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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270202017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-02
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1927
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Nr. 54 Sette S Dresdner Nachrichten" Mittwoch, r. Jebruar 1927 pcherung vvn Leistung und Gegenleistung. Dag Ansinnen der Aerzte mUsse abgelebt» werden. Abg. Röllig iD. Vo.j hält eine gründliche Besprechung Im Ausschüsse sür nötig. Die Suche könne ganz verschieden an» gesehen werden. Gewiß hätten die Krankenkassen in den In» slationSzeiten ihre Reserven verloren, und sie müßten solche wieder ansammeln. SS frag« sich aber, in welchem Tempo dies geschehe. Man könne den Aerzten geben, was ihnen gehöre, und doch noch Reserven sammeln. Sachsen sei bei nahe das einzige Land, das noch auf dem 20 prozenügen Ab zug bestehe. -U»g. Dr. Kreischmar iD.-N.j gibt der Erwartung Aus- druck, daß die Verhandlungen seitens der Landeöverslcherungs- anstatt und der Regierung wegen der Bezahlung der Gut achten in einem etwas andere» Geiste geführt würden alS bisher. Wenn eine Einigung nicht zustande gekommen lei. so liege die Schuld weniger bei den Aerzten. Der ganze Streit sei nicht vvn der Honvrarsrage hergekommen. Die LandeSversicherungSanstalt lmbe dasjenige Maß von Snt- gegeiikominen vermisse» lassen, woraus der Aerzteverband An- spruch habe. Was die anderen Fragen betrekfe. so lmbe der Abgeordnete Schulze eine einseitige Auffassung bekundet. Die Dpferbereitlchast der Aerzte habe die Sozialversicherung in der Inflation vor dem Zulammcnbruch gerettet. Wenn die Notlage nicht mehr vorhanden sei, so könne der Stbz-ng Wegfällen. Die Sähe entsprächen dann noch lange nicht den FriedenSbeziigeii. Den wenigen hohen Einnahmen stünden viele von »och »ich, 2000 Mark gegenüber. An den Kassen löwen habe die Aerztelchast kein Interesse. Die Krankenkassen seien in der Lage, ohne Schade» sür die Versicherten, garr, erhebliche Ersparnisse zu machen. Man erlebe, das; der Kasscnkranke Vesser behandelt sein wolle als der Privatkranke. (Gelächter und Widerspruch linkS.j Der Wegfall deS Abzuges werde ohne Erhöhung der Versicherungsbeiträge möglich sein. Abg. Dr. Kästner iDeui.j stellt ebenfalls fest, daß eS sich nicht um eine Erhöhung, sondern lediglich um den Wegfall eines Nachlasses lzandle. der iif der Notzeit geivährt worden sei. Die Prüfung werde ergeben, daß der Standpunkt der Aerzte der Billigkeit entspreche. Abg. Kunath iWirtsch.j weist aus andere Länder hin, wo ein solcher Abzug nicht bestehe. Die sächsischen Aerzte sollten nicht schlechter gestellt werden. Abg. Voigt iD. Vp.i bezeichnet die Verhältnisse bei der SandeSversicherungSanstalt hinsichtlich der Gutachten als un erquicklich ES müsse schleunigst eine Aenderung cintrcten. Seine Fraktion werde gegebenenfalls im Ausschüsse ent- sprechende Anträge stellen. Abg. Wehle iSvz.) greift die LandesversicherungSanftalt an. Es herrschten dort unhaltbare Zustände. Die Arbeiter müßten monatelang auf die Untersuchung warten. Abg. Dr. Schmincke iKomm.j erhebt ähnliche Vorwürfe und wendet sich namentlich gegen den anwesenden Präsiden ten Tempel, wobei ihn die Linke mit Zurufen unterstützt, wie: „Er hat vergessen, wo er hergekommen ist". „Es ist scham los" ufw. Die Behandlung der Kassenpatienten durch die Aerzte sei vielfach in Dresden unter allem Lund. Man müsse die freie Arztwahl einführen. Vizepräsident Dr. Eckardt lD.