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Dresdner Nachrichten : 11.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188204110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820411
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-11
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.04.1882
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Nr. »«1 — Vr«»,Ii»vr Xuotirtotttv«. Leits L — Oisvitag. äsil ». LprU 188- Alben. frug mich mit liebenswürdiger Dreistigkeit, ob sein „vis-a-vis" eine Menageriebcsitzcrin sei und eines ibrer Prachtexemplare als Lockmittel zur Schau trüge ? Und dennoch wette ich zehn gegen «in», daß wir in nächster Zeit mit Familicnwappen dekonrte Kostüme zu sehen bekommen! Monogramme bringt man ja schon aus Kravattcn und Hutbändern an, aus Sonnenschirmen dürfen sie gar nicht fehlen. Man wählt zum Fond, namentlich wenn der Schi-i» icdwarz, dunkel farbig oder gan^ wein ist, ein bochrotlies oder blaues Feld, wa» von den übrigen Beitandtbeilen eingcrainnt wird. Ader vei der Sucht nach bochklingenden Titeln, die namenlick in Parvenükreisen herrscht, ist anznncbmen. das? die Eitelkeit sich nicht damit begnügen wird. Die Unsitte, über einem bürgerlichen Namen eine Krone zu tragen, ist ta längst io veraltet, daß selbst die Ampdroditrn der Markthallen fort meinein ! Weiht Du, was er enthält? Ein allerliebstes Täschchen mit >cin Wapven. So angebracht, laste ich diese Neuheit gelten, sa ich finde sie sogar charmant' 'Nun bin ich de. wem ich zuerst auf der Promenade oder BoiS de Bonleane m>? Wappens^,»uck angethan begegne, denn cs ist kein Zweifel, daß auch andere Be- kleidnngvlittisller oder Magazine von der Koketterie der Gräfin W profitiren wollen eine mir bekannte Per- - Wie werden sich diejenigen ärgern, die, wie Polin, einen Hammeikops oder wie ein alter jüdischer Baron daS goldene Kalb im Wappen führen. In Ver zweiflung werden aber diejenigen geratlien, die überhaupt noch kein Adels-Diplom besitzen, und ich glaube, daß dieser Mangel, mehr als ie zu Tage lrelend, eine ansehnliche Pilgerickaar nach den östlichen Reichen locken wird, wo man mit Verleihung dieser Auszeichnung nickt allzu wählerisch ist. — Fntereisiren wird Dick die Beschreibung einer Brauttoilette, wie sie reicher und eleganter wohl kaum getragen werden kann. Du muht allerdings die Periönliehkeit der Koniteste vor die Schranken Deiner Pbantäne fordern. Sie ist sehr schlank und de Jnngsräul >abei doch mit jener knospenhasten nütle anSgeslattet, die jeder sräulich'eit Zander verleiht, ohne dm: die Schönheit in ihrem Gefolge zu sein braucht. Mll dem seingeichnittenen Kopfe der Brau! zu beginnen, so trug derselbe ein Eacliepeignc von Ovangeblütbe» und einen kostbaren Tilllickleier mit echten SpitzenvolantS, durch eine Soange grauer Perlen gehalten. Eine der lauteren entsprechende Agrane iaanlickte auch den Schlug des liohe» ÄkediziSklagnS, der nach dem Hals zu mit einer dichten Spitzenrüche, nach '.