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- 712 - Allerlei für die Frauenwelt. Gute Sitte. Au-gehend von dem Grundsätze: .Dem Reinen ist Alles rein!" bleibt so Manches dem Laien vnvecsländlich, wa- unter den Paragraph lvr Heinze fällt Alle- das, wa» die göttliche Natur bildet, ist wohl der Bewunderung wrrth, die ihr der rein sittliche Mensch entaegenbringt. Und an was kann sich das Künstlemnge den» mehr er laben, als an den Herrlichkeiten des Schöpfers, Wetternacht, sei es an dem Berg und Thal mit Purpurglanz verklärenden Abendroth, an der silberfliinmrrnden Schneelandschast, an der Pracht der Wälder, an den Schönheiten des menschlichen Körpers, ganz gleich, Alles ist schön und herrlich, solange der sitt liche Mensch eS mit reinem Auge ansicht. Wo soll der Künstler hinkommen, wen» ihm von einem engherzigen Philister, der sich als Kunstkritiker ausspielt, die Grenzen bedeutet werden, welche er nicht überschreiten darf? raebi Augen sich an den Schönheitslinien des memchlichen Leibes ergötzten und sie nach- zubildrn versuchten. — als ein unsittliches Werk betrachtet weiden kann, so mnß doch auch das Original, unser Leib, ein nnsiltlichcr Gegenstand sein. Nicht, was der ernste Künstler schasst, ist unsittlich, sondern unsere Anschauungen sind nicht reis genug für die rei» künstlerische Austastung, oder auch der Beschauer sieht das Werk nur mit sinnlich- lüsternen Auge» an. Wir müssen erst im Sinne des Künstlers verstehen lernen, rin Kunstwerk zu beschaue», um n»S an seine» Schönheiten zu erfreuen, nicht aber, das; wir nur den nackten Leib sehen, welcher uns anstößig und unsittlich erscheint. Biel mehr, als bei dem Werke des Künstlers, hätte der Sitten richter Uriache. sein verdammendes Wort gegen die thatiächlich unsittliche Mode der Damen zu schlendern, welche mit lies entblößter Brust bet Festen und au> der Bühne ericheincn und deren Wangen kein Schamgefühl röthet, also ihre körperlichen Reize öffentlich zur Schau tragen. Wie eine feingcbildete Frau sich also kleide» kann, ist nur nicht verständlich, da eine derartige Kleidung wahrlich nicht viel vor jener der unknltivrrten Frauen voraus hat. Biel sittsamer und weiblicher wäre es. den Stoff der Schleppe zur fein züchtigen Verhüllung der Brust zu verwenden, als rhn lächerlicher Weste als Kehrbesen zu benützen Und diese Damen, welche sich ohne Schamgefühl vor ledem begerlichen Männcr- auge so entblößen, wollen vor Verlegenheit vergeben, trifft sie eine Geichlechlsgenoisi» noch im Nachtjäckchcn an. Wie viele tnnge, noch nicht in sich gefestigte Menichcniceien mögen wohl schon dieser Unsitte zum Opfer gefallen fein, denn wo ein Weib des Lcham- gcsühls so bar ist, wie kann man cs bester da bet dem Manne verlangen ? Oder bereuet hierin eine langsame Wandlung vor. t die Frau mehr die Trägerin von und Ansland ist, sondern das; diele ehrende» Pflichten allgemach dem Mann als natürlich erscheinen, da er sehe» muß. wie wenig die Frau aus diese Pflichten hält? Hier bei dieser gesellschaftlichen, empörenden Unsitte wäre es angebracht, von Seiten der zur Aussicht über die öffentliche Sittlichkeit gestellten Persönlichkeiten Wandel zu schassen und eine Mode zu verbieten, welcher von keiner sittlich denkende» Frau gehuldigt werden kann. ES ist zwischen Allem ein Unterlchied, und wohl kann die Dame mit decent ent blößte» Schultern gekleidet sein, ohne daß das Schamgefühl verletzt zu werden braucht. Wenn freilich an Höfe» de» Tarnen der tiefe Kletderansschnitt anbesvhle» wird, io ist es kein Wunder zu nennen, wenn man bei der gewöhnlichen Bevölkerung sittliche Anschau ungen findet, welche sich aus daS gute Vorbild der obere» Zehntausend stützen, die von Seiten des ehrbaren Mannes als Verwerfliche bezeichnet