-N.s spricht über seine Er fahrungen mit den Knappschaftskrankenkassen. Das Ver trauensverhältnis zwischen Aerzten und Patienten sei vielfach verloren gegangen, da die Kassen zu großen, schwer zu über sehenden Gebilden angcwachsen seien. Tie Aerzte seien auch Menschen, die leben wollten. Tie Kassen müßten ihnen eine entsprechende Bezahlung gewähren. Die Anfrage erledigt sich, der Antrag geht an den RcchtS- auSschuß. Abg. Nößschcr lKomm.s fordert in einem Anträge eine Ab änderung der Richtlinien über den Ruhelohn der Gemeindearbeiler. BeitragSleistungen sollten nicht verlangt, die BercchnungSzeit sür Vollbeschäftigte ans 36 Stunden je Woche herabgesetzt und der Beginn der ohne weiteres anznnehmcnden Arbeitsunfähig keit ans das 60. Lebensjahr festgesetzt werden. Der Anspruch auf Ruhelohn solle bestehen bleiben auch bei Aberkennung der bürgerliche» Ehrenrechte, bei Verbüßung von Znchthaus- oder Gcsängnisstrafen. Abg. Menke iSvz.j bekämpft die Richtlinien, die einen un sozialen Geist atmeten. Außerhalb Sachsens gehe man weit über diese ZivangSrichtlinien hinaus. Seine Fraktion behalte sich vor, im Ausschüsse einen Antrag ans Aufhebung der Richt linien zu stellen. Ter Antrag wird an den Nechtöansschuß verwiesen. Tie folgenden drei Punkte werden in der Beratung ver bunden. Abg. Ferkel iKomm.j berichtet im Namen des Hanshalt- auöschniies si> über die Beratung eines kommunistischen An trages auf Regelung -er Arbellszeil Der Ausschuß hat beschlossen, die Annahme des Antrages in einer neuen Fassung vorzuschlagcn. Danach soll die Regie rung ersucht werde», bei der ReichSrcgicrung zu vertreten, daß der A ch t st n n d e n t a g reichsgesctzljch f e st g e l c g t werde. Für besonders gesundheitsschädliche Berufe soll der Siebenstundentag gelten. Ter freie Sonnabend-Nachmittag soll sür industrielle und gewerbliche Betriebe, soweit nicht kon tinuierliche Arbeitszeit in Frage kommt, gejetzlicheingesührt wer den. Ohne Gutachten der Gewerkschaften sollen ttcberstundcn nicht bewilligt werden dürfen. In sämtlichen Staatsbetrieben, Behördenanstaltcn, in staatlichen Kliniken und Kranken häusern solle die tägliche Arbeitszeit acht Stunden betragen. Abg. Lippe iD. Vp.j spricht als Mitberichtcrstatter. ES sei unmöglich, die sächsische Wirtschaft unter eine Sonderregelung zu stellen und sie dadurch aufs schwerste zu schädigen. Er empfiehlt im Aufträge der Ansschußminderheit den Abgeord neten. dementsprechend ihre Stimme abzngeben. Der ursprüngliche Antrag der Kommunisten wird als Minderheitsantrag ansrechtcrhaltcn. Zu einem weiteren kommunistischen Anträge auf Erhöhung der Erwcrbsloscnunterstütznug usw. wird von dem QanShaltanSscbiisse vorgeschlagen, den Antrag in dieser Form teils abzulehnen, teils dem Rechlsausschuß zu überweisen, dagegen die Regierung zu ersuchen, bei der Reichs regierung sür eine weitere Erhöhung der Unter stützungssätze für die Erwerbslosen einzutreten. Abg. Aßmann iWirtsch.j tritt al^ffitberichterstattcr dafür ein. daß die ErwerbslosenunterstiitzNig in eine Erwerbs los e n v e r s i ch e r u n g umgervandekt werde. Das gegen wärtige Sintern der Erwerbsloseniinterstützung habe versagt. In den Krei'en des gewerblichen Mittelstandes sei das Elend größer als bei den Erwerbslosen. 