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Dresdner Nachrichten : 19.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190305198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-19
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.05.1903
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Oertttche« m»d «Schfisch-». — Eine recht fragwürdige Seche scheinen die auf der Lennb, strabe vor den» AuSslellungSpalast vorgenommenen Veiluche zu sei», zur Verhinderung ver lästigen Staubbtldung die chaussierten Straßen und Fußwege mit einer Mischung von Petro leum und Teer zu besprengen. Wenn dieses Verfahren nach dem Borbilde amerikanilcher Städte in Dresden importiert werden soll, dann ist eS schon besser. eS bewendet bei dem ersten Verluche; denn der zähe Schlamm, der sich nach de» Regengüssen der lehren Tage aus diesem Strakenteil entwickelt hat. ist »ach Aniehen und Geruch nicht gerade sehr angenehm. Die mit einer braunen, übelriechende» Flüssigkeit gefüllte» Pfütze» und Näderspuren haben unaemein viel Aednlichkrit mit — Jauchenrinnsalrn. die über einen schlecht in Ordnuna gehaltene» GutShof fliehen. In diesem Falle dürste doch der soliden Wasscrsprengung auch fernerhin der Vorzug zu geben lein. — Die anläßlich der Pferderennen am Sonntage zwischen hier und dem Rennplätze adaelassenen Sonder» üae waren insgesamt von über 650 Personen besetzt. — Im All gemeinen zeigte sich infolge der unsicheren Witterung der Ausflugs- veikehr nicht besonders lebhaft, nur aus der Schanbauer und der Tharandter Linie kamen je zwei Svnderzüge zur Abtertigung. — Die Verhandlungen des Genossenschaftstages des Gesamt Verbandes deutscher Konsumvereine wurden gestern vormittag hier wieder aufgenoinmen. Herr Verbandsdirektor N a d e st o ck - Dresden referierte über die Gründung eines Gcsamt- verbandeS deutscher Konsumvereine und gab eine kurze Charak teristik des ausgestellte» Statutenentwurss. Nach mehrstündiger Debatte tvurde der Entwurf mit verhältnismäßig wenigen Ab änderungen angenommen. Danach führt der neue Verband den Namen „Zentralverband der dcut chcn Konsumvereine". Sein Sitz ist da, wo der jeweilige Verbandsvorsitzcnde seinen Wohnort hat. Seine Wirksamkeit erstreckt sich über das Gebiet des Deut- scheu Reiches. In der Nachmittagssitzung erfolgte die Wahl der »ach dem neuen Statut aus den Vertretern der Vereine zu wählen den Mitglieder des Ausschusses, der sich aus den Vorsitzenden der sieben Revisionsverbände, einem Vertreter der Großeinkaufs gesellschaft deutscher Konsumvereine und drei vom Genossenschafts tag alljährlich zu wählenden Mitgliedern zusammensctzt. — Heute vormittag findÄ der Allgemeine Börscntag. nachmittags die !». Generalversammlung der Großeinkaussgesellschaft deutscher Konsumvereine statt. — Zu einem Freudenfest gestaltete sich am Sonnabend die Feier des 25iährigen Bestehens der „Knalren-Beschks- tigungsanstalt des Stadtvereins für innere Mission zu Dirsdcn". Unter den Klängen fröhlicher Malsch musik verließen nacbmkttaas >/«3 Uhr über 200 Knaben das festlich gcichmückte Anstaltsgrnndstück in Fricdrichstadt (Hohenthalplatz l). Sic wurden von ihrem Inspektor, Herrn Sickert, geführt und von Familienangehörigen begleitet. Im Fesllokal. Garienwirtichast „Constantia" in Vorstadt Cotta, hattet« sich bereits Gönner und Freunde eingesunden. Erschienen waien u. a. Exzellenz