in der Humboldtgnsse in Wien Herr Victor Alder ist in seinem Jagd revier nächst Lasse bei Mnrcbegg durch einen eigenthümlichen Zu fall verunglückt und soivrt verschieden. Ein Vvrstebhnnd, welchen Herr Alder mit der Peitsche schlug, rannic an das Gewehr seines Herrn a», so datz die Waffe sich entlud und die Kugel den Fabri kanten so unglücklich trat, datz er sofort lobt blieb. Tie denltche Stadl Gnya in Mähre» siel bei den Gemeinde- Wahlen in die Hände der Ererben. Die Eiantsvehörbe lehnte den deutschen Wahlprvtest ab. weshalb die Deulschen sich der Wahl cttthlcsten. wodurch die Verwaltung alisschltetzlich czcchiich ge worden ist. Ungar». Der „W.-Nenstädter Zcilnng" geht die Meldung zu. da>; die Regierung die Slnlilrichter augeivieien habe, i» den Gasthäusern der Grcnzbezirkc die Lueger-Bilder zu koiifiszircu. Frantreicki. Ter Ezar sprach. wie verlautet, de» Wnnich ans. in Poris genau Io zu wohnen wie sein Vater, als er ini Jahre 1874 nach als Eznrewilsch dort verweilte, nämlich in den Bopchaftsiäiiineii, welche sür den nachmaligen Kaiser Alcxanderlll. und dessen damals gl ichzcitig ans London gekommene Mutter, dle Kaiserin, Raum genug boten. Der „Figaro" bcbanvtet. der Ezar habe die Billigung des Programms sür die Reise nach Deutschland davon abhünglg gemacht, datz er nicht genöthigt sei, den Sedan tag in Dculschland zu verbringe», lk'k) Italic». Wie ans Mailand berichtet wird, beginnt m m i» kompetente» llaltkiilscheu «reisen die Beschlagnahme de» Dampfer» .Dorlwvk" als eine große Verlegenheit Abesiynien der Waffenkonventton von ferner weil Italien mlt Abesshnien nicht offiziell Krieg führe und well die Blokade nicht offiziell ausaelproche» worden sei. Schwei». An der Mairie de» Genfer Dörfchen» Prägny. ans dessen Grmetndeboden da» Schloß de» Baron» Rothschild au» Pari« steht, ist folgende amtliche Kundgebung zu leien: „In sei ner Sitzung vom 2l. Juli 1896 hat der Gememderalh solaenden Beschluß geratzt: Dem Gesuche de» Herrn Barons v. Rothschild, es möchte während der Dauer seine» Aufenthaltes in Prbany da» Schlagwerk der Gemeindeuhr eingestellt werden, wird entsprochen. Beschlossen mlt fünf gegen zwei Stimmen und zwei Abwesende." Ein Genfer Sozialistenblatt macht dielen Beschluß durch folgenden Witz verdientermaßen lächerlich: „Ohne Zweifel wird der Herr Baron bei seinem nächsten Aufenthalte in Pröany den Gemeinde» rath ersuchen, das Schreien der Esel zu verhindern. Der Ge- melnderath wird sicher demgemäß beschließen und dem Beschluß dadurch bessere Nachachtung verschaffe», dag seine Mitglieder wäh rend des Aufenthaltes des Herrn Barons strengstes Stillichweigen beobachten." Belgien. Die Brüsseler „Resonne" und „Jndependance belge" bringen lange Artikel über das deutsche Militärlager in Eisenborn Sie erkläre», daß das Lager keine Gefahr sür Belgien biete und daß dasselbe allen ausländischen Personen zugänglich sei. Ferner sei der Mangel an Eisenbahnen ein Grund, welcher dem Lager keine große Wichtigkeit beilegen könne. Etwa 20X1 Hafenarbeiter durchzogen am Freitag die Stadt Antwerpen mit Plakaten, auf denen die Erklärung Antwerpens als Freibaien und eine Lohnerhöhung gefordert wurde. Tie Erregung war groß. Abends fand ein Meeting statt. Ein englischer Agitator wurde verbastet. Der Brand der Peter-Pauls-Kirche in Ostende wurde gelöscht; die drei Schiffe der Kirche, der Hochaltar und die Kanzel sind zer stört. doch wurden die meisten