Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.09.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915090101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915090101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-09
- Tag 1915-09-01
-
Monat
1915-09
-
Jahr
1915
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.09.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
am Mittwoch morge». Die nördlich Kobryn kämpfenden österreichisch-unga rischen Streitkrästc drangen vis Pruszany am oberen Muchawiec vor. Der nördlich und nordöstlich von Luzk angetroffene Gegner wurde nach Süden zurückgeworsen; er verlor 12 Offiziere und über 1500 Manu an Gefangenen. Im Raume südlich von Raziechow erstürmten die Regimenter der Budapcster Heercsdivision eine stark ver schanzte russische Linie. Zwei italienische Vorstöße bei San Martino. sowie ie ein Angriff aus den Südteil des Tvlmeincr Brückenkopfes und auf die Flitscher-Tal-Stellung wurden adgewiesen. Die französische Zensur läßt keine Nachrichten über die Borgänge auf den russischen Kriegsschauplätzen mehr durch. Großbritannien wird die Durchfuhr gewisser in Deutsch land und Oesterreich Ungarn angetanster Ware» durch das Blrckaöegebiet nach A in erik a gestatten. Die feindlichen Berlusre an den Dardanellen wah rend der letzten drei Kampftage werden einschließlich der Berwnndcten aus 20 000 Mann geschätzt. Die serbische Regierung gab den Befehl, daß alle Oric in Albanien, die in die griechische Interessensphäre fallen, von den serbischen Truppen geräumt werden. Wetteransagc der amtl. süchs. Landcswetter warte: Meist trübe: kühl und regnerisch,- Gewitterneigung. voller Lage befinden. Die Benützung der Straßen wird durch die erzwungene Flucht der Zivilbevölkerung er schwert. Der deutsche Bvrmarsch ist nicht so langsam, wie öfters gesagt wurde. Die ..Times" geben zu. daß die russi schen Hauptkrästc noch nicht außer Gefahr sind, hoffen aber, daß sie die neue Linie ohne gefährliche Belästigung er reichen werden. iW. T. B.i Die „Times" meiden aus Petersburg: Die Militärs glauben, daß d i e e n I i ch loisene Offensive d e s F eind e s nicbt gegen dac> esenkruiu, sondern g egen di e st- lank e n der r n s i i s ch e n A r m e e sich richten wird, was sich aus den fortgesetzten Vorstößen in der Richtung Iricdrichstadt und der wichtigen Wiederaufnahme der Tätigkeit von Wladimir Wothlniski aus in der Richtung auf Kiew ergibt. Man halt jedoch Kiew nicht für bedroht. Das Hauptziel des Feindes sei, die russische Armee gänz lich zu schlagen, was bisher freilich gänzlich mißlungen l?j sei. Tic Russen behaupteten hartnäckig die Gebiete zwischen Bialnstok und Wilna, bis der Rückzug von der Riemen linic vollendet sei. kW. T. B.l „Morning Post" meldet aus Petersburg vom 29. August: Es ist fast nichts zu verzeichnen, was die Einförmig keit des allgemeinen R ü ck z u gcs der N ussc u unterbricht. Die Nachricht, daß die Russen die Festung Brest-Litowsk und die Briicken zerstört, sowie die milftäri scheu und andere Vorräte enkscrnt hatten, hat eine große Erleichterung verursacht. Es ist eine Empfindung, wie nach dem Zahnziehen. Es tut weh, aber bessert die allgemeine -!» Lage. Die Kämpfe dauern fort, aber isoliert, ohne daß die Deutschen eine große Schlacht erzwingen können. Plan M erwartet, daß dieser Kamps, den die meisten demokratischen u Länder moralisch nicht anshalten konnten, zwei oder wei- A' tcrc Monate dauern wird, wo dann der Feind in einem verwüsteten Lande dem russischen Vinter gegcnübcrstchcn » V wird. iV. T. B.i L K. Der Londoner Korrespondent der „Zürcher Post" » L schreibt: Trotz aller Zuversicht und bei allem Vertrauen in ^die russische Hceresmacht beginnt der Brite, der Sache im ^ s Osten nicht recht zu trauen. Die englischen Berichte