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rr.A«n i»r< — Dr-K-ner Aothrilhlev itr. rr» r-il- s Oerlliches un- SSchslsches. Di» B»1f»H««s »er D»f»r he» Aur»«»-ttu„gtti«k» d»t Doberzett. Lt« Opfer de» Automobilunglück» vpm letzten Donner», taa <n »>«r Gäcbsischen GPweiz. der Besitzer de» Dampffthiff-' h«t«l» vlas««ttz. Josef Kubisch. und setne Gchmäaerinnen Maria Peterta und Martha Witzorek. winden am -enltaen Dtenatag mtttaa gemeinsam auf dem JoftanniSfrieb- ß»f« t« ToUewitz zur letzten Ruh« destattet. Leider hatte oer Erttft diese» fürchterlichen Unglücksfall«» ntcht die Macht, dt« Neuaterb« und da» Ochaubedürfnt» zahlreicher trauen und Mädchen, die al» Unbeteiligte berbeigekommen waren, t» den Schranken de» Ziemlichen zu halten. Der Kampf um de« Einlaß zur rvrechhall« war petnvoll und unwürdig; glücklicherweise konnten dt« Zudringlichen draußen fest, aebalt«« werden. Auck> in der Hall« war der »«such ansehn, ltch. Erschütternd war di« gebrochene Trauer der Hinter- »«ebenen. Die drei Lärae standen nebeneinander, auf jedem «in schwere» Blumengewinde. Rosen — weiß. rosa, dunkel, rot. Lin tkbvr stimmte da» Lied: „Jesu», meine Zuversicht/ an. Dann schritt der Geistliche, Kaplan Böttgrr von der Martenkapelle. non Chorknaben geleitet, nach vor». Der Geistliche begann sein« Rede nach katholischem Brauch mit Gebeten. Dann sprach er da» Wort -es Martharu»: »Wachet, denn ihr wisset ntcht, zu ivelcher Stunde der Herr erscheinen und euch rufen wird," und wandte seine Au»- fttbrunaen zu der Betrachuug »in. das, diese drei Large drei blühender, au» undekiimmerter Jugend und Gesundlieit her« ««»gerissener Mensche» eine Mahnung an die Lebende» seien. Lin wache», der plötzliche» Ankunft des Erlösers ge wärttge» Lebe» gelte «» zu führen: wie töricht wäre «». sich am Irdischen scstzuklammern! Dennoch bürsten die Hinter, dliebenen dieser Toten trostreich sein, wenn sie aus da» Leben ihrer Dahtngeschtedenen blickten. Lo gewaltsam und jäh e» abgebrochen sei. so wenig am Morgen jene» frohe» Tage» geschrieben stand, wie er enden sollte. — di« auSgebrettete. still« Wohltätigkeit Josef kubisch» und die kindlich, vertrauende Frömmigkeit der beiden jungen Frauen, bet denen man »roch den Rosenkranz gefunden habe, gebe Hoffnung und Zuver- sicht. ES gibt eine Vergeltung für da» Gute: diese» Leben hier ist nicht da» ganze Leben. Wir pflanzen da» Kreuz über den Särgen aus als Sinnbild de» Liege». — Wehmütig zart stimmt« der Chor an: „ES ist bestimmt in Gotte» Rat". Und erhob seine Stimmen: Auf Wiedersehen! Tie Särge wurden htnauSgetragen 4S. Derban-stag -er Schnei-erlnnungen Sachsens in Bavhen. Zweiter vertzanblunaStaa Ucber dieses schwere Automobilunglück wird noch fol gende» mitgeteilt: Die Ermittlungen der StaatSanwaltschast Dresden leitet Oberstaatsanwalt Dr. Sell«. der an dem UnalückStagc persönlich mit den Beamten des Dresdner Polizeipräsidiums an der llnsallstelle weilte: al» llnter. suchungSrichter fiihrt Landgcrtchlsrat Tr. Frübtsch die sog. Voruntersuchung. Wie verlautet, ließ sich die Ursache de» schweren Unfall«» und damit die Schuldsragc bisher noch ntcht völlig klären Ter Chauffeur Willi V v ge l, geboren l8»8 zu Markranstädt bei Leipzig, befindet sich noch im Amtsgericht Pirna in Untersuchungshaft: er besah seit November ver gangenen Jahre» den vorgcschricbenen Führerschein. Ein