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Dresdner Nachrichten : 23.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188805230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-23
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.05.1888
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nicht nur gleich bereit, auf den Gedanken einzuaehen, sie legten io größeren Eifer an den 'Lag als MAine selbst uiw sein . sei . ffitermäniier. Sie wallen, daß die Kammer nicht zwei Tage in der Woche den ernsten Geichttften nnd die übrige Zeit de» allge mein politische» Erörterungen und Interpellationen widme, sonder» das, sie für jene Zwecke immer drei Tage in der Woche bestimme und nur an «mein Tage, am liebsten Sonnabend, siel, mit Inter pellationen und dergleichen beschäftige. An der Zustimmung der anderen Parteigruppen ist kaum zu zweifeln nnd so könnte die gute Absicht zur Wirklichkeit werden. Die unglückselige 1885er Kammer, die an der Zerrüttung der iranzösischen Beihällnisse einen io ber- bängnchvvllcn Aulheil bat, zu guter Lebt auch einmal ernst arbei ten zu iehen, würe rin neues und überraschendes Schauspicl. Pari s. I» TourS veranstaltete man am Sonntag verschie dene Experimente znin Zwecke der Feststellung, aus welche Art und im Kriegsfälle Depeschen am b Weise u» Kriegsfälle Depeschen am ichnellüen zn befördern sind. Die für den Versuch gewöblte Distanz »wischen Tonrö »nd Mont- bazon betrügt genau 12 Kilometer. Als Beförderungsmittel der fch»ellsle» Art wurde» zugelassen: 2 Dragoner. 2 Husaren, Velocipe- diilcn, Zwei- und Trcuadsnbrer, ein Till»»», 2 Kriegsblinde und Brieftaube». Tie Brieftauben legten den Weg i» 5 Minute» 35 Sekunden zurück: die Husaren in 7 Minute» 57 Sekunden; die Dragoner ln 8 Minuten; dir KriegSbunde in 8 Minuten 8 Sekun den ; die Ziverradlalirer in 9 Minute» 12 Sekunden; die Drcirad- iahrer in 10 Mnnileii -10 Sekunden »nd der Tilbur» (zweirüvrige tleine Chaise) in 12 Minuten und 5 Sekunden. -- In ocm kürzlich erwähnte» Zfaubmordprozesst. in welchem zwei Männer und zwei Frauen nngeklaat waren, eine» Ubrmacher ermordet nnd dielen in Stücken zerschnitte» in die Panne geworfen zu vaben, ist der eine der Angcllagten zum Tode verurtlicilt worden; die anderen Ange klagten erhielten 10. 6 und 4 Jahre Gesängniß. Keiner der Ber- uilheiltc» hat die That eingestande» »nd als bei der Urlheilsver- lüiitugnng süinmtliche 4 Angeklagte» sich wie ein Man» erhoben, um lärmend und tobend gegen ihre Berurtbeilunn zu protestier», wurden die Geschworenen dadurch i» ihrer ausgesprochenen Urbcr- zcuguiig derartig erschüttert, das; sie sofort ei» e>»fti»»nigeö Gnaden gesuch für den zur» Tode Verdammten an den Präsidenten der Re publik abgehen liehen. Italic». Der Finanzminisftr Baron Magliani wurde wieder- holt »r der Kammer angegriffen. Er stand bereits unter dein letzien Preu»ciini»is>er Teprelis an der Spitze deS dorncitteichslcn aller Geschäftszweige und ist von dein jetzigen Premier Erispl mit übcr- »vnuue» worden. Was die Wibcriacbcr Maglianl's demselben hauptsächlich zum Borwurf machen, ist die schwere Schuld, daß er dein lechen Premier treu an die Hand gegangen ist, die Pläne durchzusübreu. welche die heutigen Kritiker ihrem damalige» Führer ansgcnöihigt halte». So sonderbar dieser Beschwerdegruiid klingt, so mchciut doch der parlanienlarffche Unfug, durch welchen man heute de» armen Sünder zmn Rücktritt zu zwingen sucht, noch be deutend sonderbarerman ftimmt offen siir die Vorschläge der Ne gierung und verwirft sie »ernach iin Dunkel der geheimen Ab stimmung. Bei der letzten Gelegenheit wulde die Vorlage über die Geiiieindebeslelierililg im