in der Kirche befindlichen Werih- geaenslände gerettet. Ein Feuerwehrmann ist bei den Löscy- arbeiten verletzt morden. England. Die Thronrede, mit der die Tagung des Parla ments geschlossen wurde, besagt: „TieLaae in einzelnen Theken des türkischen Reiches ist andauernd die Urtache grotzer Besorgniß. Gegenwärtig ist die Insel Kreta der hauptsächliche Mittelpunkt der Unruhen. Ich habe strenge Neutralität sowohl der Regierung wie den Aufständischen gegenüber beobachtet, aber in Verbindung mit andern Mächten habe ich mich bemüht, eine Versöhnung durch den Vvischlag eines Regirrunaslyfleins herbeizuführe», welches sowohl sür die christlichen wie für die mohamniedaniichcir Bewohner der Insel billig und annehmbar wäre." Dir Thronrede bedauert ferner den bedentenden Ausstanv und die Gränelihate». die i» Matadcleland und Maschonaland vorgekomnien sind. Die Rede erwähnt sernec die friedliche Feststellung der Nocdwestgrenze Indiens, indem durch ein weiteres Uebeceinkommen mit dem Schah von Persien und dem Emir von Afghanistan die Grenze festgesetzt wurde. Norwegen. Mit einem peinlichen Zwischenfall, der König Oskar II mit einem Eit'enbahiiarbeiler begegnet sein soll, bcschätligl sich die norwegische Presse. Ter König hatte ans der Eisenbahn station Stören zu Mittag gegessen und war wieder in den Waggon gestiegen; die Menge hatte die Björnsvn'sche Nationalhymne „Ja, wir lieben dieses Land" gesungen, die Sänger hatten die Hüte wieder aiitgcsetz! und das Publikum gleichfalls. Der Zug hielt noch und vor der Plattform des Waggons, aus welcher der König sich anshiett. stand mit bedecktem Haupt der Ekenbahnarbcitec Ole Fosis ans Horvig, der den König schweigend betrachtete; plötzlich schlug dieser ihm den Hut vom Kvpf, was die Anwesenden peinlich überrascht haben soll. Der in Chlistiania erscheinenden „Astenvost" zufolge hegt Nansen große Zuversicht über das Schicksal des Schisses „Fram". dessen sichrer Svcrdrup sich ausgezeichnet bewährte. Vor dem Wkrter- nufeitthalke war Nansen in Lebensgefahr, indem ein Walrotz seinen Kajak zerhaute. Griechenland. Der französische Gesandte in Athen begiebt sich aus Urlaub nach Frankreich. Bulaorien. Tie „N. Fr. Pr." erhielt ans Sofia die Mit- thkilnnu. datz die wahre» Gründe des Rücktritts drs Kricgs- minislers Petrow in den indirekten Beleidigungen liegen, die Petrow bei Hose erdulden mutzte. Petrow habe die Sympathien der Fürstin nie besessen: weder er noch jeine Gemahlin wurden im Konak mit gebührender Achtnng behandelt. Den unmittelbaren Anstotz zum Rücktritt gab der Besebl der Fürstin an de» Komman danten des Sommerlagers bei Sofia, in Gegenwart der Fürstin und des Prinz?» Boris eine Mililärparadc abzuhaltcn. Davon ertnhr Petrow erst nach der Parade. Er diktirie dem Komman danten deshalb eine dreilagige Arreststrase z». die aber nicht ver büßt wurde, weil die Fürstin Petrow sagen lietz, sie übernehme die Verantwortung für die Parade. Petrow reiste nach Karlsbad, wo er sein Rückirittsgesiich überreichte, das der Fürst nblehnte. Mittlerweile knüpften die Zankowislen Ve,Handlungen an; sie ver langten als Preis sür ihre Unterstützung der Negierung die Ent fernung der Minister Natichowitsch und Petrow. Diesen Vorschlag scheint Fürst Ferdinand angenommen zu haben. Egypten. Am 11,, 12. und 1!Z. dS. M. sind nach dem Cholerabeuchtc für ganz Egypten 567 Reuerkrankurigen und 562 Todesfälle vorgekoinmen. Knust und