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Dresdner Nachrichten : 01.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192212017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-01
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.12.1922
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e-i «, ä L c s -b L Z d « r s LS v» »« « einem höheren volkswirtschaftliche» Ueberblick beraubt hat. ohne weiteres cinlenchle». dah die Industrie siir lieh allein unmöglich aus die Dauer in Blüte stehe» kau», wenn d»S ganze übrige Volk in tiirninl versinkt. Die gesamte nativ, »ale Balkanirlschail ist rin Ganzes. und der gejaulte Organismus veriragt es nicht, ivemi eines seiner Glieder in liebersüile stiehl, wahrend alle anderen verdorren und verkümmern W.e denken sich denn überhaupt Poincard und seuie Tral-aiuen den praktischen "Verlaus deS vvn ihnen behauptete» Vorganges'? Itauii irgendein vernitns.iger Mensch giauüen, dast die deulsche Industrie und die deutsche Hochfinanz nach einem verlorenen Kriege die ungeheure, kaum vvrslellvarc Macht besagen, den Dvllar nach Belieben ans und abkietlern zu lassen, je nach Laune und Bedürf nis? Sollte daS inächligc England. daS in, Golde schwim> wende Amerika gar kein Mittel haben, um einem solchen Treiben enigegeirzutrete», solllc die ganze Welt wehrlos diesen deutschen Machenschaften auSgeliefert sein? Der Ge danke ts» zu absurd, ui» auSgedacht zu werden, lind selbst wenn cS wirklich so wäre, konnte eü etwas Unsinnigeres zebcn als die Annahme, Deutschlands Industrie und Grost- banken ivitrden eine solche unsaslbarc Macht anders ge- brauchen, als zur Wiederherstellung normaler Handels beziehungen ans der (Grundlage einer vernünftige» und z». verlässigen PreiSkalknlation. wie sie allein bei einem stabilen Markwcrte möglich ist? LS ist doch gewist kein auf die Dauer ivlinschenSwerier Instand, in dem sich die Industrie troh aller Papiergeivinne befindet. Die fort- schrettende Erschwerung des Bezuges von Rohstoffen. die Zwickmühle der immer neuen Lohusorderungeu, die enor me» Steuerlasten und die Unmöglichkeit einer einigermakicn sicheren Kalkulation angesichts der unberechenbaren Wieder- anschasfungSkosten lind doch keine Annehmlichkeiten, sondern sehr einpfindiiche Enchiveriingen -es Betriebes, von denen je-eS solide Unternehmen sobald wie möglich frei zu werden trachten musi. Allerdings gibt eS auch Ausnahmen. In der Uberhihlen TreibhauSkoniunktnr der Inflationswirischast sind viele ungesunde Gründungen emvorgeschosscn. und eS haben sich univirlscbaflliche. die freie Konkurrenz vcr- hinderndc Bkonopolbildnngen vollzogen, die über keine wirk liche innere Lebenskraft und Daseinsberechtigung verfügen. Lolche aufgeblähten TreibhaiiSgewächie werden bei einer Besserung deS MarkkniscS von der Bildslächc verschwinden, und eö wird dann nicht schade darum kein, sonder» die Lust wird im (Gegenteil dadurch gereinigt werde». Die gesamte solide Industrie aber hat ein dringendes Interesse an der Stabilisierung der Mark aus einer Grundlage, die ihr eine angemessene Konknrrenzmoglichkeit auf dem Weltmärkte osten lägt. Das ,st von den massgebenden Stellen der In dustrie wiederholt mit allem Nachdruck betont worden. Der Verband Sächsischer Industrieller hat unzweideutig erklärt: „Die unaushaltsim fortschreitende Geldentwertung erschüttert nicht nur die Lcbensbedingnngen breiter Volksschichten, sondern untergräbt in ihrer legten Aus wirkung gleichermasien die Grundlagen der In- d n st r i c und rührt in bedrohlichster Weise an ihrer Tristen;. DaS aus der trostlosen deutschen Wirtschaftslage resultierende Steigen der Preise widerstrebt in hohem Grade den Interessen der ErwerbSstaiide: deren Bestehen und Entwicklung sind vielmehr