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Dresdner Nachrichten : 05.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186711051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18671105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18671105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-11
- Tag 1867-11-05
-
Monat
1867-11
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.11.1867
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. .i j! i". >»-! .1! '. !?. »nr da» edengenannte Wiener Märzenbier von Drehe» und da» Wä - nbier der Dresdner Feldschlößchen < Brauerei (die soeben «red r die goldene Medaille bei der internationalen Ausstellung :i für Biere rc. im Elsaß zuerkannt erhalten hat), und es galt, zwischen diesen beiden b> rahmt»» Bieren eine Parallel zu ziehen und die notorische Güte beider geg n einander abzumägen Beide Sorten wurden der Juri- müßig kalt vo> gesetzt, und al»- bald erfolgte ihr Ausspruch, dahin gehend, daß zwischen beiden Bieren, was Reinheit des Geschmacks, Glanz der Farbe und Süffigkeit anlange, ein Unterschied nicht wahrzunehmen, daß ab^r das Bier der Dresdner Feldichloßchen-Brauerei als be deutend billiger und als da« P»oouct einer vaterländischen ' Brauerei allen noroderuschen Bunvesbrrnern um ^0 wäimer zu > U empfehlen sei. — Concert von Miska Hauser am 2. November. I« dem zweiten Concert des Herrn Hauser folgte das Publi kum den sammtlichen Leistungen mit dem größten Interesse und erfreute Herrn Hauser mit dem lebhaftesten Beifall. Seine anmuthige poetische ungarische Rhapsodie mußte wiederholt wer den, und seine melodiereichen Idyllen (Liebeslied, Wiegen Dorf Lied rc.) entzückten ganz besonders, wie denn auch das merk würdige Flageolet im Vogel Caprice Lrillantenfunken aus seiner Geige heroorzurufen schienen. Herr Pianist Heß spielte sehr wacker und Frau Bridgeman brachte unter Anderem zwei Haymsche Lieder, d'e vorzüglichen Eindruck machten. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 4. November. Die heutige »rste Verhandlung war eine sehr umfängliche, für das größere Publikum durchaus uninter»ssante Einspruchsver- hanblung, in welcher, soviel man vrrnehmen konnte, ein ge wisser Kühn in Grumbach. welcher wegen Beleidigung und Schimpfwörter» zu 5 Thlr. Geldstrafe und Erstattung der Ko sten verurtheilt worden war, deswegen Einspruch erhoben hatte, «eil ihm, wie gewöhnlich in solchen Fallen, die auferlegte Strafe zu schwer schien, ohne heule diesen Einspruch durch ir gend anoere Gründe unterstützen zu können, da auch der bei gebrachte Zeuge seine frühere Aussage heute eidlich bestätigte. Natürlich wurde unter solchen Umständen die frühere Strafe und auch die heutigen Kosten zuerkannt. — Gegenstand der zweiten EinspruchSoerhandlung war ein wiederholter, mit An wendung von Gewalt verbundener Hausfriedensbruch, dessen sich der Cigarrenmacher Fr. W lhelm Kretzschmar auf der Slaunstraße am Abenre des 20. Mai d. I. schuldig gemacht hatte und wofür gegen ihr» auf 6 Wochen G-fangmß unv Kostenerstattung erkannt worden war. Dagegen hatte auch er, sich blos auf den modernen Grund der zu großen Höhe des Strafmaßes stützend, Einspruch erhoben. Er wollte vernommen haben, daß ihn ein gewisser Hennig beschuldige, cs mit seiner (Hennigs) Gattin zu halten. Das hatte i-pr ss ergrimmt, daß er an jenem Abende, in der Abwesenh-it Hennigs, zweimal in dessen Wohnung eindrang und, ohne die Auffoiderung wieder zu gehen und Ruhe zu halten, im Geringsten zu beachten, so gar die Ehefrau Hennigs thätlich mißhandelte, wie eidlich und durch Zeugen bestätigt worden war. DaS kgl. Bezirksgericht bestätigte heule den früheren Bescheid nicht nur, sondern legte natürlicher Weise heute dem Beklagten die durch den Einspruch erwachsenen Kosten zu. Am 13. December v. I. hatten Fr. Moritz Eng»lmann und G. A. Seiler in einer Wirthschaft in Tharand, sich für ehemalige österreichische Jäger ausgebend, einen