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Dresdner Nachrichten : 13.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192611131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19261113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-13
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.11.1926
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samen Katlioli iiSimiS iväre im Gegenteil geeignet, auf die ßbarsen konseiiionellen iffegeni'ützc im Reiche niildernd einzu- wirken. unter -er Bedingung allerdings, daß man Ihn in lliuhe laut »u- ihn nicht eiiv>> au- einer falschen Einschätzung heraus in Fechleiiteiluiig empfangt. Ter nächste Einn.»and aeaen den Anschluß knüpft an dt« nicht zu leugnende 2leriva»dtuh«ist z>viscl>en Deutschösterretch und -ianern an und befürchtet eine Störung -er inner deutschen «'NeichgeivichtSlage durch Stärkung des süddeutschen Ein'lnffcs ,,» Ruchsaanzen. Eine solch« Folge -es Anschlusses i>, allerdings vorausiiisehen: eS fragt sich nur. ob sie wirklich w gefährlich ist, ob sie nicht auch ihre guten Setten hat. Gerade die letzten Fahre haben gezeigt, bah die meist über hitzte politische .'lkmo ol>äre -er ReichShauptstadt in Sü-ddeutsch- land eine wohltuende Abkühlung erfuhr. Mag auch besonders sie banrische Opposition gegen Berlin in manchen Dingen übers Ziel hiuanSgeschvffen sein: sie nirr doch zumeist recht heilsam n»d notwendig. Mau kann deshalb mit guten Gründe» auch der Ansicht sein, das, die Herstellung eines wirk lichen Gleichgewichts zwischen dem deutschen '.Horden und dem Süden durch die E inöezielinng DentichösterreicliS in die süd deutsche >s,l,ppe nur wünschenswert oom inncrpolitischen Standpnilkie ans ist. freilich nur wenn man den deutsch- onerreichlüchen tvkenschen in seiner Wesensart richtig erkennt wine Verkennung lmt inimcr schwerwiegende folgen für uns geliaöt. .tzian ivird aber dem denttcheüerreichiüben VolkS- k»!N nicht gerecht, wenn man seine Bestandteile einfach alS einen leichtsinnig gemischten Menschenschlag und deohalb zu dem ernsten, tiefgründigen deutschen Weien nicht passend ab lehnt tSewift, es ist richtig, der Dent'chösterreicher isi. wenn man ilin niik seinen Slainineogenossen anS dein Reiche. inS- be'vndeie mit dem Prensien, vergleicht, weicher, weniger energisch. weniger lelblldeivlißt, wenigcr planvoll: er ist gennß- srendiger, awprilchSlwer. was den Erfolg betrifft, und an- tvrnche-oolier. wenn eS sich um die Behaglichkeiten -eS Gebens handelt. Aber er in auch heilerer, anmiiriger in seinem Wesen und hat eine dem Deutsche» fast völlig mangelnde, wertvolle Lebensform, kurz, alles das, was man sich unter dem .goldenen Wiener Herz" vorstellt. Und seine Fehler sind durchaus keine denn Uw ner r eichi i ch e n a ff eeigenliiinlichkeiten. Sie liegen ,iiui größten Teil in seiner iffeschickle begründet, und sie und die gleichen Feliler, die säst allen deutschen Stammen anhasieten — besonders den süddeutschen —, vor der Bioniaret'cheii Reichsgründnng. Die sogenannte österreichische „Schlamperei" in kaum gröber als die damalige banrische. Fm neuen Reich« war nach Wegfall der kletnsdaatlichen .Hemmungen mit einem Schlage der .Baum zur Entfaltung ge geben: denn di« Reichsgründung war nicht nur ein politisches, sondern auch ein wirtschaftliches und kulturelles Ereignis. Bei Wahrung ihrer Eigenart konnten sich setzt auch die süd deutschen Stämme anpaffe» und wandeln tu stetem Aufstieg. Nicht anders wind es mit den Dentschösterreichern gehen, wenn man ihnen nur die Gelegenheit gibt. Für die Frag« des Anschlusses ist deshalb nicht entscheidend, wie der Deutsch- östrrreicher heute tst, sondern wie er sein wird, wenn er Reichsdeutscher geuwrden ist. — Wenn insbesondere