ans «Petersburg schlagen einen warnenden Ton an, und R 2 der fortgesetzte Rückzug des Großfürsten gefällt selbst den ^ begeisterten Optimisten nicht. Man sieht schlimmere Er- cigniüe voraus. Es ist dem Botte unbegreiflich, daß, nach- 2 . dem die Tapferkeit der Russen und das Genie des Groß- F-S fürsten in allen Tonarten besungen worden waren, nun ^ plötzlich der süße Glaube an die Hilfe vorn Osten in die Brüche gehen soll, lleberall im Publikum fühlt man, daß 22 im Westen etwas geschehen muß, wenn der bedrängte A Bundesgenosse nicht erdrückt werden soll. Da aber immer noch nichts geschieht und auch von der Regierung trotz fort- gcD gesetzter Zusammenkünfte des Kriegsratcs keine Erklärung über ihre Absichten abgegeben wird, beginnt eine gewisse Unzufriedenheit sich Luft zu machen. „Manchester Guardian" begrüßt in einem Leitartikel die ^ politische Liberalisierung Rußlands und sagt: v« Die Reaktionäre zogen der Unterwerfung unter Deutfch- ^ land einen Frieden mit der demokratiichcn russischen Nation vor. Zwei entlassene Minister waren für einen Sonder frieden mit Deutschland. Das deutsche Angebot hatte ein flußreiche Unterstützung in Petersburg. Tie Errichtung des liberalen Snskems in Rußland ist der schwerste Schlag für Deutschland. >V. D. B.I Die Drohungen Rußlands gegen seine Bundesgenossen. b. Tic „Köln. Zig." macht zu den russischen Drohungen gegen seine Bundesgenossen folgende Bemerkungen: „Ent weder Geld und strategische Hilfe, oder ich schließe Sonder frieden." Man darf gespannt sein, wie England die N c i g u n g N u ß land s z u r S ch l ic ß n n g eines Sonderfriedens beantworten wird. Geld- und Waffenhilsc zu leisten, ist leichter gesagt als getan. Mit oder ohne Geld ist Rußland an das Abkommen, das den Friedensichluß nur bei abseitiger Zustimmung gestaltet, gar nicht mehr gebunden, weil England die Voraus setzungen, unter denen die Verpflichtung ausdrücklich oder stillichweigend nur abgeschlossen werden tonnte, durch seine noch neuerdings von den' neiilralcn Berichterstatter oer „Times" bezeugte Gleichgültigkeit gegenüber dem Kriege nicht erfüllt hat. Im brennenden Brest-Litowsk. h. Aus Bresl-Litowsk wird dem „Berner Bund" vom V. August telegraphiert: Kurz nach der Besetzung durch die siegreichen Truppen gelangte ich in das brennende Brest - Litomsk. Wiederum bol sich mir ei» Bild grauenhafter, sinnloser Zerstörung. Vladimir-Volnnski und Nomo-Alexandria haben die Runen vor der Preisgabe von Brcst-Litowsk angezündet. Weitaus der größte Teil der Stadt ist bis- auf die Grundmauern nicöergcbrannt. Noch loderten, als wir entfuhren, an vielen Stellen die Flammen empor. Au den niederen Häusern und an den Gartenzäuncn, die die breiten sandigen Straße» säumen, wütete das Feuer fort. Nus cingcstürzten Mauern züngelte cs rot empor und gelbe, beißende O-ualmwolken hemmten den Weg in die ausgebrannte Zitadelle. Auf dem ganzen Weg von den Außenwcrkcn bis ins Stadtzentrum steht Ruine neben Ruine. Tie Inncnsorts sind zerstört, der große schöne Bahnhof ist ein wüster Trümmerhaufen. Wo sich vorher Stadtvicrtcl an Stadtviertel reihte, ist alles nicdergcbrannt, ein Ehaos von rauchgeschwärzten Planern und Kaminen. Der Marktplatz bildet ein seltsames grausiges Durch einander eiserner Oesen und geschwärzter Ziegelhausen. Die Bahnlinie ist besä! mit »mgestürzten, zertrümmerten, roten Waggons. Dazwischen verendetes Bich, vernichtete Warenbestände. Wo die Häuser uon den Flammen ver schont geblieben sind, hat vorder die Soldateska gewütet. Uebcrall ist alles Gerät kurz und klein geschlagen. Eine mächtige Helle Kirche mit kleinen Kuppeln und leuchtenden goldenen Kreuzen ragt einsam und hoch über die weite Strecke der Vernichtung, die gestern noch mehr als 50 000 Menschen Heimat und Obdach gab. > Die