mit der G e i » nd » n g u n d W i e d e r h e r st e l l » n g der deutschen Währung un trennbar verbunden." Aebnlich bat sich auch der ReichSver- band'-er deutschen Industrie geauncri. lind Tr. Strese- mann sagte in der politischen Ansivrache im Reichstage über das Programm der neuen Regierung: „Man sollte doch ja nicht den Eindruck erwecken. alS gäbe es in Deutsch land Kreise, die an der Entwertung der Mark ein Inter esse hätten. Einen Minister, der nicht alles täte, um die Stabilisierung der Mark zu fördern, würde ich für einer. Verbrecher am deutschen Volke halten." DaS gilt natürlich genau so sür die führenden Vertreter der Grostindustric und der Hochkinan;, deren moralische Verantworiung vor der Nation nicht minder schwer und umfangreich ist. wie die versannnasmäsiigc der Regierung. Deutschland ist ver armt. DaS ist eine nnbczweifelbare Tatsache, linier Natio nalvermögen ist von 8ä0 Milliarden vor dem Kriege aus Mi Milliarden gesunken, unsere Produktivität ist stark herab- gedrückt. unser Mittelstand gebt dem Verfall entgegen, unsere Zahlungsbilanz ist passiv, unsere Mark, die einst allgemein in der Welt einen guten Klang halte, ist zum schäbigen Bettler geworden, lind da sollten ausgerechnet die deutsche Industrie und Hochfinanz den VerarmungSvrvzen »och weiter fördern und die Mark künstlich auf beinahe dem Nullpunkt halten, bloii um unseren Gegnern im Punkte der Neharationen einen Schabernack zu Gielen? Wenn sie so handelten, wären sie reis für das IrreuhauS: reis ist da für aber auch, wer ohne zwingende und bündige Beweise eine solche unsinnige Behauvtung ausstellt. DaS ist cs. waS wir Poincarö und seinen Lügeuprovhcten aus ihre Unter skellung. das; Deutschland seine Verarmung „absichtlich" hcrbcigcsührl habe und noch weiter hcrbcisührc, zu aut Worten haben. Ein Geseh?niwllrf gegen Vollere! uni) Te.nzwiil. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schrilltest „ ng.t Berlin. 28. Nov. Dom Reichstag geht dieser Tage der Entwurf eines neuen S ch a n t st ä t l e n g e i e v c s zu. der aus Wunsch der Regierung dringischst aus die Tngesordnuiig gcletzi und so rasch alS möglich verabschiedet werden sali. Das neue Gesetz bezweckt die Eindämmung der Böllerei, Schlemmerei n»d Tanzw.it. wie sie sich seit Kriegsende in unliebsamer Weise im Denischen Reiche bemerkbar gemacht Hai. Namentlich die vielen Bars und Kabaretts, die in de» letzicn Jahren ivie Pilze aus der Erde schalle», leiste» der Böllcrei und Schlemmerci grosse» Vorschub, was auch zu üblen aussenpolttischen Auswirkungen gesührt hat. Aus länder haben daS Treiben >» diesen Lvtalitätcii ver allgemeinert und die Meinung verbreitet, das; alle Volks schichten Teulschlands masiloser VergilügiiugSiucht ergeben seien. Das; die breitesten Schichten unserer Bevölkerung schwer arbeiten und trotzdem darben, wird dabei ver schwiegen. ebenso die Tatsache, dasi die Ausländer nicht in letzier Linie selbst an den Ausschreitungen der Schlem merei bei uns beteiligt lind. TaS neue Tstiankstättenaesetz gibt den Polizei- bebüröen der-verschiedmen Sta te und Orte Deutschlands eine grössere ^viachrbesuanis. Es soll fortan unterbunden werden, das, in vielen Dielen. BarS »sw. ohne polizeiliche Erlaubnis getanzt wird Verflögt der Inhaber einer solchen Schanknatte gegen diele Verordnung, lasst er unerlaubt Tanzen vder Tanzannührungcn vor sich geh n, so erfolgt ohne weiteres die Schliessung deS Lokals. Die Einrichtung wird unter polizeilichen Gewahrsam in einen Möbelspeicher gebracht und die io sreiacwvrdencn Räume werden dem Wohnungsamt zur Versücnina gestellt. Auch die Tanzlnsibarkesten ln den polizeilich konzessio nierten Loknken sollen erheblich einaedämmt werden. Ge plant ist. das, nnr an den Sonn- »ich