Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 10.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192209101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-10
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.09.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
41a Dresoner Slachrtchlen /, Nr. 41S Svunla«. ,«. September t«2 Breite 2 gnngen der notleidende» einheimischen Bevölkerung liegen so aus der Hand und greisen so tief io die wirtschaftliche Lebens haltung jedes einzelnen unter der Geldentwertung seufzen- den Deutschen ein, daß auch die psychologische Einstellung der Einheimischen dazu nicht unberücksichtigt bleiben darf. Wen« der Deutsche tagaus taget« sehen muß, wie ans der Eisen» bahn, in Hotels und Restaurationen uub aus der Straße vielfach Ausländer sich als die Herren gebärde«, deren kost, bare Gewänder dein bescheidenen, in abgetragenem Anzng mit reichlich geflickter Leibwäsche sich herumdrückenden Deutschen seine eigene klägliche Lage um so drückender er- scheinen lassen, und die noch dazu ostmal» jeder Bildung und feinerer ilmgangSformen ermangeln, dann ist e» wohl be greiflich, das, in den einheimischen Sorgenkindern sehr bittere Empfindungen emporstetgen, die sich tu der Forde rung nach Ergreifung irgendwelcher Maßnahmen gegen da» Ueberwuchern des Deutschland auSoerkaufeicden Fremden andrangeS vereinigen. Die Berechtigung einer solchen Forderung Ist so nn bestreitbar, daß selbst der Syndikus des Verbandes der Hotelbesihervereine Deutschlands Dr. Knvpmann in der „Köln. Ztg " in einem Artikel, der im übrigen die besonderen Interessen des Hotelgewerbe» zu wahren sucht, unumwunden zugibt, e» müsse grundsätzlich durchaus anerkannt werden, das, der palutastarkc Ausländer nicht mitten ln der deutschen Not sozusagen umsonst in Deutschland leben dürfe: kein AuS länder habe einen Anspruch darauf, auS unserer durch un erhörte Zwangsmittel geschaffenen Lage auch seinerseits noch Vorteile zu ziehen und auf gleichem Fuße behandelt zu werden wie der kaufschwache Inländer, und cS sei daher dringend wünschenswert, daß dem Ausländer höhere Preise berechnet werden, die gute Gewinne gewährleisten, auch einer späteren weiteren Entwertung der Mark Rechnung tragen und bremsend auf die allgemeine Lebenshaltung des Aus- länderS in Deutschland wirken. ES fragt sich, was außer dem noch geschehen kann. Man hat eS mit einer hohen Fremdensteuer versucht, aber da hat unS die Entente prompt den Versailler Vertrag unter die Nase gehalten, der eine Sonderbcskcuerung ihrer Staatsangehörigen verbietet. Dann bliebe immerhin noch die Möglichkeit offen, wenigstens die Angehörigen der anderen valutastarkcn Staaten, die nicht zu den ..alliierten und assoziierten Mächten" zählen, mit einer solchen Steuer zu belegen. Der Hauptnachdruck aber wird aus eine strenge polizeiliche Kontrolle des Ausländer zustroms gelegt werden müssen, wenn die Ueberschwemmung durch valutasiarke Fremde und die Entblößung des inneren Marktes von den für die Einheimischen notwendigsten Waren wirksam verhindert werden soll. Die nach dieser Richtung getroffenen Anordnungen haben bereits in kurzer Zeit so merkliche Abhilfe gezeitigt, daß nur ihre verspätete Inkraftsetzung zu bedauern bleibt, da