Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030206016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903020601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903020601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-06
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.02.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugrgedlldi: «,tdr»«au»r»riirelu. retearamm-AdreN«: Siachrtchte» «»,«»«>. SegrSatel 1858. tiroler, bnzri8okor null uebvcsirvr L.Ipsnlltlläer emptivblt los. fisekll LU8 Uro!. 8ostlo688tr. 23, PM-1. u. I. LtriZo. -auvr-Gelchllftjstrllr: Marienstr. S8. Mreigen-cassf. «NNLliMk von rlnka»tiaiin,«n dir nochmitlag« s Ut>r Sonn- und ftncnos« nur Marientiratze M von n diü VuUdr Di« iWatttaeGruiw »ecke !ca. 8 Silben» « Pta. An lünbi,un,en aut der Lnvatieit« Zeile rs Lta: die rivaitloe Zeile als .Lin aelaudt ' oder auf Teriieite bt> Li' Ün Nummern nach Sonn- und geh, lasen i- de» rivallise GrunKeile» so. «a de». « und so Li,, nach d ' londeiem Laris. Audwarliae Äu-'- Nage nur aeae» Boraudbezadlnua. Belesdlatler werden mit ro'L'ä. berechnet. Vernivrechanschlnü: «mt I Nr. U und Nr. 2VVS. sI'lUlKs, LcLr-wxoscWlkH H Lllrgersd. 44 Lürgorstr 44 Z t nn-ckm» voll Ia»or»to» llllck tllr <Us H Ass»vlLrIoI»tvi»". ewptielilt in ««-«««tvr Aukuubl: s Llsvruv Ovtvv u. ILvräv, Urni8-, Mellon- ? nuä 1»iuul«flrt8el,kft8-6vr!ltv. ^ » AM" iriuti'vilttstiiitM'l'VV i; A r.ur iViikki-iselniiig llv« Lluies uuck ttoimgunj- «lei-Zskls, 6svirln A A roleliliekou uns tieluiiornloseu Ziulg^unu, ü» zecke» ckllßiesrett A kiiiruvoiickoii. ^itlivi l Kiirli. H H MU" I raeupivr H o»»U K H MI. Hokupotkokv, Vrvdtlon, Ovorxvvtoi. § kn>«siW Iurmlil luicli »pselse liseliells» !>> ilililrelm«. ««gl. t vLi. rlemg ««Ilils M«. ««rrmMllllli billig« keslr«. K. li. »8888 UM.. S LI«»!»«». UA» »kH - Das stanzösiiche Heer. Hosiwchrlchte». Eise»!,ahnrat. Fahoenweibe. Stellenvettnlttelnng der lMulmaßllchc Witterung: l LL O»» lOtsltlsil. Kellner. Gerichtsverhandlungen. Schneiders Tomeuchor. Konzert Paul Eolberg. Kunstvelein. ! Mild, bedeckt. ! V» t v Las französische Heer. Die Fälle der Unbotmätzigkeit in der französischen Armee mehren sich in einem Matze, datz sie allmählich selbst von den- ienige» Politikern jenseits der Vogesen als bedenkliche Symptome bewertet werden, die bisher von der unfehlbaren Wirkung der mililärischen Demokratisierungsmatznahmcn dcS herrschenden Regimes überzeugt waren. Die massenhaften Gehorsamsver weigerungen, die neuerdings vorgekommen sind, lassen erkennen, wie in Wirklichkeit der Effekt beschaffen ist, den die Reform- bestrcbungen erzielen, mit denen die radikale Republik im Bunde mit dem revolutionären Sozialismus das Heer systematisch zu republikamsieren sucht. Die dritte Republik hat ihre Armee durch die allgemeine Wehrpflicht, durch deren Durchführung bis in die äutzersten Konsequenzen, sowie durch technische Ausbildung und Ausrüstung, wobei mit den finanziellen Mitteln niemals gegeizt wurde, wohl ohne Frage auf eine weit höhere Stufe der Ball- cudung und Schlagfertigkeit gebracht, als es jemals zuvor der Fall gewesen sein dürste: ob sie aber auch den moralischen Geist des Heeres, insbesondere militärische Zucht und Disziplin, zu ver vollkommnen verstanden hat, mutz nach den Erfahrungen der lebten Fahre, die den unausgeglichenen Gegensatz zwischen der Republik und ihrer Arm« immer wieder zur Erscheinung gebracht haben, entschieden