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Dresdner Nachrichten : 13.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188109138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-09
- Tag 1881-09-13
-
Monat
1881-09
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.09.1881
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0le»,tL8. ckoa LS, lSoplomdor 1881 «r «r« — S«U« » — — Der lehte Sonntag war natürlich wieder verregnet. Scharfsinnige Beobachter weiblichen Geschlechtes schieben diese abscheuliche Witterung auf die ewigen Fahnenweihe» die in diesem Jahre jeden Sonntag vorgenommen werden. Äs sind gar keine Hannen weihen, sondern Fahnen weiche n. Mögen doch di« Vereine, welche noch Fahnenweihen Vorhaben, ihre offenbar wasier- Ziehenden Banner noch bis rum nächsten Fahre uneingeweiht lassen. Die Lcmdwirthe klagen bitterlich über diese Näss». Der Hafer ist noch nicht herein, die Kartoffeln leiden stark, und daö ist für unsere arme erzgebirgische und voigtländische Bevölkerung, die wesentlich ans diese Knollennahrung angewiesen ist, recht vesorglich. Die Gast- wirthe aber in der Provinz klagen bitterlich über die Einbuße durch die regelmässig verregneten Sonntage! Sie versehen sich »iltLebenS- mitteliu aber die Residenzlcr. die sie zum Sonntag erwarten, bleiben aus. Die Wirthe in der Sächsischen Schweiz sind besonders Übel daran. Vorgestern ging es freilich noch halbivegS. weil der Vor» mittag gutes Wetter versprach und viele Ausflügler eS „riSkirten". Aber man hätte nur sehen sollen, wie die Regengüsse des Nach mittags den Ncisende» initspieltrn! Wie die Maden naß kamen sie z. V. voin Winterberge und Prebischtbore herunter nach Herrns- kretzschen. Wie snben die Damen aus! Der Wirtk im „Grünen Baum" zu Herrnskretzschcn — beiläufig bemerkt, eines der besten Etablissements in der Schweiz, ausgezeichnet durch Küche und Keller und äußerst mäßig im Preise — Herr Keilitz, ein geborener Dachse, hatte die größte Mülie, seine nassen Landsleute einiger maßen auszutrockue». Die 2 ö bau er Bezirkslehrerkonferenz hat sich gegen die neuerliche Bewegung für Schuispnrkassen ausgesprochin, weil diese dein Lcbrer neue, dem inneren Wesen der Pädagogik sremdartige Arbeiten nuferlegen und manichfache Gefahren für den Lebrerstand mit sich bringen würde». (Gefahren? Nicht deutlich.) — In Bauden triit mit großer Bestimmtheit das Gerücht von einem dieser Tage stattgesundenen säbelduell zwischen zwei Offizieren der dasigen Garnison im Kantonnement iir Bischofswerda auf. Hauptmann v. H. soll eine nicht unbedeutende Kopswunde davon getragen haben, lieber seinen Partner verlautet »ichtsBestimmtes; es werden ein Lieutenant D. und ein Ncservelieutnant G. genannt. Zum ersten Male hat das Königl. Ministerium des Inner» einer Schule das fernere Unten icbtgeben untersagt und zwar der landwirthschaftlichen Schule in Brnndis, die seht nur noch von 11 Schülern besucht war. Die Staatsregierung bat aus Grund des Gesetzes vom .!. April 1880 das Neclit, Privntschulen, deren Unzuverlässigkeit oder sonstig bedenkliche Art konstntirt werden kann, die Eristenz zu versagen. Die Industrieschulen im Erzgebirge haben sich um eine ver mehrt und zwar um die dieser Tage erst erössnete, von der Kgl. Stnatsregierung in Hartenstein begniiidete Stick und Schling- schule. Zurzeit werden bereits 12 junge Mädchen dort unter richtet. Das schlingen ist eine Arbeit mit der Tamburirnadel. Vorige Woche bat sich eine große Anzahl Sozial demokraten