immer wieder auf -aS „moralisch verkommene" Wien HIngewicsen wird, dessen Erwerb eher abschrecken als reize» könne, so wird auch damit das .Mud mit dem 2 ln de ausgeschüttet. Wer als Fremder »ach Deutschösterreich kommt, dem drückt sich die Eigenart des Landes, zumal eS an Mittelstädten fehlt, in der .Hauptstadt aus. Wien ist ihm Dcutschösterreich. Seit dem russische» Einfall in Hutzle» und in der Bukowina, noch mehr im Gefolge der groben Inflation aber ist Wie» vo„ jener üblen Sorte des Ostjudentiiinü überschwemmt worden, daS von den deutschen Juden selbst abgelevnt wird. Es ist im heutige» Wien zu Geld gekommen und drängt sich überall in den Vordergrund. Das andere Wien aber, daS echte Wien, setzt sich aus Kreisen zusammen, die unter der wirtschaftlichen Not am schwersten leiden und dcslxilb ganz in den Hinter grund gedrängt worden sind. Was dem Fremden an der Ober fläche mißfällt, darf deshalb »och nicht zu einer voreiligen Verurteilung öcS Ganzen verführen. Schlicblich wird bei der Erörterung des Anschluß- probleins in Deutschland auch gerne eine wirtschaftliche Bilanz ausgestellt, und gerade von diesem Gesichtspunkte aus werden oft die schwersten Bedenken erhoben. Dollen wir. selbst unter einer seit Jahren sich hinziehenden Wirtschaftskrise leidend, auf lange Zeit hinaus belastet mit einem Heer von ArbeitS- losen. a»S freien Stücken nnS auch die Sorgen des wirtschaftS- krauken Dcutschösterreich aiisladeu? Können wir es überhaupt, ohne unseren geschwächten Schultern zuviel znzumuten? Nun. gewisse Opfer, die notwendig sein werden, sollten ohne Feil schen gebracht ivelHen, wenn eS sich um die Angliederung von tili Millionen Deutscher an daS Reich handelt. Darüber hin aus ist aber auf deutscher Seite auch zu bedenken, das, Deutsch- österrcichS heutige LebeilSniisahigkcit keine absolute ist. das, cö nicht alo verarmter Bruder Einlab heischt, ui» am Tische des reichen Bruders mitzncffen. Es bringt vielmehr eine Mitgift ein, die einen Gewinn für das Reich bedeutet. Das Land verfügt über unerschloffene Retchtttmer an Naturschätzen. seine Berge führen alle Mineralien vom Eilen bi» zum »old. der» Ausbeutung bisher unterbleiben mubte aus Mangel an Initiative und vor allem an Kapital. Di« mannigfaltige» Raturschönhcite» der Alpenländer ermöglichen einen gewinn, bringenden Fremdenverkehr groben StllS. wen« erst mit de» erforderlichen Mitteln die Schönheiten erschlossen werde» können durch den Bau der notwendigen Straffen. -Bahnen »nd modernen Hotels. Aufferordentlich« wirtschaftliche Möglich, ketten bietet aber gerade Wien für daS Deutsch« Reich, dessen Exporttntcreffe nach dem Osten weist, dorthin vor allem, w, da» industrialisierte Europa aushört und zum gegebenen Ab. satzgebiet wird. Wien ist der am weitesten nach dem Oste» vorgeschobene deutsche Punkt, da» nächste grobe Handelö- zrntrum. daS durch langjährige Beziehungen und Erfahrungen mit dem Osten verbunden ist. Wen« die groben deutsche» Unternehmungen dort Vertretungen und Warenlager schaffe» könnten, so hätten sie die denkbar günstigste Plattform zur wtrtscimstltche,, Durchdrliig»»« Mittel- und Gtddosteuropas. tzs is, kein Zweifel. bas, sich auch rein wirtschaftlich der Anschluß ans die Dauer für daS Reich rentieren und den Ausgleich für so manche Verluste aus Versailles bringen würde. Verlust und Gewinn gegeneinander abgcivägt, ergibt, daß Deutschland »m seiner Zukunft willen sich keinesfalls durch eine falsch verstandene VerständignngSpvltttk die Möglichkeit des Anschlusses verbauen darf. Den Außenminister. der es wagen würde, Deutschösterreich zu opfern, »m eine Erleichte rung zu erkaufen, die uns ganz von selbst in den Schob falle» muff, wenn wir nur unsere Zeit aöwarten lernen, ihn