Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 25.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188801250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-25
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.01.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nkil Mebrsosten glücklich beizukrlngen. Die Vorlage ist übrigens inzwischen dem BundrSralhe ruaegangen, soll aber mit „geheim" bezeichnet sei», sodaß genauere Angaben über den Inhalt derselben vor der Beschlußsassung nicht ru erwarte» sind. Daß der zull genannte Betrag von 230 Millinnen .der Wirklichkeit noch nb rnlspiicht", wird auch oisiziö» bestätigt. Der Zwischenfall an der Grenze beschränkt sich auf die aus deutschem Gebiete erfolgte Entwaffnung des französischen Jägers Barbrrot aus dem französischen Grrnzdorse Trieur, etwa 20 ki». westlich Dredenbosen, durch den deutschen Grenzausseher Hahneinann nuS Lommeringrn. Am 2l. Januar war Hahneinann Vormittags Veil Uhr aus dem Wege zwischen Loinmcrinacn und der Grenzsta tion Fentsch, als er beineiktc. wie Barbervt aus deutschem Bode» jagte. Da Wilddiebereien täglich im dortige» Gebiete Vorkommen, be'chloß Hahneinann die Verhaftung Barberot's borzunebmrn. Ec setzte ihm deshalb nach. Barbcrot zog sich bald zurück Einige Schritte von der Grenze auf deutschem Bode» trafen Bride zusam men. Barberot knüpfte ein Gespräch mit dein Grcnzwächter an. Letzterer jedoch forderte ilni aus, ihm nach Jenlich zu folgen. Als Barberot energischen Widerstand leistete, entstand ein Ringen, welches mit der Entwassnung Barberot's durch Hahneinann endete. Eine traurige Wettfahrt, welche Ende voriger Woche von einigen Zweiradiahrern auf der Berlin-Dalldorser Ehaussce unter nommen wurde, möge allen Denen zur Warnung diene», welche dergleichen kühne und gefährliche Unternehmungen, die kaum aus einer ebenen Rennbahn ohne Gefahr sind, aus die verkehrsreiche Chaussee verpflanzen. Es fuhren zwei junge Männer. Namens Kerger und .Holthausen nut grober Vehemenz mit ihren Fahrrädern aneinander, stürzten kopfüber i» de» Chaussecgrnbcn und Kerger. ein Student der Jurisprudenz, brach sich durch den Sturz kopfüber sofort das Genick und war aus der Stelle tvdt, wogegen Holz- Hamen sich cine» Bruch des Rückgrats zuzog. Aus diese Art kann das an sich io vortreffliche und der Gesundheit dienliche Radsahre» allerdings in Mißkredit gebracht werden. Unter zahlreichster Bethciligung ward am Montag in der Po- sener Pfarrkirche eine Traucrmesse zur Erinnerung an die Ge'alle- nen des letzten Polenauiktandeö abgchaltcu. Aus dem Katafalk vor dem Hochaltar war eine Dornenkrvuc angebracht. Eine Polizeiab 'Shilling befand sich in der Nähe der Kirche. Koloniales. Stach einer Meldung aus Viktoria im Käme rungcbiete hat sich der Afrikareisende Dr. Zintgrass daselbst am 14. Dezember v. I. mit 30 für seine EMdisivn gcnuethete» Trägern a» Bord des Dampfers „Nachtigal" nach dem Nw dcl Ne» ein- geschifft, um sich von dort ans zum Zwecke der Errichtung einer Forichungsslalioil nach dem Elephauten-Sce zu begeben. Die an dere Hälfte der Expedition, welche von dem Premierleulnant Zeuner geführt wird, soll in Booten den Mungo bis nach Mundanie lunanffahre», um von dieser Seite des KameruiigebictS de» Elephan- remSce zu erreichen. Oesterreich. Die Bewohnerschaft der Gemeinde Hardegg lNiedcrosterreich) und der Umgebung rst seit einigen Tagen in große Angst und Aufregung versetzt. Einem acgcnwärlig in Znaun weilenden Meiingerlcbcsitzer ist nächtlicher Weile auS dem schlecht verschlosse nen Käsig ein Löwe entsprungen, welcher