in einer Mühle unweit Königstein ein Stelldichein gegeben. Es sollen bei dieser imvrovisirten Versammlung große Debatten wegen der bevorstehenden Neichstagsivabl gehalten worden (ein. - Am Sonnabend Morgen wurde in Lommatzsch die I a n d w i rt h i ch a s t l i ch e A u s st ellu n g eröffnet und gleich zu Anfang von Sr. Ere. dem Herrn Stanksminister v. Nostitz Wattwitz, sowie von Herrn Amtshauptmann v. Bose besichtigt. Am Sonntag Nachmittag halb 3 Ubr erschien auch Sc. Majestät König Albert, begleitet von Sr. Ere. Kriegsminister v. Fabrice, Kreisliauptmann v. Einsiedel uild Adjutant v. Earlowib. Die Straßen, ivelche Sc. Maj. bis zur Ausstellung durchfuhr, waren mit Guirianden, Fahnen und Blumen reichlich geschmückt und überall gab sich die Verehrung für den geliebten König und die Freude, ilm einmal in Lommahsch zu sehen, durch Hochs und Tücherschwenken kund. Am Mart! be grüßten Herr Bürgermeister Pilz und die Geistlichkeit den König lichen Gast, der lange Zeit in der Ausstellung weilte und die- >elbe bis in die tleinsten Details besichtigte. Von Lommahsch »ubr der König weiter nach Glauchau. Das hierbei Sr. Maj. dem König überreichte Bouguet von prächtigen Theerofen war von der Dresdner Gärtnerei von G. Günther (Baubnerstraßez geliefert. Auf dieser sehr reich beschickten Fachausstellung ist in gut arrairgrr- ter Weite eine Ueberiicht über die Pferde und Nindviebzucbt, über den Obstbau und alle landwirthschaftlichen Produkte Früchte zum Tlieil in seltenen oder abnormen Arten . sowie über die landwirthschaftlichen Gerätbe und 'Maschinen geboten. Besonderes Aussehen erregten die neuen, von uns bereits erivälmren Maschinen (Trieurs) der Dresdner Firma S ch n e i d e r u Werner, deren Zweck ist Getreide auszulesen, d. h. die ausgewachsenen Körner von den gesunden aus Grund ihres verschiedenen Gewichtes zu trennen, für welche Tbätigkeit man noch im vorigen Jahre keine Maschine besaß. In der Stunde sortirt die Maschine 12 Eentncr Getreide. Der Preis variirt zwischen 230 400 Mark. — Die Gnrtenbaugesellschafr zu Frankfurt a. M. veranstaltet vom 1. bis 11. October eine allgemeine Gartenbau- und O b st bau- A u sste11u n g. Diese verspricht für den Obstbau von ganz besonderem Nutzen zu werden. Man will die Obst- gattungen nach Kulturgebieten und Distrikten übersichtlich ordnen und jede Abtheilung der Beurtbeilung des Preisgerichts unter werfen, damit jene Züchter, die unter ungünstigeren klimatischen und Bodenverhältnissen kultivircn, nicht gegen ihre von der Natur begüufligteren Eollegen zurückstchen. Ter leitende Gedanke der Ausstellung ist der, hauptsächlich eine AuSmerzuug der werthlosen Obstsorten anzubahnen und dem anerkannt Wertlwollen möglichst große Verbreitung zu sickern. Die Frankfurter Ausstellung verdient daher auch von Sachsen aus eine zahlreiche Beschickung. 'Austrieb vom gestrigen S ch l n cbtv i e h m a rkte: 322 Niuder, Bl Land. 344 Ungar und 33 Wallachenschweine, 125,2 Hamme! und 175, Kälber. Das Verknussgescbäst war in guten Bindern und Schweinen, sowie besten Hammeln flott, dagegen in allen geringwerthigcren Schlachttlnersorten. von denen ganz erheb liche Ouante» übrig blieben, ziemlich flau. Der Marktbesuch mußte als ein untermittler bezeichnet werden, zumal answnrckige Käufer Ost gänzlich fehlten. Primagualität von Nindern, die schon seit Wochen sehr tnapp zugctriebcn wird und deshalb immer weiter im Prene steigt, weil zu der bedauerlichen Grenzsperre gegen Oesterreich bin in den norddeutschen