angeblich aus Oesterreich uutgebrachren, großen, schwar zen, langhaarigen Hund, im Taxwerthe von 8 Thlr , welcher einem Kaufmann in Döbeln angehörte, an einen gewissen Bäcker Arnold für 1 Thlr. uad die sich auf 10 Ngr. belau fende Zeche verkauft, auch den Erlös unter sich getheilt. Durch eine Annonce des Besitzer« in diesem Blatte aufmerksam ge macht, hatte Arrold dem betreffenden Kaufmann den Ankauf des Hundes mrtgetheilt und wurden demgemäß Engelmann und Seiler in Untersuchung genommen und Jeder zu 2 Monaten Gesängn ß und Erstattung der Kosten verurtheilt, Engelmanns Strafe aber insbesondere noch um 1 Woche verschärft, weil er schon früher in Roßwein mit 2 Tagen Gefängnitz wegen Dieb stahls bestraft wurde. Heute wurde nun durch eine auf Re quisition vom Amte Roßwein inzwischen eingelausene Erklärung, der zufolge Engelmann noch nie bestraft, jene 2 Tage aber einen anderen gleichbenannten Engelmann betreffen, die ihm besonders zuerkunnte Zugabe in Wegfall gebracht, übrigens aber der vorige Bescheid bestätigt. — Nu - folgte eine Ein- spiuchSverhandtung mit Ausschluß der Oeffenilichkeit, in wel cher ebenfalls der f.übere Bescheid bestätigt wurde. Dem Ver nehmen nach lagen »hr blos Beleidigungen zum Grunde. — In der letzten Verhanvlung handelte eS sich um die Privat- auklage einer Frau Geier gegen Marie W lhelmine Sieber, einer nahen Verwandten von >hr. Die Beklagte hatte in einem sogenannten freundschaftlichen Briefe an den Vater der Klä gerin diesen auf das tadelnswürdige Betragen feiner Tochter aufmerksam gemacht, ihn aber zugleich gebeten, den Brief sofort zu vernichten, welche Bitte derselbe unterließ und Gelegenheit suchte, Frau Geier den Breef in die Hand zu spielen. Letztere, über die darin enthaltenen Beschuldigungen sehr ent rüstet, war nun klagbar geworden wegen angeblicher Verleum dung. Das Gericht hatte aber in der ersten Untersuchung an genommen, der Inhalt des Briefes wäre nicht als eine Ver leumdung, sondern bloS als sreum schaftliche vertrauliche B-- «achrichtigung unter Verwandten anzu'ehen unv harte demnach di« Beklagte klagfrei gesprochen, auch die Kosten auf den Staat übertragen. Damit nrcht beruhigt, hatte heute die Klägerin durch ihren Ehemann Einspruch erhoben, weil vom Gericht keine Zeugen adgehört worden seien, durch welche sie ihre Un schuld nachzuweisen vermocht hatte unv dann sich die verleum bensche Absicht der Beklagten ergeben haben würde. Es wurde heule aus die eidliche Bestätigung der Angeklagten verwiesen und tem Renitenten Zahlung der Kosten zuerkannt. Tagesordnung für die öl. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer, Di n-.t-g den 4. Nov.mber 1867, Vormittags 10 Uhr: Fortgesetzte Berathung über ven Bericht der Zwischen deputation, der, Entwurf einer Kuchenvorstands- undSynodal- «dnung betreffend. lä Tu»««" geschtchte. Paris, Sonnlcg, 3. N-v mber, Morgens. erk!ssentlick>t di- Rn»» Der „Mo- Narqui» de Moupter, «« de« französischen Geschäftsträger in Florenz, Baron Vrlletreux; dieselbe lautet: „Indem der König Victor Emanuel energisch die Achtung proclamirte, welche alle Bürger den internationalen Abmachungen schulden, indem er sich bereit erklärte, die Unordnung zu unterdrücken, die Auto rität der Regierung und die Unverletzlichkeit der Gesetze auf recht zu erhalten, hat er un» die Hoffnung gegeben, daß da« neue Ministerium indem es festen SchrittrS aus dem ihm vor gezeichneten Wege vorgehe, durch wirksame Maßregeln alle revolutionären Umtriebe entmuihigen und auf diesen Grund lagen die moralische und die materielle Ordnung wieder her zustellen wissen werde. Eine derartige Politik ohne Zögern unv ohne unkluge Concesfionen an die Parteileivenschasren, die man zu bekämpfen sich die Aufgabe gestellt hat, angewendet, hätte die soff rüge Beschwichtigung der furchtbarm Krise, welche I alten durchmacht, herbeiführen, uns Italien gegenüber in eine unseren inneren Gefühlen entsprechende Lage versetzen