wohner au» Doberzeit und sonstige Strakcnpassanten wollen gesehen haben, das, Vogel nach dem Unglück unter dem stark beschädigten .Krastivagc» herumhanttcrt habe, ivährcnd die Verletzten stöhnend herumlagcn. Wie bereit» berichtet, war der .Kraftwagen de» Herrn Kubisch mit der Mille gegen einen kräftigen Apfelbaum geschlendert und die linke Hintere Hälfte de» Autos direkt wcggerisscn worden. Die zu er wartende Gerichtsverhandlung dürste iin Gasthos zu Dober zeit slattsindcn, damit allen beteiligten GerichlSpcrsoncn, in», besondere auch de» zu bestimmenden Sachverständigen, Ge- legcnhcit geboten ist, sich an Ort und Stelle zu insorwicren. Gefährdung der kirchlichen Selbständigkeit. Tic „Sächsische Eu. Korr." schreibt: Mit ernster Bc»»ruhigung »erfolgt man in Lachsen die Vorgänge im Preußischen Landtage. Nachdem im Frühiahr die Gefahr einer staatlichen Ablehnung der »encn Kirche». Verfassungen nach langen Verhandlungen schließlich hat be» hoben werden können, sind nun bet der Beratung de» Gesetz entwurf» über die Vcrwaltiingskostei, der evangelischen Landeskirchen im Preußischen Landtag neue Schwtcriakeiten entstanden. Der VerfassiiiigsanSschiiß hat zwar die Regie- runoSvvrlagc in einige» Einzelheiten verbessert, sie gleich» zeitig jedoch dahin geändcri daß die in dein Eniwnri vor gesehenen Vereinbarungen wit den Kirchen über die künftigen GtaatSlctslungen von der Anerkennung eines staatlichen Plazet» bet Crncnnnng der leitenden Beamte» der kirchlichen Behörden abhängig gemacht werden sollen. Die vom Aus schuß vorgcnomincne Aendcrnng widerstreitet dein Geiste der Reichövcrfassung. nach der die Kirche ihre Acmtcr ohne Mit wirkung des Staates verleiben soll. Da in Sachsen die Verhandlungen zwischen Kirche und Staat noch in der Schwebe sind, könnte ein derartiger Eingriff deö preußischen Staates auf Sachsen übergreifen. Welche ver- bängniSnnllen Folge» da» bei der Art der Reaicrnngsbildiing haben könnte, braucht nicht betont zu werden. Hier hat der Nachdem am Montag der Vorsitzende Direktor Hugo Vflutzbetl bet Erstattung de» Geschäftsberichte» über da» abaelaufen« Geschäftsjahr noch dir Fragen der Preisgestaltung, de» wilden Stosshandel» und andere Fragen, die un letzten Jahr« Arbeit erforderten, behandelt und der Hoffnung Au», druck gegeben hatte, daß dt» Lehren, die da» verslvssen« Jahr gebracht Hab«, zur Nutzanwendung künftig komme» würden, sprach Hoffchnribrr W. Rudolph al» Vorsitzender de» Haupt vorstand«» de» Abav über ..Di« Lohnbewegung und der Adav". Der Verband sei verhältnismäßig zeitig zu Goldlühnen gekommen, die hercibaedrücklr» Löhne hätten not wendigerweise auch herabgedrückte Verkaufspreise'gezeitigt. Heut« spreche man bereit» wieder von einer Herabsetzung der Löhn«, nachdem diese von den Gehilfen heraufgeschraubt wor ben seien. Im allgemeinen stünden heute dir Lchneiderlöhne auf der mittleren Vinte innerhalb aller Handwerke. Pflicht jede» einzelnen sei «». Arbeitgeberverbände dort zu gründen, wo noch kein« besiehe«, damit der Adav den Lohn finde, den er sllr seine Arbeit mit dem RetchSverbanb zur Herbeiführung gerechter Löhne findet. Da» zweite Referat hielt Frau Fa » ll« ich iLcipzigi über dt« Frage: „Sind bi« Inte reisen der Damen- schneideret auch im Adav gewahrt?" Sie gab zunächst einen lleberblick über die Geschichte des Adap und wie» die Vorwürfe