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Dresdner Nachrichten : 13.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192611131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19261113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-13
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.11.1926
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Sonnabend. 1Z. November 192S — »Dresdner Nachrichten* — Nr. 5Z4 Sette Z Verlrauensvolum für Poincars. Verschieb»»« der Inkerpeilaitonen. Paris, 13. Nvv. Kammer uwd Senat haben heute ihre klhiingen wieder ausgenommen. In der Kammer forderte vkiilsterprüfldent Poincars unter Stellung der Bcr- traue» Sfrage die Zurückstellung der vorliegenden «ll Interpellationen bis zur Verabschiedung des Bud get». Einige Interpellanten verzichteten aus die sofortige Diskussion ihrer Interpellationen mährend dle meisten Inter pellanten die Dringlichkeit ihrer Anträge begründeten. Nach den Reden der Interpellanten wurde über den Antrag des Ministerpräsidenten, die vorliegenden M Interpellationen bis nach der Verabschiedung des Budgets zurück'nstellen abge stimmt Der Antrag wurde mit 363 gegen 267 Stimmen an genommen. Vs haben also ans,er den Kommunisten und de» Sozialisten etwa 70 Abgeordnete der Radikalen IDemokratens «nd Sozialrcpnblikaner tvvß der Bcrtrancnssragc gegen das Sabine«« gestimmt. <W T. BI Die Sozialisten aeqen die «usichallung der Kammer. Paris, 12. Nov. Die sozialistische Kammersraktio» hat heute »ormtttag getagt und zwei Tagesordnungen angenom men. I» der ersten Tagesordnung erklärt sie. heule gegen dieBcrtag » ng der Interpellationen stimmen zu wolle», die die Regierung fordere. und zwar soll diesem Be schulst der Eharaktcr eines fatcgvri'chen Protestes gegen die Negierung gegeben werden, deren Forderung einer Annnllie- rnna der parlamentarischen Kontrolle »nd einer Nnterdrü^nna des gesamien politischen Lebens im Parlament nnd im Lande glcichkomme. In der zweiten Tagesordnung wird betont dasi die sozio liiti^che Fraktion nicht die Verabschiedung des Budgets durch eine Obstruktion ihrerseits zu verzögern gedenke das, sic aber nicht weiterhin auf ihr Kontrollrecht über die Finanzpolitik der Regierung verzichten werde. Ein Inferw ew Mussolinis. Die lateinische Union. Autarkst. 12 Nov. Im „Envaninl" einem rechtsstehenden Blau, »erössentlicht ein Redakteur deS BlatteS. der kürzlich nun Mussolini in Audienz empfangen wurde, ein längeres Inierniew. ans dein hervorgeftt. daß Mnlloli»> sich abfällig über Deuischland geäußert hat. Wörtlich sagte Mussolini: »Der Sieg ist erreicht worden durch eine enorme Kraft- anstrengung und eine enorme Tapferkeit der lateinischen Völker, aber derFriede mar die g r ö ß t e E n l t ä u s ch n n g für die Sieger. Das Ziel einer lateinischen Politik mach« sich immer mehr fühlbar. Mussolini äußerte sich dann über die lateinische Union, die allein imstande wäre, eine ans- bauende Politik zu treiben. Hier sagte Mussolini wörtlich: Ja, wenn Frankreich aufhören würde, der fehlerhaften demokrati sche» Ideologie und der Freimaurerei zugetan zu sein »nd cs zu dem romanischen Klassizismus zurüctkchrc» würde, dann wäre eine solche demütigende Rede, wie sie Briand beim Völkerbund anläßlich des Eintritts Deutschlands gehalten hat. eine Unmöglichkeit. lT. UI Die Verhaftung Dr. WiNans m Rom. Proteste in der serbischen Lknpschtina. Velgrad. 