18 000 Geiverbtreibende hätten weniger als 1500 Mark Einkommen. iLärm links.) Der Redner empfiehlt die Ablehnung des kommunistischen Antrages aus Erhöhung der Unterstützungssätze. Tie Kommunisten hatten einen Antrag eingebracht, mit dem die Regierung beauftragt werden sollte, die Einführung der Arbeitslosenversicherung mit allen Mitteln zu bekämpfen. Außerdem wurden noch Einzel, sorderungen ausgestellt. Der HauShali-AuSschuß b schlägt vor, den Antrag der Kommunisten im wesentlichen abznlehnen, dafür aber die Regierung zu ersuchen, auch weiterhin sür Milderung der Bestimmungen über Anrechnung der Bezüge ans Sozialversicherung »sw. aus die ErwcrbSlofenunierstützung einzntrcten. ferner u. a. für die baldige Verabschiedung des Gesetzes über die Arbeitslosenversicherung vom Reichstage in veränderter Fassung besorgt zu sein. Die Kommunisten halte» ihren Antrag in der Hauptsache aufrecht, die Sozialdemokraten fordern eine teilweise An nahme des kommunistischen Antrages. Abg. Dr. Kästner iDem.) bezeichnet das Problem der Arbeitslosenversicherung an sich für besser als das System der Erwerbslosenunterstützung, wenn die Versicherung auch kein Ideal darstelle. Deshalb habe der Ausschuß die Bekämpfung der Arbeitslosenversicherung abgelehnt. 8 Uhr abend» wird die Sitzung abgebrochen. Nächste Sitzung: Donnerstag 1 Uhr. TageSord- nnng: Fortsetzung der Beratung der Tagesordnung vom Dienstag: Anträge um Aufhebung der Immunität der Abag. Hofnzann und Vvigt. —Anträge de» Abg. Hofmann auf Aende rung des Gesetzes über die Dienststellung der Minister, wegen Abänderung der 88 0 »nö der Geschäftsordnung de» Sand- tages und aus Unterbreikung einer Vorlage über Verein- fachung und Verbilligung der Staatsverwaltung. — Anträge des Abg. Kaiser aus Herabsetzung der Kraststrompreise für Kleinabnehmer in Handwerk nnd Gewerbe, sowie über dad Eindringen der Sächsischen Werke, A.-G.. in das Absatzgebiet des mlttelständlichcn Gewerbes. — Antrag des Abg. Böttcher, das Unglück in Böhlen vom 12. Dezember ll)2v u. a. betr. — Antrag des Abg. Arzt über die Vorlegnna des von der Entente geforderten Gesetzentwurfs über das Polizclbcamtenrccht. — Anträge deS Abg. Böticher, die Aufhebung der Verordnung über die Ucberwachnng von Versammlungen betr., sowie die Aushebung sämtlicher faschistischer Organisationen und der Kleinkallber-Schützenverelne betr. Besuch zweier Dresdner bei Graf v Luckner an Bord der „Vaterland" in Aeuyork. „Schon vor einigen Wochen lullten wir in Dresden auS den Tageszeitungen entnommen, daß Graf von Luckncr mit feinem Weltcnseglcr ..Vaterland" in Neuyvrk cingetrofsen sei und daß ihm die hier lebenden Deutschen einen begeisterten Emp- sang bereitet halten. Wir halten ferner von dem Deutschen Tag gehört, den die Deutschen Neuuvrks zu Ehren Graf Luck- nerS veranstaltet hatten und in dessen Verlauf eine Entschlie ßung angenommen wurde, die sich gegen die beabsichtigte Her absetzung der deutschen EinwanderungSauote richtete und welche der Washingtoner Regierung übermittelt morden war. Wir. mein Reisegefährte und ich waren deslzalb sehr an genehm überrascht, bei»unserer Ankunft in Neunork zu Neu jahr zu hören, daß die „Vaterland" die Anker noch nicht ge lichtet hatte, sondern noch an der River Side Drive, am Ufer des amerikanischen Rheins, am Hudson, sesigemacht hatte. Selbstverständlich beschlossen wir. sofort den Liegeplatz ausfindig zu machen, und Graf Luckner, den