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Dresdner Nachrichten : 14.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191506143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19150614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19150614
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-14
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.06.1915
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Sriestaften. 4S » »L Ls K- — Zs -- L» - «v « 8 sr V »» s *** Sin alter Dresdner. „Mir soll mal einer komme» und behaupten, dei unserer Straßenbahn klappte etwas nicht. Wer sich vom Gegenteil übcrzruacn will, der mag nur mal vom Stübelplav ans durch die Eanaletto- »rraße oder umgekehrt fahren, und er wird finden, das, bei dem unheimlichen Schwanken der Wagen aus dieser Strecke alle» klappt. waS nicht ntct- und nagelfest ist. Da klappen die schön umrahmten, im Wagen frei aufgchängten Tafeln mit der Aufschrift „Blasewiv-Zchlachthos" »sw. gegen die hinter ihnen angebrachten Puffer, daß eS nur so knallt; Sa klappen die Holzbirnen an den Nollvorhänge» kräftig gegen die Fensterscheiben, da klappt da» Blechschild am Zeitungshalte, in ununterbrochener Pendelbewegung gegen die Wagcnwand, da klappt die Zahlklappe in der Türscheibe herunter, da fahre» die Doppefschiebctüren wie ei» uneinig gewordene» Ehepaar geräuschvoll ausctnan- scr - kurz. es ist ein wahrer Hochgenuß für iedcn, der sich über nicht» so sehr freut, als wenn alles klappt und lrächt. Gehörst auch Du zu den Leuten. lieber Lchnörkc?" - Das gerade nicht, aber die mir sehr wohl bekannte Kiappcici in den Straßenbahnwagen stört mich auch nicht sonderlich, da ich zum Glück noch über ziemlich Wider stands vzw. anpassungsfähige Nerven verfuge. Was mich dafür aber um io mehr stört, das ist die Art, wie ein Teil unserer jetzigen Ltrahenbaimsahrcr die Kontakt- und Brcmslurbel handhabt. Kaum ist inan ausgestanden, uv, an einer Haltestelle den bereits langsam fahrenden Wage» zu verlassen, da fällt eS einem solchen wahrer ein, plötzlich wieder Strom z» geben, so das, man rückwärts taumelt und nur mit Müh' und Not auf den Beine» bleibt. Im nächsten Augenblick wird wieder die elektrische Bremskurbel in Tätigkeit gesetzt, so das, der Wagen mit einem Ruck steht, und die Holge ist. das, man mit aller Wucht nach vorn ge schleudert wird. Das ist allerdings sür ältere Leute und für die Berwundctc», die jetzt dir Straßenbahn benntzcii, ein geradezu gemeingefährliches Gebaren. Die Schaffner find selbst außer sich über diese wahrer, wie ich erst dieser Tage an der Haltestelle am Altmarkt in drastischer Weise zu bören Gelegenheit hatte. Wenn das io weiter aehtj wird man bald ans Schritt und Tritt Leuten begegnen! die sich in der Straßenbahn körperliche Schäden geholt haben. Ich selbst bin am Dienstag voriger Woche an der Dürrr- irraßc gerade noch mit drei verstauchten Fingern, von denen sich der eine durch Geschwulst allerdings zu einer kleinen Samengurkc entwickelte, davongctommen. Der Straßen- bahnnerwaltung ist freilich daraus kaum rin Borwurs zu machen, denn sie hat durch die Stöße selbst beträchtlichen Schaden. Sie muß sich mit de» jetzt angenommenen Hjlfs- frästen behelfe», »m den Bcrkrlir, wenn auch in ein geschränktem Maße, überhaupt noch aufrecht zn erhalten. Bedenken muß man auch, wie groß jetzt der Wechsel im Fahrpcrsonal ist! *** G. Z. „Gestatten Sie mir, Ihnen heute eine An gelegenheit zu unterbreiten, die mir und vielen anderen schon lange am Herzen siegt. Ich halte mich hierzu um so eher