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Dresdner Nachrichten : 19.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189605197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-19
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.05.1896
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haben, welche darauf ad,leiten, parlamentarische Körperschaften »u einer ablehnenden Haltung gegenüber Negiemngövorlaaen oder »u einer wesentliche» ?lvünder»ng derselben,u bestimme». Auch a» ösient- licheiiBersammlunaen. in denen solche Petitionen berathen worden snid, haben Staatsbeamte Antheil genommen. was erkennen lttnt. das; cs vielen nicht nni eine Abwehr, sondern vielmehr um eine Fvrder- «ng der gegen die ilieaierunaSvorlage unternommenen Agitation m thun war. Ein solches Verhalten ist nnvereinbar mit den Pflichten eines Staatsbeamten, welche ihm gebieten, sich der Theil- inihine an Bestrebungen zu enthalten, die daraus gerichtet sind, der lurchsührung der ilicgierungSvolitik Schwierigkeiten zu bereiten. TaS Staatsininistcrium halte es daher slir angezeigt, die Beamten sammtlicher Ressorts hieraus mit dem Bemerken hinzuweisen. daß die Regierung willens ist. dieser ihrer Auslassung eintretenden Halles unnachsichtlich Geltung zu verschaffen. Beim Empfang der Mecklenburg-Schweriner Abordnung in Jricdrlchsrnh hielt Hurst Bismarck folgende Ansprache: Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Begrüßung und für die warme» Weite des Herrn Vorredners »nd insbesondere für die Gabe, die Sie mir bringen. Ihr hochseliarr -Herr Grosrherzog ist für mich immer ein ausserordentlich lievenswiirdtger Herr gewesen und er iand bei mir Gegenliebe schon wegen der — verzeihen Sie. ich kann wegen Gesichtsschmerzen sehr schwer sprechen — schon wegen seiner Aelnrlichkcit mit meinem alten Herrn, dem Kaiser Wilhelm, in seiner Liebenswürdigkeit, tu seinem Wohlwollen sür alle Menschen and i» seiner kühnen Tapferkeit mit gesundem Menschenverstand, wie ich im Kriege und im Frieden tennen gelernt habe. Die Gnade, die mir Ihr hochseligcr Herr stets erwies, hat sich über tragen auf den letzt regierenden Herrn, den Grvßherzog, und der ist mir immer ein freundlicher lieber Herr gewesen, dem ich von Herzen Genesung wünsche, daß er unter seinen Unter»,anen wohnen Imine Als Landsmann danke ich Ihnen insbesondere sür Ihre Begrüßung. Wir Preußen haben seit der Königin Luise mit Biecklenbnra niemals Streit gehabt und Tissemus. In den BundeSintrrguen in Frankfurt a. M. war die Mecklenburgische Stimme die, auf die wir Preußen neben den Thüringer Herzog- ihümern inrnier sicher rechnen konnten, und in Dankbarkeit bewahre ich meineni Freunde und Kollegen Herrn von Server,, dem damaligen mecklenburgischen Bundestags-Gesandte», ein gutes Andenken. Ich habe in Mecklenburg ia auch persönlich viele „reunde und Iuaendbekanntc gehabt. Die ganze niederdeutsche Bewohnerschaft, die plattdeutsch spricht, umfaßt unsere alten Pro vinzen so aut wie Ihr Land, „Wie sprcikt datsülbe Plattdütsch." Tasiclbe ist noch weiter westlich der Fall: doch wir sind nicht so i„ Frieden und Liebe gewesen wie mit Mecklenburg. Ta trug vielleicht auch die Verwandtschaft der regierenden Familien dazu bei, Kurz, ich habe Zeiten erlebt, wo, wenn ich im fernen Orient einen Mecklenburger gesehen hätte, ich ihn als einen engeren Landsmann betrachtet haben würde, einen Süddeutschen aber nicht. Das ist G> il rer Tank gehoben. Dieser Standpunkt ist vergessen, hoffent lich >ür immer. Daß er nicht unter der Decke wieder nuslebt, der ,miike der Zwietracht, »vollen wir hoffen. Ich habe das Vertrauen :n