äugen »lit Siangeblüllienhouguets zwi'chen Tüllpusie» leicht arrnngirl war auch nie auswärts siebende Manchettc deS Marguif'cn-AermerlS, den ein S'.'itzenvtissö abschloß, zeichnete gleicher Schmnck aus. Die »n Hacken vrinzegförinig erscheinende Robe oon weißer Armurducheste bildete eine halblange Scklevve, die zu beiden Seilen durch eine Gnirlande der bräutlichen Blume begrenzt wurde. Jmiiitten der selben, ziemlich am Saume, ruhte eine umfangreiche Rosette von weißem Jllunonstüll und Spitzen, in der ein großes Bouguet mil bcrabbängeiiden Blättern prangte. Besonders wertlwoll wurde dastelbe durch einen Schmetterling auS Eoelsieinen und ech.en Perlen, der jedenfalls nickt als Sninbol der Treue, sondern nur als Zeuge eines berühmten ZamüienschmuckeS dienen tollte, den der gücklicke Bräutigam ansiatt einer bösen Schwiegermutter als Morgengabc bietet. Als Unterkleid figurirte ein Rock auS antikem Moiree, der vollständig mir S iizen und Tüllnicken bedeckt war. DieHai'.d'chu! e tnigen d-'n Na::iens»ug der -ieuvermäblten in Perlenstickerei, ebene auch die AtiaS- und Svitzenmanchetten des Bouguets. Besonders ausfallend wirkte ein sogenannter „Martvrgürte!" von Armur uni- Perlensranien unterhalb der Taille a>S Knoten geknüpft. Diese Art Gürtel werden wie die Odati-gue (beuteiiörinig endende Atlas Gürtel mit langen Schmelzperknaiiasten besetzt) sehr modern und sind deshalb leicht und geschmackvol! zu beschasien, wei! sie jede Dame, die weibliche Arbeit nickt ganz vcri'chinäbt, selbst Herstellen kann. Für minder bemittelte Bräute — der Frühling, der sich der bräutlich geschmückten Erde vermahlt, damit sie ihm die Gaben des Sommers m» mütterlichem Stolze in die Arme lege, wird nun ein mal der Arrangeur der meisten Hochzeiten — ist der weiße Satin anzucmpiel len, den man mir ein wenig MalineS-Tütl sehr hübsch und graues trapiren kann. Auch Mull und indischer Eackeniil sind modern. sie werden allerdings nur von einer Braut gewälüi werden, die ihr Glück nicht in äußerem Glanze juckt, sondern durch Bescheid enl>e:i ihrem Gatten ein günstiges Prognosiicon ilncs Aus- irckenS stellen will. Die Lingerie zu solchen einfachen Brautkleidern besieht aus Erepplrssös; das Bandeau, was den Schleier beteiligt, wird aus Mvrtbenziveigen gebildet. Große Sorgfalt verwendet man angrnb.icklich aus die logenannten Ecremonie-Toilettcn, die eigentlich nickt rür Taielrreuden, sondern iür ernstere Momente, wie Gratn- lcuu n n, Verlobungen oder gar Visiten bei fürstlichen Persönlichkeiten bestimmt und .u m-gi ckst dunklen, gesättigten Farben gehalten sein müssen. Beim ruisnchen Botschafter begegnete ich neulich einer Amerikanerin, die eine soickc ierieuie Robe zu ihrem Enlrö in die Faniilie gewählt batte. Mit zimmctbrnuncm Satin merveillenr war eine etwas dunklere Nuance von gestreiftem Satin antignc n ln LouiS XVI. untermischt, dem sich ein nock dunklerer, brauner Sammet in Po.nienorm an'ckloß. Der Rock war zur Halste von fächerartig gebildetem Sammet. der andere Tlreil wurde von Satin-Rücken vereinigte, die, durch eine lliücae eingetaal, öden blieben und die Garnirungen des Unterkleides zur (Leitung kommen liehen. Ein zackig geschnittener Streifen von Sammet umrahmte die Schultern bis zur Büste und wurde dort von einer braunen Bionse eingefaßt. Gleiche Verzierungen trugen die Normet. Der Eapotlmt war eben falls aus braunem Zamml mit einem Tnsi Kellerer Federn und noch helleren Kinnbändern verleben. Die Handschuhe trugen zur Halste Blondenmamchetten und auf der Oberfläche der Hand einen gestickten Maikäfer. AIS Obr-und Hals'cbmuck dienten ebenfalls diese kleinen, osc rccki unbeguemcn Gäste des Wonnemonats, allerdings nur in Emaille. Fm A. gemeinen werden die Strohhüte für Svätsrilliling und Sommer bunies, grünichotti'cbes, auch grünbronemes Gestecht liaben. ;u dem inan 'Blnnien, Band und Federn wie bisher, vorzüg lich aber starke, runde Perlenschnuren mit Orienten verwenden wird. Als neuester Aufputz für Zlraßenkoftümc