v. Char- ventier, sämtliche Mitglieder der Anstaltskoinmissioii. mehrere Ver treter des Voistandcs des Stadtvereins für innere Mission, eine Anzahl Schuldirektoren und Lehrer, sowie zahlreiche Eltern der Knaben. Ein Vorstandsmitglied der Schwestcranstalt aus der Vlnmenslraße übcrbrachte ebensallS Glückwünsche zur Jubelfeier. Zunächst begaben sich sämtliche Teilnehmer nach dem Saale, wo nach allgemeinem Gesänge der Ausschuß-Vorsitzende, Herr Bezirks- schnlinspektvr Schulrat Dr. Prietzel. die Entwicklung der segens reich wirkenden Anstalt schilderte. Er gedachte hierbei auch der Verdienste des Anstaltsleiters. Herrn Inspektors Sickert, der ans Anlaß seines gleichzeitigen Jubiläum« von Sr. Majestät de», König, dem Protektor der Anstalt, mit dem AlbrechtSkrcnz aus gezeichnet worden ist. Nach Gebet und Scblnßgeiang folgte dem Festakt ein Sommenest. das einen fröhlichen Verlaus nahm. Außer ausgiebiger Bewirtung mit Kaffee und Kuchen, sowie Abendbrot war das Abschießen von drei Vögeln und eine Verlosung, bei der cs keine Nieten gab, vorgesehen. In den Abendstunden erfolgte bei Musikbegleitung der Rückmarsch nach dem AnstaltShofe, wo sich der Zug auslöste. - Der Bezirksverein der Wilsdruffer Vorstadt und Friedrich st adt hielt am Mittwoch im hiesigen „Kegler- Heim" unter Vorsitz des Herr» Zolldirekttonssekretärs Eulitz seine diesjährige Hauptversammlung ab. Nach Genehmigung des Reclrenschaftsberichts und Rrchtigsprechnng der Iahresrcchming crsoigteu die Ergänzunaswahlen des Vorstandes. An Stelle des Herr» Kanzleirat Geys), der aus Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl ablehntc, wurde Herr Kaufmann Ließkc gewählt. Die Herren Kaufmann Bretschnerder. Zolldirektivnssekretär Eulitz, Poltamtsvorsteher Geißler, Apotheker Ronneseld, Dr. med. schwcndler. Kaufmann Tcetzmaun und Schmiedemeister Wacker nahmen die Wiederwahl au. Bei Besprechung verschiedener die vertretenen Stadtteile berührenden Fragen fand em lebhafter Meinungsaustausch statt. Mit Weiterverfolgnng der angeregten Punkte wurde der Vorstand beauftragt. — Die Südgruppe des evangelischen Arbeiterver eins besichtigte am Sonntag unter Führung der Herren Kon »swrialrat Pfarrer II. Kühn und Pastor Coßmann die Lukas kirche, wobei besonders der künstlerische Schmuck erklärt wurde. Aach Genuß der prachtvollen Aussicht vom Turme ans wurde cm Spaziergang nach Plauen unternommen. Für das Himmcl- iahrtssesl ist eine Wanderung durch den Tharandter Forst geplant, wozu Herr Forstassessor Dr. Mammen seine Führung in Aussicht gestellt hat. — Im Justizgebäude an der Pillnitzer Straße gelangte gestern vormittag ein von der Kriminalvolizei längst gesuchtes Individuum zur Festnahme; es hatte sich trotz des ihm nicht unbekannten Schuldkontos dorthin begeben, um den öffentlichen Verhandlungen bcizuwoyuen. Als der Gesuchte beim Betreten eines Verhändlungssaales des Schöffengerichts einen Kriminal- gcndarm gewahrte, wollte er sich schleunigst ans dem Staube machen: jener hatte aber den Mann im Nu erkannt, setzte ihm nach und ließ den Fliehenden, noch bevor er den Ausgang er reichte, auf dem Korridor aufhalten. — Am Sonnabend ist aus Veranlassung der Staatsanwalt schalt die Verhaftung von 4 Inhaber» von Wett> bureaus erfolgt, deren Manipulationen an dieler Stelle wieder holt angedeutet worden sind. Die Namen der Inhaftierten lauten Koalik. Perthen tSeestroßei, Brochnow <Marie»straße) in Dresden und Much in Bühlau. Die Hauptverhandlung findet Im Juni statt. — Ein reges sportliches Leben wird sich wiederum am Himmel- sahrtstage, den 21. Mai, auf unserer schönen Rennbahn in Seid nitz adspielen. DaS Programm, das der Dresdner Nenn- verein seinen Gästen a»S Nah und Fern bietet, ist in der Tat ein glänzendes zu nennen. Die ausgeschriebenen «Rennen, welche mit 19000 Mk. dotiert sind, weiten außerdem für den Besitzer des siegenden Pferdes im „Ehrenpreis - Handicap" eine wnnderbare Peudule aus der König!. Porzellaninanusaklur in Meißen auf. — Bei dem lebhaften Elbverkehr von Böhmen nach Sachsen bezw. Deutschland sind in diesem Jahre bis jetzt insgesamt 2872 befrachtete Schiffe und 533 Flöße eingefahrcn und vor Lchöna-Hirschmühle, Krippen-Schandau zur Abfertigung gelangt. Auch der Flößereibetrieb aus Böhmen gestaltet »ch recht lebhaft. — Eine neue Spielerei für Groß und Klein bringt das Warenhaus Oscar Vantel, DippoldiSwaldaer Platz, unter dem Namen „Barren- lurner" in den Dandel. Aus einem Drahcktänder produziert sich infolge lineS kleinen Ruckes ein Turner und arbeitet frisch und munter, bis er am cndcren Ende des Barrens obne Schaden angekommen ist. Tie hübsche Neuheit dürfte bald Anklang finden. — Geringste Fahrwassertiesen aus der sächsischen Elbstromstrecke sind am 15. Mai 1903 bei einem Wasserstande von 81 ew unter Null am Dresdner Pegel gepeilt worden: an der > an der I. Zwilchen Schöna Nöchl .bötzm. »ren«) UN» Ptllni, Mhre, dct Nevistonöpla» »rippen, 7,» lein . , . , lei Söbrigen, an der Midr«, er Illo . , , , dei Pillnitz oberhalb, 4L dm „ „ unterhalb, 42 dm II. Zwilchen Pillnitz und Wilbberg dei Spaltehol»' Tagewerk, 4» dm . . . , , hei der Augustuibrucke, Dregden, öö,ö dm . , III. , den Wilbberg und Naitzlch hs.-preut. Ärenzei 11X1 200 Ali ux> ISO bei Sörnewitz, 78 dm bei Silberbruch, 79,ö dm bei Nilstein bei Sirehla, 1i«,ö dm .... Di« vorstehend angeaebenen Sironistellen sind die leichtesten und dl« dabei stehenden »-«ertieken lind di« wirklich gemestenen, nicht die Fahr- oder Tauchtiefen, die I«der eqlff« für sein Fahr,««, leidst ,u bestimmen Hai. in der Mite der! Stroh- l Bloß, Fahrrinne I malkani« s malkanie Zentimeter 192 192 ril IW 701 211 — Die »wette oSlkerschlachtdenkmal-Lotterie in Leipzig wird vom 10. bi- 13. Juni gezogen. Die Lose sind stark gefragt. — Im Zirkus Albert Schumann verabschiedet sich heute abend Mr. Diavolv nach glänzend absolviertem Gastspiele. alle Anerkennung für dieses kostspielige Engagement. Bei der heutigen Abschiedsvorstellung dürste der Zirkus wieder ausver- kaust werden, auch dürfte cs an Ovationen für Mr. Diavolo nicht fehlen. Man versehe sich rechtzeitig mit Billetts; die Zirkuskassen sind von io Uhr an ununterbrochen geöffnet. Morgen findet die erste Aufführung der großen P r a ch t - W c> I s e r p a n t o m i m e, die Fortsetzung der „lustigen Heidelberger", stall. Diese erlebte in Berlin etwa 275 Aufführungen und ist eine der beliebtesten Pantomimen, die der Hosballettmcister A. Siems geschaffen hat. — Losch Witz. Der Violinvirtuos Kübel ik wird nach seiner Verheiratung hier dauernd Aufenthalt nehmen. — Weißer Hirsch. Zu den zahlreichen Besuchern des am Sonnabend hier stattgefundenen Äaldparkkonzertes ge hörten auch die Prinzessin Irene von Preußen mit Kindern und Prinz Leopold von Battenberg, die zur Kur hier weilen. Das