sie bei rechtzeitigem Erlaß noch viel durchgreifendere Erfolge erzielt hätten. In Sachsen, wo die Arbeiter durch Sr>errung der tschecho slowakischen Grenze zu einer drastischen, aber äußerst zweck mäßigen Selbsthilfe gegriffen haben, sind allein in den wenigen Tagen vom 2b. August bis zum 1. September wegen unerlaubter Grenzübcrschreitung, verbotswidriger Waren ausfuhr und Umgehung der Ausländer - Meldevor- schriflen 118 Ausländer durch die Vahnhofskontrollc unge halten, zur Strafverfolgung angezcigt und zum Teil ver haftet worden. Auch wird jetzt an zuständiger Stelle in Dresden streng darauf gehalten, daß die Genehmigung zur Einreise und zum Aufenthalt für Ausländer nur in solchen Fällen erteilt wird, tu denen zwingende Gründe vorliegen. Dabei wird die Glaubhaftigkeit der vorgcbrachten Angaben einer scharfen Prüfung unterzogen. Aehnlich geht man in anderen deutschen Ländern vor. So ist in Hellen, wo die Ausländer die mittleren und kleinen Städte überschwemmen, nachdem sic in den Großstädten nicht mehr aus ihre Rechnung kommen, eine Verfügung erlaßen worden, die sich gegen die Vergrößerung der Wohnungsnot durch die Ausländer richtet und bestimmt, daß unbedingt die Ansprüche Einheimischer zuerst zu befriedigen und Fremde nötigenfalls zwangsweise auS den von ihnen vorschriftswidrig benutzten Wohnräumen zu entfernen sind. Alles das wirb wesentlich zur Beruhigung der einheimischen Bevölkerung beitragen, da diese ans dem behördlichen Vorgehen erkennen muß, daß sie nickst mehr schutzlos dem Zustrom valutastarker Ausländer preisgegeben ist, sondern daß die aus der wirtschaftlichen Notlage Deutsch lands für die Eindämmung der Fremdcnflut sich ergeben den Folgerungen, soweit es praktisch angängig ist, von den veraiuwonlichen Stellen gezogen werden. Für die Behänd- Der Kamps «egen da« Deutschtum in der Tschecho slowakei. »Lo-EEresor«". — <risenbahnverstaaIItch»«D. — Die Wtrlschasl»krts«. tvon unsere« »k-MitarstaUar.» Di« Prager Regierung sorgt unmrterirvche» dafür, daß die Bewohner de» ZwaugZttaaleS, vornehmlich aber die »X Millionen Deutsche immer wieder vor neue», schwer» wiegende» Ereignissen stehen, die trvtz der Flllle teS Sr» schelten» auf der Weltenbühnr aeiguet sind, dt« Aufmerksamkeit von den für ganz Zentraleuropa so lebenswichtigen Ent scheidungen abzulenken. Menu man behauptet, daß die ganze Welt beute «in Narrenhau» ist. so können wir von u»S sagen, daß wir in der Abteilung der Gchwerbelastetrn unteracbracht sind, die unter der für Irrenhäuser fast sprichwörtliche» Be» Handlung in härtestem Maße zu leiden naben. ES gibt eine große Anzahl von Schlagcvorten in der Politik der Deutschen, eines der inhaltsreichsten aber ist das von der „Bodenreform", mit der von letten der tschechischen Hcrrcunativn nun ernst gemacht wird. Jeden Tag lausen Meldungen ein von Kündigungen der Bewirtschaftung und Ucbernahme in staatliche Verwaltung, jeden Tag geht auf diese Art de» Raubrittertums ein neue» Stück unserer Heimat in rein tschechische Hände über und täglich gesellen sich zu den infolge der Enteignung brotlos werdenden deut schen Forstbeamten und Waldarbeitern Hunderte, denen da» gleiche LoS tu Kürze bcvorsteht. Ohne jede» Denken, nur beherrscht von dem Streben nach