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Freilag, i. Dezember 1922 Gegründet 1856 «mbtentckiMr «»chrtckle» »re,»«. F»ri,Ipr«ch»r-Sammelnummer SS 241 vur >ür vachlgeiprSch»: S0O11. »»> >»,Uch» Julragung m Dreaven -ver durch dl, -P,I> m,n-I»ch M. SSO.-. <ir<,uusmevui)r Etns.lnummer 2N. 2S.-. Sonotag.auogab. M. so.-. Dl, lipallig» Umm brea» 5»,le IN. Sv,-, auiierdalo Eachlens M.. Aamlllen- «»Zechen »nd Sleliugeluch, unler 'Lealall I«L«n weileren Radall» M. L.—, ' Bonngapliid» lau^ Lara. Ä.uawär.ige Au lril ,» g,g,n Parau»iiezadlu»g. «chrtM-Nun, und «am»t»»«ck»kl»»,ll« »arI,«Nr»b» 2S/»V. Druck uDrrlag »an »pich ck Mrichardl ln Dreil», Pdstlcheck-riviü» 1VSS Dre»1r». Nachdruck nur «ll deulllcher vuellenangad« «»Dresdner Nachr."> mlSMg. - Uiwrr'.anql» EchrllMück» werden nlchl <n»dnval>r>. /^ususl Förster ^Iü§el. Pianos Lwvtssu (5s.) LM^ VerkLuisIoksi: vsescisn-/^., Wsissnkaussli'ske S, Len1sLl-Ikea1er-pL88Lgo Käst Du AUgeNglÄser nötig, gehe zu Gebrüder Rvelkig, LonSoner Vorkonferenz für Brüffel. Beginn am 9. Dezember. Var > v. S0. Noo. Wie HavaS mitteilt, ha« Bonar Lcnv in Beantwortung der lcftte« Mitteilung Poincars wissen lasse«, dass erge » eigt sei. mit dem französischen, italieni schen und belgische» Premierminister am 0. »nd 10. Dezember zu einem Mciniingdanötansch über die Ncparationssrage zu- sammenzatresfen. Poincarc- hat sich mit dem Zeitpunkt ein verstanden erklärt. tW. T. B > Brüssel. S». Ron. ThcnniS und Iaspar werden sich znr Konferenz der Premierminister begebe», die am 9. und llt. Dezember inLondon ltattsindet. iWTB 1 Das voraussichtliche Programm. t<9 I g n e r Dralitbericht der „D r c s d II. Nachrtchte n".l Paris, SU. Nov. lieber das voraussichtliche Programm der Konferenz macht ..Petit Parisien" solgende Angaben: Znaächft und vor allen Dingen wird man die Frage eines Moratoriums behandeln, das Deutschland bereits am IS. Jnlt und von neuem in seiner Note vom 14. November »erlangt ha«, und zwar sllr eine« Zeitraum von drei bis vier Fahren. Da die vertragSmästigen Zahlungen ohne ein neues Moratorium am tS. Januar wieder beginnen müssten. must die Frage eines Moratoriums zuerst er wogen werden. Ferner wird sestzustcllcn sein, ob es mög lich ist, die Gesamtheit der deutschen Schulden ausznftcllcn «ad ob eS zweckmässig ist, gleichzeitig die Frage der inter alliierten Schulden auszurollcn. Schliesslich werde «an eveutnell Zwangsmassnahmen, insbesondere die Er greifung produktiver Pfänder, in Erwägung ziehen wüsten sllr den Fall des „Rsen Willens" Deutschlands, lieber alle diese Fragen, so schreibt „Petit Parisien" weiter, hat die französische Ncgiernng noch keine Entscheidung getroffen. Die Zusammenkunft von London wird zweifellos Klarheit darüber schassen, ob eine Verständigung der Alliierte» über die Reparationen möglich ist, oder ob cS besser ist. aus die Brüsseler Konferenz überhaupt zu verzichten. Der Vorberatung über die Brüsseler Konferenz wird nach dem „Petit Parisien" eine Besprechung unter den alli ierten Sachverständigen folgen, die sich bis zum Beginn der Brüsseler Konferenz hinziehen dürste. achtet, die Neparattonssrnac In jeder Hinsicht zu erwögen, dahin ausgclcgt, dass sie zu einer Abänderung der BaIfour - Nvte bereit sei. <W. T. B.s Die „Times" verlangk „angemessene 'Anstrengungen" von Dentschland. London, 80. Nov. Die „Times" schreibt in einem Leit artikel zur bevorstehenden Zniammenkuiist der alliierten Premierminister in London n a: Falls sich Dcntschland weiterhin weigere, angemessene Anstrengungen für die Be zahlung seiner Schirls,en zu machen, so könne die Znkunst wenig Gutes ergeben. Die Regelung könne nicht die Repa rationen allein behandeln, sie müsse auch auf die luter- all I t c r t e n Schulden sich erstrecken, eine wirksame »cberwachung der deutschen Finanzen einschlicsscn und das Kapital erfasse», das Deutsche in betrügerischer Weise »ach dem AnSlande geschasst hätten. tW. T. B.t Der Gegensatz Mllerand—poincarL. «Eigner Drahtberlchc der „D r e S d n. Nachrichten".