zurück, daß die Interessen der Damen- schneiderei im Adav nicht gewahrt seien. Au» der sich anschließenden Aussprache ging hervor, daß teilweise die Löhne i» der Kleinstadt iSebnitz! viel höher find, al» in der Großstadt. Verschtedcnerietis wurde verlangt, da» Mißverhältnis auSzuglcichen. Andersens klärte ein Ver treter der Kleinstadt da» Mißverhältnis dahin aus. das, in der Großstadt stärkere» Angebot vorhanden ist, als in der Kleinstadt, außerdem dürften die Schneiderlöhne, wenn da» Schneidergewerbe überhaupt noch Arbeitskräfte finde» wolle, ntcht unter den gndustriearbeiterlöhne» sich bewegen. Seiten» de» Vorstände» wurde demgegenüber gefordert, fich unbedingt an die vom Adav anSgearvetteten Lohnsätze zu halten. Auch die Vertreterinnen der Jnnnngen vv» Meißen, Pirna. Ne» stabt und Schnitz erklärte», daß sie z» den vorgeschriebe»,'» Löhnen Gehilfinnen nicht erhalten, da diese dann nach Dresden abwandertcn lieber „Stellungnahme gegen de» Hausier handel" snrach Direktor P f l » g k> e i l. Cr bemerkte n. a.. daß die Inflation eine Verwilderung de» Stosshandel» ge bracht habe, wie man eü noch nicht erlebt habe. Durch ihn seien di« Preise »ninäßig in die <döhe aetrieben und da» Publi kum geschädigt worden, denn für schlechte Stoffe, die kaum 4 Mark nu:rt gewesen seien, habe man 18 Mark gezahlt Cs wäre also gerechtfertigt, wenn inan an Regierungsstelle der Anregung der ZtUauer Gewerbekainwer aus Abänderung der Gewerbeordnung entspräche. Nicht besser al» diese Ver wilderung sei die andere, die beute seitens der Fabriken be trieben werbe und die darin bestehe, daß Ilnicrnehme» auS Geldnot Stofs« nm scden Preis aus den Markt würfe», »nd zwar Firmen, die in frühere» Zeiten »ich« acliesert hätten. Der Vorstand de» Verbandes habe dem sächsische» WirtschnitS- ministerinm Bewcismatcrial überreicht, und eS siebt z» hoffen, daß im Wege der Nvtverardnuna der wilde Hausierhandel mit Herren- und Damenkleiderstossen verboten, bi» dahin aber der räumliche Geltungsbereich der Gewerbescheine ans den Ort beschränk« wird, in welchen, der Gewerbeschein anS- aestellt worden ist. — Die Aussprache hierüber zeitigte das Ergebnis, bgß nun, gemcinlgm wit den anderen Gewerben dggegen Stellung nehmen will, nnd zwgr durch Selbsthilfe in Form non Aufklärungsarbeit. Außerhalb der Tagesordnung wie» man aus das Nwsich- greiscn de» Psiiickicrinins in den Handwerke, stiiben bei der Reichswehr hin. E» wurde «ine Entschließung angenom men, in welcher schärfster Protest gegen da» erneut in größter Blüte stehende Psuscherium in den Handwerkerliube» der Retchswehrtruppen erhoben wird. Ter B«rband»taa wurde beaustragt, mit allen Mitteln dahin zu wirke», daß da» zurück gezogene Psuschverbot de» Reichswehrmtiiisters erneut erlassen wird. Standen am Bormiliag mehr das Herrenichneiderhand werk betressend« Fragen zur Berhandluug, io tamen am Nachmittage mehr da» Damenschneiderhandwcrk interessierend, Angelegenheiten zur Sprache. Ueber den ..Stand der D a m e n s ch n e i d e r e l, ihre Organisation und der Berliner Verband" sprach der Vorsitzende, Direktor Pslugbeil iDreSdens. Immer mehr Damenichneider innungen treten dem Verbände bei. und heule ili da» Ziel, geschlossene EinbeitStront in Sachsen, erreicht. Mille Augusi soll eine Arbeitswoche in einer mitleldeuiiche» Stadt ein gerichtet werden, verbunden mit einer