raschester Tschechtsierung. gebt die Prager Regierung daran, unsere hochwertige Land wirtschaft durch die UeLergabe an zum größten Teil un- geschulte Pächter oder aber durch die Selbstverwaltung in Grund und Boden zu wirtschaften und langsam aber sicher russische Zustände herbeizufübren. Nicht lauge mehr, und wir Deutschen der Tschecho-Slowakei werde« von nnserc« Brüdern in den Nachbarreicheu vollständig abgeschuürt sein, denn die Absicht der Negierung ist e». vornehmlich auch alle G r e n z w a l d u n g c n zu beschlagnahmen und zu „verstaat lichen". um tschechische Legionäre ctnzustellen. denen der Dank abgetragen werden muß für ihre Hilfe während de» Weltkrieges, durch die cs den Feinden möglich war. die Zentralmächte zu besiegen, das alte Oesterreich zu zerfetzen und die Tschecho-Slowakei au» dem Boden zu stampfe». Von den Legionären glaubt man auch, daß sie dem Staate treue Bürger sein und die Republik schützen werden, wa» von den Deutschen nicht angenommen wird. Hand in Hand mit der Bodenreform geht die ^ Verstaatlichung der letzten deutsche« Eisenbahn. der Aussig-Teplttzer, die durch rein deutsche» Gebiet geht und der Prager Regierung ein hochwillkommener Bissen ge wesen ist. Daß auch hier im Lause der Zeit alle deutschen Beamten und Bediensteten tschechischen Nachfolgern werden weichen Müllen, bedarf keiner Bekräftigung, denn e» gilt, alle» Deutsche In der tschccho-slowakischen Republik hlnweg- zusegen und auf diese Art dem Auslände das Bild in Wirk lichkeit erstehen zu lallen. baS den Ententemächten tn Pari» vorgciäuscht worden ist. da» Bild vom Nationalstaat. Allgemeine» Wehklage« herrscht innerhalb der weiß- roten Krcuzvsähle über die scharfen Selbftschntzmaßnahmen. die vom Deutschen Reiche gegen die Balntaschlebcr, Balntaesser und Balutatriukcr getroffen worden sind. Nur «ifere Handel», und lSewerbetealdoch«« kittlo» «t» leise» Hessen, »a dem Schmuggel, wenn auch nicht «««z ^ dech ziemlich krästig Einhalt geboten »erde» iE. Vom völkische« Standpunkt au» haben wir stet» mit schele» Augen anf die üdersüllte» Züge geieheu. die die Grenze oaliierte», um Deutschland» Not «eidlich «uSzunLHeu. und dir» um so mehr, al» hier Falle bekannt geworden find von unwürdigem Benehme» einzelne, dieser Koiiinkturfahrer die kaum geeignet sein mögen, da» BruderverbältniS unter den Deutsche» »u beben. Dir Grenzsperre hat auch noch eine ander« gute Sette, ntstnlich die. daß nun untere an der Grenze gelegenen retn deutschcn Ausflugsorte wieder ans- gesucht werden dürsten, bte unter der Massenwanberung nach Deutschland» herrlichen Gauen viel zu letden barten und in Gefahr schwebten, im Existenzkampf unter- und io tschechische Hände Überzugrhen. Mit dem Steigen der Tschcchenkrone ist ein« Wirtschafts krise über die tschecho-slowakische Industrie herringebrochen. wie stc größer noch nicht dageweseu ist. Trotz aller War nungen hat die Negierung nicht» unternommen, der Kronen» spekulation im AuSlmrde ein Ende zu bereiten, sa die Ne gierung selbst mar e». die die Krone in Zürich künstlich in die Höhe getrieben bat. wofür eine recht nette Summe Gelde» ausaegeven worben ist. Kommen noch bte sonstig,» Gchachzüge der Regierung dazu, wie da sind Nichteinlösung der Kriegsanleihe. Erschwerung