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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.08.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030812016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903081201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903081201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-12
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.08.1903
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Dresdner Nachrichten. Nr. 222. Zcite 1. Mittwoch. 12. Sluguft 1»«:r au-bieiten wird. Etwas Aedulichrs ist. wie gesagt. In Rußland „och nie zu verzeichnen gewesen: wir siede» ioinit in einem de« denlsamrn distorischen Moment. der die eingebendste Beobachtung verdient. Obwohl überall in den bieder vom Streik berührte» Urteil große lokale Mißslände bestehen mögen. welche auch an und tur sich die llnzuiriedendeit der Arbeiter erklären könne», so ist das gleichzeitige Ansflackern der AusslandSdewegung in sv vielen Städlen und Orten doch sicherlich keine zufällige Erscheinung. Zweifellos hat man es mit einer planmäßigen Bewegung zu tun, bei der es sich weniger uni konkrete Forderungen. als vielmehr darum handelt, gegen da» herrschende volitische «»stein zu demon- slrieren. llm io eindringlicher ist die Mahnung, die in diesen Er- >cheinuiigrn für die leitenden Staatsmänner liegt. I» einem Krakauer Blatte werden die Bora äuge in Kiew folgender maßen dargestellt Die Eiieiihahuarl'eiter stellten sich aus das GleiS. „in mit ihrenKörpern den Zugsverkebr zu verhindern. Gouverneur Stackelberg toininaiidieite Insairlerie herbei, der er de» Auftrag gab. die Leute zu entfernen. Die Soldaten, die mit den Holden und Baionetlen gegen die Menge vorgingen, wurden mit einem Steinhagel nveuchnnel Garant wurden zwei Grwehr- mlven abgegeben, bcnen ln Personen zum Opfer sielen. Biele Soldaten feuerten in die Luft. Aus eine», Hügel im Rücken der Tumultuanten hatte sich eine große Meuge airgesanimelt. Durch die in die Lull abgegebenen Schüsse wurde» auch viele dieser Leute getroffen. Mittwoch und Donnerstag wurden 8 Polizei- agcnten von de» Streikenden getötet. Am Donnerstag, mittags, wurden von den »leitenden Arbeitern die LedenSmittelläden i» den Slreikbezirkeu geplündert Ter Guoverueur Stackelberg wurde mit Steine» beworfen, woraus er den Kosaken befahl, mit den .. Nakaikac-" vorzugeheii Abends lebten die Streikenden die Pliinderungen fort. Es kam neueldings zu einem Ziiiammenstvße niil dein Militär, wobei die Infanterie mehrere Salven abgab. Es gab abermals zahlreiche Tote und Belwundeie. Tie Rettungs- gcsellschast irnd die Privatärzte sind überbaust, die Spitäler überfüllt. Tie Gefängnisse bieten keinen Platz mehr, so daß SiräslingStranSporie »ach de» Nachbarslädten abgehen müssen Freitag früh erfolgte der bereits gemeldete dritte Zusammenstoß. - Eine wiener ,ffii»a erhielt aus Kiew die Mitteilung, daß dort viele Fabnkauteu durch den Streik ruiniert sind. In den Straßen nnden fortwahiend Kämpfe Zwilche» Soldaten und Arbeitern nalt. Auch eine Iudenhetze wird besüichtet. Türkei, lieber dw Ermordung des Konsuls slkostkowskh in Monastrr wird noch berichtet: Als der Konsul am Sonnabend von dem nahegeiegeneu Kloster Bukoioo. seinem Sommerauseul- inilte. M!l dem buigarochen Lehrer seiner Kinder zuriictkehrte, o.nierl eß der aus Posten stehende Gendarm Hcrlim die oorschrisls- masuge Ehrenbezeugung. Ter Konsul entstieg seinem Wagen und stellte den Gendarmen