Gotl, daß wir anscinandcrgerissen werden nicht wieder könne». Gezänk kann kommen, aber die Stämme, die sich gemeinsam als Leniiche erkennen und die zusammen auf dem Schlachfeldc ge blutet haben, die werden schwer wieder auseinander zu bringen rein. Mit den anderen Rachbarn, Sachsen. Bayern, haben wir ja viel heftigeren Streit gehabt, mit Mecklenburg seit der Zeit Bricdnchs des Großen nie. Friedrich der Grosze war lein an- uenclmirr Rachbar, weder für Mecklenburg, noch sür Sachsen, noch 'ui Oesterreich, noch für Polen, daß sind tmnpi puMrti, aber seit der Königin Luise sind »vir immer freundliche Rachbar» geblieben »nd ich hoffe, ich bin gewiß, wir werden eS bleiben. Wenn auch ab und zu Verstimmung in uns auftritt — es kommt Alles aus Gs Wohlwollen a», mit dem die Geschäfte geführt werden: ich Hube das Vertrauen, das; Gott dies Deutsche Reich, das mit so viel .Hammcrschlägen und Blutvergießen ans dcni Schlachlfelde zu «nmmengesügl und gegründet ist, doch nicht wieder zerreißen lassen, mildern auch sür fernere Zeit Zusammenhalten werde und daß wir in der frcnndllchcn Jntimilat, in der wir mit den Mecklenburgern grübt haben, auch ferner leben werde». Rach beendeter Bor- slelümg snbr der Fürst fort: Ja. meine Herren, ich freue mich, »ule. Ihnen alle Stande im Lande vertreten zu sinden und schließe daraus ans eine Einigkeit, die bei uns im ganzen -Lande wie im Reichstage herrschen möge, namentlich »ntcr den produktiven S binden, zu denen ich auch den Kansmnnn rechne: er schasst Pro di,! le, Werthe, indem er die Produkte an neue Stellen bringt. Aber was namentlich die Handwerker »nd Gewerbe, die Land- wirlh'chast an der Spitze, und die Industrie betrifft, die bei Ihnen m-ch nicht zur Krankheit geworden ist, wie an anderen Stellen des RS bes da müssen wir doch Alle Zusammenhalte». Je älter ich mrrde desto mehr werde ich Schutzzöllner und ich weiß noch nicht wir das cnden soll, wenn ich noch älter ivcrdc. Bei der Tafel brachte Jucht Bismarck mit folgenden Worten einen Toast ans den Graßlierzog von Mecklenburg Schwerin ans: Meine Herren, ich Ia»n nicht mit Ihnen am Tische sitze», ohne mit Ihnen Nils das Wohl Ihres hohen gnädigen Laudeshemi ein Glas zu trinlc». .rinne Königliche Hoheit der Gwßhcrzvg lebe hoch' Mi! Bezug ans die angenblicklichc Richtung der offiziellen Oi-zialpolitit schreibt dir „B B, Ztg": Gegen das jetzige Svstcm ln Handhabung des ArbcilcrichntzcS richlci sich auch in weiten Boltsschichlc» eine nicht mehr zn vcrlennendc Mißstimmung. All eilig hoftt man denn auch, daß der Antrag auf Zurücknahme der c>m !. Juli in Krajl tretenden Bäckerei Verordnung noch vor -chtus, des Landtages zur Erörterung gelange. Man ist dagegen, nie man gegen den Acht Uhl-Ladenschluß war. Man hegt im Rinde große Besorg»!!;, daß der Arbeiterschiiß. bis zur Stellung >> ganzen Wirlhschastslrbcus unter Polizeiaufsicht getrieben wird Rii Recht haben >», Abgeordnetenhause vcrichicdciic Redner an' die schwere Schädigung hingewiescu. welche dem erwachsenen männlichen Arbeiter durch die Einsührimg des Marimal Arbeite- mgcs unter Umstanden zngefügt werden lann. Man befördert mit der in der Kommission 'nr Arbeilerstatistit cinrcißeiidcn Me ttwde, gegen jedes Gewerbe, in welchem man hier und da eine bedauerlicherweise noch bestehende, übermäßig lange Arbeitszeit ausgcsiöbcrt hak, gesetzgeberisch vorzugehen. mir die von der Sozialdemokratie z>vcckbc>vns;t im Volke genährte Vorstellung, als ob viel Arbeit a» sich ein Unglück wäre. Tic Gefahr, welche eine c llgcmcinc Verbreitung dieser Vorstellung für die fernere Kultur eiuwickclimg mir sich bringen würde, kann