Wissenschaft. -s Königl. Hostheater. Nicht mit einer Tbat": mit einer glänzenden Reprise oder einer bedeutsamen Novität machte unter Hosichaniviel der „theaterivsen. der schrecklichen Zeit" ein Ende, still, ohne klingendes Spiel und fliegende Fahnen zog man ein i» die neue Saison. — Und Wolsgang Goethe tprach das erste Wort! Des Weimaraner Olympiers „Götz", der trotz all' seiner hcrrilchcn Ritterherrlichkeil verflossener Jahrhunderte den Erdgenich der Wirklichkeit atluuek, von der die Moderne so gern spricht, lietz man vorgestern des grotzer, Briten „Wintermarchen" folgen, das mit den unbegreiflichen Prämissen und Komeguenzen seiner Handlung ohne die traiimdriitiac Märchenstimmnng. in die seine Fabel getaucht ist, weder das noch liefere Aittbeilnahme bei der bewundernden Nachwelt i funoen hätte. Vom alternden Shakespeare deswegen zu red« der sür seinen Riesenstoff kernen poetischen Reis mehr lchmieb iettländniß der staunenden Mitwelt. " ' ' ' ,t gc- rcden, mieden konnte, wäre krityche Ueberhehung; denn daß auch der Genius des Hamletdenkers und Macbetlychöpsers, des Leardichtecs und des Eoriolangestalters aus dem Werke spricht, beweist allein schon die dichterische Beredlsarnkeit der ersten beiden Akte, die wundervolle, ja einzigartige Ebarakterzeichnung der Hermione. mit der cs Shakespeare gelungen ist. Unmögliches zu leisten: in ihr eine hehre Frauengcstait zu verewigen, die gleich groß als Königin wie als Gattin und als Mutter ist. die Würde ohne Stolz mit Liebe ohne Leidenschaft »nd Zärtlichkeit ohne Schwäche ver bindet. Tic nicht gewahrte Einheit des Ortes und der Handlung, die dramatische und kritische Zoptträger dem Werke vorwersen möchten, das bald im sagc»ha,ten Sicilien, bald an dem meer- umipülten Böhmen spielt, an dessen Küsten der kühne Brile. der die geographische Schwäche seines Volkes theilt. mit poetischer Liccnz Schiffe landen läßt, kommen Viesen Vorzügen gegenüber kaum in Be tracht : sie können den Werth der Dichtung wohl modisiziren, aber nimmer vermindern. „Der Dichter phanlasirt im „Wintermarchen" frei aus seinem Saiteninstrument über ein »nsgegebcires poetisches Thema: er malt dekorativ ohne bciondere Rücksicht aus einen Total- gedanlcn. mit dem Tone des FarbenznsammeiiklangeS und mit der Einheit der Stimmung begnügt" — dies das „essende Schliißurtheil des genialen Shakcipearckcnners Georg Brandes, von dessen groß angelegtem Buche „William Sbakejpeme" soeben die letzte Liefer ung (Albert Langen's Verlag. München» erschienen ist. Daß das Werk in seiner theatraliichen Wirkung hinter nianchem anderen des Dichters znrncksteht »nd heute kaum noch, auch in meisterhafter Dar stellung. einen intensiven, äußeren Erfolg zu verzeichnen hat, liegt in seiner innersten, märchenhattrn Art. die immer srcnid anmnthcn muß. besonders in der Figur des Königs, dessen matzloie Eifersucht ihn im Verlauf des Dramas zum schwungvollen Träger einer Tragik macht, sür die wir uns nun einmal nur tchrver erwänne» können. Daran können selbst gute Schauspieler nicht viel ander»:! auch Herr Waldcck nicht, der sich vorgestern Abend überraschend gut! Otaclsn»,-)'. mit dem vollblütigen Sizilianer abfand, der heiß in der Liebe, heiß!,-Hm im Haß »nd wcchielvvll in beiden ist. Die einfache, stolzes Noblesse dieses Künstlers, der Adel seiner allerdings mehr! germanischen als südländischen Erirheinnng nnd das sonore.' klangprächtige Organ standen diesem