nächste Waldpark-Promenaden-Konzert findet morgen, Mittwoch, von nachmittags f/>5 Uhr an statt und wird von der Pionier kapelle ausgeführt. — InKötzschenbroda brach am Sonntag in dem Sattler meister Beugcschen Grundstück Feuer aus, das den Dachstuhl des Gebäudes zerstörte. Unter dem Verdacht, den Brand vor- säblich angelegt zu haben, wurde der Besitzer Beuge in Haft ge nommen und in das Untersuchungsgefängnis des Landgerichts Dresden cingeliefert. — Crimmitschau, 17. Mai. Die am Freitag bei Aus besserung einer Fabrikesse abgestürzten Csscnbauer. die Gebrüder Rübichläger aus Teuchern bei Wcißenfels, beiinden sich aus dem Wege der Besserung. Weniiscbcm ihre Verletzungen schwere sind, so haben sie doch keinerlei Knochenbiüche erlitten. — Wegen Brandstiftung verurteilte das Schwurgericht in Plauen den Sticker Anton Damm aus Auerbach i. V.. der am 12. Februar am Leißnerschcn Hose zu Auerbach Feuer an- leglc, zu 4 Jahren Zuchthaus. Außerdem steht Tamm stark im Verdacht, der Urheber von fünf trüberen Bränden in Auerbach zu sein. — Oberlandcsgericht. In dem Prozeß des sächsischen Staatsfiskus gegen die Konkursverwaltung der Leipziger Bank in Sachen der Lotteriedarle hnskassc fand jetzt er neut vor dem 2. Zivilsenat unter Vorsitz des Senatspräsidentcn Oberlandesaerichtsrat Oberjustizrats Dr.Nippold Verhandlung statt, die zum großen Teil mit der Verlesung der Zeugenaussagen und Sach- versländigen-Gutachten ausgefüllt wurde, Ter frühere Prokurist und stellvertretende Direktor bei der Leipziger Bank Scholinus bekundet, daß der Geschäftsverkehr der Leipziger Bank mit der Lottericdarlchnskasse aui seilen der Bank fast ausschließlich durch ihn und auf seiten der Darlchnskasse bis etwa 1897 durch den Buchhalter und Kassierer Göbel, von dieser Zeit au durch den Kassierer Eberth vermittelt worden sei. Im Jahre 1885 habe Göbel den Verkehr in bedeutenderem Umfange angcbahnt. indem er erklärte, die Leipziger Bank könne Darlehen ohne Depot er halten. Tie Bank habe darauf auf Rechnungsbuch größere Dar scheu, die einmal die Summe von 5 Millionen Mark erreichten, bekommen und zwar ohne jedes Unterpfand. Göbel habe ihm ferner auch ge'agt, der Geh. Finanzrat Dillcr wünsche, daß die Darlehnskässe mit der Leipziger Bank auch etwas Tiskontvcrkehr habe. Auf Eberths Anregung seien dann der Bank in noch größerem Umfange Darlehen gegen Pfand gegeben worden, und als er Eberth einmal gesägt habe, so große Beträge schicklicher Effekten ständen ihr sdcr Leipziger Banks zur Sicherstellung der Darlehen nicht zu Gebote, habe dieser erwidert, eS würden auch Wechsel als Pfand genommen werden, und hinzugesügt: „Von Ihnen nehmen wir alles." Eine bestimmte Verabredung, dahin- gehend, daß die Bank kurzfristige Wechsel, die sie der Darlchns kasse zum Psaud gebe, stets vor Verfall gegen andere Wechsel um- zutauschen habe, sei nicht getroffen, cs sei allerdings immer so gehandhabt worden. Aus die Wechsel, die der Darlchnskasse als Pfand gegeben wurden, sei aber nur der bunte Stempel „Leipziger Bank" mit den Unterschriften der beiden Direktoren gekommen. Jedesmal, wenn die Bank an die Darlehuskasse Wechsel als Unterpfand sandte, habe sie einen Begleitbrief mitgegeben, in dem die Worte standen: „Wir überreichen Ihnen hiermit als Unter pfand" oder gleichbedeutende Ausdrücke. Die Frage, ob die Leipziger Bank der T-arlelmskassc aus diesen zum Unterpfand