müßte der Zorn des ganzen Volkes hiiiwegscgen. noch ehe das erbe Wort gesprochen ist! Die Berufung auf Bismarck und seinen reichSrelten-cn Kaiserschnitt tm Jahre 1866 trifft ans die heutige Idage nicht zu. Bismarck wählte damals die klein, deuliche Lösung unter Preußens Führung unter dem Zivange der Verhältnisse, weil er die Einigung Deutschlands unter « lmbSburgischer Führung als unmöglich erkannt hatte. Th Habsburger Monarchie ist beute zertrümmert. DeutsäMn. reich gelöst von dem Drucke der di« deutsche Minderheit n. stickenden Nationalitäten. Damit sind die Voraussetzungen sßi die Bismarcksche Politik der Ablehnung der österreichische» Deiiische» gefallen. Deutschland ist seinerseits von der Meli. Politik der Vorkriegszeit abgeschnitten, sei» erstes und nächster -jlel bleibt der innere Wiederaufbau durch Schaffung der NattvnalstaateS. Auf diesem Wege liegt als erste Etappe -er Anschluß — eben tm Sinne Bismarcks. Die Not des Mittelstandes vor dem Reichstag. Erwerbslose, deren niemand gedenk!. <T r a b t in e l d » ii g unserer Berliner L ch r I s t l e I t u n g> Verlin, l'2. November. Der Reichstag setzte beute, nachdem dar- vorläufige Handelsabkommen mit Finnland nnü der Vertrag zur Regelung der wirtichaftliclren Beziehungen zwischen Deutschland und Lettland in zweiter und dritter Lesung gngeiiommeu worden waren, die innenpolitische A n s i p r a ch e fort. Der dentichirationale Abg. Pacth be dauerte. da» immer wieder neue Gesetze vorgelcgt werden, die vor allen: den Mittelstand schwer belasten. Die Bedeutung deS Mittelstandes in der Volkswirtschaft werde iinmer noch »ick! richtia einge'chätzt. Der Staat habe das grösue Fntereüe daran, die selbständigen MittelstandS- cristeiizen zu erhallen. Darum muffe er mehr alS bisher daun, sorge», das, Mittelstand, Landwirtschaft, Handel und Gewerbe nicht erdrosselt werden. Der Stciicrdrnck sei aber unerträglich geworden. Tie Eriverbslvseustatistik enthält nicht die beschiistlanngs» losen selbständigen Handwerker und sonstigen Angehörigen des Mittelstandes, die ieglichcr sozialen Fürsorge entbehre». Diesen notleidenden Mittelstand belege man mit einer AnS- nahmesteiicr. der Gewerbesteuer. Als Beispiel führte der Redner den Fall eines Handwerkers an. der bei »DO Mark Einkommen -IUU Mark Steuer habe zahlen sollen. Die .'»ä Millionen Mittelstandskreditc seien nur ein Tropfen ans einen keinen Stein Unerhört aber sei eS. dak von diesen für den Mittelstand berechneten Krediten die Stadt Berlin LNN NNÜ Mark zn 2 bis ll Prozent an ein grosieS Unternehmen verliehen habe. Ter Aba. Dr. Schreiber lZenlr.1 nannte den Reichs- schulgeietzcntwnrs der Wirticimktlichen Vereinigung ober flächlich und unbrauchbar und wandte sich m seinen weiteren Ausführungen mit Schärfe gegen den Redner der Wirtichasts- vartei, T r. B r e d t. der sich im Reichstage darüber be schwerte. das, der Reichskanzler aus der Tagung des Partet- onsschuffes in Erfurt sich gegen die Wirtschastslmrtei wandte. Wenn der Reichskanzler ans einem Parteitag eine andere Partei kritisieren wolle, dann könne er nicht iedeSnial vorher demissionieren, wie Dr. Bredt es zu verlangen scheine IHeiterkciti. Reichsinnenminlsler Dr. Külz, der danach daS Wort ergriff, erklärte, dah bezüglich der Ent- s ch ä d i g ii » g d e r Le b r k r ä f t c g e s ch l o s s e » e r P r i v a t- schulcn Verhandlungen mit den Ländern schwebten, die zu einer befriedigenden Losung führen würden. Die schul- polilischeii Aiisnihrnngen des Abg. Dr. Schreiber zeigten, wie notwendig eS sei, bei der Schaffung eines Reichs- s ch u l g e s c tz c S die kulturpolitischen Strömungen auf das sorg fältigste abzirwägen. Ziveimal sei bereits der Versuch gemacht worden, dieses grosie Problem zn