berechtigt, als ich hierbei nicht für mich spreche, da ich keinen Angehörigen im Felde stehen oder verloren habe, somit also als Unbeteiligter sprechen kann, soweit die An gelegenücit nicht jeden anständigen Menschen berührt. Das Heben und Treiben auf den Straßen Dresdens, wie auch in anderen Großstädten des inneren Vaterlandes, wird immer widerlicher und ist tu keiner Weise mit der ernsten Leit, tu der wir leben, in Einklang zu bringen. Denn, mag auch der .Kainzrf deS Deutschen Reiches und Volkes und seiner Verbündeten noch so günstig stehen und sich noch so aussichtsreich gestalten, ernst, tief ernst ist die Gegen wart dort, und kein tiefer fühlender Mensch kann sich dem entziehen. Um so abstoßender, ja geradezu widerlich muß das, was er in den Straßen der Städte und ihrer Um gebung gewahrt, auf ihn wirken. Das Herumstrciclren übermodisch gekleideter, znrn Teil angestrichencr Damen, alten wie jungen, paßt schlecht zn den Vielen in Trauer- kleidern und tiefernster Stimmung, die ihr liebstes dem Pater laude bereits opferten, opferten auch für die. die leichten Sinnes Vergnügungen nachjagen, das mochten sich diese dock gesagt sein lassen und möchten mehr Ernst zeigen, anstatt ihr Sinnen und Trachten an Tand und Flitter zu hängen. Ader auch zu den vielen Verwundeten, die dem Straßrnbildc Dresdens heute die ernste Stimmung geben, will das Gebaren der Leichtlebigen, männlichen wie weib lichen. nicht passen, ebensowenig auch zu den ernsten, mahnenden Gestalten der .Krankenschwestern, Pflegerinnen und freiwilligen Helferinnen, die alle in» Dienste des Vater landes stehen. Viele sind cs, aber noch lange nicht genug, denn sie alle sind überanstrengt und erholungsbedürftig, aber,zu längerer Erholung ist nicht Leit, weil eS an Ersatz fehlt.' Hier wäre Gelegenheit, auch fürs weibliche Geschlecht, zu zeitgemäßem, nützlichem Dienst am Vaterlandc. Aller dings ans den Vorvelralt, „nur Offiziere pflege» zu wollen", znüßte non Anfang an verzichtet werden. Wie mag es wohl Eltern, Geschwistern. Gattinnen von gefallenen .Kämpfern ins Herz schneiden, wenn sie aus den geöffneten Fenstern der Cafes die fröhliche Musil, dos Quietschen der Geigen, Johlen der Flöten und Klarinetten hören müssen, wenn sic bei Besorgungen ans die Straße gezwungen sind. Die wirklich notigen Schankstätten und Gasthäuser haben und behalten ihre Gäste und sollen sie staben, aber das Heran locken der Leichtsinnigen w't allen erdenklichen Mitteln in lo bitter ernster Zeit ist geradezu verwerflich Hier kann der einzelne nichts tun und auch die Vevöllerung nicht, aber die zuständigen Behörden wären in der Lage, cinzu- areifen und Wandel zn schaffen, selbst auf die Gefahr bin, einige Struerveträgc ansfallcn zn sehe». Dresden Hot den Nut. die sauberste und reinlichste unter de» Großstädten zu sein, möge sie auch den Ruhm erwerben, die sittlich reinste zu sein." — Ein frommer Wunsch der schein vor dem Kriege oft genug von crustgesinnten Leuten geäußert wurde, die von der allzu üppig ins Kraut schkkßendcn Vergnüg,nrgs- lircht nur Unheil erwarteten und ihr über kurz oder lang ein Ende mit Schrecken prophezeiten. Da kam der Krieg neit seinen Schrecken, und viele sind es. die er sah und lchoninigslos in Trauer und Herzeleid stürzte. Wer Augen hat. zu sehen, der sieht sic wohl, die ungezählten Iraner» im Witwenschleier, sieht die stillen, verweinten Gesichter der zu vaterlosen Waisen gewordenen Kinder. Man sollte meinen, daß das schon genügen müßte, auch den oberfläch lichsten Menschen ernst zu stimmen »nd ihm die geliebte