gegebenen Wechseln wechselmaßig hafte, hat sich der Zeuge angeblich seinerzeit nie gestellt, weil er damals nicht habe annehmen können, daß etwas Derartiges überhaupt in Frage kommen würde. Ta er und jedenfalls auch die Beamten der Dar- lehnskaffe diesen Standpunkt einnehmen, seien auch niemals neben den Schuld- und Pfandverschreibungen mündliche Verabredungen über die Rechte getroffen worden, die etwa die Pfandgläubigerin aus den Wechseln gegen die Leipziger Bank verleiten könne. — Der Kassierer Ebert bei der Königlichen Landcslotterie bemerkt zunächst, daß die in letzter Zeit gegen ihn eingeleitete Disziplinarnntersuchung mit seiner Freisprechung geendet habe. Des weiteren erklärt er, daß die Darlehnskasse früher mit der Leipziger Bank nur Tiskontverlehr hatte, für welchen eine Ver- ordnung des Finanzministeriums von 1879 bestimmte, daß nur Wechsel angenommen werden dursten, die mit mindestens zwei Unterschriften, von denen eine von der Leipziger Bank oder der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt herrüyren müsse, ver sehen seien. Daß das Akzept einer dieser beiden Banken auf den Wechseln stehe, war nicht erfordert. Die Darlchnskasse sei nun von der Ansicht ausgegangen, daß sie Wechsel unter den gleichen Bedingungen, unter denen sic sie kaufen dürfte, auch beleihen könne. Diese Ansicht sei seines Wissens auch von dem früheren zweiten Direktor der Lanbcslotterie und jetzigen Referenten für Lotteriesachen im Finanzministerium, Geh. Finanzrat Heumann, geteilt worden. Daß für die von der Lottcriedarlchnskasse gegebe nen Darlehen auch Wechsel als Unterpfand genommen wurden, be gann. als die Leipziger Bank erklärte, daß sie nicht genügend Effekten zur Verpfändung habe. Von wem der Anstoß zu dieser Neuerung ausgeaangen sei, wisse er nicht mehr, möglicherweise von ihm sEberthj selbst. Daß er zu dem Zeugen Scholinus gesagt habe: „Von Ihnen nehmen wir alles" könne richtig sein. Es habe dies der Ausdruck des unerschütterlichen Vertrauens auf die Bank sein sollen. Zeuge sagt, er sei stets davon ausgegangen. daß sich die Leipziger Bank durch ihr auf die verpfändeten Wechsel gesetztes Giro wechselmäßig der 'Darlchnskasse verpflichtete, da dies im kaufmännischen Verkehr als selbstverständliche Folge des Giros angesehen werde. Ausdrücklich sei aber nicht davon gesprochen worden. Wegen eines besonderen Vorfalls seien ihm im März 1900 Bedenken gegen das Geschäftsgebahren der Leipziger Bank gekommen, weshalb er dem Ministerium Bericht erstattet habe. Darauf habe letzteres ungeordnet, daß von jetzt ab der Leipziger Bank nur noch kleinere Beträge ohne Unterpfand geliehen werden sollten, im übrigen aber Darlehen nur gegen Verpfändung von Effekten zu geben seien. Dies sei von der Darlehnskasse so aufge faßt worden, daß unter den Effekten auch Wechsel inbegriffen sein sollten, und daß nunmehr nur die Ausleihung größerer Darlehen ohne Unterpfand untersagt sein solle. Die Wechsel habe die Dar lehnskasse nach dem Gebrauche der Reichsbank nur zu 90 Prozent bestehen. — Der Kontrolleur der Darlchnskasse Nebel bezeugt, daß er auf besonderen Wunsch des Kassierers Eberth die ein gehenden Wechsel stets daraus geprüft habe, ob sie das Giro der Leipziger Bank trugen. Das sei stets der Fall gewesen. Nach seiner Rechtsauffassung hastete die Leipziger Bank der Lotterie- darlehnskasse aus ihrem Giro in beiden Fällen — die