nicht ernst genug ge nommen werden. Roch nie ist ein Vorwärtskommen der Einzelnen wie des Ganzen — die spärlichen „Glücksfällc" ausgeschlossen — anders als durch Arbeit und zwar durch harte Arbeit errungen worden. Tie Doktrinäre des heutigen Arbeiter - Schutzsystems wo.zc» sich von diesen Konscgncnzcn ihres Thuns bei Zeiten Ncchenschast geben und dürfen sich nicht wundern, wenn sic Plötzlich ans cincn migeahnten Widerstand der praktischen Kreise stoßen. Dieser Widerstand ist »in so stärker, als das Arbeitgebcrthum mehr und mehr die Ueberzeiignna gewinnt, daß durch die einseitige An- wa»nuiia der staatlichen Thätigkeit sür die Interessen der Arbeiter der Geist der Ueberhebung unter den Letzteren immer mehr gestärkt und damit auch die Ausbreitung der Sozialdemokratie gefördert weide. Die Methode der Handhnbnng der Arbeiterschiitzgcsctzgebnng bedarf dringend einer Aciioerimg. Rach den Erklärungen Ehambcrlain's im englischen Untcrhailsc über den Zwiichensall der Verhaftung der beiden deutschen Offiziere in Honzkone, fragt man sich in Berti», was denn nn» wirklich die beiden Hssizicre, deren Strafe nun aus eine Geldstrafe von 100 Dollars eimäßigl worden ist, begangen haben tonnten. Der Staatssekretär Irin. y. Malschall wendet der Angelegenheit große Ansinerlsamlcil zu und hat sofort Bericht vom denischen Konsul in Hongkong cmgesordctt, Erst dann wird sich die Regierung über ihie Stellung zn der Angelegenheit entscheiden. Möglicher Weise wild dieser Vorfall noch im st,'eichstage zur Sprache gebracht werde». Eine große Gedächlnißseier für Heinrich v. Treitichke per- anslnltele am Sonntag Mittag dir Berliner Etudcitteiischast im großen Saale der Brauerei Friedrichshai», Die Korporationen des S.-E.. L E . D E,, V. E. waren vollzählig in Farbe» er- tchiriien. Auch die wisicuichaulichrii Bcreinr lind dir keinen Kor- poiationrn angchörcndc» Stiidirciidcn wnicn zahlreich vertreten, io das; der große Saal fast ganz gefüllt war. Unter den Damen, die aut der Galerie der Feier heiwohiitcn, bemerkte man die beiden Töchter des verstorbene» Historikers, An de» Ehrentafel» saßen „. A. der Kultusminister Dr. Boss?, der Haiidclsniinister Frhr. v. Berlepsch, Geh. Rakh Schmidt vom Kultusministern»», der Rektor der Friedrich - Wilhelms-Universität, Geh. Rath Adolf Wcigner. die Maler Adolf Menzel »nd Gesellst!,ap, Emst v. Wildenbrilch und sehr viele Mitglieder des Lrlirkörvers der Universität. Professor Lev» hielt die Gedächtnißrede. in der er ei» Bild von dem Eiitwickelinigsgaiiae Heinrich v. Trcitschlc's gab. Ter Redner schloß mit dem Gelöbniß. Treitichke's Andenken hoch zuhalten und iestruhaltcn an seinem Glauben an das Vaterland. Nachdvn die Versammlung „Vom hohen Olymp herab" gesnngrn hatte, brachte sie in einem vom Stud. Phil. Naumann vom akade misch-historischen Verein kommandirten Salamander dem Heim gegangenen den letzten Scheidegruß. Professor Grimm zeigte zuni Schluß die gutgelungeiie TvdtenmaSke Treiischkc's. Im sozialdemokratischen Heerlager ist eS. wie der „Schlei. Zig." geschrieben wird, jetzt recht still, die Partei hat mit mannig- sachen Sorgen, die zum Theit durch die verunglückte Maiieier, zun« Theil durch unsinnige Lohnbewegungen hervorgerusen sind, zu kämpfe». Was dle letzteren anbetrisst. so ist cs zunächst noch der Evttbnier Weberstreik, welcher der PMei „im Magen liegt". Cs sind noch immer 4M Weber zu miterslützen, d. h. >rde Woche sind 4000 Mk Unterstützungen niisznbriiige»: und das ist insofern ganz außerordentlich schwer, als alle zur Verfügung sichenden Fonds anfgrbrancht sind. Ferner sind >ede Woche 10.000 Mk. a» Unterstützungen