wir seinerzeit bei der von ihm persönlich vorgenommencn BvotStaufe des Achters „Gras Luckner" im Lößniyer Ruderklub kennengelernt hatten, einen Besuch abznstatten. Wir machten uns bei einem heftigen Schneefturm auf den Weg und gelangten schließlich nach mancherlei Irrfahrten über Eisenbahngleise, Brücken, PierS und Hafenanlagcn ziemlich vereist und durchgefroren an Bond der „Vaterland". Trotzdem Gras Luckner von Besuchen, Petitionen und Journalisten vo» früh bis abends überlaufen und in An- spruch genommen war. wurden wir doch sofort in liebens würdiger Weise empfangen und vergaßen bald in der an genehm durchwärmten nnd gemütlich eingerichteten Kapitän- kajüie die draußen herrschende schneidende Kälte. Mit seiner bekannten ScemannSstimine berichtete Graf Luckner in humor voller Weise vvn seiner bisherigen Reise, welche den Segler in 32 Tagen nach Nennork geführt hatte. Auf meine Bemer kung. daß er eigentlich recht lange Dresden nicht besucht habe, meinte Graf Luckner lachend, daß bis zu einem Besuch noch lange Zeit vergehen könnte, da die „Vaterland" ja den größten Teil der geplanten Weltreise noch vor sich habe. Er erkundigte sich eingehend nach den sportlichen Erfolgen der Dresdner Rudcrvereiiie, beauftragte uns, den „Dresdner Nachrichten" einen Bericht cinzusendcn. da er selbst kaum Zeit fände, eine Postkarte zu schreiben, und mar des Lobes voll über den fest lichen Empfang welcher ihm sowohl von Deutschen als auch von Amerikanern hier in Nennork bereitet worden war. Besonders glänzend war der Empfang im Metropolitan» Elnb. eine der ersten Gesellschaften NeunorkS, zu deren Ehren. Mitgliedern Gras Luckner zählt. Der Gras machte sodann mit uns eine» Rundgaiig durch die Räume der Biermastjacht, welche geschmackvoll auSgcstatiet sind mit Geschenken vieler denlicher Vereine und Firmen. Der Privatwohnraum Graf Litauers ist mit Widmungen und Photographien hoher deutscher Persönlichkeiten, wie Nelchspräsöaent von Hlnben- bnrg, Admiral von Tirpih u. a., geschmückt, während man in den .Kabinengängen sich stiindciilana dem Studium der dort angebrachten zahlreichen Diplome und Ehrenurkunden widmen kann. Selbstverständlich bringen die amerikanischen Blätter paltcniange, mit Ausnahmen des Grafen und seiner mit ihm reisenden jungen Gattin versehene Artikel, und erst heute konnten wir wieder einen derartigen Bericht lesen, der die echt amerikanische Nebcrschrifi trügt: „Der Graf verbringt seine Flitterwochen da. wo er einst für 10 Dollar die Woche als Bar-Bon und Tischwäschcr arbeitete!" Mit Recht schreibt aber die Ncunorkcr Staatszeitnng: Graf Luckner verabschiedet sich heute endgültig von seinen Freunden der Metropole, ehe er im Lause der neuen Woche, wahrscheinlich am 23. Ja nuar. in See geht, um seine Weltreise im Interesse seiner Fricdenömission zu vollenden. Er hat seine Aufgabe hier erfüllt, dem deutschen Namen ein neues Ansehen zu geben, dem Gedanken des Friedens eine neue Bedeutung zu ver leihen, um der Idee der internationalen Zusammenarbeit zur Erhaltung der hohen menschlichen Ideale einen neuen An sporn zu versetzen. Tie „Batcrland" wird südwärts und dann später vstwärts gehen, um auch an anderen Stellen des Glo- bus den neuen Geist zu verkünden, der von Deutschland aus acht: den Geist der Verständigung und deS reineren Menschen tums. Graf Luckner hat aus eigenem Anlaß so viel zur Hebung des deutschen Prestige