Wandermodenichan. A» genommen wurden aus Antrag der Leipziger Innung eine Reihe Leitsätze, welche die Tamenichnciderei innerhalb de, Jnnnngen. der Landesverbände und des Retchsuerba»-"- straffer organisier!. Obermeister Schumann ,Dresden! sprach über di« O r g a n , s a i, v >, d e s T a w e » s ck, » e i d c r ge werbe» vv» ihren Uranfänge,, her. C, richtete an die sächsischen Obermeister die dringende Bitte, fich mehr als bis her das Damenschneidergeiverbe angelegen sei» zu lassen. Cs sei nicht »ölig, daß in Lachsen Dainenichneiderei »nd Herren schneidere, noch getreu,» marschierten Eine» wichtigen Punkt i» der Tagung bildete !»c Stellungnahme gegen das Halle» von Hans bedarsslehrmadche», worüber Frau Obermeister Sieber, «Dresden! referierte. Das Hallen vo» Hausbedarismädchen sei ein Verbrechen am Handwerk. Die Statistiken bewiese», das, die Zahl der HauSbedarfSlehrmädchen in Sachten stari zurückgegangen sei. In einer C nt ich ließ» na wurde der Vorstand ausgesordert, mtt allen Mitteln darauf hinzuwtrken daß die Frage der Hausbedarfslehrmädchen reichsgesetzlich ge regelt, die Ausbildung der HauSbedarfSlehrmädchen nur noch durch Schulen geschieht »nd den Innungen ein Recht zustehi, de» Schulen gegenüber die Entziehung der Lehrberech tigling z» beantragen, die seitens der Schulbehörde nur aut Widerruf zu erteilen sei. Wie aus der weiteren Aussprache hervoiging, gehl das Bestreben der Lchneideriunungen dahin, den K v ch » n t e r richl a » sde » Fach - und Fortbildungsschulen zu entferne». Zur Aufklärung teilte Regierungsrat Dr. Berge, mit, das, die Berussschnlen de», Volksbildiinasmintsteri»,» unterstünden und daß bei diesem eine Entfernung des Koch »ntcrrichls nicht möglich sei. bet den dem Wirtschaft-Mini sterium »»terstehenden Gewerbeschulen lieat es anders. Da es aiissichtlos erscheint, in de» Fortbildungsschulen etwas gegen den Kvchunterricht zu „»tcrnchmen, einigte man sich schließlich aus einen Vorschlag des Borsitzenden, dahingehend, de» Koch unterricht dort zn entfernen, wo Lehrverträge ne» abgeschlossen werden. Nach einem Bericht von Obermeister Jäger ,Leipzigs über: „Die Luxusstcuer im Damenschneider gemc rbe", wurde beantragt, dringend aus Abänderung de, die Luxusstcuer betreffenden Steuervcrordnuna hinzuwirke». vor allem aber zu erstreben, daß. solange das Schneidcrhand werk nicht wie die Polsterer. Randwirkcr mw. von der LuxuS stcuer befreit ist. bei Auslegung des Gesetzes bezüglich de» Mehrwertes der »olle Verkaufspreis iLöhne und Spesen, zugrunde gelegt wird. Ter Antrag wurde angenommen. ^ Obermeister Schumann iDrcsdens referierte zum Schluß über das Ergebnis der NachmittagSragung. welche die Notwendigkeit erbracht habe, i», nächsten Jahre die Damen schneideret gesondert tagen zu lassen. evangelische Kircheib»,,d eine Gelegenheit zu programma tische», Eingreisen. ^ Der Mthstand tm Sonnlagsverkehr nach Geising.Allenberg. De», V c r k e h r S a n s s ch u ß des Dresdner Ver leb r s v c r c i „ s ist aus seine Eingabe an die Rcichsbahn- dtrektton Dresden wegen de» grvstcn AnscnthaltcS, den die Dresdner Benutzer de» FrühzugcS der Linie Heidenau- Gcising-Altenberg an Sonntage,, in Heidenau habe» «Werk tags >4, Sonntags aber 36 Minuten Aufenthalt,, der Bescheid zilgcgangcn. das, der Wcrktagszug i8.4ü ab Dresden! wegen des beschleunigten Sonntagszuges Dresden--Schöna lab Dresden 5,.M, an Sonntagen nicht verkehre» könne und ans dem Grunde die Reisenden an Sonntagen aus den Zug.'