gelten die Evauletten auS Pastem-mteriearbeit, die gervöbnlich durch eine geknöpfte Bordüre über der Büste verbunden sind. Die bisher so beliebten dunklen Atiaskragen werden jetzt aus schwarzem Sammet in der Form ä Ia König von Rom geschnitten, mit Blumen und Schmetterlingen aus Point-lw'e-Spitze'besetzt und mit einem Spltzcnplisssi eingerabint. Gebab Dick wobt und nimm herrliche Grütze von Deiner P. v. B. Tastrsgkschichtt. Frankreich. E i n v e r f ä n g l i ch c sA n t o g r a mm. ..Leripta marrantt, „Geschriebenes bleibt!" und darunr überlege Jedermann zweimal die Zelle, die er auS seiner Hand giebt. Man kann nicht wißen, wie man einmal aus seine alten Tage ein berühmter Mann wirb und dann bemächtigt sich irgend ein hartgesottener Sammler eines alten Brieses, den man einst im fröhlichen Bewusstsein der Obskurität unbedacht geschrieben, und versteigert ihn, veröffentlicht ihn oder bringt ihn sonstwie unter die Leute, zum großen Aerger des berühmten Mannes, der es sich nicht hat träumen lassen, dab er 'einen ausgeknöoslen Brief kür die weiteste Ocstentlichkeit verfaßt habe. Eine solche kleine Unannehmlichkeit ist Gambctta widerfahren. Fm Hotel Trouot kain eine Hcmdschristen-Sammlung zur Verstei gerung, und unter den Autogramme» s-iid sich auch folgender Brief Gamdetti's, der um tl FrcS. einen Liebhaber fand: „ä. Drcemder '0 ;. Vlein lieber Hiclographe (Schreiofelilcr für Heliograph), ick holung des Vergehens der Verleitung minoerjähriger Mädchen zur Ausschweifung Nattgefunden. Cs wird sehr schwer kalten, sie auS dem Netz des Gerichts zu befreien', dieses Netz b-at dichte und enge Masckcn und behält Alles, besonders aber die „Karpfen". >Roth- wälsch-AuSdruck für Damen gewisser Kategorie.) Fadesten auS Liebe zu vir will ick das Unmöglichste tlnm uns ich will sie bis zur Er schöpfung jenen Geiern streitig macken, die plötzlich eine Anwand lung von ^ittlichkeitSkitzel bekommen haben. Ich möchte nur, daß sic zu mir Vertrauen habe; daS ist eine Bedingung der Energie meiner Natur; eö ist vielleicht sonderbar, aber wer erklärt auch die Sonderbarkeiten der Menschen und die Kaprizen der Advokaten? Wie fern sind doch die Zeiten Brantome'S (Verfasser bekannter No vellen im hochgeschürztesten Dekamcronftul, betitelt „Das Leben der galanten Damen"); heutzutage verfolgt man die galanten Damen! Die Schamhaftigkeit bemächtigt sich der Sprache, der Mode, ja der Gerichte. Wohin soll das führen? Die Tugend-Manie wird uns lösten. Unter allen Umständen dein treuer Leon Gambctta." Ob zu werven, der »ch ml Tugend beklagte? Rotzland. Al« ein es de»» Ganibrtta von beute wohl febr angenehm ist. durch die Ver- ösientlichung dieses Briefes an -rn Njätirigen Gambctta erinnert werden, der sich mit solcher Bitterkeit über die zunehmend« der ln der letzten Zeit be- U . .. eine Art Nacbkla liebt gewesenen Diskussion über die We! veröffentlicht »in deutfches deS Grase» russische A nkrast der russischen Armee Au - wuroen. v-r rill ein ivoiuzugenneneo 'Hier an der ganzen Front deS Lagers. anverthal lang. Die Mannschaften, 74 Bataillone zu ! Mann, lauter alte, bärtige, fchwarzbraune latt einige Auszüge o»z« den Brieien Moltke aus Rußland, in welchen sich dieser Uder die ^ . rmee auslpricht. Die Brief« datiren aus den, Fahre 18S8. Eö war Ende August jenen Fahre». alü General Moltke da« erste große Lager von russische» Truppen sak. Dastelbe war unweit von Moskau eingerichtet und umfaßte ausschließlich Garde-Regimenter, die damals