in Neuyvrk geleistet, baß ihm jeder cinzclnc und vor allem die Vereine großen Dank schulden." Graf Luckner wurde geehrt hier alS Secheld, überfüllt waren die Vorträge, die er hielt und die er mehr als einmal wiederholen mußte, überfüllt waren die Gesellschaften, in denen er erschien, und viele bekannte Klubs ernannten ihn -um Ehrenmitglied. Nachdem unser Rundgang beendet war. überreichte uns Gras Luckner sein Bibd mit einer Widmung zum Andenken, und wir verabschiedeten uns nach einstttndigem Besuch von der „Vaterland", weitere gute Erfolge für die deutsche Sache und gute Fahrt wünichend. Bald waren wir wieder vom Trubel der Wolkenkratzer- Stadt umgeben, aber immer wird uns unser Besuch an Bord der „Vaterland" eine unvergeßliche und angenehme Erinne rung bleiben. Rudolf Wüstner. Walter Gülland." An der schönen blauen Donau. Nicht nur dieser alte schöne Walzer klang löckend nnd einschmeichelnd am Montaa durch den Gemcrbehaussaal. sein Name war überhaupt der Leitgedanke für die ganze prächtige Veranstaltung, die der G e w e r b e v e r e i n seinen Mit gliedern bot. Der Redner des Abends war Musikschriststeller Dr. Hans Bolkmann, der ln seiner anziehenden Art. unterstützt von Lichtbildern, über eine multka lische Reise nach Wien und Budapest plauderte, wo er als Musiksorscher zu tun gehabt hat. Nachdem der Vorsitzende Dr. phtl. Clemen bekannt ge- geben hatte, daß wieder i8 Aufnahmen erfolgt sind, ergriff der Vortragende das Wort. Zunächst wurde Wien besucht mit seinen reichen Erinnerungen an die großen Meister der klassischen Musik. Wer freilich glaubt, daß dort der alte Wiener Walzer noch an der Tagesordnung wäre, irrt sich sehr. Von der alten Wiener Volkskunst ist nichts mehr vorhanden. Um sie kennen zu lernen, muß man schon in die alten Schriften und Partituren der Bibliotheken steigen. Wohl wird gelegentlich einmal ein Walzer von Strauß gespielt, aber er wird doch nur als Nellauie betrachtet. Beim Anblick deS altchrwürdigcn Stephansdomes erzählte der Redner vvn dem reichen musikalischen Lebe», das sich einst hier abgespielt bat und erwähnte, .daß bter Joseph Haydn als kleiner «nab« g» sungen. Er erinnerte beim Gang durch den Nina an de» furchtbaren Brand des RlngtlieäierS im Jahre i88l. dem l, viele Mensche» zum Opfer gefalle,, sind, und zeigte da» schöne alte HauS an der Mülker Allee, wo Beethoven mclirere Male gewohnt bat. Wo sich teilt das Opernhaus erbebt, bat früher bas Särntner-Tor-Tbeater gestanden, wo Beethoven» Fibelio zum ersten Male aufgcfttbrt wurde und Rossini seine Triumph« g«f«i«rt hat. Beim FreihanS deS Grase» Giarhem. berg befand sich früher ei» kleines Theater in dem Mozart» Zauberflöte 'die Uraufführung erlebte. Der Redner zeigic den Belvedere-Palaft. wo Anton Bruckner gewohnt, lind führte die Versammelten zum Geburtshaus« Franz Schuberts an der Nußdorfer Straße. Kein anderer als Schubert Kai es ver. standen, die Wiener Volksseele musikalisch auszubrücken und die ganze Wiener Liebenswürdigkeit nnd Grazie, den Wiener Humor mit einer Beigabe von Wehmut in seine Lieder zu legen. Auch des alten Wiener VolkosänaerS. des lieben Augustin, wurde nicht vergesse», und «S wurde an Ferdinand Raimund erinnert, der ans der Bühne das Wiener Volks, tum am besten zum Ausdruck gebracht hat. Tie „goldene Birne" ließ an Lanner gedenken, den eigentlichen Gründer deö Wiener Walzers. Man besuchte daS Schloß