Lage in Moskau. h. Moskau ist mit Verwundeten derart über füllt, daß die Eröffnung der Schulen auf Oktober ver legt wurde, weil kein Schulgebäude frei ist. Die Arbeiter, fraktton reichte ein« Deukschrtft über die Behandlung der ausgewiesenen Polen ein. Neuerdings wurden Massen arreste in einigen BerschickungSorten vorgenommen. Trupp weise wurden Gesellschaften. Schülerinnen, Geistliche und Advokaten verhaftet. Hunderte von Kindern unter zwölf Jahren wurden von den Eltern getrennt und in Gefäng nissen untergebracht. Die nervöse Erregung, sagt die Denkschrift, ergreift offenbar auch die Behörden. In normalen Zeiten ist cs unmöglich, daß kleine Kinder in Arrestantenwagcn verschickt und in dunklen Gefängnissen uutergebracht werden. Der russische NcichSrat hat die von der Duma am 15. August angenommene Gc- sctzcsvvrlage augeuvmmen, durch die eine gemischte Kom mission zum Gutachten zur Berbesscrnng des H e e r e S b e d a r s S geschaffen und Maßnahmen zur öffent lichen Lebensmittelversorgung mit den TranS- portmögUchkciten in Uebereiustimmung gebracht werden sollen. Dabei erklärte der Retchsrat seine Ucbereinstim- niuiig mit dem Wunsche AawalcwLkus, daß Vertreter der Arbeitcr, Ingenieure und Techiiiker in diesen Kommissio nen sitzen sollten. (W. T. B.) Das Kampfgclände hinter Brest-Litowsk. ki. Die Russen haben sich nach dem Fall von Brest- Litowsk cnrf ein Kampfgelündc begeben, das nicht nur dem pltsuilkuudigeii Verfolger, sondern auch dem laudeingcsesic. neu Unterlegenen sehr große Schwierigkeiten zu bereiten geeignet ist. Bon allen den großen Eisenbahnstraßcn, welche die Verbindung zwischen Brest-Litowsk und dem Innern Rußlands Herstellen, vesindeu sich heute bereits ein großer Teil i» den Hände» unserer verbündeten Truppen. Die Eisenbahnlinie nach Bialystok ist den Russen vermehrt, desgleichen ist die Linic nach Nowno im Südvsten durch die Besetzung des wichtigen Eisenbahnknotenpunktes Kowcl sür die Russen nicht mehr verwendbar. Dadurch ist sowohl das Gelände nördlich wie südlich und südöstlich von den weiteren Kämpfen hinter Brcst-Litowsk auSgcschaltet. Als näheres Kampfgebiet kommt demgemäß nur derjenige Ge- läuüeabschnitt in Betracht, der nordöstlich und östlich von Brcst-Litowsk gelegen ist. Hier sind cs bekanntlich zwei eigenartige Geländegestaltungen, welche dem neuen Kriegs schauplatz den Eharakter geben. Im Osten sind es die Rokitno-Sümpfe und nach Nordosten streckt der Bjelow- jcschcr Urwald seine Ausläufer aus. Durch die seltsame Ge staltung deS Landes wird in erster Reihe den Russen der Abzug nach Osten und Nordosten sehr erschwert. Der Ver folger ist aus dem Grunde nicht so gefährdet, iveil von ihm das Tempo der Maßnahmen abhängt. Tatsächlich har die „Morning Post" sich schon aus Petersburg melde» lassen, daß der bereits vor einigen Tagen begonnene russische Rückzug nach Osten auf ungeheure Schwierig keiten stößt und an das Widcrstandsvermvgcn und die Moral der russischen Truppen die höchsten Anforderungen stellt. Man muß es nun dem russischen Soldaten zum Lobe nachsagen, daß er an die fleberwindung von Schwierig keiten, ohne zu murren, gewohnt ist. Er ist sowohl körper lich recht widerstandsfähig, als auch im Ertragen von Mühsal im allgemeinen durch üaS tägliche Leben geübt. Aus diesem Grunde ist dieser schwierige Rückzug für ein solches Niescnliecr auf einem von Natur zum Verkehr nicht sonderlich geeigneten Gelände durchführbar. Allerdings dürste die Wirkung des ständigen Rückzuges auf die Moral der Truppen nicht sehr günstig cinwirkcn. Der Russe wird bei seiner schwerfälligen Charaktcranlagc nur sehr schwer wieder zu einem angriffsmäßigcn Vorgehen zu er ziehen sein. TaS ganze russische Rückzugsgelände ist von dem Stromgebiet des Pripjet beherrscht. Dieser rechte Ncbcusluß