Kaiser Alexander besichtigte. Er schreibt darüber Folgen des: ,. . . Heute nun war abermals Messe tin Freien. und »ins Bataillone erhielten neue Fahne», die dazu eingesegnet wurden, dann ging der Metropolit die Front entlang und besprengte die Truppen tüchtig mit Weibwaster. Einige Leute trofrn nur so. Der Kaiser und beide Kaiserinnen küssten nicht nur das Kreuz, sonder» auch die Hand deö Priesters. Dann sprengte der Kaiier vor die Front jedes Bataillons und sprach in militärischer Haltung einige Worte zu den Leuten, die mit unendlichem Jubel ausgenommen wurden. Er ritt ein wohlzugeritteneö Pferd gut. Danach ging e» anderthalb veutichc Meilen, ent- 800 Mann, etwa MM) Gesichter, sianven ohne Gewehr und in Mützen ausgestellt. Aus das betäubende, zwei Stunden andanernde Hurrab gebe ich nickt»; aber man sab es diesen alten Schnurrbärten an. wie sie sich freisten, ibren Ezar zu sehen. Der Kaiser 'prach mit Einigen; sie antworteten ohne Befangenheit ihren, Batnichka, dem Väterchen. Fn Rußland ist die Faniiiic der Mikro kosmus deS Staates. Alle Gewalt beruht auf der väterlichen Autorität. Alle Theorien der repräsentativen Verfassung sind in Rußland barer Unsinn. „Wie können inen'chliche Satzungen daS göttliche Reckt eines Vaters beschränken?" sagt der Ruhe. Auch ist die lnniinschrnnkte Gewalt in der Hand des Kaisers eine Notlnvendigkeit und eine Wohitbat in cinei» Lande, wo nichts geschieht, wenn eS nicht von oben hefolüen wird. Die Verpflegung ist sehr gut: der Mann er hält täglich drei Piund eines vortrefflichen ScbwnrzbrodeS, welches die Kompagnien selbst backen, und ei» halbes Pfund Fleisch. Die säuerliche Kohlsuppe und Buchweizengrütze bilden die LiebliNgSspeiie. DaS Diner wird komvagnieweise in, Freien eingenoinmen, wo aus Bretter» Tische und Banke ausgeschurgen sind; das Wetter kommt dabei nicht i» Betracht. Wenn man fragt, so versickern die Leute laut und aus einen Ruck, wie eine Bataillonssaive, daß es ihnen vortrefflich gebe. Sons! lind sie still, inan hört keinen Gesang noch Scherze, wie bei unseren Lasten. 'An, liebsten gehen sic h.nlcr bas Lager, wohin die Vorgesetzten nickt tonime», vor denen sie Front zu machen habe». Dort letzen sie sich in den ihnen so lieben Mäntel» an die Erbe und er»äl'Ien sich, biü die Kosnten sie soclrreiden. Die väterliche Gewalt ist csie Basis aller Rechtsziistänoe in Rußland. Ein Vater kann ungerecht »nd hart sein, aber das bebt fein gött liches Recht nick! auf. Der Russe muß durchaus canen Herrn haben, er sucht ihn sich, wenn er sinn fehlt Die Geineindc wählt sich den Staroslen aus den weißen Häuptern, ohne ihn wäre sie ein Bienen schwarm ohne Königin. „Unier Land ist gm, aber mir haben Nie mandem über »nS. komm' und beberttcke uns!" wa> die Bollcha» der Gemeinen an Riink. Und nie Waräger kamen aus Norwegen und Herrichten »urck Jahrhunderte bis Bons Geuunow, der Tluon- räuber, den letzten Enkel Nnr>i's in Uglitsch durch seine Boten er morden ließ . . . Und so ist es auch beim Doloaten. Er würde odnc seinen Hauptmanv in der töotliciisten Verlegenheit sei». Wer -ollte für ihn denken, ihn iühien, ihn uraien? Er glaub! vielleicht von ihm, daß er ihm das Seini ie vorentlulll, er wird ,m Jähzorn von ihm mißhandelt, aber er lieb! ihm darum dock mehr als den Deutschen, der gerecht und mit Ueberlegung züchtigt. Wenn der europäische Soldat seinen Unierefnzier in betrunkenem Zustande sähe, io wäre dies mit der DiScipiin aus, der rus»sche legt ihn zu Bette, wischt ihn