werden. Immer wird der Arme, tbeilS neidisch, theils bewundernd zum Reiche» enworblicken, und so wäre es geradezu deren Pflicht, auch in sittlicher Beziehung dem Volle ein gutes Beispiel zu geben, anstatt ihnr zu zeigen, was man in diesen Kreisen als gute Sitte ansieht Sicher noch viel verderblicher ist diese Mode, als die der Schleppe, und hier hätte der Sittenrichter ein großes Feld vor sich, wen» seine Ausgabe auch sicher keine kleine wäre, da ei» Ankümpscn gegen eine solche Blöde, welcher die Frauen doch freiwillig huldigen, mit schweren und vielen Unannehmlichkeiten verbunden sein würde. Aber jedenfalls wäre dieses Vorgehen berech tigter und begründeter, als das gegen die Kunst. War ich da vor vielen Jahre» einst Zeuge folgender Begebenheit, welche die An sichten hochgebildeter Frauen so recht in das hellste Licht stellte. Als junges Mädchen mußte ich sehen, wie eine junge Frau auf offener Bank in einer unserer Anlage» ganz nngenirt in vieler Kinder Gegenwart ihr Kindchen nährte. Mich selbst berührte dies freie Vorgehen der ungebildeten Frau sehr unangenehm, so daß ich ausstand, um sort- zugehen, wie zugleich mit mir eine,unae, feine Dame, welche osten ihrer Entrüstung Ausdruck verlieh über dieses schamlose Gebahren. Die gleiche Anschauung brachte uns näher, wir lernten uns kenne» und sahen uns öster. Und ein halbes Jahr später wollte cs der Zufall, daß ich diese, einst so über der ungebildeten Frau Vorgehen entrüstete Dame bei einer Hochzeit sah. wo sie noch viel entblößter an der Seite eines Herrn, ohne eine Spur van Erröthen, stolz einherichritl, als sei sie die gute Sitte selbst. Ich war sehr enttäuscht und wich von da an der feinen Dame aus. wo ich nur konnte, da ich icdes Gefühl von Achtung ihr gegenüber verloren hatte. O käme doch die schöne Zeit, wo die feine Dame ihre Schleppe zur züchtigen Verhüllung ihres Ober körpers verwendete! Ll> diese schöne Zeit wohl jemals tagen wird?! H«dw,g Manh--. MtriW,' Erschein» täglich Gegründet 1880 Mo. IS» Freitag, den 2. Ariqust. 1«1»1 Auf Iulianeuliöli. Roman von Emilie Heinrichs »Forlschung. lAachdruck «»botenI „Un sie is die erste," sagte Jakob, draußen die Hände ballend, „ich werd' ein» Heizen, um die Hey' hinauszuräuchc»," Peter sah ihn scheu von der Seite an. der Jakob, der ihm von der Großmutter stets als Vorbild ausnespielt wurde, gejiel ihm immer weniger Er wagte rS doch nicht, der Köchin ostenen Unarhoriam enlgegenzuictzen, auch nicht den Peter mit zur Arbeit heran- zuziehen, aus Furcht, in seiner Gegenwart eine noch ichiimmere Niederlage zu erleiden. .Lallt mir nicht rin. iolche Arbeiten zu Ihn»." sagte er wcgwcricnd, „dal mark Ti. Peter. Tu muß die oppc Hinnerbeen stell'», Ions ward, de vol Drach' ümmers dritter. Na. jcgg' mi bald Beschert», wonähm datt mit Tr. Jonas steilst." Peter versprach es und wrang leichten Herzens von der Julianenhöh hinunter, wobei er sich zeitig an leinen Aepseln gütlich that. — Die Köchin gefiel ihm ganz hewnders und der Newell vor Jakob war gewaltig im Sinken, da er io dumm nicht war, um nicht einzusehe». daß sein kluger Kamerad sich Hirten werde, ungehoriam zu lein. „He loggt un will mi Kloots opinutzen " dachle er, den zweiten Apfel in August nehmend" ,»re, lecwe Frimd, w'n Toöskopp c? Pelcr Wisch den» doch »ich. Ock dal auncr, mil de Verwallcr iünd Lögen, dal mut ick mol bi Gelegenheit min Herr Wohlsart vectell'n. Ward he awers lachen." Er zog den drille» Apse! aus der Tasche, bclichäugcltc ihn von allen Seiten, roch daran, cs war ein großer, prachtvoller Gravensieiner. und Peter bestand einen kleinen Kamps mit seiner Genußsucht. „Nee, de is to schön, de lall Oelsch hem, wenn sec Jakob ock vor klolcr un bcter hüllt as mi," sprach er dann resolut und schob de» Apfel wiedcc