lösen. Beim dritten Versuch »ilisse man sich klar sein, das, eS der letzte mit Aussicht auf Erfolg sei. Eingehende Vorbereitung sei deshalb erforderlich. DaS deutsche Volk, die deutsche Schule und die deutsche Eltern schaft hätten einen Anspruch darauf, das, endlich daS Problem des ReichS-schulgeictzeS gelöst werde, um die Unsicherheit auf diesem Gebiete zu beseitigen. Der Minister kündigte an. dgs, Ende d. M.. spätestens Ansgng nächsten Monats, der Schul- gesetzcntlviirf im Kabinett zur Verabschiedung gelangen werde. Er hoffe, das, die Verabschiedung im Reichstag ans einer mög lichst breiten Basis gelingen werde, nicht nur mit den Stimmen der Mitte, sondern mit einer Mehrheit, die nach links nnü rechts übergreife. Abg. Svenen iKomin.t befasste sich zunächst mit her von den Deutschuativnalen befolgten Taktik. Für die Dentschnaiionalen werde die Folge ihrer Haltung sein, das, sie bei den nächsten Wahlen ebenso gewaltige Verluste erleiden würden wie letzthin in Sachsen. Die Sachsenivalilen seien überhaupt eine ent scheidende Niederlage der Rechtsparteien gewesen. Sie hätten aber gezeigt, das? die Kpni>nu»isten wieder im Ausstieg be griffen seien. Der Relchösiuanzminlster werde In dem Loch des kommen den Defizits verschwinden. Er werde sich als erster den HalS brechen. Der Redner forderte die Auslosung des Reichstags, der der Stimmung t.n Lande längst nicht mehr entspreche. Abg. Meyer-Berlin sDem.i stellte mit Genugtuung fest, das, die Voraussagen über das Defizit und die rapide Aus leerung der Rcichskassen sich nicht erfüllt hätte. Die Rand- linte deS Defizits sei der richtige Standort des Finanz- nitnisterS. Der Redner billigte daS ArbeitSbeschassungS- Programm und betonte, daß in diesen Fragen ein von Dogma und Parteipolitik losgelöstes Zusammenarbeiten von Staat und Wirtschaft notwendig sei. Nach dem demokratischen Redner wurden die Beratungen abgebrochen. Der Gesetzentwurf über das Saarabkommen wurde dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen. Der Gesetz entwurf über eine K r i s e n s U r s o r g e sür Erwerbslose wurde an den Sozialpolitischen Ausschuß ver wiesen. Bei der Festsetzung der Tagesordnung für die Sonn- abendsitzung wurde ein völkischer Antrag, am Sonnabend die außenpolitische» Fragen z» erörtern, abgelchnt. NeichSinncn- ministcr Dr. Külz nahm hierbei den Reichsanßeninintster Stresemann gegen den völkischen Vorwurf i» Schutz, er wolle absichtlich die außenpolitische Debatte hinauSschieben. Auch der NcichStagSpräsidcnt Lobe stellte fest, daß Dr. Stresemann in diesen Taacn bereit war. seine außenpolitische Rede zn halten lind nur die AnSdclmitng der innenpolitischen Debatte dies un möglich gemacht habe. — Das HauS vertagt sich dann auf Sonnabend mittag. Folgen öes fchemalifchen Achlflunöenlages. Die llnlernehmer zu den Gewerkschasts- sorderungen. Berlin. 12. Nov. Die Gewerkschaften haben vor einiger Zeit einen gemeinsamen Ansrns verbreitet, in dem sie die so- tortiae Einbringung und Verabschiedung eines Notgesetzev zur Wied e rherstell n n g des A ch t st » n d e n t ä g e s ver langten. Zn dieser Erklärung verösseniliäien jetzt die Unter nehme r - V c r l> ü n d e eine umfangreiche Denkschrift, in der sie darlcge», daß eine plötzliche Verkürzung der jetzigen Arbeits zeit einen bedeutungsvollen Eingriff in die organisatorischen nnd kalknlaiorüchcn Grundlagen der Produktion bedeuten würde. Wo hcntc in der Industrie über -18 Stunden in der Woche gearbeitet wird, beruhe die Mehrarbeit hauptsächlich ans der N o t >v e n d i a k c i t. ü b e r n o in m e n e L i e s e r u n g e n , ch n e l l und biIlia a » s z u s ü h r e n. Die Lieferfristen sind vereinbart unter der Vvrausietziing. daß dein Arbeitgeber die Möglichkeit