Diskont- Wechsel trugen Vollgiro, die Lombardwcchscl Blanko giro — wechselmäßig. Die drei Zeugen sind unvereidigt geblieben. — Als Sachverständiger ist vom Gericht der frühere Inhaber der Berliner Handelsgesellschaft Geh. Justizrat W interfcld-Berlin vernommen worden. Dieser gibt sein Gutachten, bas er ausführlich begründet, dahin ob, daß nach seiner Ansicht die Leipziger Bank aus den be treffenden Wechseln wechselmäßig hafte, und zwarim vollen Betrage. Durch die Beweisaufnahme sicht oer Konkursverwalter der Leipziger Bank, Rechtsanwalt Frey tag - Leipzig, der in Nachvollniachl des Vertreters der Bank, Rechtsanwalts Hänichen, erschienen isst folgendes für festgcstellt: Es besteht im Wechselverkchre keine Gewohnheit, daß das ohne Beschränkung gebliebene Blanko-Indossement des Verpfänders auf dem verpsändeteu Wechsel im geschäftlichen Verkehre in dem Sinne gedeutet werde, daß der Verpfänder in- wechselmäßige Haftung übernehme. Jede angesehene Bank pflegt, wenn sie die wechsel seitige Haftung aus einem Wechsel übernehmen will, bei dem sie mit der Möglichkeit rechnet, cs werde der Akzeptant zur Rersall- zeit nicht zahlen und es zum Protest kommen lassen, den Wechsel mit einer Notadresse zu versehen. I» eingehender Weise wendet sich Rechtsanwalt Freytag gegen das Cachverständigen-Giitachtcu, in dem der Geh. Justizrat Winterseld zivar seiner Nechl-mn- fassung dahin Ausdruck gegeben habe, daß er eine solche Wechsel- mäßige Haftung des Verpfänders aunehme. aber ausdrücklich er klärt habe, daß das Geschäft der Lombardierung von Wechsel» zwar regelmäßig von der Reichsbank, der Seehandlung und de» Notenbanken, von den übrigen Banken aber jo zellen betriebe» werde, daß ma» i» diese» Fällen von Gewohicheit iaum spr,ck»'» könne. Die Aenßerung seiner Rechtsansicht könne irgendwelche» Einfluß auf die Entscheidung nicht auSiibe», da nach dem Beweis- bcschiusse sich der Sachverständige nur darüber auSsvrechen sollie, ob die von ihm beliebte Auslegung im geschäftliche» Verkehre allgemein geteilt werde, und dies habe er verneinen müssen. Das ganze Gutachten mute befremdend an. Nach den Beweiserhebungen sei der Sachverständige um Beantwortung der Frage ersucht wor den, ob nach einer ii» Wcchselverkebr bestehenden Gewohnheit bestimmte Tatsache» im geschäftlichen Verkehre in einem bestimmten Swne gedeutet werden. Diese Frage habe er dahin beantwortei, „daß nach seiner Ansicht die Konkursmasse der Leipziger Bank wechselmäßig aus de» der Klage zu Grunde liegenden Wechseln, und zwar in .Höhe des vollen Nennwertes der Wechsel, nicht mir in Höhe deS gewährte» DarleynS. haste." Das sei doch keine Antwort aus die gestellte Frage. Da schließlich der Sachverständipe noch hinzufüge: „andere konkrete Falte, in denen der Wccksel-Vw- piänder aus seinem Blanko-Indossement als Wechsclichuldncr in Anspruch genommen worden wäre, seien ihm nicht bekannt, es iei ihm in seiner langjährigen Praxis überhaupt nicht vorgelomine». daß im Wechsel-Lombardverkehre die verpfändeten Wechsel nickt rechtzeitig wieder eingelöst worden wären", so verliere das Gut achten für die Entscheidung des Rechtsstreits jeden Wert. — Ter Vertreter des Staatsfiskus Rechtsanwalt Geh. Jusiizrnl v. S ch ü tz - Dresden widersprach den rechtlichen Ausführungen seines Gegners und stellte den Antrag, eventuell »och einen ande ren Sachverständigen zu hören, dem jedoch