ad und gehorcht ibm morgen, wen» er ausgeichlafen, mil derselben Treue wie zuvor. Der gcnieinc Russe ist von Natur gut- mütlng und friedfertig. Nw sielst »ia» die Leute fick prügeln oser deren. Er kennt keine Stiergesechte und Hahneiilämvle. Aber der Bcsekl seines Obern macht ri n. zwar sehr gegen Wniüch und Nei gung, zum hinge! ends.'en T schalen. Bei der Ueberichwemmung in Petersburg crkrank'.en Posten, weil sie nicht nbgciösl wurden. Ais das Winter-Palais abbiaimke, rettete ein Priester die gcwelblcn Gefäße auS der Schloßkapelle. Aus den, Korridor fand er eine Schildwache und machte den Posten ans die drobendc Gefahr des sängeren Verweilend a'.simmk'am. ..Nnlmku-!" «der Beselst) sagte der Mann, erbte» die Abis ulion und verbrannte." Gngkand. Ans T nblr n wird gemeldet: Parncll wurde in Freiheit gesetzt und ist sofort nach England abgercifi. BunraUeri, Der apostoliichc Präfekt von Westnnstrnlien und Präfekt der dortigen Benediklincrmission „Neu-Nursia" Msgr. S a Ivad o berichtet, daß seine Gegend Heuer wie fest metneren Jahren von einer furchtbar e n Dürre Hein,gesucht >ei; wegen der vielen Krankheiten konnten die Mönche, welche dort den Acker bau tdeilweise cingesührt l abcu. nur die Hälfte ibrer Aecker be stellen. Wo ehedem Gras war, ist nun schon feil fast ü Fahre» gedörrtes Kraut z»m Verl rennen. Brunnen und Duellen sind aus- getrocknet; man trinkt schmurige. Wasier. Es fehlt Futter und Tränke für die Heerde»; vor >, Jahre» sind in Folge der Dürre in Australien strickt weniger als »> Millionen Seime zu Grunde ge- blikum wird die» Stück freundlich in Schuh nehmen und e» immer gern sehen. Wo freilich Lindau'» scharfer Geistreichtlmm in dem Stück hingeratlicn, ist unentdeckdar. Gespielt ward meist ausgezeichnet; der erst« Akt lahmte noch, der zweite, in welchem Frl. Guinand den richtigeren Ton fand und zuletzt meisterhaft sensitiv steigerte, sprach fix und fertig stüimisch an, und der dritte und vierte hielten sich fast aus dieser Höhe. Zwei Kleinigkeiten werden der Regie (Hr. Richelsen) ausgefallen sein. Der Famulu» hat die Rede an den Backfisch apart zu ballen, sobald n vom Theaterspiel desselben spricht; die römischen wasseriuchendcn Soldaten haben mit dieser Wendung nicht» zu tkun. Dann dürfen die Professorin und die aktive Sckaufpiclerin nicht so drollig aleich- gekleidet geben. Die beste, wenn auch mehr episodische Leistung, bot Hr. Dauer al» bummelnde» Genie mit dem klassisch kaven- iäminerlichen Gesicht. Fleiß und Gewissenhaftigkeit des Künstler» schufen hier rin meisterhaftes Genrebiidchen. Herr Koberilein überraschte al» Intendant durch das talentvollähnlichc Portrait deS Herrn von Hülsen. Frau Wolfs (aus gezeichnet in, 3. Akt mit Hrn. Swoboda, der voller Liebenswürdig keit austrat), Hr. Löber, Hr. Richelieu. Frlir. Arndt, Hr. Erdmann, Hr. Kramer :c. in unendlich kurz skizzirten 'Nebenrollen, spielten aui zusammen. Besonder» die kollegialen BoSbciten hinter den Eoulis- sen wurden ungemein — wahr dargesiellt. Frln. Diacono, dre jüngere Heldin, von deren Seelenleben, falls sie eins hat, man absolut nichts erfährt (erst in der Novelle „Herr und Frau Bewer" bat man gesehen, daß Lindau Seelenzustände aufs Feinste schildern kann, wenn er nicht zu leichthin arbeitet), erfüllte die Pflicht hübsch auszuiehen. HeirJafsö als zerstreuter Professor und Fräulein Guinand als einpsindsame Gattin sind die Hauplstauren, oder eigentlich Tnpen. Herr Fast" kommt kaum ei» mal von der Bühne und obgleich