sich in den Elcbirgskessel geflüchtet hat. Seitens des gräflich Khcvenhüller'schcn Forslperso- nals wird Jagd aus den Löwen gemacht, da derselbe dem reiche» Hvchwildsiande in den ausgedehnten Wäldern der gräflich Khevcn- hüller flhen und der angrenzenden gräflich Staduicki scheu Besitzun gen bereits erheblichen Schaden zugcfügt hat. ES ist bis jetzt noch nicht gelungen, des Wüstenkönigs habhaft zu werden. Frankreich. Ganz Paris lacht über die Art und Weise, in welcher der UntersuchniigSrichter Athalm die Haussuchung bei Wilson Vvrgcnonimen hat. Am Vormittag hatte Wilson ein längeres Verhör in dem Kabinel des Untersuchungsrichters, der ihn gegen 2 Uhr entließ, indem er ihm mitthcilte, er gedächte sogleich eine .Haussuchung bei ihm vorzunelimen. Der Schwiegersohn Grevys schien davon nicht sehr überrascht »ud fuhr in seinem Cvupce nach der Avenue de Jena, während Athalin und der General-Staatsan walt Bcrnard in einem Fiaker folgte». An Ort und Stelle ange langt, wurden sie von Herrn Wilson empfangen, der Herrn Grco» und seine Gattin schon benachrichtigt haben mochte, denn keiner der übrigen Bewohner des Hauses ließ sich vor den ungebetene» Besuchern blicken. Diese hielten Umschau in den Räumen des Erdgeschosses, welche Wilson als Archive und Bureaus dienen und wurden von diesem in ihren Nachforschungen ebenso höflich als ironisch geleitet. Wie bereits durch den Draht gemeldet ist, fanden sie nichts Belastendes. Wie hätten sie auch in einigen Stunden 22,922 Schriftstücke, die hübsch numnicrirt sind, nud 200,000 Briese, welche ebenfalls in bester Ordnung daliegen, durchsetzen können. Sie begnügten sich damit, überall geschäftig hineinzugucken und ein schweres Bündel Papiere mit fort zu nehmen, an welches Herr Athalin ein Siegel hing und das er von Herrn Wilson gcgen- zeichiien ließ, Ter alte Revolutionär und ehemalige Kommune-Oberst Maxime Lisboiine zeigte sich bc„» Präsidenten Carnot a»s dem drille» Empfangsabeiid im El»sce. Das ist für Paris ein Ereiguiß. Lis- bonne erschien keineswegs in dem phantastischen Anzug, den er sonst zu tragen pflegt. Er batte ganz und gar das Aussehen eines Welt mannes, Er war im Frack, trug einen Klapphut, weiße Handschuhe und Lackslieiel, Feierlich begrüßte er den Präsidenten, dann neigte er sich ehrkibietig vor Fm» Carnot und durchschritt den Ehrenmal. Ein Kommandant, der ilin ehemals in Versailles gekannt hatte, zog ihn in den Saal der Cleopatra, wo Lisbonne, sehr stolz daraut, dag ihm andere Personen gefolgt waren, seine Anwcsenheil also er klärte: „Tie Revolutionäre sind cs, die io zu sagen die Wahl des Herrn Earnot bewirkt haben. Ich bin gekommen, um zu sehen, wie Frankreich durch seinen Präsidenten vertreten wird, und ich will im Stande sein, den Freunden zu erzählen, wie ihr Erwählter das Volk empsäiiat". In der Woche vom 8, bis 15, Februar sind in den Stcin- brüchcn der Pariser Umgebung sechs Leichen von Personen ge- ninden worden, welche dort zu nächtigen gesucht und dabei cr- fwien waren. In den Gvpsöscn suchen ebenfalls eine Anzahl Ob dachloser ihre Zuflucht, trotzdem dort mehr Aufsicht herrscht. Seit Anfang dieses Winters sind schon ein Dutzend dieser Unglücklichen erstickt oder halbverkohlt in Gnvsöien aufgesundcn worden. In den Cteinbriichen bei Argentcnil nächtigen oft einige Hundert Ob dachlose. Dieselben bestehen theilweise aus »»beschäftigte» Arbeitern, theiis aus Verkommenen jeglicher Herkunft, früheren Schauspielern, fahrendem Volk, verunglücklc» Beamten und Angestellten u, s. w. Diese Leute verlegen sich auf Diebstahl, stellen den