>,23 ab Dresden angewiesen seien, daß aber für den künstige» Fahr plan eine Frühcrlegung de» FrühzugeS der Müglitztnlbah» an Sonntagen erwogen werde, damit der lange Auscnthglt in Heidenau entfalle. Ta nun aber schon die Abfahrt 5.4k> an Werktagen vor allem für die vom Hauptbahnhof entfernt wohnenden Dresdner recht unangenehm früh liegt, die Ab fahrt 8.28 aber natürlich erst recht, und da der Nachteil dieser frühen Abfahrt nicht durch eine etwas frühere Ankunft aus den Stationen der Müglitztalbal», nuSaeglichc» werden dürite, möchte der BerkehrSauSschuß wenigstens versuchen, bei der Reichsbahndirektion noch eine andere Regelung zu erreichen, etwa in der Weise, daß der Zug 8 40 Sonntag» als be schleunigter Zug nur zwischen Dresden und Heidenau »nd ohne Aufenthalt bis Heidenau gefahren werde, so daß er dort im ausreichenden Abstand nor den, Fcruzng nach Schöna ein träfe. Der Vcrkehrsansschuß legt Wert daraus, ans den Krei ,'cn der Benutzer der Verbindung, besonders der touristische!, Vereinigungen, Aeußcrungcn zu dieser Frage z» erhalten. Mitteilungen werden an die Geschäftsstelle des Dresdner Ver kchrsncreins i», Hauptbahnhof erbeten. - * Gegen die Ermäßigung der Mietzinssteucr für gewerb liche Räume hgbcn sich, wie von unterrichteter Leite witgcteili wird, fast alle sächsischen Handelskammer» ausgesprochen. Zu dieser Stellungnahme hat zunächst die Erwägung geführt, daß der Vorschlag mindestens solange keine Weite, versolgung ver dient, als »och die Zwangsbcmirlichaitiina gewerblicher Räume besteht und deren Veinitzer zumeist Mieten bezahlen, die wesentlich unter dein Friedcnöstand liegen. Doch auch grund sätzlich ist die Ausbringung von Mitteln für die Wieder bclebung de» B n „ m g r k t c S so außerordentlich be deutungsvoll. d„ß schon im gllgemeinen Interesse gllc Bevölke inngstreiie zu dem beabsichtigten Zwecke beisteuern müssen Kuno Fischer. Zun, llll>. Geburtstage am 28. Juli 1024. Von vc Richard B ü t t g c r. Trtnneruiigütage, an denen wir bedeutender Gestalten früherer Jahrzehnte gedenken, haben in erregten Zeiten mehr al» sonst für den Gefeierten ein doppeltes Gesicht. Indem sie jedenfalls den „och bestehenden Ruhm bezeugen, werden st« da zugleich zum Gerichtstag über dessen Berechtigung in ver. ändcrtcr Zeit, und mancher Ruhm würde länger leben, wenn man ihn ntcht gerade hätte feiern wvllen. Daß die» der Fall ist bet einem der glänzendsten Vertreter der deutschen Uni- versttätSphilosovhtc tm Zeitalter BtömarckS bei Kuno Fischer, dürste heute kann, bezweifelt werden. Er gehört mit zu den „Götzen", die allmählich fallen mußten, alS der zwanzig Jahre jüngere Nietzsche zeigte, „wie man mit dem Hammer philosophiert". Der geistvolle und gewichtige Schlesier hat sich lange gemehrt, konnte er doch noch vor zwanzig Jahren in einer zweibändigen Festschrift von hervorragenden Ver. tretern der Philosophie gefeiert werden, in der „die Philo» sophte im Beginn des zmanztgsten Jahrhundert»" nach Einzel- fächern bargestellt wurde —, aber heute ist sei» Schicksal be» siegelt, nicht als Schriftsteller, aber al» Philosoph, al» der er einst vor sich selber und vor anderen galt. Niemand würde heute e» wagen, den Namen Kuno Fischer» mtt irgenbetncr ber großen Fragen