zur Rede, welcher nach kurzem Wort- . echstl den Konsul in die Brust sehos; und ihni mit einem zweiten Icbusie den Kops zerschmetterte Heibeigeeclle Gendarmen Ichosseu auch aut den Lehrer wtv.e aul den Kui'cher L«S Konsuls, welche rliichieteii. Tie türkischen Behörden behaupte», der Konsul habe einen Revolver gebraucht. T Ee Behauptung ist falsch. Der Kvnstil. der Ta.islelirer und der Kutscher trugen keinen Revolver c-er üch. Ter Mörder des Konsuls ist verhaktet, die übrigen an der Tat beteiligten Gettdarmen noch nicht. Wie verlautet, übersandten die Vertreter der inneren Lrga- in'alion in Makedonien den diplomatischen Agenten der Groß- >i.ächte eine Proklamation deS AumandeS, in welcher als Bedingunaen 'ur die Einstellung der Bewegung die Ernennung eines christlichen von der Piorle uiiabhängiaen Gouverneurs in Makedonien und die Kontrolle der Mächte über d'e Turchführniig der Re'orm.'n ge'vrderr ,verte». Die Zahl der A u s'l ä n d I! ch e n von Bilgfet Btouaslir soll betragen. D>e Slrecke Saloniki-Nconastir hat Len Betrieb listolge der allgemeinen lluücherhett erugeitellt. 'AngeuchtS der großen Zer'ahreiiheit der Lage euiv'iehlt die „Köln. Zig." offiziös eine >ivi>'erenz der Mächte, indem sie schreibt: „Tollte die ruiwcbe Regierung guS der Entwicklung der »iace- douiiä eu Wirre» und ihren Zwischenfällen zu der Ueberzeugung gelangen, üasz die bi.-verige. au' direkten Perhandlungeu ziviicheu Rußland und der Türkei beruhende Politik zu keinem beiriedigenden Ergebnis ge'uhrr. auch m Zukunil solches '.acht verspreche, so scheine es naheliegend. da» sicii ffiiißlarrd an die europäischen Machte iveudei um gemeinsam mit diesen zu beraten. waS ferner geicheheii soll." Serbien. Die M i I i t ä r h e r r > ch a s t in Belgrad, welche ein Teil der an der Bersibwömiig beteiligt gewesenen Offiziere nebcii der Kunie Zil etabliereit sucht, findet in Wien und Peters burg aittmerttame IKc'gchttiiig. Man ist wohl der Ansicht, daß der Einfluß dieiec Tmziere nach dem Zusammentritt der neu zu wählenden Skupschlina von selbst ztirnckgcdrängk werden wird, nichtsdestoweniger wird aber das ni,ziemliche Bordiängen des ni» KöiiigSlnorde beteiligten Offizrerselementes in Wien, mehr aber noch in Petersburg peinlich empfunden und man ist hestcebt. dein serbischen Offizierskorps zum Bewusstsein z» bringen, daß das Fortbestehen einer Lffizieiskamarilla im Koncik sowohl in Peters burg als irr Wien uin das Schärfste gemißbilligt wird. Deshalb I lind sowohl Oesterreich Unaarn als Rußland in der letzten Zeit bestrebt gewesen, durch eine Reibe von Maßregeln dem Belgrader Tssizierslorps seine infolge der bekannte» Innr-Bvrgänge erfolgte Iiolierung offenkundig zu machen In Wien wurde, wie ge meldet wird, dem abbecurene» serbischen Milstürcittachce Hauvl- iiiaiin Mibail Iankowittch bcdentet. daß er sich bei seinen Ahschiedsbk'uchen nur in Zivil vorslellen solle. Ebenso wurde der Belgrader Regierung nahegelegt, daß sic den der Wiener Kriegs schule zugcleilieu Haiwtmarm Mlutt» Innkowitich sofort abbcruten möge. Parallel mit diesen Maßnahmen ersolglcn auch diejenigen der r ii s s i s ch e» Behörde». Sämtliche an russischen Mrlitär- ciitstalten oder bei russischen Triivpenlörpern dienenden serbücheu Offiziere erhielte» Weisuiig, fliußlaird ststoit zu verlassen. Gleich zeitig erging ein Reiervalbesehl. durch welchen sämtlichen ruisischen Tiffzicren der außerdienslllche Umgang mit ihren serbische» Kame raden streng »ntecscigt