de» Jmvortr» für Roh- stoffe und de» Exporte» für Fertigwaren, wahnsinnige Steuerüberlastung und alle anderen Fehler, die aemacht worben sind, ganz abgesehen davon, baß di« Tschecho- Slowakei 80 Prozent der zumeist in deutschen Händen be findlichen Industrie übernommen hat. ohne baß sie in der Lage war. da» alte große Absatzgebiet zu erhalte«, vt» jetzt beträgt die Zahl bar Arbeitslose« gegen «X> 000. doch nimmt die Krise täglich stärkere Formen an, ohne bag die Regierung ernstlich darangebt, irgendwelche Vor kehrungen zu treffen. ES zeigt sich auch hier der Dilettantis mus wie auf vielen anderen Gebieten. Da» Gcsvräch der letzten Tage bildeten einige recht nette KorupttonSassären. So wirb in der tschechischen Prelle ge- sagt, daß der Staat da» bekannte Rabtumbab JoachimStal um den Prei» von 14 Millionen Kronen gekauft hat. der ehemalige Besitzer aber nur 12 Millionen Kronen er- halte» haben soll, woraus heroorgeht, baß 2 Millionen irgendwo verschwunden sein Müllen. Auch liest man tn de» Blättern von einem MilllonenkonkurS einer Firma, der bte Negierung ohne tede Sicherstellung 1k Millionen Kredit eingeränmt hat. die nun selbstredend verloren sind. Demen tiert wird die Nachricht, daß sich zur Vergebung von vahn- hofSrestaurationen. die den deutschen Inhabern weggenom- wen wurden, um in tschechische Hände überzugrlien, ei» Konsortium gebildet haben soll, da» für ziemlich groß« Schmiergelder den nötigen Einfluß geltend machte und hie Konzessionen vermittelte. Man kommt hier au» dem Staunen nicht heran». wirischaftsminister Schmidt von der Teuerung und der Geld entwertung gesagt Hai: „Es geh! nicht an, daß man den Dingen einfach ihren Lauf läßt, sondern die Negierung muß tun. was sie kann, um dem Uebel zu steuern". Auf dem „was sie kann" liegt hier der Nachdruck. Damit scheiden zu weit gehende Forderungen, die sich nicht mit der politi schen und wirtschaftlichen Vernunft vertragen, von vorn herein ans der Erörterung auS. Und als leitender Gesichts punkt sei nochmals betont: Das deutsche Volk ist nicht fremdensei üblich gesinnt, sondern es will sich lediglich gegen seine rücksichtslose Auspoivcrung durch einen übermäßigen und die deutsche Notlage skrupellos auS- LeutenLen Frcmdenzustroin schützen. Das Stlnnesabwmmen und die Sachtteferungen. Kommlniislisch-sozialislische Tumullszenen in München. tDon unserem Londerberichterstatier.s München, 9. September. Ti: MehrheitSsozialtsten hatten für gestern abend vier Massenversammlungen gegen Teuerung und Volksnot einberuse», wobei eS in drei Ver sammlungen zwischen Kommunisten uud Mehrheilssozialisten zu tumutuarischen Szenen kam. In einer dieser Versamm lungen sprach der mehrlieitssozia'istische Vizepräsident des Landtages und frühere Minister dcS Innern Auer, der sich zu unerhörten Behauptungen vcrstieg. Er crkläric auch, daß Infolge des Kampfes Bayerns um seine Selb ständigkeit der Dollar ans 2199 hinausgeschncllt sei. daß die Münchner Hindcuburgscier zur Verteuerung der Lebens mittel bcigetragen habe und daß Ttinncö durch sein Ab kommen zu einer furchtbaren Gcsahr für die deutsche Nation werde. s!