für die streikenden Metallarbeiter in Berlin anfzn bringen. Trotz des Verbots der Arbeitgeber hatten 400 Berliner Metallarbeiter den 1. Mai „gefeiert": als sic infolgedessen ans wenige Tage von den Werkstätten ansgeschlvsien winden, erklärten sic in einer Versammlung, daß sie nur unter der Bedingung, das; die Fabrikanten den l.Mai als Feiertag sür immer sreigeben ivür den, in die Fabriken znrückkehren wollten Das; diese Forderung nie erfüllt werden wird, ist selbstverständlich. Vorläufig nimmt allerdings der Berliner Vertrauensmann der Metallarbeiter den Mund noch gehörig voll, da in der ersten Woche die nöthiaen 10,000 Mk. eingegnngen sind ; aber schon setzt soll es mit der Be schaffung dieser Summe hapern: und später wird es natürlich noch schlimmer werden. Die Lohiierhöhnngeii, welche einzelne Gewerk schäften in Berlin anläßlich der drängenden Arbeiten in der Ge Werbeausstellung durchgesctzt hatten, haben zur Folge gehabt, daß sehr viele Arbeirskräste nach Berlin gekommen sind, oie nun nichts zu thun haben. Von den Maurern sind allein 1500 Man» arbeitslos. Auch die 2000 Arbeiter der Pianofortefabriken, die auch einige Lohnerhöhungen durchsetzen wollten »nd deshalb seit etlichen Wochen streiken, sind am Ende ihres Ausstandes, Zuzug von außerhalb, Uneinigkeit im eigene» Lager. Mangel an Geld dürften bewirken, daß sie in nächster Woche wieder zu ihren Ar beitsplätze» zurückkehren werden. In einer Anzahl kleiner Städte haben die Fabrikanten erkannt, daß ihr Gewerbe nur dann eine ruhige Eiittvickclung haben kan», wen» sic dcii^ immer dreister ans tretenden Fachvcreinen den Krieg erklären, Sv haben n. A. die Holzfabrikanten in Lauterberg ani Harz beschlossen, keinen Arbeiter mehr zn beschäftige», der einem sozialdemokratische» Fachvcrcin angrhvrt. 450 Arbeiter, welchen diese Verpflichtung nicht gefallen wollte, sind vorläufig ansgeschloffen: sie sind ohne jegliche Hilfs mittel. In zahlreiche» anderen kleinen Städten bereiten sich die Fabrikanten zu ähnlichem Vorgehen vor, Stöcker leitete den erwähnten Vortrag, den er in der letzten Versammlung der Christlich-Soziale» in Berlin hielt, mit einer Demonstratio» ein. Er begann mit dein Hinweis ans den 'chotti- lchen kvnigstreiicn Edelmann, weichem nach dem Urtheil des Königs die rechte Hand abgehanrn worden war und der dann mit der Lücken den Hut i» die Höhe warf und dem Könige huldigte. Im Anickilns; an diese Erzählung brachte Stöcker ein Hoch ans den Kaiser aus. Die Verletzung, die sich -Herzog Georg von Meiningen in Varcnna znzog, ist keine schwere, erfordert aber besondere Vorsicht, um niiarigenebmen Komplikationen vvrznbengcn: sie besteht in traumatischer Verstauchung niit serösem Erguß rn de», Präiotnlns- Beutcl und rin Gelenk selbst. Trotz der am 14, d, M, vorgcnommcnen Operation dauern die Erscheinungen der allgemeinen Sepsis bei dem Prinzen Georg von Enmberland fort. Es wnrde ein Steigen der Ficbcrtemvcrntiir festgcslellt, da die Temperatur Sonntag früh M Grad betrug. Tic Entzündung in dem eröffnet«: rechten Kniegelenk dauert an bei intensiver Schmerzhaftigkeit des ganzen Beines. Wnndsekretion minimal. Nahrung wird wie bisher mir in flüssiger Form aus genommen. Bon dem jüngsten Aufenthalt des Kaisers in Wiesbaden weis; ein dortiges Blatt Folgendes zn erzählen: Als am Montag der Kaiser durch die Taunusstlaße ritt, trat ein kleiner Schuljunge aus ihn zn und ries: „Ach Herr Kaiser, geben Sie uns doch morgen frei!" „Ja, ja," antwortete laut lachend der Kaiser nno anderen TageS belam die Schnlsugend in der Thal die ersehnte Freiheit, die Kraft ihrer Lungen bei den Hochrufen zn erproben, wo