wurde. Aul dringliche telegraphische Für bitte König Peters, der sich persönlich an den Zaren wendete, wurde zwar >ür die Tuichsuhluiig des entere» Beiehls eine Frist gewährt, dagegen verblieb der Reiervatbe'chl in Kraft. Tie Mel dung eines Berliner Blattes, daß die beiden Ebreiwssizieie der 'erblichen Prinzen, die Lberlenttiairts A Antiiich und Zivkv Gevrgiewlt'ch a» der österreichisch-russischen Grenze i» Granica zurückgewieien wurden, ist zwar in dieser Fassung „»richtig, da gegen ist es Tatsache, daß das kaiserlich russische Konsulat in Wien ini höheren Aufträge den beiden Offizieren inklinierte, daß sie um die Paßvisi nicht ernreichen mögen, da ihnen solche zur Reise nach Rußland nicht erteilt werden können. Oberleutnant Antonin Anlilsch ist ein Neste des Handele-minfflerS Georg Gencitich, der Seele der Verschwörung Rm'si'checscilS wird übrigens auf das serbische Offizierskorps cm »och schärferer Truck nuszuüben gesucht: eine vertiairttchc Anfrage in Wien und Berlin, ob nicht den bei der Ber'chwölung aktiv beteiligten Offizieren die auSläridüchen Ehrenzeichen abzueikennen wären, wurde bereits vor Wochen ge stellt. blieb icdoch Anregung. Ferner kommt aus Belgrad folgende Meldiing: Die nffsische Gehcimvolizei auf dem Balkan hat eine Liste icner Offiziere auSgearbcitct. die an den Belgrader Vor gängen aktiv beteiligt waren und gleichzeitig seslgeiiellt. daß auch eine Art kameradschaftliches Verhältnis zwischen mehreren Führern der Belgrader Lfsizicrskamnrilln und den »nznsricdcnen Osizieren im bulgarischen Heere besteht. Tie russischen diplomatischen Kreste sind allenthalben auch der Ansicht, daß die Gefahr einer Belgrader Prntorianerherrschast hauptsächlich in der autoniatifchen Rückwirkung auf die Verhältnisse in Sofia beruhe. Ein bezeich nendes Schlaglicht auf die Belgrader Zustände wirst auch folgende Meldung: Ter erste Adjutant des Königs. Oberst Tammn Popo- witsch, irnd der Kommandant des st. Regiments. Oberstleutnant Luka Lazarewitsch. haben demissioniert, weil der zuerst zurückgezogene Utas über die Ernennung des den Verschwörern mißliebigen Oberstleutnants Llubomir Leschsanin letzt abermals im AmISblatke erschienen ist. Beide Offiziere gehörten zu den Häuptern der Ver schwörung gegen den ermordeten König Alexander. Oberstleutnant Mischstich, oer ebenfalls eine Haupttolle bei der Ermvrduna Alexanders spielte, hat «eine Tcmifsio» angeboren. Es stehen noch weitere A b s ch t e d s g e s u ch e zu erwarten, wiewohl den früheren Verschwörern die Zusicherung gegeben wurde, daß Oberstleutnant Le'chianin auch fernerhin als Militärattachee in Konsiantinopel verbleiben werde, und der Utas lediglich im Interesse der Wah rung der Autorität des Königs erschienen fei. Alle diese Vorgänge machen nachhaltig einen peinlichen Eindruck, zumal, sich gleichzeitig das Verhältnis zwischen den verschworenen und nicht verschworenen Oisizieren sichtlich zuspitzt Es ist in Serbien bereits io weit ge kommen. daß sich, wie weiter gemeldet wird, die in der SchreckcnS- nacht vom II Juni verschworenen und jene Offizier«, die der Verschwörung fern standen, gegenlelttg mit einem Massaere bedrohen. Kunst und Wissenschaft. ff In, Königl. Hosopernhausc gelangt heute t>/,8 Uhr) ,2 armen ' zur Aussührung. ff Im Reitdenzthrater gelangt heute durch da- Ensemble des -sächsischen VolkStheater- unter Leitung de- sächsi» fchen DialekldicksterS Georg Zimmermann „Das Alter" zur Ausführung. Sonnabend wird der dretaktige