Manchen, das um jetzige Zeit regelmäßig gute Weideriuder auf den hiesigen Platz lieferte, in Folge anhaltender Dürre während der letztverflosscncn Monate Futtermangel und damit Ausfall fetten Viehes kommt, kostete gestern clwn 00 M. vr. Etr. Schlachtgewicht, indes! Mittelwaare mit Vit. bozablt werden mußte und nur geringe Sorte 30 Mt. galt, r andichweine englischer Kreuzung, die auch in kaum zureichenden Posten vorhanden waren, mußten pr. Etr. Schlachtgewicht abermals mir 00 Mi. bezahlt werden und Schlesier stiegen von <>0 auf l!2Mk. Serbische Batonier bezahlte man init 5,7 und ungarische mit 5>!t Mt., während die Wallachen für 5,8 Mk. und 85, Stück Mecklenburger ttir 03 Mk. abgenommen wurden. In allen den letztbczeich- nelen Fettvielnorten bewilligten die Händler 33 bis 40 Pfund Tara. Kälber fanden zu 73 bis 03 Pfennige pr. Kilo Fleisch ziemlich langsam Abnahme. Was endlich Hammel »langt, io wurde das Paar englischer Lämmer zu 30 Kilo Fleisch mit 70 und jenes der Landliammel in demselben Geivicht mit 00M. gebandelt. Das Paar 'Ausschußschöpfe erzielte 3!) Mark. Auf letztem .Kleinviehmarkle waren außer 8 Nindern, 42 Schweinen, 48 Hammeln und l Ziege, 402 Kälber nufgetrieben. Obgleich der Marktbenich nur als mittelstark zu bezeichnen war, gestaltete sich dennoch das Vertaulsgeschäft zu einem flotten und erzielten sämmt- licbe Scistachtlhiersarlen die Preise vom letzten Hauptmnrkt. P olizeibe r i cb t. Die am 0. d. M. wegen P lizr s p h o r- ^ v e r gist u n a in das Stadtkrankenliaus ausgenommene Schlosfers- Ebesrau ist in der 'Nacht zum Sonntag daselbst verstorben. ,..Vntt>a>>e>glo58ozi'' das Orakel des 10. Jahrhunderts, nennt sich die demnächst zu erwartende Novität deS „Panoptikums". Es ist dies ein aus Holz geschnitzter Kops, der, frei an zwei Mcssing- tetten in der Lust bangend, auf Wunsch Verschiedenes spricht, pfeift und fingt. Statistische Ere urs i o >Pc n. lik. Ter erste Eisen balmverkehrstag einer Eisenbahn in Sachsen, der 24. April 1837, brachte 208 Tlilr. o Gr Einnahme. Im Jahre 1880 betrug die Einnahme der sächsischen Staatseisenbahnen aus Personen und Güterverkehr an jedem Tage 138,000 Mart. Dem entspricht natür lich das Anlagekapital. Ach und Web' schrie man s. Z., als die Leipzig Dresdner Eisenbahn 4'ü Millionen Tbaler „verschlang", beule ..arbeitet" die sächsische Stantsbnlm mit einem Aulagckapitalc von 371 > Millionen Mark und diese riesige Summe verzinste sich zum Wohle unseres Steuersäckels 1880 mit 4,4 Prozent. Aus jeden Kopf der tLchfischen Bevölkerung entfällt ein Antheil «on fast 200 Mark. An diesem produktiven Kapitale und an dem Ueverschusso des Jahre- 1880 von !»'/» Millionen vartiztpirte ein Jeder mit !) Mart: und «--Mm», >», »m , M. I« «- «m -Ä,u». zahlern tttgute aem. Daneben fand ein PeZonal in der Stärk von A.tXX) Mann dlnkl sehr Brod hei der Eisrnbalinverwaltung ,nlt einem (4rsainmtvcrdienstc von 20'/« Millionen Mark und an sicheren Ariügaben stoffen ca. 14 Millionen unter die GeschäMeute. Die Rechnung für 1880 aber schließt mit einer Bilanz von 02,340,03!) M. Die hervorragendste Stelle int Verkehr Nimmt der Kohlentranoport ein. Eine besondere Darstellung mit Karte giebt in der besprochenen Statistik ein anschauliches Bild von der Bewegung dieses Stromes, der sich aus, in und durch Unser Land ergießt. Vom Gewichte aller beförderten Güter kamen ungefähr IM Millionen Eentner aus die Kohlen, daS slnd 51 Prozent der gelammten Gütcrlast, während die Einnahme aus dem Kohlenverkehre