Hühnerhöfcn, Kellern, Gemüsevorrüthen re, nach, Die unbeschäftigten Arbeiter dagegen wandern von einem Ort zum andern um Paris herum. Aus jeder Mairie erhallen sic die gewöhnliche Unterstützung für wandernde Arbeiter, cm Pftmd Brvd, Ans der Mairie in Saint- Tenis sprechen meist über hundert solcher Arbeiter jeden Tag vor, Paris. Im Hotel des Invalides ist seit Sonntag allgemeine Trauer eingezogeii, — der Kommandant Brasseur, welcher in der möldclischc» Schlacht bei und in Le Bouiget sieben Jnsantcrie- Eompagmen führte, ist am Sonntag nach 18jährigen Leiden und tagciangrm Todeskamps gestorben. Der Verstorbene war durch Alphons de Neuvillc's berühmtes Bild „Lc Vourgct", in welchem er eine der hervorragendsten Figuren bildet, weltberühmt geworden. - Tie russische Negierung hat die Gründung zweier neuer Zei tungen genehmigt und dieien cine ziemlich hohe Subvention ans staatlichen Mitteln bewilligt. Tie eine in iartischer Sprache ge schriebene nennt sich „Tnrtcslaiiiiche Zeitung", die andere in kirgi sischer Sprache herausgcgcbcnc führt den Titel „Ahmolinskische ftciluiig," Beide Blätter sollen die Interesse» der Steppenbewohner wahren und diese» die wichtigsten Vorgänge >m ruisijcben gleiche bekannt machen, — Einer der bedeutendsten sranzösischcn Sculvtciirc, N. Franoois Trnvbcme, ist am Sonntag gestorben. — Ein Milch mann, dessen Milch der frommen Denkungsart in nährend Dracbe»- giit durch die Eifersucht verwaiidelt war, ichoß am Sonntag Vor mittag mitten in der Rnc de Bellevillc dem „Freunde" seiner Iran drei Kugeln in den Kops, sodaß dieier ans der Stelle todt blieb. Dann ließ er sich ruhig und willenlos von der Polizei abiiihrcii, - In Vlidah (Algier) wurde cm Soldat wegen Desertion vor das Kriegsgericht gestellt und von diesem zur Strascompagnic für üsscnillche Arbeiten verurtheilt. Während der Verlciimg des Urtheils zog der Beklagte einen Schuh aus und warf diesen dem KricgSge- richtskommissar an den Kops. Man vcrurlhcilte ihn hierauf ohne Weiteres zm» Tode. Italien. Das Projekt, dem auf dem Campo de'Fiori zu Rom verbrannten Philosophen Giordano Bruno an der Stelle, wo er den Märtprertod für die Wissenschaft erlitt, cm Ehrcndenkmal zu setzen, hat bei dem klerikalen Geineinderalh von Rom bisher wcnig An- llang gesunden, Ter frühereUnterrichlsminislerBonghi schlnadenn auch emcn AnSwcg vor. indem er vermittelnd bemerkte, daß das Denk mal, um die Verstimmung im Vatikan ru vermeiden, ani einem anderen Platze errichtet werden sollte. Dieser Vorschlag war jedoch wenig nach dem Geschmack der römischen Studenten,die Bonghi. als er vor einige» Tagen in der Universität eine Vorlesung halte» wollte, mit Meisen und Zischen emvsinacn. »Nieder mit der Wetterfahne' Nieder mlt dano rtnrn, rettvrS, Ruhe zu schassen, waren vergebens. Bonghi mußte zurück treten, viele Dcmonstranle» folgten ihn, pfeifend und lärmend aus die St'aße, wo freunde einen Wagen hcrbrlschasste». Indessen brach aber in der Aula eine Schlägerei aus. Der Soli» Bonglus hatte die Verhöhnung des VatklS nicht erttagc» können und sich ru Thätlichkriten gegen Studenten hmreißen lasse». Einige Wüthende stürzten nun am ihn, und man tonnle ihn nur mit Mühe ihren Händen entreißen, lieber den Vorlall berocht allge mein lebhaftes Bedauern. Es lässt sich kein stichhaltiger Grund dafür bezeichnen, daß Giordano Bruno nicht an derselben Stelle sein Ehrendenkmal und leine Ncchttcitiguiig echätt, woselbst er einst den ungerechten Feuertod erlitt, Wud doch der im Wechsel der Zeiten erzielte Knttursortschritt gerade durch ein solches Denkmal am besten