Leonles wohl zu Gesicht und ließen bei il»n das Fehlen der höchsten inneren Gestaltungskraft, die s von innen heraus de» Figuren Leven zu gebe» weiß lcrchlcr, als sonst, vergessen. Den Höhepunkt teincr Leistung iucistc nnd fand Herr Waldeck in den ersten Akte», in denen er die heimlich lodernde, plötzlich gewaltsam hrrvorbrechendc Leidenschalt der rasenden Eiter sucht mit marligen Accenten betonte und^ ganz aus plastischer sein, wenn er sich allzu kühn aus da» hohe Meer der Pathetik hinan» wagte. Die Maske war nicht ungeschickt; nur hätten wir dem Sictllaner, schon im Gegensatz zu dem nordischen Böhmen, dunkler von Haar und Teint gewünscht. Auch batte der Darsteller leider da» Altwerden im letzten Akte vergessen, der doch sechzehn kummervolle Jahre nach dem vermeintlichen Tode der Hermione spielt und natürlicher wohl Leontes schon leicht ergraut sähe. — Den ideellen Mittelpunkt der Dichtung wie der Darstell ung bildet Hermione, eine der Gestalten, die man sich, was ihre bis in das feinste künstlerische Detail geradezu klassische Ausgestalt ung anbelrifft, vollendeter verkörpert als von unserer Ulrich kaum denken kann. Lediglich die Forderung rein äußerlicher Illusion, vielleicht auch der Reiz eines interessanten Experiments würden uns bter Fit. Salbach, eine Künstlerin, die Ihre Jndividualilät ja auch erst im leidenschaftlichen Affekt ganz auslebt, lieber in dieser Rolle sehen lassen, diesen Schmelz dusligster Jugendlichkeit nur selten missen kan» Von den übrigen Rollenträgern ist nicht viel Aufhebens zu machen; sie treten sammt und sonders hinter Hermione und Leontes zurück. Tic dankbarste Ausgabe hat noch die resolute Paulina. die allerdings eine energischere Krast als Frl. Guinand verlangt, der des Oestcren der Athem ausging und die Stimme nickt mehr parkte. Müßte sich ln dieser Rolle Frau Wolfs, wenn sie Ihre vis vainie» etwas mehr aus den Hofion stimme» wollte, nicht ganz prächtig ausnehmen?! Herr Deitmer war. wie ge wöhnlich, von einem blassen, sentimentalen Phrasenthnm ange kränkelt; diesmal paßte es ausnahmsweise zu seiner Rolle (Palvrenes), die kaum schärfere Konturen verträgt. Sonst wirkten »och Manche mit, die das Lob sehr nöthig hätten, z. B. Herr Swoboda, der immer zu sehr mit dem Publikum spielt und am die Lachlust der Gründlinge im Parterre spekulirt, aus die vutrirtc Effekte ihre Wirkung me versagen. — Die Regie stand nicht immer aus der Höhe der Leistungsfähigkeit, die mau von einem Kunsl- institut allererste» Ranges billig verlangen kan» ; namentlich be darf der letzte Akt einer gewissenhaften Nachprüsung seiner scenk ichen Arrangements. — Mit Goethe »nd Shakespeare ist die neue Saison eröffnet worden; das möge bedeutsam sür unser Hostheater sein, dessen künstlerisches Geiammlstrebeii eine planvolle Mannigfaltigkeit seines Repertoires ebenso beleben wird, wie di? Theilnahme des Publikums. Daß die klassischen Meister dabei als Fahnenträger an der Spitze stehen, ist selbstverständlich ; sic werden in erster Linie jedem Hostheater die glänzendsten Siege erfechte» lassen. Dann erst schreite man ans neue» Bahnen zu neuen Zielen, und verhelfe nach den großen Tvdtc» auch den große» Lebenden unserer Litteraiur zu ihrem Recht. An tüchtigen Krane» fehlt es unserem Enremble ja nicht, nur stehen sie nicht immer auf dem rechten Platze, oder sie feiern bisweilen in unfreiwilliger Mas? zu lange; rasten — roste», das gilt auch hier. Daß