annähernd den dritten Tbetl der Güterverkrlnüeinnahme bildete. Der gesammte Kohlenverkehr hat im Jahre 1880 um 5,6 Prozent gegen das Vorjahr zugenommcn. Die Abfuhr der Steinkohlen aus den sächsischen Abbauvezirken ist erfreulicherweise im Allgemeinen um 8,14 Proz. gewachsen. Aus dri» Plaurnschcn Grunde Ist ste um ra. 0,7 Proz. gefallen, dagegen aus dem Zwickauer Bezirk «in 7,0, aus dem Lugaucr sogar um 13,3 Proz. gegen das Vorjahr gestiegen. Das sind untrügliche -seiche» einer Besserung der wirthschaftuchen Lage. Ungeheuer aber rst das Anwachsen der Strinkohlenproduktion in Folge des Ent stehens unseres Eisenbahnnetzes. Während im Jahre 1846 O'/e Millionen Eentner zu Tage gefördert wurden, von denen die meisten per Achse zur Abfuhr kamen, betrug die Ausbeute im Jahre 1870 über 60 Millionen Eentner und davon kamen 30 Millionen per Bahn zur Abfuhr. Im 33jähriaen Zeiträume von 1810 1880 haben die Schienengelcisc dem Abflüsse von 837 Millionen Eentner sächs. Steinkohlen gedient, ein Otlantum, das zu seiner Verladung rn Wagen von IM Eentner Tragkraft einen Zug von 8,370,000 Wagen mit einer I '/c Mal um die Erde reichenden Länge bedürfen würde. Der Ansblick auf die Zukunft unseres wcrthvollsten BesiPthumS ist nach sejnenAnteeedenzien einhellertrob allerKonkurrenzcii.diema» ihm macht oder zu macken gedenkt. Der Schwerpunkt deS Verkehrs unserer Staatsbabnen nicht in seinem großartigen Binnenverkehr und dem direkten Verkehr der eigenen «tationen. Der Durch gangS- vrrk e h r kommt erst in hinterster Linie in Betracht. Von den 42 Millionen der Güterverkehrs-Einnahme von 1880 hat der Durch gangsverkehr 7'/» Millionen eingebracht, also kaum »lehr als den 0. Tbeil. Wäre cs überhaupt möglich, diesen Durchgangs - Verkehr an Sachsens Grenzen abzuleiten, so würde z. B. «in Iabre 1880 der sächsischen Staatsbahn ein Gewinn von vielleicht 2'0> Millionen Mark entgangen fein, und da würde sich ihr Kapital immer noch mit 4 Prozent verzinst haben. Also „lieb Vaterland magst nüsig^ sein!" — Das schlimmste Ka pitel in der Eisenbahn-Statistik sind die Unfälle; das Geschick bat aber unser vielverzwcigtes Netz im Jahre 1880 von jedem größeren Unsalle bewahrt und von den beförderten 18 Millionen Reisenden ist nickt ein E i nziger zu Schaden ge kommen. Auch der Opfer, die der schwere Berns des Eisenbahn- diensteo von Jahr zu Iabr unabwendbar forderte, sind weniger ge worden, denn während im Jahre >870 02 Bedienstete in Ausübung des Bernss vernnglückten, ist diese Zabl im vorigen Jahre trotz des stärkeren Verkehrs ans 31 gesunken. Wieviel für die Sicherheit des Verkehrs und der Beamten täglich getban wird, das kam» Jeder sehen aber, nn Gottes Segen ist Alles gelegen — und so möge dieser unserem Verkelnsinstitute auch in Zukunft nicht fehlen. ^n L e ivzi g sollen während der Sedanfeier allein im neuen schützenhause, wo etwa 20,000 Nie »scheu verkehrten, 1440 Messer »nd Gabeln gestohlen worden sein. Sollte man da nicht in der Eile denn dock etwas zu hoch gezählt haben! — DnS 4jälirige Sölincken des Bergarbeiters Zöjifel inCai n s- dors bei Zwickau ergriff die von der Mutter beim Feuerholzmachen liegen gelassene Hacke, um damit zu spielen. Das wisset nahm aber eilte fürchterliche Wendung an, denn der kleine Junge backte seinem 2jährige» Brüderchen drei Finger der linken Hand ab. Wieder eine Warnung für alle Eltern, alle gefährlichen Instrumente an Orte zu legen, die kleinen Kindern nicht zugüngig sind. — Auf dem Neitzenhainer