in die Tasche. Das war ein kleiner hübscher Zug von Selbstüberwindung, der Pcler Wöch Ehre machte. Mittlerweile war cs mit Wohlfari's Hilfe dem Dr. EilerS gelungen, JvnaS in Leben zurückznrnse». Die gejährliche Kvpswnnde war verbunden, der Kranke nahm ohne Widerstreben die Medizi» und was man ihm sonst zur Stärkung eiuslvsste, doch deutete keine Miene, kein Blict darauf hin, daß das Bewußtsein znrückgckehrt war. Er hörte »ich!, was gesprochen wurde, sein starrer Bück schic» nichts zu sehe», er war wie ei» Lebendig Totster. „Es sind jedenfalls Gehirntheile verletzt worden," beniecktc Wolstsart leise. Tu Arzt nickte. „Ter Sturz ist z» heftig gewesen," erwiderte er, „vielleicht habe» wir's mit einer Gehirnmchüttcnlng zu lhnii. — Das wird sich erst nach dem Eintreten des Fieber entscheideil lassen." Wohlsarl schüttelte nnmcrkiich den Kops. Der junge Mediziner ichie» hier doch nicht genug Eriahrnng zu besitze». „Wollen Sie nicht lieber den Physilntz mit zur Berathnng ziehen ?" fragte er leise. „Wenn'S der junge Jonas verlangt, sonst nicht." lautete die etwas bulsle Antwort. „Entschuldigen >rie, Herr Tottor," sagte Wohlsiirt, „cs sollte bei Leit" kein Mißtrauensvotum gegen Sie sein, sondern nur ein Bvrjchlag i» Ihrem eigenen Interesse. Ter Sohn ist ein halbes Kind noch, kann hier aiio nicht in Betracht kommen " „Sie wissen wohl nicht, daß Dr. Jonas dem Plstisitus stets ieindlich gesinnt gewesen ist?" bemerkte der Arzt halblaut. „Ich weiß, er hat mir gegenüber durchaus kein Hehl daraus gemacht. Doch meine ich. daß solche persönliche Abneigungen hier, wo Leben und Tod r» Frage flehe», keine Gcllung mehr haben." „iLw möge» darin Recht haben." gab Dr. Esters zögernd zu. „Die Veranlworlung ist allcidings zu ichwcr, um sie allein auf mich zu nehmen. Wollen Sie die Güte haben, irgend einen Boten zum Phpsikus zu lenden ?" „Ich gehe selber zu ihm, um ihm wfort die nöthige Aufklärung zu geben. Herr Doktor'" Dieser neigte schweigend de» Kops. Er war ehrgeizig und hoffte, durch eine glänzende Kur sich mit einem Schlage eine ieste Position in Schlestädt zu schasse». Hier war nun rin solcher Fall, und da mußte dieser Fiemdc, den er selber zu seinem Freunde Jonas gebracht Halle, ihn mit seinen Mahnungen und Zweifeln lahm legen. — Natürlich ging bei einem günstigen Ausgange der Phpsikus mit dem Löwcnanthell davon. „Eine große Wunde am Kopf, sagen Sie, Herr Wohlsart ?" Nagle der Phnsikns. der zu Hause und sosvlt bereit war, ihm zu folgen. „Tr. Esters wild sie vor dem Verband sicherlich sorg faltig untersucht haben. Hat er sie vernähe» können?" „Nein, zu einer Untersuchung konnte er sich wohl auch nicht die Zeit nehmen," erwiderte Wohlsart vorsichtig, „weil der Verband sofort angelegt werden mußte. Ter Zustand des Verwundeten erwiderte, wie der Doktor sagte, die größte Behutsamkeit." Ei» mittelstarker, gebrauchter sslelmgen gesucht. Näh Hostcrwitz Nr. 27. ÜMkIbi'Sliiiei' VisIIscli, kräftiger Hannoveraner, l 7» Cm., siährig, sicheres, für irden Dienst geeignetes elegant, Pserd, vreiSwerth abzugcbcn. Näheres d. HI««»«, irr«-»c«Ibii, unter v. di. rr«a zu erfahren. MMSIIW und Hornhaut beseitigt in wenigen Tagen radikal und gefahrlos I>iml«rbiurh s vahgorLgKvll- 8vlk«. Varräthig L 75 Ps. u. 50 Pf. bei Herrn. Roch, Altmarkt 5. Ar.Wollmaun, Hauptstr.22. Prachtvolle ZWzimn-WMiim. t Nßb.-Buffet. 1 Nßb.-Schranl u.Bertiko.1 Nhb.-Lchrcibtisch, 1 clcg. Plüschaarnitur, 1 Nhb.- Trumeaufpirael, I Sopha. 2 Bettstcll. m. Matr. re. billig zu verk. Bictoriastr. As, 3. LS, Lvrrtv! Z. verk. f.d. Hälfte d.Pr. elcktr. Anschlußapp. m. Stirnlampe, Akk. m. mehr. App. z. Kaust, u. Urcthro- Ikop urol Instr. Alles neu. Ost. u. «!. S22Q4 in die Exp. d.Bl. 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