12. Nov. Die heutige Sitzung der Sknpschtinn mar vollständig von der Verhandlung Uber die Interpellation der Slowenen und über die Bcliandlung Dr. Wilfans i» Rom ansgcfüllt. Alle Oppositionsvarieien hatte» ihre Redner vvrgeichickt. Abg. Bojewilsch erklärte u. a.: Wir sind nicht mehr die Ratio» mit der man alles machen kann. Das soll sich Mussolini merke». Abg. Dr. Moser vom Deutschen Klub ingte in seine» Ausführungen: Trotz der Unterdrückung wird sich daS slowenische nnd das kroatische Volk in Italien erhalten Minister des Aenßern Dr. Rintschitsch beantragte die Ablehnung der Dringlichkeit, weil diese Behandlung der Angelegenheit den Beziehungen mit Italien nichts nützen würde. lW. T. BI Der „Skandal" ausISnbttcher Proleslanlen. Propaganda! Nom, 12. 'Nov. „Teuere" tritt dafür ein, daß der Ber el» ch r i st l i ch c r junger Männer in Italien aus- gelöst wird. Dann wird der Skandal dieser ausländischen protestantischen Propaganda anfhören. Dasselbe Blatt tritt auch sür die Auslösung des Rotarnklubs in Italien ein. Ausbeb«»- einey KommnnMen.Sskrelarials Rom, 12. Nov. „Eorriere d'Italia" teilt mit, -aß in Barl das 6. internationale kommunistische Se kretariat entdeckt wurde, das nach der Entdeckung i» Neapel seinen Sitz dorthin verlegt hatte. Zehn Mitglieder des Sekretariats wurden verhaftet. IW. T. BI Der radikale Ansturm gegen die Justiz. KommuniWcher Antrag argen den Landsberger Prvzeh. Berlin, 12. November. Im Preußischen La » dta g bcamragie vor Eintritt in die Tagesordnung Abg. Obnch sAoinniI die svlortigc Bcratuna eines kommunistischen Ilrantrages zum F c m c m o r d p r o z e ß vor dem Schwurgericht Landsbcrg a. d. Warthe worin cS heißt: Der Landtag wolle beschließen: DaS StaatSministerium wird Peaitt'i ragt, den La n d g e r i ch t ö d i r c k t o r Weßling v v in A in t z ii suspendiere ,r und wegen Amtsvrrbrechcn und Vegünstigiiiig der Fememörder unter Anklage zu stellen Die Dringlichkeit des Antrages cracbe sich ans der grvßcn Erregung der Ocsfentlichkcit anläßlich des Landsberger Urteils. Namhafte Juristen hätten bereits erklärt daß kein Zweifel darüber bestehe, daß Landgerichtsdirektor Weßling nicht nach dem Gesetz verfahren habe. Der Antrag scheiterte geschäftSordniingSmäßia am Widerspruch, worauf sich bei den Komm»nisten großer Lärm erhob. * Berlin, 12. November. Die Vertreter des Nebenklägers im letzten Feme-Prozeß, die Necsitsanivälte Dr. L ö w cstthal und Dr. Falken seid haben letzt nach Beendigung der Haiwlvcrhandlnng. in der sie sich infolge des Vorgehens des Vorsitzenden des Schwurgerichts. Landgcrichtsdirektor Dr Weßling, zur Niederlegnng ihres Mandats veranlaßt glaubten, ihr Mandat wieder ausgenommen. Die Vertreter der Nebenklage werde» Revision gegen das Urteil ein legen. Sie wollen auch beim Reichsgericht beantrage», die ganze Sache einem anderen Schwurgericht zu über weisen. ivas damit begründet wird, daß sic während der Ver handlung Drohbriefe erhielte». Trotz dem Freispruch in den beiden großen Femcmordvrozcsien bleibt Oberleutnant Schulz, gegen den in diesen Dachen die -Haftbefehle aus- gchobcii wurden, weiter tn Untersuchungshaft, da noch andere Prozesse gegen ist» schweben Schulz nnd Klapp- rotli werden wahrscheinlich wieder in das UntersnchnirgS- geiäii'nis in Berlin gebracht. Seldslbezichligiing wepen Begünstigung von Fememördern Berlin, 12. Nov. Der im Landsberger Prozeß ver nommene »nd dnrch ein Verhör vor dem Untersuchungsaus schuß des Preußischen Lgirdtagcs bckniintgcivordcnc Kunst gewerbler Schmidt, genannt -Hn'bichiih. hat sich setzt selbst der Beg!instig»na der steckbrieflich verfolgten Fememörder F a h l b n i ch und Vüichina bezichtigt. Er hat erklärt, daß er zusammen mit dem Leutnant z. S. a D. Eckerma n n beide in Sicherheit gebracht habe, und will darüber hinaus auch dem Feldwebel V oß zur F-Inckt w'rholsen haben. Die Staatsanwaltschaft wird nunmehr ein Verfahre» gegen ihn ex ollieic» cinlcitcn. Schweres Derkehrsunglück in Berlin. Berlin. 