« Paris, 80. Nov. Selbst wenn die Kvnsereuz zustande kommen sollte, so zeigt man sich über ihr Resultat in diesigen ossiztellcn Kreisen ausserordentlich pessimistisch. Mau glaubt überhaupt in Londoner politischen Kreisen nicht mehr recht an dir Erfolge der Aera der Konferenzen. Diese Un sicherheit wird dadurch vergröbert, dass gleichzeitig die schon seit langem latente Krise zwischen dem Elnsce und dem Ministerpräsidenten in letzter Zeit sich verschärft hat. Bei den bekannten Beratungen, die vor »venigen Tagen im Elyscc stattgefnnden haben »nd die zu den gemeldeten alarmierenden Gerüchte,, Anlass gaben, kam es zu scharscn Zusammen st össe» zwischen Mille rand und Poincarö. Tie Neparalionötrlse ist infolge der ausserordentlich schlechten sinanzicllen Lage Frankreichs für Frankreich nicht mehr nur eine Frage der äusseren, sondern auch der inneren Politik Durch diese Rückwirkung auf die innere Politik wird der Gegensatz zwischen Poincaro und Loucheur ausserordentlich verschärft, wodurch eine An näherung zwischen Millerand und Loucheur erleichtert wird. Diese ganze Krise würde verschärft werden, falls die Londoner Verhandlungen sehlschlagcn sollten. Enalan- im Schlepplau Frankreichs. London, 80. Nov. Die Presse weist vorauf hin, dass Bonar Law bei der bevorstehenden Londoner Konscrenz der allllertcn Premierminister zum ersten Male als Haupt der Negierung auswärtige Angelegenheiten zu behandeln habe» werde. Alles In London sei für die Zusammenkunft der alliierten Premierminister bereit, die die Politik erwägen werden, die aus der Neparntiviiskoiisercnz verfolgt werden soll. Die Londoner Erörterungen, die den Blättern zufolge i» der Art formeller Unterredungen gepflogen werden, mit dem Zwecke, eine gemeinsame Reparoti-onspolitik zu er zielen, werden sich in der Hauptsache mit neuen NeparotivnS- vorschlägen Frankreichs und dem Zeitpunkt der Brüsseler Konferenz befassen. ES werden auch Vorschläge über die interalliierten Schulden zur Erörterung kommen. Wie verlautet, ist der britische Standpunkt der. dass in Anbetracht der Tatsache, dast der französische Rcparationsplan weiter fortgeschritten ist als der briti'che, abgcwartc« werden must welche Vorschläge Poincars in der Nepa- rationösragc machen wird. In London wird die Erklärung Bonar LawS, dass die Regierung sich für frei er- - Ein StabllMernnysplon. (Eigner D r c, b t b e r i ili 1 der „D r c S d n. Nachricht« n"> Paris, 80. Nov. Dem Eablogrammc zufolge bereitet die R c pa r a t i o u Sk o m m i s s i o u für die Brüsseler Konferenz eine« Plan znr Stabilisierung der Mark vor, der eine Anleihe von «0 Milliarden Goldmark Vorsicht, von denen zwei Drittel an die alliierte» Schati- ämtcr gehen würden. Keine Drohnote an Deutschland. Paris. 80. Nov. Der „TcmpS" spricht von dem Gerücht, das i» Berlin verbleitet wurde, die deutsche Negierung hätte vvn der französischen eine Note erhalten, in der mitgrteilt werde, dass die französische Regierung, wenn die Lösung der Ncparattvnsfragc nicht durch deutsche Vorschläge sichcrgcstcllt werde, sich gezwungen sehe, gewisse Massnahmen zu ergreifen, um sich Pfänder zu verschaffe», die die Ausführung der im Vertrage begründeten Ansprüche sichcrstelltcn. Der „Tempo" glaubt zu wissen, dast dieses Gerücht » n b c g r ü n- d c t ist. Die französische Regierung habe eine derartige Note nicht nach Berlin abgchen lassen. sW. T. V.) Die Stärkung -es nationalen Ge-ankens -urch die französischen Drohungen. Köln. SO. Nov. Die französischen Drohungen zeaen das Rheinland haben znr Folge gehabt, dast aus allen Tetle« des Landes Treuknndgebungcn sür daö Reich gemeldet werde». In Köln haben sowohl die freien wie die christlichen Gewerkschaften die französischen Absichten mit Entschiedenheit