Jagd nach Vergnügungen und materiellen Genüssen min destens jetzt als »»passend erscheinen zn lassen. Aber weit gefehlt. Es gibt eben immer noch und überall Leute, Männ lein und Weiblein- die sich — weil sic selbst ein gütiges Ge schick bisher vor Trauer und Trübsal bewahrte — durch fremdes Leid in ihren Lebensgewvhnhciten nicht störe» lassen. Schade, daß man sie nicht allesamt einmal „zu ihrem Vergnügen" dahin führen kann, wo die Kricgsfurie ge wütet Hot. vielleicht würde dann der nötige Ernst auch über sie kommen. <->!-* H, P. Dresden. „Hierdurch bitte ich Sie höf- lichü. mir baldigst Mitteilen zu wollen, ob außer den im Juni dieses Jahres stattsindcnden Kriegs,,otprüfnngcn in den höheren Schulen zum Eiiiiährig-Freiwilligcn-Examen auch noch im Herbst dieses Jahres eine solche Rotvrüfnng be stimmt statlfinden wird."— Nvtprttsungcn fürEinjährig-Frci- willige sindcn im Herbst dieses Jahres an den höheren Schulen Dresdens voraussichtlich nicht statt. Dagegen wer den von den Königlichen Prüfungskommissionen im Sep tember dieses Jahres wiederum die auf Grund der Bestim mungen der Wehrvrdnung vorzrinchmcndcn lim Vorjahre ausgefallenen» Frciwilligcn-Prüfiingc» abgehaltcn werde». Das Nähere hierüber veranlassen die Königlichen Kreis- hauptmnnnschaftcn, bei denen auch die Meldungen zur Prüfung anzubringe» sind. Im übrigen dürfte Ihnen wohl inzwischen schon bekannt geworden sein, daß auf eine Einstellung als .Kriegs - Einjährig - Freiwilliger im vor- militärpslichtiqen Alter gegenwärtig kaum zu rechnen ist -?»» A. S. in S. i2ü Psg.j .Ich habe vor einigen Jahren in einer Leitung gelesen, ÜOß. wenn ich nicht irre, im Jahre 1887 zwischen Lachsen und Sester- reich ein Staatovertrag abgejchtossen wurde, wonach es den sächsischen Lull- und Grcnzöeamten gestattet ist, im Falle ihrer Pensionierung sich dauernd in Sesterreich nicder- z,Nassen, und ebenso soll es den österreichischen Zollbeamten und Ftnanzwachcangcstelltcn IGrenzbeamtenl gestattet sein, ihre Rubegenüsse zur Genüge in einem beliebigen Orte in Sachsen verzehren zu dürfen. Wenn Sie so freundlich wären, mir die näheren Daten dieses Vertrages mttzutrilcn. wäre ich Ihnen sehr dankbar." — Nach 8 45 des Gesetzes vom 8. Juni >876. einige Abänderungen der gesetzlichen Bestimmungen über die Verhältnisse der Zivilstaatsüicner bccVeffsnü lG. V. Bl. S. 24>1». leidet derjenige in Pension stehende frühere Staatsdiener. -er seinen wesentlichen Aufenthalt iw Auslände nimmt, wenn die ihm bewilligte jährliche Pension Uber lil» Mt. beträgt, einen Abzug von zehn Prozent, dafcr» ihm nicht im Wege der Gnade der volle Genuß der Pension im Anstande gestattet wird oder wegen der Abzugssreihcit bei dem Verzehren der Pension im Auslande eiu besonderer Stoatsncrtrag mit der betreffen den auswärtigen Negierung besteht. Diese Bestimmung ist auch ans die Pensionen der Witwe» und Waisen on- zuwenden. Eine ähnliche Bestimmung, die durch das er wähnte Gesetz oom Jahre >87«; aufgehoben worden ist, war bereits iw 8 81 des Gesetzes vom 7. März >885, die Ver hältnissc der Livilsiaatsdirner betreffend >G. V. Vl. S. >88j enthalten. Im Hinblick auf diese Bestimmung und die ent sprechenden österreichischen, sowie dir sonst noch in Betracht kommenden Borschristen ist im Jahre 1852 zwischen der Königlich Sächsischen und der K, K. Oesterretchischcn Negie rung eine Ucbereinkuiist getrosten morden, nach der den mit Pension entlassenen Beamten im Li,Kl- und Militär dienste, Witwen und Waisen von Beamten, Invaliden oder ionst mit Unterstützungen aus Staatskassen