Schönbrunn. wo Gluck leine Singspiele Hot ertönen lasten und Mozart mit Clemciitt lm Wettstreit gestanden hat. und ging hinaus nach Mödling, das Beethoven gern als Sommerfrische benutzte. Bis nach Steiermark reiste man mü den, Redner, wo dieser an Robert FnchS erinnerte. Eine besondere Weibe erhielt der Vortrag durch die cingcstrenicn Perlen Wiener Musik, die Fräulein Margarete v Zenker am Flügel ln sunkclndcr Fastung darbvt. Da»,, fuhr man die blaue Donau, die aber meistens nicht blau, sondern grün ist. hinunter bis nach Buda pest und lernte lingarische Musik kennen mit ihrer eigen artigen Nkniihmik und Harmonik, hörte Kompositionen rou Robert Volkman». dem Bruder deS Großvaters deö Bor- tragenden. der ein Vermittler zwischen deutscher und unga rischer Kunst gewesen ist, und ließ Tonschvpfungen des grüßten aller ungarischen Musiker, Franz Liszt, auf sich wirken. — Reicher Beifall belohnte die Veranstalter. Die vandesoerbandsschau Sächsischer Kaninchen- ziichieroereine wur-e am Sonnabend und Soiiiliaa i» Meißen abgchallen. Mit ihr verbunden ivar eine Pclzschan. um den gestiegenen Wert des KaninpelzcS im fertigen Stück zu zeigen. Die Aus stellung war mit 2100 rfewertungsticrcn b'ichicki. das ist die Hüchstzahl aller bisherige» Ausstellungen. Die Eröffnung er folgte in Gegenwart vo» Vertretern staatlicher und städtischer Behörden durch Bürgermeister Dr. Kind, Meißen. DaS Wirt- schaftsministcrium und die LaiiüwirischafiSkammer hatten ebenfalls Vertreter entsandt. Landesverbands-Vorsitzender Hermann Uhltg. Oedcran, dankte für bas lebhafte Interesse und richtete an die Behörden die Bitte, soweit als möglich den Wünschen der Züchter die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken und Unterstützung zu gewähren, insbesondere durch Neberlassung von Wiesen und Pachifeld. Wirischgsismiiiiite- rium und Landwirtschafiskammer sprachen durch ihren Ver treter hohe Anerkennung sür die Führung des Verbandes aus. Der dritte Verbandst ag des Sächsischen Kan inchenzüchterverba »des wurde am Sonntag unter starker Teilnahme ans allen Teilen des Landes ab- gehalien. Der Vorsitzende Nhllg kennzeichneie mit freudigem Stolz den Fortschritt der vergangenen Jahre. Die Ausstellung in Bantzen zählte 1100, die in Chemnitz 1800 nnd die Meißner 2100 Bewerttlngötiere. Im Auftrag des Landcsausschullcs wurde Lawdwlrtschastsrat Dittrich mtter Ncberreichung der Urkunde zum Ehrcnmiigliede des Verbandes ernannt. Die nächstjährige Landesansstellniig hat der Kaninchenzüchterverein Leipzig übernommen. Den Sachsenpokal errang der Verein „Fortschritt" in Atzt»Chemnitz. -Da» golden« Sh«i«iilänm feiert am 4. d. M. da« Geldbries- träger a. D. Karl Ludcwlgsch« Ehepaar, wohnhaft Klopft«!, stratze 27. in körperlicher und geistiger Frische. Ter Jubilar hat allein etwa 2.1 Jahre lang beim Postani! I als Geldbriefträgcr leinen Dienst verrichtet und leine Geldziistelliittgcn In der inneren Stadt, Wettiner-, Palmstratie, Fischhosplatz usw. bciorgt. — Aus eine 4vjährige Tätigkeit blickt heute der Werkmeister Ott« Dittrich bei der Berax G. m. b. H., der früheren Firma Unger L Hoffman«, A.