12. November. Kurz vor 3 Uhr ereignete sich in Berlin ein schwerer UnglücksfaU In der Miinzgasse. in der Nähe der Alexanderkascrnc am Alcrand rplaß fiel ein im Nenban ausgestellter eiserner Bankran ans eine ans der Straße vorbeisahrendc Straßenbahn. Im einzelnen wird über das Unglück berichtet: Ein Dampfhammer, der sür den Uiitergruiidbahnban Schienen ein- znrammen hatte, stürzte plötzlich aus die Straße nnd durch schlug dabei de» Hinteren Teil des Anhängers eines ge rade vorüberfahrenden Straßenbahnwagens. Der Straßenbahnwagen fuhr noch einige Meter weit, dann stürzte der Rammer ans einen in entgegengesetzter Richtung kommen den A n t o m v b i l o m n i b u s Wie dnrch ein Wunder wurde nur der Straßcnbahiiichasfner am Kopse schwer verletzt: eine Dame erhielt schwere Verletzungen an der Brust und am Arm, ein dritter Fahrgast leichte Kopfverletzungen. Ans dem Deck des Antomobilomnibnncs saßen ein Schiipowachtmcister und ein anderer Fahrgast, die beide zwischen Mast und Geländer eingedrüngt wurden, ohne daß ihnen etwas passierte. Die AnsränmnngSarbeitcn gestalteten sich um so schwieriger, als auch der Oberlcitiingsdraht der Straßenbahn mit ersaßt war und infolgedessen der ganze Komplex vom Dampfkran nnd den übrigen Eisentcilcn elektrisch geladen war. Der,chme1zuna Preutzens mit dem Ae»che? Sin Vorschlag Hugeubcrgs. Berlin, 12. Nov. Der Reichstagsabgeordnete Dr. H u g e n- berg veröffentlicht im „Tag" aus keinem demnächst erscheinen den Buche ..Streiflichter", in dem er die Verschmelzung der preußischen und der Reichamiuister «nd die Bcrlegung der preußischen Legislative in den Reichstag empfiehl«. Die deutsch nationale Fraktion legt Gewicht aus die Fest stellung, daß sie diese» Vorschlag i» vollem Umfange ablehn t. Hilgenberg betont in seinen Ausführungen, daß die alte Bismarcksche Verfassung nicht unverändert wiederhergcstellt werden könne. Bismarck selbst würde eine Kopie seiner Werke ablehnen. Die kunstvolle Verknüpfung von Einheit und Föderalismus im Bismarcksche» Reiche sei in dieser Form un widerbringlich dahin. Aus dem Wege zum Einheitsstaat gehe es nicht vorwärts. Wir seien seit langem nicht so arm gewesen wie jetzt. Aber niemals haben wir eine so teuere öffentliche Wirtschaft gehabt wie heute. Es gebe heute nicht nur eine gebielshoheitliche Verwaltung, son dern daneben auch eine grnppenhvheitliche, innerhalb deren die Mensche» nach Bernsen. Verbänden. Gesellschaften usw. ersaßt werden. Beide wirken sich dahin aus. das; sie die staatliche Arbeit oder die Arbeit, die mit der Erfüllung der Staats- ausgaben verbunden ist, gegenseitig vervielfältigen. Den Ans- gangovnnkt sür eine Besserung könne »nr die B c r e i n i g u n g des Verhältnisses zwischen Reich nnd Einzel staaten bilden. ES gebe nur einen Weg. um bei der ge gebene» Lage der Dinge eine solche Klärung hcrbcizuführcn: Die preußischen nnd die Reichsministcrien werden zn eine» Einheit verschmolzen. Das Reick,sministcrinm st zugleich das preußische Ltaatsmlnisterinm. Der Reichspräsident wird zu- alcich preußischer Staatspräsident. Die in Preußen gewählten RcichstagSabgcordnctcn bilden zugleich den Preußischen Landtag. Bei einem solchen Aufbau des Reiches, so fährt der Artikel fort, gibt eS vernünftigerweise k e i n e R e i b n n g e » zwischen N e i ch und Preuße n mehr Dann sind die Reichs- Ministerien