des Dnjepr stießt ungefähr aus der Gegend von Brest-Litowsk nach Osten und teilt durch seine zahl reichen linken Nebenitüsse, die fast parallel zu einander von Norden nach Süden fließen, das Gebiet östlich von Brest-Litowsk in eine Anzahl schwierig zu überwindender Geländcstrciseii. Die große Eisenbahnstraße führt durch das Flußgebiet der aus dem Kriege gegen Napoleon l. bekannten Veresina über Minsk lvor dem Lause der Vcrc- sina» und Smolensk nach Moskau. Eine Abzweigung davon führt über Pinsk nach Kaluga. Die erste bedeutsame Station ist K o b r i n. Tie Straßen in diesem Gcländc- abscbnitt sind für russische Verhältnisse annehmbar. Ob sie dem Abtransport eines solchen Heeres genügen, das nicht allein auf die Eisenbahnlinien angewiesen sein kann, wird die Zukunft lehren. Der Seniorenkonvent über die Dauer der Dumasihung. „Nußkvje Slowo" vom 20. August berichtet über eine außerordentliche Sitzung des Scniorcnkonvents zur Be ratung der Frage, ob und wann man die Reichsduma ver tagen solle. Alle Partcivorstünde, außer den Rechten und Nationalisten, sprachen sich miss entschiedenste für die dauernde Weiterarbeit der Duma aus. Tie ein zelnen Strömungen werden durch folgende Aeußerungen gekennzeichnet: Schidlowski iLinksoktobrists ist sür die Permanenz. Als dringlichsk sind zu erledigen die Gesetze über die Ein berufung des Landsturms zweiten Aufgebots, die Erweite rung des EmissionsrechtcS der Staatsbank, die Einkommen steuer und die Flüchtlinge. Es ist also Arbeitsmatcrial in Hülle und Fülle da. I etrcmo w iProgrcssistt: Dic Ausgabe der Duma ist, das Volk zu organisieren. Aus die Tagesordnung gehören daher die Erweiterung der Rechte der Landbevölkerung, Reform der Scinstmvveifassnng. Im Herbst müssen beraten werden das Gesetz über die Unverletzlichkeit der Person, die Reform der Städtcordnung, die Bczirksiemstwos und dic Verteilung von Land an die Bauern. Besonders kennzeichnend ist die Rede des Ncchtsnatio- nalistcn Krupcnski: Sich jetzt mit diesen Nlltagsfragcu beschäftigen, heißt nicht auf die Einigkeit, sondern auf dic Uneinigkeit hinarbciten. Bei der Beratung des ersten ernst haften Gesetzentwurfs, z. B. über die Semstworcsorm, wird sich dic Duma uii bedingt spalten. Das Land erwartet jetzt durchaus nicht tiefgreifende Reformen. Es erwartet, daß sich die Duma nur mit den Fragen der Landesverteidigung besaßt. Die jetzige Session ist eine außerordentliche, darf also als solche nicht lange dauern. In zwei Monaten können wir uns dann wieder versammeln, aber nur, um das Budget zu beraten. Dic Veröffent lichung der Namen der Abgeordneten, die Urlaub nehmen wollen, ist den Zeitungen zu verbieten. Samitsch tKadcttl: Es ist jetzt unanständig, auch nur von der Schließung der Duma zu sprechen. Bon Selbstvcr- tagung kann gar keine Rede sein. Dic Abgeordneten, die auf eigene Faust wcgfahrcn, wird das Land verurteilen. Sewvschcw erklärt im Namen der Rechte», die außerordentliche Sitzung habe sich nur mit Fragen der Kriegszcit zu beschäftigen. Für die meisten seiner Partei genossen sei die Einberufung der Duma überhaupt eine Ucbcrraschung gewesen, die Verlängerung der jetzigen Session würde ihren häuslichen Angelegenheiten einen schweren Schlag versetzen. Eine kleine Ruhepause zu deren Regelung sei unerläßlich. Tsckiel> idsc tSozialdcmokratl macht Krupenskis Aus führungen lächerlich. Plan brauche nicht für dic Störungen der gcschasscncn Einigkeit zu fürchte», da diese Einigkeit überhaupt nicht existiere. Alle Geietzesprojcktc würden tote Buchstaben bleiben, solange nicht dic Duma politische Frei heiten einsührc. Markow II protestiert gegen die Veröffentlichung dcr Urlaubslistcn. Das, mehr Rechte als Linkc^ fortgcfahrcn seien, beweise gar nichts. Viele arbeiteten zu Hause an Aus gaben der