illnstrirt. Die Brigaden Gen6 und Baldissera haben die Höhen von Tak- Bak östlich von Sahati besetzt. — Der nut den Italienern verbün dete nbessiuische Prinz Debcb stieß aus seiner Necognosciril»g. die er Ins nach Halah ausdrhntc, nirgends mit dem Feinde ziüammen, — In Rom war aherninlS das Gerücht von einer Niederlage der Italiener auf der „Assenebene" verbreitci. Die Italiener rollen hundert Man» verloren haben. Die Ouästur ließ dieieö Gerückt aut das Entschiedenste demenlire». Eventuell wäre es möglich, daß die Niederlage das Debeb'sche Recvgiivseiriiiigs Corps hettisst. — Ans der Po» de» Italienern erbauten abeisiinicheii Balm Blaffannh- Monkullo fand bei Olmulo ein Ziigszuiammenstoß statt. Ter In genieur Giudici wrnde lebensgefährlich, einige Soldaten leichter verwundet, Schweiz. Bei der Ersatzwahl zum Nationalrath wurde in Zürich an Stelle des in den Bundcsrath üliergetreieiien National ralhs Hertenstein der Kandidat der Liberalen. Bürkii, mit !«8!«0 Stimmen gewählt: der Arbriterknndidat Vogelfänger erhielt 7370 Stimmen, Belgien. Ter Rücktritt des deutschen Gesandten in Brüssel, Grase» Brandenburg, erfolgt einzig und allem in Folge des hohen Alters des Graie». Tcriclbc wird am Mittwoch dem Könige sei» Abberniungsichreiben überreichen, England, Die Sozialisten von London machten am letzten Sonntag einen schüchternen Versuch, eine Versammlung a»i Trafalgar Square abzuhalte». Kaum hatte aber der Sozialist Winks seine Ansprache an die etwa 200 Personen zählende Versammlung be gonnen, als er vom Sockel der Nelivusäule von Schutzleuie» mit Gewalt hcrabgezerrt wurde. Da er darauf bestand, weiter zu reden, so wurde er verhaftet. I» merkwürdiger Weise ist der in Falmouth lebende pcnsio- nirte, 62 Jahre alle Coulrc-Admiral Louis Huttv» Veistiirnie »inge komme». Nachdem derselbe mit seiner Frau zu Mittag gespeist und sich sehr befriedigt i» das Gesellschaftszimmer zurückgezogen hatte, hörte ei» Dienstmädchen Kreiichen und Stöhnen, Als sie in das Imig. Paart sich hiermit ein so außerordentliches Stininiverniögen, c ---- eine so fertige Texthcbandlung. so crgiebt sich daraus ein form! -- t>e° , cS musikalischen und psclischc» GchaltcS und dcrEin- so hohe Vollendung des Wissens und Vermögens Zimmer trat, sah sie Fra» Vcrstnrme an einem Ende des Zimmers vssenbar besinnungslos, während der Mau» sich unter Schmerze» krümmte: er hatte sich ein »och glühendes Schüreisen drei oder vier Mal in de» Unterleib gestoßen! Nachdem man den Verwundeten in's Bett gelegt batte, sagte er wiederholt: „Ich habe cs wegen des „ . Whiske» gcthan!" und „Ich sterbe. Ich befehle meine» Leib. s' «Ter thicrische Instinkt", meine Seele und meinen Geist Ehrislns!" Nach einigen Stunden Fritz Schnitze i» feinem 3, > starb der Evnire-Admiral, ohne cine Aufklärung der Assgire gege ben zu hcibcn, ES soll ihm kurz vorher eine Erbschgit ciitgcuigcn sein, nns welche er gerechnet hatte. Während des Krimkrieacs leitete Vcrstnrmc unter Lord Napicr die Blokade von Voimiriund, Der pnrnellitiichc Dcvntirte Eox wurde auf Grund eines von der irischen Behörde ansgestellten und von der englische» gegen- gezeichnelcii Verhaftsbeiehies in London verholtet, um später nach Dublin znrückaebracht zu werden, Cox, der sich lange vor der irischen Polizei verborgen hotte, begab sich kürzlich nach England, weil er glaubte, daß der in Irland ausgestellte Verhaslsbcfehl in England kraftlos sei. Irland, Gleich nach seiner Freilassung hielt der irische Agi tator O'Brien ans dem Marktplatz in Tullamore eine leidenschaft liche Rede, worin er erklärte, daß