Finanzariöichusse von der Mehrheit im Eüweislänbnij; mit der Regiernng durchberathen und abgeändert und die io umgestaltete Vorlage, das Kind der Mehrheit, von ber iechen Mehrheit in geheimer Abstimmung zurückgewieft». Dieser Fall gab dem Premierminister EriSPi Anlaß, den Gegnern Magliam's eine legclrcchle Strafpredigt zu halten. „Ihre heutigen Beschwer de»", bemerkte er. „sind nicht praktisch und »och wenige» gerecht. Tie auswärtige Politik ist nun einmal, wie sie ist, und Sie können keine Linie daran ändern. Gleichwohl ist mir jene Abstimmung vom leche» Sauistage (in der afrikanischen Angelegenheit) ein Trost geweieu uud bat meine Hoffnungen neu belebt. Für daS Heer und die Flotte wisse» C»e seit längerer Zeit, daß cs nicht angeht, auch »uraauen Heller weniger auSzugeben, als heute. Tie öffentliche» AiMc» sind (mit Nachdruck) Ihre Arbeiten. (Großer Beifall.) EiMlbst habe» die Gesetze von 1879 und 1881 durchgesetzk. (Er- iieuIU Beifall.) Es ist nicht meine Sache, darüber zu »rtbeile», weil sie ui», einmal Geich sind, allein Sie haben nicht das Recht, »US für Ihre eigene» Werke die Schuld auszubürdeu (Lange an- daueruder Beifall.) Tic Eileubahnverträge, die ich bekämpft habe . . ." Hier erhob sich cm Beiiallssturm auf der Linke», der Le» JftLucr minuftniaiia nicht volleiidcu lies;. Nian Ualichte bis zur Eischopsuug. Ais die 9 in he allmählich wieder eiutrat, schloß Erispi »iii de» Wvrl>ii: „Das ganze Kabrnck ist mit dem Fiuauz- »»»iiter ieiidarifth. Ich habe weiter nichts z» sagen. Nur mochte ich dic Hoffnung ausiplkcheu, daß Sie auch dieses Mal, wie srühec, vollständig unsere Pvlilft billigen weiden." (Allgemeiiicr Bestall.) Trc Eröriciuug loar mit dieser Rede entschieden und erledigt. Man begann von der Fvun des VerlrniirnSvvlnmü zu reden. Das Ende war die Genehmigung einer Tagesordnung, die das Vcrirnuen der Kammer zu dem Finanzplan der Negierung beku» dete. Von 213 auweienden 2lbgcvrdue!eii ftiimiiteu 210 für, 29 gegen dic Negierung, und 4 eiilhicttm sich der Abstimmung. In der anläßlich der Ablchassung der Sklaverei in Brasilie» an den brasilianische» Episkopal gerichtele» päpstlichen Enchklika i. In züuni»i8") sagt der Papst, wie bercus gemeldet, daß ihm keinS der Gcichenle, ivelche er zn scuicm Iiibilämn erhalten, angenehincr geivcfc» iei, als die Abschaffung der Sllavcrei in Brasilien, wie er dies bercils im vergangene» Januar dem brasilianischen Gesandten eillärl habe. Der Papst erkennt die in dieser Beziehung von dem Kaiser und der Regcnlm an den Tag gelegte Fürsorge an, ver breitet sich sodann »bei die ganze christliche Lehre von der Sklaverei »nd dcr Freiheit und hebt hervor, wie »r Folge der Ervsündc das Meiischeiigeschlccht sich ernledrigle. und wie bei allen, selbst den cipftisillesien Völker», so bei de» Griechen und Römer», es eim Ge setzgebung gegeben habe, kraft deren ein Thcil der Menschheit eine dcm Eigrmhnin und dcr Laune ftinrr Herren unlerworieiie Sache war. Von de» ersten Zeile» seines Bestehens an habe das Ebusten- ihiim die Gleichheit aller Menschen erllärt. indem es gleichzeitig die Uiilnwerfting predigte, um nicht den allgemeinen Umsturz her- porznrmcii. Der Papst erinnert sodann an Alles, was seine Vor gänger zu Gmisten der Stlaven gethan — von Hadrian I.. dcr ihnen das Recht Zierlich, sich zn pcrheirathen, Pins kl. nnd Leo X., weiche ans Spanien und Portugal wegen Abschaffung des '.HegerliandclS cimoiclien, Pins >11.. der den Wiener Kongreß Mit dicicr Frage beschäftigte, bis ans Gregor XVI., der die Ncger- Iiäiidicr vcrmlheilte. Dcr Papst empfiehlt schließlich den brasiliani schen Bischinen, die Regierung des Kaisers zn unterstützen. — Ani