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Aunibert und Isabelle. Rührende, pnlvergeschwärzte, liebe- und haßerfüllte Ritterballade. <Lr lebt auf ihrem Schlosse in der Stille Die junge, holde Gräfin Isabille. Blau find die Angen, ihre Haare schwarz, Die Lippen roth und edel ist ihr Harz. In ihrem Grübchen Liebesgötter Hause«. Und ihre Wangen sind wie Aprikausen; Di« Zähne, ach, find weiß wie Marmelstein, äummarnm: Sie war wunderschein. Nicht weit davon, etwa zehn Büchsenschüsse, Haust Ritter Kunibert auf seinem Schlüffe, Und Kunibert und Bella, ei der Daus! Die lieben Beide sich ganz grenzenlaus. voll List und Gift und Galle wie die Natter, wohnt unweit Eduard ein andrer Rätter, Der haßt Herrn Kunibert ganz ungescheut, Denn er liebt auch die edle R ttermäud. Und Unheil brütet er in seinem Herzen, Durch grause» Mord will er den Andern stürzen. Da lacht er plötzlich auf mit grimmen Ton, Denn in ihm reifte ein stockfinstrer plon. D'raus klingelt er und ruft in Rosenlaunc Den Bcrthold Schwarz, den frommen Schloß- kaplaune, Eifinde schnell das Pulver!" schreit er laut. Doch kannst Du's nicht, wohlan, so ist's Dein Taud. „Den Ritter Kunibert, den eitcln protzen, will in die Luft sammt seinem Schloß ich platzen, Dann sei're ich, erfüllt von Glück und Lust Nit Isabellen froh das Hochzeitsfust." Herr Berthold nimmt sofort ein Kupferhafel Und thut hinein Salpeter, Kohl' und Schwafcl Und manscht und panscht und rührt und schürt, und bald Hat er das Pulver glücklich hcrgestallt. Da fällt auf einmal in des Hafens Tiefe Lin Funke aus der offnen Tabakspfiefe. Lin Blitz — ein Krach — und gräßlich, schauderhaft, Fliegt Berthold, Schloß und Riter in die Last. Rings wirbelt cs von Knochen, Muskeln, Sehnen Und Köpfen, Armen, Vhren, Füß' und Beenen, Jedoch des Ritters Herz fährt kurzer Hand, wie es verdient, hin in den Höllenschland. Schnell eilen her, erschrocken von dem Knalle, Der Ritter Kunibert und Isaballe, Die seh'n und rufen: „Sieh', da hast Du's nun, verehrter Ritter; ja das kommt davun!" Znnner Bernssnienscb. Amtsrichter, der sich von seiner Verlobten mit einem Kliffe verabschiedet: i „Termin zur weiteren mündlichen Verhandlung wird angcsetzt aus Montag, > den r«. August zyr>t. vormittags zz'/- Uhr." MI'! I'!'! « ! I I «'!'! III I j'j Sie segnen Beide fröhlich diese Stunde Und küssen sich und reichen sich die Hunde, Und reden Dies und Das und Allerlei Und schwören sich aus ewig Lieb' und Trei'. Und Tanten, Vnkels, Muhmen, Vettern, Basen Am andern Tage in der Zeitung lasen: „wir künden ein Ereigniß froher Art — A. v. empfohlen Bella — Kunibart." D'raus lerne, Mensch: Laß Liebende in Frieden, Denn Eifersucht schafft immer schweres Lieden I Item: Wer Andern, ohne sich zu scheu'». Die Grube gräbt, fällt meistens selbst hineun. Daneben lernt, Ihr Kleinen, wie Ihr Großen: Mit Pulver und mit Licht ist nicht zu spoßen, Und glücklich ist und kommt nicht auf den Hund, wer, weil beschränkt, das Pulver nicht erfund. Zum Schluffe lernen noch mit Fleiße Alle von Kunibert und Fräulein Isaballe: Ist auch die Liebe, wie man sagt, oft blind, Ist sie doch süß wie weißer Zuckerkind. Der «Lx-ssantssfelbeld. Stammgast (zum andern): „Da, schau den Lehmann, dieser protz! Seitdein seine Frau todt