das Vc>brcchengcsctz ihm keinen Schrecken einflöße. Tie Weise, in weicher es gegen politische Gegner gchaudbab! werde, wäre äußerst brutal und gereiche der Negierung zur Schande. Aisdmm trat O'Brien die Reise nach Dublin an. Bei seiner Ankunft daselbst wurde er von dem Stell vertreter des Lordmayors, einer Anzahl irischer Abgeordneten und einer ungeheuer große» Volksmenge mit Sang und Klang cmpsangcn und unter stürmische» Willkoiiunenruien nach seinem Hotel geleitet. Wenn die Empfaugssestlichkeiteii in Dublin erschöpft sind, wird sich der „bestelle Patriot" »ach Cork begeben, wo seiner ähnliche Ova tionen harren. Einige Woche» Gefängnis; scheinen überbau»! nicht abschreckend ans die irische» Homeruler zu wirken. Co wurde Mr, John P, Haydcn, der Redakteur des „Weslmgeth Examincr", wegen einer von ihm seit seiner Enilassiiiig ans dem Gefängnisse gehalte nen ciiisrühcrischc» Rede aut's Nene verhaftet, Riisiland. Ei» Peslcr Blatt „Egpctcries" veröffentlicht fol genden miindcrlichcn Brief des Generals Knnlbars, der sich als rriisifchcr Geiandter in Bulgarien io verhaßt gemacht hatte, au riiien s mizösische» Journalisten: „Mit Freude gedenke ich der T age, die wir in Wie» und Sofia verkbien. Seiidcm hat sich viel geändert, ausgenommen der feste Entschluß meines Landes, nicht die geringste jener Forderungen nuszngcbcn,, welche ich im Jahre 1886 an die Bulgaren gerichtet habe. Möge die Wett Zusammen stürzen, wir werden keine Konzessionen machen." Ter Brief ist aus Pctersburg datirt. Ans Warschau wird gemeldet, der im Januar in Warschau zu- sammengelretene Kricgsrath unter dem Vorsitz des Generals Gnrko soll beschlossen haben, de» Zaren daraus nusmerliam zu machen, daß im Königreiche Polen jetzt von einem Offensivkrieg gar keine Rede sein könne, daß zum Ansbaue des FestiiiigSvicrcckes noch 20 Millionen Rubel nölhig feien und das; die Weiterlegiiiig des zweiten Geleises auf alle» Eifenbahnen, die Rekonstruktion aller Brücke» und der Ausbau neuer Straßen absolut liothiveiidia sei. Auch müssen die Festungen neue Vorwerke mit Panzcrthürnien ans belgischen Fabriken erhalte». Die Verproviaiitirling schließt ch lei cine manaeldattc. Ein Teiensivkrieg sei hingegen möglich, wobei man die Bahnen vernichten und alle Vorräihc verbrennen müsse. Ueberhnupt soll der KriegSrath sehr bedeutende Geldmittel gefordert haben, Türkei. Tie Pforte vervollständigt die Befestigungen Adria- nopcls. Das GrenzkorpS wird ans 60,<XX) Mann gebracht, Bulgarien, Prinz Ferdinand und Prinzessin Cicmenline sind, begleitet von den Minister» Stambuloiv, Natichewilich und Mutkiirofs aus Sofia nach Philippopcl abgercist. Die Abfahrt er folgte mittelst Sondcrzugs unter den Zurufen der am dem Bahn hof aiigelniiimelten Volksmenge. Tie Prinzessin bleibt in Philippopcl, der Fürst wird Jamboli, Bnrgas und Siimno besuchen. Die Ab wesenheit von Sofia dürste drei Woche» dauern. Serbien. Der Minister des Innern hat die Censur sowohl für inländriche als auSiändische Zeitungen aufgehoben. Die Skupschtina ist durch Ukas des Königs aufgelöst worden, die Neuwahlen sind für den 4, März ic. aiiberamnt. Tic Auflösung wurde druck das Verhalten provozirt, welches die dem Russcusrcuudc Nislic ergebene liberale Fraktion der Rca>k>unn negenübcr anzu- nchmcii ichieii, Tie Auflösung wird von der N'ca>eru»aSparlci gün stig amgcnommeii. welche in der nr'gcnwärtigcii Skupschtina schon ' hcicsscii bat und eines vollständincu Wahisic- einc starke Majorität . , aeS. sowie einer gänzlichen Niederlage der Liberale» sicher ist. Die Negierung beabsichtigt