irgend der Kaiser erschien. Ter „Schles, Ztg." zufolge sind ans dem Iulinsschacht bei Waldenburg infolge des Einsturzes eines Gerüstes sechs Montir- ungsarbciter schwer beriniglückt. Ungarn. Der König wohnte am Sonntag in Budapest der Festsitzung der Akademie der Wissenschaften bei, wobei eine Ab Handlung des Reichs-Finanzministcrs Kalla» über die Arpaden und den »»gamchen Staat verlesen wurde, Nachmittags begab sich der König zu dem Volksfeste und reiste Abends nach Wien ab. Unter dem Stichwort „Verdrießlichkeiten" wird der „Köln. Ztg," ans Budapest geschrieben: „Die frohe Fcstesslimmnng will nicht recht andnuerii. Daß sich der Hochavcl für das eigentliche Kiittnrwerl der Iahrtansendseier nicht recht zn erwärmen vermag, ist bereits berichtet worden. Die hochgeborene» Herren finden gär Vieles anszusctzen und sind vor Allem der Ansicht, das; man die ganze Sache mit einer der großen Rationalfeier nicht tznnz würdi gen Rcllamesncht in's Werl gesetzt habe. Freilich spielt hierbei auch die Unzufriedenheit mit, die sich dieser Kreise seit dem Ins- lcbcntrcten der letzten Kirchengcsetze bemächtigt hat, aber auch die leitenden politischen Kreise tragen eine gewisse Verstimmung zur Schn» Zweierlei Tinge haben dazu bcigelrnge», Zunächst die feindseligen Kundgebungen in den Balkanländern, dann aber auch das unversöhnliche, hcranssvrderndc Gcbahrcn der Nationalitäten. Jetzt erst sieht man, wie viele Feinde das heutige Ungarn hat, und gleichzeitig greift anch die Uebcrzengimg »m sich, das; man die Bedeutung der Ratvnalitätknsrage nntcrichätzt habe und einer ver nünftige» Lösung derselben leichtscrlig ans dem Wege gewichen sei. Alles fühlt, das; hier Abhilfe, rnlchc Abhilfe notli tlme: die Nationalitätenfrage dar! nicht mit Gewalt und Selbstüberhebung, sic muß mit Klugheit, Umsicht und Selbstverleugnung gelöst und anS der Welt geschasst werden. Nicht minder besorgt ist da? Indrnthnm. Tic thatkrästige Unterstützung, welche ihm die jeweiligen ungarischen Regierungen angedcihen ließen, hat es viel zn weit vorgrdrängt Die Juden haben der natürliche» Entwickel ung vorgegrisicir und eine Anzahl der bedeutendste» Unternehm ungen und Emliigenschciftcn sieht sich heute vor die schwere Frage des Seins oder Richticins gestellt. Deshalb hat man alle Hosi- nunge» i» das AuSstelliingSwerk gesetzt. Von seinem Gelingen hängt der Fortbestand gar manches WrrthschaftSgebildeS ab, sein Mißlingen müßte den Zusammenbruch zur Folge haben und mit ihm wäre cs auch »m die heutige Machtstellung des Jndenthiims in Ungarn gcllian. 'Run sind in den letzten Tagen allerlei beiorg- nißerreacnde Erscheinungen an den Tag getreten, Tie Ausstellung hat bisher noch nicht die gewünschte Anziehungskraft bekundet. Die Hetze in den Balkanländern schadet nicht weniger als die leb hafte Agitation der Nationalitäten, Allerdings steht man ia crst im Anfänge, der Sommer niag nachhelfen, aber die Sorge will nicht weichen, Vrmerkcnswerth ist hierbei die Zurückhaltung, »in nicht zu sagen Abneigung des Kern-Mngyarrntlmms. In den Ncihen desselben nährt cs, und gar Manches deutet ans eine bevorstehende antisemitische Bewegung hin. Man hat in gewissen Kreisen den ausgeprägten Patriotismus des magynrckchcn Volkes für jüdische Zwecke leichtfertig nnsacbciitct. ein Theil der Presse verficht anch heute noch rein lüdischr Interessen unter magyarischer Flagge,, Man könnte Fälle anfzählcn, wo man anch die anSwärtigc Politik ^ in den Dienst des JndcnthumS z» stellen bestrebt war, Nichts destowrnigcr haben die Inden auch Vieles geleistet, in leinem Lande mehr als in Ungarn. Wie dem nnn auch sei. Tbatsache