sich die Vorgänge »steigerungslos wieder holen. erlahmte der vorlreijüche Künstler bis zuletzt nicut im Min desten und brachte die ganze Skala von der brillensnchenden Zer- streutbeit bis zum nervösen Ausfahren imincr wieder bockst komisch znm Ausdruck. In die vielen Hervorrufe tbeilten sich alle Meist- beschästigten. l,. ll. ck WiIdenbruch, der hochbegabte Autor der „Karolinger" die Freitag im Hostheatcr in Scene gehen, tri'it heute von Berlin in Dresden ein. ck „ K athchen von Heilbronn " , die neue Oper Rein- thalcr'S, hat bei ihrer zweiten Ausführung am !). April ein ausver- kausleü Haus erzielt, und dasselbe dürste mit demselben Werk heute der Fall sein. Die Aufnahme war sehr beifällig und namentlich entzückte die Schlußseene des zweite» Aktes, wo Gras Wetter von Strahl das Kälbchen ihre», allen Vater wieder zufühlt. Die icenische, nia'chinelle und dekorative Ausstattung sowie daS Ensemble der >äm»itliebcn auSsührenden Künstler wird kaum von einer anderen Billine ersten Ranges erreicht werden können. ck Die Fülle des R e > id c n z - T l> e a t e rs vorgestern und gestern ist schwer zu beschreibe». Nachmittags zogen, tonnte man sagen, die Werke und Lina Bendel a». Abends glänzte als Ste»n bellstcn Lichtes § ch w eighoser und mit nicht cnbcnwollcndcm Jubel ward dieser Liebling der Dresdner ausgezeichnet, wie eS hier tau!» ie erlebt worden ist. gangen. Vcr Prälai klag!, werde und daß ein surchlbareS Esten» l-Ujz (S Heuer wobst ebemo ergehen im Anzüge sei. Permi ÄlkS. * Neuerdings stellt inan auch Fnßhodenbckleidungen aus Papier her und zwar in folgender Weile: Man reinigt erst den Fußboden sorgfältig und füllt kann alle Löcher und Svalten mit einer Masse an». die durch Tränken von Zeitungen mit einem Kleister beieitct ist. welchen man aus 0,4 Kilo Weizenmehl, 3 Litern Wasier and l Liter gc-prilvertcm Alaun gründlich zusainmenmischl. Der Fußboden wird alüdann mit solchem Kleister durchaus bestrichen und hierauf mit einer Lage Manilla- oder anderen, kräftigen Hanfpapicr bedeckt. Will man der Bekleidung eine besondere Dauerhaftigkeit geben, so be streicht man die Papicrlage wieder mit demselben Kleister, legt eine zweite Lage Papier darauf und läßt daS Ganze gründlich trocknen. Dann kommt wieder eine Lage Kleister und auf diese als oberste Schicht beliebiges Tapelenpapier. Um die Tapete gegen die Ab« Nutzung zu schützen, giebt man ihr einige Anstriche von 220 Gramm weißem Leim in ll Litern heißem Wasier ausgelöst, läßt sie trocknen und beendet die Arbeit mit einem Ansirich von. hartem Oelfirniß. * Fm „I ungcn Kikerik i" wirb der „neueste König" von Serbien folgendermaßen besungen: König Milan. Er pilacrtc zur Sommerzeit nach Ems zinn deutschen Kaiser, Zehn Narren frugen uni den Grund, die Antwort gab kein Weiler. Nu» weiß inan, waS er dort gewallt für sich und nir sein Sölmcben, Er bat sich dort zum Kurgebranck geholt ein — Emicr Kröbnchcn. * Eine r o in a nt i s ch c R ä u b e rg e s ch i ch t e wird aus Gnör «Torontaler Komital) mitgetbeilt: Fm Verbst des Fabres 1866 fuhr der GutSbejitzer LadislanS Guerttian»» in Begleitung seiner Frau und seiner iecbS Kinder von Gimr nach der nächsten Eifenbalmstation, A-euillckou. ck Lindau'» „Jungbrunnen" hat bei der ersten Ausführung im K. Hoftbcatcr der Nenstadt eine mehr als freundliche, cs har eine sehr gute Nililiahinc gesunden, das Publikum bat sich 2' r Stunden vortrefflich amüsirl, viel gelackt und wenn einige flockende Breiten und Wiederholungen