Schwank von Eduard Kauert .Der Bigamist" zum erstenmal gegeben werden. Da» letzte Gastspiel findet Sonntag, den >6. d. M.. statt. — Im Erntral-Tliealer wird heule: .Die LÜcbtSschaiikrl" wiederholt. ff Die blinde Sängerln Gertrud Casimir <Me»;osopran) gibt morgen. Donnerstag, abends 8 Uhr, im Saale des „Miiien- lrauseS" ei» Konzert unter Milwirknng von Herrn Hans König iVlvlines. Begleitung: Herr ElemeirS Brau». ff Bei dein Prrissingen zum Weitisbergaer Sängerfrste in Thüringen errang die Zichachwitzcr Liedertasel, wie bereits vor 2 Jahren in Luga, unter der Leitung ihres Likder- meislerS Herrn Paul Rteicn wiederum de» ersten Preis. ff Sächsische Kunstausstellung (Villa > M e i k e n. Abseits von de» bereits erwähnte» Meißner Malern stehen als zwei Persönlichkeiten von ausgesprochener knnstieciicher Originalität Oskar Zwintscher und Saicha Schneider. Saicha Schneider ist. um zunächst von diesem zu reden, aus unserer Ausstellung nur mit einem Bilde vertrete», einer in großen Dimensionen gehaltenen Leinwand ..Ans zum Kampfe". Man kan» dem Bilde und seinem Schöpfer nicht gerecht weiden, ohne etwas weiter auszubolen. Sascha Schneider bar uns verwöhnt, zunächst und eigentlich nur als Schwarz-Weiß-Künstler. WaS er uns als solcher, als Meister des Griffels, als Schöpfer großzügiger KohlekaitonS gegeben hatte, war immer genau io viel gewesen, als wir brauchlen. um i» unserer Phantasie grandiose Visionen von Farbe und Bewegung in lebenswahre Erscheinung treten zu lassen. Der Künstler stellte Figuren vor nns bi», die i,n Monumental»!! ihrer Linie», im Spiele ilner Muskeln, in allen Einzelheiten eine Idee so reff u»d derillicb ansdurckrcn, daß uns die Farbe ganz von selbst eiirfiel. gleichsam in innerer Phantasie geboten ivuldc als etrvaS selbst verständlich Notwendiges. Wir waren es. die die purpmrotc» Gluten leinen JnngliiigSgestaltcn in die Ader» gossen, das grün liche Feuer, das unS ans de» Augen ieiner Ungeheuer entaegen- srinkelle. war die Schöviiing unserer eigenen, keiherregien Phan tasie. Ter inneie Schanbel. de» nns dicier Meister der Form, dreier Beherrscher von Licht und Schatten mit 'einen tiei empstriwenen Emanationen in die Seele goß, >ch»f sich nach eigenem Geschmack die Farbe zu diese» Bildern. Freilich dachte man nach solche» Offenbarungen einer 'chöpserischen Phantasie, daß Saicha Schneider dereinst, wenn er znm Püffel griffe, mit Werken von der farbige» Pracht eines Rubens heivortreleii würde. Aber siche da: Sascha Schneider wurde farbig. — und Saicha Schneider enttäuschte. Alle Poesie und Größe der Forme» und Erscheinungen, die er innerer Phantasie mit dem Griffel so nabe zu bringen gewußt, daß sie sich zu einer iarbiaen Welt an sich anSwnchse». ,a daß sie farbiger wurde» als die Wirklichkeit, erblaßte und entschwand ihm zum weitaus größten Teile ans der Palette: eS ergab sich für ihn eine Dissonanz zwischen groß angelegter Komposition und brntal-gra»- dioterr Formen ans der einen Seite irnd einer schwachen Farb wirkung auf der anderen Seite, die unsere Phantasie in ihrem Spielraum geradezu beschränkte Nur so ist es möglich, daß man von 'einem großen Bilde „Ans znm Knmpse" die Farbe einfach abstrahieren kann, wodurch man beinahe zu einem größeren Ge nüsse des Wertes gelangt, und dem Verstehen der Persönlichkeit Schneiders näher kommt. Allerdings sällr dann der» Beschauer, wenn er dreien krttüchen Prozeß innerlich an sich »nd dem Bilde voll zieht. nicht gciade erfreulich ans. baß