Staatsforstreviere wurde ein selten verkommender Keule »schwamm tclavaiin rngosa) mit dem ansehnlichen Gewicht von über 4 Pfund nusgesundcn. Derselbe ist genießbar. — 'Aus der Lausitz, io. September. Das Städtchen Bernstadt, das ganz abgeschieden vom Weltgetümmel still in einem Winkel der Lausitz, im Pließnitzthale liegt, wurde dieser Tage durch eine hockerfreulichc Nachricht in lebhafte Bewegung versetzt: die große Michaclsen'schc Spinnerei und Baumwott-Webcrei, die seit dem Fallissement der Firma im Fahre >873 silllstekt, ist aus dem Besitz der Dresdner Bank siir I20,uOO Mark in andere Hände, in die des bisherigen Dirigenten eiiwr Zittauer Fabrik, Herrn Türke, übcrgegangen, der zunächst die Spinnerei wieder in Betrieb! setzen will. Ein 'Aufschwung der Geschäfte in jener Gegend ist lebhaft zu wünschen; ist doch die Bevölkerung des Städtchens seit jener Zeit von 1700 auf 1300 Bewohner gesunken und bat im vorigen Fahre auch die große Wasserkatastrophe schreckliche Verheerungen angericbtct. Fn G r u » a haben wieder cinninl Kinder durch Spielen mit Streichhölzchen Feuer veranlaßt. Fn einem Kinderwagen brannte es zuerst und wurde ein ganzes Haus dadurch eingeäschert. Ein Lehrling in der Olbersoorfer Eisengießerei tanz vor einigen Tagen in Folge unvorsichtigen Gcbahrcns ins Getriebe und ist nach gräßlichen Leiden kürzlich an den Verletzungen gestorben. — Am 8. d. Nt. wurde die Ehefrau des Gritsbcsivers W. in Gans grün hei Neuensalz beim Tränken ihrer Ochsen von einem solchen dermaßen in den Unterleib gestoßen, daß sie in ihre Wohn stube getragen werden mußte; sie liegt mm schwer kraut darnieder. Selbstmorde. Fn Nochlitz bat sich der lOjäbrige Schneidergetetle Nitzschcr in der Mulde ertrankt. Denselben Tod bat sich in> Mühlgraben in P enig die Mjährige Willwe Fiedler aus Nenne gegeben. Fm Keller der Schumann'schen Nestauration in der Ferdi- nandstraßc in Ebemnitz wurde am Sonnabend Nachmittag ein Mordansatl an der 17jährigen Tochter Schumann's verübt. Die Bekingenswertbe ward noch rechtzeitig nusgesundcn: sie batte eine Bindsadenscblinge um den Hals und lag betäubt und röchelnd da. Alles was sich, nachdem daü Mädchen nach langer Zeit und vieler Milbe wieder rn sich gebracht war, tonstatircir ließ, war, daß sic wahrscheinlich durch einen von hinten nach ihrem Kops geführten Schlag z» Boden geworfen und dann erst gewürgt worden rst. Ein Mann hatte bei ihr — die allein im Ncslnnrant war - Sodawasser bestellt und dem batte sie gesagt, daß sie das aus dcm Keller hole. Es liegt die Annahme nabe, daß dieser Mann der Tbätcr war und jedenfalls die Absicht hatte, das Mädchen zu berauben :c. — Am Sonnabend toll ei» ncunzclmjnlnigeS Mädchen aus N i cd e rs c i s c n b a ch nur sogenannten Tpitzcnbcrg von einem Strolch übersatten und mit einen» Knotenstock so über den Kopf geschlagen worden sein, daß es besinnungslos liinstürzte. Der Strolch sott dann das Mädchen tiefer in den Waid geschleppt und cs dort der Baarscbaft von circa 10 Mart beraubt haben. Dem Tbäter will man auf der Spur sein und sott er grauen Anzug, seidene Mütze und lange Stiefel getragen haben. — Landgericht. Elegante Manieren und gewandtes höf liches Benehmen sieben dem wegen Betrugs und Urkundenfälschung vor die II. Ferienstraskammer verwiesenen De. plsil. Fohanneo Ackermann zweisellos zur Seite und in dieser Beziehung zeichnet sich der allerdings wissenschastlich gebildete Mann vortheilbast von manchen seiner Schicksalsgenossen aus. Mag das 'Argument, mit