> In drei Versammlungen verlangten die Kommunisten eine Aussprache. Als diese nicht zugestanden wurde, erhoben sic einen fürchterlichen Lärm. Im Münchener Kindlkeller stürmten die Kommu nisten die Tribüne, worauf dann die MchrhcitSsozialisten geschlossen den Saal verließen. Die Kommunisten hielten dann aus eigne Faust gegen die Mehrhcitssozialisten und ihre Ausführungen Versammlungen ab. Das Ergebnis der vier mehrheitssozialistischcn Vcriammlungcn war eine Entschließung mit Forderungen, die mau laugst auS der vichrheitssozialistischen Presse kennt. Kampf mit Felddieben. Berlin, 8. Sept. Nach einer Meldung des „Berliner Tagcbl." aus Halle rückt« eine Bande von Plünde rern aus Be neken stein am Harz aus einen Baucrn- acker tu Notchüttc, um die Kartoffel» vom Felde zu stehlen. Zwischen den alarmierten Einwohnern deS Dorfes und den Plünderern kam es zu einem regelrechten Fenergesecht, in dem die Dorfbewohner schließlich Sieger blieben. Ein Teil der Bande wurde verhaftet. In Osterwieck er eignete sich ei» ähnlicher Fall- Dort versuchte eine Plün dererbaud« am Hellen Tage eine Viehherde zn stehlen. Friedenspreis plus Gel-enlwerlungsaufschlag. lBon unserem Sonder ber ichterßatter.j München, 9. September. In München hat bereits eine Reihe von ersten Geschäften die Waren nach dem Frie denspreise zu notieren begonnen» um bann diese entsprechend der Geldentwertung und der gesunkenen Mark sestzuseüen. Man muh dieses Gebühren aus öaS schärfste verurteilen. Hoffentlich werden die zuständigen Stellen sofort einschreiten. Kernen Pfennig Prlva!gewinn für Skinncs Di« Ausschuß-Aussprache über das StluneS-Abkommen. Berti«, 9. Sept. Uebcr die Aussprache, bte tn der gestrigen vertraulichen Sitzung dcS Auswärtigen Ausschusses über den Vertrag Stinnes-Lubersac stattgefundeu hat, be richtet die Tel.-Union folgende Einzelheiten: Nachdem der Abgeordnete Helsferich die Angriffe deS Abgeordneten Rosen- fcld lll. S. P.i gegen daS Stinnes-Abkommen zurückgewiesen hatte, ergriff der Abgeordnete Stinnes zur Erläuterung dieses Vertrages selbst daS Wort und führte u. a. aus, doß man sranzüsislherscitS mehrfach an ihn herang-treten sei, ein derartige» Abkommen zu schließen. Bezüglich der gegen diesen Vertrag erhobcucn Einwände wies er aus daS Ver traue» hin, das die französische Wirtschaft ohne Zweifel zur deutschen Wirtschaft habe, uud das iu der Zuverlässig keit und Loyalität der deutschen Privatwirtschaft begründet sei. Hinsichtlich des viclbcfehdetrn sechsprozcutigeu Aus schlags, der vou vornherein von der französischen Regie rung Lubersac zngebilligt worden war uud deshalb in gleicher Höhe aus der deutsche» Seite des Vertrages er scheinen mußte, erklärte Stinnes, baß sowohl Lubersac wie er sich vertraglich verpflichtet hätte«, aus dem ganzen Abkommen keinen Pfennig Gewinn für sich selbst zu erziele» Das Stinnes- und das Rakhevae Abkomme». Essen, 9. Sept. In der „Deutschen BergwerkSzeitung" wird über den StinneS-Veitrag u. a. geschrieben: Die deutsche sozialistische Presse glaubt gegen daS Abkommen Sturm laufen zu müssen. Sie wirft Stinne» vor, daß er Nnthenau bekämpft habe, selbst aber In den Spuren Rathe- naus mandle. Dabei wird ein wichtiger Unterschied über sehen. Die Pläne NathenauS erschöpften sich im wesent lichen im Aufbau einer riesigen Organisation, deren Nütz lichkeit mit Recht bezweifelt wurde. Stinnes