namentlich i» dieser Hinsicht oft geäußerte Wunsche t» der ivmmenden Saison nicht fromme bleiben mögen, ist die Hoffnung der Krittl, Tenn - zu neuen Usern lockt ein neuer Tag! U. fs'ollt. f Im Königl. Hofopernhanle gelangt heute „Die Regi mentstochter" zur Ausführung, sowie ein von Herrn Ballet meister Thieme acrangiries Ballet-Divertissement. Tic Vorstellung beginnt halb 8 U»c. -p Miltheilung aus dem Bureau des König!. Hoftheaters. Am Freitag den 2l. d. M. kommt „Macbeth" neu emstudirt i» folgender veränderter Besetzung der Haupt- uns größere,i Rollen zur Aufführung. Macbeth: Herr Holthaus; Dnntan: Herr Müller: Bangno: Herr Winds; Macduff: HerrWaldcck: ci» verwundeter Ritter: Herr Wicne: Pförtner: Herr Swoboda. Lady Macbeth: Frl. Ulrich; Hekate: Fr. Hildcbrandt: drei Hexen: Ir. Wolfs, Frl. Guinand, Frl. Tullmger. 'Anjang 7 Uhr., f W o ch e n s p ielp landes Alisiadter Hotlheaters. Sonntag: I „DieRegimentstochter" Ballet; Montag: „Preziosa"; Dienstag:! „Balletdivectissement. „Stcilianilche Bauernehre". „Der Kur- märkcc »nd die Picarde"; Mittwoch: „Mignon": Donnerstag:! „Tcmnhäuier". (Anfang 7 Uhr); Freitag: „Macbeth". (N. e. Äniaiig 7 Uhr): Sonnabend: „Königin von Saba": Sonntag: .Tie lustigen Weiber von Windsor". f Ini Ncsidenztheater finden heute zwei Vorstellungen statt: Nachmittags zu ermäßigten Preisen das Schauspiet „Liebelei": Abends zum letzten Male „Harakiri". Montag geht ein neues vieralliges Lustspiel „Die Barbaren" von Stobitzcr zum ersten Male in Scene. s DaS Dclibcs'sche Ballet „Eopve (ia" wird in der Königl. Hosove: Ende September zum ersten Male in Scene geben. Tie Hauptpartien werden von Frl. Grimaldi und Herrn Vallelmeister Thieme dargestellk werden. Für die Wcihnachlsreit ist das bcceils erwähnte dceiaklige Ballet „Die g v ld en e M ä rch e n w el t" von Gaul-Haßreiier, Musik von Berthü in Aussicht genommen. f An der hiesigen Königl. Akademie der bildenden Künste beginnen di. Studien für das bevorstehende Wintcrhalb- lahr am 5. Oktober «Atelier für Baukunst) bez. 2. 'November (Kunstschulen und Ateliers). Ausnahmegesuche sind bis 12. Sept. bez. l. Oktober cinzureichcn. 's Die Klassiker als Handwerksbehelfe. Aus Wien wird geschrieben: Einem hiesigen Schriftsteller wurden wegen einer kleinen Schuld die Hableligkeiten gepfändet, darunter auch seine Bibliothek, bestehend ans Klassikern. Der Schriftsteller erhob Einwendungen nnd verlangte die Ausscheidung der Bücher, da ec sie zum weiteren Studium brauche. Das Wiener Handelsgericht schloß sich vieler Einwendnirg an, mit der Motivkuna, daß die Kmssikcc als Handwcrlsbehelfe anznsehen und in diesem Falle von der Pfändmig auszuichciüen seien. t Jackson, der Führer der Polarexpedilion, welche N a n s e n zurückbrachie, hat durch den Kapitän des „Windward" ein langes Telegramm an HnrmSwoort abgesandt, der die Expedition orgoni- sirt und die Kosten desselben getragen hat. ES heißt in dem Tele gramm. Nanien sei infolge von Uiiaenauigkeilen aus Payer s Karle nnd weil seine beiden Ehronomeler stehen blieben, nicht im Stande gewesen, scstzustellen, wo er war. Er sei deshalb bestrebt gewesen, über daS Packeis westwärts nach Spitzbergen vorzudringen. Iachon habe Nansen ans einem Eisielde südöstlich von Nay Flora ge troffen. 