am Schluß des dritten und im meisten Akt geslricuen werden, >>l ein Rcvcrtvirsiück gewonnen, daS ohne sensationell zu bewegen, doch eine ganze Reibe heiterer Reprise» erleben wird. „Jungbrunnen" darf man aiS Lindau s hübschestes Lustspiel bezeichnen, wenn cs auch an Stärke der Motive die „Grasin Lea" (überdies ein Schauspiel- nicht erreicht. Schade, daß gerade Lindau den „Jungbrunnen" geschrieben liat. Jeocm Kritiker ist die unbefangene Wirkung eines Stückes erschwert, aber Lindau insbesondere bat so animoLnnd schart andere gcladell und zerpflückt, daß man sich berechtigt glaubt, von ihm, wenn er sel d f! dichtet, etwas Außergewöhnliches zu erhalte», etwas ganz Vollkommenes. Ta siele nun freilich „Jungbrunnen" ab, denn neu oder bedeutend ist nichts rn dein Stück, und der Beweis, daß eure glücklich ver ehelichte Proienorin, die einst eine gefeierte Schauspielerin war, bester lbätc, wenn sie nickt nochmals, nach llO Jahren, die Bühne beträte, dieser Beweis ist icbr schwach funbirt. Frau Reißner nat mit ihrem Wiedcraultrcten keinen Erfolg — das ist Alles. Aber keinen Erfolg baden und uirtücklig sei», ist nicht dastelbe. Ueder- hauvt aber fvlltc Lindau nicht immer wieder verblaßte Schau spielerinnen oder lorbcerdürsiendc Dichter als Motive vorführcn und sich dann an der „schändlichen Kritik" rächen, die feine Helden angeblich verkleinert. Das ist auf die Dauer etwas selbsibcspiegclnd eile! und jedenfalls kleinlich. Aber läßt inan diese kleine Tendenz des Slinkes beiseite »nd vergißt, wie abfickt.-voll Lindau in einer be rühmt gewordenen Kritik über Kruse die französische Technik preist, von der in „Jungbrunnen" nichts tti spüren ist, so bleibt ein echt spießbürgerlich oeuticbes Lnstiviel, über das inan »m jo lustiger lacht, weil cs harmlos, liebenswürdig und geschickt nur herunter- vlaudert, was tagtäglich um uns geschient. Nicht mehr, nicht weniger. Ter sanguinische Gelehrte, -er vier Akte lang Munuskripte, Doits- :äl,lungStistcn oder se-ine Brille sucht (letzrcres sogar als Aktschluß benützt!), ferner die ai-clsvaiit-Schauspirlcrin. und nunmehrige Pro- iessorrn, die so empfindsam die braven Lehren ihres Gatten in den Wind schlägt und bnhnensiebcrnd nach einem posthumen Lorbecr- lränrchcn hascht und sich blaniirst; dann die Rolleiizankjeene anderer rivaUsircndcr Schauspielerinnen; endlich der durstige katzenjämmer- licke -zamuluS des Prof. Reißner, — da hat man da» ganze alte Lustsvicliiiobiliar deS seligen Benedir,, Görner's, Töpfers vis hinab zu l'Arronae und Rosen. Also keineswegs etwas Neues. Und sogar sebr stach motivircn di« Leutchen des Stückes, was sie thun und lassen, aber sie amüsiren durch Wort und SituattonSwih, kurz- gebundene Drastik» verlchiedeireS „Vermischte", bis das Stück zu Ende ist und man ohne Uber das Warum nachzugrübcln, zugiebt, man hat l'e Stunde gelackt, Stunde gelächclt und 10Minuten über unnütze kleinliche kalauisirrnde Widerkolungcn sich geärgert. Mögen die Antiiindauniten iangatbmig ihren Groll an dem rück sichtslosen und „ersolghabenden" Kritiker Lindau kühlen; daS Pu« um feine älteste Tochter in das Pensionat, da» sie beziehen sollte, zu begleiten. Als der Wagen den Wald außerhalb der Ortschaft Gvör erreichte, bat der Grundherr seinen Kutscher, rascher zu sabrc», da er viel Geld bei sich habe. Plötzlich blieb der Wagen inmitten des Waldes sieben, der Kutscher sprang vom Bock herab, riß die Aagentbür aus und feuerte seinen Revolver aus Gncrtrianffn und