keine Aemter ohne Ar und -Halm, d. h. ohne Ver waltung mehr. Kurz: es wird in neuer Form die organische Einheit zwischen Reich und Preußen wiederhergcstellt sei», es wird die Bahn für einen wirklichen Abbau überflüssiger Stagtstätigkeil frei, und sür die aiißerpreiißiscben Einzel- staale» wird ein selbsttätig wirkender Schutz für die Ansrecht- erhaltnng ihrer Eigenstaatlichkeit geschaffen. Die Reform soll eine solche zurück zu einem gesunden Föderalismus, nicht eine solche hin zum Einheitsstaate sein. Wechsel in -rutschen Auslandsvertretungen. Berlin, 12. November. Wie das W. T. B. hört, tritt der Generalkonsul in Amsterdam P r i n z H a tz f e l d in den einst weiligen Ruhestand. Zn seinem Nachfolger ist der Gesandte in Luxemburg v. Gülich in Aussicht genommen, der durch den Gesandten in Kairo Mertens ersetzt werden wird. An seiner Stelle soll der jetzige Leiter der Personalabteilung des Auswärtigen Amtes Ministerialdirektor v. Sichrer nach Kairo geben. Es ist beabsichtiat, zu seinem Nachfolger den jetzigen Dirigenten der Personalabteilung Vortragenden Legativnörat Dr. Schneider zu ernennen. Außerdem geht der bisherige Gesandte in Columbien v. Haestcn in den einstweiligen Nnhestand. Zum Nachfolger ist der bisherige Gencralkviisnl in Ebitago Stein ball, in Aussicht genom men, der bereits seit mehreren Monaten den Gesandten v. -Haestcn in Bogota vertritt. Zum Generalkonsnl in Ehilago ist der Vortragende Legationsrat im Auswärtigen Amt Simon vorgesehen. Die deutsche Dolschasl in Wasftinpion flagg! am WaffenfiilMnndssape Ncnyork, l2, 'Nov. Die deutsche Botschaft bestätigt, daß sic anläßlich des WassenstillstandstageS beide deutsche Flaggen aufgezogen hatte, »m sich der internationalen Höflichkeit nicht zu entziehen. Das Ausziehen der Flaggen sei nicht auf Anordnung des Auswärtigen Amtes er folgt. Die Botscha't macht aber daraus aufmerksam, daß auch sämtliche während des Krieges neutral gebliebene» Länder ge flaggt hätten. <T. UI Franenwtchlrechi in Spanien. Madrid. 12. Nov. Wie „Debate" aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben will, beabsichtigt die Regierung, den Frauen für die kommende 'Nationalversammlung das Wahl recht zn verleihen. <W. T. BI 40 Nlvttek dMIasr VsussIeS ru nur o Linr wurden von der Vausporlasse der Gemeinschaft der Freunde Luftkur ort Wüstenrot in knapp >'4 Jahren an 600 Bousparcr zum Bau von Eigenheimen und gemeinnützigen Bauten vergeben. Wer nach einem Eigenheim strebt, verlange alle Unterlagen, Sofortige Darlehen werden nicht gegeben. Diesbezügliche Anfragen zwecklos. Die Gemeinschaft der Freunde ist die erste, älteste, größte, erfolg- »eichst«, leistuttgssähigst« und sicherste Bausporlasse Deutschlands. Jcanne -'Are un- -ie Drücke von Orleans. Von Ieannc Bert« Demmig. Es ivar zum ersten Male nach über einem Jahrzehnt, daß Ich wieder durch die Straßen meiner Geburtsstadt Qrlsans wniiderlc, alte Gassen »nd Häuser ausluchtc, wo einst Menschen lebten, -ic meines Blntes waren, die mich als Kind geliebt daüen. — Die Menschen waren tot, in den Hausern wohnten Fremde. Orleans war mir nur eine Stadt der Erinnerung, aber doch war eS Freude, durch die Straßen zu wandern, die ich gekannt alte Kirchen zu grüßen — und vor allem wieder der .heiligen Johanna" zu gedenken, deren Name mit der Stadt verknüpft ist. deren Andenken hier geheiligt wird von Jahr hundert zu Jahrhundert. — Wohl wußte ich, daß man die Reiterin des alten Franfrcich allmählich zu modeln gewußt halte daß ne zur Führern und Schutzheiligen im Weltkrieg gestempelt wurde —. aber lnrt cs nicht Bernard Shaw gc>'agt. dun Heilige viel dulden müssen? — Und io ließ ich mich's nicht amechie» und schritt getrost der alten Brücke zu. unter der die Loire breit dghinströmt und ihre goldgrüncn Sandbänke, die ihre Sciiisfahrl hindern, geduldig in die Arme nimmt. — Wieder wie einst wollte ich bei dem Gange des 7. 