dagegen stellt die Wiederausbauangelegenhcit auf eine nüchterne kauf männische Basis und führt sie durch Begrenzung auf die nächsten Möglichkeiten einer schnellen Verwirklichung zu: er verliert sich nicht in der Konstruktion eines mehr ober weniger fragwürdigen Systems, sondern greift beherzt tn den Mittelpunkt ber Sache. Darum hat er auch den Erfolg auf seiner Seite. Rathenau war ein phantasiebcgabter Dichter im wirtschaftlichen Sinne, StinneS ist der viel rechnende und entichlutzkrästlge Geschäftsmann. Je größer und bedeutungsvoller diese Unternehmungen sind, ein desto wichtigeres Glied der Volkswirtschaft stellen sie dar. Bon dem Wohl ber Unternehmungen hängt daS Wohl der Arbeitermassen ab Weshalb also diese Angriffe gegen be rechtigte und nützliche Verträge der Unternehmungen? Die innere Kraft der deutschen Unternehmungen ist durch die Scheinkvnjunktur der letzten Jahre so geschwächt worben, daß man jede Stärkung nur wünschen kann, zumal unter dem Gesicksispunkie ausreichender Beschäftigung und Ent lohnung der Arbeitnehmer auch tn Zukunft. Die deutschen Arbeiter und die Sach- tieferungLl, für Frankreich. lEtgner Dratztbericht der „Dreddn. Nachrichten".! Paris, 9- Sept. Die Frage ber SachUcfcrunaen scheint nunmehr nach dem Abschluß des Abkommens Lubersac- Stinncs auch in anderer Beziehung in eine neue Periode treten zu wollen. Die bereits seit mehreren Monate» vor liegenden Nugcboie der deutschen Arbeiteredewcrk» schäften zu tätiger Teilnahme am Wiederausbau der zer störten Gebiete treten nunmehr in den Abschnitt der Ver wirklichung. Das Aktionskomitee für die befreiten Gebiete wird am Montag zu einer Sitzung ln Paris zusammen« treten, um die Vorschläge der deutschen Arbeiterschaft z» prüfen. Bezeichnend für den Umschwung tn der französi schen öffentlichen Meinung hinsichtlich der Teilnahme Deutschland» am Wiederansbau der zerstörten G-^ete ist der Kommentar, mit dem der „Petit Parlsien" diese Tatsache begleitet. Das Blatt stellt fest, daß bas Projekt der deutschen Arbeitergewerkschasten zu Beginn in einem großen Teil der französischen öffentlichen Meinung einem tsefgreisen- den Widerstand begegnete, der zum großen Teil aus Gefühlsaründen beruhte. TS sei iedoch von nun an gestaltet, sich deutscher Abkommen dieser Art zu sre»-- ohne daß man deshalb als schlechter Franzose angesehen würbe. TaS Blatt macht darauf aufmerksam, baß e« unrecht wäre, wenn die deutsche Großindustrie Gelegenheit hätte, derartige Abkommen mit französischen Abnehmern zu treffen. Hugo Stinne» wird persönlich einen bedeutenden moralischen Nutzen auS seinem Abkommen ziehen, s?) Di: deutsche« Arbeitergewerkschasten seien scdoch die fetze» Stützen der republikanischen Partei in Deutschland. Es sei notwendig, baß man nicht nur de« Imperialisten und Alldeutschen di« Verdienste an einer Operation lasse, die sicherlich dem wirtschaftlichen Wieder- aufbau uud dem Schicksal der arbeitenden Klasse dienlich set» werde. Um den Relchsbelkiebsrälekongretz. Die Berliner Betriebsräte gegen den Allgemeine» Deutsche» Gewerkschastsbund. Berlin, 9. September. Eine Versammlung ber Be triebsräte von Groß-Berlin bei der wett über 6000 Be triebsräte, darunter auS Halle, Merseburg, BreSlau und Rheinland-Westfalen