Landesverteidigung. Die übliche Gesehesberatung wird den Verlauf des Krieges schädigen. Auch in Deutsch land gibt es keine Bezirkssemstwos. es gibt aber einen Krupp. Das ist es. was auch wir schaffen müssen. Und wenn Sie Ncfvrmgesetze vorschlagen, bin ich der Erste, der dagegen stimmt. Ohne Kampf werden wir Ihnen Rub- landnlchtausltefern. Wir werden «och miteinander kämpfen. (Streichung der Zensur.) KerenSkt (Arbeiterpartei): Wunderlich, baß gerade Markow und KrupenSkt vuf -er Einigkeit bestehen. Dic Einigkeit ist ein eingebildetes Ding, das nicht existiert und auch nicht existieren kann. Zunächst müssen die gesellschaft lichen Kräfte befreit und organisiert werden. Dshaforof (Mohammedaner) ist für die Permanenz. Die Mohammedaner verlangen Gleichheit aller Religionen. Swow erklärt sich im Namen des Zentrums gegen -ie Vertagung. Selbstvertagung wäre Selbstmord. Miljukow: BiS jetzt bat die Duma die ihr obliegen den Aufgaben nicht erfüllt. Wenn sie nicht mehr leistet, wird das Land enttäuscht sein. Wenn Markow damit droht, die alten Kämpfe wieder auf die Tribüne zu bringen: um so besser. Dann wird daö Land sehen, wer die Einigkeit und die Organisation des Sieges verhindert. Rodsjanko resümiert: Der Seniorenkonvent ist für Verlängerung und Permanenz der Sitzung. Die oben genannten vier Gesetzentwürfe werden zunächst auf die Tagesordnung gesetzt. Die weitere Tagesordnung soll in der nächsten Sitzung des Seniorenkonvents beraten wer den. i»N. A. Z."t Die Bergarbeilerbeweguug in England. Die „Times" melden aus Cardiff: Wenn die Arbeiter führer nicht Zugeständnisse von den Ministern erhalten, sind Schwierigkeiten kaum zu vermeiden. Pie Vorbereitun gen für den allgemeinen Aus st and werden plan- mäßig getroffen. Die Abgeordneten für die am Dienstag stattsindende Besprechung erhielten den Auftrag, gegen dic Unterzeichnung eines Lohnabkommens zu stimmen, wenn ihre Forderungen nicht gebilligt würden. Die Ablehnung der Unterzeichnung wird das Zeichen für dic Erneuerung des Ausstandes sein. Die Tatsache, daß der ausführcndc Ausschuß von örtlichen AuSständen abrät, bestärkt die Einigkeit zu wirksamem Austreten, falls die Londoner Ver handlungen scheitern. (W. T. B.) Deutsche und Ssterreichisch-ungarische AussnhrmSglichkeiteu nach Amerika? tz. Reuter meldet aus Washington: Der englische Bot schafter Sir Eccil Springrice teilte dem Staatsdepartement mit, daß Großbritannien die Durchfuhr gewisser in Deutschland und Oesterreich-Ungarn angekauster Waren durch daS Blockadegebiet nach den Vereinigten Staaten zugestehen werde. Londoner Gold sür Amerika. „Daily News" melden aus Ncwyork: Eine neue Golü-- sendung von 4 Millionen Pfund Sterling, sowie amerika nischen Wertpapieren im Betrage von 5 Millionen Pfund Sterling liefen aus London für bas Haus Morgan, hauptsächlich auf Rechnung Frankreichs, ein. sW. T. B.) „Daily Telegraph" meldet aus Newyork: Die Anzeige, daß sich 19 Millionen Dollars aus London auf dem Wege hierher befinden, hatte keinerlei Wirkung auf den Sterlingkurs, der auf 4,63^ fiel, also Disagio von 8 Prozent erhielt. (W. T. B.) Eine englische Kritik von Hamburger Prisengerichtöurteilcn. In einem Berichte des englischen Ministeriums des Aeutzeren, worin eine Uebersicht Über die Urteile des Prisengcrichts in Hamburg über den niederländi schen Dampfer „Marie Batavier V" gegeben wird, wird ge sagt. die Wirkung dieser Urteile scheine zu sein, daß in der Praxis der Unterschied zwischen absoluter und bedingter Bannware aufhörc. lW. T. B.) — Die Engländer täten gut daran, mit der Kritik bei sich selbst anznfangen. 