bezweifelt werden. Der Zersetzungsprozetz, der allem Anschein nach unaufhalt sam in dem französischen Heere fortschrcitet, ist die naturgelüätze Begleiterscheinung der innerpolitischen Entwicklung der Republik zur radikalen Demokratie. So lange die Republik noch in den Bahnen einer einigermahcn konservativen, gemätzigten Politik gesteuert wurde, vermochte der Widerspruch, der nach dem Sturze des napoleonischen Kaiserreichs zwischen dem Geiste der Wehr macht und dem Geiste des Regimes von Anfang an bestand, nicht in gefährlichen Konflikten zu tage zu treten, zumal der Rcvanchc- gcdanke lange Jahre hindurch eine Ucbereinstimmung der militari- m,eu mit den nationalen und republikanischen Ueberzeugungen aufrecht erhielt. Mit ehrlichstem Eifer traten nach der Katastrophe deS ,Feldzuges von 1870/71 die Republikaner ohne Unterschied der Parteistellung für die denkbar kräftigste Stärkung des Heeres ein, und während in der Politik die konservative Strömung die geltende blieb, war das VechältniS der Armee zu der bestehenden Regierungs- forin ein erträgliches, zum Teil sogar ersprießliches- Ein bis in die Knochen republikanisches Heer vermochte die dritte Republik stcllich von HauS aus nicht zu besitzen. Bei der Reorganisation der Landesverteidigung nach den Niederlags» des Krieges mit Teuijchlcind war sie daraus angewiesen. Ihre neue Militärmacht aus den Trümmern dessen erstehen zu lassen, was von den kaiser liche» Herren Napoleons III. noch übrig geblieben war. Das revublitcinische Heerwesen Frankreichs konnte nicht ans durchaus neue, dem Geiste der neuen Staatsform völlig angevatzte Grundlagen gestellt werden, sondern cs übernahm ans dem vorausgegangenen MarismuS Elemente und Strömungen, die ihrem Ursprünge und ihrem ganzen Wesen nach niemals vollständig in dem Republrkanls- mus ausgehen konnten. Die französischen Machthaber nach 1870 hatten bei ihrem militärischen Reorganisationswerk um so weniger freie Hand, als für sie dabei der maßgebende Gedanke war, die Revanche gegen Deutschland sobald als möglich zu verwirklichen. So waren sie außer Stande, sich ein neues, in erster Linie republikanisches Offizierskorps für cyre Armee zu schaffen, sondern sie mutzten» da sie ,a baldmöglichst wieder loSschlage» wollte», den alten, teils imperialistischen, teils roycrlistischen Offizieren die neuen Armee- gcbilde anvcrtrauen; gleichzeitig verhinderten der Egoismus der neuen republikanischen Herren und ihre Mißwirtschaft die Aus dehnung der republikanischen Ideen gerade in denjenigen Kreisen am meisten, denen das OfsizicrkorvS angehörte und aus denen es sich vorzugsweise rekrutierte. Statt republikanisch zu werde», wurde das OistzierkorpS der Armee der Republik von Jahr zu Jahr immer monarchistischer, klerikaler und antirepublikanlscher; es stellte einen klerikal monarchistischen Staat innerhalb der "Republik dar. DaS zeigte sich besonders während der DreyfuS-Affäre und icil die Republik sich entschlossen bat, den Kamps gegen den »lircinwntanismus aufzunehmen und durchzufnhren, dessen Plan es offenbar ist, inr Bunde mit der srondierenden Aristokratie und allen sonstigen anttrepubllkanischen Elementen die Repnblik zu stürzen. Es mutz heute als eine hinlänglich erwiesene Tatsache gelten, datz zwischen der französischen Republik und ihrer Armee eine Kluft besteht, die sich kaum noch überbrücken läßt, und zwar haupt sächlich deshalb nicht, weil der Geist, den das gegenwärtig