inzwischen, die angclündigtcn Gesetzentwürfe vorziibcreiten. Fcnilleto». -s Ei» Liederabcnd von Hcrm'ine Spies bedeutet immec einen seltenen, mit aufrichtiger Freude cntgeaeiigeiioinmeiie» Kunstgenuß: gehör! Hcrminc SpieS doch zu den wenigen Eoiicert- säiincrinneu, die, vermöge ihrer keuschen Kimstleislliiiacii jene» eigenlhümiicheu Reiz und Zauber ausübe», die an die Mhlbe von Oepbcns Alles bezwingender Macht seines Liedes erinnernd, zu gleich rühre» und entzücken, erheben und begeistern, Und mit welch' einfachen Mitteln bewirkt die vortreffliche Künstlerin diese große» und »achhaltiae» Eindrücke! Sie bietet nichts von jenen Kuust- stiickche». jenen Fiocitur-Salio mortali, wie man sic leider ösicr als wümchenwcrth vom Coiicerivvdiiim herab zu hören bekommt »nd bei deren Erlerne» sich schon manches Talent die Stimmbänder radikal gebrochen. Sie bicudet nicht nut endlosen Evucerlnricn, keine» Sechszchiitcl- und Zweiund dreißigstel - Läuieru, keine» Schwindel erregenden Variationen, Rondos brillant oder Gciaiig- walzcrn a la Arditt, Barditi oder Earditi — sie weiß scheinbar von alledem nichts und doch bietet sie nr aller Einfachheit und Natür lichkeit ihres bcwuildcrunaSwürdiacn Liedervorkrages den höchsten Triumph technischer Stimnischuluiig, Gerade in der Keuschheit und Natürlichkeit ihres künstlerische» Sichacbcns liegt das Vcstuckcnvc ihres Wesens und das Außergewöhnliche ihrer künstlerischen Bedcu- Nackdichten des druck, der durch so hohe . . erzielt wird, muß hinreißcu. »ms; packen und einen Grad der , wundcrung Hervorrufen, der als ganz a»s;ergewöh»>ich zu gelte» hat. In solcher Weise wirkte Frl. Hcrmme Spies auch wieder vorgestern. Sie saug ca, ein Dutzend Lieder von Mozart. Schubert, Schu mann. Franz, Bcahms, Löwe, Aizet re, — alles Gelänge, die mehr oder weniger bekannt sink» und nur noch durch Größe und Voll endung des Vortrages zu überrasche» vermöge», Diese Uibennschnug wurde aber eben wieder in einer Weise geboten, die den libcriüllleu Saal zur bediiiauugSlaseu Bewunderung hmns; und Fri, Spies' Bedeutung als Liederiängeriu in einer 'Art keiiiizcichuete. die sie voran den Beste» ihrer jiniistaattung stellt. Völlig ebenbürtig der Eo» certgebcrin erwies sich liniere heimliche PiaiiisiinFrau Mar g arethe S tern, weiche zwilchen de» GeiangSaorlläa.e» r>ne »iil außcrordent sich seinem und vornehmem Gcichiuack arwäßite Anzahl von Elavier- wcrkcn — Rubinstein'S h!«-c>rir-Nvma»zc, Bizel'S Menuett aus „L'Arlcsieme", Spiniierlied aus de», „Fliegenden Holländer", Schumaun's „Arabeske" re. — mit der vit gerühmten sein nusgebildc- teu Tcekiuk, geistreichem Bortrag und seltener Eleganz spielte. Die beiden Künstler-Jiidividiiasiläten paßten in ihrer Schlichtheit. Na türlichkeit und ihrer hoben küustiemchen Bedeutung >v vortrefflich zu einander, daß sie vereint und einzeln mit ihre» Leistungen einen klassisch schöne» Eindruck lsinterließeii. Die Gesänge und Lieder der Eoncertgcberin begleitete Herr Prof, Engen Krantz mit gewohnter Vollendung. Herrmann Starckc. f Tie heutige Vorstellung von ,.