der Encnvahnlime Florenz-Faeuza bestiegen 30 Arbeiter bei Gattaja den Draisiiicnzug, welcher in Folge des dort starken Gefälles ent gleiste. Die Arbeiicr stürzten in eine 25 Meter kiese Schlucht; 2 derselben blieben sofort todt, 20 wurden verlebt, davon 5 lebensge fährlich. Spanien. Tie „Rvrdd. Allg. Zig." veröffentlicht in ihrer Rund schau einen sehr iiimpalhiichen Artikel übcrdie spanische Ausstellung in Barcelona, es Hecht darin: Spanien bekundet durch diese Veran staltung, daß cS die Kraft und den Willen besitzt, aus de» Bahnen der Entwickelung seiner materiellen Hilfsquelle» beharrlich sortzu- schreiten, denn in der That ist diese Politik die einzig folgerichtige, welche Spanien befähigt, denjenigen Plast unter oen modernen Kiilliirslaalen zu erobern, welchen sich schon die Herrfchcrthätigkeft König AlscniS Xll. zmn Ziel gesteckt hatte, »nd dem auch die Be strebungen der Königi»-Rege»ti» Marie Ehristme liiiciilwegt nach trachte». Das versassungSmäßige Königihnm m Spanien hat seit der relativ kurzen Zeitspanne seines WaltenS sich durch pflichlgc- trcuc Arbeit an de» positiven 'Aufgaben des Staates eine moralische Machlstellniig >»> Innern zn crringc» verstanden, welche eine» schlagenden Beweis dafür erbringt. daß der Kern des spanUclren Volles die Wohllhatcn cmer stabile» Negierung kenne» und schätze» gelernt bnt und mu keine» Preis wieder zu den Zuständen einer trüben Vergangenheit znrilckkehren möchte. Gleichzeitig hat der einsichtige Thcil der Ration begriffe», daß jeder Fortschritt gründ licher Vorbereitung bedarf, und mißt von diesem Standpunkt aus dcm Vareelonacr Ausstelluiigs-lintclnehinen die Bedeutung eines MaßstabcS für das indnstricllc Können des Landes bei. Von dein Ersoige des Werkes hängt daher stir Spanien Vieles und Großes ab, deshalb die außerordentliche Theilnahme von Hoch und'Niedrig, sowie die herzliche Bciriedigung, welche die Kö»igin-Ncgc»tin gestern beim Empfange dcr iremden FlvtlcnbcsehlShaber zmn Aus druck bcachie, indem sic mit stk echt in dem Besuch dcr Geschwader ein kostbares Zeichen der syinpaihischen Theilnahme der Mächte ftir Spanien nnd das königliche Hans erblickt. Dir Allgemeine Weliauöstclliiiikt ist in Barcelona am 20. Mai nntcr Glockengeläute durch bre Königin-Regentin j» seierlichsler Weise eröffnet worden. Dic Königin begab sich mit dem ge summten Hofstaate m offenen zweiipänmgcn Wagen nach der ab seits von der Iiidiistlicansstellmia ebenfalls im Parke liegenden AuSslcllnng der schöne» Künste und von dort zu Fuße nach dem HnnPi-AiisstellmigSpalaste. Ter Bürgermeister von Barcelona und ver RegicliingSkoiiittiissar bcgiüßicn dic Königin in längoren An sprache». Nach derselben erklärte dcr Ministerpräsident Sagasta die AnSstellung für eröffnet. Die Königin wurde mit lebhaften Kundgebungen begrüßt und machte in dcr Industrieausstellung einen Rundgana durch sümmtliche Abheilungen. In der spamschen Abheilung verweilte sie längere Zeit, ebenso in der österreichischen. Sic besichtigte eine große Zahl von Ausstellungsobjekten mit großem Interesse. Gegen 0 Uhr zog der Hof sich zurück, nachdem die Regent»! sich gegen daS AnSstellungSeainitec äußerst befriedigt iiber die Ausstellung geäußert hafte. Im Gefolge der Königin befanden sich u. A. außer dem Ministerpräsidenten Sagasta der KricgSnunister Cajsola. daS ganze diplomatische Corps, die Capttanc und Offiziere der >m Hase» vor Anker liegenden Kriegsschiffe aller Seemächte, lowie die Spitzen der Provinzial- nnd Lvkalbehörden. Die Ausstellung übertrisst alle bisher gehegten Erwartungen. Am hervorragendsten sind dic Ausstellungen Spaniens, Oesterreichs, Belgiens, Frankreichs, Englands