cesienFrau ab, d:c auf der Sielte tobt blieben; währender sodann den kleinen Kindern der Reibe nach die Kehle durchschnilt, gelang es dem fünfjährigen Solm deS ermordeten Gutsbesitzers, aus dem Wagen zu 'pru-gen und, vom Mörder nnhemerkt. in den Wald zu stieben. Der Kuticber warf, nachdem er das schreckliche Geinetzet voll endet . die sieben Leichen ans die Erde, nahm das Geld seines er mordeten Herrn an sich und floh in das Dorf zurück, wo er erzählte, der Wagen sei von Räubern überfallen worden, die die ganze Fa milie ermordeten. er feil st habe sich nur durch rasche Flucht das Leben zu retten vermocht. Via» forschte lange Zeit vergeblich nach den Raubmördern, da »wn jedoch dieselben nicht fand, ivnrbe die ganze Geschichte bald vergessen, Ter Kutscher aber, den Niemand zu ver dächtigen wagte, nabm bei dem Bruder seines Opfers Dienste. Den fünsjänrigen Lob» deS Ermordeten — und da beginnt das Roman tische an der Geschichte — sab am folgenden Morgen der in Boka wohnhafte reiche Bancr Joses Hodas nn Walde umherirren. Er nahm den Kleinen zu sich in's Haus, ließ fick durch diesen die De tails der Schanderthat erzählen und schrieb dann das Ganze nieder; doch erstattete er nickt die gerichtliche Anzeige, da er kinderlos war und den Knaben an Kindesstatt adoptiren wollte. Der Knabe wuchs im Verlauf der Jahre zum Jüngling heran; der alte Bauer schickte ihn erst iir das Gnmnastum zu Delta, dann aus die Universität in Budapest, >vo er Rechtswissenschaft studirtc. Wie es kam, daß der Jüngling seine Herkunft so ganz vergaß, oder ob er, nachdem er seinen Adoptivvater licbgcwonncn, diesen nicht mehr verlassen wollte: genug, der junge Mann betrachtete sich stets aiS den Sohn des allen Hodas. für welchen ihn auch alle Well hielt. Nun geschah eS, daß der Alte vor einigen Wochen schwer erkrankte und seinen Sohn auS Budapest telegraphisch an sein Krankenlager berief. Ter einund- zwanzigjährige Jüngling kam nach Hause und der Alte Ul ergab ihm das Papier, aui welches er vor 10 Jahren die Grenelthat nach der Erzählung deö damals fünfjährigen Knaben, seines nunmehrigen Adoptivsohnes, nicdergeschrieben batte. Der junge Mann ritt sofort nach Giför und ließ den Kutscher, der noch immer bei dem Bruder de» ermordeten Gnertinansin bedienstct war, verhaften. Der Mörder legte augenblicklich ein iiinsnsiendeS Gcständniß ab ; er bekannte sich ganz unumwunden zu dem schrecklichen Verbrechen, dessen Gehcimniß er l6 Jahre hindurch in seiner Brust verborgen hielt. Zur größeren Authentizität dieser Erzählung theilt „Aisöld" mit. daß ihm dies« Mtthellung vom Schullehrer zu Glfer, Herrn Peter Friedrich, zu gegangen sei. * AuS Polen kommt die Nachricht von einem furchtbaren Brande. In dem eine kalbe Meile von Augustowo gelegenen Dziernow brach lm Monat März eines Tages Feuer auS. das dis Leb viel retten vermochten. Zwei Menschen, viele Vorräthe und v sind in den Flammen zu Grunde gegangen. und gegen 1000 schen find ohne Obdach. Im Augenblicke der größten Gefahr kamen von Augustowo drei Sotnien Kosaken daher gesprengt und retteten den Rest deS Dorfes, das übrigens nahe an MO Einwohner zählt. * In Brünn ist dieser Tage der stadtbekannte Wucherer und achtfacher Hausbesitzer Anton P«lischek wegen Betrug- zu vier Monaten Kerkers und Kostcneriab vcrurtlzcill worden. Pelischrk tte von einem Darielm von 1000 st. für sich (ohne dl« Zinsm) st. Provision und noch bei 4Ü fl. Evesen berechnet.
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