und so die wechselseitige Aufgabe der beiden Negierungen erleichtern müssen. Nicht ohne schmerzliche Ueberraschung müssen wir da her die Entschließung des italienischen Ministeriums erfahren, » wisse Punkte des päpstlichen Gebietes zu besetzen. Wir wol le > heute die Gründe nicht erörtern, mit welchen man eilen, dem Völkerrechte so wenig entsprechenden Acl zu molwiren sich bemüht, aber wir halten darauf, ohne Verzug die Eindrücke kuudzugeben, welche die Entschließung des Florentiner EabinetS bei un; heroorgebracht hat. Wie beschränkt die italienische Intervention in den Staaten des heiligen Stuhles auch sein, wie rasch auch immer dieselbe auihören und mit wie großer Schonung man sie auch zu umgeben suchen möge, so können wir, die wir dieselbe stets getadelt und von derselben abgerathen haben, ihr in keinerlei Weise unsere Zustimmung ertheilen. Wenn die italienische Negierung von uieS sogar eine still schweigende Zustimmung erwarten zu können glaubt, so ist dies eine Illusion, welche zu zerstreuen wir nicht zögern dürfen. Sie werden bezeugen, mit welchem lebhaften und aufrichtigen Bedauern wir die italienische Regierung von einem Verhalten abweichen sehen, welches nach unserem Dafürhalten allein den italienischen Interessen gemäß ist. gez. Moustier." (Dr. I.) Italien. Wie zu erwarten stand, sind nun auch die Franzosen in Nom eingerückt. Das 29. Lenien Regiment hielt Donnerstag Abend seinen Einzug. Es wurde von der Men^e mrt dumpfem Stillschweigen empfangen, ohne daß indeß offen feindselige Kundgebungen statt'anvcn. Der Befehlshaber, Ge neral de Acully, hat eine an die Römer gerichtete Pioclamativu erlaffen. Der General sagt: Der Kaiser Napoleon sende wie derum ein Expeditione corps nach Nom, um v»n heiligen Vater und den päpstlichen Thron gegen bewaffnete Angriffe revolu tionärer Banden zu schützen. Wir kommen nach Rom, eine moralische, uneigennützige Mission zu erfüllen unv werden Eu.e Person, Eure Gebräuche und Gesetze respcclicen. — Die Aus schiffung der französischen Truppen sollte beendet sein und wer den nun wohl die Operationen gegen die Garibaldianer ihren Anfang nehmen. Letztere sind jetzt drei Meilen von Rom ent- ernt. Die Erhaltung des Friedens hängt an einem Faden; wohl haben bre rialtenischen Truppen der» Auftrag, jeoe Be gegnung mit den Franzosen zu vermeiden, wohl hat der Kaiser auch den französische« Officieren ähnliche Befehle gegeben, aber wer will alle Zufälle, alle Ereignisse voraus berechnen, wer will die Zwischenfälle vorhersehen, welche die Gegenwart Gari- »aldr'S unv seiner Schaaren herbeiführen kann; denn daß der Freischaaren General die Gelegenheit, mit den Franzosen hand- zemein zu werden, suchen wiro, kann Niemand bezweifeln. Es tehen jetzt vier Heere auf dem kleinen Erbgute Petri: das päpstliche und daS Garibaldi'sche, daS französische und das rtalrenrsche. r Im GemeindewrrthShause zu Kleinstetten waren, wie die „Corr. Sp." berichtet, am 18. v. M. Abends Holzarbeiter eingekehlt und verlangten eine kräftige Suppe. Unglücklicher Weise war die Wirthin nicht zu Hause unv wurde die Haus- magd mit der Zubereitung einer Einbrennsuppe beauftragt. Durch einen unglücklichen Zufall nahm die Magd ein zur Töetung der im Hause befindlichen zahlreichen Natten bestimmtes Päckchen Arsenik anstatt Mehl zur B.rertung derselben. Die Holzarbeiter hatten kaum mehrere Löffel voll Suppe genossen, als einige derselben unter heftigen Zuckungen zusammenstürzten. Sogleich herbeigeholte ärztliche Helfe konnte trotz aller An strengung nicht nuhr hindern, daß sechs der Arbeiter bald da rauf starben; zwölf derselben, welche ebenfalls von der vergif teten Grippe genoffen hatten, befinden sich noch in ärztlicher Behairdluna, doch ist Heffrrung vorhanden, daß dieselben am L>.ben erhalten werden. Gegen die schuldtragende Magd ist die behördliche Untersuchung eingeleitet. * (Jagd ge schichten- Ein vielgereister Jagdliebhaber erzählte einem Freunde