welchem die Anklage gewappnet ist, noch so schwerwiegender Natur sein, mögen die belastenden Aussagen der Zeugen noch so wuchtige Schläge aus das Vertbeidigungsnsitem des Angeschuldigten führen De. Ackermann verliert seine Fassung, seine Nuhc nicht einen Augenblick. Mit einer fast bcneidenswerthen höflichen Gleichgiltigkeit dankt er und verbeugte er sich obendrein noch gegen Denjenigen, der ihm eben auf speziellen Vorhalt das Gegcntheil von seiner entlastenden Tarstcllungsweisc machte und nicht ein Funken von Aufregung illustrirt die außerordentliche GemüthSvcr- fassung, in welcher sich zweisellos der seit 14 Monaten iir Haft ge haltene Mann gegenüber seinen Richtern befand. Ter Angcllagtc erblickte als Solm wohlhabender Eltern in Nemsseld bei Homburg (Hessen) anr 0. Mai 1831 das Licht der Weit und genoß eine aus gezeichnete Erziehung, die mit dem Besuche der Universstät Würz burg. woselbst er zum Dr. pliil. promovirtc, ihren Abjchluß fand. Di'. Ackermann verhcirathete sich kurz nach beendetem Studium und I tauchte 1878 in Dresden auf, woselbst er mangels einer genügenden Existenz im October 1878 als Agent der Lebensversichcruimsactien- Gesellschaft „Nordstern'' zu Berlin Beschäftigung fand. Die Ein künfte aus dieser Thtlttgteit reichten sicher zur Bestreitung des Haut« baltcS nicht aus, und die Versicherung des Angeklagten, er habe sich damals noch in günstigen Vermögenüverhaltnigen befunden, verdient Nscht den geringsten Glauben; im Geaentheii scheint fest er sich gleich von vornhereln die Prädikate ,,S»b« zusttden, daß dir«"-" error' «nd „Generalbevollmächtigter" des „Nordstern" in be- -gerischer Absicht beilegte. Mit seltener Offenheit erklärt Dr. «kerinnn» auf Befragen deS Hern» Vorsitzenden nach seinen Vor- er sei bereits im Jahre 1877 wegen Schwindels mit 1 Jahr onaten Gefängnlß bestraft worden und weiter bestätigt er, in der holländischen Handelsmetropole wegen Beilegung eines falschen Namens und Führung gesälschter Papiere 6 Monate Gefängniß verbüßt zu haben. Anfang Mai 1870 er griff der Angeklagte unter dem Eindruck der drohenden Untersuchung die Flucht, um angeblich finanzielle Mittel zur Befriedigung der von ihn« geschädigten, vulgo betrogenen Personen zu beschaffen und sein nächstes Ziel mar daü Land der Europamüden! allein kurz nach der Ankunft ln New-Bork befand er sich schon wieder auf der Rückreise in die Hcimath und in Amsterdam war es schließlich, wo er, Schutz suchend vor der steckbrieflichen Verfolgung des Dresdner Landgerichtes, der holländischen Justiz in die Hände siel. Sechs Monate später erfolgte auf Requisition der diesseitigen Königlichen Kriminal-Behörde die Auslieferung des Flüchtigen in Emmerich an der holländischen Grenze und seit fast eine.«, halben Jahre beherbergt ilm die hiesige Grfangenanstait. Dr. Ackermann versichert, er sei aus Grund eines in der „Magdcburgischen Zeitung" veröffentlichten Inserates bei dem „Nordstern" eingctrSten und be hauptet weiter, der Suhdirektor von Stresow habe ilm, einige Zeit darauf die Genckmigung zur Führung der Prädikate „General- bevollmächtigter" und „Subdirektor" allerdings nur im Lerkebr mit den Untergebenen gestattet, während diese Behauptung eidlich von den Zeugen widerlegt wird. An der später nach Blasewitz ver legten Wohnung des 'Angeklagten, 'Victoriastraße 7, befand sich denn mich eine Karte mit der Ausschrift: „Dr. Ackermann, Subdirektor der LebcnSverslcherungögcscllschnst „Nordstern" und Vieser Umstand war bauptsächlich mlt