Ä icheubröde l" rm Königl. Hoitheatcr (Neustadt) beginnt, wie schon erwähnt, um halb 7 Uhr. ß Das Re s id e u z t l> e a te r giebt heute Nachmittag zu er mäßigten Preisen Nesiroh's Zauberposse „Luiiipacivagabuirdus", Abends gelange», nach den bisherigen großen Erfolgen, selbstredend „Die sieben Schwaben" zur Anssiiliruna. -s Pablo de Saraiate giebt heule sein Cr'ncert (mit Orchester) im Saale des Gewerbehauses. Frau Berthe Marx, die i» diesem Eonccrte bekanntiich milwirken sollte, ist schwer erkrank!: statt ihrer wird Frau Frieda Höck-Lechncr. Eonccrtsängerin aus Karlsruhe. Lieder von Haydn, Schumann, Lassen, Götz und Lachncr zum Vortrag bringen, -s Tic Kgl. A bg » s; sa m m lung stellt gegenwärtig im Ober- lichlsaal der antiken Abtheilimg nachslehendc neue Erwerbungen nns: Kops des elensiiiische» Enbnlens, geiniiden 1885 zu Eiensis und aiS ein Originalwerk des Praxiteles erkannt von Prof. Benndorf in Wien. Photographie eines neuerdings ans der Akropolis zu Athen aiisgcgravenen Apollokopfes. Broncestatue einer Bacchantin von Friedrich Helbig: Pisthia, GypsniodeU von demselben, in Ncarmor nnSgesührk sür ein Grabdenlnial zu New-Bork. Photagraphie nach ciium Tlivnmadell eines sinnenden Mädchens sür cm Grabmal, von August St, Gciudcns in Ncw-Aort: Photographien nach Werken sraiuösischcr Bildhauer: Dubais, Eharitv und Courage misiiaire vom Grabmal des Generals Lamoricwre: Nrcrciö, Gloria victis: Ehapii, Jeanne d'Arc: Jdrac, Salammbli; Hondon: Pvrträtbüslen s Der Eiaviervortragsabend von Fri, Eiolilde rkleeberg iil für Freitag den 10. Februar im Saale des Hotel de Taxe an- gesetzt worden, war der Gegenstand, den Prof, reichbcsnchlen und überaus beiiälsig änsnenvnimenkn Vorträge am vorgestrige» Abende für seine ebenso geistvollen wie anziehenden Untersuchungen gewählt Halle, Wahrend man früher allgemein die Anschauung hatte, daß der Instinkt der Thiere cm nnhewußier, »»fehlbarer und unveränderlicher Antrieb sür alle Handlungen derselben sei, hohen neuere Beobachtungen nnzweiielhast daraelcgt, daß dem nicht so sei, das; die Tlnerc viel mehr oft mit bewußtcr Ucbcrlegung ihre Lebensweise, ihre Nah rung, die Bauart ihrer Wohnungen n. s. w„ ;c nach Bedürfnis; ab ändern und neuen Verhältnissen cmpassen, daß viele Thätigkeilen der Thiere nicht angeborene Fertigkeiten sind, sondern von den Thiereltem erst den Nachkommen angelernt werden. Solche und vieic andere Beobachtungen und Schlüsse führten zu der Annahme, daß daS. waS wir heute Instinkt der Thiere nennen, uriprüngirch einmal zweckmäßiges, bewußtes Handeln gewesen ist, daß solches Handel» aber — wie dies ja beim Menschen, z. B, bei den mecha- nüchcn Thäligkeiten des Ankleidens, des Schreibens und Lesens, des ElavierivieieiiS u. s. w. auch zu beobachten ist — durch die Ge wohnheit und Uebnng allmählich zu einem iiiihewußlen geworden ist. Selbst die wunderbarsten und vollkommensten HaudUmgen der Thiere (wie die kunstvollen und zweckmäßigen Wohnungsbanten vieler unter ihnen) lasse» sich auf diese Weise erkläre», wenn man nur den Umstand bedenkt, daß durch die Vererbung soichcr Gewohn heiten von Gciicratioii auf Generation sich dieselben wesentlich vervoll kommnen mußten. So sind z. B, die Nachkommen dreisiricr Hunde für Dressur sehr cmvsänglich: Schäferbulide crcrben von ihren Vor fahren die diesen erst mühsam angelernte Gewohnheit, die Heerde zu bewachen n, s, w. — Wenn somit der Instinkt inchiS anderes als die Lumme der vererbten und aiicrzoaciicii Gewohnheiten ist, so ist es keine Frage, daß anch dem Menschen in diesem Sinne ein gewisser Instinkt ziizuivrechen ist. Ja, es ist sogar unicr allem, „was wir ererbt von unserii Vätern", gerade diese uns angeborene, instinkt- arlige Disposition unseres Geistes n»o Nervensystems (die uns iiiibewnßt in der bereits hochentwickelten Art unserer Voreltern denken, emvsinden lind handeln lehrt) die wichtigste und gewaltigste Erb ick a st; denn ohne dieselbe wäre eine aus den Errnngciiscbaften unserer Vorfahren fußende Wcitcrcntwickelniig mcmchlicher Kultur ganz unmöglich. — Nächsten Montag: „Das Seelenleben