und Ehmas. Die deutsche Ab heilung ist dagegen »och ziemlich nnsertig und die Betheiligmig ausfallend gering Zwilchen Barcelona und dcr Gienze fand ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzügc statt, wobei dem 'Vernehmen nach 5 Perso nen grtödtet und etwa 60 verwundet sind. England. Der Angstrns: .England in Gefahr" hat gezündet nnd in der That die erste ReichSpcftlieidiarings»iaßregrl groben Stils in Bewegung gelebt. Zwei Borlagcn wurde» vom Unter- hausiührer cingebracht. von ocncn die eine 850,000 L. behufs Schaffung eines australischen Geschwaders und die andere 2.600,000 L zum Schube von Häsen »nd Kvhienslativne» beanwrucht. Zmn erste» Male reichen sich also Mutterland und Tischler die Hände aus dem Gebiete des Floftenjclmtzes. Nur knüpse ma» nicht zn große Hoffnungen an diesen Aiffana; denn bei einem die ganze Erde umspannendeir Reiche, dessen Land- und Seemacht so ver nachlässigt ist. wirken obige 3'/« Mill. L. nur wie ein Tropft» im Meere. Was hak England beispielsweise mit den 11 Mill. L. er reicht. die Gladstnne leichte» Heizens während der afghanische» Panik forderte? Es wurden Maulesel gekauft und Schuellkrenzer gedungen: nnd schließlich blieb von jenen Millionen nichts übrig, als die durch die Erhöhung der Einkommensteuer auigelrischlc Er innerung. ES wäre also verfrüht, wenn man sich schon vorsftllte. daß Großbritannien demnächst im Besitz einer seiner Weltslclliuig würdigen Flotte sein werde. John Bull ist dafür noch nicht reis; er hat noch keine Lust, seine» Beutel zu öffnen; und daher wird auch obige Summe von 3'ft> Mill. L. nicht etwa in das Jahres- bndget gestellt, uni sofort aufgebracht und getilgt zu werden, son dern sie wird verschämter Weste dcr Staatsschuld in 3pcoze»tigen Schuldscheinen ausaebürdet; und selbst hier wagt man es nicht, sie als eine dauernde Vermehrung derselbe» hinzristcllen, sonder» stellt ihre Tilgung durch die Zinsen der Suezkanal-Aktten in Aussicht. .Heil dem seligen Beaconssield! Hätte er nicht damals dem Exkheoive die Ac-tien abgetanst, so wäre cs jetzt der Regierung kaum möglich gcweje», dem eiigliichc» Philister die Verthc>d>n>i»gs- pille zn verzuckern. Jedensalls muß weiteraewühlt werde», wie es der „Tally Telegraph" thut, welcher tagtäglich unter dcr Auf schrift „England in Gefahr" die Lcumglocke läutet. Wir wissen jetzt aus berufenem Munde, daß die Wegnahme Londons ein Kinderwiel ist, daß Malta und Gibraltar blos gemalte Feslnngs- rieien sind, daß England keine Kanonen zu gieße» im Stande ist, dic mit seine» Brdülfiiissen Schritt halten, daß dcr „Dailh Tele graph" nnverhvhlen den Raft, giebt, sich an Krupp in Esse» zu wenden, kurzum, England gesicht heute offen ei», daß derjenige Feind, dcr cs ribcrr»inpeln wollte," dies ini Lauft dcr letzten zehn Jahre ungcstrast thnn konnte. Die Londoner Polizei erhielt die Information, daß die Mit glieder des Elanagael in New-Pork einen ähnlichen Mord vorbe reiten, wie die Phönix-Park-Tragödie, bei welcher Lord Friedrich Cavendish ermordet wurde. Die Polizei überwachte Thvinas Bren- rnann in Amerika, welcher als Secretär der irischen Land-Liga den Phönix-Park-Mvrd geplant hatte, nnd fand Brenman» in geheimer Zusammeiiknnst mit John Walsh, welcher sofort nach Havre flüchtete nnd in einem ohfturen Holet in Paris unter falschem Namen jetzt lebt, von dcr Polizei scharf überwacht. In London hat sich eine englffch-vstasrikanischc Gesellschaft ge bildet, deren Gebiet an das dcr dcnlsch-vstasrikcinijchcn Gesellschaft grenzt. Irland. Ter parnellilische Deprttirte Eondon, welcher aus dem Gefängnisse zn Cork enilassen worden war. wurde am Tage daraus wegen Austestung dcr Bevölkerung, ihre