-G.. zurück. — Dresdner Volksbühne. Heute Mittwoch -L8 Nhr lm Gewerbe haus ll. Sinivnie-Koiizcrt. Leitung: Eduard Mürike. Orchester: Dresdner Philharmonie. Solisten: Stefan Frcnkcl iBiolinci, Haut Schräder iEelloi. Programm: Felix Dracsckc Serenade sür Orchester, Job. Brahms Doppel-Konzert sür Violine und Cello mit Orchester, Neinhold Becker Sinfonie C-Dnr. Karten fllr Nichtmitaliedcr bet F NicS, Scestraße 21. und an der Abendkage, für Mitglieder in der Geschäftsstelle, Schloßstraße 84/8N. — Dramat. WohltätigkeltS-Berela Do« Carlos. Der Verein, der am vergangenen Sonntag dem Sächsischen Krüppelhcim durch leine Bprträge einige heitere Slnnden bereitete, veranstaltet am Dienstag, Sem t. Februar, abends 8 Uhr lm großen Saale deS Kcglcrhciin» einen Theaterabend für die Insassen der städtischen Alters- und Ncntncrheimc. Zur Aufführung gelangt der drctaktige Schwank: „Sein Einzigstes" von Julius Nofcn. — Der Franen-Bortrag von Karin Michaelis stber da» rhema: „Frauen untereinander" findet nächsten DienStag, 8. Februar, abend» 8 Uhr, im Künstlerhaus statt. Männer sind nicht zugelanen. Karten bei F. NicS, Scestraße 21. — Wegen Unterfchlagnng wurde der Kaufmann Hermann Kupfcrmann vom Amtsgericht Dresden zu 500 Reichs mark Geldstrafe verurteilt. Er galt für schuldig, aus dem Erlös von Kommissionsware etwa 520 Reichsmark veruntreut zu haben. — Falsches Gerücht. In der Dresdner Gefangenanstall an der Georae-Bühr-Straße lief am Sonnabend infolge Bcrltovimia einer Schleuse das Abiallivancr nicht ab, weSkalb in den Naib- mittagsftundcn die Feuerwehr zur Hilfeleistung herbciacruien wer den mußte, um das inzwischen angcsammelte Wasser hcrauSzu- pnmvcn, woraus dann die Verstopfung leicht behoben werden konnte. In Verbindung damit war ein Gerücht entstanden, ein Flüchtling bätte die Schleuse als Wen in die Freiheit benutzt, sei in derlelben sicckengcblieben und habe so die Ursache der Wasserstauuna gebildet. —* Glücklich verlaus«»«» Antounsall. Dienstag vormittag Xst Uhr verunglückt« der Personenwagen, Erkennungszeichen II8M, Besitzer Bruno Hamann, TipvoldiSwalbe. von Dippoldiswalde nach Posiendorf fahrend, vor dem Gasthos Possenbors. Ter Wagen fuhr über den Prellstein und durch daS Geländer der Böschung und stürzt« die Meter tiefe Böschung hinab, wobei sich der Wagen Uberschlug und die beiden Jnsagen unter sich begrub. Herr Hamann und ein anderer Herr kamen mit dem Schrecken und einigen Prellungen davon, doch mußte sich Herr Hamann in ärztliche Bc- handlung begeben. Tie Karo,,«rie des Wagens ist total zertrümmert. Da» Unglück wurde dadurch veoanlavt, daß zwei von Dresden kommende Autos direkt hinter der Kurve aus gleicher Höbe fuhren, so daß der TipvoldiSwaldacr Wagen, um nicht in die beißen anderen Waaen hincinzufahren, so weit rechts fahren mußte, daß er an den Prellstein anfuhr. — Hilferns« auS der Elbe. Am 26. Januar b. I.. abend« In der achten Stunde, sind von mehreren Personen In der Nähe deS Loschwitzer WagerwerkeS auS der Elbe Hilferufe gehört worden. Es handelt sich bei dem Vorgang der Stimme nach an nehmbar um eine weibliche Person, die den Dod In der Eibe gesucht bat, da die Rufe von der Mitte des Stromes gekoinnun sind. Ein« Bermitztcnanzcige ist bisher nicht eingegangcn. Wer in der Sache ausklärende Mitteilungen geben kann, wird gebeten, diese dem LandeSkriminalamte Dresden, LandcSzcntrale für Vermißt« und unbekannte Tote, Schicßgane 7. 8., Zimmer 260, zu übermitteln. Austro Daimler 10/40 k»8 10/48 .. 17/60 .. »iilolituir ». ll. K. Osasr blsllmann, Vrvrräv»-^., I-Ü1ttckau8lrsüv 23. mit un6 Visrfalidssmss ln »llsn äusfilklungsn
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