der Pflanzen". —ät. v Wie bereits mikgetheilt, wird Ende April in Berlin unter dem Protektorat Ihrer Königl, Hoheit der Prinzcisin Wilhelm v, Preußen ein Bazar zum Besten der Pcnsionsanstalt der Ge nossenschaft D e u t s ch er B ü h n cn a n g c h v r i g er beranstaltet und mit einer öffentlichen Ausspielung von Gewinn-Gegenständen verbunden werden. Ein Patronat von Damen der ersten Gesell schaftskreise der dentichcn Neichshauptsladt soll dem Bazar vor- stche» und die Bethciligung der Mitglieder aller dcuticher Bühnen im Jnlande und Auslände drmielben cine größere Ausdehnung geben. Die Pensionsanslalt hat gegenwärtig eure gefahrvolle Zeit dnrchziimachcn und muß durch doppelte Anstrengung ihre anßer- oroeiitlichen Einnahmen zu erhöhen suchen, die leider in den letzten Jahren bedeutend »achaelasse» haben. Durch den Umstund, daß bei der Gründung der PensivirSanstalt den äOiährigen Buhnenmit- glikdcrn gestattet wurde, in dieselbe emzutreten, und die nun, nach lljährigem Bestehen der Anstalt, meist invalid sind, zählt die Pen- siviisanstalt gegenwärtig 600 Pensionäre — alio über 20 Proz, ihres MitgliedersatzcS, In Folge dessen mußten in diesem Jahre die bisher gezahlten Pensionen eine Reduktion erleiden. Durch die Einnahme» des „BazarS" hofft man, künftig de» Reduktionen Vorbeugen zu können. In Wien, Berlin und iinicrcr Schwcster- stadt Leipzig regt sich das Interesse für de» Bazar ganz außer- oidentsich, und die Spenden gehen zahlreich ein — nur Dresden hält sich bis jetzt thciinahmslos! Hoffentlich bewährt sich nun aber auch bald der anerkannte Wohlthätigkeitssinn der Dresdner und führ! deni Bazar namhafte Geschenke zu. Etwaige Spende» für den „Bazar" nimmt das Bazar-Eomiwe in Berlin 8U'„ Char- Ikiiwnsiias!? «5, cm - ancli lölninliaiiillielcr Klerr Earl Vorth bat sich lvttenstmße 85, an: auch Hoffchauipicler Herr Carl Ports) hat zur Annahme solcher bereit erklärt. 7 Das Münch euer Ensemble führte vergangenen Sonnabend im Leipziger Carola-Theater mit großem Erfolge „Hans im Glück", Volksstück von M. Grube nud Koppcl-Ell- feld, aitt. e In der Königl, Akademie der bildende» Künste zu München ind säinmlliche Schulen so überftilit, daß im kommenden Sommcr- semcstcr leine neuen Schüler ausgenommen werden. 7 In Paris starb der französische Lnsvpieidichter Eugene Liibi ch e. Sei» Name ist mich in Tcntichland wohl bekannt. Seine Lustspiele wurden oft »iil außerordentlichem Erfolge gegeben. Er ist rni geborener Paoser nnd erreichte ein Alter von 73 Jahren Sein erstes Strick im Jahre 1837 war „Ur envotto il'oarr", aber erst seine zweite Posse .chlmwwnr cio Oir-iin" brachte ihm einen durchschlagenden Eifolg. Vierzig Jahre hindurch hat er seitdem sür die Pariser Buhne gearbeftet. Sein Humor wm nie verletzend, mit sicherer Bühnentechnik verhand er große Schiag'cr»gkeit des Dialogs. Der iraiizosischen Akademie gehörte er seit 18)0 an. * Ein Gü tcrzng. Eine Engländer,» in reiferem Lebensalter trat jüngst, wie erzählt wird, an den BiUesichaltcr eines deutsche» Balmhoies nnd widert ei» Pillel zu dem bereitstehcndcn Güierzng, Ter Beamte eisüllle »ach vielem Parlamentne» kopslchnticiud den Wunsch der Dame, Diese fährt einige Stationen inft, dann not sie bei einer Haliestcllc den Eondullcur herbei und sagt ärgerlich: „Das nennen Sic Gnterzng? Das nenne ich Humvug! Dieser Zug sei nix guter, als die anderen." - Anch ein Maßsiab. „Für wie alt hältst Du Fräulein Amalie, um die ich nach Deinem Wunsch freien ioll 's" — .Nun zwischen 80 und IM,000 GniLen alt".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)