einst folgende merkwürdige Erlebnisse: „AlS ich in Rußland reiste, wurde ich einmal in einem Walde von etwa zwölf Wölfen arrgefallen. Ich schoß mit meinem Revolver aus dem Schlitten heraus den ersten nieder, gleech sielen die andern über ihn her und fraßen ihn im Nu mrt Strunk und Süel auf, dann jagten sie wieder meinem Schlit ten nach. Ich schoß wieder, der nächste fiel und wieder fraßen ihn die andern auf, so ging'S fort unv nie blieb ein Haar von den gefallenen Bestien übrig. Endlich schoß ich auch den letzten nieder und der war, wie man sich denken kann, schreck lich fett geworden, denn er hatte so peu s alle seine Ka mera en vollständig aufgefreffen." „Gott bewahre mich," rief der Freund, „das ist merkwürdig." „Ja," sagte ruhig der ge- re sie Mann, „aber was nun kommt ist noch merkwürdiger! Am andern Tage ging ich auf eine Antilopen jagd; da sah ich eine Antilope auf einem Hügel stehen, ich schoß und — 'S klmgt wunderbar - die Kugel ging ihr durch den Hals und tövtete noch eine andere Antilope, welche etwa tausend Schreite davon auf einem Hügel stand." „DaS ist sehr merkwürdig!" rief der Freund. „Ja, aber der merkwürdige Theil der Ge schichte kommt eigentlich erst. Der Knall meiner Flü te er schreckte emen alten Bär, der auf einem Baume saß, so daß er herunterfiel und den Hals brach und auf der Stelle to t blieb." „Miner Seel!' ri»f der Freund, „das ist sehr merk- wüedig!" „Merkwürdig, ja," sagte der Reisende, „aber noch ein Gewitter lo», wie ich so mit dem Petz noch beschädigt war; ich kroch in eine« hohlen Baum, gerieth aber zu meinem Sch»ecken in das Bärenneit, wo sich Junge befanden. ES bau rte aber kaum einige Sekunden, so hörte ich die Bären- mutier am Baume hinauskcadbeln un» richtig, sie kam hinter rücks in daS Loch heruntergeklettert. Mit Blitzesschnelle ergriff rch sie beim Schwänze unv stieß ihr mein Jagvmeffer in die Weichen, worauf sie w eder aufwärts kletterte und mich mit nahm; als sie an der einen Seite des Baumes hinabkletterte, sprang ich aas der andern Seite hinunter unv entkam so glück lich." „Nun wirklich, daS ist sehr me.kipücv'g!" rief der er staunte Freund, „da höre ich zum eisten Male in meinem Le ben, daß der Bär einen Schwanz hat." „Ja," erwiderte gleichmütyig der E, Zähler, ,,'ü war auch das einzige Mal, d>ß ich einen Bärenschwanz fand — und das ist daS Merk würdigste." * Napoleon I. und Papst PiuS VH. ES ist be kannt, wie 'Napoleon l., angelangt auf dem höchsten Gipfel seiner Macht, einst den Plan hatte, den Sitz des katholischen Oberbauptes nach Paris zu versetzen, um allmälig dort in sich ebenso den Mittelpunkt der geistlichen Macht wie der weltlichen zu vereinigen; doch Pius VIl., der ihn hinreichend durchschaute, war weit entfernt, in seine dieüfallsigen Pläne einzugehen. Während Papst Pius VIl. im Jahre 1804 zu Paris war, um den Kaiser zu krönen, bot Letzterer Alle« auf, den heili gen Vater für sich unv seine Zwecke zu gewinnen, und er ließ kein Mittel der Güte und kerne« der in Aussicht gestellten Strengo und Gewalt unversucht, um den festen, ruhig in sich abgeschloffenen Kirchenfürsten biegsam und nachgiebig zu machen. Mt Dem, was Napoleon eigentlich wollte und bezweckte, rückte er endlich nach vielen vorbereitenden Umwegen gerade heraus, als er den zu einer geheimen Conferenz eingeladenen Papst in seinem Audienzzimmer empfing. Der Kaiser (so hat nachher sein im angrenzenden Alkoven sich befindender Kammerdiener al» Augen- und Ohrenzeuge erzählt) ging unruhig auf und ab, voll von Dem, was er in sich trug und ausführen wollte, und wie er im Zustande der Aufregung zu thun pflegte, mit einem eisernen Instrumente in Tische und Stühle stoßend, stechend und bohrend. — Endlich nach mehrere»» vergeblichen Aussehen trat der Papst ernst, ruhig und feierlich herein, und ehrerbie tig bot ihm der Kaiser einen prachtvollen Sessel, den er, wie ihm gebührend, einnahm. In vertraulicher, einschmeichelnder, süßer