bei verschiedenen Gestatten des signremeichcn Bildes Aebrilichkeile» bervortrefe». die die Be nutzung des gleichen Modells für mehrere, dem Ebarakter »ach glnndvec'chicdene Pcc>o»en erkennen läßt Ferner scheint die Pfvcholc'gie der Phwwgnomien dem Künstler nicht so eindeutig gclunge». wie das wnnichci'swert ist. wenn die Idee des ganzen Bildes, das schließlich eine Unzahl von Erklärungen zuläßt, über zeugend zur» Ansdinck kommen soll. So sind wohl vor allem die Gcsichiei der beiden Innglingssiguren zu wenig wild rr» Ausdruck iür den Sinn der Darstellung, die Gesichter der Allen aber zu sortiert fratzenhaft. Natürlich geht es auch ans diesem Bilde nicht ohne Mcrlwrudsgleilen ab: so will, nm mir eine davon zu er wähnen. die Notwendigkeit der schwarze» Dessous 'irr die herkulisch gebaute Figur aus der rechten Seite absolut nicht einleuchten: die ichwarze» Unaussprechlichen scheinen hier wirklich nur ein Not behelf dafür zu sein, daß der Künstler i» der Durchführung und Durchbildung des Aktes nicht rechtzeitig fertig ivnide. So gibt denn das Werk eine Fülle von Anregungen, löst mannigsache Stimmungen aus und läßt uns über die Persönlichkeit feines Schöpfers immer anss »ene Nachdenken: einen reinen »nd unge trübten Kunstgenuß wie reine großen Kartons, gewährt es aber nicht. — Malerirch reicher und künstlerisch vielseitiger offen bart sich Oskar Zwinticher. der in den Ausstellungsräume» aus der Brühlicben Terrasse mit zwei Werken aus der iüugsten Zeit vertreten ist, von denen das eine - das Porträt der Gemahlin des Künstlers — der Ehre gewürdigt worden ist. das lüngfte Mitglied unieter Akademie in der König!. Gemäldegalerie zu vertrete» Um Zwintscher als knimleriiche Pcr'önlichkeit voll würdigen zu können, mußte man mehr von ihm leben als dies Porträt und die eine große, im Ton etwas schwere Lanb- 'chast. aus der noch dazu nicht reue irrr den Künstler io charakte ristische Note spricht, wie etwa aus seine» „Roten Dächern" oder einem der zwilchen Ubde und Laermanirs stehenden Fignrenbilder geistlichen Inhalts. Darum ist eS vielleicht besser — ähnlich wie bei Sascha Schneider — in einigen allgemeinen Bemerkungen das Wesen der beiondercn Kunst ZwiuticherS zu fixieren, als seine beiden hier ausgestellten Bilder zu .besprechen" Zwinticher stellt sich i» reinen Bildern genau aus die Mitte zwischen Flächigem und Gegenständlichem: er vermittelt aus diese Weise zwischen Wand und Raum, nichts fällt bei ikm aus dem Bilde heraus. Aus diese vrinziviellen Momente ist die Farbe seiner Bilder ein gestellt. Er erreicht zwar dadurch leiten die Wirklichkeit an Farbenreichtum, ist aber dcffür immer tief urrd rvclß ungemein kräftig bas Stimnrungselemeirt reiner malerischen Vorwürfe zu be tonen. Dabei reizen ihn als erbten Koloristen subtile Farben- nüanccn. Sv icgt er aus dem Porträt seiner Frau die rechte Hand auf die Türklinke, wodurch er eine unendlich zarte Farb wirkung erzielt: die blaurote Haut der Hand hebt sich ab von dem grün lich-weißen Ton der Türe, ein Effekt, der von geradezu sinnlilbenr Reiz in, Kolorit ist. Turch diele, überdies unendlich lebendige Be wegung der Hand erreicht der Künstler zugleich eine shmpathffche Unterbrechung der Körperlinie nach dem goldenen Schnitte, durch den Fcirdenzusammenklcing eine Vermittlung zwischen dem blau- »chwarzen Ton des Vorhangs und dem grariichwarzen Ton des Kleides. Alles ist an diesem Porträt sein empsnndcn. Tie zarten Ornamente aur dem Kleide, die