anwesend waren, nahm eine Entschlie ßung an, durch einen Ausschuß der deutschen Betriebsräte einen NctchsbetriebSrätekongreb einzubcrnsen. der spätestens am Sonntag den 22. Oktober in Berlin zusammenzutreten hat, um den Kamps um die Kontrolle der Produktion al» einzige» Mittel gegen die Verelendung de» Proletariats cinzuleiten. Der Ausschuß wird mit allen Vorbereitungen beauftragt. Obwohl der Vorstand de» Allgemeinen Deutschen G c w e r ksch a f t» b u n- de» dem FünfzehnerauSschuß der Berliner Betriebsräte erklärt hatte, keinen ReichsbetricbSrätekon- greß einberufen zu wollen, beauftragte die Vollversamm lung den zu bildenden Ausschuß, vom Vorstände de» All gemeinen Deutschen GewerkschaftSbundcS eine Antwort mit Frist von fünf Tagen zu verlangen. Lehne der Allgemeine Deutsche Gewerkschastsbund die Einberufung b>» zum 22. Oktober ab, so solle der Neichsausschuß sofort eine Wahl- ordnung und die Tagesordnung dcS Kongresses bekannt- geben und bte Einberufung vollziehe». sW.T.V.i Bevorstehende Schliehung -er Berliner Lichtspieltheater. Berlin. 8. Sevt. Nachdem alle Bemüh«-«-», Le» Magistrat zur Herabsetzung ber katastrophale» Luft» barkeitsfteoer, die Erhöhungen bis zu SS Prozent »orsleht, zu veranlassen, gescheitert sind, habe« der Berel« der Lichtspieltheaterbefitzer und der Schutzverbaud Deutscher Filmtheater heute beschlossen, ihre sämtliche» Be triebe am SL d. M zu schließen. Allen Angestellte« wird zu diesem Termin gekündigt werden. Durch die Schließung der Kinotheater würden der Stabt Berlin täg lich Itt Mill. Mk. Lustbarkeitssteuer entgehe» und anßerdem 6999 Augestcllte der ErwerbSlosensllrsorge zur Last fall«»». Der »Reberschuh" der Reichseisenbahn. Berlin. 8. Sept. Der Organisationsausschuß im NcichSvcrkehrsministerium trat heute wieder zu einer Sitzung zusammen- Ein Vertreter de» Ministeriums versuchte den Nachmo!» zu erbringen, daß die Verwaltung der RelchSelsenbahn durchaus haushälterisch verfahre und wie» auf den im letzten Viertelsahr erzielten Hebers chuß von mehr als 2 Milliarden hin. Bo» gewerkschaftlicher Seite wurde dagegen geltend ge- macht, daß dieser Ueberschuß durch künstliche Zurück haltung notwendiger Matcrialkäufe sich er geben habe, für deren Nachholung man letzt den ö- bis lstfachen Preis zahlen müsse. BerwaltungSseltlg wurde darauf erwidert, baß Materialkäuse In dem Ausmaße, daß daraus der Ueberschuß verschlungen worden wäre, im Vor anschlag und im BeschaffungSplan nicht vorgesehen seien. Zerstörung elnes Kaiserdenkmals bei Lalle. Halle,«. Sept. In der vergangenen Nacht wurde daS in die Felsen am User der Saal« am Giebichenftel« bei Halle eingehanene Saiser-Friedrich-Denkmal dnrch «m> bekannte Täter vollständig zerstört. Der Kaiser zum Tobe Dyranders. Berlin. 9. Sept. Der Kaiser hat anläßlich de» Heim gange» v. v. Dryander» dem Dohne de» Verstorbene« folgende» Telegramm zugehcn lassen: Tief erschüttert von der Nachricht vom Tode Ihres von mir so hochgeschätzten Vaters spreche ick Ihnen und den anderen Angehörigen meine wärmste Anteilnahme aus. Meine» ganzen Leben» Erinnerungen sind mit ber edlen Persönlichkeit mrtne» treuen Freundes, Berater» und Seelsorger» uuanSlöschltch verknüpft.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)