zurückgcwicsen. Eine gleiche Eni- fchlikbnng wurde von einer voiköpartcilichc« Versammlung in Godesberg angenommen, in der Nelchstagsabgeordnrtcr Moldrnhauer über die französischen Drohungen sprach. ES kam ,« grasten Demonstrationen für das Dcntschtnm. Die Amerikaner bleiben noch am Rhein. London, SO. Noo. Der „Times" zufolge hat das amerikanische Staatsdepartement mitgctcilt, dass die Absicht der Regierung, die noch im Rheinland« befindlichen amerika nische« BcfastungStriippcn abzubcrnsen. aus wichtigen austen politischen Gründen noch nicht verwirklicht »erde« könne <W. T. B.s Nennork. 8V. Nov. Die Nachricht über die fran zösischen Pläne in bezug auf das Rheinland «nd das Ruhrgebiet erwecken hier starke Beachtung. An der Unthenttzuüt der össcntlichrn Nachrichten zweifelt niemand. Die Presse gibt ihrer tiefen Besorgnis Ausdruck und nimmt entschieden Stellung gegen die französischen Ab sichten. In besonders heftigen Ausdrücken erklärt sich die Neuyorker .LSorld" gegen das neue Auslcbrn der Sank- tionS- und Pfänderpolitik. Sltnnes ln Argentinien. Berlin, SO. Nov. Wie wir hören, verhandelt StinncS augenblicklich mit der argentinischen Regierung wegen des AntaufS von groben Ländereien. Brolflreckung durch Kartoffeln. «D ra h t n, e l d u n g unsrer Berliner S ch rl s t l c 1 t u n g.i Berlin. 30. Nov- Die Streckung des Brot getreides mit Kartoffeln ist zwar noch nicht be schlossen. doch wird man mit einer bezüglichen Anordnung, die zurzeit ernsthaft erwogen wird, demnächst zu rechnen haben, wenn man sich auch nur ungern dazu entschliesst. Die Brotversorgnng ist bis in den Februar hinein gesickert. Im November ist eine grössere Menge lsmlagegctreide abgc- liesert worden. Trotzdem ist man nach wie vor in Sorge. Die Ablieferung des Nmlagegctreidcs Ist noch immer nicht in vollem Umfange des ersten Drittels erfolgt. Bisher sind insgesamt 008 000 Tonnen deS UmlaacgctreideS abgcliesert worden, was etwa 72 Prozent der Gesamtmenge entspricht. Einzelne kleine Länder haben zwar bereits mehr alS daS erste Drittel abgcliesert. doch ist eine Reihe anderer Länder noch erheblich Im Rückstände. Die vrenBsche Land wirtschaft hat etwa 82 Prozent geliefert. Die Gründe für die mangelhafte Lieferung sind zum Teil in der schlechten nassen Ernte zu suchen. Neue Kohlenpreiserköhunqen. Verli«. LS. Nov. Die Lohn» und Materialerhvhnngen zwangen die Lrgane der Sohlenwlrtschast, heute,» wei» teren Kohlenpreiserhühungen «om 1. De zember d. I. an. DaS Ansmass der Preiserhöhung wnrde wesentlich mehr durch die Ltelgernng der Holz« und Materlalpreise als der Löhne beelnflnbt. lW. T. B.s vollsi' (Hmlllek): 76S0 lm strvlvorkostr ckdvnck» s Ustr; 7Ü10 Die „abfichlliche Verarmung" Deutschlands. Es ist merkwürdig, was sür eine suggestive Kraft Wiederholungen besitze» Selbst der aus höherer Jntclli- genzstuse stehende einzelne Mensch kann sich nur schwer der Einwirkung von Phrasen entziehen, die ihm tagtäglich mit ewig gleichem Inhalt verabreicht werden, und vollends die grosse Masse ist so gut wie widerstandslos, wenn sie durch geschickte Agitatoren, die immer dasselbe Thema variieren, tn einen hypnotischen Zustand versetzt wird. Die krasseste Wirkung dieser Methode haben wir im Kriege an den Er folgen des Nvrthclisscschcn Berleumdungsfeldziigcs gegen Deutschland erlebt. Tagtäglich las es damals alle Wdlt. dass Dcntschland den Krieg verschuldet habe, und dass es ihn nach Hunnen- und Barbarenart führe, und schliesslich glaubte im AuSlandc niänniglich an die deutsche „Verruchtheit". Lange genug hat es gedauert, bis die Wahrheit sich durch diese» Wust vvn Lügen durchbohrte. Jetzt droht vvn Frankreich her die Gefahr einer solchen neuen, auf ständige Wieder holung gegründeten Legendenbildung nach linderer Richtung. Die srgnzvsüchcr, Nationalisten suchen nämlich, um sich für ihre beabsichtigten Rrchtsbriichc einen Schein von Legitimi tät