versehenen Per sonen. die ihren Wohnsitz im anderen Staatsgebiete gewählt haben oder tünstig wählen, die ihnen zukoinmcndcn Pcn- sionsgenüsse deshalb weder entzogen, noch dnrch Abzüge ge schmälert werden tollen; der in den cinschlagrndcn Gesetzes bcstiinmungrn geordnete Abzug findet daher gegenüber diesen Personen nicht weiter statt tvgl. die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 26. November 1852 aus Seite 821 des Gesetz und VerurdnungSvlattes für daS Königreich Lachsen vom Jahre 1852). *** Frau N. N. läkl Pfg.t „Ich bin durch diesen grau samen Krieg Witwe geworden, nachdem ich auch n,uh einen teuren Bruder im blutigen Ringen verloren habe. Mein ganzes Lebensgliick ist dahin, alles in der Welt läßt mich freudlos. Ich bi» nun zu dem Entschluß gekommen, Schwester zu werden, und bitte, mir Auskunft zu geben, wo ich mich zu diesem Zwecke am geeignetsten hinzu,venire,, Hobe, wieviel die Ausvis-ung kostet und wie lange sie dauert. Ich bin 25 Jahre alt, gesund, und willens, mein Leben der Pflege der armen Kranken zu opfern, damit mir noch ein Lebenszweck bleibt." —Der Alberkvcrein bildet in der Krankenpflcgcschule bei dem Earolalmuse in Dresden und in der Krankenpflegeschule des Leipziger Albert-ZweigvcreinS am Ltadtkrankcnhame St. Jacob in Leipzig Krankenpflege rinnen lAlbertinerimrcnl aus, und zwar berufsmäßige und freiwillig dienende. Als Albertinerin kann jede uu- beicholrcne Je au. Witwe oder Jungfrau ausgenommen werden, welch«- das 2s>. Lebensjahr vollendet, bas SS. aber „och nicht überschritten bat und wenigstens eine Schul bildung besitzt, wie sic durch deu erfolgreichen Besuch einer Volksschule erworben zu werde» pflegt. Die Anmeldung hat schriftlich bei dem Direktorium des Albertvereins in Dresden bzm. bei dem Vorstand deS Albert-ZwcigvereinS in Leipzig zu erfolgen. Tic Annahme erfolgt durch Be stätigung Ihrer Königlichen Hoheit der Präsidentin des Vereins. Dem Gesuche um Aufnahme als Lehrschwester sind folgende Schriftstücke beizufügen: l. eine Geburts urkunde oder das Taufzeugnis; 2. wenn die Bewerberin unmündig ist. die Einwilligung der Eltern oder des Vor mundes: s. ein Leumundszeugnis, ausgestellt von einer öffentlichen Behörde: l. ein psarramtliches Führungszeug- nis; S. ein Zeugnis eines beamteten Arztes über ihren Ge sundheitszustand; ein selbstgeschriebener und selbstvrr- faßter Lebenslauf: 7. ein Zeugnis über eine erfolgreich ab geschlossene Volksschulausbildvng oder über eine gleich wertige Bildung; 8. eine Photographie ans neuester Zeit, wenn die persönliche Vorstellung nicht angängig ist. Irci- willige Albertinerinncn haben während der wenigstens einjährigen Lehrzeit ein monatliches Kostgeld von lü Mk. zu entrichten, nnissen sich nach Abschluß des Lehrganges einer staatlichen Prüfung unterwerfen und sind verpflichtet, ich bei Ausbruch von Epidemien, schweren Katastrophen oder im Kriegsfälle, solange KrtegSlazarctte bestehen, dem Albert,»crein zur Verfügung zu stellen und der Ein berufung zur Dienstleistung Iolge zu leisten. Irciwittigcn Albertincrinnen, welche nach bestandener Prüfung dem Verein in Iricdenszeiten ohne Unterbrechung zehn Jahre lang in wirklicher Ausübung der Krankenpflege gedient haben, steht in gleichem Umfange wie den «„gestellten Albertincrinnen rin Anspruch auf Gewährung von Ruhe gehalt zu. *** I-o rstg endarm E. Sch. „Seit lt Jahren Abonnent Ihrer geschätzten „Nachrichten", hat mich ein am l. Juni im Vermischten, Seite 11. gebrachter Aufsatz, die Be schreibung der Stadt St. Quentin, recht interessiert. Wie schon I8ttE. habe ich auch den Icldzug 1870/71 als damaliger Svcrkanonier der Königs. Sächs. 