herrschende demokratisch-sozialistische Regime auch dem Heere cinpslanzcn will, im letzten Grunde antimilitärischer Natur ist. Ter Radikalismus, zumal in seiner heutzutage in Frankreich unvermeidlichen sozialisti schen Färbung, wirkt auch auflösend auf den militärischen Geist. Eine rein demokratische Staatssorm revolutionären Ursprungs und uiit starker Neigung zum extremen Sozialismus ist auf die Dauer unvereinbar mit einem stehenden Heere. Die Eifersucht aus den Osfizierstand als wirklich oder vermeintlich privilegierte Klasse und die Gegnerschaft gegen das Militär als konservative, vom Volkswillcn nicht direkt abhängige Macht, sind die logischen Konsequenzen des republikanischen Gleichheits- und Freiheits. begrlffes. Kein Wunder, datz unter einem jahrelangen, dem» kratisch-sozialistischen, antimilitärischen Regime der Militärdienst in Frankreich in steigendem Matze unpopulär geworden ist. AIS beachtenswert verdient hier folgende Aeutzerung des Akademikers und Skriegsgeschichtsschreibers Henry Houssaye angeführt zu werden: „Man mutz feststellen, datz die jungen Leute immer weniger freudig Soldaten werden. Eine lange Friedcnspcriode, die Höhe der Löhne, das Wachsen des Wohlstandes, die Ideen der Unabhängig keit. die sozialistischen Theorien, die Angriffe gegen die Armee und vielleicht die häßlichen Uniformen und die geringe Gelegen heit zn Abenteuern haben dem militärischen Geiste arg zugcsctzt. Man tut seinen Dienst ohne Eifer, ohne Vergnügen und macht aus der Rot eine Tugend." Wie man in weiten Kreisen Frankreichs schon vor neun Jahren urteilte, geht ferner aus emem damaligen „I/urrneo" überschricbenen Artikel des „Figaro" hervor, worin es u. a. hieß: „Es gibt eine instinktive Unvereinbarkeit der Gesinnungen zwischen der Republik und dem Heere. Der Republikaner — nach Partei oder nach Lehre — ist der moralische Gegensatz zum Soldaten: er kann ihn weder der- stehen noch lieben. Die professionellen Tugenden, die Helden» mütigen Dienstleistungen, die man für die wesentlichsten Grund- sähe des Heeres erachten mutz, die Disziplin, die Selbstverleugnung, die Entsagung, die Opferloilligkeit, der passive und stumme Gehör- sam, das freiwillige Aufgeben der Persönlichkeit gegenüber der unpersönlichen Autorität des Befehls sind für ihn nicht allein tote Buchstaben, sondern sie bilden in seinen Augen ebenso viele bürger liche Untugenden und erscheinen ihm als solche unannehmbar. Ter Begriff, den er mit dem „Bürger" verbindet, ist genau daS Gegen- teil der Verpflichtungen, die den Soldaten machen. Es sind dies: die Selbstherrlichkeit der Person, das Widerstreben gegen die feste Ordnung, die Ableugnung jeder Rangordnung, die Lust zur Kritik und zur Auflehnung gegen jede Autorität und Ucbcrlieferung, das Dogma von der allgemeinen Gleichheit und der natürliche Trieb zur Gleichmacherei." Es ist selbstverständlich, daß die direkt antimilitärischen Ein- flüsse der Sozialdemokratie, seit diese regierungsfähig geworden ist, wachsen müssen. Nicht mehr allzu lange kann es dauern, bis die Gehorsamsverweigerungen von gemeinen Soldaten, die vom Geiste eines Millerand oder Jaurös erfüllt sind, eine mindestens ebenso alltägliche Erscheinung sein werden, wie gegenwärtig die mehr oder minder offenen Auflehnungen von Offizieren aller Chargen gegen über den Maßnahmen der Regicrungspoliük. Ist in Frankreich die Sozialdemokratie in dem Heere einmal erst ein beachtenswerter Faktor geworden, so wird der Anspruch der sranzösischen Patrioten, ein starkes nationales Heer zu besitzen, nur noch eine Utopie sein. Neueste Drahtmeldnngen vom 5. Februar. <NachtS einaeliende Tevesckjen befinden fick, Leite 4). Berlin. lPriv.