gesetzlichen Be>ostichtu»gcn nicht zu erfüllen, zu einer Gesängnißstrafe von einem Monat ver- mlhcift. Rußland. Ta cs sich jetzt sicrausgcstellt hat, daß dic eigent liche Begründung der russischen Floite, namentlich der ersie Bau des erste» Kriegsschiffes, 1090 (zu Worrmcch) stattftrud, wurde das für dieses Jahr anberaunite Flotteu-Jubiläum auf 8 Jahre später, auf I8!X>, vertagt. Rumänien. Die oppositionelle Presse veröffentlicht sortwäh rend Tendenz-Nachrichten über Bauern«Unruhen, Pächter-Ver schwörungen, PräftndeiftschaftS-Unftriebe, bezweckend, die Bevölke rung in permanente» Unruhe zu erhalten und das Vertrauen in dic RcnftlriiigSfähigkeit des jetzigen Kabln 15hi»a. Tie Kaiserin-Müller und miliere Negentin wird nun mehr ihren Wohnsitz im westlichen Park und Palast zn Peking nehmen, welchen der junge Kaffer für seine Mutier bestimmt hat. Der Kaiser verkündigt diesen seine» Eniscbluß dem Volke in einer Proklamation, in welcher er sagt, es bade ihn innerlich schon seit Langem beun ruhigt, daß dic Kaiserin keinen Wohnsitz habe, „wo sie Ruhe nnd Erholung während der geringen Mnßezeft iände, welche die mgnnig- salligcn Sorgen für den Staat ihr übrig ließen." Darauf be schreibt der junge Hcrischer bis in's Einzelne, in welcher Weise er seine, kindlichen und pflichtgemäßen Liebe Ausdruck zu neben bc- gbsichlicft ..in ehrerbiciigcr Nachahmung des vom Kaiser Kien Lang ge- setzlen löblichen Beispieles." Die Kaiserin-Wittwc hat die Proiia- mation mit einem Dekret erwicdcrt nnd sagt, „daß sie nicht unge hörige E»»vc»diingeii mache» wolle, um w mehr, da die Mittel ans Privaicripariiissen dcr kaiicrlichcn Familie flössen »nd somit das Land kein Opftr zu bringen habe." Der Erlaß schließt mit der folgenden mütftrlichcn Erniahming an den kaiserlichen Sohn: „Dcr Kaiser wird allmählich jetzt Mann. Dic größte Achtung, dic er uns erweisen kann, besieht dann, daß er seinen Körper in Zucht hält, seine» Geist cnlwickelt, fvriwährend sich die gute Verwaltung der Regierung angelegen sein läßt und sein Volk liebt. Möge die gegenwärtige Achlungsbezeugting nicht der Vorbote sein, daß er sich künftig behaglicher Ruhe und dem Vergnügen hingirbt. ES ist unsere starke Hossming, daß die Minister miteinander wetteifern werden, Verschwendung zu verhindern und gute Negierung zu sichern." Der „Ehineie Times" zniolge ist die gegenwärtige Bcvölkc- Szifser des chinesffchen Reiches aus 380 Millionen Einwohner ^ bedeutend " ru»a gi> . . . . zu schätzen. Diese Zahl würde bedeutend höher lein, wenn nicht wiederholte Hungcrsnölhe und Uebcrichwenimungen. zumal der mit furchtbare» Menichknopftcir verbundene Taching-Aufstand, die Be völkerung, welche 1649 schon auf 412 Millionen gestiegen war, be deutend verringert hätte. Amerika. Ter Mississippi ist bei Qninch (Illinois) zwar in langsamem Fallen begriffen, bedeckt aber noch 250,000 Ha. 2 bis 3 Meier hoch ruft Wasser. Ter Schaden wird auf 3 bis 4 Millio nen Dollars geschätzt. Afrika. Nach einer Meldung des „Afrct" ans Adria soll der Sohn des NegnS, Kronprinz Ras-Area-Selaffin, den gegen ge nannte Stadt pordriiigendc» Derwischen beim Dorfe Maglan, unweit des TzanasecS, eine totale Niederlage bcigebracht nnd sie bis nahezu an die Grenze des Königreiches Gvggiam zuliickgelvorsen haben. Mehr als 2000 gefallene Derwische sollen dabei das Schlachtfeld bedeckt haben: aber auch die Messt,»rer sollen schwere Verluste erlitten haben. Indessen fiel letzteren auch das Lager der Derwische »r die Hände, i» dem »un auch viele Kostbarkeiten, welche diele aus den abesshirischeu Kirchen nnd Klöstern geraubt haste», vorgcsiiirde» wurden. In der Hauptkirche dcr ehemalige» .Hauptstadt Gviidar, welche von den Derwische» schon auf's Aenßcrsle bedroht war, wurde aus diesem Anlässe ein feierlicher Dank gottesdienst abgehalten. Fkitillelon. s In Folge dcr Eikraiiknng von Frl. Flösse! hat die heutige Vorstellung ti» Kgl. Hostheater (Neustadt) geändert werde» müssen; anstatt dcr „Neue StiltSarzt" gelangt der „ Vureaukrat" zur Ausführung. In der morgenden Ausführung de? Brachvogel'schen Schau spiels" „Narziß" im Königs. Hostheater (Neustadt) beginnt Herr Weiß vom Stadttheater in Köln tn der Titelrolle sein auf En gagement abzielendcS Gastspiel. -f Dem Residenztheater kam die Abkiihliiiitz der Tein- peratnr am Psiirgstnwntag besonders zu statten: die Raume waren wie zu guter Theaterzeit gefüllt und der „Tolle E»ffaü" üble seine» zwerchfellerschütternden Zauber in ungeichwächter Kraft auf die Zuschauer c»,S, die sich über Blcnckc's drolligen Champagner- schwipps so zu sage» wieder krank lachen wollten. Aber auch Herr Eichhvlz und Iran Leonhard erregten stürmische Hclftrkcit. Es ging Alles wie aus der Pistole geschossen; dic Herren 'Nissen und Kur- spielten mit entzückender Leichtigkeit, ebenso Herr Schmidt und Herr Lorenz und die Damen Mahnau, Kaden und Steimann sahen wie ihre lieblichen Schwestern aus der Flur draußen noch einmal so frisch aus nach dem erfrischende» Regen. Mit einem Wort — cs ist ein Genuß, unftle luven Berliner Gäste spielen zu seben. Auch bas Hostheater erzielte am Psingstmoiftage mit „Preffosa" c>» seift» volles Haus. 7 2l n S Richard Wagners Sturm- und Drang- zrtt. Wagner hatte bekanntlich seit seiner Jünglinaszeit und bis an sei» Lebensende die Gewohnheit, nicht blos wichtige Briefe, sondernüberhaupt ledcs Sairisistuck zimachst ciufziifttzcn nnd dann in's Reine zn schreiben. Osteich seinen meisten, bisher veröffentlich ten Brieten verdankt auch der nachsteheriee dieser Gewohnheit seine Erhaltung iür die Nachwelt. Das B'vuillon von Waaner's Hand kam durch irgend einen Zufall i» den Handelsverkehr mit Autvgraphen und ist auf diese Weise bekannt geworden Hat der nachstehende Brief auch kein weiteres Interesse stir dic Knnslgeschichte selbst, so läßt er doch van 'Neuem scharr genug erkennen, wie Wagner von dcr untersten Stuft heraus sich einporarbcilen mußte und die Noch nnd »nnier die Noth vor der Thüre stand, ielbsl dicht neben dem Coulissenkampft der kleine» Theater. Als Wagner den folgenden, fast gänzlich unbekannten Brief schrieb, war er als Capel!,ne,ster am SladtthHiler ui Riga (1839i engagirt. Schon hiec muß il»n dcr Bvlwnft nemach! werden, Laß er leine Idee vom Wirthschait lichc» Harle. Selbst die Wohnung, die er bei 8t»0 Rudel ftihrlichen, Gehalt in Rißa hielt, war üner de» Stand hinaus gewählt. Sie lag in dem Billcnviertel dcr Stadt, und die zweimal tägliche Fahrt vom und znin Theater, welche initlclst eines eleganten, eigens hierzu gcniielheten Wagens erfolgte, legte in die Einkäiiite des erst kurz vcrl,e>ralh:ten EapellineisterS eure schwere Bresche, und beiläufig ebenso »»praktisch nnd kostspielig war iei» Leben auch in jeder anderen Beziehung eingerichtet. Ala» muß diese Umstände vorausschicken, uni das an de» Regisseur des Rigaer Theaters gerichtete Schreiben vollkommen berstäridlich zn machen. Es heißt darin: „Verchstester Herr! Zu dcr Zeit, als Herr v. Holter, den Herrn Musitdircllor Löbman» entließ, glaubte ich diesen Fall, der »ist im klebrigen zwar herzlicb leid that, und den z» verhüten ich mehrere, wiewohl vergebliche Verinche gemacht halft, insofern zu Gunsten meiner gerade nicht blühenden pekuniären Lage benützen zu müsse», daß ich Herrn v. Holtey den Vorschlag machte, ich wollte »un bis zum Ende meines Eontractcs die Verpflichtung deS Herr» Löbinairii (dies heißt das Einstudlren und Dirigiren der kleineren Ojiecn nnd Vaudevilles) übernehmen und ihm somit eine Gelegenheit bieten, mir nrit gutem Gewissen angesichts dcr Anstalt, deren Interesse er zn wahren hatte, eine Erleichterung in meinen beschränkten Gcld- Vcrhälluisftn dadurch schaffe» zu tönncn. daß er mir den Abzug meines VorlcliußresteS erlasse. Herr v. Holte» entgcgneft mir aber, daß er wenigstens diesen Vorschlag, meinen Vorichuß abzuvcrdieiien, nicht annkhiiie» könne, da er cs un Gegcnthcil für nölhig halte, augenblicklich noch Jemand zn cngagiren, der die Funktio nen des Herrn Löbinann übernehme: er müsse mir somit für mein Anerbieten danken und würde bis znm Eintritt eines »eilen Musikdirektors die fragliche» Operetten und Vaude villes von dcm Vorspicler des Orchesters diiigiren lassen." Der erwartete Musikdirektor ftas iu»r aber nicht sin. nnd im Ernst, verehrter Herr, würde ich es iür ziemlich unuöthig »nd »»nütz Halle», wollte» Sie bis ziii» September d. I. noch extra Jemand rür dieses Fach cngagiren, was m Wahrheit auch gewiß ihre Ansicht sein wird. Die Fuuklivnen desselben sind mir also ivmit natürlich zugewiescn nnd cs ist nun an Ihnen, den va» mir Herrn von Holter, früher gcthanencn und jetzt wiederholten Vorschlag gif tigst zu genehmigen. Verstehen Sie mich aber recht, verehrter Herr; es handelt sich hier nicht darum, daß ich mich für untiigianr und fahrlässig erweisen möchte, das kan» mir 'Niemand zum Vorwurf mache»; — im Gcgentheil biete ich Ihnen hier Alles an, was in meinen Kräften sieht, ich will gern Tag und Nacht stir das Theater arbeite», ich will jede Vcrpslichttmg übernehmen, der ich nur irgend Nachkommen kann, ich will ganze Partituren instnmicittircir und waS noch sonst verlangt werde» kan»; aber ich will mir auchdastir ansgeholten wisse»; das bin ich mir und meiner Lage ichuldig. Also nochmals, kurz und bündig, mein Verehrtester, ich wollte mir hier mit von Ihne» einen völligen Nachlaß meines Voischilsjes (versteht sich, ausgenoniinen der 30 Rubel, die ich zuletzt von Ihnen erhielt und die mir zn 5 Rubel jeden Äagcntag abznziehe» sind) erbitten und erbiete mich dagegen Alles zu übernehmen, was Sie nur irgend auf meine Schultern wälzen wollen, nur mit Ausnahme des Stiesel- wichsens und Wassertragens, welches letztere meine Brust jetzt nicht vertragen können würde, aber selbst Roten würde ich topften, wenn ich nicht von dcr melanchcüischen Beschäftigung zu sehr für eine Verdüsterung meines Temperamentes furchten niüßle. Die Gelegen heit ist da, mir zu helfen und ich bin überzeugt. Sic werden sic mit Jubel ergreifen und wenn es blos deshalb fern sollte, damit einst die Nachwelt von Ihnen zu sagen hätte: „Das war der Mann, der re. ic." Ihr ergebenster Richard Wagner." — Es fehlt die Möglichkeit, die hier gegebene Darstellung Wagner's zu controli- »en, doch liegt auch nicht dcr leiseste Verdacht vor, an dcr Richtig keit derlclbeii -u zweifeln. Wichtiger aber erscheint das Schreiben um des Einblickes willen, welchen es in die bedrängten Verhältnisse des großen Tondichters gewährt nnd am Wichtigsten wieder als Veiirag zur Biographie seiiicr Seele, wie man es nennen könnte, zur Erkemruiiß seiner pspchvlogischcn Entwickelung. Auch schon hier erkennen wir dasselbe Schwanken zwilchen tiefster Niedergeschlagen heit und höchster Zuversicht, dicielbc demüthige Zerknirschung in einem Athem mit dem Ausdruck höchsten Selbstgefühls; er ist be reit Alles zn übernehmen, was dcr Regisseur nur irgend wie auf seine Lchiilftrn wälzen will, „mit Ausnahme des StiefelwichsenS und Wassertragens," ja er will sogar 'Noten köpften, um sich aas seine» Gcldiiöthen zu befreien. 'Aber gleichzeitig legt er dem Re gisseur nahe, was die Nachwelt vo» ihm sagen würde, wenn er etwa Richard Wagner nicht helfen wollte! f Die Halskrankheit, an welcher Einil Götze leidet und zu deren Hebung er sich in Behandlung des Spezialarzfts Dr. Burger in Bonn befindet, ist eine Verdickung dcr Schleimhaut, welche den Verschluß der Stiinmbänder verhindert. Man versucht die Hebung des Leidens auf chirurgischem Wege mittelst Galvanismus und Elck- tricilät. Die ärztliche Behandlung Götze's kann unter Umständen noch ein ganzes Jahr in Ansvruch nehme», während welcher Zeit sich dcr Patient jeder künstlerischen Thätigkeit zu enthalten hat. ck Aus M Suchen schreibt unser Eorrespondcnt: Ter auf den 1- Juni festgesetzten Eröffnung der überaus reich beschickten Inter nationalen Kunstausstellung geht rin eigenartiges Leben und Treiben in hiesigen Künstlerkreffen voraus. Es gährt tu dcusclbcn ganz gewaltig uud greift eine Mißstimmung um sich, die stir die Sache selbst recht beklagenswert» zu werden beginnt. Ursache dieser Auf regung ist dic Thatsache, daß von dcr Jury dcr Ausstellung zahl reiche Werke bcdeulendcrer Künstler acceplirt, von dcr Hängekom- niiffft'N aber wegen „Platzmangel" zurnckgewiesen worden sind. Diese „Zurückweisung" aber empört die Betroffenen, weil cs That- sache ist, daß srft die retrospcctive Ablheilriiin Vo, dic Ausstellung von Gemälde» alter Meister, drei (!) Säle verwendet werden, ohne daß man zu dem üblichen Mittel eines Qncrbaues griff, und weil es ferner Thatsache Saal ftiiicr ff», daß Lcnbach eine» eigenen rcscrvftten in weichem er 40 bis 60 Maßregeln, nntcr welchen zugelheilt erhielt (d. l>. verlangte), in Bilder ausslellen wird. Ohne diese M nun Maler von Ruf zn leiden habe», wäre es raumtcchnisch mög lich gewesen, die von dcr JurN als auSstellimgSsähig bezcichneten Bilder iiukerznbringcn. Da eine Beriisniig. dic zu eiuer Aendcruug führen könnte, zu den Uiiinöglichkeitcu gehört, so erörtert man letzt die Frage, „ob sich eventuell eine richterliche Entschel- dnng (!) über den Bcichliiß der Jur» und den diesen Beschluß anshebenden Entschluß dcr Hä»acko>nmission herbefführcn ließe — ein Stadium kaavp vor dcr Eröffnung der Ausstellung, dus der Eigenartigkeit nicht entbehrt. Wie eine Bombe stillt in diese Situa tion die verbürgte Nachricht, daß das in Berlin von dcr Jur» zurückgcwicseiic Bild der Hc»»i»e Prcilschcn ..äloi'8 lurporator" für die Münchener Internationale Kunflausstelliing infolge geschickter Agitationen aus hohe» Wunsch «»genommen worden ist. Die Er regung ist dadurch nalürlich nur gestiegen, die wegen „Untauglich keit" Zurückgeivleieiieu veraustalteu eure» „Salon der Zurückge- ivftieiicu". an welchem sich die wegen „Raummangel" Zurückge- wiescncn nicht betheiligcn werden. Es dürfte interessgitt werden, wenn, was zu erwarten steht, m» Tage der Eröffnung der Richter entscheide» wird, wer die nftchtSirage der Zurückwciftrng wegen Platzmangels »er konstatrrbarer Ramnvergcudung tangirt hat. * Kaftriieiihviblüthen. „Kerls, die Welt dabei nuicrgeht; Ihr habt still zu stehen, und da gchtZhr eben „stillgestan- wcnn , . . den" unter!" er am Sonntag Hauptman» begegnet. . denn sonst könnt' er ra nicht spazieren gehen!" * Geistige Anstrengung. „Sehen angegriffen aus, Kamerad!" — „Js nur jcistig — gerade n bischen Unlerrrcht über Pserdebchaudlung gegeben . . Unteroffizier: „Was hat der Soldat zn lhnn, wenn 'Nachmittag mir stimm Schntz an» Arm dem Herrn :gnct? (Soldat schweigt). . . Nichts hat er zu lhnn. rs (Bst Mw-! ' ' ft ft/ ft . 1 M
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