2. Reitenden Batterie mit- gcmacht und ich kann Ihnen Mitteilen, daß es jene Batterie war, die in der Schlachr am 1ü. Januar unter mächtigem Granat- und Infantcriefcucr die in dem Artikel ermähnte Windmühle beschossen hat. Ich bi» heute noch im Besitz einer Photographie der Stadt St. Quentin, wie auch der durch unsere Granaten durchlöcherten Windmühle." — Daß jener Artikel aus der Jeder eines französischen Schweizers, der mit Erlaubnis der deutschen Militärbehörden von unseren Truppen besetzte Srte in Frankreich besuchen durfte, Sie besonders interessiert hat, ist nach dem, was Sic uns schreiben, leicht zu verstehen. So wird cs heute wohl manchem alten.Veteranen aus dem Kriege van 1K70/71 er gehen, wenn er in den Schlachtbcrichtcn oder Feldpostbriefen Namen von Srte» angeführt findet, die er vor Jahren im Feindesland als Kämpfer und Sieger ebenfalls kennen gelernt hat, »nd manchen wird Wehmut beschleichen bei dem Gedanke», daß er inzwischen ein Greis geworden ist und nicht wieder mit hat htnanszichen können, um den Feind abermals aufs Haupt schlagen zu Helsen. *** F. S ch. i i, P. s2l> Pfg.j „Seit einem Jahre bc- tommc ich am ganzen Körper rote Flecke, bald groß, bald klein, welche etwas hervortrctcn als Knoten und so genannte Würste, »nd diese haben ein furchtbares Jucken »nd Grimmen im Gefolge, so daß man oftmals den ganzen Körper zerkratzen möchte. Die Flecken halten ein paar Tage an und verschwinden ebenso schnell wieder alö sie ge kommen sind, so daß ich mich wie neugeboren fühle, wen» alles nerichivttndcu ist und meine Körperbaut wieder ganz glatt und rein ist. Es ist lein Havtausschläg, der Arzt nennt cs Ncsscljucht. Ich war nun schon bei drei Aerztcn, werde aber das Leiden nicht los, das mich oftmals fqst zur Verzweiflung bringt. Aus eigenen, Antriebe habe ich jetzt kalte Waschungen gemacht, was den Schmerz anch lindert, ober leider nicht auf die Dauer. Es müßte doch aber auch ein Mittel geben, durch das die roten Flecken gänzlich ver schwinden!" — Ihre Krankheit ist offenbar Nessclsucht von besonders hartnäckiger Art. Es gibt dagegen — ab gesehen vom Vermelden für manche unverträglicher Nah rungs- oder Genutzmittel »nd Regelung der Darmvcr- dauung — eine ganze Zahl verschiedene Mittel, die in der Hauptsache desinfizierenden Einfluß auf die Tarmsäulnis- gärung ausvbcn sollen und, ins Blut überarftthrt, die Hauiblntgesäßc beeinflussen. Leider lassen aber manchmal alle Versuche im Stich. Das liegt an den besonderen, nicht in jedem Falle zu ermittelnden Anlässen und an der Natur des Kranken. Dan» heißt cs, nicht die Geduld verlieren „nd etwas anderes probieren. *»* Eine besorgte Mutter. „Ich Hab« ein kleines fünfjähriges Mädchen, bei dem sich dielet Jahr dir ersten Sommersprossen zeigen. Wodurch entstehen diese? Ist et mir möglich, inet« tletncs Mädel davor zu behüten, so sommersprossig zu werde»? Laß mich, bitte, nicht ver gebens un> Rat bitten, da doch jedenfalls Deine Antwort auch andere sorgsame Mütter interessieren würde, die Aetch mir ihre Lieblinge vor solch unreinem Gesicht gern be wahre» möchten." — Die att Sommersprossen bezeichnet«:», hell oder dnnkel gefärbten Flecke entstehen, zumeist an un bedeckten Körperstclle». durch ungleiche Verteilung de- Farbstoffes in der Haut. Sic pflegen nicht vor dem vierten bis fünfte» und sehr selten nach dem 40. bi- HO. Lebensjahre vvrzulommcn. Nach ärztlicher Ansicht ist die Neigung zu Sommersprosiru nicht zu