-Tel.) Reichstag. Die Beratung des Etats des Reichskanzlers undder Reichskanzleiuntdem Antrag aus Revision der Wahlkreis-Einteilung wird fortgesetzt. - Abg. Ledebour lSoz.s erklärt, seine Freund« seien Gegner aller Ausnahmegesetze, also auch des Jesuitengesetzes, und kündigt zu der in Aussicht gestellten Vorlage betreffend Sicherung des Wahl- gcheimnisses einen Antrag auf Vornahme der Wahlen an einem «Sonntag an. Da Abg. e-pahn hierzu den Kopf schüttelt, bemerkt Redner: Weshalb sollte cs denn bei uns nicht möglich sein, an einem Sonntage zu ivählen, da dies doch in so katholischen Ländern wie Frankreich und Belgien geschieht? Die Tiätenfragc anlangend, so werde es nachgerade von allen bürgerlichen Parteien als schwerer Nachteil empfunden, nicht ohne pekuniäre Rücksichten den geeignetsten Vertreter in den Reichstag wählen und die Parole ausgcbcn zu können: Die Fasanenjäacr hinaus und die rührigen Elemente hinein! Der Resolution Barth-Müller wür den seine Freunde selbstverständlich zustimmen. Der Reichskanzler habe einmal im Anfänge seiner Kanzlcrtätigkeit gesagt, wir kenn ten ih» ja »och nicht. Nu», heute kennen wir ihn, und wir sind icdcnsalls mit ihm aus keinem Gebiete seiner politischen Tätigkeit einverstanden. Seine Wcltpolitik ist viel zu abenteuer lich und schneidig, so auch- gegenwärtig in Venezuela. Unsere ganze Renommicrpolit'k ist nur geeignet, unseren Handel und unsere Schiffahrt auf das Schwerste zu schädigen. Diese Hans- 'Dampf-Politik auf allen Meeren schasst im Auslände mir Er bitterung gegen uns. Ebenso schädlich ist unsere angesvannlc nationale, richtiger chauvinistische Politik im Jnlcmde, so die Polcnpolitik. Redner verliest n. a. die Mariciibnrgcr Kaiser- rcdc, die noch dazu m Anwesenheit englisclier Offiziere gehalten worden sei. Ein solcher Ausruf zum Kampfe gegen polnischen Ucbermiit, gerichtet auch an englische Offiziere, sei freilich «sacke des Geschmacks, ebenso der Ausruf eines preusiiscue» Ministers im Abgeordnetenhaus«:: Hie Welf, hie Woibling! Alles das sei unmotivierte künstliche Uebcrcmipannung des Nationalqcfühls, Wo hat sich denn der polnische Uebermut derart gezeigt, datz jo zum Kampfe gegen ihn ausgesordcrt werden müßte? Damit ver schärfe man nur den Rationalitätenhatz und leiste außerdem der Korruption Vorschub - Reichskanzler Gras Bülow: Ich babe seit fünf bis sechs Jahren bewiesen, daß ich eine abenteuerliche Politik nicht liebe. Das zeigt Samoa, serncr China, aus dem wir mit ungescbwächtcn Kräften hcrausgekominen sind, das zeigt auch unser Verhalten in Venezuela, wo wir uns in den Bahnen ruhiger Besonnenheit halten. Wir wollen, gemeinsam mit Eng land und Italien, nichts anderes, als «Sicherheit, Lebe» und Eigentum unserer dortigen Landsleute schützen. Wenn Herr Ledebour meinte, wir brauchten keine Kriegsflotte, so stimmt das auffällig überein mit einer Aeutzerung, die vor fünfzig Jahren ein fremder Politiker machte, und die daraus hinauSlic?: Was braucht Deutschland eine Flotte? Ich glaube, die Mehrheit des deutichen Volkes wird daran sesthalten, datz wir zur Verteidigung unserer überseeischen Interessen das Recht aus eine Flotte habe». Was den Vorwurf aulangt, ich triebe Wcltpolitik, io