'Mai gedenken, ivo die Verteidiger der Stadt i» gewaltigem Ansturm aus den Mauern brachen, voran das Mädchen von Domremv mit dem heiligen Banner, lbr zur Seite der kühne Bastard von Qrlöanö. Am Anfang der Brücke siel mir ei» Schild ans. Ich las — «nd ick las wieder: „Pont George V.?" Aber meine Augen und doch noch ganz geiund? — Ja. ist denn das mög lich? Vernard Shaw — du. der die Ironie der Geschichte er saß, wie kaum ein andcrcr. — warnm bist d» nicht hier, lieber alter Ire mit dem verstehenden Lächeln für alle menschliche Torheit! Sich' einmal, sie haben wahrhaftig die Brücke, über der ihre Vorfahren gegen deine Landsleute — nun ja, immer hin deine Landsleute — stürmten nach eurem jetzigen Könige gcnannl! — Ich weiß nicht, ob du die alte Qpcr von Halöon kennst wo der Chor begeistert singt, daß kein Engländer je in Frankreich herrsche» solle: samm» wmm» en rconce I'^ngim» ne r^cinera — Und nun nennen sie die Brücke von Orsi'xnts „Pont ftüergc V". — Es soll wohl eine kleine srcundschastlichc Ver beugung sein. „Ieannc d'Arc hat allerdings — cs ist lange her - einmal euch liebe, gute Bundesgenossen, die ihr bloß hundert Jahre lang uns Stadt und Land verwüstet habt — von hier vertrieben. Sic hat euch damals »ach eurem Lieb- IsWsluche GodonS - das heißt Goddams — genannt: aber, lvie gesagt, cö ist schrecklich lange her — nnd nun nennen wir eben die Brücke nach eurem König! ES ist alles schön und gut — nnd die Cookrersenden aus Neunork und London die können recht in Frieden und Fremde darüber fahren, jetzt wo der Dollar nn-d daS Pfund Sterling so hoch stehen." Aber Bernard Shaw war weit und ich mußte mich damit begnügen, selber über diele artige Anmerkung der Welt geschichte zu lächeln, und um mich zu fragen — ob in ionndio viel Jahren auf rein friedliche Weise die gute Brücke „nicht auch einmal „Pont de Friedrich Schiller" genannt werden könnte? — Ich bin nicht Ehidher, der ewig junge, und werbe cs nicht erleben, aber warum sollte cs nicht sein — wenn heute dies möglich ist? — Mit einer leiien Vergnügtheit ging Ich über dieBrücke hin und zurück, nnd ich iah mir die Vorübergehenden daraufhin an. ob nicht der oder jener diesen geschichtlichen Treppenwitz mit empfinde. — Ich habe keinem etwas angesehen. — Nun verlor ich mich in den Gassen, die der Kathedrale zustreben. Vor dem Gotteshaus an einer Straßenecke lockte mich eine Buch handlung, deren erster Besitzer, ein gelehrter Kenner der Stadt- gcichichle, vor einem halben Jahrhundert meines Vaters Freund gewesen war. In dem Laden stand nun ein junger beweglicher Mann mit -cm scharf ansmcrkcnbcn Blick des Schwerhörigen, der kein Wort seiner Kunden verlierest möchte. Als ich zwischen seinen Auslage» suchte, nach Bildern fragte, die nur Einheimische, Wohlbewanderte kennen konnten, horchte er ans. „Q, Sie fragen nach Dingen, von denen die wenigste» etwas willen wollen. Sehen Sie, diese Complaintc. dies alte Lied zu Ehren der Jungfrau, das hat der Begründer dieses Geschäfts drnckcn lassen. — Sie fragen danach — aber wer sonst? Sic habe» In der Kathedrale die Bildsäule der „heiligen Johanna" gesehen — na ja! Ich weiß, wie es beim Wett bewerb zngegangcn ist. — Wer das Ohr der -Herren Geistlichen hat 1 Und in Blois. kommen Sic nach Blois? Nun, da