ist, daß sich Dinar vorberritcn, die sein leicht eine politische und ge scllschaltliche Umgestaltung zur natürlichen Folge haben löniicii, Frankreich. Mehrere Tausend innae Leute Yeranstaltetcn vor der Statue der „Ieanne d'Are" t» Paris eine Kundgebung anläßlich eines Nalivnnlscstes zn Ehren der R'atioiinlheldin, Daran! zogen sie vor die Rcdnllioiislolalc der „Livre Parole", der „Nöpiibltane Fran-.aise" und des „Intransigcant" und versuchten die Thüren der letztgenannten Zeitungen zn sprengen unter den Rufen: „Nieder mit Nvchrsort!" Die Polizei ging mehrmals mit blanker Waffe vor. Drei Personen wurde» verhaftet, Lvanic». Ans Havannah wird gemeldet: Die Aufständischen wnrden an zwei Stellen mit einem Verlust von 02 Todtcn in die Flucht geschlagen. Die Spanier hatten einige Verwundete England. Der frühere liberale Premierminister Lord Noie bery berührte in einer Rede in Hniisto» Abbot vor einer Ver sammln»» liberaler Delcgirtkr ans Tevviiihire die südasrilanischen Verhältnisse »nd forderte eine energische ichnrlle Untersuchung der Vorkommnisse in Transvaal, da dir vom Uiitcrslaatssekretär Ehambcrlnin niigklündigte Untersuchung wobt erst in, nächsten Jahre stnttsinden ivcrdc. Eine erschöpfende und nnpartciischc Unkerjnchniig sei man nicht mir England, Südafrika und den angeschiildigten Personen, sondern auch ganz Europa schuldig. Tenn säst ganz Europa glaube, daß die englische Regierung ebenso wie das englische Volk den Einsall des Tr, Iaineson in Transvaal begünstigte». stiuffland» Die Krönung in Moskau, so rechnet man. wird eine Million Fremder nach dort führen, Der Hos hat zur B> slreitnilg der Krviiungskoslen Ul Millionen bestimmt: 41 Millionen verausanben die Städte »nd Deputationen Rußlands. Alles in Allen dürfte die Krönung 150 Millionen in Moskau in's Rollen bringen. So hoch schätzen die Banken die Summe, z»m Dhciä ans Grund der Kreditbriefe, die bei ihnen einliesen. Es sin', manche von enormer Höhe unter dicien, Li Hnna Tichang isl n > eine Million Rubel beglaubigt: der sranzösiiche Botschafter Gw- Mi'iitcbello bat einen Kreditbrief bei der Filiale des Kredit Lvonin sür eine unbegrenzte Snmmc: einzelne nnsilche Wnrdenir> m habe» Anweisungen ans 200,000 Francs i eine ähnliche Höhe er reicht der Kreditbrief des Prinzen Liechtenstein. derfür-17,M!iR'nl.! und 150,000 Frcs, beglaubigt isi. Bescheidener sind die deutsche: Fürsten dolirl. so Prinz Georg von Sachsen mit 05,000. der Plin., von Baden mit 20,000 Rubel». Diese Summen lasten ans des Reichthnm schließen, der sich ansclnckl, sich über Moskau ev- zii'chütien, Der Kaiser und die Kaiserin sind mit der Großfürstin r.Iao von St. Petersburg nach Moskau abgereisi gische» Schwächen verdecken, Menscheiidarsteller die Rolle si Friedrich Mitterwurzcr, Afrika. Ter „Daily Telegraph" meldet ans Pretoria, das dort grogc Erregung herrscht infolge der in der Iohni»icsbnrge> „Times" in Fncsimile veröffentlichten Plänc Iameioii s :n rinem Uebersall und Bomhardemeni vv» Prnlvrin, welche, wie man l- hanptct, nach dem Gefecht vvn Doornke in dem Gepäck Iamewi; s borgesunden wurden. ClUivten. In Alexandrien sind zn den bisherigen 51 Er krankungcn an Cholera 23 neue Erkrankungen und außerdem 20 Todesfälle hinziigetrelen: in Kairo, woielbsi bisher 2 Krank hcitsfnlle gemeldet waren, wnrden !« weilerc Erkranlimgen und neun Todesfälle scstgestellt, Kunst und Wissenschaft. 4 König!. Hofschauspiel. Man sieht ihn eigentlich nur noch irlteii, den einst vielgeseiertcn „Graien Waldemar" v m Gustav Frevtag. der in den iünszigrr Jahren jo männiglich tendenzii , auftrat, »nd dessen Schlußworte an- das schöne Rech! der Art est »och dazu in dem Munde des .Hochadeligen für lkilc Zeucinvunde'.