Schatten, die über allen Details des Bildes liegen, das Ganze zu dämpfen und zu verhalten. — das alles ist empsunden. Nur die große zeichnerische Klarheit, die in diesem stillen Gesicht liegt, und die ans den Winkeln dieser er kennenden Augen spricht, paßt nicht zum Tone des Ganzen und stört etwas das »Still-Veihaltene". das uns die versönliche Note ZwintrcherS auszumachcn scheint. Ties offenbart auch die große Landschaft, die iicilieics Betrachten lieben lernt. Auch über ihr liegt etwas Gedämpftes Bet schwindendem Tageslicht, wenn die Natur sich gleichsam geläutert hat von der Brutalität positiven Lichtes, da konzipiert Zwinticher im Landschaftlichen am liebsten die Reize seiner Jarbenkiänge. Er stimmt auch hier alles aus einen bestimmten Ton ob. läßt alles leise aus- und dann still verklingen. Seine Farben wirken dann wie gespenstige Schatten, die aus un endlich tiefen Hintergründen crustauchcn. wie leis tönende Klagen über die verloren gegangene Romantik der deutschen Landschast, die nur Sonntagskinder noch zu einem flüchtigen Traumleben in unseren Tagen zu erwecken vermögen. -ff. ß Ernst von Wolzogcn hat eine neue Operndichtuna vollendet, zu der wiederum Richard Strauß die Musik schreiben wird. Es ist ein Einakter^ zu dem eine Novelle von Ecroantcs den Stoff geliefert hat. Tos Wcrkchen hat den Titel /Die bösen Buben von Sevilla". Auw die Gattin des Tichtcrs. Frau Elsa Laura von Wolzoaen gev. Seemann, bat im Lause des Sommers eine Poetische Arbeit beendet: „Die heilige Einfalt", eine Legende in drei Aufzügen, für deren Komposition, wie Berliner Blätter berichten, ein bekannter Künstler ausersehen sein soll. ff München. Wie am ersten Tage zum .Rheingold", so war auch zur Aufführung der .Walküre" der glanzvolle Raum des „Wagner-Theaters" Wied« vollständig auSverkaust. An NO weitere Nachfragen noch Karten fall« üb«dt«« noch >«» gelegen habe», denen nicht mehr entsprochen werden konnte Auch »ur zweiten Ring-Ausführung <2si. bis 28. August) ist die Nach, frage schon lehr rege und üb« die Hälste der Plätze bereit« gegeben. Somit rperden Interessenten, namentiich di« Fremde«, gut daran tun. sich wenigsten» für das nächste Mal bei Hrüe« vorzuseheil. — schon um den Unannehmlichkeiten der .Kurstieibe ikien" zu entgehen, di« sich bei ausverkauiten Häujer» durch Zrvnchendaridel eiirzustellrn und ,u striarrn pfleg«, und die auch vtrsmal schon ganz artig« Blüte» gezeltiat linden. ff Eine ganze Reihe goldener Doktorjutriläe« kann die Aerzteivelt von Berlin Heuer begehen. So feierte gestern Geh. Medizincrlrat Professor Dr. Ernst v. Leyden in Pontrc. sina. wo der Gelehrte sich zur Erholung aushält, da- üOjahnge Toktorjubiläui» ES war am ll. August 1853, als der Dekan Ehrenberg de» 21 jährigen Ernst Lehde» aus Danzig zum Doktor promovierte. Lehde» hatte seit Oktober 1849 das Friedrich. Wilhelms-Institut zu Berlin, die jetzige Kaiser-WllbelniS-Akadeiirie, besucht. (854 bestand er die nredizlittsck^ Staatsprüfung und wurde Militärarzt. Nach kurzer Dienstzeit in der Provinz kehrte er 1857 zum Fr>edrich»WUHelius-Jnsl>tut zurück und kam als Over- arzt an die Eharitö. Mit seinem Eintritt in die Klinik Traube» sl862> begann seine wissenschastlrcke Laufbahn. Seine Lchrtätia- leil «öffnete Lehden 1684 als Privatdozenl. Schon 1865, als 33jährrger, wurde er dann Ordinarius und Direktor der rnne- reu KIriuk in Königsberg, von wo er nach Straßbura ging. 1876 ward er dann in Berlin d« Nachfolger seines Merster» Traube