Rechtsanwalt Freytag seine Zustimmung versagte. Nach etwa zweistündiger Ver handlung wurde die Sitzung abermals vertagt. Falls nicht noch unvorhergesehene Verzögerungen cintrcte». soll die Entscheidung des Berufungsgerichts am 29. Mai erfolgen. - — Landgericht. Die aus Görlitz gebürtige, mehrfach vor bestrafte Friseuse Sada Ncbccka Mirjam März entnahm von einer in Plauen wohnenden Produklenhändlcrin für 20 Mark Waren. Um Kredit zu erlangen, gab sie der Geschäftsfrau dcr Wahrheit zuwider an. sie beziehe eine monatliche Pension und habe auch sonst guten Verdienst. Die Angeklagte wird wegen Rückfall- betrugs zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust ver urteilt, bezüglich eines zweiten Bctrugssalles jedoch sreigesprochc». — Auch der bisher unbescholtene Maurer und Landwirt Friedrich August Richter aus Hinlcrjcsseu steht wegen Betrugs unter An klage. R. kaufte im Dezember 1901 ein damals dem Landwirt Hultzsch in Oberncukirch gehöriges Äauergut in Rückersdorf für 78000 Mark. Einen Teil des Kaufpreises, 15000 Marc, beglich der Käufer durch Abtretung mehrerer ihm gehöriger aus Löbiaucc Grundsttickcn hastender Hypotheken, welche sich später als wertlos erwiesen und bei der Zwangsversteigerung der Pfandgrundstücke ausficlcn. Richter hat den Verkäufer jedoch bis auf 4000 Mark entschädigt. In der Haupivcrhandlung versagt der Haupt- bclastungszeuge Hultzsch vollständig, weshalb das Gericht zur Freiiprcchung des Angeklagten gelangt. — Wegen versuchter Ab treibung der Leibesfrucht bezw. Beihilfe dazu, haben sich in ge heimer Sitzung zu verantworten die 20jährige Haustochter Martha Frida Paul aus Kreischa, jetzt in Pirna, und der 24jähr>gc Hausdiener Paul Hermann Schmidt aus Bad Schweizcrmühle bei Königstein. Sch. wird zu 3 Monaten, die Paul zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Verteidigung für letztere führte Rechtsanwalt Bursian Dresden. — Eines Sittlich- keitsverbrcchens nach tz 176,3 des Strafgesetzbuches wurde der 1886 in Chemnitz geborene Laufbursche Friedrich Wilhelm Theodor Oese beschuldigt. Die 5. Strafkammer gelangt nach ge heimer Beweisaufnahme jedoch zur Freisprechung des Angeklagten. — Der Handlungsgehilfe Bernhardt Gustav Saupe bereiste von Ende Januar an als Vertreter einer Frankfurter Firma die Um- gebuna Dresdens und schädigte unter falschen Angaben in 9 Fällen Land- und Gastwirte um Bardarlehen und nicht unbe deutende Beträge für Nachtquartier und Zeche. Als rückfälliger Betrüger wird er zu 9 Monaten Gefängnis und 3jährigem Ehr verlust verurteilt. — Der Gelegenheitsarbeiter Hugo Theodor Ziaja aus Oberschlesien kam nach Sachsen, nachdem er in Schreiberhau 12 Mark unterschlagen und seine Wirtin um 16 Mk. Kost- und Logisaeld betrogen hatte, erbrach unterwegs am Bahn hofe zu Karlstal >. B. eine Arbciterbude, fand aber nur gering wertige Sachen. In der Nacht zum 4. April verübte er in Arns dorf zwei weitere Einbrüche bei einem Fleischer und bei einem Gastwirt, wurde aber nunmehr festgencmimen. Er wandert auf 2 Jahre 6 Monate nach Waldhcim und verliert die Ehrenrechte auf 10 Jahre; auch wird auf Zulässigkeit der Polizei-Aufsicht er kannt. — Zum fünften Male steht der taubstumme Klempner Gustav Adolf Zink ivegen Sittlichkeitsverbrechens unter Anklage. Bereits am 2. April ist er zu 1 Jahre Gefängnis verurteilt worden. Nun erhält er ivegen Verbrechens nach tz 176,3 des