der Philosophie, in deren Diskussion wir be- griffen sind, in eine entscheidende Beziehung zn setzen. Der glänzendste Darsteller de» Systems der großen neueren Philo- sophen ist eben ein Opfer des Vorurteils geworden, al» ob gründliche Kenntnisse, die Fähigkeit ausgeglichener Darstellung der Gedanken und Sustcmc anderer und der weitverzweigten kulturgeschichtlichen Zusammenhänge der neueren Philosophie schon selbst Philosophie sei. Al» Denker war und blieb er ein Epigone jener Zeit dcS „deutschen JdealtSm»»", in der wirklich von Sclbstdenkern noch aus großen Erlebnissen heran» und unmittelbar philosophiert wurde. Seine dauernde Gebunden, heit an Hegel, in dessen Philosophie er die „wirklich letzte" sah, ließ ihn nicht zu der Unbefangenheit seinem Stoffe gegenüber gelangen, die von einem eigentlichen Historiker zu fordern ist. So glänzend setne Berichterstattung meist ist, so sehr versagt er öfter» auch in der Kritik, zum Beispiel Schopenhauer gegen über. Auch ist seine einst viel bewunderte Erfassung der tieferen gcistcsgcschichtltchcn Zusammenhänge der großen Systeme durch die sich langsnm geltend machende» Arbeiten Dilthey» und seiner Schule nicht etwa nur ergänzt, sondern in wichtigen Punkten bereit» überholt. Dies gilt sogar von dem großen Werke, mtt dem er al» SechSiindsicbzigjährigcr seine monumentale Geschichte der neueren Philosophie zum Abschluß brachte, von seinem „Hegel". Hier hat er in der Kunst der Berichterstattung über die schwerflüssige» Gedankeumasicu leine» Helden vielleicht da» Höchste geleistet, wa» bisher einem großen Denker gegen über geschehen konnte, aber ein einziges große» Fragment, wie DtltneoL „Jugendgeschtchtc Hegels", konnte doch wenige Jahre später die gesamte Hegel-Forschung ans ein geistcs- geschlchtltch und philosophisch besser begründetes Fundament setzen, so daß sich diese t» allen ihren Zweigen, mag cS sich »n, Politik und Soziologie, um Religion und Kunst, um Wissenschaft und Philosophie handeln, aus wesentlich anderen Bahnen bewegt, al» Kuno Fischer, der einst eine Art Monopol auf Hegel zu haben schien, sie gewiesen hatte. Es bleibt auch hier, wie in den Übrigen Teilen de» große» GcschichtSwcrkeS, ein« großzügige, künstlerisch vielleicht einzigartige Darstellung übrig, die jedenfalls Stil Hai und die mit ihrem gewichtigen PathoS einst in unphilosophtschcr Zeit eine große Vergangen- heit tm Ansehen erhielt. Sticht im Sinne einer Lebens- crncuerung von innen her hat Kuno Fischer den Gedanken- geholt unsere» philosophische» Hcroenzcitaltcr» ouSgcmünzt, wie etwa Rudolf Eucken: dazu war er zu sehr Hegelianer, und der Geist Fichte» war ihm im Grunde säst so fremd, wie der Schopenhauers, von Nietzsche ganz zu schweigen: auch die politischen und staatsphilosophischen, die sozialen un- sozio logischen Probleme waren ihm fremd: aber in einer sein fühltgeir Literaturästhettk hat er den Geist der Klassiker lebendig zu erhalten gewußt, als fast überall Abhängigkeit von fremden Mustern drohte. Ntcht vergessen soll ihm auch sein, daß er in den suns- ztger Jahren der erste deutsche UniversitätSdozent war, der Vorlesungen über Schopenhauer» Philosophie zu halten wagte, zu dessen irrationaltstischcr Philosophie der aus gesprochene Hegelianer freilich wenig Zugang haben konnte, und bah er nach Schopenhauer mit Zeller und Ltcbmanu den folgenschweren