Feiertagen, den zweiten Oster-, Psingst- und WeihnachtSse ertagcn und in den kleinen Stadien an Kirmes- und Karnevalstagcn. in den Groststädecn höchstens einmal oder zweimal die Woche öffentliche Tanzvcrgniigungcn abgehaltcn werden dürfen. Kommt cs in diesen Städten zu wiederholten alkoho lischen Exzessen, so wird auch durch dieses Gesetz der Polizei die Handhabe gegeben, gegen die Inhaber vor- zugelien. die solch-, Völlerci dulde» Ter Entwurf soll in den Vorb-sprechnnacn die Zustimmung der Par teien gesunden haben. Ein württembergische» Gesetz gegen die Hausbesitzer. Berlin. 8ü. "Nov. TaS „B T." meldet aus Stuttgart: Die wiirttcmbergiiche Regierung beabsichtig, ein Gesetz e.u erlassen, wonach diejenigen Häuser i»i ZwangSwcge ent eignet werde» sollen, dereiv Besitzer in schuldiger W-ile Ihren Verfall bcrbclgcsührl haben oder hcrlret- sllliren wollen. König Georg von Griechenland als Gefangener. Verbinde,je Abreise des Königs aus Athen. Belgrad, öll. Ro». Der Belgrader Presse wird a«S Athen gemeldet, dast K ö n i g G e o r, von Griechenland sich bemüht habe, die Hinrichtung der Minister »« verhindern. Cs lei deohalb eia Konslik« »wische» ihm »nd der Regierung auSgedroche«. Rach der Hinrichtung bade der Uvula der Regierung gegenüber den Wunsch geändert, Griechen» land verlassen zu dürsen. Die Regierung sei zu» lammengetreteu und habe Masrnahmen grtrossru, um de« König zu verhindern, sein Palniv zu verlassen. Tatsächlich sei der König augenblicklich Aesangener in seinem Palast. lW T.V.» Empörung wegen de, Vlulurkell» in Athen. Paris. SO. Nov. Wie ans Athen gemeldet wird, herrscht in der Stadt wegen der Hinrichtung der iechS Minister lebhaste Unruhe. Die Empörung der Lte« »ölkeruug «egen des Blutnrteils wächst. VelouderS die Hinrichtung von Gnnaris. der alt und krank war und vom Krankenbett nach dem Nichtplatz geschleppt wurde, erregt hrstigen Unwillen. Neue Verhaftungen ln Athen. Athen, IM. Nov. Nach einer Reuter Meldung sind die Generale PapnloS, DuvmaniS und Valettas verhaltet worden. <W T B > Die Begründung der griechischen Todesurteile. Athen, 8ü. Nvv. DnS TvdeS urteil gegen die früheren Minister wird folgendermasten begründet: I. Entgegen dem "Wunsche de- Alliierten habe» dir Minister eine Volksabstimmung über die Rückkehr KonstanlinS ver anstalte!. DaS Ergebnis dieser Abstimmung ist gefälscht worden. 2. Die Minister habe» die öfsenilicheu Gelder verschwendet »nd zu Korruption-,zwecke» verwendet. 8. Sie haben daS Bvlk in Nngewlsiheil über die Hallnng der Alliierten gelassen und di. NBe», i» denen die Alliierten mit strengen Mnfuiabme» drohten, der» Bvlke vorrnthalte». t Sie haben sich deS BerroiS i» militärischen Angelegen- lieile» schuldig gemacht. Sic habe» ln Klcinasien eine» Ober- kommandierenden ernanni. der dazu keine Befähigung aus- ivieS. Sie haben erfahrene Generale zuriickgescvi und weniger befähigte begünstigt, die früher Deserteure waren Sie habe» die Moral der Armee »nlcrgraben. Gesatzle Kattun«, der ermordeten Minister. Paris, 80. No". Wie d-cr „Intransigcant" mitzuteile» weis,, sind die hingcr:ihtc:cn iüni gricch>sst>en Staatsmänner geiaht »nd mutig in den Tod gegangen, nachdem man ihnen ihr Schicksal erg kurz vor d.r ShrcckcnSGt —itgeteiit hatte. Aui die Frage nach ihrem lebten Will--» gaben die Beriirtciiicn keine Antwort Guna , ! S . der an TuphuS erkrankt war, wurde auS e.ncm mit Ficberphantasicn er füllte» Schlaf geivecki, »vtdiirslig aage.'l-idel und in einem Hos alS letzier »eben seine T-chickialSgenvsscn gesielll. Alle waren gut gekleidet, aber sehr bleich. D.r ehemalige Gene ral Baltazzi. der die letzte »»giücksclige Ofkensive in Kleinasien befahl, ze'gtc stoiistn Ruhe Gelassen sünberie er mit cincm seidenen Taschentuch sei» Monokel, klemmte eS ins Auge und wartete a»i de» Schub 2 trat » S sah bitter lächelnd die Soldaten a». die zur Htt r chlorig kommandiert waren, und rich'cle dann seinen Blick fest auf daS Dach seine- locisie» Han es. daS im Morgengrauen über den Hosrand liineiusan. Tort w»hntr seine in »ge Frau, der ieine letzten Gedank'u gewidmet waren. Dan» ging alles sehr rasch, »nd bald lagen die toten Körper ruhig neben einander im Hole und Heine, dünne Bluibächle!» liefen von den einzelnen und vereinigten sich in einer den Hof durch- Hebenden Rinne. Wenige lnnderi Schritte entsernt aber börtc in seinem Palast der junge König Georg die Schüsse, die seines VaierS besten und gelrcucslen Freunde töteten. ! hindern. batik» wir di« griechische Sikglkrung darauf auf- merlsam gemach», dah wir unsere» Gesandte» adderuie« wiirdkn. wenn das Urteil völlstrectl werde. Von anderen liberalen und Arlelterabgcvrdncien. darunter von Robert EeeU. wurden weitere Einzelheit.» verlangt. Der Premier minister erinnerte an die Morde in Serbien im Jahre IVOS. Aber da handelte es sich allerdings ui» Mord! ries Robert Eccll. E» scheint mir, antwortete Bonar Law. dast unser Vor. gehen schon allein durch di« Taisache gerechllertigt wird, daß die Hinrichtung in Athen nicht dir Handlung einer Negie rung. sondern die eine» Nevvlutiongkomller» war. Der franzvsNche Sesandle dleibl in AIHrn. Paris. S0 No» Der »Petit Pariste«* gl««»t »» wissen, dast die srangöftsche Regiernng «ich« daran denke, ihre« diplomaiischen Vertreter and Attzrn adzndernse», da die Vollstreckung des Hochverratsurteils lediglich eine innere Angelegenheit Griechenland» sei. Nach einer Meldung de» „Petit Parislen* an» No« ver, kantet gerüchtweise, dast der italienische Gesaadte in Athen abbernsen worben sei. Die Kilirich!llng der griechischen Minister im englischen Unterhaus. i Eigner Trihtberlchl der ..DreSdn. Nachrichte ii".i London, "ll. Sion. Die Hinrichtung der griecht- scher, Minister und Abberufung deS englischen Ge- saudic» iu Atlxu bildete gesicirr abend den Hauptgcgensland der Verhandlungen im llntcrharisc. Bo » arLaw erklärte zunächst das: er keine anderen Irisormationerr besitze. alS die in der Presse erschienene». Der Gesandte Grvhbritanniens i» Alben sei von der Negierung abücruscn worden. Die Arbeiterpartei uinerbrach hier den Premierminister mit dem Zuruf: ..Warum'?" Der liberale Abgeordnete Wedgcwood erinnerte daran, das, die griechischen M i u i st c r vor Gericht a u S g e I a g > hätten, sie seien von der cnali'ciic» Regierung zu ihrer Politik ermutigt worden. Ter Abgeordnete verlangte die Brrössenttichung der dies bezüglichen Korrespondenz zwischen London und Alben. B onarLam erklärte, dasi er a»! diese F rage erst eingcbcn könne, wenn man ihm nähere Einzelbciten mitteilte Wedgeivood fragte weiter, warum man die diplomati sch.» BeHebunge» mit Alben abaebrochen habe, mäbrcnd man dieses zurzeit des weihen Schreckens in Ungarn mit Budapest nicht getan babe. Ich alaube nicht, antwortete B onar L a w dasi die^c beiden Tatsache» sich irgendwie mii- einanüer vergleichen liehen. Um die Hinrichtung zu vcr- Srhebungen in Wesklhrazien. Zerstörung der visenbahnbrvcke bei Adrianopei. — Eal« gleisung deS Orient-Expresses. PariS. 80. Nov. In Ergänzung ber heutigen Meldung der „Chicago Tribüne" über eine gegen Griechenland ge richtete AusstandSbewrgung in Westthrazien meidet eine Nachrichten-Agentnr ans London, dast die qrostc Eisendnhn, brücke in der Nähe von Adrianopel ausgerliien wor den »nd der Orient-Vxpretz entgleist ist. Ob da» Ungiiick mit lokalen türkischen Erhebungen an der «hrazi, scheu Grenze im Z»sa»imenl»ang stehe, sei noch nicht fest» gestellt. Ferner verlaute, dast die Wirren in Thrazien ziemlich ernsten Charakter betten. Die Gegend von Dedeagatsch soll von einer övllv Mann starken de wass, netcn Bande beherrscht sein, die sür Thrazien eine Volksabstimmung verlange. IW. T. B.i Die Antwort der Alliierten an Ruhland. Lausanne, 8»i. Noo. Tie russische Delegation erhiess kur» vor Mitternacht eine Arttivorlnvie der Alliirrlen auf die Nvte i1>akvwsiirS. I» der Antworlnvie der Alliierten heiht es: Der französische, englische und italienische Delegierte aus der Laiisaiiricr Konferenz sind der Ansicht, dah dte Einladung a» Rusiland nicht in dem Sinne Interpretiert werden könne, dast Rusiland an den Verhandlungen über die Meerengrn- srage, wie a» den Entscheidungen teilnrhme» solle. Die russischen Dclegicrle» werden insvlgcdesien eingeladen. ^»n den Verhairdlnugen rvährend der Debatte Uber brr Meer- eiigcnsrage teilziinchrnen". Die erste Zrisammenkiinft der Kvmmissiv», die von der Kvnserenz mit der Prüfung dieser Arigclegenlreit bcausiragl wurde, ist aus Freitag abend srst- gesetzt wurden. jW. T. B.) Tsü)>!scherin über Autzlands SolidariiA mit der Türkei. Berlin. 30. Nvv. Heute abend »m 7 Nhr empfing Tschilschcrin In der russischen Botschaft die tntcrnativualen Pressevertreter, etwa 80 an der Zahl, und gab in einer kurzen, klaren, englisch gel»' ircri Ansprache besonder» Ober die Meerengen Fragen und ihre Bedeutung sür da» Schwarze Meer die Ansichten der russischen Re it i c r u » g wieder: Bvlle S >uvcränitäl deS türkischen Volkes Uber daS türkische Land und die türkischen Gewässer, Schlicstung der Meerengen für alle Kriegsschiffe nnt Au», nähme der türkischen, wa» für die Wahrung deS Fried--«» und der Sicherheit im Schwarzen Meer unbcdinH not- wendig sei. Das türkische Volk würde aus die Dauer auch nicht erlaube», dah ihm die souveränen Rechte über seine Gewässer wcggenommen würden »nd dasi Konstantluopel siir icden Angriff der Seemächte offen bliebe. Kein Ab kommen. daS hierfür keine Garantien böte, könne von Dauer sein. Diese Garantie sei librinens schon gegeben 'n dem Moskauer Vertrag zwischen Ruhland und der Türket. Jeder Versuch der Einmischung in die türki schen Angelegenheiten würde vv» der türkischen National» bcwcgung w c g g e l ch w e irr m I werden. Dir neue türkische Mittelklasse erlaube daS einfach nicht mehr. Tichitschertn fuhr fort, er wage nicht zu versichern, dah Lausanne rlne endgültige Lösung bringen würde. Wie aber auch dort die Entscheidung salle, die nalivnale türkische Bewegung könne nicht ansgeh alten werden. DaS russische Programm sei genau dass lbe. waS auch die Mächte in Lausanne be schlichen möchten. Dann sprach Tkchitscherin von der morgen beginnenden Abrüstungskonferenz von Mo-ka» und gab Erklärungen über de» russischen Vorschlag, der darauf hinauSIäuft. zwischen den Nachbarstaaten Kon troll- z o n e n z» schass'«, in denen nur Grenzirupprn in einer von den Nachbarn festgesetzten Stärke bleiben dürsten, worüber gemischte Kommissionen wackren sollten. DnS Snstcm sei bereits i» Ausführung zwischen Ruhland und Finnland und eS sei z» hoffen, dasi eS auch zwischen anderen Nationen eingerichtet werde. lW. T. V.) Die Beziehungen zwischen Deutschland und Enqiand. London. 80 Nov. Der Sachverständige sür Geschichte beim Foreign Office. Headlam Morien, hielt »ach einem "Berichte der Presi Association gestern abend im King College einen Vortrag über daS Thema „Der deutsche Einsiusi ans die britische Geschichte". Der deutsche Botschafter St Ha in er, der tcn Vorsitz hatte »nd den Vortragenden ein- führte, wies daraus hin. dasi Marlen ein genauer Kenner Deutschlands sei, dasi er für Land und Leute BcrständuiS gezeigt habe und in seinem Buche iibcr Bismarck, den Be gründer und Nationalheldcn deS neuen Deutschlands, Gründlichkeit und Wahrheitsliebe vereine. In seinem Ver trage schilderte Morien den Iahrhunderic langen Einflusi deutscher Denker und deutscher Kunst auf England und sagte: Deutschland habe eine hervorragende und ausgezeichnete Rolle gespielt. England verdanke ihm vieles, was niemals verloren gehen könne. Er er wähnte in diesem Zusammenhänge die Sonaten Beethovens, die Bachschcn Fugen, die Lnrik Goethes, die Lieder Schu manns »nd Schuberts und die Philosophie KantS. Tr. Sthamer erklärte, seil dem 12. Jahrhundert hätten die eng lische und die deutsche "Nation t» dauernder Berührung mit- einander gestanden. Gute Beziehungen hätten nicht nur in Handel »ud Schiffahrt, sondern auch >m kulturellen Leven geherrscht. ES würde sich lohnen, zu untersuchen, wc.ches der beiden Länder mehr durch daß andere beeinflusst worden sei. "Aus feden Fall hätten beide durch die Wechselwirkung gewonnen. Tic Entscheidung duriiber, ob sich diese gegenseitige Beeinflussung auch in der Zukunft geltend mache» werde, liege im Schosie der Götter. Der Bvrrrag lei z» begrlisicn als erster Schritt ans einem langen und st c I l e n W e g c. der vielleicht schliesslich dazu führen werde, die beiden Nationen wieder in Berührung mitetnnnder zu bringen. iW. T. B.i Vereinigung der englischen Liberalen. London, 80. Nvv. Llovd George hatte gestern eine Be sprechung mit den liberalen PcerS über die Möglichkeit einer Vereinigung der beide» liberalen Gruppen. Tic Peers beschlossen, heute in einer Zn- samiiicnkttnst im Oberhaus« die Frage z» erörtern. Ein bekannter Liberaler erklärte einer» Vertreter deS Üleutcr- schen BureauS geaenllber. morgen werde die Einlgnng Tat sache kein, wen» die Frage eines Führers in befriedigender Weise gelöst werde» könne. lW T. B.j Französische Pläne zur Ausbeulung des Rhein- und Auhrqeb eles. Paris, 30. Nov. Tie französische Regierung ha« eine aus Militärs und Ingenieuren bestehende Koriiniission ein gesetzt, die Pläne z u r e v e » l u e I l e „ Ausbeutung des Rhein- »„ d des Niihrgrbicteö auSarbeltrn soll. ES soll sich dabei uni Mastnahmen handeln, dir erst perivirklicht werden sollen, wenn ein Einvernehmen zwischen den Alliierten nicht erzielt werde» könnte. Unklare Stellung Vonar Law» zu Frankreich» Gewaltplünen. London, 80. Nov. Heute wurde im Unterhaus an Vonar Law wieder die Ansrage gerichtet, o-b ÄN'stbritannirn sich cincm Verlust, seitens grnnkre>st>S. dir Rhetnlandr von Deirtschlavd loSzurcisten, wldersevci, würde. Ter Premier minister e: widerte, die Frage lei ganz hypothetisch, und cö lei tbm daher nicht möglich, sie zn l-eantwvrlen. Ein derartiger Vorschlag lei der britischen Regierung nicht ge- nrostst worden. <W. T.B i Frankreich» Sicherheit durch Drutschland» Handel». Lustschifsahrt gefährdet. Paris, 28. Nvv. Tie französische Kammer bcschäsiigie sich heute in ihrer Bvr- und NachmittagSsivung mit dem Budget siir die Lrislschtssahrt. Abg. Flandin beschwerte sich darüber, dast der Berichterstatter der deutschen Lultschtfs. fahrt übertriebenes Lrb gespendet habe. Man dllrl« nicht vergessen, dast die Acrvnariiik eine sranzvsische Wissenschaft lei. Redner erklärte auch, die Eick^rheii Frankreichs sei gefährdet, wenn in Deutschland Handels« pilotc» hcrairgebiidet würde», die in Wahrheit nichts anderes seien, als « r i e g ö s l i c g e r. Man brauch« lehr wenig Zeit, »m Handcloiingzeuge in Kriegsslngzeng« nm« nm,»»wandeln. Man hätte einfach Deutschland lede Fabrikation von Fiugzengmateriai ver biet c » m ü s s e n. Da man daS nicht getan habe, müsse man die Zahl der Fingzcnge herab'csten. Deutschland suche in die internationale Luslschisservereinlgirng einz.»Irctrn, weil cs seine völlige Freiheit ans dem Gebiet« der Acrvnaulik bewahre» wolle. lW, T. V.)
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