der Ausnutzung der mit den Gewerkichgsten oder der Belegschaft vertraglich vereinbarten Mehrarbeit ge geben ist. Eine plötzliche Aendernng dieser Grundlage der ge- ichästlichcn Abmachungen würde dazu sithren. daß die über» nommencn Verpflichtungen nicht eingehakten werden könnte«, was insbesondere bei der Erfüllung von Anölandsausträgen nnangenchmc Konsequenzen haben würde. Die Verkürzung der Arbeitszeit würde weiter nicht ohne Einwirkung aus das Geld- nnd Kreditwesen sein, was um so Verhängnis voller wäre, als unser Kreditivrsen zurzeit derart angespannt ist. daß ein acringcr Anstoß genügt, »in es in eine starke Krise zu weisen. Eine solche würde wiederum ans die Pro Auktion verteuern wirken. Jede Tendenz zur Preissteigerung sei aber geeignet. den Abiatz zu verringern und die Konkurrenz aus dem Weltmarkt zu erschweren. Unsere finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Auslände löuntcn nur bei einer Steigerung des Exports erfüllt werden. Die Denkschrift beschäftigt sich weiter mit den einzelnen Produktionszweigen. Dabei wird bezüglich des Ruhr- kohlenbcrgbaues hcrvorgehobcn, daß die Angriffe der Gewerkschastcn wegen der Ueberschichtcn unberechtigt seien. Es eien nach den Feststellungen des Obcrbcrgamtcs Dortmund B. im August nur 1.Ü7 Ncbcr- und Nebcnschichtcn für einen Arbeiter verfahren worden. Eine Rückkehr zum schematischen Achtstundentag würde im Bergbau Rückgang der Gesamtsördcrnng, Rückgang deS FördcrantcilS pro Mann nnd Schicht. Erhöhung der Selb st ko st cn nnd Erhöhung dcrKohlcnpreisc bedeuten. Auch tu den Metall-, und Textil- sowie Holz, i n d u st r i e - Betrieben würde eine Verkürzung der ArbeitS zeit eine entsprechend geringere AnSnütznng der Maschinen zur Folge haben und dabei eine Verteuerung der Produktion, Steigerung der Selbstkosten, Verringerung der Absatz- und Veschästignngsmöglichkeiten bringen. ES wird dann im ein zelnen »och daraus hingcwicsen, daß bei den sogenannte» Saison betrieben eine Verkürzung der Arbeitszeit schon deswegen schwer möglich ist. weil diese Industrien gezwungen sind, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel herznstcllen. Dr. TNarx' Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Berlin, 12. November. In der Prelle wird berichtet, das, die angclündigte» Besprechungen des Reichskanzlers mit den Gewerkschaften über die Arbeitszeit- frage am 12. November stattgcsunden haben, und dabei be hauptet. daß in maßgebenden Kreisen nicht vor dem 1. Oktober 1028 mit einer endgültigen Inkraftsetzung des Arbeilsschntz- gesevcs gerechnet wird. Demgegenüber wird amtlichcrseits daraus hingewicien. daß die Besprechungen zwischen dem Reichskanzler und den Gewerkschaften c r it a m 1 0. N o - vcmbcr stattsinden werden und dak sich die Haltlosig keit der Behauptungen über die Inkraftsetzung des Arbeits- schutzgrsetzes schon daraus ergibt. jW. T. B.) Sprachenkonflikk im Prager Parlament. Brüskicrung der deutschen Regierungsparteien. Prag. f3. November. Im Buögetaus-schuff des Praan Abgeordnetenhauses kam eS zu einem Konflikt. alS der Abz. W i n d i r s ch vom Deutsche» Bund der Landwirte einen Bericht in deutscher Sprache abgebcn wellt«. Der Vorsitzende, der tschechische Agrarier Bradac unter brach den Redner zweimal nnd forderte ihn auf. tschechisch zu sprechen. Wurdirsch gab darauf eine Erklärung ab. in der er darauf hinivieS, daß die deutschen Regierungsparteien durch den Eintritt in die Negierung ihre Bereitschaft bewiesen hätten, am Ausbau des tschecho-slowakischen Staates mitzu arbeiten. daß man ihnen aber anderseits auch die tech nische Möglichkeit hierzu geben müsse. Er beantragt« Unterbrechuirg der Sitzung, die der Vorsitzende znsagte. Es fanden dann Beratungen statt, die