für den Agenten Emil Baumann bestimmend gewesen, sich vo» Dr. A. engagircn zu lassen. Bauinann, der erst kurze Zeit vor dein Bekanntwerdcn mit dem Angeklagten durch einen „mise rablen Menschen", wie er sich selbst auüdrückte, sein ganzes Ver mögen cingcbüßt batte, ließ sich leider zunächst von dem eleganten Schwindler in einer Weise täuschen, die nach Lage der Sache dop pelt bedauerlich erscheint. Denn es gelang «lim einen Freund zu sindc», der die behufs einer Anstellung als „Inspektor" von Dr. Ackermann geforderte Kaution von l200 M. beschaffte und init Erledigung dieser finanziellen Hauptfrage, sowie nach Ueber- gabe des „Anstettnngs-Dekrets" begann Bauinann auch zu amtire». Allerdings konnte Dr. Ackermann die «bin zu Gebote stehende» AnstettungLforinularc der Gesellschaft für Agenten nicht ohne Weiteres z» einem solch' werthvollen Dokument, wie es Bauinann erhielt, benutzen und deshalb sah er sich genöthigt, einige Fälschun gen bez. Korrekturen auf den« betreffenden Formular vorzunehmen. Zu dielen« Zwecke strich er daü Wort „Agent" aus und setzte da neben das Prädikat „Inspektor" und gab ferner durch entsprechende Abänderungen dem c^atze: „Der Bevollmächtigte des Königreichs Sachsen, v. Stresow, Subdirektor" den Wortlaut: „Die Bevoll mächtigten" re., um dann noch seine Nnmenvunterschrist hinzuzusügen. Baumnnn vcgetirte bis zum Fiüchtigwerden des Angeschnidigten als „Inspeetor" mit einem monatlichen Gehalt von 100 M., bekam aber keinen Pfifferling von seiner Eantion wieder zu sehen und ebenso erging es zwei anderen Leidensgenossen, derer« sinanzieile Opfer sich ans eine noch höhere Summe als bei B. bezifferten. Schon wenige Tage nach dem erfolgten Engagement Baumann's stellte Dr. Ackermann den Zeugen Franz Emil Meyer als In spector mit gleichem Gehalte nn und zivar nachdem Meyer die verlangte Eantion von 1300 Mark m Staatüpapieren, deren Nominalwerth 2100 Mark betrug, gegen Fnterimöguittung ent richtet hatte. Mil diesi»« finanziellen Fang noch nicht zufrieden, schwindelte der Angeklagte seinem neuesten „Fnspeetor" an der Hand eines von ihn« sabricirten Beschlusses der Gcneraldirection des „'Nordstern" weiter vor, cs sei beschlossen, die Kaution aus 2000 M. zu erhöben und Meyer opferte, getäuscht hierdurch, noch 5 Aetien der sächsischen Sclüeserbruch-Kompagilie zu Lößnih im Nominal- wertlre von je 300 Ni. Den frechsten Gaunerstreich insccnirte der Angeklagte einen« anderen Zeugen, einem jungen Kaufmann aus Meißen, beziehentlich besser« Mutter gegenüber und zivar zu einer Zeit, zu welcher A. bereits von der Gesellschaft entlassen worden war. Ter Zeuge wurde nämlich von A. am 23. April 1870 als „Fnspeetor" engagirt und die verlangte Kaution von 3000 Mk., bestehend aus sächsischer Rente, legte die Nintter des jetzt in Hainburg aushältlrchen Zeugen bet der Dresdner Pank nieder. Schon wenige Tage später wußte der Aiywklagte dem jungen Mann in einer Restauration zu Blasewitz den Deposi tenschein mit dem Bemerken, die Gesellschaft verlange, daß die Kaution bei der Rcichsbank deponirl werde, abznlockcn, und nachdem er sich in den Besitz der Wcrtlipapicre gesetzt hatte, ergriff er die Flucht. Außer den erwähnten Fälschungen wird dem Angeklagten noch die Fälschung cincrTcclaration übereine angcbliche'Versichenmg von 20M»M. durch die von «hm bewirkte Unterschrift des eliemaligcn Offiziers im schlcswig bolstein'schei« Füsilicrregiment Rr. 80, dem jetzt in Eckern- sörde aufhältlichen Zeugen Ludwig von Bernsdors, zur Last gelegt. Fn dieser Beziehung stellt jedoch Dr. Ackermann seine Schuld mit der Behauptung, er sei seitens v. B.s zur Herstellung der Unter schrift autorisirt worden, in Abrede. Herr Staatsanwalt Stein erachtete die Anklage wegen Betrugs und Urkundenfälschung für vollständig gedeckt und stellte nur betreffs des letzterwähnten Falles die Entscheidung dem Gerichtshöfe anheim. Dr. 