im Lehramt sowohl, wie in der Leitung der propädeutischen Klinik. Nach der» Tode von Frerichs übernahm er die erste medizinische Eharitöklinik. — Ai» Sonntag feierte in Berlin da» goldene Doklor-Iubiläum auch der Geheime LanitätSrat Dr. Hildebrandt. dem der Rote Adlerorden verliehen wurde, und heule folgt ihm der Sauitälsrat Dr. Ludwig Rojenthal. der gleichfalls den Note» Adlerorden erhielt. ff Ein unbekanntes Gedicht Richard Wagner» vercisfeiriliären die „Munch N. 9t.": Zum 27. Geburtstage Ludwigs II. übersandte Richard Wagner seinem königliäxn Freunde als Zoll der Dankbarkeit die eigenhändig geschriebene Orchesterskizze vor» tt. Akte der „Götterdämmerung" mit jolgender, noch nicht veröffentlichter Widmung: Vollendet das ewigeWerkl Wie im Traume ich es trug, Wie mein Wille es wies, WaS bange Jahre beengt Des reisenden Mannes Brust. AuS lvrirterilächttgcm Wehen Ter Lieb' und der Lenzes Gewalten, Trieben dem Tag' cs zu: Da steh' eS stolz zur Schau, Als kühner KonigSbau Prang cs prächtig der Welt! Zum 25 Angnst 1872. Richard Wagner r Herr Max Arthur Strem cl teilt uns mit, daß er auf die Broschüre „DaS künstlerische Gewissen deS Herrn Stremel" gegen den Verfasser. Herrn Felix Borchardt, wegen Ehren, oelerdtguiig, Verleumdung und Iirteressenschädigung Klage ein- gereicht hat ff In Schlangcnbad gab der dortige junge Kurkavell- meister Arthur Wols. ein Sohn des hiesigen König!. Kanirnermllsikers Wols. vor vollem Saale sein Bencsizkonrert Er erzielte u. a mit dem Metstersingervorsviel und Llszts .Prsludes" großen Erfolg. ff Ei» schlichtes Denkmal für Hermann Allmers, den Marschendichter, ist am 8. August im stillen Rechtenfleth ein- gcrveiht worden. Es ist eine von dem Berliner Bildhauer Harro Magnussen geschaffene Bronzcreliestafel mit dem prächtig ge- lungenen charakteristischen Porträt des alten Friesenbarden, wie er. so knorrig »nd treu, weiteren Kreisen Deutschlands liebwert geworden ist als Schöpfer der „Römischen Schleirderlage" und oeS..McirschenbucheS". ff Tie A n b r i n a u >r g einer Gedenktafel für Albert Lortzing im Hause t. Bezirk. Fleisckmanngasse 1, Ecke der Wiedener Hauptstraße zu Wien hat der Wiener Stadtrat ge nehmigt. Diese Tasel wird aus rotem schwedischen Granit her- gestellt werde» und folgende Jnschrist mit goldenen Buchstaben haben: Irr diesem Hause wohnte während der Jahre 1816 bis 1818 der Tondichter Albert Lortzing. ff Jan Kubelik hat dem Komitee des Holrrb-Grab- de » kmals UX»> Klonen als Spende übermittelt. er mußte näm lich van dem in Mauenbad zu gunsten des Holub-Denkmals ge planten Konzert nbseheri, da er knapp vor seiner Konzerttournee steht Wie zu erwarten steht, hören wir Kubelik in der nächsten Saison in einem der Konzerte im König!. Hofoverubause wieder ff In Barnes bei London starb der deutsch« Theaterunter, »chm« M. L. Mäher im Alter von 71 Jahren. Der Per- storbene gründete das französische Theater in London und führte Sarah Bernhardt und andere hervorragende französische Sckau- sprelkräfle dem englischen Publikum vor. Vor etwa acht Jahren brachte er im Lyceumthcater zu London Verdis Oper „Othello" mit dem Orchester und Chor der Mailänder Scala zur «sie» Auffübrung in London. ff Die „Petersburger Ztg." zeigt im Petersburger Theater an: „Großes Divertissement, getanzt von Mademoiselle Ma» guertte de Lue. Signarma Silvia Eospi/Frl.Risa Nordstrom.Mlles. Marielta und Clane Puccin>, Prima-Ballerinen vom Dresdner Hosthcater." Keine der genannten Damen