aber zu keinem günstige» Ergebnis für die deutschen Regierungsparteien führten. Mich Wiederaufnahme der Sitzung versuchte dann der Abg. Windinch. in tschechischer Sprache zu referieren, was ihm aber sehr mühsam gelang. Darauf verlas der Ad- gcvrdnete der Deutschen Gewerbepartci. Stenzl. unter den selben Schwierigkeiten ein kurzes Referat in tschechischer Sprache. Die deutschen Oppositionsparteien bezeichnen dieses Verhalten der deutschen Regierungsparteien als im höchste» Grade unwürdig. Einigung über den Grundbesitz in Sü-llrv!. Berlin, 12. November. Wie gemeldet wird, tst zwilchen den rcichsdentschen Grundbesitzern in Südtirol und der italienischen Negierung eine Einigung erfolgt. Der Grund besitz war beschlagnahmt worden, wogegen Deutschland be- stritten hatte, daß aus dem Versailler Vertrage eine Grund- luge für diese Beschlagnahme hergcleltct werden könne. Di« Interessenten erhalten nnnmLhr 8 5 Prozent des Wertes ersetzt. Dieser tragbare Erfolg sei durch persönliches Ein greifen Mussolinis erreicht worden. Die russisch-kürktsche Konferenz. Eine neue Front gegen England? Odessa, 12. Nvv. Der türkische Außenminister Tewsik Ruschdi - Bei traf heute morgen 10 1l.hr mit seiner Tochter und seiner Gattin an Bord des Kreuzers „Hamidie" hier ein. Nach einem feierlichen Empfange burch Tschitschcrin und die Behörden sowie den türkischen Botschafter tn Moskau gab Tschitscherin ein Frühstück, während Lessen der erst« freundschaftliche Meinungsaustausch stattfand. Tic Lvwjctpresse betont, daß die Zusammenknnst eine Antwort aus das Verhalten des Völkerbundes sei. Es solle eine neue Front gegen England organisiert werden. Die Lage im englischen Kohlenkonslikl. London, 12. Nov. Die Grubenbesitzer haben heute vormittag eine Erlärung veröffentlicht, in welcher eine kritiiche Stellungnahme zn der in Vorschlag gebrachten Regelung im Kohlcnkonslikt znm Ausdruck kommt. Die R e g i c r u n g Hot hieraus eine Erklärung hcransgegebcn, in welcher sie zugtbl, daß die in Vorschlag gebrachten Bestimmungen zwar keine Vereinbarungen mit den Grubenbesitzern darstellten, in welcher sie jedoch hinzusügt, daß, wenn die Bestimmungen von de» Bergarbeitern angenommen und durchgesührt werden, die Regierung unabhängig die mit den vorgeschlagcnen Bestimmungen in Einklang stehenden Gesetzeeinbringen wird. (W. T. B.1 Parlamenlarische Abrvslungsberalungen. Berlin, 12. November-. Wie die T. U. erfährt, befaßte sich gestern und beute der Unterausschuß des Auswär tigen Ausschusses deS Reichstages unter dem Vorsitz des sozialdemokratischen Abgeordneten Müller-Franken eingehend mit der gesamten Materie der Abrsistungssragc im Zusammenhang mit der künftigen Ucberlcttnng der Militär- kontrollc aus den Völkerbund. Tic Dcutschvölktschen waren durch den Abg. Grase, die Dentschnaiionalen durch Gras von der Schn lcnb nrg, die Deutsche VolkSpartci durch den Abg. Danch, die Wirt'chastSpartei durch den Abg. Bredt. die Demokraten durch Graf Bernstorsf und die Kommunisten durch den Abg. Stöcke, vertreten. Gtn deuycher SnlwaNnungs.Tachversiandiaer für die Parlier DvIschaN Berlin, 12. Nvv. Auf Grund der letzten Besprechung zwischen dem deutschen Botschafter in Paris und dem franzö sischen Außenminister wird ein Referent des Berliner Aus wärtigen Amtes der deutschen Botschaft In Paris zue speziellen Beratung der EntwassnungSsrage zur Verfügung gestellt werden. Es handelt sich um eine Persönlichkeit, bi« im Auswärtigen Amt in der letzten Zeit an der Bearbeitung der Militärkontrollsrage beteiligt war. Man will dadurch dee deutschen Botschaft für die abschließenden Berhandlungen über die Militärkontrolle einen Sachverständigen zur Bersügung stelleu.
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