beseitigen. Empfohlen wird von dieser Seite, außer wvglichstem Schutz vor direkter Svnuenbcstrahlung, vorsichtiges flüchtiges Betupfen mit Wasserstosssuvcrorud. das die Farbstvffablagerung tu den tiefere», .Hornhautichichtc» bleicht. Unter den sonst be kannten Mitteln wäre das Wasche» mit Vvraxscife oder Seifenspiritus oder das Aufträgen von gleiche» Teile» Essigsäure und Schweselmilch mittels eines mit dieser Mischung bcscun,leien Läppchens zu nennen, jedoch ist lcins üieier Mittel von bleibendem Erfolg. *** Einalter Ab o n n r n l. 18 Mk.j „Anfang Zlpril erschien i» Sachsen eine Bekanntmachung des stellvertreten den Gencrallvmmaiidos XII, betreffend Nachmusterung von als „Dauernd selb und garnisoudienstunsähig, aus allen Militärverhältnissr» entlassenen Unteroffizieren und Mannschastcn". Da diese Verordnung außer in Sachsen in anderen deutschen Korpsbczirken nicht erschienen ist, er lauben wir uns. anzufrage»: 1. ob das tächsischc Kriegs- Ministerium derartige Verfügungen uuabhängig von der obersten Heeresleitung selbständig erlassen tan»; 2. ob seitens der lübl. Redaktion sestzustcllcn ist, ob eine gleiche Verfügung auch sü, die anderen deutschen Korpsbezirke zu erwarten ist. — Dieser Ausruf zur Generalinusteruug ist nicht nur im Bereich des XII. Armeekorps, sondern im ganzen Reiche ergangen. / *** M. v e r w. M. „Der Artikel in der Nummer vom ö. Juni über Walirsagcschwindcl hat mich sehr erfreut, ebenso vor einige» Wochen die Antwort im Briefkasten, die Kartcnschlägerinncn betreffend. Man muß sich wun dern. daß sich in der ernsten Zeit noch soviel Dumme finden, die solchem Schwindel ihr gutes Geld opfern. Bei mir am Alounplatz wohnen allein drei Kartenschlägerinnen, davon zwei sogar in einem Hause. Der Zulaus beträgt dei jeder täglich mindestens 4k> Personen. Könnte denen denn nicht das Handwerk gelegt werden?" — Gewiß kann da» ge- schchcn, und die Polizei wird cs wohl auch prompt be sorgen, wenn Sie ihr die Personen namhaft machen. Da man die Opfer solche» grasten Aberglaubens nicht bestrafen kann, muß eben dafür gesorgt werden, daß sie keine Ge- legensteit mehr haben, ihr Geld in so unsinniger Weise zum Fenster hinauszuwcrfcn. *** Dr. M. O. macht sich, wie folgt, zum Sprachrohr der Dresdner Backfische: Was? Die Schlagsahne wird uns auch genommen? Das ist z u hart, das durfte doch nicht kommen! Wir gaben Euch die jungen Herren schon. Das Gold, die Frühstückssemmel. Und der Lohn Ist. daß Ihr uns die schöne Sahne nehmt. Die sich dem Obst so trefflich anbcqucmt! Herr General, mar das dereinst nicht nett. Als Sic Windbeutel aßen als Kadett? — Na. wenn's nicht anders ist, so nehmt sie his: Auch dieses sei dem Vaterland Gewinn. Stark sind ja deutsche Mädchen und nicht weichlich: Gebt nur dem F c i n d die S ch l ag sahne rechtreichlich! *** Ein Viclgeplagter. „Seit Jahren leide ich an einer nicht deschreibbaren und recht schmerzhaften Un ruhe in den Beinen und Armen, entweder zugleich in allen vier Gliedern oder abwechselnd in einem oder mehreren Glieder». Diese Unruhe tritt nur auf beim Liegen bzw. Sitzen und verschwindet durch Bewegung, um nach dieser bald wicdcrzukehrcu. Das Schlimmste ist nun, daß ich in folgedessen 4 bis 5 Stunden brauche, um im Bett cinz»- schlafe». und daß ich sehr oft erwache. Die Folge hiervon ist allgemeine Mattigkeit und gedrückte Stimmung. Ich lebe streng nach ärztlicher Vorschrift, und es ist mir doch unerklärlich, daß üieie Gliederunruhc auftritt, sobald der Körper die Ruhelage einnimmt. Beruhigungsmittel, wie Aspirin usw., helfen