'Nansen habe den „Fram" mit Iohanien verlassen nnd ici nordostmctctS gereist; ec habe die nördliche Breite von 8V Grad ll Min. erreicht. Nansen wußte nichts von der Anwesenheit Iackion's aus Franz JosesS-Land und sei außerordentlich erstaunt gewesen, mit ihm zissammcnzutreffen. Schließlich beschreibt Jackson die Ergebnisse seiner eigenen im hohen Grade erfolgreichen Forsch ungen auf Franz Josess-Land. Es sei ihm gelungen, beträchtliche Theile des Landes in genauen Karte» scstznlegen, auch habe er bisher unbekannte Gegenden des Landes entdeckt. ss Einige Verlegenheit hat den Leiter» der Großen Oper in Paris die Frage bereitet, welches Werk man dem Czarcn ge legentlich seines Pariser Aisscitthaltes bei der Galavorstellung bicten sollte. Unmöglich durfte eine der deulschen Opern gewählt werden, die jetzt das Neperkoic beherrschen, eS mutzte ein durch und durch französisches Stück sein, und so einigte man sich denn aus Gounvd's „Faust" — „trotz des deutschen Ursprungs der Text- drchtnna." 7 Das bekannte Dankgebet auS dem Niederlandt'scheii Gedcnckclank des Adrianns Valerius ans dem Jahre 1626 ist so eben i» der Hosmusikalienhandlnng von Adolph Brauer in wirk ungsvoller Beo «Weitung für Klavier zweihändig von Franz Behr mit unterlegtem Texte erschienen. tt S äL s i > ck e r K u n sl u e r e i n. Neu ausgestellt sind : H. Brau- nerova (Paris) „Vor der Muhle" und „London rm Nebel", H. Tarnaut (Wien) „Alte Wehre" und „Ltrandvartie bei Rapallo", O. Günlher-Naum dura (Charloltendura) „zwei Motive aus Taiigeriiiimde". Prof. L. Herise- Icr <Zehlendorf t>. Berlin), „Franzolenzeit", H. Jverien „Berlins „Blumen- stuck", Paul Leuteritz (Dresden) „Duette" und „Stillleben". Bernh. Müblig (Dresden) „Winter", Ed. Menta (Nizza) ..Heruinziehender Schleifer". Richler-Lesensoorf (Berlin) „Abend am Watdesiaum" und „Partie aus den Tunen von Ahrenshoop", I. Kolletschek (Weimar) „Taiinnerltnnde". A. Thiel (Hohemchk'lborn) „Ärlinsihrrich im Hochgebirge". Rob. Warth. Müller (Bert:») „Friedrich II. vor der Schlacht de, Roßbach" und von den hinterlassenen Werken R. Wartlnnüller s (Berlin) zwölf Bildnisse, kl) Genrebilder, 17 Landrchasten »nd 3 Blumenstückc. Vergangene Woche wurde verlaust: B. Brozik: „Vordre du Eardmal". f Im Kunstsalo n von E r» st Arnold (WilSdrufferstraße 1,1.) sind neu ausgestellt: Die Oelgemälde „Mondnacht", „Ausfahrt" und „Herbst" von Wilh. Süß (Cronberg). „NachmNtagSloime". „Nebclmorgen", „Aus Wellingsbüttel", „Porsrüblmg", „Alsterlandichast" und „Landrchast" von E. Eilner (Hamburg), „linier een Oliven von Capri" von M. Wieland 'Inrhei. „Frühling", „AbendNnnmung an der Moldau". „Mariechen". Gedel", „Feierabend". S Blurnennillleben, „Landschaft", „Leich" Früblingsacdanken". „Im Dämmern", „zwei Studienköpr«" von C. Kiidin (Ästen>. „Im Gedränge" von H. Lankola (Prag) und „Landschaft" von A. Lin« (Düsscldors). Ausierdem sind noch II Radrrungen von C. Kubin (Wie»), „Macbclh und die Hexen" von H. Sandreuler (Basel) und „Sonn- tagsrilp?" von L. Hartmann (München), sowie vier Glasmalereien, enl- woiien von Müller (Breslau) und gemalt von B. Urban (Dresden), zu er wähnen. Scibstanklage. Frau: , .Ich mutz mich vor den Nachbarn schäme», daß Du diese Nacht so betrunken beimgekommen bist l" dem Vollen j — Mann: ,'Avrr. stelle Frau, wer bat mich denn gesehen?" — ' " -schiv schvpste; nur bisweilen konnte seine Deklamation noch klarer, i Frau: „Niemand; aber man hat mich doch gehört — schimpfe»!' Dr-»-ner Nachrichten. Nr. 221». Sette 3. Lonutag, 1V. Auaust »8V8
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