Strafgesetz buches, begangen am eigenen Kinde, zweier Sittlichkcitsvcrgehen und wegen gefährlicher Körperverletzung eine Gesamtslra>c von 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis. — Die Verhandlung gegen den kürzlich wegen Beamtenbcleidigung und wissentlich falscher Anschuldigung zu 2 Jahren Gefängnis verurteilten Tischler nick Zimmermann Karl Richard Wilhelm aus Questenberg, welckicr beschuldigt wird, am 3. Februar in Löthain mittels Einbruchs 6 Tauben gestohlen zu haben, mutz vertagt werden, da W. seiner früheren Gewohnheit getreu, alles auf den großen Unbekannten abzuwälzen sucht. — Am 23. März faßte man auf der Seestraßc den aus Warschau gebürtigen, fast in allen Großstädten Deutsch lands als Taschendieb bekannten Schneider Juttka Besser aliim Rupp bei Ausübung seiner Lieblingsbeschäftigung ab. Man brachte ihn nach dem Polizei-Gebäude, wo sich bereits ein Lands mann, der Akrobat Julius Rosenberg alias Wrak aus Odessa befand. Beide sollten für das Verbrecheralbum photographiert werden, da man es offenbar mit internationalen Gaunern zu tun hat^ die unter einem beliebig angenommenen Nwmen reisen. Rotenberg widersetzte sich dem Photogrophiertwerden auf das Ver zweifelteste und griff sogar die Polizeibeamten tätlich an. B. wird zu 1 Jabr 3 Monaten Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zu lässigkeit der Polizeiaufsicht, Rosenberg zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. — Der Kaufmann Richard Felix Paul Karl Nitichc ans Sprottau wurde am 18. April wegen Betrugs und Sittlichkeits- Verbrechens zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust ver- urteilt. Er betrog außerdem einen hiesigen Kaufmann, seinen früheren Brotherrn, um 11 Mark und unterschlug 51 Mark. Die 5. Strafkammer erkennt auf eine Zujatzstrafe von 2 Monaten Gefängnis. — Amtsgericht. Der Fleischergeselle Alfred Alexander Guido Schuster war in den Verdacht gekommen, einer derjenigen zu sein, die auf dem Schlachtviehhofe Fleischdiebstähle verübten, da man ihn tn Räumen antraf, in denen er nichts zu suchen hatte. Infolge des Neberhandnehmens der Diebereien erschien ein ener gisches Vorgehen gegen jeden Verdächtigen geboten. Schuster verwickelte sich nun bei seinen Vernehmungen derart in Wider spräche, daß ihm schließlich trotz alles Lengnens die Entwendung einer Mulde mit 15 bis 20 Pfund Fleisch, sogenanntem Lungen- ze»g und Flecken, iiachgcivlesen werden konnte. Er ist wegen Diebstahls vorbestraft und erhält 1 Monat Gefängnis. — Der Gasthofsbcsitzer Robert Theodor Freitag in Niedersedlitz hatte mit seinem Hausknecht Differenzen bekommen und ließ sich in dem Wortstrcit zu Tätlichkeiten hinicißcii, indem er ihn mit einen, Riemenzeug über den Kops schlug. Er wird wegen gefährlicher Körperverletzung zu 75 Mk. Geldstrafe verurteilt. — Der erheblich vorbestrafte Handarbeiter Arthur Bernhard August Schurig. jetzt tn Untersuchungshaft, sordertc durch die Verübung einer Roheit auf öffentlicher Straße das Einschreiten eines Gendarmen gegen sich heraus. Der Beamte hatte beobachtet, wie Schurig einen Straßenpassanten. den er um Feuer zu seiner Zigarre angcsprochen hatte, der aber den Wunsch ruckt erfüllen konnte, mit der Fault ins Gesicht schlug. Auf der Polizeiwache widersetzte sich der An geklagte der Eintteserung tn die Zelle u»d griff den Grndaimen
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