glaube ick. gerade die richtige Mitte zwischen der Politik der Herren links und den Aiisckamivgeii des Herrn -Haffe zu halten, der: ich eben mir gegenübersehe. sHeiicrkeit.s Ich suche mich also fcrnzuhglieu von der Kircksturnipotitik des Herrn Ledebour, die nur eine Schncckcupoiitik ist und bei der er vergißt, daß das Schnecke» HauS zertreten werden kann. Ich hüte mich auch vor einer Politik der Uebcrjpammng der Gciühlungswallungen und lasse mich nur von nüchternen Erwägungen der Interessen des deutschen Volkes leiten. Wenn diese Interessen Weltintcressen geworden sind, davu mutz eben auch umcre Politik eine Wcltpolitik sein! nicht im bonapartistiicken Stile, sondern eine Weltpolitik. die die realen Interessen schützt, die sich ergeben aus der wirtschaftlichen Expansion des deutschen Volkes, wie sic seit der Einigung und Konsolidation der deutichen Nation stattgesundeii hat. Bei der Politik in den preußischen Ostprovinzen handelt cs sich um innere Angelegen, beiten eines Bundesstaates, die nicht, vor das Forum dieses hohen Hauses gehöre». Herr Ledebour beschäftigte sich auch wieder mit sr. Maieslät dem Kaffer. Ich glaube, datz ich bei der ersten Lesung des Etats doch genügend bewiesen habe, daß ich zu freier Aus sprache über die Reden und über die Person Seiner Majestät bereit bin. Ich havc mir kein Blatt vor den Mund genommen, mich auch nicht gescheut, die Verantwortung zn übernehmen, auch für solchcKundgebnngen. für die ich verfassungsmäßig dicWerantwortung zn übernehme» nicht genötigt bin. Ich glaube aber auch, in Heber- einstimmung mit der großen Mehrheit des Hauses mich zu be finden. wenn ich sage, datz es gleichmäßig dem Wesen des kvn- stitutionellen Staates, wie dem Buchstaben und Geist der Rcichs- versassllng entspricht, die unverantwortliche und , unverletzliche Person des Neichsoberhauptes jo selten wie möglich, und nur, ivenn dringende Umstände vorliegen, in die.Diskussion hinein- zuziehen. iBeisall rechls.s Solche Umstände liegen nach den nen- lichen erschöpfenden Diskussionen nicht vor, und suat erhobener Stimme! deshalb lehne ich es ab, Herrn Ledebour auf . das Terrain zu folgen, welches er zu meinem Bedauern heute wieder beschrittcn. (Lebhafter Beifall rechts.! — Abg. Gamp sReichsp.! dankt dem Reichskanzler bcivndcrs für diese letztere Erklärung sLachen bei den Sozialdemokraten! und bekundet chm das fernere Vertrauen 'einer Freunde in der auswärtigen Politik. Seine Freunde würden auch, so wie bisher, für eine notwendige Ver mehrung der deutschen Flotte stimmen. Redner bemängelt so dann, daß der Reichskanzler in der Frage des sogenannten „Klosettgesetzes" 'v rckch seine Ansicht gewechselt habe. J,n der Diätenfrage sei seine Fraktion geteilt, die Mehrheit derselben, darunter er selbst, feien gegen Diäten. Das neue Wahlregle- mcnt werde die Zahl der Proteste stark vermehren. Was den Antrag auf Revision der Wahlkreis-Einteilung onlanae. so . er- weise sich Barth in diesem Falle wieder als Fahnenträger der Sozialdemokratie. Die Annahme des Antrags würde die Jntereffen des platten Landes schädigen; gerade das platte Land trage hanptsächlich die Lasten, vor allem die Militärlasten, viel mehr als die Städte. Redner gebt dann noch sehr ausführ lich aus die Zolltarif- und Handelsvertrags-Fragen ein und schließt mit der Aufforderung an den Reichskanzler, die be stehenden Handelsverträge so schleunig als möglich zn kündige». — Abg. Jessen