ist, klopft er, wenn er ein neues Glas wünscht immer mit den, Hausschlüffcl an's Glas Uneb ein Natb A. : „wenn ich nur wüßte, wofür sich mein Junge am besten eignet, und was er einmal werden soll, bis jetzt hat er jStraßc gelegen. B. : „Dm, so taff immer ans der lassen Sie ihn daun doch Geschäftsreisender werden!" palindrom. - p a z, e r a a „ gcr: „Lin schönes Kmd I Gebart cs Lu» ? Wärterin: „Die Spitzen schaut! Bin nicht so reich 's ist's »en von Ibro Gnaden, di- jetzt in Baden-Baden baden "' - paz, srganger : „wie heißt's?" w ärterin : „Das sollt Ihr selber finden." Spaziergänger: „Wieso?" Wärterin: „Leit, was ich bin, von hinten!" Auslösuna des Buchstaben-Räkbscls in > HimristW Mage Mm« irr» LoiMbkck Gegründet 1856 ^ dD, INo. AA4. Sonnabend, den 24. August. IVOI. Herrn Länirnels lvetterbäusel. Ein Wetterhäusel ist gewiß schon an und für sich etwas Allerliebstes, aber Herrn kämmel's wetterhäusel — na, das war entschieden ein kleines ! Weltwunder. So fein, so zierlich gab es gewiß in ganz Dresden kein zweites, konnte doch die holzgeschnitzte Veranda allein als Sehenswürdig keit gelten, wie Herr kämmel schmunzelnd dachte. Herrliche Brandmalereien, märchenhasie Blüthen! darstellend, würdig, durch ein modernes Gedicht unsterblich gemacht zu werden, zierten die wände, und ein schlankes Tbürmchen krönte endlich das meisterhafte Ganze. Das Pärchen, dessen Heim unser wetterhäusel war, schien etwas aus klassische Bildung zu geben, denn in brennend rothen Lettern prangte über dem Eingang Schiller's Wort von dem „Raum in der kleinsten Hütte" und auch „das glücklich liebende paar" war nicht vergessen worden. Als Fräulein Lobine, Herrn kämmel's rundliche Hausehre, dies las, kräuselte ein sxött-! isches Lächeln ihre Rosenlippen, während das ge wichtige Doppelkinn sich mit ei:er Bewegung nach vorn schob, die deutlich sagte: „was wisse» Sie davon, Herr Reittier Lämmel! Sie hartgesottener Junggeselle, Sie Verächter des Ewig-Weiblichen," und ein sroinmcr Augenaufschlag setzte seufzend hinzu: „das himmelan zieht!" Herrn Lämmel war das Micnenspiel Fräulein Lobinens natürlich nicht entgangen, und er wußte es sich recht gut zu deuten. Daß er auch so hcreinsallcn mußte mit dein Vers! Den hatte er beim Einkauf gar nicht beachtet! lind dieser Vers verleidete ihm die ganze Freude an seinem wetterhäusel, das er doch nicht blo; für einen Pappenstiel gekauft. Bewahre! wenn schon, denn schon, war Herrn Lämmel's Grundsatz in solchen Dingen. Na, und er konnte es ja auch, der Herr Rentier Lämmel. Aber der Vers. Bombenelemeiit! wie kann man überhaupt den Blödsinn an ein wetterhäusel schreiben l Das junge paar da drin schien nicht einmal in so glücklicher Ehe zu leben, denn blieb „sie" daheim, so ging „er" ans und steckte „sie" ihr Näschen an die Lust, so zog sich der Herr Gemahl in seine Gemächer zurück. Ob man die rothen Buchstaben, die dummen, nicht verkleben konnte? Herr Lämmel versank in Nachdenken. Aber nein, da würde er sich ja sein wetterhäusel total ver schandeln, und überdies würde Fräulein Lobinc abermals Gelegenheit zu dem gefürchteten mali- tiöscn Lächeln haben. (!) diese Weiber! Herr Lämmel ballte ingrimmig die Hände und sandle einen wüthenden Blick nach der Thür, durch welche Fräulein Lobine verschwunden war. Der roihe Schillervers war aber nicht der einzige Kummer, den das wetterhäusel seinem Besitzer brachte. Herr Lämmel hatte nämlich seiner Hauschre erklärt: „Sobald die Frau heraus- kommt, giebt cs selbstverständlich Regen." „llmgckchrt wird wohl ein Schuh daraus werden, Herr Lämmel," gab Fräulein Lobine schnippisch zur Antwort. „I behüte I wieso denn ? Nur die Frauen zimmer macheii das schlechte Wetter. Frauen zimmer sind überhaupt die überflüssigsten Geschöpfe aus Gottes Erdboden." „So ? l Hin!" Fräulein Lobine stcnimtc kanipfcsmuthig ihre vollen Arme in die Seiten und räusperte sich vernehmlich. Dann jedoch. wie sich besinnend, warf sic das jungfräuliche Haupt mit den falschen Zöpfen stolz in den Nacken und rauschte mit einem vernichtungsblick durch die Mittcab. Sic war belc-digt, tief beleidigt I lind j der Rentier sollte seinen Frevel büßen. Ungestraft j ließ Fräulein Lobine sich und ihr Geschlecht nicht i beleidigen, wenn er sie wenigstens ausgenommen I Neie gebarnisedte Sonetten jetzigen Rennüier üNeisgen in Drüsen. 84». In Bevreitb. In Bcyrcitb, wo die Festschbielbichne wohnend, Die höchste Wonne in der Kunst erzeigt, wo sich die wahre Kunst zur Erde neigt, Da ist das Mcnschendascin wirklich lohnend l wo Eosiiiia ans höchster Höhe thronend, Die halben Gödder »ndcr'sch Siebter bcigt, wo Siegfried durch die waknsricd-villa schdeigt Als Kombonist und kecncr Node schonend! Da kriegde och, wer inag's 'in denn veriebeln, wie alle Welt znm Höchsten kroch hinan, En Hotelier den Höhen-Preise-Wahn! Der freite sich, die Schwärmer recht zu zwiebeln. Die er gelockt in seine gold'ge Falle, — Er wußt's: Die Driinmen werden ä'm nich alle l hätte! Dann würde sie ihm noch ebcr verziehen haben. Sic und überflüssig I Lieber Himmel, was sollte denn aus Lämmcln werden, wenn sie — nicht auszudenken war diese Möglichkeit l Der Mann würde ja an Leib und Seele zu Grunde gehen müssen, wen» sie, Fräulein Lobine, nicht mehr für ihn sorgte I llcbcrflüssig! Fräu'ein Lobinc war keine von den Sanften, die Götter hatten ihr einen kriegerischen Geist verliehen, und so war denn auch jetzt ihr erster Gedanke „Rache" ! Ja, sie wollte sich rächen. (!) Lämmel! wärst Du nie durch die waisci,Hausstraße gegangen, als das wetterhäusel dort im Schaufenster stand I Der Morgen, welcher dem vcrhängnißvollein Tage folgte, brach an, sonncngoldcn, lichtgcküßt. Herr Lämmel trat aus seinem Schlafzimmer, be grüßte Jungfer Lobine, die am Frühstückstisch ihres Amtes waltete und guckte an das weiter- häuscl. In seiner vollen Farbcuschönc stand das weiblein unter der Thür desselben und schäme herausfordernd zu ihn, herüber. Der Rentier war baff, was wollte denn das vermalcdcicte Frauenzimmer bei diesem Soiincnschcin? Der Mann gehörte heraus, der Mini! zeigt das gute Wetter an, das Weibchen immer Regen oder Sturm. Die hübsche Verkäuferin hatte es ihm ganz deutlich erklärt, und itun stand das Frauen zimmer bei Sonnenschein hier I Es war rein zum llcberschnappcn. was zum Kuckuck sollte denn Fräulein Lobine denken? Diese aber nrich mit dem harmlosestcn Gesiebt von der Welt ein Brät- che» und kümmerte sich nicht im Geringsten um das wetterhäusel. Mit einem schnellen Griff drehte Herr Lämmel den Knopf des Lhürinchcns , etwas nach links, war zur Folge hatte, daß unser j unternehmungslustiges weiblein sofort im Innern verschwand und ihr Gemahl dafür im Rahmen der Tt-Lr erschien. Herr Lämmel nickte befriedigt vor sich hin und schritt dann würdevoll znm Kaffeetisch. „Schönes Wetter heute," sagte Fräulein Lobine» ihm die Taffe reichend. „Ja," erwiderte Lämmel gleichmüthig, „der Mann ist auch herausgekommen deswegen." Er schlürfte langsam den duftenden Trank und bemerkte aus diesem Grunde das bekannte mali- tiöse Lackeln seiner Hansehrr nicht. Im Stillen war er sehr vergnügt, daß es ihm gelungen, Fräulein Lobinc hinter'; Licht zu führen. Die Freude sollte aber nicht von langer Dauer sein. Als er nämlich im Lause des Vormittages wieder mit seinem wetterhäusel liebäugelte, war zu seinem Entsetzen der Mann abermals verschwunden oder hatte vielmehr seiner besseren Hälfte Platz gemacht. Herr Lämmel beförderte das ausgehcwüthige weiblein schleunigst zurück, viel half es ihm freilich nicht, denn bald genug stand das Frauchen wieder seeleiivergnügt zwischen Thür und Angel und dort blieb es mit zäher Ausdauer währen der folgenden schönen Tage, so oft Herr Lämmel auch den Tburmknopf in Bewegung setzte. Da endlich trat Regenweiter ein und der Rentier athmetc aus, denn das weiblein hatte ihn ordent lich aufgeregt mit seiner Hartnäckigkeit. Nun aber konnte das dickköpfige Weibel seinetwegen an der Thür bleiben, bis es verschimmelte. Die wctlerhämellcute aber schienen anderer Ansicht zu sein. Jetzt war „er" fort und fort auf's Aus achen erpicht, während „sie" fein sittsam das Heim hütete. Herr Lämmel befand sich im Stadium gelinder Verzweiflung und begann nun das alte Drehspicl seufzend von Neuem. Da trat ein Er- cigniß ein, welches mit einem Schlage die Sach lage änderte. Es war an einem Mittag. Herr Lämmel kam eben in's Wohnzimmer, wo er be. reits kurz zuvor sein wetterhäusel gerichtet. Da stand Fräulein Lobine vor demselben und that ganz wie er, denn sie Ritte den Thurmknopf zwischen Daumen und Zeigefinger ihrer zarten Rechten und war eben im Begriff, die kleine Drehung auszusühren, als Herr Lämmel sie mit einem energischen „Halt!" daran hinderte. Schreckensbleich fuhr sie herum. Der Rentier aber vergaß seine Verzweiflung und lachte — lackte, daß ihm die dicke» Lhränen über die Backen kollerten. Das also war es ! Darum des „liebenden Paares" vartnäckiakeit! V, diese Frauenzimmer! Diesmal zeigte sich das Sxottlächeln auf seinem Antlitz. „Ach, Fräulein Lobine! Sie machen also auch mir Wetter ? Diese Arbeit können Sie sich künftig hin ersparen. Sie sind schon genug im Haushalt beschäftigt. Bei Mir soll sich Niemand — durch kleberanstrengung — zu Grunde richten." „Herr Lämmel —" „Scho» aut, liebes Fräulein kobinchcn, ich weiß! wenn der Mann sich zeigt, dann ist Sonnenschein, das Frauenzimmer aber bringt allemal Regen oder Sturm —" Fräu'ein Lobine rauschte bebend vor Zo>» hinaus, sogar der gewohnte vcrnichiunasblick war von ihr vergessen worden. Krachend fiel die Thür' hinter ihr in's Schloß. „Ich sag' cs ja," nickte Lämmel, „Regen oder Siurin." — vielsagend. Die kleine Elsa: „Mamachen dürfen wir Mann und Frau spielen?" M ama: „Ja, aber beim Effen dürft ihr Euch nicht die Tcller an den Kops werfen."