'Ackermann bemühte sich schließlich durch eine lebhafte Selbstvertlicidigung von dem Verdachte, daß er eigennützig gehandelt habe, nach Kräften zu reinigen. Er behauptete, die sämmtiichcn Kantionügelder, mit Aus nahme von 1000 Nr., die er mit vo» Dresden sortgenommcn, im Interesse der von ihm vertretenen Gesellschaft, bezrehcntl. zur Honorirung der von ihm angcstctttcir „Inspektoren" verwendet zu habe». In dieser Erwägung wolle man ihm die kleine» Fehler, die er sich im klebrigen habe zu Schulden kommen lassen, nicht zu hoch aiircchnen. Nachdem Dr. 'Ackermann «rock seinem Seeleiilamps seit dem Zeitpunkte seiner Flucht, die von ihm ledig lich helinss Beschaffung von Geldern unternommen worden sei, ge schildert, legte er, sichtlich bcwcgt, sein Schicksal iir die Hände der Herren Richter. Die Strafkammer unter Vorsitz des Herrn Land- gcrichtsrnlh O rtinann erkannte unter Ausschluß mildernder Umstände auf 4 Fahre Zuchthaus und 0 Fahre EbrenrcchtSverlust. — Landgericht, den in. Lepteindci. Hencnsnafkarllincr III. N llkr .Hanptvci« Handlung gegen Wiliiclin lSdnaid HlaUi an; <-chirgiHwalde .i'cgcn Diednalj'.s. l" gegen den Z'almarbeitcr L'ari ".'lugun '.'.'cart wegen üiitclialldicbnolils. N gegen den Schmicdelclirling Lederecln Ncnmann wegen schweren Diebstahls. 12 gegen die Hand- aibcitcröchcsran Auguste Müller gcb. -rech und die Handaibcitcrin Eentsline verchci. Ta.inebcrg geb. 2Zaguci an) Wilodnikf wegen Peamlenbestechnng. Aach mit tag«) 1 gegen den ^lciichernicistcr Friedrich barsch aus tlschdvis wegen ^tenerhlntcrjiehung. MetcorologjsMe Beodarsttunger, dcr occUIchc» sccivarre in Hamburg ain N. Lc>>icmbcc um 8 Ubr Murgrns. crr. iroeeuhagen.... 7.-.K - E Wt»r>. tltM'gch Lv.iter. !>!cgcu 4>> Zlg<«iiotm .... 7<.,> ^ 8 80 »»Mg Rege» -i-12 Habgrauda . . . . . 8 tcicht wolkenlos 0- < St. Petersburg . . Moikgu 770 ^ 8 still bald bedeckt 4-w Hamburg .... Mcmct 7.'»N »tll Nebel -b v> 7'il -r- 880 tchwach bedeckt 4 >r Porir Mtinchc» . ... 7>i still . wolkig -b7> Leipzig 7«." 880 still I wollig 4-n Perlt» 7No n bi uiil Iiciier 4 w Wie» 7-'.' ' L 80 schwach bedeckt 4 >:> ilrcSlau 7i«; ^ 30 leicht bedeckt 4-«-, Nebcrsichl der Aittcruua. Im ?Ulgri»ciurn Iu>> sich blc WcUcrlagc »brr Euro»'» wenig gcäubcil b.-j srbr glcickmiasüg (rrlbriUciu Luhdrmlc, ivrlchcu tibrrgu nur schwaibr. virU'mb unUnuIrttbc Wiudr brglcitc». Ucbcr Orulrglcurabg ist bar WrUcr Vbruurgcnd ttnbr. vicygch zur Rcbclbiisuiig oder zu icklyrn Rirdcrichtggcu gcurigi. I» rculübliiud tu die rcmvcrgtur »lei» «wag geiunlen. ziemlich erchedtich iu dem Lirciien »aiirr'iguikrii-Pgmbcrg. Tiffcsflrschichtc. Tentscheö Ncia«. Der Trohhricf, der bei der nenlichcn Reite des Kaisers Wilhelm nach Hannover zu einer durchgreifenden Aendcrung der Rcisedispositiouen Veranlassung gegeben hat, soll, wie die „Migliche Rundschau" erfahren hahen will, nicht ctiva von einem Attentäter, icmdrui von einrin Manne lierruhrcn, dessen Treue und Verehrung siir unseren Kaiser über allen Zweifel er haben ist. Er hat den Brief lediglich zu dem Zwecke verfaßt und
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