zu verschnssen, krampfhaft nach einer Möglichkeit, eine „Verfehlung" Deutschlands seststcllcn zu können, und in diesem Bestreben betont ihr Häuptling Poincars bei jeder Grlcgenbeit, dass Deutschland in Wirklichkeit gar nicht zahlungsunfähig sei. sondern dass cs sich nur io stelle, um seinen Zahlunasverpslichtiingen zu entgehen, und dass es zu diesem Zwecke „absichtlich" die Mark entwerte. Auch tn der letzten vsftzioscn Pariser Erklärung wird wieder das Steckenpferd dieser Anschuldigung getummelt. Es hetht darin am Schluss, dass, wenn auch die Mehrheit des delIschen Volkes „vielleicht" verarmt sei, doch ans dem Boden dieser .absichtlich" herbeigcftilirten Verarmung eine kräftige Eln- dvstric sich entwickelt habe. Dieser will Frankreich nun um jeden Preis zu Leibe gehen. Die gefälirlichc Bösartigkeit, die in der fortgesetzten Wiederholung dufter Behauptung zutage tritt, liegt auf der Hand. Tie Franzosen wollen damit eine doppelte Wirkung erzielen: einmal soll England, das weiteren Zwangsingss- nahmcn gegen Deutschland nur im Falle einer deutschen „Verfehlung" zustimmcn will, dahin gebracht werden, dass es schliesslich ebenfalls an die Nichtigkeit der falschen Pariser Dcimnzialivn glaubt, und znm andern soll die innere deutsche Geschlossenheit gerade angesichts der geplanten neuen Gewaltakte untergraben und erschüttert werden, damit Frankreich bei seinem Vorgehen leichteres Spiel bat. Diese französische Rechnung ist in psnchvlogischer Hinsicht durchaus nicht ohne den Wirt gemacht. Auch in der inneren deutschen Politik kann sie unter Umständen bis zu einem gewissen Grade die beabsichtigte Wirkung haben. Wir brauchen uns nur zn erinnern, wie verhältnismässig leicht die deutsche öffentliche Meinung zum grossen Teil ausländischen Ein flüsterungen während des Krieges unterlag, wie leicht wir uns Vorreden licsscn, dass eine deutsche Demokratie erträg liche Friedensbedinglingen erhalten würde, um die Gefahr zu ermessen, die darin liegt, wenn immer und immer wieder von iranzösischcr Seite mit der bis zur Bewusstlosigkeit wiederholten Behauptung operiert wird, dass Deutschland sich selbst in die Armut hineintrcibc. damit seine Industrie ohne die Lasten der Reparationen herrlich und in Freuden leben könne. Es bedarf wirklich keiner ausschweifenden Phantasie, »in sich den aufreizenden Einsl»ss.klar zn machen, den eine derartige Vorstellung auf das Empfinden weiter deutscher Volkskreisc ansübcn muss, wenn sie sich erst einmal infolge der ewigen Wiederholung in den Köpfen eingcnistct hat. Not »nd Elend in Deutschland bei der grossen Masse überall, die am Boden kriechende Sorge »m die bescheidenste Lebensnotdiuftt Beherrscherin der Gemüter, Angst und Furcht vor von unabsehbaren Entbehrungen, die der Winter bringen wird, tu allen Herzen — und dazu der aufpcltschcnde Gedanke, dass all dieses Furchtbare künstlich herbeigcflihrt will soll durch eine Verschwörung zwischen Rctchsregierung. Grossindustltc und Hochfinanz — so wird cs von den sran- zösischen Stiniliiiliigsmachern dargcstcllt — zum Zwecke der Markeiltwertuiig. damit die industriellen und finanziellen Interessen cintgcr exklusiver Kreise auf Kosten des ganzen übrigen Volkes gedeihen können, damit diese Kreise von der Last der Reparationen befreit werden! Es gibt wohl nicht leicht einen Gcdankengang. der aufreizender und erbittern der wirke-, könnte, und man muss sagen, dass seine NuS- tttftclung in sianzösischen Gehirnen ein Muster von politi schem Raffinement darstellt. Um so notwendiger ist es, dass von deutscher Seite dagegen mit aller Kraft mobil gemacht wird, damit ein derartiger Giftsamen auf dem seelischen Boden der bereits in wohlbcgreislicher Reizbarkeit befind lichen notleidenden Berbraucherkreise nicht in verderblicher Weise anfgcht. In erster Ltnie muss « doch jedem halbwegs Ein sichtigen. dev die eigene Not noch nicht der Fädigkeit «