200 Milliarden als Kriegsentschädigung sür den Viervcrbaud. Unter diesem Titel hat der Hauptmann de Mauni eine Schrift veröffentlicht, die nach dem „Nouvelliste de Bor deaux" vom 22. August folgenden Inhalt hat: Deutschland und Oesterreich müssen 20Ü Milliarden Franken als Kriegs entschädigung zahlen. Dazu seien sie auch fähig. Lege man dic Zahlen Helfferichs zugrunde, so betrage das National vermögen Deutschlands 375 Milliarden Franken, das Oesterreichs etwa die Hälfte. Nach dem Kriege würden zwar beide Länder durch Gebietsverlust schwer geschädigt sein, denn Frankreich erhalte das linke Rheinufer bis zur Mosel, Belgien den Teil bis Düsseldorf, Holland Ostsrics- land mit Emden, Dänemark Schleswig-Holstein und Lübeck. Ostpreußen, Galizien, die Bukowina fielen an Rußland, Posen an das neue Königreich Polen,- Serbien werde sich bis zur Drau ausdehnen und Dalmatien mit Italien tei len, das natürlich noch Istrien, Trient usw. erhalten werde. Aber trotz dieser Verluste verbleibe den beiden Kaiser reichen ein Nationalvermögen von etwa 400 Milliarden Franken, lieber diese Masse müsse das Konkursver fahren verhängt werden, also nicht nur das öffent liche Vermögen der beiden Mittelmächte, sondern jedes Privatvermögen falle in die Konkursmasse, jede Forde rung, dic ein Deutscher im Inland oder Ausland habe. Konkursverwalter müsse ein Ausschuß des Viervcrbandcs sein. Die Betriebsmittel würden den Deutschen und Oesterreichcrn verbleiben, damit sie in der Lage seien, im Interesse ihrer Gläubiger zu arbeiten, der Grund und Bode n, der öffentliche sowohl wie der private, werde aber bcschlagnahmt und auf jede einzelne Parzelle eine Vorzugs hypothek für die Vcrbandsmächte eingetragen. Um diese Hypotheken zu verwalten, werde in Berlin ein „Institut Foncier" eingerichtet werden. Dic gesamte als Kriegs entschädigung aufzubringcnde Summe müsse in 200 Millio nen Anteile zu 1000 Franken zerlegt werden, von denen die geschädigten Staaten, Gemeinden und Privatleute jc nach Bedarf erhielten, um sie bei ihren Staatsbanken dis kontieren zu lassen, die sich wieder in dem Konkursverfah ren schadlos halten könnten. Wenn die beiden Reiche kein Heer mehr halten dürften, so meint Herr Mauni, würden sie in wenigen Jahren ihre Schuld tilgen können. Das Schicksal der Bevölkerung sei ja hart und schrecklich, aber wohlverdient, und bei einiger Einsicht würde sie selbst die Notwendigkeit dieser Maßregeln cinschen und sich ihnen eiligst unterwerfen. — Dic englische Presse hat sich sehr darüber entrüstet, daß man in Deutschland an eine Kriegsentschädigung zu denken wagt. Man hat drüben Deutschland Geisteskrankheit vorgeworfcn und behauptet, durch die Forderung einer Kriegsentschädigung sei Deutsch lands Streben nach der „Oberherrschaft" bewiesen. Ob Herr Grey sich wohl bewogen fühlen wird, auch z» den Ausführungen des Herrn Mauni Stellung zu nehmen? Der englische Weizcnpreis fiel infolge Einbringens der Ernte an mehreren Orten Englands von 51 auf 42 Schilling pro Quarter. (W. T. B I Ei« Bericht des Generalfelbmarschalls Frcnch besagt: Seit dem 18. August kam cs an der britischen Front nur zu M i n en an g r i f f e n. Wir schossen feindliche Flug maschinen herunter. Unsere Artillerie schoß bet Langemark einen Eiscnbahnzug in Brand. Unsere Fliegerabteilung arbeitete erfolgreich mit den Franzosen bei dem Angriff aus das Gehölz von Houthnlit zusammen, ohne eine einzige Maschine zu verlieren. (W. T. B.I Die neueste englische Verlustliste nennt 182 Offiziere und 3620 Mann. <W. T. B.) England sieht schwarze Wolken. „Daily NewS" erinnern in einem Leitartikel an Len 30. August 1914, an dem nahezu alles verloren schien, und sagt: Die Schlacht an der Marne und der erfolglose Winterseldzug der Deutschen steigerten unsere Erwartungen zu sehr. Jetzt ist der Himmel wieder voller schwarzer Drohungen. Der Sommer sah die un erwartete überwältigende Wiederherstellung der Macht des
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)