- sich genuggetliingeii habe» mögen. Wenn sich nick,! gasucendcScha!. spiclgrößen hier und da der prächtig:» Titelrolle aimehmen würden, die in der Reihe der Jreytag'scheii Helden an Tnntbnrleil sich nur mit dem iliwerwüstlichen Ivurnalisien Bol; vergleiche» lasse» lann, so hätte „Gras Waldemar" vielleicht längst >chvn das Schick»! de, armen „Valentine" gecheckt, die ja so ziemlich ganz vergessen is: und höchstens aller Jahre einmal, einem 'tüchtigen Schemen gleich, über nuiere größeren Provinzbühnen huscht. An Unwahrscheinlich, leiten, viychvlogischcn Unmöglichkeiten ichlt rs in demDrama »ich: der fcinsinniacTichter der „Journalisten ' wandelt hierin nicht immer lebensvolle Pfade und ni»er realistisch geschultes Gciirh! nimmt Heu: zutage daran mehr Anstoß, als das iheatralische Bedürfnis; einer littcrarische» Epoche, die in einer reichheweglcn dramatisch wir" samen und spannende» Handlung gewöhnlich den Hauptwertl! eines Bühnemverkcs sah. Namentlich die Figur des Helden, dessen Wandlung durch die Liebe zn der schlichten GärtnerStochtcr Gertrud Hillcr in den einzelnen Phase» ihrer Entwickelung etwas stark Romanhaftes an sich hat, leider trotz der ziemlich unzwci- denligen direkten Charakteristik an bedenklichen Unklarheiten; der Drang zum Guten hätte in seinem Streben unbedingt stärker, über zeugender hernlisgearbeitct werde» müssen, sodas; seine Liebe zu Ger o truv nur den letzten Anstoß zu der Melamorphvie dazu geben durste, s »k So wie das Charakterbild des Grafen jetzt sich anlößt, glaubt man ihm, ' und leinen Bctheuerungen nicht so ohne Weiteres-: der sechste Akt des. Stückes, der die Probe aus das Exempel bringen müßte, ist nnI geschrieben. Zugegeben soll werden, das; rin großer Schauspieler hier dem Dichter bedeutend nachhclsc», seine kleinen psycholo- ia daß ein besonders genialer sogar glaubhaft machen lann, ,:r. augenblicklich einer der größten deutschen Eharaktcrspieler, ja vielleicht der größte, der vorgestern Abend sein leider nur kurzes Gastspiel bei »ns als Graf Walde mar rrössnetc, ist ganz der Mann dazu, und der gewaltige, nerven- aulrüttclndc Eindruck des alten Stückes war lediglich seinem hinreißenden Spie! zn danken, das immer und überall von einer starken Individualität, einem großen Temperament diktirt wird. Was den Künstler so groß macht »nd ihn so tiefgehende Wirk-, nngen in der Verkörperung problematischer und komplizirtrr, Charaktere erzielen läßt, ist seine vollendete Kunst natürlich zn spielen und natürlich zn sprechen, ohne dabei — naturalistisch zn werden und die Grenzen des ästhetisch Zulässigen »nr im Gcringstcii zn überschreiten. Das allein ermöglicht cs ihm, in dieser wunder baren Weise auf der Bühne überzeugend und wahr zn wirken. So wird man die eigentlich immer immöglichcn Sceiie des vierte» Aktes, in weicher dem Grafen Waldemar die sonderbare Lust! onwandelt, während seine Freunde am Spieltische sitzen über die Nichtigkeit sein Daseins philosophische Betrachtungen anzustellen, nie so ganz selbstverständlich spielen scheu, als gerade von Mittcr- wurzcr und selbst die ans die Spitze gestellte Schllißsecnc des letzten Aktes, in der die Fürstin Udaschtin — ein seltsames Eon-i glomcrat aller möglichen Ebaraktereiaenschaften — ihre Ansprüche! ans Waldemar ansgicbt, gewinnt durch seine sieghafte Natürlichkeit wenigstens einen 'Anstrich von Glaubwürdigkeit, Tic Beweglichkeit seinerPhnsiognomic ermöglicht ihm dabei die bewnndermngswürdigslr Mimik, und die Leichtigkeit, mit der er tcdc iimcrc Bewegung auch in seinem Acußercn