ist uns Dresdnern als ..Pnma-BaU«>na" der hiesigen Hoffmhrie bekannt: hier liegt entfchieden eine Mvstisikatiou der unverfroren sten Art vor. Itebeffhaupt: so viel „Prima-Ballerinen" aus ein- mal hat man in Dresden seit den ältesten Zeiten nicht beisammen gesehen! Wetterbericht des Kgl. Sachs. Meteorolog. Instituts i» Chemnitz vom II. August 8 Uhr morgens iTemveratur »ach Celsius). Wetterlage in Europa am 11. August 8 Utir früh: LtattonSv ^ Name Achtung u. Stärke deä Wmde» Wetter Station-- Name iS SiKtlUN, > ! u. Stärke > de- WtndeS! «et«-r Blackfotz ührtstranjd Havarand. Lkude-nä- Lwckholm Nopenhag. Memel Lwtnem.2 Ltagen Sylt Hamdft. 1 7bo MLl molken l -»-I I 57 fchwach halbbed -j-18 52 l Still bedeckt 4-14 52le,»t bedeckt -j-I5 55 maß bedeckt .12 52 WKW leicht bedeckt -4-15 57 >VÜ>V schm, bedeckt --14 - 55!>V Irisch wolkig -j-l?!- 5', W8rv mäß molkig 4-15 19 54 >VÜVV leicht wolkig 4-14- 57 I^V stark bedeckt 4"1b! 60'VV8VV schm wolkig >4-1-1 g Helder Scilla Münster 4 Berlin Karlsruhe Krankl. M. Me» 6 Pari- 19 München 8 Rom Nuza Lhemnttz 7 7«1 UV leicht Heller 14-16!- 57 >0X0 Irisch Regen !4>4j— " llbb 82 VV8VV leicht halbbed iL'ir l-i- i»I- !Z 1 14 0 16! 2 61 >V lercht halbbed 4-17! 65 VV letchtiwolkenljjlLj ti» r4 leicht wolkenl i l»! 64 8 leicht Heller G 63 850 leicht bedeckt > 67 Still molken!^ 61 ll 2 wolkenl,4-r0'.- 60 O 2 Iwolkenl - -A!- 64 ^VK^V schw.>«olkenl>-ff1k! 4 Minima des Luswrucks unter 750 Mm. liegen über der mittleren skandinavischen Halbinsel und am sinnrschen Meerbusen, ein« neue Deines- sion ist im Südwester, von Irland im Anzug : am bbchften steht da» Baro meter in Süddeuischland und Nieder-Oesierreich. Bet iudwcrilichen meift schwachen Winden Hai sich von Süden der Ausklarung eingestellt, die Tem peratur liegt noch vielfach unter der Normale. Prognose für den 12, August i Wetterlage: Unsicher. Temperatur: Normal. Wrndurspwng: Südwest. Barometer: Mittel. Witterung tu Sachse» am 10. August. StaUen ' See- ! höhe ! w Lemp. « I L S ! s Wind !d' Station See- höhe Ter st 8 NP. ß Wind rre«d,n ! nb 18 5 17 0 >v 1 ! o.» »roderg 308 17.5 >7.1 VV 3 51 eeivltg I »>7 18.6 w.c VV 2 12.2 Lchneeberg 435 189 16.3 VV8W 4: 3.0 Solditz ! 169 17.8 17 2 VV ^ 14 4 SIN» 500 163 15.5 «rv > 52 Bautzk» 202 18 9 17« 85VV > 9.2 Altenberg 751 15.1 15 4 VV 5 «i> Zittau 256 - - iXk>tz«nhai» 772 15.0 14 7 W8V r 7.8 Chemnitz > 310 17 8 15.9 5VV 2 29.7 tZichlelderg 1213 N.2 10.9 iV8iV « 25 Auch vom 8. zum lv. August fanden noch weitere Regcnsällc unter schwachen Gewitter-Erscheinungen statt: am Moraen wurden aemesscn: 37 Mm in Grüna. an. Mittag: 2» Mm. in Coldib-Waldgul. M Mm. in Ebcmnttz, 3l.s Mi», t» Glauchau. Am lv. August wech'elre Austtarung mit zetrweiicn Niederschlägen ab. Dt« Temperatur nahm zu: tbr tiefstes Minimum beim« ll Gr. tfftchtelbergf, da« höchste Maximum 2S,t> Gr. tColvttz), die Mittelwerte waren bis zu S Ar. übernormal. Die südwest liche» Winde traten viclsach stürmisch aus. Dresden, N. August. Barometer von Optiker Eduard Wiegand Warm. OSk. «ösolds. Wallslraßc 2. AbcrrdS « Uhr : 758 Millimeter. 7 er stiegen. Thermomeiroaraxb nach Celsius. Temperatur: höchste A Sr. Wärme, niedrigste 1» Gr. Wärme. Meist bester. Westwind. Wasserstaud der Elbe und Moldau. Budweis Prag Pardubitz Melnik Leitmcritz Dresden 10. August Null ^-18-1-18 -16-18 -US 11. August - 1 -l- 16 4 36 - 25 - 24 - IN Wassenvärme der Elbe am 11. August: IS'/, Grad 6.
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