Nus: „Zurück zu Kant!" in einer Zeit erhob, al» dieser Nus tatfächlich die einzige Rettung ans einer all gemeinen Zerflossenheit in der Philosophie war. Auch war sein Hegelianismus. alS er ihn ergriff und von ihm ergriffen wurde, keineswegs ein Zugeständnis an den Zeitgeschmack: denn die Hcgelsche Philosophie war damals entschieden den realistischen und positivistischen Strömungen gegenüber im Abstieg, und nur ein Mann von der Energie und Geschlossen- heit Kuno Fischer» konnte da» Banner seines immer mehr geschmähten Meiste,» so lange ausicchtc, halte», bis Windrl- vand am Anfang des neue» Jahrhundert» mit Reckst von einer „Erneuerung de» Hegelianismus" sprechen konnte. Welche Kraft der Autorität hat dieser Mann in sich zu sam meln gewußt, dem man als jungen Dozenten 1853 in Heidel berg die vonia logc-vckj wegen seines Hcgklschen Pa»,l,eis mus entzogen batte, und der dann zwanzig Jahre später sein wicdergcwvnncnes Heidelberger Katheder in der Philosophie iahrzchnlelang zum berühmteste» im neue» Reiche cmpoihob Glanz und Kraft strahlten von ihm an», und wen» beute de. Glanz verbleichen will — die Kraft, einmal ausgeiainmeli und in Aktion versetzt, ist unverwüstlich. Kunst un- Wissenschaft. V» Miltelluua t>ce Residenz-rbcoier». Fnfolnc nreßcr Nachiwge verbleib, „Der fidclc Bauer" noch ciiiiac Zci, aus dem Luici vlan. Tc» Lchcjchclroilbcr final Carl S u l s li l l und den Bndobcrcr Will« K a i I. Tie übrige Belebung is, die bckauitte — Zonutag i27.! nachmittag- 4 Mir gebt zu kleinen Preisen , » m letzten Male die Operette „M d d i" in Lzcnc. ß* Der Lllchsische Clbgausängerbunb wird in, Anichini, an da- La»gerb»nde-!eli i» Hannover vom 2N. bis 31. Augusi eine Nord sccretsc uittcrnclnncn. Unter Leitung de- BnndeSdirigeitten Musikdirektor- Büttncr-Ptrna werden WnlstigtigkciiSkonzcric in Westerland und Wyk veranstaltet. ch* Leipziger Konservatorium. Als Nachfolger des verstorbenen Professors Stephan Krchl im Lehramt für Theorie, Kontrapunkt und Komposition ist Dr. Hermann Grabncr, Heidelberg, ein früherer Schüler des Leipziger Konservatoriums, berufen worden. Grabner ist mit zahl reichen musikwissenichastlichen Werken hervvrgetrcten und genießt al» Theorielehrer und Musikpädagoge einen Vorzug lichcn Ruf. ch* Eine Vöcklin-Ltistuug für das Darmstädter Museum Wie tm „Cicerone" berichtet wird, hat Freiherr M a x v. H c n I aus seiner schönen Sammlung 11 Gemälde Arnold BückltnS der Stadt D a r m st a d t geschenkt. Diese neue Stiftung ergänzt aus da» Glücklichste die bereits früher von Herrn v. Hcyl dem Hessischen Laudesmilsenn, überwiesenen Werke des Meisters, die in einem Selbstbildnis sowie 7b Hand zcichn,lirgcn und Aauarcllen bestehe». Dar»,stad, rückt dadurch, was den Besitz von Werken Böcklin» anbctrifst, mit an erste Stelle und steht durchaus ebenbürtig neben den schweizerischen Sammlungen. Die Hcnlschcn Bilder sind vor allem für die frühe Zeit des Künstlers ausschlnßreich. ch* Ein Mcmling für Australien. Die „Pieta" von H a » S M einling, das eine vo» den zwei frühesten signier ten Werken de» Meisters, ist siir M e l b o u r n c in Australien angekaust worden. Der andere Mcmling befindet sich in der Wiener Liechtenstein-Galerie, die Madonna mit dem Hs. Anlv». Der australische Memling wurde aus de» Mitteln der Fclton- Stiftung erworben: er gehörte srül-er einem Franzosen.