znni Ausdruck bringen kann, hat ei. ebenso wie die fabelhaft^ Beredtsamteit der Hände, höchstens mit der Düse gemein, Sem Organ ist weder besonders groß, noch schön und lann sich z. B, mit den stimmlichen Mitteln Emil Trnch's nicht im Entferntesten messen an Umfang und Wohlklnng; aber dieses Maneo vergißt man bei Mitterwnrzer vollständig: er wäre ein großer Schauspieler auch ohne Stiminc geworden. Würdig dieses Waldemar war die Udaschtin der Frl, Ulrich: auch bei ihr vergaß man unter dem Eindruck eines wirtlich iinponircndcn Talentes, das namentlich in der Pathetit derSchlnßsccnc niit hin reißender Leidenschaft znm Durchbruch lam, Manches und Vieles, vor Allem: das; Georgine nnr wenige Jahre älter sein darf als Gertrud Hillcr, der Frl. Salbach die ganze Innerlichkeit und rührende Herzlichkeit ihrer schönen Begabung sür derartige Rolle» lieh, sodas; man beinahe vergaß, das; sie sich heute eher und besser schon sür die Fürstin Udafchkin eignen würde und die Rolle der bescheidenen und liebenswürdigen Gärtncrstochter ebensogut von Frl Pölitz oder Fr, Bast» gespielt werden lönntc, Ter Fürst Uda'chkm des Herrn Wiene war das keck hingcwvrscne Bild eines echten Halbasiatc», dem »nr dic letzre Netouche an „Enroyens übcrtünchtcr Höflichkeit" fehlte: dieser vriitale Fcdor Iwanowitsch darf schon etwas mehr von Eavalicrnatnr an sich haben als ihm der Künstler gab. Alle übrigen Mitwirkende» thatcn ihre Schuldigkeit »nd fügten sich gut in das Ensemble ein, Bon den Frcnnden des Grafen Waldemar siel mir Herr Tcttmer durch seine tadellosen Manieren auf, Der Regie wäre zu wünschen, das; eine glänzen dere mwe an !-eöm' des Schauspiels in ihrer Macht läge: besonders der 2. Alt, welcher in dem Palais der Udaichiin svielr. halte eine kleine 'Anleihe bei den stilvollen und prächtigen Nc>misite» imicrei König!, Hosopcr recht wohl vertragen löimcii, — Das nicht gerade zahlreich erschienene Publikum feierte de» geliebten Gast nach ledcm Aktschluß ganz außerordentlich, I', R, Uollt, ! Im König!, Hofoperichaiisc gebt Iiemc Goimvd's „Romeo imd Julia" zur AnNttlirimg. 'Anfang 7 Ubr, Im König!. Schanspielhailse tritt Herr Mitterwnizer im „Kri egsblan" am. 'Anfang halb K Uhr, - Der rühmlichsl bekannte König! sächsische .Hv'photogravl, 'Albert Mcyc r m Berlin, der als Detegirtc, ven Festspiele» in Olvmpin beiwohnte, wird unter dem Schutze Sr, Majestät des Königs Vv» Griechenland ein „'Album der olympischen Svietc" bcraiisgebcn, welches demnächsi erscheinen wird »»d in einer beiviidere» Pcachtansgabe den verichsideiien Souveränen überreicht werden >oll. Dem Werte, welches übrigens auch eine Geschichte der vlmnvilchcn Spiele vvranssichtlich in griechischo. deutscher, ciigliichcr »nd sranzvsischcr Sprache cnlbalteii wird, brina> man das größte Interesse entgegen, da cs sich in ihm um ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an dir Nativnaltage Griechen lands handelt, s Frl. Gertrud Rick,Irr, gcbvreiic Dresdnerin. die sofort, nachdem sie ihre Studien bei Iran Dr, Schramm Mnedonatd be endet batte, am Berliner Königs. Tchansvielliaiisr verpflichtet wnrde und seit vorigem Herbst am Breslauer Stadtiliealcr thätig war. ist setzt nach crsollireichcm Probcgasiiviel als erste iiigendlich-senti- inentalc Liebhaberin am deutschen Lnndesthealer in Prag engagirt worden. Eine andere Bühneiitünslleri» ans der Schule de, ge nannte» dramatische» Lehrerin, Frl Elisabeth S cHoltz erhielt einen Rus als Heldin und Salvndainc an das L-tadtkheatei ln Halle a. S. Vrerdner Nachrichten. L38. Seite 3. WM Dienstag. IV. Mai 18»«
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