nicht, ebensowenig viel Bewegung am Tage. Wissen Sie oder jemand aus Ihrem großen Leser kreise, was das ist und was Hilst?" — Zur Behandlung eines solchen Leidens gehört unbedingt ärztliche Hilfe. Nur ein erfahrener Arzt vermag durch eine genaue Unter- uchung Ihres Zustandes dessen Ursachen scstzustellen, die wahrscheinlich in einer Kreislaufstörung des Blutes zu suchen ind. Ost sind cs auch nur Anhäufungen von Gasen in be- timmtcn Teilen des Darmes oder sonstige Bcrdauungs- törungcn. die innere Unruhe und leises Zittern in Armen oder Beinen Hervorrufen. Also auf, zum Arzt! Immerhin ollen Ihnen aus dem Leserkreise etwa eingehende Rat- chläge nicht vorcnthalten werden, nur müssen Sie sich zu diesem Zwecke in den nächsten Tagen einmal selbst zur Bricfkastenredaktion bemühen. *->* Eine norddeutsche Amazone. „Im Brief kasten stand unter „Amazone" eine Anfrage, die ich nicht unbeachtet lassen möchte. Anch ich habe große Lust, mich als Amazone nnivcrben zu lassen, weil ich auch alle Fähig keiten eines guten Soldaten besitze. Im Großhcrzogtum Oldenburg ans dem Gute meiner Eltern habe auch ich ge- lernt, die mildesten Pferde zn zügeln, ich bin eine vortreff liche Schützt», Radfahrerin »nd Antvlcnkcrin. Ich gestatte mir. daraus aufmerksam z» machen, daß cö sür eine Eva», tochtcr nicht undeutsch ist, Amazone zu sein. Die beut- scheu Edeldamen des Mittelalters waren hervorragende Amazonen, wie man cs ja auch noch auf Bildern dieser Zeit sehen kann. Auf herrlich gezäumten Pferden mit dem Falken ans der Hand ritten sic zur Jagd. Zur Kranken- Pflegerin paßt nicht jede Frau Dazu gehört viel Aufopfc- rung und Menschenliebe, und nun gar Frauen mit Amazoiienfähigkciten sollten diese im Dienste deS Vater landes auSbildcn können. Auch die jungen Männer wer den ja erst vorgebildct, che sie in das Feld gehen. Ein Amazoncnkorps von gesinidcn Frauen zwischen 2N und 4>i Jahren könnte dem Vaterlande gewiß vorzügliche Dienste leisten. Eine Vicrtclmillion gut ausgcbildctc Kämpferinnen sür das Vaterland, Kaiser und Reich, wäre das nicht das Ergebnis einer glorreichen Zeit?" — Schon ivicdcr eine Amazone, die in den Krieg ziehen will? Die Geschichte steckt an, wie mir scheint, und Schnörke hält cs daher für seine Pflicht, schleunigst abzuwlcgeln, sonst haben wir womöglich in aller Kürze die in Aussicht gestellte Vicrtelmillion streitbarer Frauen beisammen, ohne zu wissen, wohin damit. Ihr seid eben um ein paar tausend Jahre zn spät auf die Welt gekommen. -»»-!- P. W. „Fn meinen, zweiten Lebensjahre starb meine Mutter. Mein Vater heiratete wieder. 187ö starb mein Großvater mütterlicherseits. Ich erbte als un mündiges Kind ein Vermögen, das sich mit dem mütter lichen Erbteil a»f etwa MMk> Mark belief. Die Zinsen dieses Kapitals von 1875 bis 1887 sind mir aber bei meiner Mündigkeit nicht mit ansgczahlt worden. Nun frage ich hiermit an, ob mir seitens meines rechten VatcrS und meine, Stiefmutter Abzüge für die Erziehung bis zur Mündigkeit gemacht werden können. Da mein Vater und meine Stiefmutter, wie mir zu Ohren gekommen ist, sich gegenseitig als Universalerben eingesetzt haben, würde ich doch bet früherem Ableben meines Vaters, was sehr wahr scheinlich ist. sch, schlecht wcgkommcn. Kann ich mit Er- folg noch Anspruch aus die Zinsen meines Vermögens machen?" — Auf die Zinsen haben Sic keinen Anspruch mehr. Ihr Vater kann Sie aber nicht vollkommen ent erben, sondern muß Ihne» den Pflichtteil, das ist drei Achtel seines Vermögens, hinterlasscn.
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