Rede trug der eben zum Kater gekrönte und gesalbte mächtige Mann dem heiligen Vater seine Wünsche vor, bittend, rathend, den Sitz von Nom nach Paris zu verlegen, wo er dann in einen» der kaiserlichen Schlösser seinen heiligen Stuhl errichten möchte. Mit ihm gemeinschaftlich wolle er dann von der Welt stadt Paris aus die heilige, allgemeine, apostolische, römisch-ka tholische Krrche des ganzen Erdkreises regieren, seine Einkünfte verdoppeln, eine glänzende Leibwache ihn» geben und alle Herr schaft, Macht und Herrlichkeit mit ihm als Bruder theilen. — Pius hörte diese schwanghaste Rede mit allen ihren Verheißun gen ruhig an und cu twortete am Schluffe derselben nur mit dem einzigen lakonischen Worte: „Courödiante". — „Was?" rief jähzornig der Kaiser aufspringend rvüthend aus, „ich ein Cvmödlante? Pfaffe, nun ist es aus mit unS!" Heftig und schnaubend auf. und abgehend, ergriff er ein auf dem Tische stehendes Kunstwerk, das in Mosaikarbeit die Peterskirche in Nom vorstelltc, und, vor den ruhig sitzen gebliebenen Papst hintretend, warf er es in Stücke zur Erde, mit den donnern den Warten: „Siehst Du, so werde ich nun Dich, Deinen Stuhl, Deine Kirche und Dein Reich zerschmettern, der Ta kes Zornes rs^über Dich ausgebrochen!" — Und PiuS sprach in derselben feierliche« Haltung, klar und fest wie das erste Mal, nun abermals nur das Eine Wort: „Tragödtante" und verließ dann ruhig das Zimmer. * Breslau. Leider hat das Waffentragen außer Dienst wieder ein trauriges Ereigmß verschuldet. Am letzten Freitag Abend kehrte der Lackirer Fischer von der Arbeit nach seiner Wohnung zurück, als er auf der We hgerbergaffe an einen Soldaten anrannte. Letzterer fand sich sehr beleidigt, und e» entstand zwischen Beiden ein Wortwechsel, der damit endigte, daß der Soldat sein Faschinenmesser zog und dem Fischer meh rere Hiebe in S Gesicht versetzte, in Folge dessen er bewußtlos zusammensank, während der Soldat, durch die Dunkelheit be günstigt, entsprang. Der Blutende wurde in das Allerheiligen- Hospital getragen, wo es sich herausstellte, daß er eine tiefe Hiebwunde über die Wange und die Stirn erhalten hatte und daß ihm die Nase abgehauen war, welche nur noch an einer Sehne hing. Letztere wurde sogleich von dem anwesenden Arzte wieder angenäht und der Schwerverwundete in ärztlicher Pflege dort behalten. * Die Neger in dm Vereinigten Staaten haben kürzlich und zum ersten Riale im Staate Virginien Gebrauch von ihrem Stimmrechte gemacht. Es handelte sich um Gewährung von 82 Millionen zur Vollendung der Eisenbahn von der Chesa- peake-Bay nach dem Ohio, ein Unternehmen von großer, loca ler Wichtigkeit, da durch diese Eisenbahn ein großer Theil des Handels mit dem Westen, Virgir.ien zugewmd-t werdm wird. Die Schwarzen scheinen vollkommen die Wichtigkeit dieses Un ternehmens begriffen zu haben, indem sie irr Masse für die Gewährung der besagten Summe stimmten, was auf die ihnen noch vielfältig feindlich gesinnten Weißen einen recht vortheil- haften Eindruck gemacht und manches Vorurtheil erschüttert hat. Das große nordamerikanrsche Cyclorama der Madame Beyer, welches gegenwärtig in der ersten Etage de» Gewandhauses täglich AberdZ 7 Uhr dem Publikum vor geführt wird, ist in der That eine in jeder Beziehung Epoche machende Erscheinung auf dem Gebiete der Künste, welche dem kunstliebenden Publikum nicht genug empfohlen werden kann. Bei dem Anschauen dieser prachtvoll gemalten Belker, welche sich durch vorzügliche Saaberkeit in der Ausführung, durch die delaillirteste Schilderung der nocdamerikar-rschen Sitten und Ge bräuche und durch vorzüglich gelungene Wiedergabe der grotes ken, sowie anmurhizen Gegenden jenes vielbesprochenen Lande» auszerchnen, fühlt man sich gewissermaßen je bst in den tranS» aller, tischen Welttherl versetzt. Es kann dieses kunstvolle Rie senwerk sem Publikum in der That nicht warm genug em»
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