ichen Sie das Standbild, das die amerikanischen Damen ge stiftet haben. (Ich habe cs gesehen — leidcrij Aber daS ist doch eine MIß z» Pferde, was die Nildhauerin gemacht hat. — Das ist doch nicht die Baucrntochier von Domremn? — Sehen Sie einmal hier die Ieanne d'Arc von Ehapu —. Die kennen sie >a aus dem Louvre —! Sehen Sie diese Gottbcgcisternng der Knicendcnl Dicke Kraft in den gefalteten Händen. Ja, bas ist die Jungfrau, die den Schaft ihres Banners hob nnd rufen konnte: im »am — .so ia karn.v — at czni mc> aiwara »i ma nnivn. — Im Namen Gottes, ich werde cö tun. und wer mich liebt, der folge mir." Der kleine Buchhändler leuchtet« vor Begeisterung. — plötzlich erlosch daS Licht — und mit höflicher Verbeugung wandte er sich den eingetretenen Fremden zu. „Was wünschen die Damen?" Ach. er durste nicht allzu sehr seine Abneigung gegen die Volksgenoisinnen der Bildlzauerin zeigen, die 'eine Heldin »um süßlichen Pagen ohne urwüchsige Kraft gewandelt hatte. — Mir aber war dies Erlebnis ein Geschenk, ich hatte einen von denen kennen gelernt, die das wahrhaftige Bild des Mädchens von Domremn in sich trugen. Warum mir dies Erleben wieder io stark vor die Seele trat? — Weil wir stc wieder haben. „Die Jungfrau non Orleans" von Friedrich von Schiller. Und wenn wir auch nicht die gewaltige GcriclstSIzene Bernard Shaws erleben, wenn Friedrich Schiller der Märtnreri» einen freund licheren Tod gönnt mit dem Recht des Dichters, die Geschichte nach ieincr Schaumig zu modeln —, die Gottbegcistcrung seiner Hirtin Johanna wird uns immer wieder erschüttern! Kuntt unS WiffeiMa t. f Dresdner Thraterspielplan für heute. OvernhauS: „Tnrandot" <!48s. Schauspielhaus: „Die Mitschuldigen": „Die Laune des Verliebten" <^8>. Albert-Thcater: „Kronprinzessin dniic" l>'8>, Reiidcnz-Theatcr: „Ich Hab' dich lieb!" lN8>. Die Komödie: „Der Garten Eden" lüi8>. Eentral-Tbeater: „Jugend im Mai" l>L8). f Albert-rheater. Tie Direktion des Rlbert-Theoters hat Tristan Vernards dreiaktigetz Lustspiel »Der gefällige T l> i c r r n" zur Aussübriing erworben. k Die Komödie. Sonnabend spielt In „Der Karten Eden" die Rolle der Till« Elisabeth Frank, die übrige Besetzung ist die der ErstaiiMibrnng. Der Borlrag Ernst Deutsch Nudel nicht am l-l., sondern am :'>. November statt. k Mitteilung des Residenz-Theaters Montag, den Ist., und Dienstag, den Ni. November, gelangt zum 21. und Lö. Male „I ch ha b d c ch l i e b . . .1" zur Auisührnng, Mittwoch, den 17. November iBußtagi, wird nachmittags Mir bei lleincn Prellen in neuer Einstudierung „A l t --H c i d e l b >-r g" gegeben. Abends Uhr findet die stgst. Attsssthrung deS erfolgreichen Lchauspiels „Alt -Heidel berg" statt. Inszenierung: Adolf R. Witt. In den .Hauptrollen sind beschäftigt: Eharlotte Lchacdrich. Ida Kattner. Margarete Hamm, Adolf R. Witt, Earl SuksttN. Will» »arl. Ignaz Ianda. Ricco Langer, Hans Hoff, Nächste Wicderbolung von "Alt-Heidelberg" am Sonntag, dem 21. November, abends IHN Uhr. -k Das Dresdner Uonscroatorium veranstaltet am Donnerstag, dem lN. November, abends !H8 Uhr im Anstaktssaale eine Mufik- Ausftihriing vor den Mitgliedern des PairoiiawercinS. s Perauftaltnngen. Heute !H8 Uhr: Kleiner Kaiismannschaftslaal, KomposllionSklasse Trantow: 8 Uhr: BereinöhauS. Chorgesangvercins- Bnndi Wilder Mann, Musikveretn Dresden-Nord. s Sächsischer »unftverein z« Dresden tBrliftlsche Derrassci. Heute abend 8 Uhr im Hauptsaale: Lichtblldervortrag von Ober baurat Adolf Mue 8 mann, Proscgor an der Technischen Hochschule
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