lDänes führt Beschwerde über Landes-Ver- weisnng dänffcher Untertanen aus Nordschleswig aus ganz unzu länglichen Gründen, so Z. B., weil der Sohn des Ausgewicscnen resp. Schwiegeriohn sick an Wahlen in dänischem Sinne be teiligt habe. — Abg. v. Richthose» skons.! vertritt im Gegen satz zu'seinem Fraktionsgenossen Oertel den diätengegnerischen Standpunkt der Mehrheit der deutschkonscrvativen Partei. Eben-a erklärt er sich gegen rede Acuderung der Wahlrcglementä und gegen den Antrag Barth. — Abg. Dasbach lZcntr.s tritt stir diele vom Vorredner bekämpften Forderungen ein und fordert bezüglich des Jesuitengesetzes ganze Arbeit, also dessen gänzliche Aufhebum' — Abg. Glebowsti lPole) kommt auf die Angelegenheit der polnischen Gymnasiasten zurück, denen die Einjährigen-Qualifikation entzogen wurde. Der Eid. den die Leute beim Eintritt in Leu Literarischen Verein schwören mutzte», laute viel harmloser, als der neulich vom Kricgsminister verlesene Eid. Es liege hierbei eine Verwechslung vor mit einem studentischen Eid aus dem Jahre 1862. Redner geht dann aus die Marienburger Kaiserrcde ein und zieht sich dabei wiederholte Ordnungsrufe zn. so wegen der Be hauptung. Ivenn der Kaiser eine solche Rede halte, so sei das eine Pflichtverletzung des verantwortlichen Reichskanzlers. — Abg. Fürst Bismarck verteidigt nochmals seinen Stanvpnnkt in der Liätcnirage. — Slacstsiekrctär Graf Posadowskn fragt Giebowsk«, ob noch irgendwo sonst derartige Eide beim Eintritt in einen Literarischen Verein geschworen würden. Nirgends! — Hierauf wird die Weitcrbcratung auf morgen 1 Uhr vertagt. Schluß »ach Uhr. Berit n. sPriv. Tests Abgeordnctcnha » s. Im weiteren Verlause seiner Rede über polizeiliche Mißgriffe sprach Ä! in'ist er v. Hammerstein sein Bedauern über den Fall deS Fräu lein von Becker i» Wiesbaden aus, die wegen ihrer Kleidung ver haftet wurde. Der Polizcidirektor habe sie auch in einem Schrei ben um Entschuldigung gebeten. Man müsse aber bedenken, daß. wenn Damen über den Rahmen des lieblichen in ihrer Kleidung hinausgehen, sie sich leicht einer solchen Gefahr aiisschcn. Es seien sicher Mißgriffe vorgekommen, die Fälle seien aber viel fach in der Presse übertrieben worden. Er habe Verfügungen getroffen, von denen er hoffe, daß sie eine Besserung des Ver hältnisses zwischen Polizei nnd Publikum hcrbeisührcn werde». Er lvcrde die Polizei gegen unberechtigte Angriffe stets in Schuß nehme»: aber auf der anderen Seite auch unerbittlich gegen polizeiliche Uebcrgriffe Vorgehen. Die Presse aber bitte er, für Verfehlungen einzelner Beamten nicht die ganze Polizei-Institution verantwortlich zu Wochen. Abg. Ernst fstest. Vereinig.! brachte dann den Fall des Landrats Willich zur Sprache. Aus dem blanken Ehrenschilde dieses Mannes liege nicht der geringste Makel. Willich sei bezüglich der ^stiiiarkcnpolitik der Ansicht gewesen, daß vor allein eine Einigung der Parteien im Osten nötig sei imv er sei aus dem Bunde der Landwirte ausgetreten, weil das Verhalten des Bundes ihm einer solchen Einigung nicht förderlich erschienen lei. Seit dieser Zeit habe ihn der Bund der Landwirte auf daS Schärfste bekämpft, und in diesem Kampfe sei Herr v. Willich von der Regierung rm Stich gelassen worden. Dadurch fei er in den Tod getrieben worden. Minister Freihe.'r v. Hammer, stein bestritt letzteres. Der Landrot Willich sei Icdiolich dag Lv'r»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite